Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 5. Rudolstadt, 27. Oktober 1846.[Spaltenumbruch]
Vorerst erinnern wir beiläufig, daß in dem kleinen unbesuchten Hafen Die Yankees und die Mexikaner. Ueber den amerikanischen Krieg und seine muthmaßlichen A. New=Orleans, 6. Sept. Die Flotte der Vereinigten B. Washington, 13. Sept. Eins steht fest: wir gehen [Spaltenumbruch]
Vorerst erinnern wir beiläufig, daß in dem kleinen unbesuchten Hafen Die Yankees und die Mexikaner. Ueber den amerikanischen Krieg und seine muthmaßlichen A. New=Orleans, 6. Sept. Die Flotte der Vereinigten B. Washington, 13. Sept. Eins steht fest: wir gehen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <p><pb facs="#f0006" n="34"/><cb/> Vorerst erinnern wir beiläufig, daß in dem kleinen unbesuchten Hafen<lb/> von San Miguel die Hilfsquellen zum größeren Schiffsbau und zur<lb/> Reparatur fehlen, daß die Kosten, um sie herbeizuschaffen, den Werth des<lb/> Schiffes weit zu übersteigen pflegen und daher beim Einlaufen aus Noth<lb/> das Berurtheilen der gewöhnliche Ausspruch des Gerichtes daselbst ist. Jn<lb/> der Hauptsache können wir uns auf die gerichtlichen Documente beru-<lb/> fen, die von den beeidigten Schiffs = Erperten ausgefertigt im hiesigen<lb/> Handelsgericht vorliegen, und von denen, wer Lust hat, Einsicht neh-<lb/> men kann. Es genügt hier, mit einfachen, wahren Worten zu sagen,<lb/> daß der Franklin seefähig gewesen ist, daß die Quantität der Lebens-<lb/> mittel und Trinkwasser, alles berechnet auf eine Reisedauer von 13<lb/> Wochen, nach New = Orleans hinreichend war, daß die Qualität und<lb/> der Zustand der Wasserfässer nichts zu wünschen übrig ließen. Ebenso<lb/> waren die inneren Vertheilungen der Schlafstellen im Zwischendeck für<lb/> 150 Auswanderer vollkommen hinreichend. Jedem Seefahrenden ist<lb/> bekannt, daß obige Zeit von 13 Wochen von Antwerpen nach New-<lb/> Orleans erfahrungsmäßig nicht nöthig ist. Hat nun der Franklin bis<lb/> zu den Azoren 42 Tage gebraucht, und ist er, bei hinlänglichem Trink-<lb/> wasser an Bord, Seeunfälle halber oder wegen entdeckter Mängel, die<lb/> vor der Abreise kein menschliches Auge gewahren konnte, in San Miguel<lb/> eingelaufen, so sind die Transportunternehmer deshalb nicht verant-<lb/> wortlich. Dazu kommt, daß die hiesigen Seeversicherungscompagnien<lb/> den Franklin in die erste Classe setzten und sich deßhalb mit den nie-<lb/> drigsten Prämien begnügten. Dieses kann einer gültigen Controle der<lb/> gerichtlichen Untersuchung ganz gleich geachtet werden. Der Capitän<lb/> hatte den Unternehmern sein Schiff <hi rendition="#aq">en bloc</hi> verfrachtet, und indem<lb/> er den Auswanderern zur Fortsetzung ihrer Reise auf einem englischen<lb/> Schiffe die als Fracht erhaltene Summe von 5000 Franken zurück-<lb/> vergütete, scheint er uns durchaus uneigennützig gehandelt zu haben.<lb/> Was übrigens dem Franklin zugestoßen ist, erlitten in einem weit<lb/> traurigeren Grade andere Schiffe. So war vor einigen Jahren von<lb/> England ein durch die Admiralität ausgerüstetes Schiff mit 600 Ver-<lb/> brechern nach Botany Bay abgesegelt. Kaum war es nach einer zwei-<lb/> tägigen Reise auf der Höhe von Brest, so versank es, und von den<lb/> Unglücklichen wurden nur 20 gerettet. Wenn sich die Auswanderer an<lb/> biesige solide Auswanderungscomtoirs oder an eine Gesellschaft wenden,<lb/> so werden sie jetzt