Allgemeine Zeitung. Nr. 69. Augsburg (Bayern), 10. März 1871.[Spaltenumbruch]
* Stuttgart, 8 März. Heute liegen die sämmtlichen Wahlergebnisse Karlsruhe, 7 März. Prinz Wilhelm ist gestern Nachmittags Berlin, 7 März. Es hat sich in erfreulicher Weise, der "K. Z." zu- ( -- ) Berlin, 7 März. Graf Bismarck wird noch vor Ablauf dieser [Spaltenumbruch]
* Stuttgart, 8 März. Heute liegen die sämmtlichen Wahlergebnisse Karlsruhe, 7 März. Prinz Wilhelm ist gestern Nachmittags Berlin, 7 März. Es hat sich in erfreulicher Weise, der „K. Z.“ zu- ( -- ) Berlin, 7 März. Graf Bismarck wird noch vor Ablauf dieser <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <pb facs="#f0003" n="1159"/> <cb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Stuttgart, 8 März. Heute liegen die sämmtlichen Wahlergebnisse<lb/> vor: in zwei Kreisen, 8. und 9., muß eine engere Wahl, je zwischen den bei-<lb/> den Höchsten in der Stimmenzahl, stattfinden. 1. Kreis. Stuttgart, Stadt<lb/> und Amt: Wahlberechtigte 20,886, G. Müller, Kaufmann ( national ) mit<lb/> 11,166 St. gewählt. Der Socialist J. Schneider erhielt 491 St. 2. Kreis.<lb/> Ludwigsburg, Canstatt, Waiblingen, Marbach: Wahlberechtigte 22,156,<lb/> Prof. Reyscher ( nat. ) 10,150 St. 3. Kreis. Heilbronn, Neckarsulm, Besig-<lb/> heim, Brackenheim: Wähler 22,384, Staatsrath Goppelt ( nat. ) 9554, R.<lb/> A. Tafel 2252. 4. Kreis. Böblingen, Leonberg, Maulbronn, Vaihingen:<lb/> Wähler 19,873, gewählt <hi rendition="#aq">Dr</hi>. Otto Elben in Stuttgart ( nat. ) mit 9091 St.<lb/> 5. Kreis. Eßlingen, Nürtingen, Kirchheim, Urach: Director Keßler ( nat. )<lb/> 12,479 St. 6. Kreis. Reutlingen, Tübingen, Rottenburg: gewählt Staats-<lb/> minister v. Wagner ( nat. ) mit 7772 St., <hi rendition="#aq">Dr</hi>. Ammermüller 1993. 7. Kreis.<lb/> Calw, Neuenbürg, Nagold, Herrenberg: von 9757 St. hat Commercienrath<lb/> Chevalier in Stuttgart ( nat. ) 9531. 8. Kreis. Freudenstadt, Horb, Sulz,<lb/> Oberndorf: es stimmten zusammen ab 10,071, abs. Mehrheit wäre 5035,<lb/> Oberstudienrath Frisch ( nat. ) 4751, Staatsminister v. Linden 2851, Ober-<lb/> amtsrichter Wirth ( nat. ) 2458. Engere Wahl am 17 März. 9. Kreis.<lb/> Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen, Balingen: <hi rendition="#aq">Dr</hi>. 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Ulm, Heidenheim, Geislingen: Prof. Römer ( nat. ) gewählt mit<lb/> 9162 St., Abstimmende im ganzen 9392, Stimmberechtigte 22,239.<lb/> 15. Kreis. Ehingen, Münsingen, Blaubeuren, Laupheim: Stadtschultheiß<lb/> Schmid von Munderkingen ( nat. ) gewählt mit 8684 Stimmen. Erbgraf<lb/> v. Rechberg ( kler. ) erhielt 5210 St. 16. Kreis. Biberach, Waldsee, Leut-<lb/> kirch, Wangen: Fürst von Waldburg=Zeil ( freiconserv. ) mit 9894 St.,<lb/> R. A. Neher ( kler.=demokr. ) 2189. 17. Kreis. Ravensburg, Tettnang,<lb/> Saulgau, Riedlingen: gültige Stimmen 12,136, R. A. Probst ( kler. ) ge-<lb/> wählt mit 7131, Stadtschultheiß Khuen in Ravensburg ( nat. ) 5001. Nach<lb/> ungefährer Zählung wurden abgegeben im ganzen 190,047 Stimmen.<lb/> Davon abgezogen die 21,754 Stimmen der noch unentschiedenen Kreise<lb/> 8 und 9 bleiben 168,293. Von diesen fielen auf die Candidaten der natio-<lb/> nalen Partei 116,201 Stimmen, auf die beiden Halb=Nationalen Streich<lb/> und Fürst Zeil 16,618, auf den Großdeutschen Probst 7131 St.