Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg (Bayern), 20. März 1871.Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg, Montag, 20 März 1871. Verlag der J. G. Cotta' schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. Moutags erscheint nur ein Blatt. [Beginn Spaltensatz] Uebersicht. Wiedergewinn von Metz und Straßburg. -- Oberst Stoffel über die mi- Neueste Posten. Frankfurt: Zum Aufenthalt des Kaisers. Wien: Telegraphische Berichte. * Berlin, 18 März. Dem Vernehmen nach bestimmt der gestern * Kassel, 18 März. Die "Hessische Morgenzeitung" meldet: Die * Frankfurt a. M., 18 März. Abend=Effectensocietät: 1882er Amerikaner * Wien, 18 März. Abend=Privatverkehr: Creditactien 268.90; 1860er L. Wien, 18 März. Fruchtbörse. Tendenz vorherrschend flau. Weizen Antwerpen, 18 März. Petroleummarkt. Petroleum loco 49, Amsterdam, 18 März. Börse. Wechsel auf London --; 3proc. Amsterdam, 18 März. Productenmarkt. Roggen per März 211 fl., London, 18 März. Börse. 3proc. Consols92 1 / 4; 5proc. Türken 44; Wiedergewinn von Metz und Straßburg. ** München, im März. Elsaß und Deutsch=Lothringen wie- Metz bezeichnete den Anfang deutscher Spaltung, für die Franzosen Für uns Deutsche steht die Sache noch anders. An Metz knüpft sich Da war die Schicksalswendung zwischen beiden Reichen entschieden. Solange aber der deutsche Reichsadler ehemals über den Thoren die- Doch mehr noch als der Rückblick auf die Geschichte und als die Vor- Was die Franzosen aber verlieren, ist zehnmal mehr als wir gewin- Metz hat aber für unsere Geschichte noch einen tiefern eigenthümlichen Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg, Montag, 20 März 1871. Verlag der J. G. Cotta' schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. ☞ Moutags erscheint nur ein Blatt. [Beginn Spaltensatz] Uebersicht. Wiedergewinn von Metz und Straßburg. -- Oberst Stoffel über die mi- Neueste Posten. Frankfurt: Zum Aufenthalt des Kaisers. Wien: Telegraphische Berichte. * Berlin, 18 März. Dem Vernehmen nach bestimmt der gestern * Kassel, 18 März. Die „Hessische Morgenzeitung“ meldet: Die * Frankfurt a. M., 18 März. Abend=Effectensocietät: 1882er Amerikaner * Wien, 18 März. Abend=Privatverkehr: Creditactien 268.90; 1860er L. ⁑ Wien, 18 März. Fruchtbörse. Tendenz vorherrschend flau. Weizen ⁑ Antwerpen, 18 März. Petroleummarkt. Petroleum loco 49, ⁑ Amsterdam, 18 März. Börse. Wechsel auf London --; 3proc. ⁑ Amsterdam, 18 März. Productenmarkt. Roggen per März 211 fl., ⁑ London, 18 März. Börse. 3proc. Consols92 1 / 4; 5proc. Türken 44; Wiedergewinn von Metz und Straßburg. ** München, im März. Elsaß und Deutsch=Lothringen wie- Metz bezeichnete den Anfang deutscher Spaltung, für die Franzosen Für uns Deutsche steht die Sache noch anders. An Metz knüpft sich Da war die Schicksalswendung zwischen beiden Reichen entschieden. Solange aber der deutsche Reichsadler ehemals über den Thoren die- Doch mehr noch als der Rückblick auf die Geschichte und als die Vor- Was die Franzosen aber verlieren, ist zehnmal mehr als wir gewin- Metz hat aber für unsere Geschichte noch einen tiefern eigenthümlichen <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001"/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Allgemeine Zeitung.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#fr">Nr. 79.</hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <docDate> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Augsburg, Montag, 20 März</hi> </hi> <hi rendition="#right">1871.