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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846.

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Jm Hafen von Rio de Janeiro angekommen, konnten wir unser
Verlangen nicht länger verbergen, ans Land gesetzt zu werden; allein
dieß konnte doch nicht gleich geschehen, denn wir mußten bis zum 30.
auf dem Schiffe bleiben, während welcher Zeit wir auf eine ganz
unerwartete Weise mit frischen Lebensmitteln als: frischem Rindfleisch,
verschiedenen Arten von Gemusen, gutem Kaffee und Zucker, auch eini-
gem Obst, Apfelsinen und Bananas und besonders gutem Weißbrode
versehen wurden, was uns sehr wohl bekam, da wir uns schon lange
Zeit mit dürrem Gemüse behelfen mußten. Von da aus wurden wir
in Falluas oder Schaluppen auf einem Canale, welcher mit dem
Hafen von Rio in Verbindung steht, nach Porto de Estrella,
9 Meilen von Rio de Janeiro gebracht, wo wir endlich nach langem
Harren und Sehnen Gottes Erdboden betreten konnten. Hier wurde
uns eine Barracke zum Aufenthalt angewiesen und sogleich für Lebens-
mittel gesorgt.

Sie bestanden in brasilischer Kost als: gesalzenem und an der
Sonne getrocknetem Rindfleisch, schwarzen Bohnen, Reis, Kaffee, Zu-
cker, Farinha ( eine Art Wurzelmehl == Manioc ) , Speck zum Schmel-
zen der Bohnen und statt des Brodes eine Art brasilischen Zwie-
backs, welche Speisen uns Deutschen nicht recht behagen wollten;
auch blieben wir nur drei Tage in dieser Stadt liegen, von wo aus
wir weiter bis zu einer gewissen Pulverfabrik, 4 Stunden von Porto
Estrella entfernt, gebracht wurden, die Bagage auf Mauleseln, deren
es eine unendliche Menge hier gibt, Weiber und Kinder auf Karren,
die mit 3 bis 4 Paar Ochsen bespannt waren, und die Männer und
übrigen Personen zu Fuß.

Am 3. August kamen wir nun dort an und mußten bis zum
17. verweilen. Für Lebensmittel wurde auch wie in Porto Estrella
gesorgt, bis wir endlich mit Hülfe Gottes am 17. August an den
Ort unserer Bestimmung gebracht wurden. Nun hatten unsere Reise-
beschwerden auf einmal ein Ende.

Bei unserer Ankunft auf der Kolonie, wo damals Alles noch
wüste und leer war, wurden wir in eine große Barracke, die vor-
läufig für uns erbaut worden war, einquartirt, aber für keine Le-
bensmittel mehr gesorgt, und Jeder mußte sich nun so gut zu helfen
suchen, als er konnte. Jch mit meiner Familie mußte anfänglich
alles, was wir zu unserm Lebensunterhalte brauchten, kaufen, ohne
gleich Verdienst zu haben und dieses kostete mir gleich viel Geld, weil
hier Alles sehr theuer ist, so daß ich täglich unter 2 Milreis ( 2 1 / 2 fl. )
nicht durchkam.