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Karlsruhe, 7 März. Prinz <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> ist gestern Nachmittags<lb/> 1 Uhr 20 Min. mittelst der Bahn zu den Truppen nach Frankreich zurück-<lb/> gekehrt. Es wird dieß seine Theilnahme am Reichstage nicht verhindern,<lb/> weil die Truppen jedenfalls noch vor dem Zusammentritt des Reichs-<lb/> tags zurückkehren werden. Das in D<hi rendition="#aq">ô</hi>le liegende Leibgrenadierregi-<lb/> ment hatte, wie man von dort schreibt, bereits auf den 5 Marschbefehl.<lb/> Bis nach dem Einzuge der Truppen wird auch die hiesige Friedensfeier<lb/> und Beleuchtung verschoben bleiben. Daß der Kaiser hier, wahrscheinlich<lb/> in Begleitung des Kronprinzen, bei seiner Rückreise aus Frankreich ver-<lb/> weilen wird, scheint festzustehen. Man vermuthet am 13 oder 14 März.<lb/> ( B. Landesztg. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Berlin, 7 März. Es hat sich in erfreulicher Weise, der „K. Z.“ zu-<lb/> folge, eine Vermehrung der Bundeseinnahmen im Jahr 1870 herausge-<lb/> stellt. Dieselben erreichen aus den Zöllen und Steuern die Summe von<lb/> 53 Mill. Thlrn., und sind auch bei der Post in der Weise gestiegen wie man<lb/> dieß ungefähr voraus berechnet hatte. ( Ueber eine dem Bundesrath zuge-<lb/> gangene, einen Nachtrag zum Bundeshaushalt für 1871 enthaltende, Vorlage<lb/> berichten wir in der nächsten Nummer d. Bl. D. R. ) -- Der Magistrat beab-<lb/> sichtigt die Magistrate sämmtlicher Städte von 20,000 Einwohnern und<lb/> darüber aufzufordern gemeinschaftlich Bismarck und Moltke das Ehren-<lb/> bürgerrecht zu verleihen. Eine dießfällige Vorlage wird der Stadtver-<lb/> ordnetenversammlung heute noch zugehen und am Donnerstag zur Be-<lb/> rathung gelangen. Der Magistrat fordert die Vorschußbewilligung von<lb/> 50,000 Thalern zur Herstellung der Urkunden. -- Eine Petition an den<lb/> Kaiser, welche dem Gedanken eines alljährlichen allgemeinen deutschen<lb/> Volks= und Kirchenfestes Ausdruck geben soll, circulirt gegenwärtig<lb/> unter einer Anzahl von Vertrauensmännern, um demnächst der wei-<lb/> teren Unterzeichnung anheim gegeben zu werden. -- Jn Köln<lb/> starb am 5 d. M. am Herzschlag der Geh. Justizrath und Advocat - An-<lb/> walt Ferdinand <hi rendition="#g">Esser,</hi> Präsident des Central=Dombauvereins, im Alter von<lb/> 68 Jahren. -- Der Polizeilieutenant Hoppe, der bekanntlich in französische<lb/> Kriegsgefangenschaft gerathen war und mehrere Monate in derselben<lb/> schmachtete, ist gestern nach Berlin zurückgekehrt. -- Der Umzug aller Ab-<lb/> theilungen des Generalstabs der Armee aus dem alten Dienstgebäude,<lb/> Behrenstraße 66, in das neue Generalstabsgebäude wird Mitte dieses Mo-<lb/> nats beginnen. -- Gestern Abend brachte auf der Anhalter Bahn ein<lb/><cb/> Commando von 2 Officieren und 20 Mann einen Transport von etwa 70<lb/> Centnern Gold und Silber aus Frankreich hierher. Dasselbe ist ein Theil<lb/> der Pariser Contribution.