</hi> </docDate><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <publisher> <hi rendition="#c">Verlag der J. G. <hi rendition="#g">Cotta'</hi> schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: <hi rendition="#aq">Dr</hi>. 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Die Franzosen hörten es, und dießmal schlich<lb/> sie etwas an wie leises Grauen. Metz=Straßburg, Straßburg=Metz; das<lb/> hatte einen ähnlichen dumpfen Hall wie Moskau=Leipzig, aber es tönte noch<lb/> viel empfindlicher, schmerzlicher. Es sind für die Franzosen nur deutsche<lb/> Klänge, beide Namen sind nicht gallisch oder romanisch. Allein es hängt<lb/> sich eine historische, kriegerische, volkswirthschaftliche Gedankenreihe daran,<lb/> für uns Deutsche aber haben Metz und Straßburg auch eine Art sittlicher<lb/> Bedeutung, die noch viel schwerer wiegt.</p><lb/> <p>Metz bezeichnete den Anfang deutscher Spaltung, für die Franzosen<lb/> daher den Beginn der Eroberungen; Straßburgs Einnahme war die am<lb/> meisten französische That ihres größten Königs. Zum Gewinn brauchte<lb/> es sieben Menschenalter, zum Verlust und Verzicht nicht ganz sieben<lb/> Monate. Es ist dieß ein dicker Strich nach rückwärts durch die franzö-<lb/> sische Geschichte, welcher die Anstrengung von drei Jahrhunderten auslöscht.</p><lb/> <p>Für uns Deutsche steht die Sache noch anders. An Metz knüpft sich<lb/> in der That ein Andenken wie an eine deutsche Schicksalsfestung. Weni-<lb/><cb/> ger schwebt uns dabei vor daß in dieser Stadt einst das vielberufene<lb/> Reichsgesetz verkündigt wurde welches amtlich den Rücktritt des Kaisers<lb/> von seiner Macht und Herrschaft über das ganze Reich verkündigte. Mehr<lb/> schmerzt uns das Gedächtniß wie diese deutsche Stadt einst von zwei genia-<lb/> len deutschen Fürsten verrathen wurde, zu dem Zweck durch des Fremden<lb/> Hülfe des Kaisers plötzlich aufsteigende Macht wieder niederzuwerfen.<lb/> Der Vertrag war schmählich, schmählicher noch die Ausführung. Der<lb/> Franzose, statt ihnen zu Hülfe zu ziehen, lachte die deutschen Fürsten aus,<lb/> und dachte nur daran Lothringer und Elsäßer Reichsstädte für sich selbst<lb/> zu erobern. Nun aber machte der mächtigste Kaiser den Deutschland je-<lb/> mals hatte die gewaltigste Anstrengung um Metz wieder zu erobern. Ein<lb/> stattlicheres Heer als man es seit Jahrhunderten in Deutschland gesehen,<lb/> zog nach Lothringen. Die höchste Kriegskunst und Tapferkeit hier der<lb/> Deutschen, dort der Franzosen maßen sich auf den Wällen der alten deut-<lb/> schen Reichsstadt. Für die Deutschen war alles vergebens, der Himmel<lb/> war nicht mit ihnen; Metz blieb Besitzthum der Krone Frankreich.</p><lb/> <p>Da war die Schicksalswendung zwischen beiden Reichen entschieden.<lb/> Deutschlands Sonne fieng an sich zum Untergang zu neigen, Frankreichs<lb/> Gestirn aber stieg hellschimmernd empor. Dieses Metz ist jetzt wieder von<lb/> uns erobert. Vor seinen Thoren wurde die eigentliche Entscheidungs-<lb/> schlacht geschlagen. Seine Gefilde glänzen jetzt von deutschem Waffen-<lb/> ruhm, wie jemals eine historische Stätte auf Erden geleuchtet hat.</p><lb/> <p>Solange aber der deutsche Reichsadler ehemals über den Thoren die-<lb/> ser alten Reichsstadt flatterte, bildete die große Festung die scharfe Ecke<lb/> gegen Frankreich, die Vorhut nicht bloß, sondern das Hauptbollwerk der<lb/> Rheinlande. Jn den Händen der Franzosen verwandelte sie sich sofort zu<lb/> einem großen Ausfallthor für französische Angriffe, die unaufhaltsam von<lb/> jetzt an gegen die Niederlande, Luxemburg, Elsaß und Hochburgund vor-<lb/> drangen. Mit dem Tage der Wiedereinnahme von Metz wendete sich der<lb/> Speer um der bisher auf Deutschland gezückt war: seine Spitze senkte sich<lb/> auf den Leib Frankreichs. Gerade wie einst vor 318 Jahren die Deut-<lb/> schen, als sie von den Wällen der unerstürmten Stadt abzogen, sind jetzt<lb/> die Franzosen von düstern Ahnungen beklommen. Wie sie von Metz aus<lb/> unsere Reichslande an sich gerissen, könnten umgekehrt von Metz aus ihre<lb/> Gränzlande in Gefahr kommen. Schon mußte, um uns den Besitz von<lb/> Metz besser zu sichern, die Gränzlinie von Deutsch=Lothringen etwas süd-<lb/> licher durch französisches Sprachgebiet gezogen werden.