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Allgemeine Zeitung. Nr. 49. Augsburg (Bayern), 18. Februar 1871.

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Weit interessanter sind die Actenstücke zum Krieg zwischen Frankreich
und Deutschland. Auf 260 Seiten reichen sie vom Anfang des Monats
August bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes. Die ersten Depeschen
vom englischen Botschafter in Paris beschreiben die stürmischen Scenen in
den französischen Kammern, welche den Schlachten bei Wörth und Spiche-
ren vorangiengen. Schon am 12 Aug. schreibt Lord Lyons: die allgemeine
Stimmung sei derart daß eine abermalige Niederlage der Dynastie den
Todesstoß geben müsse, während es noch keineswegs für gewiß angesehen
werde daß selbst ein Sieg der französischen Armee im Stande sein werde
eine Revolution zu verhüten. Der erste Punkt von Wichtigkeit auf den
wir darauf in den Actenstücken stoßen, ist der Austausch der Neutralitäts-
versicherungen zwischen den verschiedenen Mächten, und wie sich heraus-
stellt, war England am wenigsten geneigt und Jtalien am eifrigsten dar-
auf bedacht derartige Versicherungen zu erwirken. Wiederholt machte
Jtalien bezügliche Vorschläge, und als deren Resultat wurden schließlich
die Neutralitätsversicherungen zwischen England einerseits, und Jtalien,
Oesterreich, Rußland u. s. w. andrerseits ausgetauscht. Fürst de la Tour
d'Auvergne, welcher damals -- unter dem kurzen Ministerium Palikao --
Minister des Auswärtigen war, erklärte: er habe gegen ein Abkommen
der Neutralen nichts einzuwenden, da sie ja alle gut gegen Frankreich
disponirt seien. Zu gleicher Zeit aber sei es offenbar "daß Frankreich
unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Vermittlungsvorschlägen
von irgendwelcher Seite Gehör schenken könne." Später sagte er in einer
Unterredung mit Lord Lyons: wenn Frankreich einen eclatanten Waffen-
erfolg erringen sollte, dann sei er -- de la Tour -- zu großer Mäßigung
geneigt, und wolle er nur darauf dringen daß mit "Zustimmung Europa's
irgendein Abkommen getroffen werde welches der Feindseligkeit zwischen
Frankreich und Preußen, wie sie diesen Krieg verursacht habe, abhelfen
würde." Um diese Zeit zeigte Rußland sich zur Vermittlung geneigt,
Oesterreich schlug vor daß die Neutralmächte hierüber zu einem Einver-
ständniß kommen sollten, und Jtalien machte ähnliche Vorschläge. Auf
diese wiederholten Anträge hin erwiederte England geradezu ablehnend.

Als am 6 Sept. Hr. de Lavalette die französische Botschaft in Lon-
don verließ, und die Geschäfte in die Hände Hrn. Tissots gab, trat für
die Beziehungen zwischen England und den Kriegführenden ein vollstän-
diger Wendepunkt ein. Von hier ab wird Lord Granville fast unaufhör-
lich unter der einen oder anderen Form ersucht sich einzumischen, indem
er Preußen Vorschläge mache. Schon in den ersten Tagen nach Procla-
mirung der Republik hatte Favre gegen Lord Lyons geäußert: Frankreich
werde in einen Waffenstillstand willigen wenn der Vorschlag von einer
neutralen Macht ausgehe, und es werde ihn freuen wenn Preußen ein
Vermittlungsvorschlag vorgelegt würde auf Grundlage der Jntegrität des
französischen Gebiets. Aber wie bisher erwiederte Granville am 7 Sept.:
daß ein Vermittlungsversuch mehr schaden als nützen würde, wenn nicht
Grund zu der Annahme vorhanden sei daß die Grundlage beiden
Kriegführenden annehmbar erscheine. Jnzwischen erklärte sich Granville
bereit die Vermittlung irgendeiner Communication zu übernehmen welche
zum Frieden führen könnte. Favre nahm dieß bereitwillig an und
am 9 September überbrachte Fürst Metternich einen Brief Favre's an
Lord Lyons, welcher ersuchte dem Grafen Bismarck sofort die folgende
Frage vorzulegen: "Jst Graf Bismarck gewillt mündliche Unterhand-
lungen für einen Waffenstillstand und für eine Conferenz zur Feststellung
der Friedensbedingungen einzugehen; und mit wem schlägt er vor diese
Conversation zu halten?" Diese Frage wurde sofort an ihre Adresse be-
fördert; aber die durch den Krieg nöthig gewordenen Umwege verzögerten
die Antwort sehr, und Lord Lyons hatte nicht wenig Mühe Favre zu einem
ruhigen Abwarten der Antwort zu bewegen. Dieser machte inzwischen
mehrere Versuche England zu einer activen Beförderung des Waffenstill-
standsprojects zu bewegen, und wie er, so erzielte auch Thiers auf seiner
Londoner Mission wiederholt die nämliche Antwort, daß England keinerlei
Vorschläge machen könne, deren Grundlage nicht die Wahrscheinlichkeit
einer beiderseitigen Annahme in sich schließe. Endlich kam Bismarcks Ant-
wort auf die Frage Favre's, welche Granville am 13 nach Paris beförderte.