Die ungeheuern täglichen Ausgaben, ohne Verdienst, wollten mir
nicht recht behagen, und ich fing gleich mit meinen beiden Söhnen
an, auf die Profession zu arbeiten, so daß der Verdienst, den ich
mir dadurch erwarb, die Ausgaben weniger beschwerlich machte. Nun
ist es auch unumgänglich nöthig, etwas über die Kolonie zu sagen.
Unser jetziger neuer Wohnort, wo wir wieder von Neuem zu leben
angefangen haben, ist ein sehr gebirgigter Strich Landes, circa 15
Stunden von Rio entfernt, und ungefähr 2400 Fuß höher als die
Meeresfläche. Es ist daher lange nicht so heiß, wie in der Nähe
der Stadt und deren Umgegend, das Klima ist sehr gemäßigt und
fast wie in Deutschland, denn die Tageshitze ist sehr erträglich und
die Nächte meistens kühl, so daß wir Deutsche beides, Wärme und
Kühle, recht gut vertragen können. Die Regenzeit existirt blos in den
3 Sommermonaten: November, December und Januar, ausnahms-
weise regnete es aber dieses Jahr auch im Februar und März, und
waren um diese Zeit sehr viele Gewitter. Wegen des gemäßigten
Klimas hat der Kaiser diesen Platz sich zu einem Sommeraufenthalt
ausersehen, und läßt sich zu diesem Zwecke einen schönen Palast auf
einer Anhöhe in der Mitte der Kolonie erbauen, um welche eine Stadt
angelegt werden soll, an der schon vieles gethan ist. Die Umgegend
auf der Kolonie, zunächst der anzulegenden Stadt, in einer Entfer-
nung von1 1 / 2 bis 2 Stunden ist zu Dörfern bestimmt, und wird
den neuangekommenen Kolonisten als Geschenk vermacht.

[Spaltenumbruch]

Dieser Dörfer oder sogenannten Thäler sind 12, welche ihre
Namen von den Kolonisten, welche sie angelegt haben und bewohnen,
nach denen der Heimath erhalten, so z. B. ist ein Wörrstadter =, ein
Pfälzer =, Westphäler=, Mosel=, Binger=, Nassauer=, zwei Jngelheimer =,
ein Niederrheinisches =, ein Castellanner =, ein Simmersches Thal und
eine Villa Theresia, und die Stadt selbst heißt Petropolis, d. h. auf
deutsch Kaiserstadt.

Jedem der 12 Thäler sind 3 Schöffen zugetheilt, die aus den
deutschen Kolonisten erwählt werden, welche die Aufsicht über die Erd-
arbeiten haben. Das ganze Geschäft wird durch einen Deutschen,
Hrn. Major Friedrich Julius Koeler, einem sehr guten Manne
aus Wörrstadt im Darmstädtischen gebürtig, der schon längere Jahre
hier ist, geführt und geleitet. Der Kaiser, die Regierung und un-
ser Herr Major Koeler haben schon sehr Vieles an uns gethan und
beweisen noch täglich ihre Liebe und Zuneigung zu den Deutschen immer
mehr! denn der Kaiser hat jeder Person bei ihrem Hierherkommen auf
den Kopf 5 Milreis geschenkt, außerdem jedem Kolonisten zum Anbau
eines Hauses 48 Milr. vorgeschossen, welche jedoch in monatlichen Be-
trägen wieder nach und nach in Abzug gebracht werden sollen.

Die Regierung hat unter Beistimmung des Kaisers jedem Ko-
lonisten eine Strecke Landes, welches jedoch mit lauter dicken schweren
Bäumen bewachsen ist, zur Urbarmachung geschenkt, so daß die zu-
nächst an die Stadt Gehörigen 10 -- 15 Brassen breit und 50 lang,
die in den Thälern Wohnenden aber 15 breit und 100 Brassen lang,
erhalten haben. ( 1 Brasse ist circa 8 Fuß deutsches Maaß. )

Der Herr Major hat für alle Arten Sämereien und Bäum-
chen gesorgt, welche dem Kolonisten zum Aussäen und Pflanzen ge-
schenkt werden, und so ist die Kolonie in ihrem steten Voranschreiten
begriffen; denn es kann ein Jeder, Tag für Tag, an den chausseen-
mäßigen Wegen, an den Canälen, die zur Erbauung der Stadt
angelegt werden, schönes Geld verdienen, so z. B. verdient ein Fa-
milienvater 1200 Reis, ein Unverheiratheter 1000, eine Frau und
Mädchen bis zu 18 Jahren 800 Reis, und Kinder von 10 -- 18
Jahren je verhältnißmäßig nach ihrem Alter. Ein Zimmermann 2000,
ein guter Schmied und Schlosser 2000, ein Tischler 1800, ein Mau-
rer 15 -- 1600 Reis, und so verhältnißmäßig je nach der Arbeit.

Ein Milreis oder 1000 Reis sind nach preußischem Gelde circa
25 Sgr. == 1 fl.27 1 / 2 Xr.

So gut wie die Arbeiten aber bezahlt werden, ebenso theuer
sind auch die Lebensmittel, Kleidungsstücke und Handwerksgeräthe;
denn 1 P Brod kostet3 1 / 3 Sgr., dasselbe 1 P Mehl; 1 P Kar-
toffel 1 2 / 3 Sgr., 1 P Erbsen3 1 / 3 Sgr., 1 P Linsen2 1 / 2 -- 3 Sgr,
1 P Caffee 3 Sgr., 1 P Zucker ebensoviel, 1 P Gerste 5 Sgr.,
1 P Reis2 1 / 2 Sgr., 1 P Schweinefleisch 6 Sgr., 1 P Rindfleisch
3 1 / 2 Sgr., 1 P dürres Rindfleisch 3 Sgr., 1 P Bohnen 2 Sgr.,
1 P Farinha1 1 / 2 Sgr., 1 P Butter 22 -- 24 Sgr., 1 P Käse
12 1 / 2 Sgr., 1 Flasche Essig 3 -- 4 Sgr. 1 Flasche Oel 12 Sgr.,
1 Flasche Schnaps 4 Sgr., 1 Flasche Wein 8 -- 10 Sgr., 1 Flasche
Bier 16 -- 20 Sgr.

Mit Ausnahme von Fleisch und einigen andern Gegenständen,
sind diese Preise allerdings theuer; allein sobald die Ansiedler ihren
Bedarf selbst erzielt haben, werden sie mit dem Ueberschuß ihrer Er-
zeugnisse zum Wohlstand gelangen.

Kleidungsstücke bestehen meistens aus Sommerstoffen und sind den-
noch sehr theuer, denn eine Hose kostet 2 --2 1 / 2 Milr., eine Jacke
( diese werden meistens hier getragen ) 2 1 / 2 -- 3, auch 4 Milr., ein Hemd
1 1 / 2, ein Hut 3 -- 4, ein Paar Schuhe 2, 3 -- 4, ein Paar Stiefel
6 -- 10 Milreis ec., und so ist Alles verhältnißmäßig theuer; jeder
Handwerksmann kann daher, wenn er einigermaßen arbeiten will, sehr
gut fortkommen; und obgleich Alles theuer ist, so richtet sich auch
die Einnahme und der Verdienst nach den Ausgaben.

Jch mit meiner Familie arbeite jedoch nicht im Taglohn, son-
dern fortwährend auf meiner Profession und verdiene mit den Mei-

[Spaltenumbruch]

Jm Hafen von Rio de Janeiro angekommen, konnten wir unser
Verlangen nicht länger verbergen, ans Land gesetzt zu werden; allein
dieß konnte doch nicht gleich geschehen, denn wir mußten bis zum 30.
auf dem Schiffe bleiben, während welcher Zeit wir auf eine ganz
unerwartete Weise mit frischen Lebensmitteln als: frischem Rindfleisch,
verschiedenen Arten von Gemusen, gutem Kaffee und Zucker, auch eini-
gem Obst, Apfelsinen und Bananas und besonders gutem Weißbrode
versehen wurden, was uns sehr wohl bekam, da wir uns schon lange
Zeit mit dürrem Gemüse behelfen mußten. Von da aus wurden wir
in Falluas oder Schaluppen auf einem Canale, welcher mit dem
Hafen von Rio in Verbindung steht, nach Porto de Estrella,
9 Meilen von Rio de Janeiro gebracht, wo wir endlich nach langem
Harren und Sehnen Gottes Erdboden betreten konnten. Hier wurde
uns eine Barracke zum Aufenthalt angewiesen und sogleich für Lebens-
mittel gesorgt.

Sie bestanden in brasilischer Kost als: gesalzenem und an der
Sonne getrocknetem Rindfleisch, schwarzen Bohnen, Reis, Kaffee, Zu-
cker, Farinha ( eine Art Wurzelmehl == Manioc ) , Speck zum Schmel-
zen der Bohnen und statt des Brodes eine Art brasilischen Zwie-
backs, welche Speisen uns Deutschen nicht recht behagen wollten;
auch blieben wir nur drei Tage in dieser Stadt liegen, von wo aus
wir weiter bis zu einer gewissen Pulverfabrik, 4 Stunden von Porto
Estrella entfernt, gebracht wurden, die Bagage auf Mauleseln, deren
es eine unendliche Menge hier gibt, Weiber und Kinder auf Karren,
die mit 3 bis 4 Paar Ochsen bespannt waren, und die Männer und
übrigen Personen zu Fuß.

Am 3. August kamen wir nun dort an und mußten bis zum
17. verweilen. Für Lebensmittel wurde auch wie in Porto Estrella
gesorgt, bis wir endlich mit Hülfe Gottes am 17. August an den
Ort unserer Bestimmung gebracht wurden. Nun hatten unsere Reise-
beschwerden auf einmal ein Ende.

Bei unserer Ankunft auf der Kolonie, wo damals Alles noch
wüste und leer war, wurden wir in eine große Barracke, die vor-
läufig für uns erbaut worden war, einquartirt, aber für keine Le-
bensmittel mehr gesorgt, und Jeder mußte sich nun so gut zu helfen
suchen, als er konnte. Jch mit meiner Familie mußte anfänglich
alles, was wir zu unserm Lebensunterhalte brauchten, kaufen, ohne
gleich Verdienst zu haben und dieses kostete mir gleich viel Geld, weil
hier Alles sehr theuer ist, so daß ich täglich unter 2 Milreis ( 2 1 / 2 fl. )
nicht durchkam.

Die ungeheuern täglichen Ausgaben, ohne Verdienst, wollten mir
nicht recht behagen, und ich fing gleich mit meinen beiden Söhnen
an, auf die Profession zu arbeiten, so daß der Verdienst, den ich
mir dadurch erwarb, die Ausgaben weniger beschwerlich machte. Nun
ist es auch unumgänglich nöthig, etwas über die Kolonie zu sagen.
Unser jetziger neuer Wohnort, wo wir wieder von Neuem zu leben
angefangen haben, ist ein sehr gebirgigter Strich Landes, circa 15
Stunden von Rio entfernt, und ungefähr 2400 Fuß höher als die
Meeresfläche. Es ist daher lange nicht so heiß, wie in der Nähe
der Stadt und deren Umgegend, das Klima ist sehr gemäßigt und
fast wie in Deutschland, denn die Tageshitze ist sehr erträglich und
die Nächte meistens kühl, so daß wir Deutsche beides, Wärme und
Kühle, recht gut vertragen können. Die Regenzeit existirt blos in den
3 Sommermonaten: November, December und Januar, ausnahms-
weise regnete es aber dieses Jahr auch im Februar und März, und
waren um diese Zeit sehr viele Gewitter. Wegen des gemäßigten
Klimas hat der Kaiser diesen Platz sich zu einem Sommeraufenthalt
ausersehen, und läßt sich zu diesem Zwecke einen schönen Palast auf
einer Anhöhe in der Mitte der Kolonie erbauen, um welche eine Stadt
angelegt werden soll, an der schon vieles gethan ist. Die Umgegend
auf der Kolonie, zunächst der anzulegenden Stadt, in einer Entfer-
nung von1 1 / 2 bis 2 Stunden ist zu Dörfern bestimmt, und wird
den neuangekommenen Kolonisten als Geschenk vermacht.

[Spaltenumbruch]

Dieser Dörfer oder sogenannten Thäler sind 12, welche ihre
Namen von den Kolonisten, welche sie angelegt haben und bewohnen,
nach denen der Heimath erhalten, so z. B. ist ein Wörrstadter =, ein
Pfälzer =, Westphäler=, Mosel=, Binger=, Nassauer=, zwei Jngelheimer =,
ein Niederrheinisches =, ein Castellanner =, ein Simmersches Thal und
eine Villa Theresia, und die Stadt selbst heißt Petropolis, d. h. auf
deutsch Kaiserstadt.

Jedem der 12 Thäler sind 3 Schöffen zugetheilt, die aus den
deutschen Kolonisten erwählt werden, welche die Aufsicht über die Erd-
arbeiten haben. Das ganze Geschäft wird durch einen Deutschen,
Hrn. Major Friedrich Julius Koeler, einem sehr guten Manne
aus Wörrstadt im Darmstädtischen gebürtig, der schon längere Jahre
hier ist, geführt und geleitet. Der Kaiser, die Regierung und un-
ser Herr Major Koeler haben schon sehr Vieles an uns gethan und
beweisen noch täglich ihre Liebe und Zuneigung zu den Deutschen immer
mehr! denn der Kaiser hat jeder Person bei ihrem Hierherkommen auf
den Kopf 5 Milreis geschenkt, außerdem jedem Kolonisten zum Anbau
eines Hauses 48 Milr. vorgeschossen, welche jedoch in monatlichen Be-
trägen wieder nach und nach in Abzug gebracht werden sollen.

Die Regierung hat unter Beistimmung des Kaisers jedem Ko-
lonisten eine Strecke Landes, welches jedoch mit lauter dicken schweren
Bäumen bewachsen ist, zur Urbarmachung geschenkt, so daß die zu-
nächst an die Stadt Gehörigen 10 -- 15 Brassen breit und 50 lang,
die in den Thälern Wohnenden aber 15 breit und 100 Brassen lang,
erhalten haben. ( 1 Brasse ist circa 8 Fuß deutsches Maaß. )

Der Herr Major hat für alle Arten Sämereien und Bäum-
chen gesorgt, welche dem Kolonisten zum Aussäen und Pflanzen ge-
schenkt werden, und so ist die Kolonie in ihrem steten Voranschreiten
begriffen; denn es kann ein Jeder, Tag für Tag, an den chausseen-
mäßigen Wegen, an den Canälen, die zur Erbauung der Stadt
angelegt werden, schönes Geld verdienen, so z. B. verdient ein Fa-
milienvater 1200 Reis, ein Unverheiratheter 1000, eine Frau und
Mädchen bis zu 18 Jahren 800 Reis, und Kinder von 10 -- 18
Jahren je verhältnißmäßig nach ihrem Alter. Ein Zimmermann 2000,
ein guter Schmied und Schlosser 2000, ein Tischler 1800, ein Mau-
rer 15 -- 1600 Reis, und so verhältnißmäßig je nach der Arbeit.

Ein Milreis oder 1000 Reis sind nach preußischem Gelde circa
25 Sgr. == 1 fl.27 1 / 2 Xr.

So gut wie die Arbeiten aber bezahlt werden, ebenso theuer
sind auch die Lebensmittel, Kleidungsstücke und Handwerksgeräthe;
denn 1 P Brod kostet3 1 / 3 Sgr., dasselbe 1 P Mehl; 1 P Kar-
toffel 1 2 / 3 Sgr., 1 P Erbsen3 1 / 3 Sgr., 1 P Linsen2 1 / 2 -- 3 Sgr,
1 P Caffee 3 Sgr., 1 P Zucker ebensoviel, 1 P Gerste 5 Sgr.,
1 P Reis2 1 / 2 Sgr., 1 P Schweinefleisch 6 Sgr., 1 P Rindfleisch
3 1 / 2 Sgr., 1 P dürres Rindfleisch 3 Sgr., 1 P Bohnen 2 Sgr.,
1 P Farinha1 1 / 2 Sgr., 1 P Butter 22 -- 24 Sgr., 1 P Käse
12 1 / 2 Sgr., 1 Flasche Essig 3 -- 4 Sgr. 1 Flasche Oel 12 Sgr.,
1 Flasche Schnaps 4 Sgr., 1 Flasche Wein 8 -- 10 Sgr., 1 Flasche
Bier 16 -- 20 Sgr.

Mit Ausnahme von Fleisch und einigen andern Gegenständen,
sind diese Preise allerdings theuer; allein sobald die Ansiedler ihren
Bedarf selbst erzielt haben, werden sie mit dem Ueberschuß ihrer Er-
zeugnisse zum Wohlstand gelangen.

Kleidungsstücke bestehen meistens aus Sommerstoffen und sind den-
noch sehr theuer, denn eine Hose kostet 2 --2 1 / 2 Milr., eine Jacke
( diese werden meistens hier getragen ) 2 1 / 2 -- 3, auch 4 Milr., ein Hemd
1 1 / 2, ein Hut 3 -- 4, ein Paar Schuhe 2, 3 -- 4, ein Paar Stiefel
6 -- 10 Milreis ec., und so ist Alles verhältnißmäßig theuer; jeder
Handwerksmann kann daher, wenn er einigermaßen arbeiten will, sehr
gut fortkommen; und obgleich Alles theuer ist, so richtet sich auch
die Einnahme und der Verdienst nach den Ausgaben.

Jch mit meiner Familie arbeite jedoch nicht im Taglohn, son-
dern fortwährend auf meiner Profession und verdiene mit den Mei-

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[15/0003] Jm Hafen von Rio de Janeiro angekommen, konnten wir unser Verlangen nicht länger verbergen, ans Land gesetzt zu werden; allein dieß konnte doch nicht gleich geschehen, denn wir mußten bis zum 30. auf dem Schiffe bleiben, während welcher Zeit wir auf eine ganz unerwartete Weise mit frischen Lebensmitteln als: frischem Rindfleisch, verschiedenen Arten von Gemusen, gutem Kaffee und Zucker, auch eini- gem Obst, Apfelsinen und Bananas und besonders gutem Weißbrode versehen wurden, was uns sehr wohl bekam, da wir uns schon lange Zeit mit dürrem Gemüse behelfen mußten. Von da aus wurden wir in Falluas oder Schaluppen auf einem Canale, welcher mit dem Hafen von Rio in Verbindung steht, nach Porto de Estrella, 9 Meilen von Rio de Janeiro gebracht, wo wir endlich nach langem Harren und Sehnen Gottes Erdboden betreten konnten. Hier wurde uns eine Barracke zum Aufenthalt angewiesen und sogleich für Lebens- mittel gesorgt. Sie bestanden in brasilischer Kost als: gesalzenem und an der Sonne getrocknetem Rindfleisch, schwarzen Bohnen, Reis, Kaffee, Zu- cker, Farinha ( eine Art Wurzelmehl == Manioc ) , Speck zum Schmel- zen der Bohnen und statt des Brodes eine Art brasilischen Zwie- backs, welche Speisen uns Deutschen nicht recht behagen wollten; auch blieben wir nur drei Tage in dieser Stadt liegen, von wo aus wir weiter bis zu einer gewissen Pulverfabrik, 4 Stunden von Porto Estrella entfernt, gebracht wurden, die Bagage auf Mauleseln, deren es eine unendliche Menge hier gibt, Weiber und Kinder auf Karren, die mit 3 bis 4 Paar Ochsen bespannt waren, und die Männer und übrigen Personen zu Fuß. Am 3. August kamen wir nun dort an und mußten bis zum 17. verweilen. Für Lebensmittel wurde auch wie in Porto Estrella gesorgt, bis wir endlich mit Hülfe Gottes am 17. August an den Ort unserer Bestimmung gebracht wurden. Nun hatten unsere Reise- beschwerden auf einmal ein Ende. Bei unserer Ankunft auf der Kolonie, wo damals Alles noch wüste und leer war, wurden wir in eine große Barracke, die vor- läufig für uns erbaut worden war, einquartirt, aber für keine Le- bensmittel mehr gesorgt, und Jeder mußte sich nun so gut zu helfen suchen, als er konnte. Jch mit meiner Familie mußte anfänglich alles, was wir zu unserm Lebensunterhalte brauchten, kaufen, ohne gleich Verdienst zu haben und dieses kostete mir gleich viel Geld, weil hier Alles sehr theuer ist, so daß ich täglich unter 2 Milreis ( 2 1 / 2 fl. ) nicht durchkam. Die ungeheuern täglichen Ausgaben, ohne Verdienst, wollten mir nicht recht behagen, und ich fing gleich mit meinen beiden Söhnen an, auf die Profession zu arbeiten, so daß der Verdienst, den ich mir dadurch erwarb, die Ausgaben weniger beschwerlich machte. Nun ist es auch unumgänglich nöthig, etwas über die Kolonie zu sagen. Unser jetziger neuer Wohnort, wo wir wieder von Neuem zu leben angefangen haben, ist ein sehr gebirgigter Strich Landes, circa 15 Stunden von Rio entfernt, und ungefähr 2400 Fuß höher als die Meeresfläche. Es ist daher lange nicht so heiß, wie in der Nähe der Stadt und deren Umgegend, das Klima ist sehr gemäßigt und fast wie in Deutschland, denn die Tageshitze ist sehr erträglich und die Nächte meistens kühl, so daß wir Deutsche beides, Wärme und Kühle, recht gut vertragen können. Die Regenzeit existirt blos in den 3 Sommermonaten: November, December und Januar, ausnahms- weise regnete es aber dieses Jahr auch im Februar und März, und waren um diese Zeit sehr viele Gewitter. Wegen des gemäßigten Klimas hat der Kaiser diesen Platz sich zu einem Sommeraufenthalt ausersehen, und läßt sich zu diesem Zwecke einen schönen Palast auf einer Anhöhe in der Mitte der Kolonie erbauen, um welche eine Stadt angelegt werden soll, an der schon vieles gethan ist. Die Umgegend auf der Kolonie, zunächst der anzulegenden Stadt, in einer Entfer- nung von1 1 / 2 bis 2 Stunden ist zu Dörfern bestimmt, und wird den neuangekommenen Kolonisten als Geschenk vermacht. Dieser Dörfer oder sogenannten Thäler sind 12, welche ihre Namen von den Kolonisten, welche sie angelegt haben und bewohnen, nach denen der Heimath erhalten, so z. B. ist ein Wörrstadter =, ein Pfälzer =, Westphäler=, Mosel=, Binger=, Nassauer=, zwei Jngelheimer =, ein Niederrheinisches =, ein Castellanner =, ein Simmersches Thal und eine Villa Theresia, und die Stadt selbst heißt Petropolis, d. h. auf deutsch Kaiserstadt. Jedem der 12 Thäler sind 3 Schöffen zugetheilt, die aus den deutschen Kolonisten erwählt werden, welche die Aufsicht über die Erd- arbeiten haben. Das ganze Geschäft wird durch einen Deutschen, Hrn. Major Friedrich Julius Koeler, einem sehr guten Manne aus Wörrstadt im Darmstädtischen gebürtig, der schon längere Jahre hier ist, geführt und geleitet. Der Kaiser, die Regierung und un- ser Herr Major Koeler haben schon sehr Vieles an uns gethan und beweisen noch täglich ihre Liebe und Zuneigung zu den Deutschen immer mehr! denn der Kaiser hat jeder Person bei ihrem Hierherkommen auf den Kopf 5 Milreis geschenkt, außerdem jedem Kolonisten zum Anbau eines Hauses 48 Milr. vorgeschossen, welche jedoch in monatlichen Be- trägen wieder nach und nach in Abzug gebracht werden sollen. Die Regierung hat unter Beistimmung des Kaisers jedem Ko- lonisten eine Strecke Landes, welches jedoch mit lauter dicken schweren Bäumen bewachsen ist, zur Urbarmachung geschenkt, so daß die zu- nächst an die Stadt Gehörigen 10 -- 15 Brassen breit und 50 lang, die in den Thälern Wohnenden aber 15 breit und 100 Brassen lang, erhalten haben. ( 1 Brasse ist circa 8 Fuß deutsches Maaß. ) Der Herr Major hat für alle Arten Sämereien und Bäum- chen gesorgt, welche dem Kolonisten zum Aussäen und Pflanzen ge- schenkt werden, und so ist die Kolonie in ihrem steten Voranschreiten begriffen; denn es kann ein Jeder, Tag für Tag, an den chausseen- mäßigen Wegen, an den Canälen, die zur Erbauung der Stadt angelegt werden, schönes Geld verdienen, so z. B. verdient ein Fa- milienvater 1200 Reis, ein Unverheiratheter 1000, eine Frau und Mädchen bis zu 18 Jahren 800 Reis, und Kinder von 10 -- 18 Jahren je verhältnißmäßig nach ihrem Alter. Ein Zimmermann 2000, ein guter Schmied und Schlosser 2000, ein Tischler 1800, ein Mau- rer 15 -- 1600 Reis, und so verhältnißmäßig je nach der Arbeit. Ein Milreis oder 1000 Reis sind nach preußischem Gelde circa 25 Sgr. == 1 fl.27 1 / 2 Xr. So gut wie die Arbeiten aber bezahlt werden, ebenso theuer sind auch die Lebensmittel, Kleidungsstücke und Handwerksgeräthe; denn 1 P Brod kostet3 1 / 3 Sgr., dasselbe 1 P Mehl; 1 P Kar- toffel 1 2 / 3 Sgr., 1 P Erbsen3 1 / 3 Sgr., 1 P Linsen2 1 / 2 -- 3 Sgr, 1 P Caffee 3 Sgr., 1 P Zucker ebensoviel, 1 P Gerste 5 Sgr., 1 P Reis2 1 / 2 Sgr., 1 P Schweinefleisch 6 Sgr., 1 P Rindfleisch 3 1 / 2 Sgr., 1 P dürres Rindfleisch 3 Sgr., 1 P Bohnen 2 Sgr., 1 P Farinha1 1 / 2 Sgr., 1 P Butter 22 -- 24 Sgr., 1 P Käse 12 1 / 2 Sgr., 1 Flasche Essig 3 -- 4 Sgr. 1 Flasche Oel 12 Sgr., 1 Flasche Schnaps 4 Sgr., 1 Flasche Wein 8 -- 10 Sgr., 1 Flasche Bier 16 -- 20 Sgr. Mit Ausnahme von Fleisch und einigen andern Gegenständen, sind diese Preise allerdings theuer; allein sobald die Ansiedler ihren Bedarf selbst erzielt haben, werden sie mit dem Ueberschuß ihrer Er- zeugnisse zum Wohlstand gelangen. Kleidungsstücke bestehen meistens aus Sommerstoffen und sind den- noch sehr theuer, denn eine Hose kostet 2 --2 1 / 2 Milr., eine Jacke ( diese werden meistens hier getragen ) 2 1 / 2 -- 3, auch 4 Milr., ein Hemd 1 1 / 2, ein Hut 3 -- 4, ein Paar Schuhe 2, 3 -- 4, ein Paar Stiefel 6 -- 10 Milreis ec., und so ist Alles verhältnißmäßig theuer; jeder Handwerksmann kann daher, wenn er einigermaßen arbeiten will, sehr gut fortkommen; und obgleich Alles theuer ist, so richtet sich auch die Einnahme und der Verdienst nach den Ausgaben. Jch mit meiner Familie arbeite jedoch nicht im Taglohn, son- dern fortwährend auf meiner Profession und verdiene mit den Mei-

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer03_1846/3>, abgerufen am 21.11.2024.