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Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870.

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[Spaltenumbruch] ist, hat auf den Staats= und Privatwerken zusammen 659,779 Ctr.
im Werthe von 204,847 Thlr. gegen 693,140 Ctr. mit 184,247 Thlr.
Werth in 1868 ergeben. Die ganze Bergwerksproduktion mit Aus-
schluß des Dachschieferbergbaues und der Steinsalzdarstellung hat im
Jahre 1869 die Höhe von 670,625,499 Ctr. und einen Wert von
67,220,335 Thlr. erreicht. Dabei waren 2616 Werke mit 191,252
Arbeitern beschäftigt.

* Bergbaugesellschaft Phönix. Die Gesellschaft Phönix, Aktien-
gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Laar bei Ruhrort,
hat die Dividende pro 1869/70 für die Aktien Lit. A mit 16 pCt.
und Lit. B mit27 7 / 9 pCt. festgesetzt.

* Saarbrücker Kohlengruben. Es sind jetzt alle Anordnungen
getroffen, daß in kürzester Frist die sämmtlichen staatlichen Kohlen-
werke jenes Reviers wieder in vollen Betrieb kommen. Es hat der
Export dieser Kohlen nach Frankreich bereits wieder in einem sehr
ausgedehnten Maße begonnen, so daß die Einwirkungen des Krieges
auf diesem Gebiete als ziemlich überwunden erscheinen.

* Anilinfabrikation. Nach einer Aufstellung von Dr. Gessert
in Elberfeld wurden in Europa im J. 1868 für ca. 4,000,000 Thlr.
Anilinfarben erzeugt, die meisten in Deutschland. Diese Jndustrie
hat sich enorm gesteigert: im Jahr 1867 betrug die Fabrikation von
Anilinöl erst 15,000 Ctr., im Jahr 1868 schon 20,000 und 1869
30--35,000 Ctr., wovon Deutschland allein 20,000 verarbeitete.

* Spinnereien. Die Spinnereien im Zollverein haben seit
1866 sehr zugenommen. Man zählte damals2 1 / 2 Millionen Spin-
deln, heute über 3 Millionen. Jm vorigen Jahre wurden
407,000 Ballen Baumwolle im Zollverein versponnen, wozu unge-
fähr 3,300,000 Spindeln gehören. Das Verhältniß zum Elsaß,
welches vor 1866 noch fast gleich war, hat sich seitdem wesentlich
geändert.

* Flachsindustrie. Jn der am 29. Okt. stattgehabten General-
versammlung der Braunschweigischen Aktiengesellschaft für Jute-
und Flachsindustrie wurde die Dividende auf 5 pCt. festgesetzt.

* Buchbinder= und Buchdruckergeschäft in England. Eine
ungeheure Anzahl von Buchbindern und Buchdruckern soll in Eng-
land arbeitslos geworden sein. Der Konsum von Bibeln ist wohl
in keinem andern Lande so bedeutend, wie in England. Da nun
jetzt eine große Revision der engl. Bibelübersetzung angeordnet ist, so
getraut sich kein Buchhändler eine Anzahl auf das Lager zu nehmen,
bevor nicht die revidirte Ausgabe erscheint. Der Absatz hat sich
daher ebenso wie die Herstellung auf ein Minimum reducirt und so
die Brodlosmachung von Buchbindern und Druckern herbeigeführt.

* Aus Frankreich ausgewiesene Arbeiter in Berlin. Die
Berliner Fabrikanten und Handwerker, welche aus Frankreich vertriebene
deutsche Arbeiter beschäftigen, haben schon in mancher Hinsicht recht erfreu-
liche Resultate damit erzielt. Eine Anzahl Artikel, namentlich Luxus-
Artikel, die sonst nur aus Paris bezogen wurden, werden nunmehr
in Berlin, und zwar eben so elegant und dabei um ein Bedeutendes

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billiger angefertigt. Hoffentlich werden die deutschen Fabrikanten die
günstige Gelegenheit wahrnehmen, um sich auf dem Gebiete der Jn-
dustrie unabhängiger von Frankreich zu machen.

Technik.