Das Actenstück hebt hervor daß Eröffnungen seitens der augenblicklichen
Regierung von Paris nicht als Eröffnungen seitens der Regierung von
Frankreich anerkannt werden könnten, weil Frankreich die Regierung noch
nicht anerkannt habe, und weil der Kaiser Napoleon für die auswärtigen
Mächte noch immer der Träger der Souveränetät sei. Aber schon als
diese Depesche noch an Favre unterwegs war, wird Granville durch Lyons
davon in Kenntniß gesetzt daß Favre beabsichtige zu Bismarck selber zu
gehen, "um offen herauszusagen daß die Regierung dem Resultat des Feld-
zuges ihre Augen nicht verschlossen habe, und bereit sei in fast alles einzu-
willigen, vorausgesetzt daß die Jntegrität des Gebiets gewahrt werde."
Dann folgt das Rundschreiben Bismarcks von Reims, in welchem er er-
klärt: es sei die Absicht der deutschen Regierung "die französische Gränze
im Südwesten und hiedurch den Ausgangspunkt der französischen Angriffe
zurückzudrängen und für Deutschland die Festungen zu erwerben mit denen
Frankreich uns bedroht, um sie zu Bollwerken der Vertheidigung zu machen."
Als Bernstorff dieses Circular dem Grafen Granville vorlegte, fragte
dieser: "ob die preußische Regierung zu einem Ausdruck der Ansicht über
den Jnhalt einlade." Die Antwort lautete verneinend, und die ganze
Zeit über zeigte Deutschland sich wenig geneigt England oder irgendeine
andere Macht um ihre Ansicht zu fragen, und diese Haltung ist augen-
[Spaltenumbruch] scheinlich auf den fernerhin von Lord Granville eingeschlagenen Weg von
wesentlichem Einflusse gewesen.

Der Krieg.
Erste Eindrücke von Paris.

* Einer Originalcorrespondenz der "N. Z. Z." aus Versailles vom
9 Febr. sind einige interessante Einzelheiten zu entnehmen. Nachdem der
Berichterstatter seine Fahrt von Versailles nach der Octroi=Linie in ziem-
lich schlechtem Lohnfuhrwerk geschildert, und erwähnt hat wie er, vor der
Barriere de Neuilly abgesetzt, zu Fuß sich um einen neuen Wagen um-
sehen mußte, fährt er fort: "Von Neuilly bis zur Avenue de la grande
Armee wußte ich vornherein daß ich keinen erhalten werde; aber ich wurde noch
weiter getäuscht, passirte den Arc de l'Etoile, die Champs Elysees, ohne auch
nur im entferntesten ein Fuhrwerk wahrzunehmen. Die elyseischen Felder
vom Arc de Triomphe an waren so verlassen, daß man nicht glaubte in
den Nachmittagsstunden zu sein. Auf meinem ganzen Weg fand ich
viele Häuser gänzlich geschlossen, darunter auch viele Wirthslocalitäten,
die sonst immer des Tags gefüllt von Gästen waren. Die italienische
Gesandtschaft am Rondpoint hatte ihr eisernes Thor geschlossen; die rei-
zenden Anlagen der Champs Elysees fand ich zerstört. Pferde und Wagen
welche dagestanden müssen diese Verwüstungen angerichtet haben. Bäume
waren verschwunden, die Brücke abgerissen, die vielen, vielen Stühle ab-
handen gekommen. Auch die reizenden Anlagen vor den Cafes Chantants
waren geschlossen, und ein tiefer Schmutz lag vor den Eingängen, als wenn
sie schon seit Jahren nicht geöffnet gewesen wären. Auf der Place de la
Concorde mußte ich etwas ausruhen; endlich in der Rue royale nach de
Madeleine sah ich einen Wagen; er war mir schon etwas merkwürdiges.
Alle Privatequipagen waren verschwunden, auch den Flaneur konnte mein
forschendes Auge nicht entdecken; dagegen bemerkte ich eine Unmasse Mo-
bilgardisten, Nationalgarden, Francs=Tireurs und sonstige Waffengattun-
gen; alle trieben sich verstimmt, die Hände in den Taschen, einen Pfeifen-
stummel rauchend, umher. An der Ecke des Boulevard de la Madeleine be-
findet sich das berühmte Restaurant Durand, bei welchem ich einen Halt
machte. Kaffee war zu erhalten, aber nicht zu trinken; die Bummler des
Boulevard, welche sich hier aufhielten, waren verschwunden, und statt
des Demi=Monde begegneten mir Frauen mit Körben, in welchen sie Ge-
müse oder sonstige Victualien zur Stadt gebracht hatten, um sich nach
Hause zu begeben. Es fieng inzwischen zu dämmern an; aber weder Pe-
troleum, noch Oel, noch sonstige Lichter wurden angezündet. Es blieb
alles finster, was einen unheimlichen Eindruck hervorrief. Wer in Paris
lebte, und lange, lange Jahre seinen Lichtglanz kennen lernte, kann sich
von diesem Zustande, Paris ohne Licht, keinen Begriff machen. Von all
den schönen Flammen auf dem March e aux Fleurs de la Madeleine, die
selbst im Winter da standen und sich reizend ausnahmen, war keine Spur
mehr zu entdecken. Hie und da gewahrte ich einige von den deutschen
Granaten, wie es schien, zerstörte Häuser; denn dieselben waren völlig
ausgebrannt, und der Schutt lag weit umher; ich eilte, wie so mancher
andere, schnell an diesen Stätten der Trauer vorüber. Ehe ich zu meiner
Wohnung gelangte, suchte ich mich über die Stimmung der Bevölkerung
zu informiren, und erhielt zur Antwort: Dieu merci, l'agonie est sur-
montee
. An meine Behausung gekommen, fand ich keinen Concierge mehr
vor, die Stiegen nicht gereinigt und die Zimmer der untern Etage von
Militär besetzt, den Hof und die obern Stockwerke mit Sandsäcken ange-
füllt. Die ganze Wohnung war verwüstet, alles lag darunter und dar-
über. Kleider und Wäsche fand ich nicht mehr; was noch vorhanden, war
von andern gebraucht und zerrissen. Ungeziefer in Masse, was mir sol-
chen Ekel erregte daß ich meine Wohnung alsbald wieder verließ, um mich
nach einem Nachtquartier umzusehen. Jch begab mich in die nächste
Maison Meublee, dann zum Grand Hotel. Aber wen sah ich hier? Da
wo sonst die Elite des Boulevard sich bewegte, in dem Conversationssaal,
waren alle Räume voll von Verwundeten und Kranken, meist nur Offi-
ciere, so daß ich auch hier meine Schritte rückwärts lenken mußte. Jm
Hotel Laffitte fand ich ein Zimmer, das, wie man mir versicherte, seit
14 Tagen nicht mehr bewohnt war; dasselbe war schmutzig und ungeheizt, da
es an Holz und Brennmaterial fehlt; theilweise fand ich sogar bei einem Besuch
in dem Haus eines Bekannten den Fußboden zu Feuerungszwecken benutzt!
Die Beleuchtung welche mir in dem Hotel zutheil wurde, bestand aus zwei
Talglichtern. Die Suppe welche ich mir bestellte war, vielleicht in Folge
des vielen Gewürzes, genießbar; das "Roastbeef" aber welches ich ver-
langte, und wovon ichauch sehr viel bekam, war ein veritables "Roßbeef."
Am Abend gieng ich auf den Boulevard Montmartre. Wie gewöhnlich stan-
den viele Leute da; es war zur Zeit der kleinen Börse, und die Rente
wurde offerirt zu 50.51. Man sprach von Bismarck in der merkwür-
digsten Weise und erzählte sich allerlei Enten von ihm. Jn der
Mairie an der Rue Drouot versah die Nationalgarde den Wachtdienst.
Eine Unzahl Menschen stand daselbst um neues zu erfahren, nicht etwa um ein
Kriegsbulletin oder eine Taubendepesche verlesen zu hören, sondern das Er-
gebniß der Wahlen. Die Agitation war eine ganz ungeheure; aber niemand
wußte wohin sich die Zunge der Wage neige. Von da begab ich mich nach
der Salle Valentino in der Rue St. Honor e, wo eben eine Wahlversamm-
lung stattfand; Weiber, Männer, Greise, Wohl= und Nichtwohlgekleidete
waren da; doch herrschte die Blouse vor. Jeder wollte das Wort haben
und sprechen, so daß ein Chaos entstand. Sergents de Ville waren keine

[Beginn Spaltensatz]

Weit interessanter sind die Actenstücke zum Krieg zwischen Frankreich
und Deutschland. Auf 260 Seiten reichen sie vom Anfang des Monats
August bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes. Die ersten Depeschen
vom englischen Botschafter in Paris beschreiben die stürmischen Scenen in
den französischen Kammern, welche den Schlachten bei Wörth und Spiche-
ren vorangiengen. Schon am 12 Aug. schreibt Lord Lyons: die allgemeine
Stimmung sei derart daß eine abermalige Niederlage der Dynastie den
Todesstoß geben müsse, während es noch keineswegs für gewiß angesehen
werde daß selbst ein Sieg der französischen Armee im Stande sein werde
eine Revolution zu verhüten. Der erste Punkt von Wichtigkeit auf den
wir darauf in den Actenstücken stoßen, ist der Austausch der Neutralitäts-
versicherungen zwischen den verschiedenen Mächten, und wie sich heraus-
stellt, war England am wenigsten geneigt und Jtalien am eifrigsten dar-
auf bedacht derartige Versicherungen zu erwirken. Wiederholt machte
Jtalien bezügliche Vorschläge, und als deren Resultat wurden schließlich
die Neutralitätsversicherungen zwischen England einerseits, und Jtalien,
Oesterreich, Rußland u. s. w. andrerseits ausgetauscht. Fürst de la Tour
d'Auvergne, welcher damals -- unter dem kurzen Ministerium Palikao --
Minister des Auswärtigen war, erklärte: er habe gegen ein Abkommen
der Neutralen nichts einzuwenden, da sie ja alle gut gegen Frankreich
disponirt seien. Zu gleicher Zeit aber sei es offenbar „daß Frankreich
unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Vermittlungsvorschlägen
von irgendwelcher Seite Gehör schenken könne.“ Später sagte er in einer
Unterredung mit Lord Lyons: wenn Frankreich einen eclatanten Waffen-
erfolg erringen sollte, dann sei er -- de la Tour -- zu großer Mäßigung
geneigt, und wolle er nur darauf dringen daß mit „Zustimmung Europa's
irgendein Abkommen getroffen werde welches der Feindseligkeit zwischen
Frankreich und Preußen, wie sie diesen Krieg verursacht habe, abhelfen
würde.“ Um diese Zeit zeigte Rußland sich zur Vermittlung geneigt,
Oesterreich schlug vor daß die Neutralmächte hierüber zu einem Einver-
ständniß kommen sollten, und Jtalien machte ähnliche Vorschläge. Auf
diese wiederholten Anträge hin erwiederte England geradezu ablehnend.

