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Der Arbeitgeber. Nr. 1067. Frankfurt a. M., 13. Oktober 1877.

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[Spaltenumbruch] Rebensetzlinge, den Zusammhang der Laubarbeiten am Weinstock
mit dem Zuckergehalt des Mostes, die Einführung der Weinbergs-
pflüge, die Phylloxerafrage, den Grind der Reben, das Erfrieren
der Rebe und die Schutzmittel dagegen, die Bereitung des Roth-
weins, das Lüften beim Moste, Verwendung der Hefe beim Gähren
des Traubenmostes, Cementfässer, Nachgährung, Einrichtung von
Weinmärkten, Herbstzwang oder Herbstfreiheit und die Verwendung
bestimmter Traubensorten bei Neuanlagen von Weinbergen, je nach
der Lage und den Bodenverhältnissen.

-- Der 5. Delegirtentag des Centralvereins der Wollwaaren-
Fabrikanten tagt am 15. in Krimmitschau. Zur Besprechung
kommt der Zolltarif, ein Antrag an das Reichskanzleramt auf Ver-
theilung von silbernen und broncenen Medaillen für hervorragende
Leistungen, Erfindungen und Verbesserungen in der Wollenindustrie
ohne daß der Gegenstand selbst zur Patentertheilung gekommen wäre.
Die regelmäßige Ausstellungen in Verbindung mit den Delegirten-
tagen, Feuerversicherung, Unfallversicherung und das Ausrecken der
Tuche ec.

-- Der nach Gera berufene deutsche Arbeiter=Congreß wird
am 21. October zunächst die Satzungen berathen, dann die An-
forderungen an die Gesetzgebung und Verwaltung, am 22. die
Reform der Gewerbeordnung, der Schule, die Gliederung des Con-
gresses, die Anbahnung einer Statistik der Arbeit und Herausgabe
einer Zeitschrift. Hauptzweck des Congresses ist, alle freisinnigen
Arbeitervereine und Einzelkräfte ohne Rücksicht auf politische An-
sichten zusammen zu schließen.

-- Der Verein für Socialpolitik hat nach langer De-
batte folgenden Antrag angenommen: 1 ) Es ist durch Staatsgesetz
zu bestimmen, welche Arten von Abgaben in den verschiedenen Ge-
meinden zu erheben sind. 2 ) Jn den Städten und Landgemeinden
sollen hauptsächlich erhoben werden: besondere Beiträge von den
nachweislichen Jnteressenten, Realsteuern, namentlich von Grund
und Boden und von Gebäuden, Personalsteuern von allen in der
Commune lebenden öconomisch selbstständigen physischen Personen.
3 ) Staatsgesetzlich soll das Verhältniß festgestellt werden, in welchem
die verschiedenen Hauptabgabearten benutzt werden dürfen mit Rück-
sicht auf die Hauptzweige der Gemeindeverwaltung und die betreffen-
den Ausgabeposten, so daß der Ertrag der Realsteuern die Aus-
gaben der Gemeinde für wirthschaftliche Verwaltung ungefähr deckt.
Die Beiträge der Jnteressenten und die Realsteuern sollen unab-
hängig von ähnlichen Staatssteuern, hingegen die Gemeindepersonal=,
insbesondere die Einkommensteuern im Anschluß an die entsprechen-
den Staatssteuern eingeschätzt werden.

Ob dieses Eingreifen des Staates in die Verwaltung der
Gemeinden ein Fortschritt wäre, ist sehr zu bezweifeln. Nirgends
ist die Selbstverwaltung ungefährlicher als in der Gemeinde.