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>( -- ) Berlin, 7 März. Graf Bismarck wird noch vor Ablauf dieser<lb/> Woche mit den Legationsräthen v. Hatzfeldt, v. Keudell, Graf Bismarck-<lb/> Bohlen und Lothar Bucher hieher zurückkehren. -- Als preußischer Bevoll-<lb/> mächtigter bei den in nächster Woche zu Brüssel beginnenden Friedens-<lb/> verhandlungen wird daher wahrscheinlich unser bisheriger Gesandter in<lb/> Rom, Hr. Harry v. Arnim, wirken, den man auch als den künftigen Ver-<lb/> treter Preußens bei der französischen Regierung bezeichnet. -- Von dem<lb/> Versuche die französische Regierung für die Erneuerung des Handelsver-<lb/> trags empfänglich zu machen, wird man vorderhand wohl abstehen, nach-<lb/> dem Hr. Thiers schon in Versailles keinen Zweifel darüber hat bestehen<lb/> lassen daß er entschlossen ist seinen schutzzöllnerischen Neigungen jetzt die<lb/> Zügel schießen zu lassen. -- Von den französischen Kriegsgefangenen sind<lb/> viele Bemittelte bereits auf ihre eigenen Kosten in die Heimath zurück-<lb/> gekehrt. Die Zurückbeförderung der übrigen Gefangenen auf Staatskosten<lb/> beginnt erst morgen, und in Folge dessen werden die regelmäßigen Bahn-<lb/> züge auf den rheinischen und den anhaltischen Linien bis zum 20 d. eine<lb/> Beschränkung erleiden. -- Vorgestern brachte uns die Potsdamer Bahn<lb/> einen starken Transport Verwundeter aus der Gegend von Paris, die<lb/> gestern nach Schwedt weiter geschafft wurden, und gestern Abends einen<lb/> bedeutenden Beutetransport. Die am Sonnabend aus französischer Kriegs-<lb/> gefangenschaft heimgekehrten 180 deutschen Schiffer giengen am folgenden<lb/> Morgen nach Danzig weiter. Sie waren mit 220 Berufsgenossen und 500<lb/> deutschen Soldaten auf der Jnsel Belle Jsle an der Küste der Bretagne<lb/> internirt, wo sie eine sehr harte Behandlung erfuhren. Von Seiten der<lb/> hiesigen Bürgerschaft werden jetzt ebenfalls Vorbereitungen für eine fest-<lb/> liche Bewirthung der heimkehrenden Truppen getroffen, wozu verschiedene<lb/> Bezirksvorsteher den ersten Anstoß gegeben haben. -- Sehr schmerzlich hat<lb/> hier die Nachricht berührt daß mitten in dem allgemeinen Friedensjubel<lb/> der Componist der „Wacht am Rhein,“ Musikdirector Wilhelm, in Schmal-<lb/> kalden vom Schlage getroffen wurde und fast hoffnungslos darnieder-<lb/> liegen soll. Den Manen eines andern Volksmanns, E. M. Arndt, will ein<lb/> Comit <hi rendition="#aq">é</hi> in der Hardenbergstraße, welche sich hinter dem zoologischen Garten<lb/> hinzieht und Berlin mit der Residenz der Königin=Wittwe, Charlotten-<lb/> burg, verbindet, eine Statue in Cementguß errichten. -- Den Mennoniten<lb/> Westpreußens haben die betreffenden Minister auf eine dießfällige Eingabe<lb/> eröffnet daß der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Regelung der Ver-<lb/> hältnisse der Mennoniten in der Vorbereitung begriffen sei, und daß vor<lb/> Feststellung desselben den Betheiligten Gelegenheit zur Aeußerung dar-<lb/> über gegeben werden solle. -- Mit dem Versuche die von den Liberalen<lb/> aufgestellten Reichstagscandidaten durch Namen aus dem Sattel zu heben<lb/> deren Träger sich auf den Schlachtfeldern mit Ruhm bedeckt haben, sind<lb/> die Conservativen und Ministeriellen überall gescheitert. Hier hatte man<lb/> an dieser unglücklichen Jdee festgehalten ohne die Betheiligten vorher auch<lb/> nur zu befragen, und in Königsberg war die Candidatur des Generals<lb/> v. Manteuffel sogar aufrecht erhalten worden, obschon dieser erklärt hatte<lb/> daß er die Annahme eines Mandats mit seiner militärischen Stellung für<lb/> unverträglich halte, weil er leicht in die unangenehme Lage kommen könne<lb/> der Regierung Opposition machen zu müssen, zumal da er ein Gegner der<lb/> Politik des Grafen Bismarck sei. Die Volkspartei hatte dort den eben aus<lb/> Lötzen entlassenen Kaufmann Herbig aufgestellt, die Partei der National-<lb/> Liberalen den Hrn. v. Forkenbeck, nachdem die Fortschrittspartei den ihr<lb/> von jener angebotenen Compromißcandidaten v. Saucken=Tarputschen ab-<lb/> gelehnt hatte, der doch bisher Mitglied der Fortschrittspartei war. Ge-<lb/> wählt wurde in Königsberg bekanntlich der Stadtverordnetenvorsteher<lb/> Dickert, Candidat der Fortschrittspartei. Der aus Wiesbaden hieher über-<lb/> gesiedelte Anwalt Braun ist in nicht weniger als fünf Wahlbezirken als<lb/> Candidat aufgetreten, und nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten in<lb/> zweien durchgefallen. Dasselbe Schicksal erlitten: in Altona der von den<lb/> Socialdemokraten geschlagene mehrjährige Vertreter dieses Bezirks, <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> Schleiden, im dritten Erfurter Bezirk der Prof. Gneist, welchen der conser-<lb/> vative Candidat Landrath v. Hagke besiegte, und im siebenten Düssel-<lb/> dorfer Wahlbezirke der bisherige Vertreter Prof. Aegidi, welcher dem von<lb/> den Katholiken aufgestellten Frhrn. v. Lo <hi rendition="#aq">ë</hi> das Feld räumen mußte. Der<lb/> erste Stettiner Wahlkreis Anclam=Demmin hatte, solange in Preußen<lb/> parlamentarische Zustände bestehen, stets liberal gewählt, und zwar immer<lb/> den jetzt erkrankten Grafen Schwerin. Jetzt hat dort ein Conservativer<lb/> gesiegt, nachdem Graf Schwerin aus Gesundheitsrücksichten ganz vom poli-<lb/> tischen Schauplatz abgetreten ist. Jn Danzig muß eine engere Wahl zwi-<lb/> schen dem nationalliberalen Candidaten Lesse und dem Arbeitercandidaten<lb/><hi rendition="#aq">Dr</hi>. Hirsch stattfinden, und in Namslau=Brieg eine solche zwischen dem Na-<lb/> tionalliberalen Allnoch und dem Conservativen Grafen Pfeil. Letzterer war<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1159/0003]
* Stuttgart, 8 März. Heute liegen die sämmtlichen Wahlergebnisse
vor: in zwei Kreisen, 8. und 9., muß eine engere Wahl, je zwischen den bei-
den Höchsten in der Stimmenzahl, stattfinden. 1. Kreis. Stuttgart, Stadt
und Amt: Wahlberechtigte 20,886, G. Müller, Kaufmann ( national ) mit
11,166 St. gewählt. Der Socialist J. Schneider erhielt 491 St. 2. Kreis.
Ludwigsburg, Canstatt, Waiblingen, Marbach: Wahlberechtigte 22,156,
Prof. Reyscher ( nat. ) 10,150 St. 3. Kreis. Heilbronn, Neckarsulm, Besig-
heim, Brackenheim: Wähler 22,384, Staatsrath Goppelt ( nat. ) 9554, R.
A. Tafel 2252. 4. Kreis. Böblingen, Leonberg, Maulbronn, Vaihingen:
Wähler 19,873, gewählt Dr. Otto Elben in Stuttgart ( nat. ) mit 9091 St.
5. Kreis. Eßlingen, Nürtingen, Kirchheim, Urach: Director Keßler ( nat. )
12,479 St. 6. Kreis. Reutlingen, Tübingen, Rottenburg: gewählt Staats-
minister v. Wagner ( nat. ) mit 7772 St., Dr. Ammermüller 1993. 7. Kreis.
Calw, Neuenbürg, Nagold, Herrenberg: von 9757 St. hat Commercienrath
Chevalier in Stuttgart ( nat. ) 9531. 8. Kreis. Freudenstadt, Horb, Sulz,
Oberndorf: es stimmten zusammen ab 10,071, abs. Mehrheit wäre 5035,
Oberstudienrath Frisch ( nat. ) 4751, Staatsminister v. Linden 2851, Ober-
amtsrichter Wirth ( nat. ) 2458. Engere Wahl am 17 März. 9. Kreis.
Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen, Balingen: Dr. F. Notter in Stuttgart
( nat. ) 4729, Schönfärber Schwarz in Ebingen ( demokr. ) 3841, Rector Ruck-
gaber ( gemäßigt klerikal ) 3113. Engere Wahl zwischen den beiden ersteren.
10. Kreis. Göppingen, Gmünd, Schorndorf, Welzheim: von 21,672
Wahlberechtigten haben abgestimmt 10,262; hievon erhielt R. A. Hölder
( nat. ) 10,196. 11. Kreis. Hall, Backnang, Oehringen, Weinsberg:
Stimmberechtigte 21,710, abgestimmt haben 9600. Gewählt Präsident
Weber ( nat. ) mit 9491 St. 12. Kreis. Mergentheim, Künzelsau,
Crailsheim, Gerabronn: von fast 22,000 Stimmberechtigten haben wirk-
lich abgestimmt 13,346. Auf den Fürsten Hermann v. Hohenlohe=Langen-
burg ( nat. ) 8894, Posthalter Retter ( demokr. ) 4447. 13. Kreis. Aalen,
Ellwangen, Gaildorf, Neresheim: Gesammtwählerzahl 19,888, ab-
gegebene Stimmen 11,965. Kreisgerichtsrath Streich ( nat. gemäßigt
klerikal ) gewählt mit 6981 Stimmen. Moriz Mohl 4919 Stimmen.
14. Kreis. Ulm, Heidenheim, Geislingen: Prof. Römer ( nat. ) gewählt mit
9162 St., Abstimmende im ganzen 9392, Stimmberechtigte 22,239.
15. Kreis. Ehingen, Münsingen, Blaubeuren, Laupheim: Stadtschultheiß
Schmid von Munderkingen ( nat. ) gewählt mit 8684 Stimmen. Erbgraf
v. Rechberg ( kler. ) erhielt 5210 St. 16. Kreis. Biberach, Waldsee, Leut-
kirch, Wangen: Fürst von Waldburg=Zeil ( freiconserv. ) mit 9894 St.,
R. A. Neher ( kler.=demokr. ) 2189. 17. Kreis. Ravensburg, Tettnang,
Saulgau, Riedlingen: gültige Stimmen 12,136, R. A. Probst ( kler. ) ge-
wählt mit 7131, Stadtschultheiß Khuen in Ravensburg ( nat. ) 5001. Nach
ungefährer Zählung wurden abgegeben im ganzen 190,047 Stimmen.
Davon abgezogen die 21,754 Stimmen der noch unentschiedenen Kreise
8 und 9 bleiben 168,293. Von diesen fielen auf die Candidaten der natio-
nalen Partei 116,201 Stimmen, auf die beiden Halb=Nationalen Streich
und Fürst Zeil 16,618, auf den Großdeutschen Probst 7131 St.
Karlsruhe, 7 März. Prinz Wilhelm ist gestern Nachmittags
1 Uhr 20 Min. mittelst der Bahn zu den Truppen nach Frankreich zurück-
gekehrt. Es wird dieß seine Theilnahme am Reichstage nicht verhindern,
weil die Truppen jedenfalls noch vor dem Zusammentritt des Reichs-
tags zurückkehren werden. Das in Dôle liegende Leibgrenadierregi-
ment hatte, wie man von dort schreibt, bereits auf den 5 Marschbefehl.
Bis nach dem Einzuge der Truppen wird auch die hiesige Friedensfeier
und Beleuchtung verschoben bleiben. Daß der Kaiser hier, wahrscheinlich
in Begleitung des Kronprinzen, bei seiner Rückreise aus Frankreich ver-
weilen wird, scheint festzustehen. Man vermuthet am 13 oder 14 März.
( B. Landesztg. )
Berlin, 7 März. Es hat sich in erfreulicher Weise, der „K. Z.“ zu-
folge, eine Vermehrung der Bundeseinnahmen im Jahr 1870 herausge-
stellt. Dieselben erreichen aus den Zöllen und Steuern die Summe von
53 Mill. Thlrn., und sind auch bei der Post in der Weise gestiegen wie man
dieß ungefähr voraus berechnet hatte. ( Ueber eine dem Bundesrath zuge-
gangene, einen Nachtrag zum Bundeshaushalt für 1871 enthaltende, Vorlage
berichten wir in der nächsten Nummer d. Bl. D. R. ) -- Der Magistrat beab-
sichtigt die Magistrate sämmtlicher Städte von 20,000 Einwohnern und
darüber aufzufordern gemeinschaftlich Bismarck und Moltke das Ehren-
bürgerrecht zu verleihen. Eine dießfällige Vorlage wird der Stadtver-
ordnetenversammlung heute noch zugehen und am Donnerstag zur Be-
rathung gelangen. Der Magistrat fordert die Vorschußbewilligung von
50,000 Thalern zur Herstellung der Urkunden. -- Eine Petition an den
Kaiser, welche dem Gedanken eines alljährlichen allgemeinen deutschen
Volks= und Kirchenfestes Ausdruck geben soll, circulirt gegenwärtig
unter einer Anzahl von Vertrauensmännern, um demnächst der wei-
teren Unterzeichnung anheim gegeben zu werden. -- Jn Köln
starb am 5 d. M. am Herzschlag der Geh. Justizrath und Advocat - An-
walt Ferdinand Esser, Präsident des Central=Dombauvereins, im Alter von
68 Jahren. -- Der Polizeilieutenant Hoppe, der bekanntlich in französische
Kriegsgefangenschaft gerathen war und mehrere Monate in derselben
schmachtete, ist gestern nach Berlin zurückgekehrt. -- Der Umzug aller Ab-
theilungen des Generalstabs der Armee aus dem alten Dienstgebäude,
Behrenstraße 66, in das neue Generalstabsgebäude wird Mitte dieses Mo-
nats beginnen. -- Gestern Abend brachte auf der Anhalter Bahn ein
Commando von 2 Officieren und 20 Mann einen Transport von etwa 70
Centnern Gold und Silber aus Frankreich hierher. Dasselbe ist ein Theil
der Pariser Contribution.
( -- ) Berlin, 7 März. Graf Bismarck wird noch vor Ablauf dieser
Woche mit den Legationsräthen v. Hatzfeldt, v. Keudell, Graf Bismarck-
Bohlen und Lothar Bucher hieher zurückkehren. -- Als preußischer Bevoll-
mächtigter bei den in nächster Woche zu Brüssel beginnenden Friedens-
verhandlungen wird daher wahrscheinlich unser bisheriger Gesandter in
Rom, Hr. Harry v. Arnim, wirken, den man auch als den künftigen Ver-
treter Preußens bei der französischen Regierung bezeichnet. -- Von dem
Versuche die französische Regierung für die Erneuerung des Handelsver-
trags empfänglich zu machen, wird man vorderhand wohl abstehen, nach-
dem Hr. Thiers schon in Versailles keinen Zweifel darüber hat bestehen
lassen daß er entschlossen ist seinen schutzzöllnerischen Neigungen jetzt die
Zügel schießen zu lassen. -- Von den französischen Kriegsgefangenen sind
viele Bemittelte bereits auf ihre eigenen Kosten in die Heimath zurück-
gekehrt. Die Zurückbeförderung der übrigen Gefangenen auf Staatskosten
beginnt erst morgen, und in Folge dessen werden die regelmäßigen Bahn-
züge auf den rheinischen und den anhaltischen Linien bis zum 20 d. eine
Beschränkung erleiden. -- Vorgestern brachte uns die Potsdamer Bahn
einen starken Transport Verwundeter aus der Gegend von Paris, die
gestern nach Schwedt weiter geschafft wurden, und gestern Abends einen
bedeutenden Beutetransport. Die am Sonnabend aus französischer Kriegs-
gefangenschaft heimgekehrten 180 deutschen Schiffer giengen am folgenden
Morgen nach Danzig weiter. Sie waren mit 220 Berufsgenossen und 500
deutschen Soldaten auf der Jnsel Belle Jsle an der Küste der Bretagne
internirt, wo sie eine sehr harte Behandlung erfuhren. Von Seiten der
hiesigen Bürgerschaft werden jetzt ebenfalls Vorbereitungen für eine fest-
liche Bewirthung der heimkehrenden Truppen getroffen, wozu verschiedene
Bezirksvorsteher den ersten Anstoß gegeben haben. -- Sehr schmerzlich hat
hier die Nachricht berührt daß mitten in dem allgemeinen Friedensjubel
der Componist der „Wacht am Rhein,“ Musikdirector Wilhelm, in Schmal-
kalden vom Schlage getroffen wurde und fast hoffnungslos darnieder-
liegen soll. Den Manen eines andern Volksmanns, E. M. Arndt, will ein
Comit é in der Hardenbergstraße, welche sich hinter dem zoologischen Garten
hinzieht und Berlin mit der Residenz der Königin=Wittwe, Charlotten-
burg, verbindet, eine Statue in Cementguß errichten. -- Den Mennoniten
Westpreußens haben die betreffenden Minister auf eine dießfällige Eingabe
eröffnet daß der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Regelung der Ver-
hältnisse der Mennoniten in der Vorbereitung begriffen sei, und daß vor
Feststellung desselben den Betheiligten Gelegenheit zur Aeußerung dar-
über gegeben werden solle. -- Mit dem Versuche die von den Liberalen
aufgestellten Reichstagscandidaten durch Namen aus dem Sattel zu heben
deren Träger sich auf den Schlachtfeldern mit Ruhm bedeckt haben, sind
die Conservativen und Ministeriellen überall gescheitert. Hier hatte man
an dieser unglücklichen Jdee festgehalten ohne die Betheiligten vorher auch
nur zu befragen, und in Königsberg war die Candidatur des Generals
v. Manteuffel sogar aufrecht erhalten worden, obschon dieser erklärt hatte
daß er die Annahme eines Mandats mit seiner militärischen Stellung für
unverträglich halte, weil er leicht in die unangenehme Lage kommen könne
der Regierung Opposition machen zu müssen, zumal da er ein Gegner der
Politik des Grafen Bismarck sei. Die Volkspartei hatte dort den eben aus
Lötzen entlassenen Kaufmann Herbig aufgestellt, die Partei der National-
Liberalen den Hrn. v. Forkenbeck, nachdem die Fortschrittspartei den ihr
von jener angebotenen Compromißcandidaten v. Saucken=Tarputschen ab-
gelehnt hatte, der doch bisher Mitglied der Fortschrittspartei war. Ge-
wählt wurde in Königsberg bekanntlich der Stadtverordnetenvorsteher
Dickert, Candidat der Fortschrittspartei. Der aus Wiesbaden hieher über-
gesiedelte Anwalt Braun ist in nicht weniger als fünf Wahlbezirken als
Candidat aufgetreten, und nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten in
zweien durchgefallen. Dasselbe Schicksal erlitten: in Altona der von den
Socialdemokraten geschlagene mehrjährige Vertreter dieses Bezirks, Dr.
Schleiden, im dritten Erfurter Bezirk der Prof. Gneist, welchen der conser-
vative Candidat Landrath v. Hagke besiegte, und im siebenten Düssel-
dorfer Wahlbezirke der bisherige Vertreter Prof. Aegidi, welcher dem von
den Katholiken aufgestellten Frhrn. v. Lo ë das Feld räumen mußte. Der
erste Stettiner Wahlkreis Anclam=Demmin hatte, solange in Preußen
parlamentarische Zustände bestehen, stets liberal gewählt, und zwar immer
den jetzt erkrankten Grafen Schwerin. Jetzt hat dort ein Conservativer
gesiegt, nachdem Graf Schwerin aus Gesundheitsrücksichten ganz vom poli-
tischen Schauplatz abgetreten ist. Jn Danzig muß eine engere Wahl zwi-
schen dem nationalliberalen Candidaten Lesse und dem Arbeitercandidaten
Dr. Hirsch stattfinden, und in Namslau=Brieg eine solche zwischen dem Na-
tionalliberalen Allnoch und dem Conservativen Grafen Pfeil. Letzterer war
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