Als am 6 Sept. Hr. de Lavalette die französische Botschaft in Lon-
don verließ, und die Geschäfte in die Hände Hrn. Tissots gab, trat für
die Beziehungen zwischen England und den Kriegführenden ein vollstän-
diger Wendepunkt ein. Von hier ab wird Lord Granville fast unaufhör-
lich unter der einen oder anderen Form ersucht sich einzumischen, indem
er Preußen Vorschläge mache. Schon in den ersten Tagen nach Procla-
mirung der Republik hatte Favre gegen Lord Lyons geäußert: Frankreich
werde in einen Waffenstillstand willigen wenn der Vorschlag von einer
neutralen Macht ausgehe, und es werde ihn freuen wenn Preußen ein
Vermittlungsvorschlag vorgelegt würde auf Grundlage der Jntegrität des
französischen Gebiets. Aber wie bisher erwiederte Granville am 7 Sept.:
daß ein Vermittlungsversuch mehr schaden als nützen würde, wenn nicht
Grund zu der Annahme vorhanden sei daß die Grundlage beiden
Kriegführenden annehmbar erscheine. Jnzwischen erklärte sich Granville
bereit die Vermittlung irgendeiner Communication zu übernehmen welche
zum Frieden führen könnte. Favre nahm dieß bereitwillig an und
am 9 September überbrachte Fürst Metternich einen Brief Favre's an
Lord Lyons, welcher ersuchte dem Grafen Bismarck sofort die folgende
Frage vorzulegen: „Jst Graf Bismarck gewillt mündliche Unterhand-
lungen für einen Waffenstillstand und für eine Conferenz zur Feststellung
der Friedensbedingungen einzugehen; und mit wem schlägt er vor diese
Conversation zu halten?“ Diese Frage wurde sofort an ihre Adresse be-
fördert; aber die durch den Krieg nöthig gewordenen Umwege verzögerten
die Antwort sehr, und Lord Lyons hatte nicht wenig Mühe Favre zu einem
ruhigen Abwarten der Antwort zu bewegen. Dieser machte inzwischen
mehrere Versuche England zu einer activen Beförderung des Waffenstill-
standsprojects zu bewegen, und wie er, so erzielte auch Thiers auf seiner
Londoner Mission wiederholt die nämliche Antwort, daß England keinerlei
Vorschläge machen könne, deren Grundlage nicht die Wahrscheinlichkeit
einer beiderseitigen Annahme in sich schließe. Endlich kam Bismarcks Ant-
wort auf die Frage Favre's, welche Granville am 13 nach Paris beförderte.
Das Actenstück hebt hervor daß Eröffnungen seitens der augenblicklichen
Regierung von Paris nicht als Eröffnungen seitens der Regierung von
Frankreich anerkannt werden könnten, weil Frankreich die Regierung noch
nicht anerkannt habe, und weil der Kaiser Napoleon für die auswärtigen
Mächte noch immer der Träger der Souveränetät sei. Aber schon als
diese Depesche noch an Favre unterwegs war, wird Granville durch Lyons
davon in Kenntniß gesetzt daß Favre beabsichtige zu Bismarck selber zu
gehen, „um offen herauszusagen daß die Regierung dem Resultat des Feld-
zuges ihre Augen nicht verschlossen habe, und bereit sei in fast alles einzu-
willigen, vorausgesetzt daß die Jntegrität des Gebiets gewahrt werde.“
Dann folgt das Rundschreiben Bismarcks von Reims, in welchem er er-
klärt: es sei die Absicht der deutschen Regierung „die französische Gränze
im Südwesten und hiedurch den Ausgangspunkt der französischen Angriffe
zurückzudrängen und für Deutschland die Festungen zu erwerben mit denen
Frankreich uns bedroht, um sie zu Bollwerken der Vertheidigung zu machen.“
Als Bernstorff dieses Circular dem Grafen Granville vorlegte, fragte
dieser: „ob die preußische Regierung zu einem Ausdruck der Ansicht über
den Jnhalt einlade.“ Die Antwort lautete verneinend, und die ganze
Zeit über zeigte Deutschland sich wenig geneigt England oder irgendeine
andere Macht um ihre Ansicht zu fragen, und diese Haltung ist augen-
[Spaltenumbruch] scheinlich auf den fernerhin von Lord Granville eingeschlagenen Weg von
wesentlichem Einflusse gewesen.