* 10. Frauentag. Der deutsche Frauen=Verein tagte vom
27.--29. September in Hannover und mit demselben großen Er-
folg, wie an allen früheren Versammlungsorten. Jn Hannover
war wie in Frankfurt noch wenig für die Sache geschehen. Man
fürchtete wie hier geringe Theilnahme, allein schon am ersten Tage
war der Versammlungssaal zu klein und man siedelte in die Aula
des Lyzeums über, die über 1000 Personen faßt, aber dennoch
gefüllt wurde. Die Reihe der höchst interessanten Vorträge eröff-
neten die bewährten Führerinnen des Vereins Frl. A. Schmidt, Fr.
Dr. Goldschmidt, Frau Dr. Peters, Frl. Aßmann, Frau L.
Morgenstern und Frl. Calm. Besonderes Jnteresse erregte
Frl. Dr. Tiburtius, die bekannte Aerztin in Berlin, welche dort
eine weibliche Polyklinik errichtet hat, die seit dem 1. Juni bereits
570 Patienten behandelt hat, zum Theil unentgeltlich.

* Genossenschaftswesen. Schulze=Delitzsch macht in der
neuesten Nummer des Bl. f. Gen. den Versuch, eine Verstän-
digung mit den Raiffeisen' schen Darlehenskassen herbeizuführen.
Nachdem die famosen Neuwieder Gründungen aufgegeben worden
und die "Rhein. Landw. Bank" ( eine eingetragene Genossenschaft
ohne Geschäftsantheile ) sich aufgelöst hat, nähern sich die genannten
Kassen der Schulze' schen Grundlage und führen Geschäftsantheile
ein; sie werden bald sehen, daß sie so besser fahren.

-- Belgien hat nach dem auf dem letzten Genossenschaftstag
erstatteten Jahresbericht 19 Volksbanken mit 9342 Mitgliedern
und einem eigenen Vermögen von 1,673,000 Fr.

* Die pfälzische Gewerbe- und Handelskammer, die
nach mehrjähriger Pause wieder in Thätigkeit getreten ist und frü-
[Spaltenumbruch] her freihändlerisch war, soll seit ihrem Erwachen aus langem
Schlaf entschieden schutzzöllnerische Gelüste zur Schau tragen, wie
dem Frankf. J. berichtet wird. Jn einer Eingabe an das Staats-
ministerium in München beantragt sie die Erhöhung des Eingangs-
zolles auf Tabak mit Argumenten, die weniger für eine einseitige
Zollerhöhung als für das Tabakmonopol sprechen.

Jn Berlin wird gegenwärtig für Errichtung einer regel-
rechten Handelskammer agitirt. Die Handelswelt dort ist jetzt
durch die sogenannte Corporation der Kaufmannschaft vertreten, welche
in Folge der betreffenden gesetzlichen Bestimmungen meist nur
Börsenleute enthält. Man wünscht nun, daß jeder Gewerbtrei-
bende einer gewissen Steuerstufe wählbar sei. Ein von dem Be-
zirksvereine der Stadtbezirke 102--106 niedergesetzter Ausschuß hat
soeben den über den Gegenstand mit den Behörden geführten Brief-
wechsel veröffentlicht, welcher auch für andere Städte von Jnteresse
sein dürfte.

* Sparkassen. Jn Preußen gab es im Jahre 1876 1020
Sparkassen, 16 mehr als im Jahre 1875. Guthaben waren
hinterlegt 1221 Mill. M., ( 100 mehr ) . Die Zunahme war in
den vorhergehenden Jahren größer: sie betrug 124, 150, 146,
110. Trotz Krisis ist also die Capitalzunahme noch immer eine
recht ansehnliche.

* Rechtswesen. Die schreiende Unbill, daß unschuldig Ver-
urtheilte nicht wenigstens materiell entschädigt werden, ist neuerdings
wieder durch einen in Göttingen vorgekommenen Fall illustrirt
worden. Ein Handelsmann wurde auf die Denunciation eines
Pfandverleihers mit seiner Frau verhaftet und 29 Tage lang fest-
gehalten, bis sich seine völlige Schuldlosigkeit herausstellte. Der
Herr Untersuchungrichter bescheinigte "den völligen Ungrund des
Verdachtes" ( einen Diebstahl betr. ) und damit war die Sache ab-
gethan! -- Der Herr Richter hätte auch wohl etwas vorsichtiger
sein können.

