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Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870.

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[Spaltenumbruch] rasche Ausbeuten einer wirklichen Erfindung ( keiner Pariser Spielerei )
gar nicht möglich ist. Die Erfindungen werden nicht erzeugt wie
Pallas Athene, d. h. sie springen nicht fix und fertig, ausgewachsen
und wohl gerüstet aus dem Kopf Jupiters ( des Erfinders ) ins Leben
( in die Praxis ) . Sie bedürfen einmal einer kostspielige Erziehung
in und durch die Praxis, und hat man sie auf den Punkt gebracht,
wo sie wirklich rentabel werden können, so werden sie dies nicht von
selbst, sondern es kostet erst noch viele agitatorische Kraft und Arbeit
um die betreffenden Fabrikanten zur Einführung zu bestimmen. Dies
Alles kostet Zeit, oft viele Zeit. Jst die Einführung in einzelnen
Etablissements gelungen, und die Rentabilität wird ruchbar, so ist es
auch um den Erfinderlohn geschehen, vorausgesetzt, daß es kein Patent-
gesetz gibt, weil der Nachahmer es ist, der die Erfindung jetzt ebenso
rasch ausbeuten kann, als der Erfinder selbst. Der Erfinder bedarf
daher für die Verwerthung seiner Erfindung ein ganz besonderes
Marktgesetz, das Patentgesetz. Neue Erfindungen sind nicht zuerst
rentabel, sondern kosten erst viel Geld; in dem Moment aber, wo
sie rentabel werden, ahmt man sie ( ohne Patentgesetz ) nach, und läßt
dem Erfinder das Nachsehen.

Auf obige Auseinandersetzung wäre der umfassende, gelehrte, flei-
ßige und scharfsinnige Herr Schäffle gewiß nicht gekommen, wenn --
nun wenn er einmal der Geburt, dem Auf= und Großziehen einer
Erfindung als aufmerksamer Beobachter mit angewohnt hätte, wie er
vielleicht die Benützung einer Konjunktur in allen ihren Stadien
genau verfolgte.

Die angewandte oder sogenannte praktische Volkswirthschaft ist
ohne Kenntniß des Terrains, welches die Praxis occupirt, gar nicht
denkbar, wie es unmöglich ist etwas Tüchtiges in der angewandten
Chemie zu leisten ( chem. Technologie ) ohne jemals Sodafabriken,
Zuckerfabriken, Leimfabriken, Guttaperchafabriken ec. aufmerksam we-
nigstens durchwandert zu haben.

Man verficht heutzutage so sehr das Thema: Gerechte Verthei-
lung des Lohnes; und gerade beim Erfinder will man -- nur aus
Unkenntniß der Wirklichkeit, ein anderer Grund ist gar nicht mög-
lich -- die Einrichtung so treffen, daß er unter 1000 Fällen 999mal
für seine Arbeit keinen Lohn bekommt. Sei man doch wenigstens
konsequent; hauptsächlich einem Produzenten gegenüber, der sein Ver-
mögen nicht aus der großen Gesammt=Kasse des Volkes schöpft, son-
dern der sich durch seine Erfindung ein Privatvermögen erwirbt, und
oft den 1000fachen Betrag dieses Erworbenen noch in die Volks-
kasse einlegt.