Der Krieg.
Erste Eindrücke von Paris.

* Einer Originalcorrespondenz der „N. Z. Z.“ aus Versailles vom
9 Febr. sind einige interessante Einzelheiten zu entnehmen. Nachdem der
Berichterstatter seine Fahrt von Versailles nach der Octroi=Linie in ziem-
lich schlechtem Lohnfuhrwerk geschildert, und erwähnt hat wie er, vor der
Barrière de Neuilly abgesetzt, zu Fuß sich um einen neuen Wagen um-
sehen mußte, fährt er fort: „Von Neuilly bis zur Avenue de la grande
Armée wußte ich vornherein daß ich keinen erhalten werde; aber ich wurde noch
weiter getäuscht, passirte den Arc de l'Etoile, die Champs Elysées, ohne auch
nur im entferntesten ein Fuhrwerk wahrzunehmen. Die elyseischen Felder
vom Arc de Triomphe an waren so verlassen, daß man nicht glaubte in
den Nachmittagsstunden zu sein. Auf meinem ganzen Weg fand ich
viele Häuser gänzlich geschlossen, darunter auch viele Wirthslocalitäten,
die sonst immer des Tags gefüllt von Gästen waren. Die italienische
Gesandtschaft am Rondpoint hatte ihr eisernes Thor geschlossen; die rei-
zenden Anlagen der Champs Elysées fand ich zerstört. Pferde und Wagen
welche dagestanden müssen diese Verwüstungen angerichtet haben. Bäume
waren verschwunden, die Brücke abgerissen, die vielen, vielen Stühle ab-
handen gekommen. Auch die reizenden Anlagen vor den Cafés Chantants
waren geschlossen, und ein tiefer Schmutz lag vor den Eingängen, als wenn
sie schon seit Jahren nicht geöffnet gewesen wären. Auf der Place de la
Concorde mußte ich etwas ausruhen; endlich in der Rue royale nach de
Madeleine sah ich einen Wagen; er war mir schon etwas merkwürdiges.
Alle Privatequipagen waren verschwunden, auch den Flaneur konnte mein
forschendes Auge nicht entdecken; dagegen bemerkte ich eine Unmasse Mo-
bilgardisten, Nationalgarden, Francs=Tireurs und sonstige Waffengattun-
gen; alle trieben sich verstimmt, die Hände in den Taschen, einen Pfeifen-
stummel rauchend, umher. An der Ecke des Boulevard de la Madeleine be-
findet sich das berühmte Restaurant Durand, bei welchem ich einen Halt
machte. Kaffee war zu erhalten, aber nicht zu trinken; die Bummler des
Boulevard, welche sich hier aufhielten, waren verschwunden, und statt
des Demi=Monde begegneten mir Frauen mit Körben, in welchen sie Ge-
müse oder sonstige Victualien zur Stadt gebracht hatten, um sich nach
Hause zu begeben. Es fieng inzwischen zu dämmern an; aber weder Pe-
troleum, noch Oel, noch sonstige Lichter wurden angezündet. Es blieb
alles finster, was einen unheimlichen Eindruck hervorrief. Wer in Paris
lebte, und lange, lange Jahre seinen Lichtglanz kennen lernte, kann sich
von diesem Zustande, Paris ohne Licht, keinen Begriff machen. Von all
den schönen Flammen auf dem March é aux Fleurs de la Madeleine, die
selbst im Winter da standen und sich reizend ausnahmen, war keine Spur
mehr zu entdecken. Hie und da gewahrte ich einige von den deutschen
Granaten, wie es schien, zerstörte Häuser; denn dieselben waren völlig
ausgebrannt, und der Schutt lag weit umher; ich eilte, wie so mancher
andere, schnell an diesen Stätten der Trauer vorüber. Ehe ich zu meiner
Wohnung gelangte, suchte ich mich über die Stimmung der Bevölkerung
zu informiren, und erhielt zur Antwort: Dieu merci, l'agonie est sur-
montee
. An meine Behausung gekommen, fand ich keinen Concierge mehr
vor, die Stiegen nicht gereinigt und die Zimmer der untern Etage von
Militär besetzt, den Hof und die obern Stockwerke mit Sandsäcken ange-
füllt. Die ganze Wohnung war verwüstet, alles lag darunter und dar-
über. Kleider und Wäsche fand ich nicht mehr; was noch vorhanden, war
von andern gebraucht und zerrissen. Ungeziefer in Masse, was mir sol-
chen Ekel erregte daß ich meine Wohnung alsbald wieder verließ, um mich
nach einem Nachtquartier umzusehen. Jch begab mich in die nächste
Maison Meublée, dann zum Grand Hôtel. Aber wen sah ich hier? Da
wo sonst die Elite des Boulevard sich bewegte, in dem Conversationssaal,
waren alle Räume voll von Verwundeten und Kranken, meist nur Offi-
ciere, so daß ich auch hier meine Schritte rückwärts lenken mußte. Jm
Hôtel Laffitte fand ich ein Zimmer, das, wie man mir versicherte, seit
14 Tagen nicht mehr bewohnt war; dasselbe war schmutzig und ungeheizt, da
es an Holz und Brennmaterial fehlt; theilweise fand ich sogar bei einem Besuch
in dem Haus eines Bekannten den Fußboden zu Feuerungszwecken benutzt!
Die Beleuchtung welche mir in dem Hôtel zutheil wurde, bestand aus zwei
Talglichtern. Die Suppe welche ich mir bestellte war, vielleicht in Folge
des vielen Gewürzes, genießbar; das „Roastbeef“ aber welches ich ver-
langte, und wovon ichauch sehr viel bekam, war ein veritables „Roßbeef.“
Am Abend gieng ich auf den Boulevard Montmartre. Wie gewöhnlich stan-
den viele Leute da; es war zur Zeit der kleinen Börse, und die Rente
wurde offerirt zu 50.51. Man sprach von Bismarck in der merkwür-
digsten Weise und erzählte sich allerlei Enten von ihm. Jn der
Mairie an der Rue Drouot versah die Nationalgarde den Wachtdienst.
Eine Unzahl Menschen stand daselbst um neues zu erfahren, nicht etwa um ein
Kriegsbulletin oder eine Taubendepesche verlesen zu hören, sondern das Er-
gebniß der Wahlen. Die Agitation war eine ganz ungeheure; aber niemand
wußte wohin sich die Zunge der Wage neige. Von da begab ich mich nach
der Salle Valentino in der Rue St. Honor é, wo eben eine Wahlversamm-
lung stattfand; Weiber, Männer, Greise, Wohl= und Nichtwohlgekleidete
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[818/0002] Weit interessanter sind die Actenstücke zum Krieg zwischen Frankreich und Deutschland. Auf 260 Seiten reichen sie vom Anfang des Monats August bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes. Die ersten Depeschen vom englischen Botschafter in Paris beschreiben die stürmischen Scenen in den französischen Kammern, welche den Schlachten bei Wörth und Spiche- ren vorangiengen. Schon am 12 Aug. schreibt Lord Lyons: die allgemeine Stimmung sei derart daß eine abermalige Niederlage der Dynastie den Todesstoß geben müsse, während es noch keineswegs für gewiß angesehen werde daß selbst ein Sieg der französischen Armee im Stande sein werde eine Revolution zu verhüten. Der erste Punkt von Wichtigkeit auf den wir darauf in den Actenstücken stoßen, ist der Austausch der Neutralitäts- versicherungen zwischen den verschiedenen Mächten, und wie sich heraus- stellt, war England am wenigsten geneigt und Jtalien am eifrigsten dar- auf bedacht derartige Versicherungen zu erwirken. Wiederholt machte Jtalien bezügliche Vorschläge, und als deren Resultat wurden schließlich die Neutralitätsversicherungen zwischen England einerseits, und Jtalien, Oesterreich, Rußland u. s. w. andrerseits ausgetauscht. Fürst de la Tour d'Auvergne, welcher damals -- unter dem kurzen Ministerium Palikao -- Minister des Auswärtigen war, erklärte: er habe gegen ein Abkommen der Neutralen nichts einzuwenden, da sie ja alle gut gegen Frankreich disponirt seien. Zu gleicher Zeit aber sei es offenbar „daß Frankreich unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Vermittlungsvorschlägen von irgendwelcher Seite Gehör schenken könne.“ Später sagte er in einer Unterredung mit Lord Lyons: wenn Frankreich einen eclatanten Waffen- erfolg erringen sollte, dann sei er -- de la Tour -- zu großer Mäßigung geneigt, und wolle er nur darauf dringen daß mit „Zustimmung Europa's irgendein Abkommen getroffen werde welches der Feindseligkeit zwischen Frankreich und Preußen, wie sie diesen Krieg verursacht habe, abhelfen würde.“ Um diese Zeit zeigte Rußland sich zur Vermittlung geneigt, Oesterreich schlug vor daß die Neutralmächte hierüber zu einem Einver- ständniß kommen sollten, und Jtalien machte ähnliche Vorschläge. Auf diese wiederholten Anträge hin erwiederte England geradezu ablehnend. Als am 6 Sept. Hr. de Lavalette die französische Botschaft in Lon- don verließ, und die Geschäfte in die Hände Hrn. Tissots gab, trat für die Beziehungen zwischen England und den Kriegführenden ein vollstän- diger Wendepunkt ein. Von hier ab wird Lord Granville fast unaufhör- lich unter der einen oder anderen Form ersucht sich einzumischen, indem er Preußen Vorschläge mache. Schon in den ersten Tagen nach Procla- mirung der Republik hatte Favre gegen Lord Lyons geäußert: Frankreich werde in einen Waffenstillstand willigen wenn der Vorschlag von einer neutralen Macht ausgehe, und es werde ihn freuen wenn Preußen ein Vermittlungsvorschlag vorgelegt würde auf Grundlage der Jntegrität des französischen Gebiets. Aber wie bisher erwiederte Granville am 7 Sept.: daß ein Vermittlungsversuch mehr schaden als nützen würde, wenn nicht Grund zu der Annahme vorhanden sei daß die Grundlage beiden Kriegführenden annehmbar erscheine. Jnzwischen erklärte sich Granville bereit die Vermittlung irgendeiner Communication zu übernehmen welche zum Frieden führen könnte. Favre nahm dieß bereitwillig an und am 9 September überbrachte Fürst Metternich einen Brief Favre's an Lord Lyons, welcher ersuchte dem Grafen Bismarck sofort die folgende Frage vorzulegen: „Jst Graf Bismarck gewillt mündliche Unterhand- lungen für einen Waffenstillstand und für eine Conferenz zur Feststellung der Friedensbedingungen einzugehen; und mit wem schlägt er vor diese Conversation zu halten?“ Diese Frage wurde sofort an ihre Adresse be- fördert; aber die durch den Krieg nöthig gewordenen Umwege verzögerten die Antwort sehr, und Lord Lyons hatte nicht wenig Mühe Favre zu einem ruhigen Abwarten der Antwort zu bewegen. Dieser machte inzwischen mehrere Versuche England zu einer activen Beförderung des Waffenstill- standsprojects zu bewegen, und wie er, so erzielte auch Thiers auf seiner Londoner Mission wiederholt die nämliche Antwort, daß England keinerlei Vorschläge machen könne, deren Grundlage nicht die Wahrscheinlichkeit einer beiderseitigen Annahme in sich schließe. Endlich kam Bismarcks Ant- wort auf die Frage Favre's, welche Granville am 13 nach Paris beförderte. Das Actenstück hebt hervor daß Eröffnungen seitens der augenblicklichen Regierung von Paris nicht als Eröffnungen seitens der Regierung von Frankreich anerkannt werden könnten, weil Frankreich die Regierung noch nicht anerkannt habe, und weil der Kaiser Napoleon für die auswärtigen Mächte noch immer der Träger der Souveränetät sei. Aber schon als diese Depesche noch an Favre unterwegs war, wird Granville durch Lyons davon in Kenntniß gesetzt daß Favre beabsichtige zu Bismarck selber zu gehen, „um offen herauszusagen daß die Regierung dem Resultat des Feld- zuges ihre Augen nicht verschlossen habe, und bereit sei in fast alles einzu- willigen, vorausgesetzt daß die Jntegrität des Gebiets gewahrt werde.“ Dann folgt das Rundschreiben Bismarcks von Reims, in welchem er er- klärt: es sei die Absicht der deutschen Regierung „die französische Gränze im Südwesten und hiedurch den Ausgangspunkt der französischen Angriffe zurückzudrängen und für Deutschland die Festungen zu erwerben mit denen Frankreich uns bedroht, um sie zu Bollwerken der Vertheidigung zu machen.“ Als Bernstorff dieses Circular dem Grafen Granville vorlegte, fragte dieser: „ob die preußische Regierung zu einem Ausdruck der Ansicht über den Jnhalt einlade.“ Die Antwort lautete verneinend, und die ganze Zeit über zeigte Deutschland sich wenig geneigt England oder irgendeine andere Macht um ihre Ansicht zu fragen, und diese Haltung ist augen- scheinlich auf den fernerhin von Lord Granville eingeschlagenen Weg von wesentlichem Einflusse gewesen. Der Krieg. Erste Eindrücke von Paris. * Einer Originalcorrespondenz der „N. Z. Z.“ aus Versailles vom 9 Febr. sind einige interessante Einzelheiten zu entnehmen. Nachdem der Berichterstatter seine Fahrt von Versailles nach der Octroi=Linie in ziem- lich schlechtem Lohnfuhrwerk geschildert, und erwähnt hat wie er, vor der Barrière de Neuilly abgesetzt, zu Fuß sich um einen neuen Wagen um- sehen mußte, fährt er fort: „Von Neuilly bis zur Avenue de la grande Armée wußte ich vornherein daß ich keinen erhalten werde; aber ich wurde noch weiter getäuscht, passirte den Arc de l'Etoile, die Champs Elysées, ohne auch nur im entferntesten ein Fuhrwerk wahrzunehmen. Die elyseischen Felder vom Arc de Triomphe an waren so verlassen, daß man nicht glaubte in den Nachmittagsstunden zu sein. Auf meinem ganzen Weg fand ich viele Häuser gänzlich geschlossen, darunter auch viele Wirthslocalitäten, die sonst immer des Tags gefüllt von Gästen waren. Die italienische Gesandtschaft am Rondpoint hatte ihr eisernes Thor geschlossen; die rei- zenden Anlagen der Champs Elysées fand ich zerstört. Pferde und Wagen welche dagestanden müssen diese Verwüstungen angerichtet haben. Bäume waren verschwunden, die Brücke abgerissen, die vielen, vielen Stühle ab- handen gekommen. Auch die reizenden Anlagen vor den Cafés Chantants waren geschlossen, und ein tiefer Schmutz lag vor den Eingängen, als wenn sie schon seit Jahren nicht geöffnet gewesen wären. Auf der Place de la Concorde mußte ich etwas ausruhen; endlich in der Rue royale nach de Madeleine sah ich einen Wagen; er war mir schon etwas merkwürdiges. Alle Privatequipagen waren verschwunden, auch den Flaneur konnte mein forschendes Auge nicht entdecken; dagegen bemerkte ich eine Unmasse Mo- bilgardisten, Nationalgarden, Francs=Tireurs und sonstige Waffengattun- gen; alle trieben sich verstimmt, die Hände in den Taschen, einen Pfeifen- stummel rauchend, umher. An der Ecke des Boulevard de la Madeleine be- findet sich das berühmte Restaurant Durand, bei welchem ich einen Halt machte. Kaffee war zu erhalten, aber nicht zu trinken; die Bummler des Boulevard, welche sich hier aufhielten, waren verschwunden, und statt des Demi=Monde begegneten mir Frauen mit Körben, in welchen sie Ge- müse oder sonstige Victualien zur Stadt gebracht hatten, um sich nach Hause zu begeben. Es fieng inzwischen zu dämmern an; aber weder Pe- troleum, noch Oel, noch sonstige Lichter wurden angezündet. Es blieb alles finster, was einen unheimlichen Eindruck hervorrief. Wer in Paris lebte, und lange, lange Jahre seinen Lichtglanz kennen lernte, kann sich von diesem Zustande, Paris ohne Licht, keinen Begriff machen. Von all den schönen Flammen auf dem March é aux Fleurs de la Madeleine, die selbst im Winter da standen und sich reizend ausnahmen, war keine Spur mehr zu entdecken. Hie und da gewahrte ich einige von den deutschen Granaten, wie es schien, zerstörte Häuser; denn dieselben waren völlig ausgebrannt, und der Schutt lag weit umher; ich eilte, wie so mancher andere, schnell an diesen Stätten der Trauer vorüber. Ehe ich zu meiner Wohnung gelangte, suchte ich mich über die Stimmung der Bevölkerung zu informiren, und erhielt zur Antwort: Dieu merci, l'agonie est sur- montee . An meine Behausung gekommen, fand ich keinen Concierge mehr vor, die Stiegen nicht gereinigt und die Zimmer der untern Etage von Militär besetzt, den Hof und die obern Stockwerke mit Sandsäcken ange- füllt. Die ganze Wohnung war verwüstet, alles lag darunter und dar- über. Kleider und Wäsche fand ich nicht mehr; was noch vorhanden, war von andern gebraucht und zerrissen. Ungeziefer in Masse, was mir sol- chen Ekel erregte daß ich meine Wohnung alsbald wieder verließ, um mich nach einem Nachtquartier umzusehen. Jch begab mich in die nächste Maison Meublée, dann zum Grand Hôtel. Aber wen sah ich hier? Da wo sonst die Elite des Boulevard sich bewegte, in dem Conversationssaal, waren alle Räume voll von Verwundeten und Kranken, meist nur Offi- ciere, so daß ich auch hier meine Schritte rückwärts lenken mußte. Jm Hôtel Laffitte fand ich ein Zimmer, das, wie man mir versicherte, seit 14 Tagen nicht mehr bewohnt war; dasselbe war schmutzig und ungeheizt, da es an Holz und Brennmaterial fehlt; theilweise fand ich sogar bei einem Besuch in dem Haus eines Bekannten den Fußboden zu Feuerungszwecken benutzt! Die Beleuchtung welche mir in dem Hôtel zutheil wurde, bestand aus zwei Talglichtern. Die Suppe welche ich mir bestellte war, vielleicht in Folge des vielen Gewürzes, genießbar; das „Roastbeef“ aber welches ich ver- langte, und wovon ichauch sehr viel bekam, war ein veritables „Roßbeef.“ Am Abend gieng ich auf den Boulevard Montmartre. Wie gewöhnlich stan- den viele Leute da; es war zur Zeit der kleinen Börse, und die Rente wurde offerirt zu 50.51. Man sprach von Bismarck in der merkwür- digsten Weise und erzählte sich allerlei Enten von ihm. Jn der Mairie an der Rue Drouot versah die Nationalgarde den Wachtdienst. Eine Unzahl Menschen stand daselbst um neues zu erfahren, nicht etwa um ein Kriegsbulletin oder eine Taubendepesche verlesen zu hören, sondern das Er- gebniß der Wahlen. Die Agitation war eine ganz ungeheure; aber niemand wußte wohin sich die Zunge der Wage neige. Von da begab ich mich nach der Salle Valentino in der Rue St. Honor é, wo eben eine Wahlversamm- lung stattfand; Weiber, Männer, Greise, Wohl= und Nichtwohlgekleidete waren da; doch herrschte die Blouse vor. Jeder wollte das Wort haben und sprechen, so daß ein Chaos entstand. Sergents de Ville waren keine

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 49. Augsburg (Bayern), 18. Februar 1871, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_augsburg49_1871/2>, abgerufen am 03.12.2024.