</p><lb/> <p>Doch mehr noch als der Rückblick auf die Geschichte und als die Vor-<lb/> sicht in Bezug auf künftige Kriege, beschäftigt uns der Völkerverkehr der<lb/> nächsten Gegenwart. Jetzt gehört das Rheinland uns wieder ganz, und<lb/> vom Mosellande mehr als drei Viertel. Die große klaffende Wunde am<lb/> Oberrhein ist geschlossen; von der obern Mosel aber wurde das beste Stück<lb/> erobert. Damit haben wir unser natürliches Handelsgebiet wieder in<lb/> eigener Macht und Gewalt, und dieß wird belebend und unschätzbar ein-<lb/> wirken auf den gesammten Verkehr in den Rheinlanden.</p><lb/> <p>Was die Franzosen aber verlieren, ist zehnmal mehr als wir gewin-<lb/> nen. Jhr Volk bedarf beständig der frischen rauhen Kräfte aus Elsaß<lb/> und Deutsch=Lothringen, der gescheidten und fleißigen Fabrikarbeiter und<lb/> Bergleute, der treuen Dienstboten, der anstelligen Beamten, der unterneh-<lb/> menden Kaufleute, und vor allem der tüchtigen Soldaten, ganz besonders<lb/> der Reiterei. Wie tapfer auf zahlreichen französischen Kathedern, in zahl-<lb/> losen französischen Zeitschriften und Büchern Elsäßer und Lothringer<lb/> arbeiten, wie gerade sie es sind welche die reiche geistige Fülle Deutsch-<lb/> lands auf französische Steppen und Gärten bringen, ist bekannt. 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Allgemeine Zeitung.
Nr. 79. Augsburg, Montag, 20 März 1871.
Verlag der J. G. Cotta' schen Buchhandlung. Für die Redaction verantwortlich: Dr. J. v. Gosen. ☞ Moutags erscheint nur ein Blatt.
Uebersicht.
Wiedergewinn von Metz und Straßburg. -- Oberst Stoffel über die mi-
litärischen Verhältnisse Preußens.
Neueste Posten. Frankfurt: Zum Aufenthalt des Kaisers. Wien:
Das Kaiserpaar. Ministerium und Reichsrath. Fabricant Knepper †.
Bern: Truppen=Entlassung. Zürich: Sitzung des Kantonalraths.
Paris: Mac Mahon. Valentin. Proclamation. Charles Hugo. Die
Kanonen. Deutschenhetze. Jndustrielles. Nächtlicher Lärm. Die Mont-
martristen. St. Petersburg: Schreiben des Deutschen Kaisers.
Prinz Georg von Oldenburg †. New=York: Cuba und Portorico.
Wahlen in New=Hampshire. -- Jndustrie, Handel und Verkehr.
Telegraphische Berichte.
* Berlin, 18 März. Dem Vernehmen nach bestimmt der gestern
im Bundesrathe vorgelegte Gesetzentwurf über Jnhaberpapiere mit Prä-
mien daß solche Papiere innerhalb des deutschen Reichs nur auf Grund
eines Reichsgesetzes ausgegeben werden sollen. Zuwiderhandelnde wer-
den mit Strafe von 1 / 5 des Nennwerthes der ausgegebenen Papiere, min-
destens aber mit 100 Thalern Strafe belegt.
* Kassel, 18 März. Die „Hessische Morgenzeitung“ meldet: Die
Reise=Disposition Napoleons ist in so weit geändert, als er nicht über Frank-
furt, sondern über Köln nach London reist. Die Abreise erfolgt am 19 März
Vormittags.
* Frankfurt a. M., 18 März. Abend=Effectensocietät: 1882er Amerikaner
96 5 / 8; 1885er --; Silberrente55 3 / 4; 1860er L. --; 1864er L. --; Creditactien
256 1 / 4; Lombarden171 1 / 2; __________Staatsbahn 384 1 / 4; Galizier242 1 / 2; Elisabeth --;
3proc. span. ausl. Schuld --; Nordwestbahn --.
* Wien, 18 März. Abend=Privatverkehr: Creditactien 268.90; 1860er L.
95 80; 1864er L. 123 60; Staatsbahn 404; Lombarden 180.80; Napoleons
9.93 1 / 2; Papierrente 58.60; Franco=Austrian 107; Anglo=Austrian 236.50.
Teudenz: fest.
⁑ Wien, 18 März. Fruchtbörse. Tendenz vorherrschend flau. Weizen
und Korn 10 kr. niedriger, Gerste preishaltend, Mais beim Schluß mait, sehr
prompt. Hafer flau und 8 kr: billiger. Mehle sehr vernachlässigt, 29 bis 40 kr.
billiger.
⁑ Antwerpen, 18 März. Petroleummarkt. Petroleum loco 49,
per April49 1 / 2, per Mai 50, per Sept. 44 ( ? ) .
⁑ Amsterdam, 18 März. Börse. Wechsel auf London --; 3proc.
Spanier30 1 / 2; 1882er Amerikaner96 1 / 2; 5proc. Papierrente 46; 5proc.
Silberrente53 11 / 16; 5proc. Türken42 3 / 4; 5proc. Russen v. 185576 5 / 8.
⁑ Amsterdam, 18 März. Productenmarkt. Roggen per März 211 fl.,
per Mai 215 fl., per October 219 fl.
⁑ London, 18 März. Börse. 3proc. Consols92 1 / 4; 5proc. Türken 44;
1882er Amerikaner 92; 5proc. Jtaliener54 1 / 8; Lombarden --; 3proc. Spanier
30 7 / 8. Tendenz: --.
Wiedergewinn von Metz und Straßburg.
** München, im März. Elsaß und Deutsch=Lothringen wie-
der unser -- das ist ein Ereigniß zur höchsten nationalen Freude, denn
wir alle fühlen und wissen es welch' eine folgenschwere nationale Bedeu-
tung darin liegt. Die große Glocke der Geschichte läutete einmal wieder
vernehmlich über Europa hin. Die Franzosen hörten es, und dießmal schlich
sie etwas an wie leises Grauen. Metz=Straßburg, Straßburg=Metz; das
hatte einen ähnlichen dumpfen Hall wie Moskau=Leipzig, aber es tönte noch
viel empfindlicher, schmerzlicher. Es sind für die Franzosen nur deutsche
Klänge, beide Namen sind nicht gallisch oder romanisch. Allein es hängt
sich eine historische, kriegerische, volkswirthschaftliche Gedankenreihe daran,
für uns Deutsche aber haben Metz und Straßburg auch eine Art sittlicher
Bedeutung, die noch viel schwerer wiegt.
Metz bezeichnete den Anfang deutscher Spaltung, für die Franzosen
daher den Beginn der Eroberungen; Straßburgs Einnahme war die am
meisten französische That ihres größten Königs. Zum Gewinn brauchte
es sieben Menschenalter, zum Verlust und Verzicht nicht ganz sieben
Monate. Es ist dieß ein dicker Strich nach rückwärts durch die franzö-
sische Geschichte, welcher die Anstrengung von drei Jahrhunderten auslöscht.
Für uns Deutsche steht die Sache noch anders. An Metz knüpft sich
in der That ein Andenken wie an eine deutsche Schicksalsfestung. Weni-
ger schwebt uns dabei vor daß in dieser Stadt einst das vielberufene
Reichsgesetz verkündigt wurde welches amtlich den Rücktritt des Kaisers
von seiner Macht und Herrschaft über das ganze Reich verkündigte. Mehr
schmerzt uns das Gedächtniß wie diese deutsche Stadt einst von zwei genia-
len deutschen Fürsten verrathen wurde, zu dem Zweck durch des Fremden
Hülfe des Kaisers plötzlich aufsteigende Macht wieder niederzuwerfen.
Der Vertrag war schmählich, schmählicher noch die Ausführung. Der
Franzose, statt ihnen zu Hülfe zu ziehen, lachte die deutschen Fürsten aus,
und dachte nur daran Lothringer und Elsäßer Reichsstädte für sich selbst
zu erobern. Nun aber machte der mächtigste Kaiser den Deutschland je-
mals hatte die gewaltigste Anstrengung um Metz wieder zu erobern. Ein
stattlicheres Heer als man es seit Jahrhunderten in Deutschland gesehen,
zog nach Lothringen. Die höchste Kriegskunst und Tapferkeit hier der
Deutschen, dort der Franzosen maßen sich auf den Wällen der alten deut-
schen Reichsstadt. Für die Deutschen war alles vergebens, der Himmel
war nicht mit ihnen; Metz blieb Besitzthum der Krone Frankreich.
Da war die Schicksalswendung zwischen beiden Reichen entschieden.
Deutschlands Sonne fieng an sich zum Untergang zu neigen, Frankreichs
Gestirn aber stieg hellschimmernd empor. Dieses Metz ist jetzt wieder von
uns erobert. Vor seinen Thoren wurde die eigentliche Entscheidungs-
schlacht geschlagen. Seine Gefilde glänzen jetzt von deutschem Waffen-
ruhm, wie jemals eine historische Stätte auf Erden geleuchtet hat.
Solange aber der deutsche Reichsadler ehemals über den Thoren die-
ser alten Reichsstadt flatterte, bildete die große Festung die scharfe Ecke
gegen Frankreich, die Vorhut nicht bloß, sondern das Hauptbollwerk der
Rheinlande. Jn den Händen der Franzosen verwandelte sie sich sofort zu
einem großen Ausfallthor für französische Angriffe, die unaufhaltsam von
jetzt an gegen die Niederlande, Luxemburg, Elsaß und Hochburgund vor-
drangen. Mit dem Tage der Wiedereinnahme von Metz wendete sich der
Speer um der bisher auf Deutschland gezückt war: seine Spitze senkte sich
auf den Leib Frankreichs. Gerade wie einst vor 318 Jahren die Deut-
schen, als sie von den Wällen der unerstürmten Stadt abzogen, sind jetzt
die Franzosen von düstern Ahnungen beklommen. Wie sie von Metz aus
unsere Reichslande an sich gerissen, könnten umgekehrt von Metz aus ihre
Gränzlande in Gefahr kommen. Schon mußte, um uns den Besitz von
Metz besser zu sichern, die Gränzlinie von Deutsch=Lothringen etwas süd-
licher durch französisches Sprachgebiet gezogen werden.
Doch mehr noch als der Rückblick auf die Geschichte und als die Vor-
sicht in Bezug auf künftige Kriege, beschäftigt uns der Völkerverkehr der
nächsten Gegenwart. Jetzt gehört das Rheinland uns wieder ganz, und
vom Mosellande mehr als drei Viertel. Die große klaffende Wunde am
Oberrhein ist geschlossen; von der obern Mosel aber wurde das beste Stück
erobert. Damit haben wir unser natürliches Handelsgebiet wieder in
eigener Macht und Gewalt, und dieß wird belebend und unschätzbar ein-
wirken auf den gesammten Verkehr in den Rheinlanden.
Was die Franzosen aber verlieren, ist zehnmal mehr als wir gewin-
nen. Jhr Volk bedarf beständig der frischen rauhen Kräfte aus Elsaß
und Deutsch=Lothringen, der gescheidten und fleißigen Fabrikarbeiter und
Bergleute, der treuen Dienstboten, der anstelligen Beamten, der unterneh-
menden Kaufleute, und vor allem der tüchtigen Soldaten, ganz besonders
der Reiterei. Wie tapfer auf zahlreichen französischen Kathedern, in zahl-
losen französischen Zeitschriften und Büchern Elsäßer und Lothringer
arbeiten, wie gerade sie es sind welche die reiche geistige Fülle Deutsch-
lands auf französische Steppen und Gärten bringen, ist bekannt. Dieser
Zufluß an Geistes= und Arbeitskräften wird auch jetzt nicht ganz stocken,
aber sich sehr bedeutend verringern. Frankreichs geistige und volkswirth-
schaftliche Arbeit wird in demselben Grad schwächer werden als ohne
Elsäßer und Lothringer seinen Heeren ein gewisses Element der Ausdauer
und Haltbarkeit fehlen wird.
Metz hat aber für unsere Geschichte noch einen tiefern eigenthümlichen
Klang. Diese alte Reichsstadt war das erste Opfer das uns unsere innere
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