folgende Bestimmung in den Contracten finden:<lb/> „Jm Fall während der Seereise die Transportschiffe durch Sturm und<lb/> andere Seeunfälle ( Kriegsunfälle ausgenommen ) gezwungen sein soll-<lb/> ten, einzulaufen, verpflichtet sich die Gesellschaft, den Reisenden durch<lb/> andere Transportmittel an den Ort seiner Bestimmung zu schaffen, wenn<lb/> das Schiff, womit die Seereise begonnen hat, seeunfähig geworden sein<lb/> sollte. Diejenigen Reisenden, welche Lebensmittel inbegriffen contra-<lb/> hirt haben, werden in oben genannten Fällen für Rechnung der Ge-<lb/> sellschaft beköstigt.“ Es wäre im Jnteresse der Menschheit zu wün-<lb/> schen, daß alle Seehäfen, über welche Auswanderer sich zu verschiffen<lb/> pflegen, diesem Beispiele folgten.“</p> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <head> <hi rendition="#c #fr">Die Yankees und die Mexikaner.</hi> </head><lb/> <p>Ueber den amerikanischen Krieg und seine muthmaßlichen<lb/> Folgen lassen sich zwei Correspondenten der „Augsburger Allgemeinen“<lb/> im entgegengesetzten Sinne also vernehmen: </p><lb/> <p><hi rendition="#aq">A</hi>. <hi rendition="#g">New=Orleans,</hi> 6. <hi rendition="#g">Sept.</hi> Die Flotte der Vereinigten<lb/> Staaten liegt unverrichteter Dinge vor <hi rendition="#g">Veracruz,</hi> ja sie hat einen<lb/> verfehlten Angriff auf die merikanischen Hafenstädte <hi rendition="#g">Tampico</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Alvarado</hi> unternommen. Die auf 25,000 M. angewachsene Landmacht<lb/> hat bereits 75 Millionen Gulden gekostet und <hi rendition="#g">fast nichts gethan.</hi><lb/> Jnsubordination, Trunkenheit und lächerliche Ruhmredigkeit waren die<lb/> Heldenthaten, in denen sich die republikanischen Krieger auszeichneten;<lb/><cb/> 6000 derselben haben das vom Gesetz ihnen offen gelassene Schlupf-<lb/> loch benutzt, und sind, ohne einen Feind gesehen zu haben, nach Hause<lb/> zurückgekehrt. Und <hi rendition="#g">wie</hi> sind sie zurückgekommen? Betrunken und zer-<lb/> fetzt liegen sie in den Straßen, ein Gegenstand des Bedauerns und<lb/> des Abscheues. <hi rendition="#g">Falls der Frieden diesem Kriegsspiele<lb/> nicht bald ein Ende macht, so werden die Amerikaner<lb/> noch ganz gehörige Schlappen bekommen.</hi> Schon im Juli<lb/> schickte Präsident <hi rendition="#g">Polk</hi> einen Staatsboten mit Friedensanträgen an die<lb/> merikanische Regierung ab, ließ ihn aber, da Präsident <hi rendition="#g">Paredes</hi><lb/> demselben voraussichtlich kein Gehör schenken würde, so lange <hi rendition="#g">hier</hi><lb/> verweilen, bis die Nachricht von <hi rendition="#g">Santa Ana's</hi> Zurückberufung hier<lb/> ankam. Und auf wessen Betrieb wurde Letzterer zurückberufen? Auf<lb/> Betrieb der Regierung, deren Organ zu Washington ihn noch kürzlich<lb/> als den scheußlichsten Tyrannen und Wüthrich ausschrie. Wie hätte<lb/> sonst der Commandeur des amerikanischen Geschwaders dem erklärten<lb/> Präsidenten der Republik Meriko die Landung erlauben können? Der<lb/> Präsident <hi rendition="#g">Polk</hi> verlangte 2 Millionen, um Einleitungen zum Frieden<lb/> treffen zu können, und ein Vorschlag im Congreß, daß diese Summe<lb/><hi rendition="#g">nicht zu Bestechungen</hi> verwendet werden solle, wurde <hi rendition="#g">verworfen.</hi><lb/> Früher wurden 30 Millionen zur Kriegführung und Erkämpfung eines<lb/> ehrenvollen Friedens bewilligt; warum benutzte Polk dieses Geld nicht<lb/> dazu? Sieht es nicht beinahe aus, als ob jene 2 Millionen blos für<lb/><hi rendition="#g">Santa Ana</hi> bestimmt gewesen? Die merikanische Nation haßt die<lb/> Amerikaner; Offiziere und Soldaten derselben werden bei jeder Gele-<lb/> genheit meuchlerisch ermordet. Wird <hi rendition="#g">Santa Ana</hi> es wagen, einen<lb/> schimpflichen Frieden einzugehen? Er weiß recht gut, daß die Abtre-<lb/> tung von Californien ihm seinen Kopf kosten könnte. </p><lb/> <p><hi rendition="#aq">B</hi>. <hi rendition="#g">Washington,</hi> 13. <hi rendition="#g">Sept. Eins</hi> steht fest: wir gehen<lb/> vor der Hand auf die Landenge von <hi rendition="#g">Panama</hi> los, und zwar so<lb/> bestimmt und zuverlässig, <hi rendition="#g">daß uns selbst eine europäische Coa-<lb/> lition zur Verhinderung unserer Plane nicht ernstlich<lb/> davon zurückhalten wird.</hi> Englische Capitalisten haben an<lb/> Meriko etwa 60 Millionen Pfd. St. zu fordern; was ist das für ein<lb/> fanatisch = thätiges Volk wie das unsrige? Arbeit, nicht Erholung, --<lb/> stete Bewegung, nicht die Ruhe, -- immerwährender Kampf, sei es<lb/> auch nur gegen die Natur, nicht der Friede ist uns Bedürfniß. Ja,<lb/> wir sind Eroberer, und glauben in allem Ernst, <hi rendition="#g">daß die Welt unser<lb/> Erbtheil ist.</hi> Jetzt schon schweift der Blick unserer Staatsmänner<lb/> weit in die Zukunft, und jetzt schon zollt das Volk Demjenigen seinen<lb/> ungetheiltesten Beifall, der die Fahne der Union im Geiste weiter trägt<lb/> als alle übrigen. Mag man in Europa schwatzen, daß durch Erwei-<lb/> terung des Gebietes der Union die Trennung der Sclavenstaaten vom<lb/> freien Norden nur um so schneller herbeigeführt werde; ich glaube an<lb/> derlei Dinge nicht. Wir werden zusammenbleiben, nicht wie die fran-<lb/> zösische Republik <hi rendition="#aq">une et indivisible</hi>, sondern vielfach in der Einheit,<lb/> als Conföderation. Nur die Conföderation erhält den Frieden, ver-<lb/> hindert die Anmaßung der Städte, Nepotismus und Kastenherrschaft.<lb/> Was die Sclaverei betrifft, so ist klar, <hi rendition="#g">daß dieselbe kein halbes<lb/> Jahrhundert mehr dauert,</hi> und was sind fünfzig Jahre in der<lb/> Geschichte der Menschheit? <hi rendition="#g">Californien, Neu=Meriko</hi> und das<lb/> ganze linke Ufer des <hi rendition="#g">Rio Bravo del Norte werden der Union<lb/> verfallen</hi> und <hi rendition="#g">keine</hi> Sclavenstaaten bilden. Die Tage des meri-<lb/> kanischen Ruhms sind vorüber. Die Vermischung der Angelsachsen mit<lb/> ächt castilischem Blute wird eine gute Race geben, dabei Gemüth nnd<lb/> Sitte vorherrschend südlich bleiben -- ein frischer, warmer Lebenshauch<lb/> durch den petrificirenden Mechanismus des neu=englischen Lebens. Schon<lb/> werden unsere Truppen, wo sie einrücken, <hi rendition="#g">zu Tanz und Spiel ge-<lb/> laden;</hi> keine Hochzeit -- außer im Beisein amerikanischer Offiziere.<lb/> Denken Sie sich eine puritanische Armee, die den Fandango tanzt! <abbr>ec.</abbr> <abbr>ec.</abbr></p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [34/0006]
Vorerst erinnern wir beiläufig, daß in dem kleinen unbesuchten Hafen
von San Miguel die Hilfsquellen zum größeren Schiffsbau und zur
Reparatur fehlen, daß die Kosten, um sie herbeizuschaffen, den Werth des
Schiffes weit zu übersteigen pflegen und daher beim Einlaufen aus Noth
das Berurtheilen der gewöhnliche Ausspruch des Gerichtes daselbst ist. Jn
der Hauptsache können wir uns auf die gerichtlichen Documente beru-
fen, die von den beeidigten Schiffs = Erperten ausgefertigt im hiesigen
Handelsgericht vorliegen, und von denen, wer Lust hat, Einsicht neh-
men kann. Es genügt hier, mit einfachen, wahren Worten zu sagen,
daß der Franklin seefähig gewesen ist, daß die Quantität der Lebens-
mittel und Trinkwasser, alles berechnet auf eine Reisedauer von 13
Wochen, nach New = Orleans hinreichend war, daß die Qualität und
der Zustand der Wasserfässer nichts zu wünschen übrig ließen. Ebenso
waren die inneren Vertheilungen der Schlafstellen im Zwischendeck für
150 Auswanderer vollkommen hinreichend. Jedem Seefahrenden ist
bekannt, daß obige Zeit von 13 Wochen von Antwerpen nach New-
Orleans erfahrungsmäßig nicht nöthig ist. Hat nun der Franklin bis
zu den Azoren 42 Tage gebraucht, und ist er, bei hinlänglichem Trink-
wasser an Bord, Seeunfälle halber oder wegen entdeckter Mängel, die
vor der Abreise kein menschliches Auge gewahren konnte, in San Miguel
eingelaufen, so sind die Transportunternehmer deshalb nicht verant-
wortlich. Dazu kommt, daß die hiesigen Seeversicherungscompagnien
den Franklin in die erste Classe setzten und sich deßhalb mit den nie-
drigsten Prämien begnügten. Dieses kann einer gültigen Controle der
gerichtlichen Untersuchung ganz gleich geachtet werden. Der Capitän
hatte den Unternehmern sein Schiff en bloc verfrachtet, und indem
er den Auswanderern zur Fortsetzung ihrer Reise auf einem englischen
Schiffe die als Fracht erhaltene Summe von 5000 Franken zurück-
vergütete, scheint er uns durchaus uneigennützig gehandelt zu haben.
Was übrigens dem Franklin zugestoßen ist, erlitten in einem weit
traurigeren Grade andere Schiffe. So war vor einigen Jahren von
England ein durch die Admiralität ausgerüstetes Schiff mit 600 Ver-
brechern nach Botany Bay abgesegelt. Kaum war es nach einer zwei-
tägigen Reise auf der Höhe von Brest, so versank es, und von den
Unglücklichen wurden nur 20 gerettet. Wenn sich die Auswanderer an
biesige solide Auswanderungscomtoirs oder an eine Gesellschaft wenden,
so werden sie jetzt folgende Bestimmung in den Contracten finden:
„Jm Fall während der Seereise die Transportschiffe durch Sturm und
andere Seeunfälle ( Kriegsunfälle ausgenommen ) gezwungen sein soll-
ten, einzulaufen, verpflichtet sich die Gesellschaft, den Reisenden durch
andere Transportmittel an den Ort seiner Bestimmung zu schaffen, wenn
das Schiff, womit die Seereise begonnen hat, seeunfähig geworden sein
sollte. Diejenigen Reisenden, welche Lebensmittel inbegriffen contra-
hirt haben, werden in oben genannten Fällen für Rechnung der Ge-
sellschaft beköstigt.“ Es wäre im Jnteresse der Menschheit zu wün-
schen, daß alle Seehäfen, über welche Auswanderer sich zu verschiffen
pflegen, diesem Beispiele folgten.“
Die Yankees und die Mexikaner.
Ueber den amerikanischen Krieg und seine muthmaßlichen
Folgen lassen sich zwei Correspondenten der „Augsburger Allgemeinen“
im entgegengesetzten Sinne also vernehmen:
A. New=Orleans, 6. Sept. Die Flotte der Vereinigten
Staaten liegt unverrichteter Dinge vor Veracruz, ja sie hat einen
verfehlten Angriff auf die merikanischen Hafenstädte Tampico und
Alvarado unternommen. Die auf 25,000 M. angewachsene Landmacht
hat bereits 75 Millionen Gulden gekostet und fast nichts gethan.