^ Schwindel. Von Mainz aus wird gegenwärtig folgende
Anzeige verbreitet, die selbstverständlich auf die Menge und Leicht-
gläubigkeit arbeitloser Leute speculirt, welche es jetzt gibt. Selbst-
ständigkeit. Gegen Einsendung von 10 R.=M. geben wir die An-
leitung zu einem kaufmännischen Geschäft, das einen Jahresver-
dienst von 2000--3000 R.=M. ermöglicht. Branchenkenntniß und
Einrichtungen nicht erforderlich, ebensowenig Capitalaufwand, da
wir uns gleichzeitig zu vermitteln verpflichten, daß die zum Beginn
nöthigen Waaren creditirt werden Das Geschäft beruht wahr-
scheinlich in weiter nichts, als dem Kolportiren von Büchern und
Zeitungen.

* Gründungen. Ein auffallender Fall ist eben vor dem
Elbinger Kreisgericht verhandelt worden, in welchem auch der Prä-
sident des Reichstages, Oberbürgermeister v. Forckenbeck und Geh.
Commerzienrath Baare=Bochum als Zeugen figuriren. Angeklagt
waren die Gründer der Westpreußischen Eisenhütten=Actien=Gesell-
schaft, meistens Berliner und Königsberger Banken, darunter auch
der als Reorganisator der Preußischen Boden=Credit=Actien=Bank
bekannte Geh. Commerzienrath Stephan, der Erregung von Jrr-
thum durch Vorspiegelung falscher Thatsachen.

Lehranstalt für Färberei, Druckerei, Bleicherei,
Appretur, Farbenfabrication und Handel.
Dr. Reimann
in Berlin, Vorsitzender des Allgemeinen Färbervereines und Heraus-
geber der nach ihm benannten Färberzeitung ist im Begriff unter
Mitwirkung des genannten Vereines eine solche Anstalt zu errichten,
welche am 17. October c. eröffnet werden soll. Eine solche Fach-
schule ist für die Angehörigen der Farbentechnik ein Bedürfniß ge-
worden, da seit Aufhören der alten Jnnungen gar keine jungen
Kräfte mehr ausgebildet werden, und diese Gewerbe aus Mangel
an tüchtig vorgebildeten Leuten daher zurückzugehen drohen, wollen
sie nicht die benöthigten Kräfte aus dem Auslande beziehen, wie
die Stoffdruckerei dies bereits seit langer Zeit thut. Jn der neuen
Fachschule sollen während des laufenden Quartals ( bis Ende
December ) in den späten Nachmittags= und Abendstunden folgende
Curse abgehalten werden: 1 ) über Chemie in Anwendung auf Ge-
werbe mit besonderer Berücksichtigung der Farbenbranche; 2 ) über
Farbstoffprüfung; 3 ) practische Laboratoriumsarbeiten, selbstständige
Prüfung von Farbstoffen und Droguen, Versuche ec.

Jst das neue Unternehmen auch vornehmlich der Farbenbranche
gewidmet, so sollen doch Angehörige anderer Gewerbe, welche sich
binnen Kurzem die für sie nöthige Kenntniß einzelner Zweige der

[Spaltenumbruch] Rebensetzlinge, den Zusammhang der Laubarbeiten am Weinstock
mit dem Zuckergehalt des Mostes, die Einführung der Weinbergs-
pflüge, die Phylloxerafrage, den Grind der Reben, das Erfrieren
der Rebe und die Schutzmittel dagegen, die Bereitung des Roth-
weins, das Lüften beim Moste, Verwendung der Hefe beim Gähren
des Traubenmostes, Cementfässer, Nachgährung, Einrichtung von
Weinmärkten, Herbstzwang oder Herbstfreiheit und die Verwendung
bestimmter Traubensorten bei Neuanlagen von Weinbergen, je nach
der Lage und den Bodenverhältnissen.

-- Der 5. Delegirtentag des Centralvereins der Wollwaaren-
Fabrikanten tagt am 15. in Krimmitschau. Zur Besprechung
kommt der Zolltarif, ein Antrag an das Reichskanzleramt auf Ver-
theilung von silbernen und broncenen Medaillen für hervorragende
Leistungen, Erfindungen und Verbesserungen in der Wollenindustrie
ohne daß der Gegenstand selbst zur Patentertheilung gekommen wäre.
Die regelmäßige Ausstellungen in Verbindung mit den Delegirten-
tagen, Feuerversicherung, Unfallversicherung und das Ausrecken der
Tuche ec.

-- Der nach Gera berufene deutsche Arbeiter=Congreß wird
am 21. October zunächst die Satzungen berathen, dann die An-
forderungen an die Gesetzgebung und Verwaltung, am 22. die
Reform der Gewerbeordnung, der Schule, die Gliederung des Con-
gresses, die Anbahnung einer Statistik der Arbeit und Herausgabe
einer Zeitschrift. Hauptzweck des Congresses ist, alle freisinnigen
Arbeitervereine und Einzelkräfte ohne Rücksicht auf politische An-
sichten zusammen zu schließen.

-- Der Verein für Socialpolitik hat nach langer De-
batte folgenden Antrag angenommen: 1 ) Es ist durch Staatsgesetz
zu bestimmen, welche Arten von Abgaben in den verschiedenen Ge-
meinden zu erheben sind. 2 ) Jn den Städten und Landgemeinden
sollen hauptsächlich erhoben werden: besondere Beiträge von den
nachweislichen Jnteressenten, Realsteuern, namentlich von Grund
und Boden und von Gebäuden, Personalsteuern von allen in der
Commune lebenden öconomisch selbstständigen physischen Personen.
3 ) Staatsgesetzlich soll das Verhältniß festgestellt werden, in welchem
die verschiedenen Hauptabgabearten benutzt werden dürfen mit Rück-
sicht auf die Hauptzweige der Gemeindeverwaltung und die betreffen-
den Ausgabeposten, so daß der Ertrag der Realsteuern die Aus-
gaben der Gemeinde für wirthschaftliche Verwaltung ungefähr deckt.
Die Beiträge der Jnteressenten und die Realsteuern sollen unab-
hängig von ähnlichen Staatssteuern, hingegen die Gemeindepersonal=,
insbesondere die Einkommensteuern im Anschluß an die entsprechen-
den Staatssteuern eingeschätzt werden.

Ob dieses Eingreifen des Staates in die Verwaltung der
Gemeinden ein Fortschritt wäre, ist sehr zu bezweifeln. Nirgends
ist die Selbstverwaltung ungefährlicher als in der Gemeinde.

* 10. Frauentag. Der deutsche Frauen=Verein tagte vom
27.--29. September in Hannover und mit demselben großen Er-
folg, wie an allen früheren Versammlungsorten. Jn Hannover
war wie in Frankfurt noch wenig für die Sache geschehen. Man
fürchtete wie hier geringe Theilnahme, allein schon am ersten Tage
war der Versammlungssaal zu klein und man siedelte in die Aula
des Lyzeums über, die über 1000 Personen faßt, aber dennoch
gefüllt wurde. Die Reihe der höchst interessanten Vorträge eröff-
neten die bewährten Führerinnen des Vereins Frl. A. Schmidt, Fr.
Dr. Goldschmidt, Frau Dr. Peters, Frl. Aßmann, Frau L.
Morgenstern und Frl. Calm. Besonderes Jnteresse erregte
Frl. Dr. Tiburtius, die bekannte Aerztin in Berlin, welche dort
eine weibliche Polyklinik errichtet hat, die seit dem 1. Juni bereits
570 Patienten behandelt hat, zum Theil unentgeltlich.

* Genossenschaftswesen. Schulze=Delitzsch macht in der
neuesten Nummer des Bl. f. Gen. den Versuch, eine Verstän-
digung mit den Raiffeisen' schen Darlehenskassen herbeizuführen.
Nachdem die famosen Neuwieder Gründungen aufgegeben worden
und die „Rhein. Landw. Bank“ ( eine eingetragene Genossenschaft
ohne Geschäftsantheile ) sich aufgelöst hat, nähern sich die genannten
Kassen der Schulze' schen Grundlage und führen Geschäftsantheile
ein; sie werden bald sehen, daß sie so besser fahren.

-- Belgien hat nach dem auf dem letzten Genossenschaftstag
erstatteten Jahresbericht 19 Volksbanken mit 9342 Mitgliedern
und einem eigenen Vermögen von 1,673,000 Fr.

* Die pfälzische Gewerbe- und Handelskammer, die
nach mehrjähriger Pause wieder in Thätigkeit getreten ist und frü-
[Spaltenumbruch] her freihändlerisch war, soll seit ihrem Erwachen aus langem
Schlaf entschieden schutzzöllnerische Gelüste zur Schau tragen, wie
dem Frankf. J. berichtet wird. Jn einer Eingabe an das Staats-
ministerium in München beantragt sie die Erhöhung des Eingangs-
zolles auf Tabak mit Argumenten, die weniger für eine einseitige
Zollerhöhung als für das Tabakmonopol sprechen.

Jn Berlin wird gegenwärtig für Errichtung einer regel-
rechten Handelskammer agitirt. Die Handelswelt dort ist jetzt
durch die sogenannte Corporation der Kaufmannschaft vertreten, welche
in Folge der betreffenden gesetzlichen Bestimmungen meist nur
Börsenleute enthält. Man wünscht nun, daß jeder Gewerbtrei-
bende einer gewissen Steuerstufe wählbar sei. Ein von dem Be-
zirksvereine der Stadtbezirke 102--106 niedergesetzter Ausschuß hat
soeben den über den Gegenstand mit den Behörden geführten Brief-
wechsel veröffentlicht, welcher auch für andere Städte von Jnteresse
sein dürfte.

* Sparkassen. Jn Preußen gab es im Jahre 1876 1020
Sparkassen, 16 mehr als im Jahre 1875. Guthaben waren
hinterlegt 1221 Mill. M., ( 100 mehr ) . Die Zunahme war in
den vorhergehenden Jahren größer: sie betrug 124, 150, 146,
110. Trotz Krisis ist also die Capitalzunahme noch immer eine
recht ansehnliche.

* Rechtswesen. Die schreiende Unbill, daß unschuldig Ver-
urtheilte nicht wenigstens materiell entschädigt werden, ist neuerdings
wieder durch einen in Göttingen vorgekommenen Fall illustrirt
worden. Ein Handelsmann wurde auf die Denunciation eines
Pfandverleihers mit seiner Frau verhaftet und 29 Tage lang fest-
gehalten, bis sich seine völlige Schuldlosigkeit herausstellte. Der
Herr Untersuchungrichter bescheinigte „den völligen Ungrund des
Verdachtes“ ( einen Diebstahl betr. ) und damit war die Sache ab-
gethan! -- Der Herr Richter hätte auch wohl etwas vorsichtiger
sein können.

△ Schwindel. Von Mainz aus wird gegenwärtig folgende
Anzeige verbreitet, die selbstverständlich auf die Menge und Leicht-
gläubigkeit arbeitloser Leute speculirt, welche es jetzt gibt. Selbst-
ständigkeit. Gegen Einsendung von 10 R.=M. geben wir die An-
leitung zu einem kaufmännischen Geschäft, das einen Jahresver-
dienst von 2000--3000 R.=M. ermöglicht. Branchenkenntniß und
Einrichtungen nicht erforderlich, ebensowenig Capitalaufwand, da
wir uns gleichzeitig zu vermitteln verpflichten, daß die zum Beginn
nöthigen Waaren creditirt werden Das Geschäft beruht wahr-
scheinlich in weiter nichts, als dem Kolportiren von Büchern und
Zeitungen.

* Gründungen. Ein auffallender Fall ist eben vor dem
Elbinger Kreisgericht verhandelt worden, in welchem auch der Prä-
sident des Reichstages, Oberbürgermeister v. Forckenbeck und Geh.
Commerzienrath Baare=Bochum als Zeugen figuriren. Angeklagt
waren die Gründer der Westpreußischen Eisenhütten=Actien=Gesell-
schaft, meistens Berliner und Königsberger Banken, darunter auch
der als Reorganisator der Preußischen Boden=Credit=Actien=Bank
bekannte Geh. Commerzienrath Stephan, der Erregung von Jrr-
thum durch Vorspiegelung falscher Thatsachen.

♁ Lehranstalt für Färberei, Druckerei, Bleicherei,
Appretur, Farbenfabrication und Handel.
Dr. Reimann
in Berlin, Vorsitzender des Allgemeinen Färbervereines und Heraus-
geber der nach ihm benannten Färberzeitung ist im Begriff unter
Mitwirkung des genannten Vereines eine solche Anstalt zu errichten,
welche am 17. October c. eröffnet werden soll. Eine solche Fach-
schule ist für die Angehörigen der Farbentechnik ein Bedürfniß ge-
worden, da seit Aufhören der alten Jnnungen gar keine jungen
Kräfte mehr ausgebildet werden, und diese Gewerbe aus Mangel
an tüchtig vorgebildeten Leuten daher zurückzugehen drohen, wollen
sie nicht die benöthigten Kräfte aus dem Auslande beziehen, wie
die Stoffdruckerei dies bereits seit langer Zeit thut. Jn der neuen
Fachschule sollen während des laufenden Quartals ( bis Ende
December ) in den späten Nachmittags= und Abendstunden folgende
Curse abgehalten werden: 1 ) über Chemie in Anwendung auf Ge-
werbe mit besonderer Berücksichtigung der Farbenbranche; 2 ) über
Farbstoffprüfung; 3 ) practische Laboratoriumsarbeiten, selbstständige
Prüfung von Farbstoffen und Droguen, Versuche ec.

Jst das neue Unternehmen auch vornehmlich der Farbenbranche
gewidmet, so sollen doch Angehörige anderer Gewerbe, welche sich
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[0003] Rebensetzlinge, den Zusammhang der Laubarbeiten am Weinstock mit dem Zuckergehalt des Mostes, die Einführung der Weinbergs- pflüge, die Phylloxerafrage, den Grind der Reben, das Erfrieren der Rebe und die Schutzmittel dagegen, die Bereitung des Roth- weins, das Lüften beim Moste, Verwendung der Hefe beim Gähren des Traubenmostes, Cementfässer, Nachgährung, Einrichtung von Weinmärkten, Herbstzwang oder Herbstfreiheit und die Verwendung bestimmter Traubensorten bei Neuanlagen von Weinbergen, je nach der Lage und den Bodenverhältnissen. -- Der 5. Delegirtentag des Centralvereins der Wollwaaren- Fabrikanten tagt am 15. in Krimmitschau. Zur Besprechung kommt der Zolltarif, ein Antrag an das Reichskanzleramt auf Ver- theilung von silbernen und broncenen Medaillen für hervorragende Leistungen, Erfindungen und Verbesserungen in der Wollenindustrie ohne daß der Gegenstand selbst zur Patentertheilung gekommen wäre. Die regelmäßige Ausstellungen in Verbindung mit den Delegirten- tagen, Feuerversicherung, Unfallversicherung und das Ausrecken der Tuche ec. -- Der nach Gera berufene deutsche Arbeiter=Congreß wird am 21. October zunächst die Satzungen berathen, dann die An- forderungen an die Gesetzgebung und Verwaltung, am 22. die Reform der Gewerbeordnung, der Schule, die Gliederung des Con- gresses, die Anbahnung einer Statistik der Arbeit und Herausgabe einer Zeitschrift. Hauptzweck des Congresses ist, alle freisinnigen Arbeitervereine und Einzelkräfte ohne Rücksicht auf politische An- sichten zusammen zu schließen. -- Der Verein für Socialpolitik hat nach langer De- batte folgenden Antrag angenommen: 1 ) Es ist durch Staatsgesetz zu bestimmen, welche Arten von Abgaben in den verschiedenen Ge- meinden zu erheben sind. 2 ) Jn den Städten und Landgemeinden sollen hauptsächlich erhoben werden: besondere Beiträge von den nachweislichen Jnteressenten, Realsteuern, namentlich von Grund und Boden und von Gebäuden, Personalsteuern von allen in der Commune lebenden öconomisch selbstständigen physischen Personen. 3 ) Staatsgesetzlich soll das Verhältniß festgestellt werden, in welchem die verschiedenen Hauptabgabearten benutzt werden dürfen mit Rück- sicht auf die Hauptzweige der Gemeindeverwaltung und die betreffen- den Ausgabeposten, so daß der Ertrag der Realsteuern die Aus- gaben der Gemeinde für wirthschaftliche Verwaltung ungefähr deckt. Die Beiträge der Jnteressenten und die Realsteuern sollen unab- hängig von ähnlichen Staatssteuern, hingegen die Gemeindepersonal=, insbesondere die Einkommensteuern im Anschluß an die entsprechen- den Staatssteuern eingeschätzt werden. Ob dieses Eingreifen des Staates in die Verwaltung der Gemeinden ein Fortschritt wäre, ist sehr zu bezweifeln. Nirgends ist die Selbstverwaltung ungefährlicher als in der Gemeinde. * 10. Frauentag. Der deutsche Frauen=Verein tagte vom 27.--29. September in Hannover und mit demselben großen Er- folg, wie an allen früheren Versammlungsorten. Jn Hannover war wie in Frankfurt noch wenig für die Sache geschehen. Man fürchtete wie hier geringe Theilnahme, allein schon am ersten Tage war der Versammlungssaal zu klein und man siedelte in die Aula des Lyzeums über, die über 1000 Personen faßt, aber dennoch gefüllt wurde. Die Reihe der höchst interessanten Vorträge eröff- neten die bewährten Führerinnen des Vereins Frl. A. Schmidt, Fr. Dr. Goldschmidt, Frau Dr. Peters, Frl. Aßmann, Frau L. Morgenstern und Frl. Calm. Besonderes Jnteresse erregte Frl. Dr. Tiburtius, die bekannte Aerztin in Berlin, welche dort eine weibliche Polyklinik errichtet hat, die seit dem 1. Juni bereits 570 Patienten behandelt hat, zum Theil unentgeltlich. * Genossenschaftswesen. Schulze=Delitzsch macht in der neuesten Nummer des Bl. f. Gen. den Versuch, eine Verstän- digung mit den Raiffeisen' schen Darlehenskassen herbeizuführen. Nachdem die famosen Neuwieder Gründungen aufgegeben worden und die „Rhein. Landw. Bank“ ( eine eingetragene Genossenschaft ohne Geschäftsantheile ) sich aufgelöst hat, nähern sich die genannten Kassen der Schulze' schen Grundlage und führen Geschäftsantheile ein; sie werden bald sehen, daß sie so besser fahren. -- Belgien hat nach dem auf dem letzten Genossenschaftstag erstatteten Jahresbericht 19 Volksbanken mit 9342 Mitgliedern und einem eigenen Vermögen von 1,673,000 Fr. * Die pfälzische Gewerbe- und Handelskammer, die nach mehrjähriger Pause wieder in Thätigkeit getreten ist und frü- her freihändlerisch war, soll seit ihrem Erwachen aus langem Schlaf entschieden schutzzöllnerische Gelüste zur Schau tragen, wie dem Frankf. J. berichtet wird. Jn einer Eingabe an das Staats- ministerium in München beantragt sie die Erhöhung des Eingangs- zolles auf Tabak mit Argumenten, die weniger für eine einseitige Zollerhöhung als für das Tabakmonopol sprechen. Jn Berlin wird gegenwärtig für Errichtung einer regel- rechten Handelskammer agitirt. Die Handelswelt dort ist jetzt durch die sogenannte Corporation der Kaufmannschaft vertreten, welche in Folge der betreffenden gesetzlichen Bestimmungen meist nur Börsenleute enthält. Man wünscht nun, daß jeder Gewerbtrei- bende einer gewissen Steuerstufe wählbar sei. Ein von dem Be- zirksvereine der Stadtbezirke 102--106 niedergesetzter Ausschuß hat soeben den über den Gegenstand mit den Behörden geführten Brief- wechsel veröffentlicht, welcher auch für andere Städte von Jnteresse sein dürfte. * Sparkassen. Jn Preußen gab es im Jahre 1876 1020 Sparkassen, 16 mehr als im Jahre 1875. Guthaben waren hinterlegt 1221 Mill. M., ( 100 mehr ) . Die Zunahme war in den vorhergehenden Jahren größer: sie betrug 124, 150, 146, 110. Trotz Krisis ist also die Capitalzunahme noch immer eine recht ansehnliche. * Rechtswesen. Die schreiende Unbill, daß unschuldig Ver- urtheilte nicht wenigstens materiell entschädigt werden, ist neuerdings wieder durch einen in Göttingen vorgekommenen Fall illustrirt worden. Ein Handelsmann wurde auf die Denunciation eines Pfandverleihers mit seiner Frau verhaftet und 29 Tage lang fest- gehalten, bis sich seine völlige Schuldlosigkeit herausstellte. Der Herr Untersuchungrichter bescheinigte „den völligen Ungrund des Verdachtes“ ( einen Diebstahl betr. ) und damit war die Sache ab- gethan! -- Der Herr Richter hätte auch wohl etwas vorsichtiger sein können. △ Schwindel. Von Mainz aus wird gegenwärtig folgende Anzeige verbreitet, die selbstverständlich auf die Menge und Leicht- gläubigkeit arbeitloser Leute speculirt, welche es jetzt gibt. Selbst- ständigkeit. Gegen Einsendung von 10 R.=M. geben wir die An- leitung zu einem kaufmännischen Geschäft, das einen Jahresver- dienst von 2000--3000 R.=M. ermöglicht. Branchenkenntniß und Einrichtungen nicht erforderlich, ebensowenig Capitalaufwand, da wir uns gleichzeitig zu vermitteln verpflichten, daß die zum Beginn nöthigen Waaren creditirt werden Das Geschäft beruht wahr- scheinlich in weiter nichts, als dem Kolportiren von Büchern und Zeitungen. * Gründungen. Ein auffallender Fall ist eben vor dem Elbinger Kreisgericht verhandelt worden, in welchem auch der Prä- sident des Reichstages, Oberbürgermeister v. Forckenbeck und Geh. Commerzienrath Baare=Bochum als Zeugen figuriren. Angeklagt waren die Gründer der Westpreußischen Eisenhütten=Actien=Gesell- schaft, meistens Berliner und Königsberger Banken, darunter auch der als Reorganisator der Preußischen Boden=Credit=Actien=Bank bekannte Geh. Commerzienrath Stephan, der Erregung von Jrr- thum durch Vorspiegelung falscher Thatsachen. ♁ Lehranstalt für Färberei, Druckerei, Bleicherei, Appretur, Farbenfabrication und Handel. Dr. Reimann in Berlin, Vorsitzender des Allgemeinen Färbervereines und Heraus- geber der nach ihm benannten Färberzeitung ist im Begriff unter Mitwirkung des genannten Vereines eine solche Anstalt zu errichten, welche am 17. October c. eröffnet werden soll. Eine solche Fach- schule ist für die Angehörigen der Farbentechnik ein Bedürfniß ge- worden, da seit Aufhören der alten Jnnungen gar keine jungen Kräfte mehr ausgebildet werden, und diese Gewerbe aus Mangel an tüchtig vorgebildeten Leuten daher zurückzugehen drohen, wollen sie nicht die benöthigten Kräfte aus dem Auslande beziehen, wie die Stoffdruckerei dies bereits seit langer Zeit thut. Jn der neuen Fachschule sollen während des laufenden Quartals ( bis Ende December ) in den späten Nachmittags= und Abendstunden folgende Curse abgehalten werden: 1 ) über Chemie in Anwendung auf Ge- werbe mit besonderer Berücksichtigung der Farbenbranche; 2 ) über Farbstoffprüfung; 3 ) practische Laboratoriumsarbeiten, selbstständige Prüfung von Farbstoffen und Droguen, Versuche ec. Jst das neue Unternehmen auch vornehmlich der Farbenbranche gewidmet, so sollen doch Angehörige anderer Gewerbe, welche sich binnen Kurzem die für sie nöthige Kenntniß einzelner Zweige der

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1067. Frankfurt a. M., 13. Oktober 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1067_1877/3>, abgerufen am 21.11.2024.