* Militärhandwerker. Der Gewerkverein der Schneider in
Danzig hat an das Bundeskanzleramt ein Gesuch gerichtet, in
welchem er bittet das Bundeskanzleramt wolle dahin wirken, daß
künftighin die Anfertigung der Militär=Bekleidungsgegenstände den
Civil=Handwerkern übergeben werde. Die Danziger Schneider wollen
die Arbeit ebenso gut und so billig machen wie die Militärschneider. --
Vom volkswirthschaftlichen Standpunkt aus läßt sich eine
solche Petition nicht rechtfertigen. Denn es ist besser die eingezo-
genen Schneider, Bäcker ec. werden zum Kleidermachen, Brodbacken ec.
verwendet, als nur zum Exerciren. Dadurch werden viele Kräfte
außerhalb der Kasernen für anderweitige Produktion frei, die
gebunden würden, wenn die Handwerker in der Kaserne zu Nichts
thun oder Ererciren verurtheilt wären. Anders mag sich die Sache
vom lokalen Standpunkt aus ansehen; hauptsächlich wenn Arbeits-
mangel eintritt, was gerade bei dem Schneidergewerbe jedes Jahr
periodisch der Fall ist. Dann kann die Frage entstehen, ob es nicht
wirthschaftlicher ist dem arbeitslosen mit Familie gesegneten Schneider
in der Stadt die Arbeit zu geben als dem ledigen Soldaten in der
Kaserne, für dessen Subsistenz wenigstens gesorgt wird, und der in
dieser Arbeit nichts als einen guten Nebenverdienst sucht, während
der Privatschneider die Sache als Haupt= und alleinigen Verdienst
( da er eben keinen andern hat ) betrachten würde. Liegt die Sache
so, d. h. hat der ansässige verheirathete oft kinderreiche Schneider
außerhalb der Kaserne keine andere Arbeit, dann dürfte es wirth-
schaftlicher sein, ihm die Arbeit zuzuweisen. Hat er aber andere
Arbeit, dann ist es wirthschaftlicher die Militärarbeit von den Sol-
daten thun zu lassen. Die Beantwortung der Frage daher, ob die
Soldaten ihre Röcke und Hosen selber machen sollen, bei gleichen
Geldausgaben, oder ob die Privatschneider dies thun sollen, hängt,
so scheint uns, nur von lokalen Umständen ab. Jedenfalls haben
die Danziger Schneider recht, wenn sie am Schluß ihrer Petition
sagen: "Noch erlauben wir uns anzudeuten, daß bei der jetzigen
[Spaltenumbruch] Einrichtung, nach welcher zu Militär=Handwerkern auch Mannschaften
eingezogen werden, welche, wenn sie nicht Schneider oder Schuhmacher
wären, ihrer Körper=Konstitution nach nie fähig, Soldat zu sein,
welches sich mit Art. 4 der preußischen Verfassung doch nicht in
Einklang bringen läßt, da nach dem Gesetze doch jeder Preuße gleich
sein soll." Politischer wäre es indeß gewesen diesen Passus
wegzulassen, denn man darf Den, von dessen gutem Willen man etwas
haben will, nicht in schlechte Laune versetzen, oder ihn gar durch
Vorwürfe ärgern; anders ist es, wenn man ihn zwingen kann, das
zu thun, was man von ihm verlangt. Das ist aber wahrscheinlich
hier nicht der Fall. Wir bezweifeln daher, daß diese für Danzig
und auch andere Orte vielleicht sehr gerechtfertigte Petition etwas
nützen wird.

* Muster= und Etiquettenschutz. Der Norddeutsche Bundes-
consul in Yokohama schreibt, daß dort sächsische Wollenfabrikate
unter französischer Etiquette qute Aufnahme fänden. Für Leute
mit entwickeltem Rechtssinn ist dies einfach ein Betrug. Aber
angenommen der Reiz des Gewinnes habe den betreffenden Fabri-
kanten das Gehirn so umdämmert, daß das Betrügerische ihrer Hand-
lungsweise ihnen nicht zum Bewußtsein kommen konnte -- wird jetzt
nicht der Stolz das verhindern, was früher das Rechtbewußtsein
außer Stande war? Auf irgend eine Weise muß doch den Leuten
begreiflich zu machen sein, daß nicht Gewinngier ausschließlich die
Handlungen der Menschen bestimmen darf.

* Leder=Jndustrie. Die deutsche Sattlerzeitung ( Berlin ) be-
spricht in einem Artikel die wahrscheinlichen Folgen der Einverleibung
des Elsaß und Lothringens in den deutschen Zollverband für die
Leder=Jndustrie, und fragt darin, ob die genannten Deutschland feind-
lich gesinnten Länder ihr Leder an den deutschen Markt bringen
würden. Die Antwort darauf lautet: "Ja", und wir denken, daß
diese Antwort richtig ist. Elsaß und Lothringen haben eine bedeu-
tende Leder=Jndustrie. Dieselbe ist hauptsächlich ansässig in Metz,
Sierk, Dietenhofen ( Thionville ) , Saargemünd, St. Avold, Boulay-
Redange, Longwy, Longuion ec. Metz macht jährlich für circa 3 Mil-
lionen Franken Geschäfte in Leder, während das ganze Departement
Waaren im Werth von 6--7 Millionen umsetzt. Die deutsche
Sattlerzeitung glaubt, daß hauptsächlich die Berliner Ledercommissionäre,
die in Fachkreisen die Lederpioniere genannt werden, es schon fertig
bringen würden, das Leder aus Lothringen nach Deutschland zu
bringen. Da die Lederfabrikation in den genannten Ländern in tech-
nischer Beziehung auf sehr hoher Stufe steht, so wird dies auch günstig
auf unsere Leder=Jndustriellen wirken, freilich erst vielleicht nach
manchem Stoßseufzer unserer alten Gerber und Lederfabrikanten.

Technik.

J. B. Landwirthschaftliche Ausstellung in Oxford, England.
V. London, Mitte September. Der beistehende Holzschnitt reprä-
sentirt eine der Dampffeuerspritzen der bekannten Firma Merry-
weather
u. Sons, Long Acre, London, wovon eine bedeutende
Anzahl im Gebrauch ist. Die dargestellte Maschine wurde auf der
landwirthschaftlichen Ausstellung in Oxford einer offiziellen Prüfung
unterworfen, wobei man in7 1 / 4 Minuten vom Anstecken des Feuers

[Abbildung]

[Spaltenumbruch] rasche Ausbeuten einer wirklichen Erfindung ( keiner Pariser Spielerei )
gar nicht möglich ist. Die Erfindungen werden nicht erzeugt wie
Pallas Athene, d. h. sie springen nicht fix und fertig, ausgewachsen
und wohl gerüstet aus dem Kopf Jupiters ( des Erfinders ) ins Leben
( in die Praxis ) . Sie bedürfen einmal einer kostspielige Erziehung
in und durch die Praxis, und hat man sie auf den Punkt gebracht,
wo sie wirklich rentabel werden können, so werden sie dies nicht von
selbst, sondern es kostet erst noch viele agitatorische Kraft und Arbeit
um die betreffenden Fabrikanten zur Einführung zu bestimmen. Dies
Alles kostet Zeit, oft viele Zeit. Jst die Einführung in einzelnen
Etablissements gelungen, und die Rentabilität wird ruchbar, so ist es
auch um den Erfinderlohn geschehen, vorausgesetzt, daß es kein Patent-
gesetz gibt, weil der Nachahmer es ist, der die Erfindung jetzt ebenso
rasch ausbeuten kann, als der Erfinder selbst. Der Erfinder bedarf
daher für die Verwerthung seiner Erfindung ein ganz besonderes
Marktgesetz, das Patentgesetz. Neue Erfindungen sind nicht zuerst
rentabel, sondern kosten erst viel Geld; in dem Moment aber, wo
sie rentabel werden, ahmt man sie ( ohne Patentgesetz ) nach, und läßt
dem Erfinder das Nachsehen.

Auf obige Auseinandersetzung wäre der umfassende, gelehrte, flei-
ßige und scharfsinnige Herr Schäffle gewiß nicht gekommen, wenn --
nun wenn er einmal der Geburt, dem Auf= und Großziehen einer
Erfindung als aufmerksamer Beobachter mit angewohnt hätte, wie er
vielleicht die Benützung einer Konjunktur in allen ihren Stadien
genau verfolgte.

Die angewandte oder sogenannte praktische Volkswirthschaft ist
ohne Kenntniß des Terrains, welches die Praxis occupirt, gar nicht
denkbar, wie es unmöglich ist etwas Tüchtiges in der angewandten
Chemie zu leisten ( chem. Technologie ) ohne jemals Sodafabriken,
Zuckerfabriken, Leimfabriken, Guttaperchafabriken ec. aufmerksam we-
nigstens durchwandert zu haben.

Man verficht heutzutage so sehr das Thema: Gerechte Verthei-
lung des Lohnes; und gerade beim Erfinder will man -- nur aus
Unkenntniß der Wirklichkeit, ein anderer Grund ist gar nicht mög-
lich -- die Einrichtung so treffen, daß er unter 1000 Fällen 999mal
für seine Arbeit keinen Lohn bekommt. Sei man doch wenigstens
konsequent; hauptsächlich einem Produzenten gegenüber, der sein Ver-
mögen nicht aus der großen Gesammt=Kasse des Volkes schöpft, son-
dern der sich durch seine Erfindung ein Privatvermögen erwirbt, und
oft den 1000fachen Betrag dieses Erworbenen noch in die Volks-
kasse einlegt.

* Militärhandwerker. Der Gewerkverein der Schneider in
Danzig hat an das Bundeskanzleramt ein Gesuch gerichtet, in
welchem er bittet das Bundeskanzleramt wolle dahin wirken, daß
künftighin die Anfertigung der Militär=Bekleidungsgegenstände den
Civil=Handwerkern übergeben werde. Die Danziger Schneider wollen
die Arbeit ebenso gut und so billig machen wie die Militärschneider. --
Vom volkswirthschaftlichen Standpunkt aus läßt sich eine
solche Petition nicht rechtfertigen. Denn es ist besser die eingezo-
genen Schneider, Bäcker ec. werden zum Kleidermachen, Brodbacken ec.
verwendet, als nur zum Exerciren. Dadurch werden viele Kräfte
außerhalb der Kasernen für anderweitige Produktion frei, die
gebunden würden, wenn die Handwerker in der Kaserne zu Nichts
thun oder Ererciren verurtheilt wären. Anders mag sich die Sache
vom lokalen Standpunkt aus ansehen; hauptsächlich wenn Arbeits-
mangel eintritt, was gerade bei dem Schneidergewerbe jedes Jahr
periodisch der Fall ist. Dann kann die Frage entstehen, ob es nicht
wirthschaftlicher ist dem arbeitslosen mit Familie gesegneten Schneider
in der Stadt die Arbeit zu geben als dem ledigen Soldaten in der
Kaserne, für dessen Subsistenz wenigstens gesorgt wird, und der in
dieser Arbeit nichts als einen guten Nebenverdienst sucht, während
der Privatschneider die Sache als Haupt= und alleinigen Verdienst
( da er eben keinen andern hat ) betrachten würde. Liegt die Sache
so, d. h. hat der ansässige verheirathete oft kinderreiche Schneider
außerhalb der Kaserne keine andere Arbeit, dann dürfte es wirth-
schaftlicher sein, ihm die Arbeit zuzuweisen. Hat er aber andere
Arbeit, dann ist es wirthschaftlicher die Militärarbeit von den Sol-
daten thun zu lassen. Die Beantwortung der Frage daher, ob die
Soldaten ihre Röcke und Hosen selber machen sollen, bei gleichen
Geldausgaben, oder ob die Privatschneider dies thun sollen, hängt,
so scheint uns, nur von lokalen Umständen ab. Jedenfalls haben
die Danziger Schneider recht, wenn sie am Schluß ihrer Petition
sagen: „Noch erlauben wir uns anzudeuten, daß bei der jetzigen
[Spaltenumbruch] Einrichtung, nach welcher zu Militär=Handwerkern auch Mannschaften
eingezogen werden, welche, wenn sie nicht Schneider oder Schuhmacher
wären, ihrer Körper=Konstitution nach nie fähig, Soldat zu sein,
welches sich mit Art. 4 der preußischen Verfassung doch nicht in
Einklang bringen läßt, da nach dem Gesetze doch jeder Preuße gleich
sein soll.“ Politischer wäre es indeß gewesen diesen Passus
wegzulassen, denn man darf Den, von dessen gutem Willen man etwas
haben will, nicht in schlechte Laune versetzen, oder ihn gar durch
Vorwürfe ärgern; anders ist es, wenn man ihn zwingen kann, das
zu thun, was man von ihm verlangt. Das ist aber wahrscheinlich
hier nicht der Fall. Wir bezweifeln daher, daß diese für Danzig
und auch andere Orte vielleicht sehr gerechtfertigte Petition etwas
nützen wird.

* Muster= und Etiquettenschutz. Der Norddeutsche Bundes-
consul in Yokohama schreibt, daß dort sächsische Wollenfabrikate
unter französischer Etiquette qute Aufnahme fänden. Für Leute
mit entwickeltem Rechtssinn ist dies einfach ein Betrug. Aber
angenommen der Reiz des Gewinnes habe den betreffenden Fabri-
kanten das Gehirn so umdämmert, daß das Betrügerische ihrer Hand-
lungsweise ihnen nicht zum Bewußtsein kommen konnte -- wird jetzt
nicht der Stolz das verhindern, was früher das Rechtbewußtsein
außer Stande war? Auf irgend eine Weise muß doch den Leuten
begreiflich zu machen sein, daß nicht Gewinngier ausschließlich die
Handlungen der Menschen bestimmen darf.

* Leder=Jndustrie. Die deutsche Sattlerzeitung ( Berlin ) be-
spricht in einem Artikel die wahrscheinlichen Folgen der Einverleibung
des Elsaß und Lothringens in den deutschen Zollverband für die
Leder=Jndustrie, und fragt darin, ob die genannten Deutschland feind-
lich gesinnten Länder ihr Leder an den deutschen Markt bringen
würden. Die Antwort darauf lautet: „Ja“, und wir denken, daß
diese Antwort richtig ist. Elsaß und Lothringen haben eine bedeu-
tende Leder=Jndustrie. Dieselbe ist hauptsächlich ansässig in Metz,
Sierk, Dietenhofen ( Thionville ) , Saargemünd, St. Avold, Boulay-
Redange, Longwy, Longuion ec. Metz macht jährlich für circa 3 Mil-
lionen Franken Geschäfte in Leder, während das ganze Departement
Waaren im Werth von 6--7 Millionen umsetzt. Die deutsche
Sattlerzeitung glaubt, daß hauptsächlich die Berliner Ledercommissionäre,
die in Fachkreisen die Lederpioniere genannt werden, es schon fertig
bringen würden, das Leder aus Lothringen nach Deutschland zu
bringen. Da die Lederfabrikation in den genannten Ländern in tech-
nischer Beziehung auf sehr hoher Stufe steht, so wird dies auch günstig
auf unsere Leder=Jndustriellen wirken, freilich erst vielleicht nach
manchem Stoßseufzer unserer alten Gerber und Lederfabrikanten.

Technik.

J. B. Landwirthschaftliche Ausstellung in Oxford, England.
V. London, Mitte September. Der beistehende Holzschnitt reprä-
sentirt eine der Dampffeuerspritzen der bekannten Firma Merry-
weather
u. Sons, Long Acre, London, wovon eine bedeutende
Anzahl im Gebrauch ist. Die dargestellte Maschine wurde auf der
landwirthschaftlichen Ausstellung in Oxford einer offiziellen Prüfung
unterworfen, wobei man in7 1 / 4 Minuten vom Anstecken des Feuers

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Der Erfinder bedarf daher für die Verwerthung seiner Erfindung ein ganz besonderes Marktgesetz, das Patentgesetz. Neue Erfindungen sind nicht zuerst rentabel, sondern kosten erst viel Geld; in dem Moment aber, wo sie rentabel werden, ahmt man sie ( ohne Patentgesetz ) nach, und läßt dem Erfinder das Nachsehen. Auf obige Auseinandersetzung wäre der umfassende, gelehrte, flei- ßige und scharfsinnige Herr Schäffle gewiß nicht gekommen, wenn -- nun wenn er einmal der Geburt, dem Auf= und Großziehen einer Erfindung als aufmerksamer Beobachter mit angewohnt hätte, wie er vielleicht die Benützung einer Konjunktur in allen ihren Stadien genau verfolgte. Die angewandte oder sogenannte praktische Volkswirthschaft ist ohne Kenntniß des Terrains, welches die Praxis occupirt, gar nicht denkbar, wie es unmöglich ist etwas Tüchtiges in der angewandten Chemie zu leisten ( chem. Technologie ) ohne jemals Sodafabriken, Zuckerfabriken, Leimfabriken, Guttaperchafabriken ec. aufmerksam we- nigstens durchwandert zu haben. Man verficht heutzutage so sehr das Thema: Gerechte Verthei- lung des Lohnes; und gerade beim Erfinder will man -- nur aus Unkenntniß der Wirklichkeit, ein anderer Grund ist gar nicht mög- lich -- die Einrichtung so treffen, daß er unter 1000 Fällen 999mal für seine Arbeit keinen Lohn bekommt. Sei man doch wenigstens konsequent; hauptsächlich einem Produzenten gegenüber, der sein Ver- mögen nicht aus der großen Gesammt=Kasse des Volkes schöpft, son- dern der sich durch seine Erfindung ein Privatvermögen erwirbt, und oft den 1000fachen Betrag dieses Erworbenen noch in die Volks- kasse einlegt. * Militärhandwerker. Der Gewerkverein der Schneider in Danzig hat an das Bundeskanzleramt ein Gesuch gerichtet, in welchem er bittet das Bundeskanzleramt wolle dahin wirken, daß künftighin die Anfertigung der Militär=Bekleidungsgegenstände den Civil=Handwerkern übergeben werde. Die Danziger Schneider wollen die Arbeit ebenso gut und so billig machen wie die Militärschneider. -- Vom volkswirthschaftlichen Standpunkt aus läßt sich eine solche Petition nicht rechtfertigen. Denn es ist besser die eingezo- genen Schneider, Bäcker ec. werden zum Kleidermachen, Brodbacken ec. verwendet, als nur zum Exerciren. Dadurch werden viele Kräfte außerhalb der Kasernen für anderweitige Produktion frei, die gebunden würden, wenn die Handwerker in der Kaserne zu Nichts thun oder Ererciren verurtheilt wären. Anders mag sich die Sache vom lokalen Standpunkt aus ansehen; hauptsächlich wenn Arbeits- mangel eintritt, was gerade bei dem Schneidergewerbe jedes Jahr periodisch der Fall ist. Dann kann die Frage entstehen, ob es nicht wirthschaftlicher ist dem arbeitslosen mit Familie gesegneten Schneider in der Stadt die Arbeit zu geben als dem ledigen Soldaten in der Kaserne, für dessen Subsistenz wenigstens gesorgt wird, und der in dieser Arbeit nichts als einen guten Nebenverdienst sucht, während der Privatschneider die Sache als Haupt= und alleinigen Verdienst ( da er eben keinen andern hat ) betrachten würde. Liegt die Sache so, d. h. hat der ansässige verheirathete oft kinderreiche Schneider außerhalb der Kaserne keine andere Arbeit, dann dürfte es wirth- schaftlicher sein, ihm die Arbeit zuzuweisen. Hat er aber andere Arbeit, dann ist es wirthschaftlicher die Militärarbeit von den Sol- daten thun zu lassen. Die Beantwortung der Frage daher, ob die Soldaten ihre Röcke und Hosen selber machen sollen, bei gleichen Geldausgaben, oder ob die Privatschneider dies thun sollen, hängt, so scheint uns, nur von lokalen Umständen ab. Jedenfalls haben die Danziger Schneider recht, wenn sie am Schluß ihrer Petition sagen: „Noch erlauben wir uns anzudeuten, daß bei der jetzigen Einrichtung, nach welcher zu Militär=Handwerkern auch Mannschaften eingezogen werden, welche, wenn sie nicht Schneider oder Schuhmacher wären, ihrer Körper=Konstitution nach nie fähig, Soldat zu sein, welches sich mit Art. 4 der preußischen Verfassung doch nicht in Einklang bringen läßt, da nach dem Gesetze doch jeder Preuße gleich sein soll.“ Politischer wäre es indeß gewesen diesen Passus wegzulassen, denn man darf Den, von dessen gutem Willen man etwas haben will, nicht in schlechte Laune versetzen, oder ihn gar durch Vorwürfe ärgern; anders ist es, wenn man ihn zwingen kann, das zu thun, was man von ihm verlangt. Das ist aber wahrscheinlich hier nicht der Fall. Wir bezweifeln daher, daß diese für Danzig und auch andere Orte vielleicht sehr gerechtfertigte Petition etwas nützen wird. * Muster= und Etiquettenschutz. Der Norddeutsche Bundes- consul in Yokohama schreibt, daß dort sächsische Wollenfabrikate unter französischer Etiquette qute Aufnahme fänden. Für Leute mit entwickeltem Rechtssinn ist dies einfach ein Betrug. Aber angenommen der Reiz des Gewinnes habe den betreffenden Fabri- kanten das Gehirn so umdämmert, daß das Betrügerische ihrer Hand- lungsweise ihnen nicht zum Bewußtsein kommen konnte -- wird jetzt nicht der Stolz das verhindern, was früher das Rechtbewußtsein außer Stande war? Auf irgend eine Weise muß doch den Leuten begreiflich zu machen sein, daß nicht Gewinngier ausschließlich die Handlungen der Menschen bestimmen darf. * Leder=Jndustrie. Die deutsche Sattlerzeitung ( Berlin ) be- spricht in einem Artikel die wahrscheinlichen Folgen der Einverleibung des Elsaß und Lothringens in den deutschen Zollverband für die Leder=Jndustrie, und fragt darin, ob die genannten Deutschland feind- lich gesinnten Länder ihr Leder an den deutschen Markt bringen würden. Die Antwort darauf lautet: „Ja“, und wir denken, daß diese Antwort richtig ist. Elsaß und Lothringen haben eine bedeu- tende Leder=Jndustrie. Dieselbe ist hauptsächlich ansässig in Metz, Sierk, Dietenhofen ( Thionville ) , Saargemünd, St. Avold, Boulay- Redange, Longwy, Longuion ec. Metz macht jährlich für circa 3 Mil- lionen Franken Geschäfte in Leder, während das ganze Departement Waaren im Werth von 6--7 Millionen umsetzt. Die deutsche Sattlerzeitung glaubt, daß hauptsächlich die Berliner Ledercommissionäre, die in Fachkreisen die Lederpioniere genannt werden, es schon fertig bringen würden, das Leder aus Lothringen nach Deutschland zu bringen. Da die Lederfabrikation in den genannten Ländern in tech- nischer Beziehung auf sehr hoher Stufe steht, so wird dies auch günstig auf unsere Leder=Jndustriellen wirken, freilich erst vielleicht nach manchem Stoßseufzer unserer alten Gerber und Lederfabrikanten. Technik. J. B. Landwirthschaftliche Ausstellung in Oxford, England. V. London, Mitte September. Der beistehende Holzschnitt reprä- sentirt eine der Dampffeuerspritzen der bekannten Firma Merry- weather u. Sons, Long Acre, London, wovon eine bedeutende Anzahl im Gebrauch ist. Die dargestellte Maschine wurde auf der landwirthschaftlichen Ausstellung in Oxford einer offiziellen Prüfung unterworfen, wobei man in7 1 / 4 Minuten vom Anstecken des Feuers [Abbildung]

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0699_1870/4>, abgerufen am 21.11.2024.