Jnsubordination, Trunkenheit und lächerliche Ruhmredigkeit waren die
Heldenthaten, in denen sich die republikanischen Krieger auszeichneten;
6000 derselben haben das vom Gesetz ihnen offen gelassene Schlupf-
loch benutzt, und sind, ohne einen Feind gesehen zu haben, nach Hause
zurückgekehrt. Und wie sind sie zurückgekommen? Betrunken und zer-
fetzt liegen sie in den Straßen, ein Gegenstand des Bedauerns und
des Abscheues. Falls der Frieden diesem Kriegsspiele
nicht bald ein Ende macht, so werden die Amerikaner
noch ganz gehörige Schlappen bekommen. Schon im Juli
schickte Präsident Polk einen Staatsboten mit Friedensanträgen an die
merikanische Regierung ab, ließ ihn aber, da Präsident Paredes
demselben voraussichtlich kein Gehör schenken würde, so lange hier
verweilen, bis die Nachricht von Santa Ana's Zurückberufung hier
ankam. Und auf wessen Betrieb wurde Letzterer zurückberufen? Auf
Betrieb der Regierung, deren Organ zu Washington ihn noch kürzlich
als den scheußlichsten Tyrannen und Wüthrich ausschrie. Wie hätte
sonst der Commandeur des amerikanischen Geschwaders dem erklärten
Präsidenten der Republik Meriko die Landung erlauben können? Der
Präsident Polk verlangte 2 Millionen, um Einleitungen zum Frieden
treffen zu können, und ein Vorschlag im Congreß, daß diese Summe
nicht zu Bestechungen verwendet werden solle, wurde verworfen.
Früher wurden 30 Millionen zur Kriegführung und Erkämpfung eines
ehrenvollen Friedens bewilligt; warum benutzte Polk dieses Geld nicht
dazu? Sieht es nicht beinahe aus, als ob jene 2 Millionen blos für
Santa Ana bestimmt gewesen? Die merikanische Nation haßt die
Amerikaner; Offiziere und Soldaten derselben werden bei jeder Gele-
genheit meuchlerisch ermordet. Wird Santa Ana es wagen, einen
schimpflichen Frieden einzugehen? Er weiß recht gut, daß die Abtre-
tung von Californien ihm seinen Kopf kosten könnte.
B. Washington, 13. Sept. Eins steht fest: wir gehen
vor der Hand auf die Landenge von Panama los, und zwar so
bestimmt und zuverlässig, daß uns selbst eine europäische Coa-
lition zur Verhinderung unserer Plane nicht ernstlich
davon zurückhalten wird. Englische Capitalisten haben an
Meriko etwa 60 Millionen Pfd. St. zu fordern; was ist das für ein
fanatisch = thätiges Volk wie das unsrige? Arbeit, nicht Erholung, --
stete Bewegung, nicht die Ruhe, -- immerwährender Kampf, sei es
auch nur gegen die Natur, nicht der Friede ist uns Bedürfniß. Ja,
wir sind Eroberer, und glauben in allem Ernst, daß die Welt unser
Erbtheil ist. Jetzt schon schweift der Blick unserer Staatsmänner
weit in die Zukunft, und jetzt schon zollt das Volk Demjenigen seinen
ungetheiltesten Beifall, der die Fahne der Union im Geiste weiter trägt
als alle übrigen. Mag man in Europa schwatzen, daß durch Erwei-
terung des Gebietes der Union die Trennung der Sclavenstaaten vom
freien Norden nur um so schneller herbeigeführt werde; ich glaube an
derlei Dinge nicht. Wir werden zusammenbleiben, nicht wie die fran-
zösische Republik une et indivisible, sondern vielfach in der Einheit,
als Conföderation. Nur die Conföderation erhält den Frieden, ver-
hindert die Anmaßung der Städte, Nepotismus und Kastenherrschaft.
Was die Sclaverei betrifft, so ist klar, daß dieselbe kein halbes
Jahrhundert mehr dauert, und was sind fünfzig Jahre in der
Geschichte der Menschheit? Californien, Neu=Meriko und das
ganze linke Ufer des Rio Bravo del Norte werden der Union
verfallen und keine Sclavenstaaten bilden. Die Tage des meri-
kanischen Ruhms sind vorüber. Die Vermischung der Angelsachsen mit
ächt castilischem Blute wird eine gute Race geben, dabei Gemüth nnd
Sitte vorherrschend südlich bleiben -- ein frischer, warmer Lebenshauch
durch den petrificirenden Mechanismus des neu=englischen Lebens. Schon
werden unsere Truppen, wo sie einrücken, zu Tanz und Spiel ge-
laden; keine Hochzeit -- außer im Beisein amerikanischer Offiziere.
Denken Sie sich eine puritanische Armee, die den Fandango tanzt! ec. ec.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |