Der Arbeitgeber. Nr. 667. Frankfurt (Hessen), 11. Februar 1870.[Spaltenumbruch]
liche Wohl des Landes, wie die Sicherheit von Menschenleben von * Guttaperchafabriken. Man schätzt die Anzahl Guttapercha- * Die Luft in Fabrikstädten. Der neueste Bericht von Dr. * Papier aus Hopfenstengel. Jm Elsaß, in Lothringen und * Verein von Dampfkesselbesitzern zur Ueberwachung von * Bessemerstahl. Das ursprüngliche Patent Bessemers's läuft Vermischtes. * Polizei in New=York. Auf 500 Einwohner kommt in * Zur Geschichte der Nähmaschine bringt die "Jllustr. Ztg." * Hohe Honorare. Der berühmte Augenarzt Gräfe in * Vermächtniß. Herr Friedrich von Diergardt in Bonn hat * Gerichtswesen. Die "Zukunft" in Berlin erzählt folgenden * Waffentragen außer Dienst. Jn Stettin haben sich die * Karl Noback, ein um die Handelswissenschaft sehr verdienter Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen, [Spaltenumbruch]
liche Wohl des Landes, wie die Sicherheit von Menschenleben von * Guttaperchafabriken. Man schätzt die Anzahl Guttapercha- * Die Luft in Fabrikstädten. Der neueste Bericht von Dr. * Papier aus Hopfenstengel. Jm Elsaß, in Lothringen und * Verein von Dampfkesselbesitzern zur Ueberwachung von * Bessemerstahl. Das ursprüngliche Patent Bessemers's läuft Vermischtes. * Polizei in New=York. Auf 500 Einwohner kommt in * Zur Geschichte der Nähmaschine bringt die „Jllustr. Ztg.“ * Hohe Honorare. Der berühmte Augenarzt Gräfe in * Vermächtniß. Herr Friedrich von Diergardt in Bonn hat * Gerichtswesen. Die „Zukunft“ in Berlin erzählt folgenden * Waffentragen außer Dienst. Jn Stettin haben sich die * Karl Noback, ein um die Handelswissenschaft sehr verdienter ☞ Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen, <TEI> <text> <body> <div type="jFinancialNews"> <div type="jFinancialNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0006"/><cb n="8204"/> liche Wohl des Landes, wie die Sicherheit von Menschenleben von<lb/> der Errichtung eines solchen Bureaus abhängt, und da wir kaum<lb/> eine einzige Zeitung in die Hand nehmen können, ohne nicht Ein<lb/> Argument zu dessen Gunsten zu finden, wird die Wichtigkeit der<lb/> Eristenz einer solchen Stelle einem Jeden ohne Weiteres einleuchtend<lb/> werden.“<space dim="horizontal"/> <hi rendition="#aq">A. D.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Guttaperchafabriken. Man schätzt die Anzahl Guttapercha-<lb/> fabriken in Amerika und Europa auf 150, welche durchschnittlich jede<lb/> 4--500 Leute beschäftigen. Diese Fabriken gebrauchen jährlich mehr<lb/> wie 10 Millionen Pfund Gummi. Trotzdem glaubt man, daß das<lb/> ganze Geschäft noch in seiner Kindheit sei; sicher ist, daß es Tag<lb/> für Tag wächst. Es ist vorläufig keine Gefahr vorhanden, daß die<lb/> Nachfrage aus Mangel an Rohmaterial nicht befriedigt werden könne.<lb/> Der Gürtel Land, welcher in einer Breite von 500 engl. Meilen<lb/> nördlich und 500 engl. Meilen südlich um den Aequator zieht, ent-<lb/> hält eine sehr große Anzahl von Gummibäumen. Man kann die-<lb/> selben 12 Jahre hintereinander anzapfen. 43,000 dieser Bäume hat<lb/> man auf einer Fläche von 30 engl. Meilen Länge und 8 engl. Meilen<lb/> Breite gezählt. Jeder Baum gibt durchschnittlich 3 Eßlöffel voll<lb/> Saft täglich, allein die Bäume stehen so nahe bei einander, daß ein<lb/> Mann den Saft von 80 Bäumen täglich sammeln kann.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Die Luft in Fabrikstädten. Der neueste Bericht von Dr.<lb/> Smith, engl. Regierungsinspektor der Sodafabriken ( Alkali Works ) ,<lb/> enthält einige Mittheilungen über die Beschaffenheit der Luft in meh-<lb/> reren großen Fabrikstädten, gegründet auf die Untersuchung des Regen-<lb/> wassers in denselben. Unter den verschiedenen Verunreinigungen,<lb/> welche der Regen mit sich reißt ist die Schwefelsäure, die sich theils<lb/> in freiem Zustand, theils in Verbindung mit Ammoniak und wohl<lb/> auch Natron vorfindet, die wichtigste. Regenwasser aus der Nähe<lb/> einiger chemischen Fabriken enthielt in 1 Liter 0,07 Grm. Schwefel-<lb/> säure, Regenwasser in Liverpool 0,035, in Newcastle on Tyne 0,43<lb/> und in Manchester 0,05 Grm. Schwefelsäure pro Liter und zwar<lb/> zum großen Theil in freiem Zustand; in Manchester z. B. röthet<lb/> Regenwasser stets das Lakmuspapier. Außer Schwefelsäure enthält<lb/> der Regen stets etwas Salzsäure. Dr. Smith, der die Luft in Man-<lb/> chester bereits im Jahre 1851 untersucht hat, findet jetzt in derselben<lb/> weit mehr Schwefelsäure als damals. Neben Säuren findet sich im<lb/> Regen der Fabrikstädte stets Ammoniak, theils wie die Schwefelsäure<lb/> in Folge der Verbrennung von Steinkohle, theils auch in Folge der<lb/> Zersetzung thierischer und pflanzlicher Körper. Jm Dezember 1868<lb/> wurden in Manchester in 1 Liter Regen 0,007 Grm. Ammoniak ge-<lb/> funden; der Regen in Newcastle enthielt ungefähr ebenso viel, der in<lb/> Glasgow etwas weniger und der in London im Februar d. J. etwa<lb/> halb so viel. Außerdem enthält das Regenwasser kleine Mengen<lb/> thierischer Zersetzungsprodukte, die beim Genuß des Wassers oft höchst<lb/> gesundheitsschädlich wirken. Die Untersuchung des Regens läßt noch<lb/> nicht darauf schließen, wie viel verunreinigende Substanzen ein be-<lb/> stimmtes Luftvolumen enthält. Um dies zu ermitteln, wurden ge-<lb/> messene Luftmengen mit reinem Wasser gewaschen. Es ergab sich<lb/> dabei, daß 1 Million engl. Kubikfuß Luft in Manchester an einem<lb/> schönen Novembermorgen ca. 160 Grm. Schwefelsäure und 13 Grm.<lb/> Salzsäure, in St. Helens, wo sich viele Soda= und Glasfabriken be-<lb/> finden, dagegen 149 Grm. Schwefelsäure und 13 Grm. Salzsäure<lb/> enthielten. Jn dem Badeorte Blackpool wurden dagegen in der<lb/> gleichen Luftmenge nur 1,3 Grm. Salzsäure und 10 Grm. Schwefel-<lb/> säure gefunden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Papier aus Hopfenstengel. Jm Elsaß, in Lothringen und<lb/> in Belgien wird ein ziemlich starker Hopfenbau getrieben, die Hopfen-<lb/> stengel aber, wie ja auch bei uns in Deutschland geschieht, werden von<lb/> den Landwirthen als „werthlos“ verbrannt. Jn diesem Jahre nun<lb/> hat ein in Marseille etablirtes Handelshaus Reisende durch das ganze<lb/> östliche Frankreich und Belgien entsandt, um hier überall, nach er-<lb/> folgter Hopfenernte, für ein Billiges die für werthlos erachteten<lb/> Hopfenstengel aufzukaufen. Jenes Haus läßt nämlich in einer von<lb/> ihm in der Nachbarschaft von Marseille errichteten Papierfabrik, aus<lb/> den chemisch behandelten Hopfenstengeln, ein durch schöne Weiße aus-<lb/> gezeichnetes, starkes und dabei doch weiches und biegsames Papier<lb/> herstellen, welches sich bereits im Süden Frankreichs vieler Beliebt-<lb/> heit erfreut.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Verein von Dampfkesselbesitzern zur Ueberwachung von<lb/> Dampfkesseln. Wie wir bereits gemeldet, besteht in der Schweiz<lb/> ein derartiger Verein, der sich nach dem „Bund“ immer mehr aus-<lb/> breitet. So hat die Regierung von Thurgau erst kürzlich auf eine<lb/><cb n="8205"/> Anregung von Zürich hin, beschlossen, daß sämmtliche Staatsanstalten,<lb/> in welchen sich Dampfkesseln befinden, dem Verein beizutreten haben,<lb/> ferner hat die Regierung die Jndustriellen des Kantons eingeladen,<lb/> dem Verein beizutreten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Bessemerstahl. Das ursprüngliche Patent Bessemers's läuft<lb/> im nächsten Jahre ab. Einige Eisenbahngesellschaften beabsichtigen<lb/> dieses zu benützen und ihre Eisenschienen gegen Bessemerschienen<lb/> umzutauschen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #g">Vermischtes.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Polizei <hi rendition="#g">in New=York.</hi> Auf 500 Einwohner kommt in<lb/> New=York ein Polizeidiener. Die gesammte Polizeimacht New=Yorks<lb/> betrug am 1. November 1869: 2679 Mann. Dieselbe hat im ver-<lb/> flossenen Jahr 2,745,894 Dollar gestohlenes oder verlorenes Gut<lb/> wieder zurückerstattet. Die Gesammtausgaben des Polizeidepartements<lb/> betrugen 2,837,836 Doll.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Zur Geschichte der Nähmaschine bringt die „Jllustr. Ztg.“<lb/> eine nicht ungeschickte Reklame für die Singer'sche Nähmaschine, in<lb/> der <hi rendition="#g">Singer</hi> <hi rendition="#aq">quasi</hi> als der Erfinder der Nähmaschine hingestellt<lb/> wird. Jm Wesen ist die Singer'sche Maschine nichts als eine<lb/> Schiffchen=Maschine, bekanntlich die erste, welche Howe erfand, nur<lb/> etwas verbessert. Eine wesentliche Abänderung der Howe'schen Bauart ist<lb/> die Wheeler=Wilson=Maschine, welche einen Greifer und Spulchen hat,<lb/> und die Kettenstich=Maschine, welche ganz ohne Schiffchen arbeitet.<lb/> Wir entnehmen genannter Darstellung, daß Singer ein Deutscher<lb/> war, gebürtig aus Heidelberg und gleich Howe mit vielen Schwierig-<lb/> keiten und Sorgen zu kämpfen hatte, bis es ihm endlich gelang durch-<lb/> zudringen, und schließlich eine der größten Nähmaschinen=Fabriken<lb/> Amerika's zu gründen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Hohe Honorare. Der berühmte Augenarzt <hi rendition="#g">Gräfe</hi> in<lb/> Berlin war kürzlich zu einer Konsultation nach Wien gekommen, wo<lb/> ihm für jeden Tag Aufenthalt 1000 fl. bezahlt worden sein sollen.<lb/> Außerdem ließ er sich, obwohl noch kränklich, bewegen eine kleine<lb/> Zahl Augenkranke zu untersuchen, von welchen der Geringste 5 Na-<lb/> poleons zahlte, so daß Gräfe während eines fünftägigen Aufenhaltes<lb/> 10,000 fl. eingenommen haben soll.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Vermächtniß. Herr Friedrich von <hi rendition="#g">Diergardt</hi> in Bonn hat<lb/> dem deutschen Spital in New=York 50,000 Dollar vermacht, unter<lb/> der Bedingung, daß ständig 10 Freibetten reservirt werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Gerichtswesen. Die „Zukunft“ in Berlin erzählt folgenden<lb/> kaum glaublichen Fall von Gerichtsbarkeit in Preußen: Der Polizei-<lb/> sergeant Klaus in <hi rendition="#g">Potsdam</hi> hatte einen Offizier dabei betroffen,<lb/> als er sich das Vergnügen machte, mit seinem Pferde auf dem Trot-<lb/> toir zu reiten. Der Polizeisergeant hielt den Offizier an, fragte nach<lb/> dessen Namen, und als diesen zu nennen der Herr sich weigerte,<lb/> forderte er ihn auf, ihm zur Wache zu folgen. Nach gewöhnlichen<lb/> bürgerlichen Begriffen sollte man nun meinen, daß der Polizeisergeant<lb/> Klaus seine Schuldigkeit gethan habe. Das Kreisgericht zu Potsdam<lb/> urtheilte aber anders. Es fand in diesem Verfahren des Polizei-<lb/> sergeanten einen Mißbrauch seiner Amtsgewalt und verurtheilte ihn<lb/> zu vier Wochen Gefängniß. Gegen dieses Urtheil hat Klaus appellirt<lb/> und ist er denn auch vor dem Kammergericht freigesprochen worden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Waffentragen außer Dienst. Jn <hi rendition="#g">Stettin</hi> haben sich die<lb/> Militär=Erzesse, denen sogar Damen ausgesetzt waren, so gemehrt, daß<lb/> das Kommando Maßregeln dagegen ergriffen hat. Jn der benach-<lb/> barten Stadt Grabow verwundeten 3 Soldaten einen Bürger, den<lb/> sie mit einem andern verwechselt hatten, dermaßen, daß an seinem<lb/> Aufkommen gezweifelt wird. -- Wer trägt die Schuld an diesen<lb/> Mordthaten? Fühlt sich Niemand gedrückt in seinem Gewissen?</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Karl Noback, ein um die Handelswissenschaft sehr verdienter<lb/> Mann, ist in Prag gestorben.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <p>☞ <hi rendition="#fr">Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen,<lb/><space dim="horizontal"/>was von volkswirthschaftlicher Bedeutung für sie<lb/><space dim="horizontal"/>ist und durch Zusendung von Jahresberichten,<lb/><space dim="horizontal"/>Zeitungsblättern und Flugschriften über wichtige<lb/><space dim="horizontal"/>Vorkommnisse uns im Laufenden zu erhalten.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [0006]
liche Wohl des Landes, wie die Sicherheit von Menschenleben von
der Errichtung eines solchen Bureaus abhängt, und da wir kaum
eine einzige Zeitung in die Hand nehmen können, ohne nicht Ein
Argument zu dessen Gunsten zu finden, wird die Wichtigkeit der
Eristenz einer solchen Stelle einem Jeden ohne Weiteres einleuchtend
werden.“ A. D.
* Guttaperchafabriken. Man schätzt die Anzahl Guttapercha-
fabriken in Amerika und Europa auf 150, welche durchschnittlich jede
4--500 Leute beschäftigen. Diese Fabriken gebrauchen jährlich mehr
wie 10 Millionen Pfund Gummi. Trotzdem glaubt man, daß das
ganze Geschäft noch in seiner Kindheit sei; sicher ist, daß es Tag
für Tag wächst. Es ist vorläufig keine Gefahr vorhanden, daß die
Nachfrage aus Mangel an Rohmaterial nicht befriedigt werden könne.
Der Gürtel Land, welcher in einer Breite von 500 engl. Meilen
nördlich und 500 engl. Meilen südlich um den Aequator zieht, ent-
hält eine sehr große Anzahl von Gummibäumen. Man kann die-
selben 12 Jahre hintereinander anzapfen. 43,000 dieser Bäume hat
man auf einer Fläche von 30 engl. Meilen Länge und 8 engl. Meilen
Breite gezählt. Jeder Baum gibt durchschnittlich 3 Eßlöffel voll
Saft täglich, allein die Bäume stehen so nahe bei einander, daß ein
Mann den Saft von 80 Bäumen täglich sammeln kann.
* Die Luft in Fabrikstädten. Der neueste Bericht von Dr.
Smith, engl. Regierungsinspektor der Sodafabriken ( Alkali Works ) ,
enthält einige Mittheilungen über die Beschaffenheit der Luft in meh-
reren großen Fabrikstädten, gegründet auf die Untersuchung des Regen-
wassers in denselben. Unter den verschiedenen Verunreinigungen,
welche der Regen mit sich reißt ist die Schwefelsäure, die sich theils
in freiem Zustand, theils in Verbindung mit Ammoniak und wohl
auch Natron vorfindet, die wichtigste. Regenwasser aus der Nähe
einiger chemischen Fabriken enthielt in 1 Liter 0,07 Grm. Schwefel-
säure, Regenwasser in Liverpool 0,035, in Newcastle on Tyne 0,43
und in Manchester 0,05 Grm. Schwefelsäure pro Liter und zwar
zum großen Theil in freiem Zustand; in Manchester z. B. röthet
Regenwasser stets das Lakmuspapier. Außer Schwefelsäure enthält
der Regen stets etwas Salzsäure. Dr. Smith, der die Luft in Man-
chester bereits im Jahre 1851 untersucht hat, findet jetzt in derselben
weit mehr Schwefelsäure als damals. Neben Säuren findet sich im
Regen der Fabrikstädte stets Ammoniak, theils wie die Schwefelsäure
in Folge der Verbrennung von Steinkohle, theils auch in Folge der
Zersetzung thierischer und pflanzlicher Körper. Jm Dezember 1868
wurden in Manchester in 1 Liter Regen 0,007 Grm. Ammoniak ge-
funden; der Regen in Newcastle enthielt ungefähr ebenso viel, der in
Glasgow etwas weniger und der in London im Februar d. J. etwa
halb so viel. Außerdem enthält das Regenwasser kleine Mengen
thierischer Zersetzungsprodukte, die beim Genuß des Wassers oft höchst
gesundheitsschädlich wirken. Die Untersuchung des Regens läßt noch
nicht darauf schließen, wie viel verunreinigende Substanzen ein be-
stimmtes Luftvolumen enthält. Um dies zu ermitteln, wurden ge-
messene Luftmengen mit reinem Wasser gewaschen. Es ergab sich
dabei, daß 1 Million engl. Kubikfuß Luft in Manchester an einem
schönen Novembermorgen ca. 160 Grm. Schwefelsäure und 13 Grm.
Salzsäure, in St. Helens, wo sich viele Soda= und Glasfabriken be-
finden, dagegen 149 Grm. Schwefelsäure und 13 Grm. Salzsäure
enthielten. Jn dem Badeorte Blackpool wurden dagegen in der
gleichen Luftmenge nur 1,3 Grm. Salzsäure und 10 Grm. Schwefel-
säure gefunden.
* Papier aus Hopfenstengel. Jm Elsaß, in Lothringen und
in Belgien wird ein ziemlich starker Hopfenbau getrieben, die Hopfen-
stengel aber, wie ja auch bei uns in Deutschland geschieht, werden von
den Landwirthen als „werthlos“ verbrannt. Jn diesem Jahre nun
hat ein in Marseille etablirtes Handelshaus Reisende durch das ganze
östliche Frankreich und Belgien entsandt, um hier überall, nach er-
folgter Hopfenernte, für ein Billiges die für werthlos erachteten
Hopfenstengel aufzukaufen. Jenes Haus läßt nämlich in einer von
ihm in der Nachbarschaft von Marseille errichteten Papierfabrik, aus
den chemisch behandelten Hopfenstengeln, ein durch schöne Weiße aus-
gezeichnetes, starkes und dabei doch weiches und biegsames Papier
herstellen, welches sich bereits im Süden Frankreichs vieler Beliebt-
heit erfreut.
* Verein von Dampfkesselbesitzern zur Ueberwachung von
Dampfkesseln. Wie wir bereits gemeldet, besteht in der Schweiz
ein derartiger Verein, der sich nach dem „Bund“ immer mehr aus-
breitet. So hat die Regierung von Thurgau erst kürzlich auf eine
Anregung von Zürich hin, beschlossen, daß sämmtliche Staatsanstalten,
in welchen sich Dampfkesseln befinden, dem Verein beizutreten haben,
ferner hat die Regierung die Jndustriellen des Kantons eingeladen,
dem Verein beizutreten.
* Bessemerstahl. Das ursprüngliche Patent Bessemers's läuft
im nächsten Jahre ab. Einige Eisenbahngesellschaften beabsichtigen
dieses zu benützen und ihre Eisenschienen gegen Bessemerschienen
umzutauschen.
Vermischtes.
* Polizei in New=York. Auf 500 Einwohner kommt in
New=York ein Polizeidiener. Die gesammte Polizeimacht New=Yorks
betrug am 1. November 1869: 2679 Mann. Dieselbe hat im ver-
flossenen Jahr 2,745,894 Dollar gestohlenes oder verlorenes Gut
wieder zurückerstattet. Die Gesammtausgaben des Polizeidepartements
betrugen 2,837,836 Doll.
* Zur Geschichte der Nähmaschine bringt die „Jllustr. Ztg.“
eine nicht ungeschickte Reklame für die Singer'sche Nähmaschine, in
der Singer quasi als der Erfinder der Nähmaschine hingestellt
wird. Jm Wesen ist die Singer'sche Maschine nichts als eine
Schiffchen=Maschine, bekanntlich die erste, welche Howe erfand, nur
etwas verbessert. Eine wesentliche Abänderung der Howe'schen Bauart ist
die Wheeler=Wilson=Maschine, welche einen Greifer und Spulchen hat,
und die Kettenstich=Maschine, welche ganz ohne Schiffchen arbeitet.
Wir entnehmen genannter Darstellung, daß Singer ein Deutscher
war, gebürtig aus Heidelberg und gleich Howe mit vielen Schwierig-
keiten und Sorgen zu kämpfen hatte, bis es ihm endlich gelang durch-
zudringen, und schließlich eine der größten Nähmaschinen=Fabriken
Amerika's zu gründen.
* Hohe Honorare. Der berühmte Augenarzt Gräfe in
Berlin war kürzlich zu einer Konsultation nach Wien gekommen, wo
ihm für jeden Tag Aufenthalt 1000 fl. bezahlt worden sein sollen.
Außerdem ließ er sich, obwohl noch kränklich, bewegen eine kleine
Zahl Augenkranke zu untersuchen, von welchen der Geringste 5 Na-
poleons zahlte, so daß Gräfe während eines fünftägigen Aufenhaltes
10,000 fl. eingenommen haben soll.
* Vermächtniß. Herr Friedrich von Diergardt in Bonn hat
dem deutschen Spital in New=York 50,000 Dollar vermacht, unter
der Bedingung, daß ständig 10 Freibetten reservirt werden.
* Gerichtswesen. Die „Zukunft“ in Berlin erzählt folgenden
kaum glaublichen Fall von Gerichtsbarkeit in Preußen: Der Polizei-
sergeant Klaus in Potsdam hatte einen Offizier dabei betroffen,
als er sich das Vergnügen machte, mit seinem Pferde auf dem Trot-
toir zu reiten. Der Polizeisergeant hielt den Offizier an, fragte nach
dessen Namen, und als diesen zu nennen der Herr sich weigerte,
forderte er ihn auf, ihm zur Wache zu folgen. Nach gewöhnlichen
bürgerlichen Begriffen sollte man nun meinen, daß der Polizeisergeant
Klaus seine Schuldigkeit gethan habe. Das Kreisgericht zu Potsdam
urtheilte aber anders. Es fand in diesem Verfahren des Polizei-
sergeanten einen Mißbrauch seiner Amtsgewalt und verurtheilte ihn
zu vier Wochen Gefängniß. Gegen dieses Urtheil hat Klaus appellirt
und ist er denn auch vor dem Kammergericht freigesprochen worden.
* Waffentragen außer Dienst. Jn Stettin haben sich die
Militär=Erzesse, denen sogar Damen ausgesetzt waren, so gemehrt, daß
das Kommando Maßregeln dagegen ergriffen hat. Jn der benach-
barten Stadt Grabow verwundeten 3 Soldaten einen Bürger, den
sie mit einem andern verwechselt hatten, dermaßen, daß an seinem
Aufkommen gezweifelt wird. -- Wer trägt die Schuld an diesen
Mordthaten? Fühlt sich Niemand gedrückt in seinem Gewissen?
* Karl Noback, ein um die Handelswissenschaft sehr verdienter
Mann, ist in Prag gestorben.
☞ Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen,
was von volkswirthschaftlicher Bedeutung für sie
ist und durch Zusendung von Jahresberichten,
Zeitungsblättern und Flugschriften über wichtige
Vorkommnisse uns im Laufenden zu erhalten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |