Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der Arbeitgeber. Nr. 673. Frankfurt a. M., 25. März 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] rathung kommen, weil im Bundesrathe sehr verschiedene Meinungen
über die anzuwendenden Grundsätze herrschen.

Handel und Verkehr.

* Errichtung von Lehrstühlen an Universitäten für die Handels-
wissenschaft. Die Breslauer Handelskammer hat vor Kurzem eine
Petition an den Handelsminister gerichtet, worin sie um Errichtung
von Lehrstühlen für die Handelswissenschaft an Universitäten bittet.
Bis jetzt bestehen an keiner Universität des preußischen Staates Ein-
richtungen, welche es dem jungen Kaufmann möglich machen, sich
auf seinen Beruf vorzubereiten, indem sie ihm Gelegenheit geben,
sich über Handelswissenschaften im engeren Sinn des Wortes zu
unterrichten; es wird dadurch solchen Kaufleuten, welche die Maturi-
tätsprüfung abgelegt haben, auch der Anreiz entzogen, eine Universität
zu besuchen, um sich dort eine allgemeine höhere Bildung anzueignen.
Die Petition ist eine wohlbegründete, unter anderm sagt dieselbe:
Jn früheren Zeiten, als es ein öffentliches Leben noch nicht gab,
war es für den Kaufmann gewissermaßen geboten, sich auf Erwerb
derjenigen Kenntnisse zu beschränken, deren er für seinen Beruf un-
mittelbar bedurfte. Dem Kaufmann liegt jetzt ob, an der Lösung
von Aufgaben mitzuarbeiten, welche früher ausschließlich der Sorge
des studirten Beamtenthums anheimfielen. Er hat als Mitglied von
Handelskammern, als Geschworner, als Stadtverordneter, als Abge-
ordneter thätig zu sein, die Entwicklung des Handels und Verkehrs,
die Gestaltung des kommunalen und politischen Lebens sind Dinge,
die fortan innerhalb seines Gesichtskreises liegen müssen." Es ist zu
wünschen, daß sich die übrigen Handelskammern dieser Petition an-
schließen und vor allem daß derselben Gehör gegeben werde, was
allerdings von dem gegenwärtigen Unterrichtsminister schwerlich zu
erwarten ist.

* Eine neue Expedition nach Ostasien. Wie wir bereits
mitgetheilt, hat sich ein junger energischer Kaufmann in Köln,
F. Peil, entschlossen, ein Schiff in Holland nach Ostasien auszurü-
sten, und dieses mit Waarenproben, die wichtigsten deutschen Jndustrie-
Zweige repräsentirend, zu befrachten, um in China und Japan der
Gewerbthätigkeit Deutschlands neue Märkte zu verschaffen. Mit
allen Vorkenntnissen in Bezug auf Land und Leute ausgerüstet, bringt
er seiner Jdee große pekuniäre Opfer, er hat aber auch die Freude
zu sehen, daß diese Jdee nicht blos von den meisten deutschen
Handelskammern, sondern auch von dem preußischen und östreichischen
Handelsminister warm unterstützt wurde, und daß das Bundeskanzler-
amt in Berlin ihn den Konsuln des Bundes in Ostasien empfohlen
hat. Dasselbe dürfte voraussichtlich auch von Seiten der östreichischen
Regierung geschehen. Die deutsche Presse hat mit vieler Wärme das
Unternehmen Peil's unterstützt, das einen deutschen Charakter tragen
soll, und daher der Berücksichtigung unserer Fabrikanten empfohlen
zu werden verdient. Jn erster Linie stehen die kaufmännischen Zwecke,
und vertritt Peil die Jnteressen des Handels und der Jndustrie des
Gesammtvaterlandes. Er wird mehre Jahre die fernen Gegenden
bereisen, überall Handelsverbindungen anknüpfen und einen auf durch-
aus solider Basis beruhenden Absatz heimischer Fabrikate anzubahnen
suchen, der uns im Großen und Ganzen noch fehlt, während ihn
England längst besitzt, Rußland ihn vom Amur aus und von Tur-
kestan her ins Leben zu rufen sucht. Gegen Rußland zu konkur-
riren muß unseren Jndustriellen sehr leicht sein. Es liegt also in
ihrer Hand, die sich ihnen darbietende Gelegenheit zu benutzen, damit
die Unternehmung Peil's Nutzen bringen könne. Die Jdee ist vor-
treflich; möge sie nicht durch Theilnahmlosigkeit unausgeführt bleiben.

   

* Eisenbahnbetrieb im Norddeutschen Bunde. Der Ar-
tikel 43 der Bundesverfassung ordnet an, daß auf den Eisenbahnen
im Norddeutschen Bundesgebiete übereinstimmende Betriebseinrichtungen
getroffen, insbesondere gleiche Bahnpolizeireglements eingeführt werden
sollen. Jn Ausführung dieser Bestimmung hat die preußische Regie-
rung einen Entwurf ausgearbeitet, welcher jetzt dem Bundesrathe zur
Beschlußnahme vorgelegt worden ist.

-- Die badische Kammer hat den Bau der Eisenbahnen im
Wattachthal, ferner von Mannheim nach Worms und von Neckar-
gmünd nach Eberbach genehmigt.

* Postwesen. Mit dem 1. April d. J. sollen für den Um-
fang des norddeutschen Postgebietes sogen. "Postbestellzettel" einge-
[Spaltenumbruch] führt werden, auf denen einfache Waarenbestellungen oder ähnliche Mit-
theilungen kurz notirt und zum Portosatz von 1 / 2 Sgr. befördert
werden können.

* Postreform. Die belgische Regierung beabsichtigt eine ein-
förmige Brieftaxe von 10 Cent. für das ganze Land einzuführen.
Spät kommt Jhr, doch Jhr kommt.

* Dampfschifffahrt. Jn dem englischen Jngenieurverein wurde
kürzlich die Zahl der englischen See=Dampfer auf 364 angegeben.
Bemerkenswerth ist, daß Amerika kein einziges Dampf=Boot auf der
Linie nach England hat, weil deren Bau in Amerika zu theuer ist.
Es können mit Vortheil nur Schrauben=Dampfer angewendet werden,
die jetzt mit weit höherem Druck arbeiten als früher. Die Anwen-
dung der Expansion und Oberflächen=Condensation wird gegenwär-
tig als wesentlich für die Kohlenersparniß angesehen. Den Kohlen-
verbrauch hat man bei den besseren Schiffen auf2 1 / 2 Pfd. per Pferd
und Stunde herabgebracht und hofft es noch auf 2 Pfd. zu bringen.
Auf den Post=Dampfern werden nur lothrechte Cylinder, auf den
Kriegsdampfern waagrechte angewandt. Hinsichtlich der Tonnenzahl
stehen auf der Linie nach Amerika Dampf= und Segelschiffe sich gleich,
nach dem Mittelmeer überwiegen erstere, während sie nach Jndien,
China und Australien nur 1 pCt. der Segelschiffe ausmachen. Von
dem Suezkanal und der Pacific=Eisenbahn erwartet man wichtige
Veränderungen in der Schifffahrt. Letztere kürzt den Weg nach China
um mehre Tage. Eine Berechnung über den Verkehr pr. Suezkanal
ergab eine ziemlich große Dampferflotte, wenn derselbe allgemein be-
nutzt würde.

-- Jn Marseille kam das Dampfboot Europa, welches am
1. Januar von dort nach Bombay abgesegelt war, am 11. d. M.
wieder zurück, hat mithin mittelst des Suezcanals die Hin= und Herreise,
einschließlich des Ein= und Ausladens, in 70 Tagen bewerkstelligt.

* Banken. Das Statut der Deutschen Bank liegt bereits
vor. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 5 Millionen Thaler in
25,000 Aktien a 200 Thlr. Auf Beschluß des Verwaltungsrathes
kann eine Erhöhung des Kapitals bis zu 20 Millionen Tahler er-
folgen. Die Einzahlung geschieht in Raten von höchstens 20 pCt.
und in Zwischenräumen von mindestens 2 Monaten, doch können die
ersten 40 pCt. in einer Rate eingefordert werden. Den ersten Zeich-
nern ist das Recht vorbehalten, nach Maßgabe der noch in ihrem
Besitz befindlichen Aktien bei neuen Emissionen Aktien pro rata ihrer
ersten Zeichnungen al pari zu übernehmen. Nach 40 pCt. Einzah-
lung kann der Verwaltungsrath Aktien auf den Jnhaber liberiren
und Jnterimsscheine ausfertigen. Die Geschäfte der Gesellschaft dürfen
vor Einzahlung von 20 pCt. nicht begonnen werden.

-- Bank von Frankreich. Der Jahresbericht von 1869
ergibt einen Umsatz im Diskontogeschäft von 6,682,000,000 Frcs.,
den höchsten den die Bank seit ihrem Bestehen noch erreicht hat.

-- Gewerbebank von Ulm. Die Zahl der Mitglieder be-
trägt 837 gegen 770 im vorigen Jahr. Gesammtumsatz 5,148,358 fl.
34 kr. gegenüber von 4,615,552 fl. 34 kr. im Vorjahr. Die Spar-
beiträge der Mitglieder belaufen sich auf 166,907 fl. 49 kr. gegen-
über von 144,640 fl. 58 kr. im Vorjahr. Von dem Bruttogewinn
a 12,596 fl. 48 kr. gegenüber von 10,473 fl. im Vorjahr, wurden
dem Reservefonds 1165 fl. 45 kr. zugeschieden und es beträgt dieser
nunmehr 5195 fl. 26 kr. Den Mitgliedern konnte eine Dividende
von 8 pCt. gewährt werden. Mit der Gewerbebank in Verbindung
steht eine Sparkasse, vorzugsweise für Angehörige des Gewerbestandes,
Gehilfen, Dienstboten ec., welche sich gleichfalls als eine sehr wohl-
thätige Einrichtung erweist. Die Zahl der Einleger betrug Ende
Dezember 1869: 1398. Die Einlagen beliefen sich auf die Summe
von 30,633 fl. Der Gesammtumsatz im Jahre 1869 erreichte die
Höhe von 45,487 fl. Den Einlegern konnte eine Dividende von
4 pCt. gewährt werden.

-- Bayerische Hypotheken= und Wechselbank. Nach dem
soeben ausgegebenen Rechenschaftsbericht pro 1869 ist der Kassenver-
kehr bei der Hauptbank und deren drei Filialen von 134 Millionen
auf 172 Millionen, sohin um 38 Millionen Gulden gestiegen; das
Jahreserträgniß, welches 1867 39 fl. und 1868 40 fl. betragen
hat, hat sich im Jahre 1869 auf 42 fl. erhöht.

* Londoner Clearinghouse. Jm Londoner Clearinghouse wur-
den im Jahre 1869 nicht weniger als 3,626,396,000 L. Sterl.,
durchschnittlich täglich mithin 11,660,000 L. Sterl. liquidirt, gegen
3,425,185,000 L. St. und durchschnittlich täglich 10,978,000 L. St.
im Vorjahr.

[Spaltenumbruch] rathung kommen, weil im Bundesrathe sehr verschiedene Meinungen
über die anzuwendenden Grundsätze herrschen.

Handel und Verkehr.

* Errichtung von Lehrstühlen an Universitäten für die Handels-
wissenschaft. Die Breslauer Handelskammer hat vor Kurzem eine
Petition an den Handelsminister gerichtet, worin sie um Errichtung
von Lehrstühlen für die Handelswissenschaft an Universitäten bittet.
Bis jetzt bestehen an keiner Universität des preußischen Staates Ein-
richtungen, welche es dem jungen Kaufmann möglich machen, sich
auf seinen Beruf vorzubereiten, indem sie ihm Gelegenheit geben,
sich über Handelswissenschaften im engeren Sinn des Wortes zu
unterrichten; es wird dadurch solchen Kaufleuten, welche die Maturi-
tätsprüfung abgelegt haben, auch der Anreiz entzogen, eine Universität
zu besuchen, um sich dort eine allgemeine höhere Bildung anzueignen.
Die Petition ist eine wohlbegründete, unter anderm sagt dieselbe:
Jn früheren Zeiten, als es ein öffentliches Leben noch nicht gab,
war es für den Kaufmann gewissermaßen geboten, sich auf Erwerb
derjenigen Kenntnisse zu beschränken, deren er für seinen Beruf un-
mittelbar bedurfte. Dem Kaufmann liegt jetzt ob, an der Lösung
von Aufgaben mitzuarbeiten, welche früher ausschließlich der Sorge
des studirten Beamtenthums anheimfielen. Er hat als Mitglied von
Handelskammern, als Geschworner, als Stadtverordneter, als Abge-
ordneter thätig zu sein, die Entwicklung des Handels und Verkehrs,
die Gestaltung des kommunalen und politischen Lebens sind Dinge,
die fortan innerhalb seines Gesichtskreises liegen müssen.“ Es ist zu
wünschen, daß sich die übrigen Handelskammern dieser Petition an-
schließen und vor allem daß derselben Gehör gegeben werde, was
allerdings von dem gegenwärtigen Unterrichtsminister schwerlich zu
erwarten ist.

* Eine neue Expedition nach Ostasien. Wie wir bereits
mitgetheilt, hat sich ein junger energischer Kaufmann in Köln,
F. Peil, entschlossen, ein Schiff in Holland nach Ostasien auszurü-
sten, und dieses mit Waarenproben, die wichtigsten deutschen Jndustrie-
Zweige repräsentirend, zu befrachten, um in China und Japan der
Gewerbthätigkeit Deutschlands neue Märkte zu verschaffen. Mit
allen Vorkenntnissen in Bezug auf Land und Leute ausgerüstet, bringt
er seiner Jdee große pekuniäre Opfer, er hat aber auch die Freude
zu sehen, daß diese Jdee nicht blos von den meisten deutschen
Handelskammern, sondern auch von dem preußischen und östreichischen
Handelsminister warm unterstützt wurde, und daß das Bundeskanzler-
amt in Berlin ihn den Konsuln des Bundes in Ostasien empfohlen
hat. Dasselbe dürfte voraussichtlich auch von Seiten der östreichischen
Regierung geschehen. Die deutsche Presse hat mit vieler Wärme das
Unternehmen Peil's unterstützt, das einen deutschen Charakter tragen
soll, und daher der Berücksichtigung unserer Fabrikanten empfohlen
zu werden verdient. Jn erster Linie stehen die kaufmännischen Zwecke,
und vertritt Peil die Jnteressen des Handels und der Jndustrie des
Gesammtvaterlandes. Er wird mehre Jahre die fernen Gegenden
bereisen, überall Handelsverbindungen anknüpfen und einen auf durch-
aus solider Basis beruhenden Absatz heimischer Fabrikate anzubahnen
suchen, der uns im Großen und Ganzen noch fehlt, während ihn
England längst besitzt, Rußland ihn vom Amur aus und von Tur-
kestan her ins Leben zu rufen sucht. Gegen Rußland zu konkur-
riren muß unseren Jndustriellen sehr leicht sein. Es liegt also in
ihrer Hand, die sich ihnen darbietende Gelegenheit zu benutzen, damit
die Unternehmung Peil's Nutzen bringen könne. Die Jdee ist vor-
treflich; möge sie nicht durch Theilnahmlosigkeit unausgeführt bleiben.

   

* Eisenbahnbetrieb im Norddeutschen Bunde. Der Ar-
tikel 43 der Bundesverfassung ordnet an, daß auf den Eisenbahnen
im Norddeutschen Bundesgebiete übereinstimmende Betriebseinrichtungen
getroffen, insbesondere gleiche Bahnpolizeireglements eingeführt werden
sollen. Jn Ausführung dieser Bestimmung hat die preußische Regie-
rung einen Entwurf ausgearbeitet, welcher jetzt dem Bundesrathe zur
Beschlußnahme vorgelegt worden ist.

-- Die badische Kammer hat den Bau der Eisenbahnen im
Wattachthal, ferner von Mannheim nach Worms und von Neckar-
gmünd nach Eberbach genehmigt.

* Postwesen. Mit dem 1. April d. J. sollen für den Um-
fang des norddeutschen Postgebietes sogen. „Postbestellzettel“ einge-
[Spaltenumbruch] führt werden, auf denen einfache Waarenbestellungen oder ähnliche Mit-
theilungen kurz notirt und zum Portosatz von 1 / 2 Sgr. befördert
werden können.

* Postreform. Die belgische Regierung beabsichtigt eine ein-
förmige Brieftaxe von 10 Cent. für das ganze Land einzuführen.
Spät kommt Jhr, doch Jhr kommt.

* Dampfschifffahrt. Jn dem englischen Jngenieurverein wurde
kürzlich die Zahl der englischen See=Dampfer auf 364 angegeben.
Bemerkenswerth ist, daß Amerika kein einziges Dampf=Boot auf der
Linie nach England hat, weil deren Bau in Amerika zu theuer ist.
Es können mit Vortheil nur Schrauben=Dampfer angewendet werden,
die jetzt mit weit höherem Druck arbeiten als früher. Die Anwen-
dung der Expansion und Oberflächen=Condensation wird gegenwär-
tig als wesentlich für die Kohlenersparniß angesehen. Den Kohlen-
verbrauch hat man bei den besseren Schiffen auf2 1 / 2 Pfd. per Pferd
und Stunde herabgebracht und hofft es noch auf 2 Pfd. zu bringen.
Auf den Post=Dampfern werden nur lothrechte Cylinder, auf den
Kriegsdampfern waagrechte angewandt. Hinsichtlich der Tonnenzahl
stehen auf der Linie nach Amerika Dampf= und Segelschiffe sich gleich,
nach dem Mittelmeer überwiegen erstere, während sie nach Jndien,
China und Australien nur 1 pCt. der Segelschiffe ausmachen. Von
dem Suezkanal und der Pacific=Eisenbahn erwartet man wichtige
Veränderungen in der Schifffahrt. Letztere kürzt den Weg nach China
um mehre Tage. Eine Berechnung über den Verkehr pr. Suezkanal
ergab eine ziemlich große Dampferflotte, wenn derselbe allgemein be-
nutzt würde.

-- Jn Marseille kam das Dampfboot Europa, welches am
1. Januar von dort nach Bombay abgesegelt war, am 11. d. M.
wieder zurück, hat mithin mittelst des Suezcanals die Hin= und Herreise,
einschließlich des Ein= und Ausladens, in 70 Tagen bewerkstelligt.

* Banken. Das Statut der Deutschen Bank liegt bereits
vor. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 5 Millionen Thaler in
25,000 Aktien à 200 Thlr. Auf Beschluß des Verwaltungsrathes
kann eine Erhöhung des Kapitals bis zu 20 Millionen Tahler er-
folgen. Die Einzahlung geschieht in Raten von höchstens 20 pCt.
und in Zwischenräumen von mindestens 2 Monaten, doch können die
ersten 40 pCt. in einer Rate eingefordert werden. Den ersten Zeich-
nern ist das Recht vorbehalten, nach Maßgabe der noch in ihrem
Besitz befindlichen Aktien bei neuen Emissionen Aktien pro rata ihrer
ersten Zeichnungen al pari zu übernehmen. Nach 40 pCt. Einzah-
lung kann der Verwaltungsrath Aktien auf den Jnhaber liberiren
und Jnterimsscheine ausfertigen. Die Geschäfte der Gesellschaft dürfen
vor Einzahlung von 20 pCt. nicht begonnen werden.

-- Bank von Frankreich. Der Jahresbericht von 1869
ergibt einen Umsatz im Diskontogeschäft von 6,682,000,000 Frcs.,
den höchsten den die Bank seit ihrem Bestehen noch erreicht hat.

-- Gewerbebank von Ulm. Die Zahl der Mitglieder be-
trägt 837 gegen 770 im vorigen Jahr. Gesammtumsatz 5,148,358 fl.
34 kr. gegenüber von 4,615,552 fl. 34 kr. im Vorjahr. Die Spar-
beiträge der Mitglieder belaufen sich auf 166,907 fl. 49 kr. gegen-
über von 144,640 fl. 58 kr. im Vorjahr. Von dem Bruttogewinn
à 12,596 fl. 48 kr. gegenüber von 10,473 fl. im Vorjahr, wurden
dem Reservefonds 1165 fl. 45 kr. zugeschieden und es beträgt dieser
nunmehr 5195 fl. 26 kr. Den Mitgliedern konnte eine Dividende
von 8 pCt. gewährt werden. Mit der Gewerbebank in Verbindung
steht eine Sparkasse, vorzugsweise für Angehörige des Gewerbestandes,
Gehilfen, Dienstboten ec., welche sich gleichfalls als eine sehr wohl-
thätige Einrichtung erweist. Die Zahl der Einleger betrug Ende
Dezember 1869: 1398. Die Einlagen beliefen sich auf die Summe
von 30,633 fl. Der Gesammtumsatz im Jahre 1869 erreichte die
Höhe von 45,487 fl. Den Einlegern konnte eine Dividende von
4 pCt. gewährt werden.

-- Bayerische Hypotheken= und Wechselbank. Nach dem
soeben ausgegebenen Rechenschaftsbericht pro 1869 ist der Kassenver-
kehr bei der Hauptbank und deren drei Filialen von 134 Millionen
auf 172 Millionen, sohin um 38 Millionen Gulden gestiegen; das
Jahreserträgniß, welches 1867 39 fl. und 1868 40 fl. betragen
hat, hat sich im Jahre 1869 auf 42 fl. erhöht.

* Londoner Clearinghouse. Jm Londoner Clearinghouse wur-
den im Jahre 1869 nicht weniger als 3,626,396,000 L. Sterl.,
durchschnittlich täglich mithin 11,660,000 L. Sterl. liquidirt, gegen
3,425,185,000 L. St. und durchschnittlich täglich 10,978,000 L. St.
im Vorjahr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0004"/><cb n="8284"/>
rathung kommen, weil im Bundesrathe sehr verschiedene Meinungen<lb/>
über die anzuwendenden Grundsätze herrschen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="jFinancialNews">
        <div type="jFinancialNews">
          <head> <hi rendition="#c #g">Handel und Verkehr.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Errichtung von Lehrstühlen an Universitäten für die Handels-<lb/>
wissenschaft. Die <hi rendition="#g">Breslauer</hi> Handelskammer hat vor Kurzem eine<lb/>
Petition an den Handelsminister gerichtet, worin sie um Errichtung<lb/>
von Lehrstühlen für die Handelswissenschaft an Universitäten bittet.<lb/>
Bis jetzt bestehen an keiner Universität des preußischen Staates Ein-<lb/>
richtungen, welche es dem jungen Kaufmann möglich machen, sich<lb/>
auf seinen Beruf vorzubereiten, indem sie ihm Gelegenheit geben,<lb/>
sich über Handelswissenschaften im engeren Sinn des Wortes zu<lb/>
unterrichten; es wird dadurch solchen Kaufleuten, welche die Maturi-<lb/>
tätsprüfung abgelegt haben, auch der Anreiz entzogen, eine Universität<lb/>
zu besuchen, um sich dort eine allgemeine höhere Bildung anzueignen.<lb/>
Die Petition ist eine wohlbegründete, unter anderm sagt dieselbe:<lb/>
Jn früheren Zeiten, als es ein öffentliches Leben noch nicht gab,<lb/>
war es für den Kaufmann gewissermaßen geboten, sich auf Erwerb<lb/>
derjenigen Kenntnisse zu beschränken, deren er für seinen Beruf un-<lb/>
mittelbar bedurfte. Dem Kaufmann liegt jetzt ob, an der Lösung<lb/>
von Aufgaben mitzuarbeiten, welche früher ausschließlich der Sorge<lb/>
des studirten Beamtenthums anheimfielen. Er hat als Mitglied von<lb/>
Handelskammern, als Geschworner, als Stadtverordneter, als Abge-<lb/>
ordneter thätig zu sein, die Entwicklung des Handels und Verkehrs,<lb/>
die Gestaltung des kommunalen und politischen Lebens sind Dinge,<lb/>
die fortan innerhalb seines Gesichtskreises liegen müssen.&#x201C; Es ist zu<lb/>
wünschen, daß sich die übrigen Handelskammern dieser Petition an-<lb/>
schließen und vor allem daß derselben Gehör gegeben werde, was<lb/>
allerdings von dem gegenwärtigen Unterrichtsminister schwerlich zu<lb/>
erwarten ist.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Eine neue Expedition nach Ostasien. Wie wir bereits<lb/>
mitgetheilt, hat sich ein junger energischer Kaufmann in Köln,<lb/>
F. Peil, entschlossen, ein Schiff in Holland nach Ostasien auszurü-<lb/>
sten, und dieses mit Waarenproben, die wichtigsten deutschen Jndustrie-<lb/>
Zweige repräsentirend, zu befrachten, um in China und Japan der<lb/>
Gewerbthätigkeit Deutschlands neue Märkte zu verschaffen. Mit<lb/>
allen Vorkenntnissen in Bezug auf Land und Leute ausgerüstet, bringt<lb/>
er seiner Jdee große pekuniäre Opfer, er hat aber auch die Freude<lb/>
zu sehen, daß diese Jdee nicht blos von den meisten deutschen<lb/>
Handelskammern, sondern auch von dem preußischen und östreichischen<lb/>
Handelsminister warm unterstützt wurde, und daß das Bundeskanzler-<lb/>
amt in Berlin ihn den Konsuln des Bundes in Ostasien empfohlen<lb/>
hat. Dasselbe dürfte voraussichtlich auch von Seiten der östreichischen<lb/>
Regierung geschehen. Die deutsche Presse hat mit vieler Wärme das<lb/>
Unternehmen Peil's unterstützt, das einen deutschen Charakter tragen<lb/>
soll, und daher der Berücksichtigung unserer Fabrikanten empfohlen<lb/>
zu werden verdient. Jn erster Linie stehen die kaufmännischen Zwecke,<lb/>
und vertritt Peil die Jnteressen des Handels und der Jndustrie des<lb/>
Gesammtvaterlandes. Er wird mehre Jahre die fernen Gegenden<lb/>
bereisen, überall Handelsverbindungen anknüpfen und einen auf durch-<lb/>
aus solider Basis beruhenden Absatz heimischer Fabrikate anzubahnen<lb/>
suchen, der uns im Großen und Ganzen noch fehlt, während ihn<lb/>
England längst besitzt, Rußland ihn vom Amur aus und von Tur-<lb/>
kestan her ins Leben zu rufen sucht. Gegen Rußland zu konkur-<lb/>
riren muß unseren Jndustriellen sehr leicht sein. Es liegt also in<lb/>
ihrer Hand, die sich ihnen darbietende Gelegenheit zu benutzen, damit<lb/>
die Unternehmung Peil's Nutzen bringen könne. Die Jdee ist vor-<lb/>
treflich; möge sie nicht durch Theilnahmlosigkeit unausgeführt bleiben.</p><lb/>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( N. d. J. Z. )</byline>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Eisenbahnbetrieb <hi rendition="#g">im Norddeutschen Bunde.</hi> Der Ar-<lb/>
tikel 43 der Bundesverfassung ordnet an, daß auf den Eisenbahnen<lb/>
im Norddeutschen Bundesgebiete übereinstimmende Betriebseinrichtungen<lb/>
getroffen, insbesondere gleiche Bahnpolizeireglements eingeführt werden<lb/>
sollen. Jn Ausführung dieser Bestimmung hat die preußische Regie-<lb/>
rung einen Entwurf ausgearbeitet, welcher jetzt dem Bundesrathe zur<lb/>
Beschlußnahme vorgelegt worden ist.</p><lb/>
            <p>-- Die <hi rendition="#g">badische</hi> Kammer hat den Bau der Eisenbahnen im<lb/>
Wattachthal, ferner von Mannheim nach Worms und von Neckar-<lb/>
gmünd nach Eberbach genehmigt.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Postwesen. Mit dem 1. April d. J. sollen für den Um-<lb/>
fang des norddeutschen Postgebietes sogen. &#x201E;Postbestellzettel&#x201C; einge-<lb/><cb n="8285"/>
führt werden, auf denen einfache Waarenbestellungen oder ähnliche Mit-<lb/>
theilungen kurz notirt und zum Portosatz von 1 / 2 Sgr. befördert<lb/>
werden können.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Postreform. Die <hi rendition="#g">belgische</hi> Regierung beabsichtigt eine ein-<lb/>
förmige Brieftaxe von 10 Cent. für das ganze Land einzuführen.<lb/>
Spät kommt Jhr, doch Jhr kommt.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Dampfschifffahrt. Jn dem englischen Jngenieurverein wurde<lb/>
kürzlich die Zahl der englischen See=Dampfer auf 364 angegeben.<lb/>
Bemerkenswerth ist, daß Amerika kein einziges Dampf=Boot auf der<lb/>
Linie nach England hat, weil deren Bau in Amerika zu theuer ist.<lb/>
Es können mit Vortheil nur Schrauben=Dampfer angewendet werden,<lb/>
die jetzt mit weit höherem Druck arbeiten als früher. Die Anwen-<lb/>
dung der Expansion und Oberflächen=Condensation wird gegenwär-<lb/>
tig als wesentlich für die Kohlenersparniß angesehen. Den Kohlen-<lb/>
verbrauch hat man bei den besseren Schiffen auf2 1 / 2 Pfd. per Pferd<lb/>
und Stunde herabgebracht und hofft es noch auf 2 Pfd. zu bringen.<lb/>
Auf den Post=Dampfern werden nur lothrechte Cylinder, auf den<lb/>
Kriegsdampfern waagrechte angewandt. Hinsichtlich der Tonnenzahl<lb/>
stehen auf der Linie nach Amerika Dampf= und Segelschiffe sich gleich,<lb/>
nach dem Mittelmeer überwiegen erstere, während sie nach Jndien,<lb/>
China und Australien nur 1 pCt. der Segelschiffe ausmachen. Von<lb/>
dem Suezkanal und der Pacific=Eisenbahn erwartet man wichtige<lb/>
Veränderungen in der Schifffahrt. Letztere kürzt den Weg nach China<lb/>
um mehre Tage. Eine Berechnung über den Verkehr pr. Suezkanal<lb/>
ergab eine ziemlich große Dampferflotte, wenn derselbe allgemein be-<lb/>
nutzt würde.</p><lb/>
            <p>-- Jn <hi rendition="#g">Marseille</hi> kam das Dampfboot Europa, welches am<lb/>
1. Januar von dort nach Bombay abgesegelt war, am 11. d. M.<lb/>
wieder zurück, hat mithin mittelst des Suezcanals die Hin= und Herreise,<lb/>
einschließlich des Ein= und Ausladens, in 70 Tagen bewerkstelligt.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Banken. Das Statut der <hi rendition="#g">Deutschen</hi> Bank liegt bereits<lb/>
vor. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 5 Millionen Thaler in<lb/>
25,000 Aktien <hi rendition="#aq">à</hi> 200 Thlr. Auf Beschluß des Verwaltungsrathes<lb/>
kann eine Erhöhung des Kapitals bis zu 20 Millionen Tahler er-<lb/>
folgen. Die Einzahlung geschieht in Raten von höchstens 20 pCt.<lb/>
und in Zwischenräumen von mindestens 2 Monaten, doch können die<lb/>
ersten 40 pCt. in einer Rate eingefordert werden. Den ersten Zeich-<lb/>
nern ist das Recht vorbehalten, nach Maßgabe der noch in ihrem<lb/>
Besitz befindlichen Aktien bei neuen Emissionen Aktien <hi rendition="#aq">pro rata</hi> ihrer<lb/>
ersten Zeichnungen <hi rendition="#aq">al pari</hi> zu übernehmen. Nach 40 pCt. Einzah-<lb/>
lung kann der Verwaltungsrath Aktien auf den Jnhaber liberiren<lb/>
und Jnterimsscheine ausfertigen. Die Geschäfte der Gesellschaft dürfen<lb/>
vor Einzahlung von 20 pCt. nicht begonnen werden.</p><lb/>
            <p>-- <hi rendition="#g">Bank von Frankreich.</hi> Der Jahresbericht von 1869<lb/>
ergibt einen Umsatz im Diskontogeschäft von 6,682,000,000 Frcs.,<lb/>
den höchsten den die Bank seit ihrem Bestehen noch erreicht hat.</p><lb/>
            <p>-- <hi rendition="#g">Gewerbebank von Ulm.</hi> Die Zahl der Mitglieder be-<lb/>
trägt 837 gegen 770 im vorigen Jahr. Gesammtumsatz 5,148,358 fl.<lb/>
34 kr. gegenüber von 4,615,552 fl. 34 kr. im Vorjahr. Die Spar-<lb/>
beiträge der Mitglieder belaufen sich auf 166,907 fl. 49 kr. gegen-<lb/>
über von 144,640 fl. 58 kr. im Vorjahr. Von dem Bruttogewinn<lb/><hi rendition="#aq">à</hi> 12,596 fl. 48 kr. gegenüber von 10,473 fl. im Vorjahr, wurden<lb/>
dem Reservefonds 1165 fl. 45 kr. zugeschieden und es beträgt dieser<lb/>
nunmehr 5195 fl. 26 kr. Den Mitgliedern konnte eine Dividende<lb/>
von 8 pCt. gewährt werden. Mit der Gewerbebank in Verbindung<lb/>
steht eine Sparkasse, vorzugsweise für Angehörige des Gewerbestandes,<lb/>
Gehilfen, Dienstboten <abbr>ec.</abbr>, welche sich gleichfalls als eine sehr wohl-<lb/>
thätige Einrichtung erweist. Die Zahl der Einleger betrug Ende<lb/>
Dezember 1869: 1398. Die Einlagen beliefen sich auf die Summe<lb/>
von 30,633 fl. Der Gesammtumsatz im Jahre 1869 erreichte die<lb/>
Höhe von 45,487 fl. Den Einlegern konnte eine Dividende von<lb/>
4 pCt. gewährt werden.</p><lb/>
            <p>-- <hi rendition="#g">Bayerische Hypotheken= und Wechselbank.</hi> Nach dem<lb/>
soeben ausgegebenen Rechenschaftsbericht pro 1869 ist der Kassenver-<lb/>
kehr bei der Hauptbank und deren drei Filialen von 134 Millionen<lb/>
auf 172 Millionen, sohin um 38 Millionen Gulden gestiegen; das<lb/>
Jahreserträgniß, welches 1867 39 fl. und 1868 40 fl. betragen<lb/>
hat, hat sich im Jahre 1869 auf 42 fl. erhöht.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#sup">*</hi> Londoner Clearinghouse. Jm Londoner Clearinghouse wur-<lb/>
den im Jahre 1869 nicht weniger als 3,626,396,000 L. Sterl.,<lb/>
durchschnittlich täglich mithin 11,660,000 L. Sterl. liquidirt, gegen<lb/>
3,425,185,000 L. St. und durchschnittlich täglich 10,978,000 L. St.<lb/>
im Vorjahr.</p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0004] rathung kommen, weil im Bundesrathe sehr verschiedene Meinungen über die anzuwendenden Grundsätze herrschen. Handel und Verkehr. * Errichtung von Lehrstühlen an Universitäten für die Handels- wissenschaft. Die Breslauer Handelskammer hat vor Kurzem eine Petition an den Handelsminister gerichtet, worin sie um Errichtung von Lehrstühlen für die Handelswissenschaft an Universitäten bittet. Bis jetzt bestehen an keiner Universität des preußischen Staates Ein- richtungen, welche es dem jungen Kaufmann möglich machen, sich auf seinen Beruf vorzubereiten, indem sie ihm Gelegenheit geben, sich über Handelswissenschaften im engeren Sinn des Wortes zu unterrichten; es wird dadurch solchen Kaufleuten, welche die Maturi- tätsprüfung abgelegt haben, auch der Anreiz entzogen, eine Universität zu besuchen, um sich dort eine allgemeine höhere Bildung anzueignen. Die Petition ist eine wohlbegründete, unter anderm sagt dieselbe: Jn früheren Zeiten, als es ein öffentliches Leben noch nicht gab, war es für den Kaufmann gewissermaßen geboten, sich auf Erwerb derjenigen Kenntnisse zu beschränken, deren er für seinen Beruf un- mittelbar bedurfte. Dem Kaufmann liegt jetzt ob, an der Lösung von Aufgaben mitzuarbeiten, welche früher ausschließlich der Sorge des studirten Beamtenthums anheimfielen. Er hat als Mitglied von Handelskammern, als Geschworner, als Stadtverordneter, als Abge- ordneter thätig zu sein, die Entwicklung des Handels und Verkehrs, die Gestaltung des kommunalen und politischen Lebens sind Dinge, die fortan innerhalb seines Gesichtskreises liegen müssen.“ Es ist zu wünschen, daß sich die übrigen Handelskammern dieser Petition an- schließen und vor allem daß derselben Gehör gegeben werde, was allerdings von dem gegenwärtigen Unterrichtsminister schwerlich zu erwarten ist. * Eine neue Expedition nach Ostasien. Wie wir bereits mitgetheilt, hat sich ein junger energischer Kaufmann in Köln, F. Peil, entschlossen, ein Schiff in Holland nach Ostasien auszurü- sten, und dieses mit Waarenproben, die wichtigsten deutschen Jndustrie- Zweige repräsentirend, zu befrachten, um in China und Japan der Gewerbthätigkeit Deutschlands neue Märkte zu verschaffen. Mit allen Vorkenntnissen in Bezug auf Land und Leute ausgerüstet, bringt er seiner Jdee große pekuniäre Opfer, er hat aber auch die Freude zu sehen, daß diese Jdee nicht blos von den meisten deutschen Handelskammern, sondern auch von dem preußischen und östreichischen Handelsminister warm unterstützt wurde, und daß das Bundeskanzler- amt in Berlin ihn den Konsuln des Bundes in Ostasien empfohlen hat. Dasselbe dürfte voraussichtlich auch von Seiten der östreichischen Regierung geschehen. Die deutsche Presse hat mit vieler Wärme das Unternehmen Peil's unterstützt, das einen deutschen Charakter tragen soll, und daher der Berücksichtigung unserer Fabrikanten empfohlen zu werden verdient. Jn erster Linie stehen die kaufmännischen Zwecke, und vertritt Peil die Jnteressen des Handels und der Jndustrie des Gesammtvaterlandes. Er wird mehre Jahre die fernen Gegenden bereisen, überall Handelsverbindungen anknüpfen und einen auf durch- aus solider Basis beruhenden Absatz heimischer Fabrikate anzubahnen suchen, der uns im Großen und Ganzen noch fehlt, während ihn England längst besitzt, Rußland ihn vom Amur aus und von Tur- kestan her ins Leben zu rufen sucht. Gegen Rußland zu konkur- riren muß unseren Jndustriellen sehr leicht sein. Es liegt also in ihrer Hand, die sich ihnen darbietende Gelegenheit zu benutzen, damit die Unternehmung Peil's Nutzen bringen könne. Die Jdee ist vor- treflich; möge sie nicht durch Theilnahmlosigkeit unausgeführt bleiben. ( N. d. J. Z. ) * Eisenbahnbetrieb im Norddeutschen Bunde. Der Ar- tikel 43 der Bundesverfassung ordnet an, daß auf den Eisenbahnen im Norddeutschen Bundesgebiete übereinstimmende Betriebseinrichtungen getroffen, insbesondere gleiche Bahnpolizeireglements eingeführt werden sollen. Jn Ausführung dieser Bestimmung hat die preußische Regie- rung einen Entwurf ausgearbeitet, welcher jetzt dem Bundesrathe zur Beschlußnahme vorgelegt worden ist. -- Die badische Kammer hat den Bau der Eisenbahnen im Wattachthal, ferner von Mannheim nach Worms und von Neckar- gmünd nach Eberbach genehmigt. * Postwesen. Mit dem 1. April d. J. sollen für den Um- fang des norddeutschen Postgebietes sogen. „Postbestellzettel“ einge- führt werden, auf denen einfache Waarenbestellungen oder ähnliche Mit- theilungen kurz notirt und zum Portosatz von 1 / 2 Sgr. befördert werden können. * Postreform. Die belgische Regierung beabsichtigt eine ein- förmige Brieftaxe von 10 Cent. für das ganze Land einzuführen. Spät kommt Jhr, doch Jhr kommt. * Dampfschifffahrt. Jn dem englischen Jngenieurverein wurde kürzlich die Zahl der englischen See=Dampfer auf 364 angegeben. Bemerkenswerth ist, daß Amerika kein einziges Dampf=Boot auf der Linie nach England hat, weil deren Bau in Amerika zu theuer ist. Es können mit Vortheil nur Schrauben=Dampfer angewendet werden, die jetzt mit weit höherem Druck arbeiten als früher. Die Anwen- dung der Expansion und Oberflächen=Condensation wird gegenwär- tig als wesentlich für die Kohlenersparniß angesehen. Den Kohlen- verbrauch hat man bei den besseren Schiffen auf2 1 / 2 Pfd. per Pferd und Stunde herabgebracht und hofft es noch auf 2 Pfd. zu bringen. Auf den Post=Dampfern werden nur lothrechte Cylinder, auf den Kriegsdampfern waagrechte angewandt. Hinsichtlich der Tonnenzahl stehen auf der Linie nach Amerika Dampf= und Segelschiffe sich gleich, nach dem Mittelmeer überwiegen erstere, während sie nach Jndien, China und Australien nur 1 pCt. der Segelschiffe ausmachen. Von dem Suezkanal und der Pacific=Eisenbahn erwartet man wichtige Veränderungen in der Schifffahrt. Letztere kürzt den Weg nach China um mehre Tage. Eine Berechnung über den Verkehr pr. Suezkanal ergab eine ziemlich große Dampferflotte, wenn derselbe allgemein be- nutzt würde. -- Jn Marseille kam das Dampfboot Europa, welches am 1. Januar von dort nach Bombay abgesegelt war, am 11. d. M. wieder zurück, hat mithin mittelst des Suezcanals die Hin= und Herreise, einschließlich des Ein= und Ausladens, in 70 Tagen bewerkstelligt. * Banken. Das Statut der Deutschen Bank liegt bereits vor. Das Kapital der Gesellschaft beträgt 5 Millionen Thaler in 25,000 Aktien à 200 Thlr. Auf Beschluß des Verwaltungsrathes kann eine Erhöhung des Kapitals bis zu 20 Millionen Tahler er- folgen. Die Einzahlung geschieht in Raten von höchstens 20 pCt. und in Zwischenräumen von mindestens 2 Monaten, doch können die ersten 40 pCt. in einer Rate eingefordert werden. Den ersten Zeich- nern ist das Recht vorbehalten, nach Maßgabe der noch in ihrem Besitz befindlichen Aktien bei neuen Emissionen Aktien pro rata ihrer ersten Zeichnungen al pari zu übernehmen. Nach 40 pCt. Einzah- lung kann der Verwaltungsrath Aktien auf den Jnhaber liberiren und Jnterimsscheine ausfertigen. Die Geschäfte der Gesellschaft dürfen vor Einzahlung von 20 pCt. nicht begonnen werden. -- Bank von Frankreich. Der Jahresbericht von 1869 ergibt einen Umsatz im Diskontogeschäft von 6,682,000,000 Frcs., den höchsten den die Bank seit ihrem Bestehen noch erreicht hat. -- Gewerbebank von Ulm. Die Zahl der Mitglieder be- trägt 837 gegen 770 im vorigen Jahr. Gesammtumsatz 5,148,358 fl. 34 kr. gegenüber von 4,615,552 fl. 34 kr. im Vorjahr. Die Spar- beiträge der Mitglieder belaufen sich auf 166,907 fl. 49 kr. gegen- über von 144,640 fl. 58 kr. im Vorjahr. Von dem Bruttogewinn à 12,596 fl. 48 kr. gegenüber von 10,473 fl. im Vorjahr, wurden dem Reservefonds 1165 fl. 45 kr. zugeschieden und es beträgt dieser nunmehr 5195 fl. 26 kr. Den Mitgliedern konnte eine Dividende von 8 pCt. gewährt werden. Mit der Gewerbebank in Verbindung steht eine Sparkasse, vorzugsweise für Angehörige des Gewerbestandes, Gehilfen, Dienstboten ec., welche sich gleichfalls als eine sehr wohl- thätige Einrichtung erweist. Die Zahl der Einleger betrug Ende Dezember 1869: 1398. Die Einlagen beliefen sich auf die Summe von 30,633 fl. Der Gesammtumsatz im Jahre 1869 erreichte die Höhe von 45,487 fl. Den Einlegern konnte eine Dividende von 4 pCt. gewährt werden. -- Bayerische Hypotheken= und Wechselbank. Nach dem soeben ausgegebenen Rechenschaftsbericht pro 1869 ist der Kassenver- kehr bei der Hauptbank und deren drei Filialen von 134 Millionen auf 172 Millionen, sohin um 38 Millionen Gulden gestiegen; das Jahreserträgniß, welches 1867 39 fl. und 1868 40 fl. betragen hat, hat sich im Jahre 1869 auf 42 fl. erhöht. * Londoner Clearinghouse. Jm Londoner Clearinghouse wur- den im Jahre 1869 nicht weniger als 3,626,396,000 L. Sterl., durchschnittlich täglich mithin 11,660,000 L. Sterl. liquidirt, gegen 3,425,185,000 L. St. und durchschnittlich täglich 10,978,000 L. St. im Vorjahr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0673_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0673_1870/4
Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 673. Frankfurt a. M., 25. März 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0673_1870/4>, abgerufen am 21.11.2024.