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Der Arbeitgeber. Nr. 1051. Frankfurt a. M., 23. Juni 1877.

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Der "Arbeitgeber" erscheint
wöchentlich,
Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40,
mit Postporto Mk. 3.

Anzeigen: für die drei-
spaltige Petitzeile oder deren
Raum 20 Pf. Der Betrag
wird durch Postnachnahme er-
hoben. Kleine Beträge können
durch Briefmarken ausge=.
glichen werden.

Verlag des "Arbeitgeber"
Hochstraße Nr. 37.

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Der
Arbeitgeber.
Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen,
Central - Anzeiger für den Arbeitmarkt.
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Bestellungen werden von allen
Postämtern u. Buchhandlun-
gen angenommen.
Das Patent= und Maschinen-
Geschäft des "Arbeitgeber"
übernimmt die Ausführung
neuer Erfindungen, vermittelt
den Ankauf ( zum Fabrik-
preis ) und Verkauf von Ma-
schinen aller Art, es besorgt
Patente für alle Länder und
übernimmt deren Ver-
werthung.

[Ende Spaltensatz]

Nro 1051.
Frankfurt a. M., 23. Juni. 1877.


[Beginn Spaltensatz]

* Arbeitmarkt. Die Klagen über Mangel an Arbeit werden
allmählig auf ihr richtiges Maß zurückgeführt. Jn einzelnen Be-
zirken ist dergleichen in Folge Stockung der betreffenden Jndustrie
allerdings vorgekommen, durch passende Unterstützung und Anord-
nung öffentlicher Bauten ist aber der Noth abgeholfen und die be-
ginnende reiche Ernte gibt Jedem Beschäftigung, der solche haben
will. Die wieder auftauchenden Gesuche nach Bauarbeitern, na-
mentlich Malern und Anstreichern, zeigt, daß die Bauthätigkeit
doch nicht ganz unbedeutend sein kann. Auch aus Berlin meldet
die "Soc.=Corr.", daß in einigen Stadttheilen dort die Bauthätig-
keit sehr rege sei. -- Die Köln=Mindener Bahn hat den Lohn in
ihren Werkstätten von 3 M. bezw. M. 2.90 auf M. 2.70 herab-
gesetzt. -- Die Metzgermeister von Cassel haben eine Jnnung zur
Vervollkommuung und Hebung des Fleischergewerbes zu gegen-
seitigem Beistand und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder
gegründet. -- Jm Voigtlande sind Vereine für Ausbildung be-
gabter Knaben in der Bildung begriffen. Ein solcher Verein hat
in Plauen, woselbst er 260 Mitglieder zählt, sehr günstige Resul-
tate erzielt.

Jn England herrscht in Folge der Ausstände einige Un-
sicherheit auf dem Arbeitmarkt. Da, wo nur die Arbeiter feiern,
ist natürlich große Nachfrage nach solchen; wo aber die Werke
geschlossen worden sind, da ist Mangel an Beschäftigung. Die
Kohlenknappen in Northumberland haben die Arbeit wieder auf-
genommen, in Folge dessen die Preise der Kohlen, die sich sehr
gebessert hatten, wieder sinken. Die Eisenindustrie hält sich theil-
weise nur durch die Bestellungen Rußlands und der Türkei, doch
wird immer auch nach andern Ländern etwas verschifft.

* Geschäftsbericht. Den Meldungen von fast allen Seiten
her nach steht eine sehr gute Ernte bevor. Die Heuernte ist lange
Zeit nicht so günstig gewesen, und die Getreide stehen so üppig,
daß entgegen dem sonst um diese Zeit Ueblichen und trotz des
Krieges die Preise sinken. Wir wollen hoffen, daß die herrlichen
Aussichten, welche die Fluren allerwärts bieten, nicht mehr gestört
werden. Selbst die Reben, obwohl weit zurück, haben unter der
letzten prachtvollen Witterung Manches nachgeholt. Der "Wiener
Geschäftsbericht" meldet, daß die Getreidemärkte durchgehends eine
matte Tendenz beherrscht. -- Dem "Fr. J." schreibt man ähnlich
vom Rhein, daß im Allgemeinen der Zustand der Felder ein ganz
ausgezeichneter in der ganzen Rheinebene sei. Die verschiedenen
Culturen geben Anlaß zu den schönsten Hoffnungen. -- Ebenso
meldet die "Bozener Ztg.", daß der Weinstock in Südtyrol gut steht
und zu den größten Hoffnungen berechtigt. Obst aller Art ist reichlich
vorhanden. An Feigen kein Mangel, die ersten reifen sind dieser
Tage auf den Markt gekommen. Bezüglich des Handels klagt
das Blatt, daß alle Käufer zurückhalten und selbst das Jncasso
mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe wie nie, denen man selbst
bei den besten ( ? ) Kunden begegne. Der Getreidehandel sei ganz
flau. Eine gesegnete Ernte könne Vieles bessern.

Die Preise der Steinkohlen sind seit einem Menschenalter
nicht so niedrig gewesen, als in diesem Jahre, wo sie an den west-
phälischen Gruben zu 21 M. per 100 Ktr. verkauft werden, während
die Selbstkosten der Zeche sich auf mindestens 28 M. belaufen.
Eine schlimmere Jllustration der Lage, schreibt man dem "Fr. J.",
könne es nicht geben. Man lebe von der Hand in den Mund, so-
[Spaltenumbruch] weit es sich um den Verbrauch von Rohstoffen und Halbfabrikaten
handelt. -- Wir erlauben uns, einmal diese Angaben zu bezwei-
feln und dann über die niederen Kohlenpreise anderer Meinung zu
sein. -- Wenn die Preise unter die Selbstkosten sinken, dann hört
man einfach auf zu verkaufen. Steinkohlen kann man leicht lagern
und die Besitzer haben von 1871--74 so enorme Gewinne ge-
macht, daß sie jetzt wohl zusehen können. Eventuell reducirt man
die Gewinnung, und dann wird der Preis schon von selbst wieder
steigen. Niedere Kohlenpreise sind aber außerdem eine Wohlthat
für die Jndustrie und das beste Mittel, sie wieder zu heben. Für
den Kohlenbesitzer sind niedere Preise allerdings nicht angenehm,
für die ganze übrige Welt aber vom höchsten Nutzen.

Wie der "Wiener Geschäftsbericht" mittheilt, hat der Verkehr
in Geweben die gewonnene Regelmäßigkeit behalten. Die Käufer
reflectiren andauernd auf Sommerartikel, die durch das günstige
Wetter um so mehr Beachtung finden, als bei dem sehr begrenzten
Frühjahrsgeschäfte nicht unansehnliche Lagerlücken entstanden waren,
deren Ausfüllung ziemlich rege angestrebt wird. Die günstigen
Ernteaussichten vermehren übrigens die Kauflust und bringen das
Geschäft in rascheren Fluß.

Als Jllustration der "schlechten" Zeiten meldet die "Mind. Z.",
daß ein Gut v. d. Heyd's dort zu dem enormen Preise von
1500 M. per preuß. Morgen parzellirt worden sei; vor 15 Jahren
habe der Boden kaum die Hälfte gekostet. Der Kirchenstuhl des
Gutes wurde von einem Bauer um 2265 M. erworben.

Jn Amerika zeigt die Schuhfabrikation zu Lynn, Mass.,
im Vergleich zum Vorjahr eine Geschäftszunahme von 33%; in
den meisten Fabriken wird täglich länger, als es sonst der Fall
war, gearbeitet, um allen Bestellungen genügen zu können. Die
Ausfuhr nach Frankreich und der Schweiz ist bedeutend.

* Patentwesen. Die Besetzung der ordentlichen Stellen im
Reichs=Patentamt ist jetzt, wie man der "Nat.=Ztg." schreibt,
geschlossen. Neben dem Vorsitzenden, Ministerialdirector im Han-
delsministerium Jacobi, fungiren als ordentliche Mitglieder die
vortragenden Räthe im Reichskanzler=Amt Nieberding ( welcher
seine ursprüngliche Ablehnung zurückgenommen hat ) , Dr. Möller
und Hagens. Man ist jetzt mit Berufung der außerordentlichen
Mitglieder beschäftigt und richtet das Augenmerk vornehmlich auf
Autoritäten in den einzelnen Zweigen. Hier in Berlin sind zunächst
bereits der Jnhaber der weltbekannten Telegraphen = Bauanstalt,
Dr. Werner Siemens und der Professor der Chemie, Dr.
Hofmann gewonnen, Man hat im Weiteren auch bei den
übrigen Bundesstaaten angefragt, ob und wie weit in denselben
geeignete Persönlichkeiten bereit wären, als außerordentliche Mit-
glieder in das Patentamt einzutreten. Man wünscht mit dem
1. Juli, mit welchem Termin das Patentamt in das Leben tritt,
sämmtliche Stellen besetzt zu sehen.

Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Jnhaber
deutscher Patente dieselben nur noch bis 1. Juli verlängern kön-
nen. Wer also nicht sicher ist, daß er das Reichspatent bekommt,
thut gut, jene auf die längst mögliche Zeit verlängern zu lassen.
Bei Patenten auf chemische Artikel, z. B. Farben, ist dies sogar
unbedingt erforderlich, weil diese nach dem neuen Reichsgesetz nicht
geschützt werden. Die Verlängerung der bestehenden Patente schließt
nicht aus, daß man dieselben später doch noch auf das Reich über-
tragen läßt. Man ist aber jedenfalls insofern sicher, als man --
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* Arbeitmarkt. Die Klagen über Mangel an Arbeit werden
allmählig auf ihr richtiges Maß zurückgeführt. Jn einzelnen Be-
zirken ist dergleichen in Folge Stockung der betreffenden Jndustrie
allerdings vorgekommen, durch passende Unterstützung und Anord-
nung öffentlicher Bauten ist aber der Noth abgeholfen und die be-
ginnende reiche Ernte gibt Jedem Beschäftigung, der solche haben
will. Die wieder auftauchenden Gesuche nach Bauarbeitern, na-
mentlich Malern und Anstreichern, zeigt, daß die Bauthätigkeit
doch nicht ganz unbedeutend sein kann. Auch aus Berlin meldet
die „Soc.=Corr.“, daß in einigen Stadttheilen dort die Bauthätig-
keit sehr rege sei. -- Die Köln=Mindener Bahn hat den Lohn in
ihren Werkstätten von 3 M. bezw. M. 2.90 auf M. 2.70 herab-
gesetzt. -- Die Metzgermeister von Cassel haben eine Jnnung zur
Vervollkommuung und Hebung des Fleischergewerbes zu gegen-
seitigem Beistand und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder
gegründet. -- Jm Voigtlande sind Vereine für Ausbildung be-
gabter Knaben in der Bildung begriffen. Ein solcher Verein hat
in Plauen, woselbst er 260 Mitglieder zählt, sehr günstige Resul-
tate erzielt.

Jn England herrscht in Folge der Ausstände einige Un-
sicherheit auf dem Arbeitmarkt. Da, wo nur die Arbeiter feiern,
ist natürlich große Nachfrage nach solchen; wo aber die Werke
geschlossen worden sind, da ist Mangel an Beschäftigung. Die
Kohlenknappen in Northumberland haben die Arbeit wieder auf-
genommen, in Folge dessen die Preise der Kohlen, die sich sehr
gebessert hatten, wieder sinken. Die Eisenindustrie hält sich theil-
weise nur durch die Bestellungen Rußlands und der Türkei, doch
wird immer auch nach andern Ländern etwas verschifft.

* Geschäftsbericht. Den Meldungen von fast allen Seiten
her nach steht eine sehr gute Ernte bevor. Die Heuernte ist lange
Zeit nicht so günstig gewesen, und die Getreide stehen so üppig,
daß entgegen dem sonst um diese Zeit Ueblichen und trotz des
Krieges die Preise sinken. Wir wollen hoffen, daß die herrlichen
Aussichten, welche die Fluren allerwärts bieten, nicht mehr gestört
werden. Selbst die Reben, obwohl weit zurück, haben unter der
letzten prachtvollen Witterung Manches nachgeholt. Der „Wiener
Geschäftsbericht“ meldet, daß die Getreidemärkte durchgehends eine
matte Tendenz beherrscht. -- Dem „Fr. J.“ schreibt man ähnlich
vom Rhein, daß im Allgemeinen der Zustand der Felder ein ganz
ausgezeichneter in der ganzen Rheinebene sei. Die verschiedenen
Culturen geben Anlaß zu den schönsten Hoffnungen. -- Ebenso
meldet die „Bozener Ztg.“, daß der Weinstock in Südtyrol gut steht
und zu den größten Hoffnungen berechtigt. Obst aller Art ist reichlich
vorhanden. An Feigen kein Mangel, die ersten reifen sind dieser
Tage auf den Markt gekommen. Bezüglich des Handels klagt
das Blatt, daß alle Käufer zurückhalten und selbst das Jncasso
mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe wie nie, denen man selbst
bei den besten ( ? ) Kunden begegne. Der Getreidehandel sei ganz
flau. Eine gesegnete Ernte könne Vieles bessern.

Die Preise der Steinkohlen sind seit einem Menschenalter
nicht so niedrig gewesen, als in diesem Jahre, wo sie an den west-
phälischen Gruben zu 21 M. per 100 Ktr. verkauft werden, während
die Selbstkosten der Zeche sich auf mindestens 28 M. belaufen.
Eine schlimmere Jllustration der Lage, schreibt man dem „Fr. J.“,
könne es nicht geben. Man lebe von der Hand in den Mund, so-
[Spaltenumbruch] weit es sich um den Verbrauch von Rohstoffen und Halbfabrikaten
handelt. -- Wir erlauben uns, einmal diese Angaben zu bezwei-
feln und dann über die niederen Kohlenpreise anderer Meinung zu
sein. -- Wenn die Preise unter die Selbstkosten sinken, dann hört
man einfach auf zu verkaufen. Steinkohlen kann man leicht lagern
und die Besitzer haben von 1871--74 so enorme Gewinne ge-
macht, daß sie jetzt wohl zusehen können. Eventuell reducirt man
die Gewinnung, und dann wird der Preis schon von selbst wieder
steigen. Niedere Kohlenpreise sind aber außerdem eine Wohlthat
für die Jndustrie und das beste Mittel, sie wieder zu heben. Für
den Kohlenbesitzer sind niedere Preise allerdings nicht angenehm,
für die ganze übrige Welt aber vom höchsten Nutzen.

Wie der „Wiener Geschäftsbericht“ mittheilt, hat der Verkehr
in Geweben die gewonnene Regelmäßigkeit behalten. Die Käufer
reflectiren andauernd auf Sommerartikel, die durch das günstige
Wetter um so mehr Beachtung finden, als bei dem sehr begrenzten
Frühjahrsgeschäfte nicht unansehnliche Lagerlücken entstanden waren,
deren Ausfüllung ziemlich rege angestrebt wird. Die günstigen
Ernteaussichten vermehren übrigens die Kauflust und bringen das
Geschäft in rascheren Fluß.

Als Jllustration der „schlechten“ Zeiten meldet die „Mind. Z.“,
daß ein Gut v. d. Heyd's dort zu dem enormen Preise von
1500 M. per preuß. Morgen parzellirt worden sei; vor 15 Jahren
habe der Boden kaum die Hälfte gekostet. Der Kirchenstuhl des
Gutes wurde von einem Bauer um 2265 M. erworben.

Jn Amerika zeigt die Schuhfabrikation zu Lynn, Mass.,
im Vergleich zum Vorjahr eine Geschäftszunahme von 33%; in
den meisten Fabriken wird täglich länger, als es sonst der Fall
war, gearbeitet, um allen Bestellungen genügen zu können. Die
Ausfuhr nach Frankreich und der Schweiz ist bedeutend.

* Patentwesen. Die Besetzung der ordentlichen Stellen im
Reichs=Patentamt ist jetzt, wie man der „Nat.=Ztg.“ schreibt,
geschlossen. Neben dem Vorsitzenden, Ministerialdirector im Han-
delsministerium Jacobi, fungiren als ordentliche Mitglieder die
vortragenden Räthe im Reichskanzler=Amt Nieberding ( welcher
seine ursprüngliche Ablehnung zurückgenommen hat ) , Dr. Möller
und Hagens. Man ist jetzt mit Berufung der außerordentlichen
Mitglieder beschäftigt und richtet das Augenmerk vornehmlich auf
Autoritäten in den einzelnen Zweigen. Hier in Berlin sind zunächst
bereits der Jnhaber der weltbekannten Telegraphen = Bauanstalt,
Dr. Werner Siemens und der Professor der Chemie, Dr.
Hofmann gewonnen, Man hat im Weiteren auch bei den
übrigen Bundesstaaten angefragt, ob und wie weit in denselben
geeignete Persönlichkeiten bereit wären, als außerordentliche Mit-
glieder in das Patentamt einzutreten. Man wünscht mit dem
1. Juli, mit welchem Termin das Patentamt in das Leben tritt,
sämmtliche Stellen besetzt zu sehen.

Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Jnhaber
deutscher Patente dieselben nur noch bis 1. Juli verlängern kön-
nen. Wer also nicht sicher ist, daß er das Reichspatent bekommt,
thut gut, jene auf die längst mögliche Zeit verlängern zu lassen.
Bei Patenten auf chemische Artikel, z. B. Farben, ist dies sogar
unbedingt erforderlich, weil diese nach dem neuen Reichsgesetz nicht
geschützt werden. Die Verlängerung der bestehenden Patente schließt
nicht aus, daß man dieselben später doch noch auf das Reich über-
tragen läßt. Man ist aber jedenfalls insofern sicher, als man --
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[0001] Der „Arbeitgeber“ erscheint wöchentlich, Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40, mit Postporto Mk. 3. Anzeigen: für die drei- spaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pf. Der Betrag wird durch Postnachnahme er- hoben. Kleine Beträge können durch Briefmarken ausge=. glichen werden. Verlag des „Arbeitgeber“ Hochstraße Nr. 37. Der Arbeitgeber. Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen, Central - Anzeiger für den Arbeitmarkt. Bestellungen werden von allen Postämtern u. Buchhandlun- gen angenommen. Das Patent= und Maschinen- Geschäft des „Arbeitgeber“ übernimmt die Ausführung neuer Erfindungen, vermittelt den Ankauf ( zum Fabrik- preis ) und Verkauf von Ma- schinen aller Art, es besorgt Patente für alle Länder und übernimmt deren Ver- werthung. Nro 1051. Frankfurt a. M., 23. Juni. 1877. * Arbeitmarkt. Die Klagen über Mangel an Arbeit werden allmählig auf ihr richtiges Maß zurückgeführt. Jn einzelnen Be- zirken ist dergleichen in Folge Stockung der betreffenden Jndustrie allerdings vorgekommen, durch passende Unterstützung und Anord- nung öffentlicher Bauten ist aber der Noth abgeholfen und die be- ginnende reiche Ernte gibt Jedem Beschäftigung, der solche haben will. Die wieder auftauchenden Gesuche nach Bauarbeitern, na- mentlich Malern und Anstreichern, zeigt, daß die Bauthätigkeit doch nicht ganz unbedeutend sein kann. Auch aus Berlin meldet die „Soc.=Corr.“, daß in einigen Stadttheilen dort die Bauthätig- keit sehr rege sei. -- Die Köln=Mindener Bahn hat den Lohn in ihren Werkstätten von 3 M. bezw. M. 2.90 auf M. 2.70 herab- gesetzt. -- Die Metzgermeister von Cassel haben eine Jnnung zur Vervollkommuung und Hebung des Fleischergewerbes zu gegen- seitigem Beistand und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder gegründet. -- Jm Voigtlande sind Vereine für Ausbildung be- gabter Knaben in der Bildung begriffen. Ein solcher Verein hat in Plauen, woselbst er 260 Mitglieder zählt, sehr günstige Resul- tate erzielt. Jn England herrscht in Folge der Ausstände einige Un- sicherheit auf dem Arbeitmarkt. Da, wo nur die Arbeiter feiern, ist natürlich große Nachfrage nach solchen; wo aber die Werke geschlossen worden sind, da ist Mangel an Beschäftigung. Die Kohlenknappen in Northumberland haben die Arbeit wieder auf- genommen, in Folge dessen die Preise der Kohlen, die sich sehr gebessert hatten, wieder sinken. Die Eisenindustrie hält sich theil- weise nur durch die Bestellungen Rußlands und der Türkei, doch wird immer auch nach andern Ländern etwas verschifft. * Geschäftsbericht. Den Meldungen von fast allen Seiten her nach steht eine sehr gute Ernte bevor. Die Heuernte ist lange Zeit nicht so günstig gewesen, und die Getreide stehen so üppig, daß entgegen dem sonst um diese Zeit Ueblichen und trotz des Krieges die Preise sinken. Wir wollen hoffen, daß die herrlichen Aussichten, welche die Fluren allerwärts bieten, nicht mehr gestört werden. Selbst die Reben, obwohl weit zurück, haben unter der letzten prachtvollen Witterung Manches nachgeholt. Der „Wiener Geschäftsbericht“ meldet, daß die Getreidemärkte durchgehends eine matte Tendenz beherrscht. -- Dem „Fr. J.“ schreibt man ähnlich vom Rhein, daß im Allgemeinen der Zustand der Felder ein ganz ausgezeichneter in der ganzen Rheinebene sei. Die verschiedenen Culturen geben Anlaß zu den schönsten Hoffnungen. -- Ebenso meldet die „Bozener Ztg.“, daß der Weinstock in Südtyrol gut steht und zu den größten Hoffnungen berechtigt. Obst aller Art ist reichlich vorhanden. An Feigen kein Mangel, die ersten reifen sind dieser Tage auf den Markt gekommen. Bezüglich des Handels klagt das Blatt, daß alle Käufer zurückhalten und selbst das Jncasso mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe wie nie, denen man selbst bei den besten ( ? ) Kunden begegne. Der Getreidehandel sei ganz flau. Eine gesegnete Ernte könne Vieles bessern. Die Preise der Steinkohlen sind seit einem Menschenalter nicht so niedrig gewesen, als in diesem Jahre, wo sie an den west- phälischen Gruben zu 21 M. per 100 Ktr. verkauft werden, während die Selbstkosten der Zeche sich auf mindestens 28 M. belaufen. Eine schlimmere Jllustration der Lage, schreibt man dem „Fr. J.“, könne es nicht geben. Man lebe von der Hand in den Mund, so- weit es sich um den Verbrauch von Rohstoffen und Halbfabrikaten handelt. -- Wir erlauben uns, einmal diese Angaben zu bezwei- feln und dann über die niederen Kohlenpreise anderer Meinung zu sein. -- Wenn die Preise unter die Selbstkosten sinken, dann hört man einfach auf zu verkaufen. Steinkohlen kann man leicht lagern und die Besitzer haben von 1871--74 so enorme Gewinne ge- macht, daß sie jetzt wohl zusehen können. Eventuell reducirt man die Gewinnung, und dann wird der Preis schon von selbst wieder steigen. Niedere Kohlenpreise sind aber außerdem eine Wohlthat für die Jndustrie und das beste Mittel, sie wieder zu heben. Für den Kohlenbesitzer sind niedere Preise allerdings nicht angenehm, für die ganze übrige Welt aber vom höchsten Nutzen. Wie der „Wiener Geschäftsbericht“ mittheilt, hat der Verkehr in Geweben die gewonnene Regelmäßigkeit behalten. Die Käufer reflectiren andauernd auf Sommerartikel, die durch das günstige Wetter um so mehr Beachtung finden, als bei dem sehr begrenzten Frühjahrsgeschäfte nicht unansehnliche Lagerlücken entstanden waren, deren Ausfüllung ziemlich rege angestrebt wird. Die günstigen Ernteaussichten vermehren übrigens die Kauflust und bringen das Geschäft in rascheren Fluß. Als Jllustration der „schlechten“ Zeiten meldet die „Mind. Z.“, daß ein Gut v. d. Heyd's dort zu dem enormen Preise von 1500 M. per preuß. Morgen parzellirt worden sei; vor 15 Jahren habe der Boden kaum die Hälfte gekostet. Der Kirchenstuhl des Gutes wurde von einem Bauer um 2265 M. erworben. Jn Amerika zeigt die Schuhfabrikation zu Lynn, Mass., im Vergleich zum Vorjahr eine Geschäftszunahme von 33%; in den meisten Fabriken wird täglich länger, als es sonst der Fall war, gearbeitet, um allen Bestellungen genügen zu können. Die Ausfuhr nach Frankreich und der Schweiz ist bedeutend. * Patentwesen. Die Besetzung der ordentlichen Stellen im Reichs=Patentamt ist jetzt, wie man der „Nat.=Ztg.“ schreibt, geschlossen. Neben dem Vorsitzenden, Ministerialdirector im Han- delsministerium Jacobi, fungiren als ordentliche Mitglieder die vortragenden Räthe im Reichskanzler=Amt Nieberding ( welcher seine ursprüngliche Ablehnung zurückgenommen hat ) , Dr. Möller und Hagens. Man ist jetzt mit Berufung der außerordentlichen Mitglieder beschäftigt und richtet das Augenmerk vornehmlich auf Autoritäten in den einzelnen Zweigen. Hier in Berlin sind zunächst bereits der Jnhaber der weltbekannten Telegraphen = Bauanstalt, Dr. Werner Siemens und der Professor der Chemie, Dr. Hofmann gewonnen, Man hat im Weiteren auch bei den übrigen Bundesstaaten angefragt, ob und wie weit in denselben geeignete Persönlichkeiten bereit wären, als außerordentliche Mit- glieder in das Patentamt einzutreten. Man wünscht mit dem 1. Juli, mit welchem Termin das Patentamt in das Leben tritt, sämmtliche Stellen besetzt zu sehen. Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß Jnhaber deutscher Patente dieselben nur noch bis 1. Juli verlängern kön- nen. Wer also nicht sicher ist, daß er das Reichspatent bekommt, thut gut, jene auf die längst mögliche Zeit verlängern zu lassen. Bei Patenten auf chemische Artikel, z. B. Farben, ist dies sogar unbedingt erforderlich, weil diese nach dem neuen Reichsgesetz nicht geschützt werden. Die Verlängerung der bestehenden Patente schließt nicht aus, daß man dieselben später doch noch auf das Reich über- tragen läßt. Man ist aber jedenfalls insofern sicher, als man --

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1051. Frankfurt a. M., 23. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1051_1877/1>, abgerufen am 18.04.2024.