J. B. Transportable Dreschmaschinen. Seit Einführung der
Dreschmaschinen, als eine der wichtigsten Maschinen für den Landwirth,
sind die Kosten des Ausdreschens des Getreides, namentlich wo es sich
um das Produkt größerer Güter handelt, so bedeutend gefallen, daß es
auch hierin dem kleineren Bauer sehr schwierig wird mit den größeren
zu konkurriren. Nicht allein daß durch diese Maschinen die Aehren
besser und schneller entleert werden, sie bieten auch noch den weiteren
Vortheil, daß das Korn gleich auf dem Felde nach dem Schneiden
ausgedroschen und das Getreide direkt in Säcke gebracht werden kann,
so daß weder Transport= und Aufspeicherungskosten, noch Verluste
durch das verschiedentliche Handtieren entstehen. Solche Maschinen
sind aber für den kleineren Landwirth immer noch zu theuer, da es
sich eben außer der Dreschmaschine auch noch um die Anschaffung
der nöthigen Lokomobile, sowie der Kosten für Heizer, Kohlen ec.
handelt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und die Maschine auch
dem kleineren Landwirth zugänglich zu machen, hat man seit einiger
Zeit auch solche zu praktischer Vollkommenheit gebracht, die durch
Pferde direkt getrieben werden können, da Jeder, der sich nur einiger-
maßen mit der Landwirthschaft abgibt, nothwendigerweise Pferde oder
anderes Zugvieh halten muß, die sich ohne weitere Kosten hierzu
verwenden lassen. Die Herren Wallis und Steevens in Baringstock,
England, haben sich namentlich darauf verlegt, solche Maschinen zu
vervollkommnen, und bringen wir mit heutigem 2 Holzschnitte, die
die beiden Hauptsysteme verdeutlichen sollen. Jn beiden Systemen
sind die Maschinen transportabel, so daß sie leicht von einem Felde

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zum andern gebracht werden kön-
nen. Die erste Maschine, die von
etwas leichterer Konstruktion ist,
wird namentlich viel in den Kolo-
nien benutzt und eignet sich auch
sehr wohl zur Einführung in klei-
neren Pächtereien auf dem Konti-
nent. Zur Arbeit wird einfach der
Pferdegöpel auf die richtige Distanz
von der Dreschmaschine gebracht,
die Transmissionswelle und Zubehör
dazwischen gelegt und die Pferde
oder Ochsen eingespannt, womit
alle Vorbereitungen beendigt sind.
Je nach der Größe der Maschine
sind zu ihrem Betriebe 1--4 Pferde
nöthig, und die gebräuchlichsten
sind die für 2 und 3 Pferde. Die
Trommel und der Korb sind ganz
aus Schmiedeisen gefertigt, sowie
überhaupt wo immer thunlich in der
Maschine Gußeisen durch Schmied-
eisen ersetzt ist. Die Wellen ruhen
auf Kupellagern, wodurch die-

[Spaltenumbruch] ist, hat auf den Staats= und Privatwerken zusammen 659,779 Ctr.
im Werthe von 204,847 Thlr. gegen 693,140 Ctr. mit 184,247 Thlr.
Werth in 1868 ergeben. Die ganze Bergwerksproduktion mit Aus-
schluß des Dachschieferbergbaues und der Steinsalzdarstellung hat im
Jahre 1869 die Höhe von 670,625,499 Ctr. und einen Wert von
67,220,335 Thlr. erreicht. Dabei waren 2616 Werke mit 191,252
Arbeitern beschäftigt.

* Bergbaugesellschaft Phönix. Die Gesellschaft Phönix, Aktien-
gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Laar bei Ruhrort,
hat die Dividende pro 1869/70 für die Aktien Lit. A mit 16 pCt.
und Lit. B mit27 7 / 9 pCt. festgesetzt.

* Saarbrücker Kohlengruben. Es sind jetzt alle Anordnungen
getroffen, daß in kürzester Frist die sämmtlichen staatlichen Kohlen-
werke jenes Reviers wieder in vollen Betrieb kommen. Es hat der
Export dieser Kohlen nach Frankreich bereits wieder in einem sehr
ausgedehnten Maße begonnen, so daß die Einwirkungen des Krieges
auf diesem Gebiete als ziemlich überwunden erscheinen.

* Anilinfabrikation. Nach einer Aufstellung von Dr. Gessert
in Elberfeld wurden in Europa im J. 1868 für ca. 4,000,000 Thlr.
Anilinfarben erzeugt, die meisten in Deutschland. Diese Jndustrie
hat sich enorm gesteigert: im Jahr 1867 betrug die Fabrikation von
Anilinöl erst 15,000 Ctr., im Jahr 1868 schon 20,000 und 1869
30--35,000 Ctr., wovon Deutschland allein 20,000 verarbeitete.

* Spinnereien. Die Spinnereien im Zollverein haben seit
1866 sehr zugenommen. Man zählte damals2 1 / 2 Millionen Spin-
deln, heute über 3 Millionen. Jm vorigen Jahre wurden
407,000 Ballen Baumwolle im Zollverein versponnen, wozu unge-
fähr 3,300,000 Spindeln gehören. Das Verhältniß zum Elsaß,
welches vor 1866 noch fast gleich war, hat sich seitdem wesentlich
geändert.

* Flachsindustrie. Jn der am 29. Okt. stattgehabten General-
versammlung der Braunschweigischen Aktiengesellschaft für Jute-
und Flachsindustrie wurde die Dividende auf 5 pCt. festgesetzt.

* Buchbinder= und Buchdruckergeschäft in England. Eine
ungeheure Anzahl von Buchbindern und Buchdruckern soll in Eng-
land arbeitslos geworden sein. Der Konsum von Bibeln ist wohl
in keinem andern Lande so bedeutend, wie in England. Da nun
jetzt eine große Revision der engl. Bibelübersetzung angeordnet ist, so
getraut sich kein Buchhändler eine Anzahl auf das Lager zu nehmen,
bevor nicht die revidirte Ausgabe erscheint. Der Absatz hat sich
daher ebenso wie die Herstellung auf ein Minimum reducirt und so
die Brodlosmachung von Buchbindern und Druckern herbeigeführt.

* Aus Frankreich ausgewiesene Arbeiter in Berlin. Die
Berliner Fabrikanten und Handwerker, welche aus Frankreich vertriebene
deutsche Arbeiter beschäftigen, haben schon in mancher Hinsicht recht erfreu-
liche Resultate damit erzielt. Eine Anzahl Artikel, namentlich Luxus-
Artikel, die sonst nur aus Paris bezogen wurden, werden nunmehr
in Berlin, und zwar eben so elegant und dabei um ein Bedeutendes

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billiger angefertigt. Hoffentlich werden die deutschen Fabrikanten die
günstige Gelegenheit wahrnehmen, um sich auf dem Gebiete der Jn-
dustrie unabhängiger von Frankreich zu machen.

Technik.

J. B. Transportable Dreschmaschinen. Seit Einführung der
Dreschmaschinen, als eine der wichtigsten Maschinen für den Landwirth,
sind die Kosten des Ausdreschens des Getreides, namentlich wo es sich
um das Produkt größerer Güter handelt, so bedeutend gefallen, daß es
auch hierin dem kleineren Bauer sehr schwierig wird mit den größeren
zu konkurriren. Nicht allein daß durch diese Maschinen die Aehren
besser und schneller entleert werden, sie bieten auch noch den weiteren
Vortheil, daß das Korn gleich auf dem Felde nach dem Schneiden
ausgedroschen und das Getreide direkt in Säcke gebracht werden kann,
so daß weder Transport= und Aufspeicherungskosten, noch Verluste
durch das verschiedentliche Handtieren entstehen. Solche Maschinen
sind aber für den kleineren Landwirth immer noch zu theuer, da es
sich eben außer der Dreschmaschine auch noch um die Anschaffung
der nöthigen Lokomobile, sowie der Kosten für Heizer, Kohlen ec.
handelt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und die Maschine auch
dem kleineren Landwirth zugänglich zu machen, hat man seit einiger
Zeit auch solche zu praktischer Vollkommenheit gebracht, die durch
Pferde direkt getrieben werden können, da Jeder, der sich nur einiger-
maßen mit der Landwirthschaft abgibt, nothwendigerweise Pferde oder
anderes Zugvieh halten muß, die sich ohne weitere Kosten hierzu
verwenden lassen. Die Herren Wallis und Steevens in Baringstock,
England, haben sich namentlich darauf verlegt, solche Maschinen zu
vervollkommnen, und bringen wir mit heutigem 2 Holzschnitte, die
die beiden Hauptsysteme verdeutlichen sollen. Jn beiden Systemen
sind die Maschinen transportabel, so daß sie leicht von einem Felde

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zum andern gebracht werden kön-
nen. Die erste Maschine, die von
etwas leichterer Konstruktion ist,
wird namentlich viel in den Kolo-
nien benutzt und eignet sich auch
sehr wohl zur Einführung in klei-
neren Pächtereien auf dem Konti-
nent. Zur Arbeit wird einfach der
Pferdegöpel auf die richtige Distanz
von der Dreschmaschine gebracht,
die Transmissionswelle und Zubehör
dazwischen gelegt und die Pferde
oder Ochsen eingespannt, womit
alle Vorbereitungen beendigt sind.
Je nach der Größe der Maschine
sind zu ihrem Betriebe 1--4 Pferde
nöthig, und die gebräuchlichsten
sind die für 2 und 3 Pferde. Die
Trommel und der Korb sind ganz
aus Schmiedeisen gefertigt, sowie
überhaupt wo immer thunlich in der
Maschine Gußeisen durch Schmied-
eisen ersetzt ist. Die Wellen ruhen
auf Kupellagern, wodurch die-

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Es hat der Export dieser Kohlen nach Frankreich bereits wieder in einem sehr ausgedehnten Maße begonnen, so daß die Einwirkungen des Krieges auf diesem Gebiete als ziemlich überwunden erscheinen. * Anilinfabrikation. Nach einer Aufstellung von Dr. Gessert in Elberfeld wurden in Europa im J. 1868 für ca. 4,000,000 Thlr. Anilinfarben erzeugt, die meisten in Deutschland. Diese Jndustrie hat sich enorm gesteigert: im Jahr 1867 betrug die Fabrikation von Anilinöl erst 15,000 Ctr., im Jahr 1868 schon 20,000 und 1869 30--35,000 Ctr., wovon Deutschland allein 20,000 verarbeitete. * Spinnereien. Die Spinnereien im Zollverein haben seit 1866 sehr zugenommen. Man zählte damals2 1 / 2 Millionen Spin- deln, heute über 3 Millionen. Jm vorigen Jahre wurden 407,000 Ballen Baumwolle im Zollverein versponnen, wozu unge- fähr 3,300,000 Spindeln gehören. Das Verhältniß zum Elsaß, welches vor 1866 noch fast gleich war, hat sich seitdem wesentlich geändert. * Flachsindustrie. Jn der am 29. 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Eine Anzahl Artikel, namentlich Luxus- Artikel, die sonst nur aus Paris bezogen wurden, werden nunmehr in Berlin, und zwar eben so elegant und dabei um ein Bedeutendes [Abbildung] billiger angefertigt. Hoffentlich werden die deutschen Fabrikanten die günstige Gelegenheit wahrnehmen, um sich auf dem Gebiete der Jn- dustrie unabhängiger von Frankreich zu machen. Technik. J. B. Transportable Dreschmaschinen. Seit Einführung der Dreschmaschinen, als eine der wichtigsten Maschinen für den Landwirth, sind die Kosten des Ausdreschens des Getreides, namentlich wo es sich um das Produkt größerer Güter handelt, so bedeutend gefallen, daß es auch hierin dem kleineren Bauer sehr schwierig wird mit den größeren zu konkurriren. 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Die Herren Wallis und Steevens in Baringstock, England, haben sich namentlich darauf verlegt, solche Maschinen zu vervollkommnen, und bringen wir mit heutigem 2 Holzschnitte, die die beiden Hauptsysteme verdeutlichen sollen. Jn beiden Systemen sind die Maschinen transportabel, so daß sie leicht von einem Felde [Abbildung] zum andern gebracht werden kön- nen. Die erste Maschine, die von etwas leichterer Konstruktion ist, wird namentlich viel in den Kolo- nien benutzt und eignet sich auch sehr wohl zur Einführung in klei- neren Pächtereien auf dem Konti- nent. Zur Arbeit wird einfach der Pferdegöpel auf die richtige Distanz von der Dreschmaschine gebracht, die Transmissionswelle und Zubehör dazwischen gelegt und die Pferde oder Ochsen eingespannt, womit alle Vorbereitungen beendigt sind. Je nach der Größe der Maschine sind zu ihrem Betriebe 1--4 Pferde nöthig, und die gebräuchlichsten sind die für 2 und 3 Pferde. Die Trommel und der Korb sind ganz aus Schmiedeisen gefertigt, sowie überhaupt wo immer thunlich in der Maschine Gußeisen durch Schmied- eisen ersetzt ist. Die Wellen ruhen auf Kupellagern, wodurch die-

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0705_1870/5>, abgerufen am 03.12.2024.