Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 7. Rudolstadt, 14. Februar 1848.

Bild:
erste Seite
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BBEMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW - YORK:
Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 7.
Montag, 14. Februar 1848.
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Jnhalt. Cultur des Tabaks. -- Briefe aus Texas. Licht und Schatten. -- Winke
und Warnungen: Gemeinschaftliches Reisen und Ansiedeln empfehlenswerth, communisti-
sches, verbindlichmachendes verwerflich; records of judgment, eine Schwierigkeit bei Käufen.
Erwiederung v. Paulsen. -- Abermals Licht und Schatten: Consul Meinel straft die öffent-
liche Meinung ( hinsichtlich der Auswanderungszeitung ) Lügen. -- Vermischte Nachrichten:
Bremens Vorzüge als Einschiffungsplatz; deutsche Auswanderer in Paris vor Gericht;
Darmstädter Communisten = Gesellschaft.



Beschreibung des Tabaksbaues
in Nordamerika.

Jm ersten Frühjahre wird der Saame auf ein kräftiges,
gut umgearbeitetes Pflanzenbeet ( tobacco patch ) ausgesäet und
locker eingerecht; gut ist, wenn man hienach das Beet mit etwas
Holzasche bestreut. Hat die Pflanze das vierte Blatt getrieben,
so wird sie an einem Tage, an welchem Regen zu erwarten ist,
auf das eigentliche Tabaksfeld ausgepflanzt, welches ebenfalls gut
von Boden und tüchtig umgearbeitet sein muß. Die Pflanzen
müssen wenigstens drei Schuh weit von einander gesetzt werden,
damit die Sonne Zugang zu ihnen hat und die Blätter sich un-
gehindert ausbreiten können. Hat die Pflanze eine Höhe von
3 -- 4 Schuh erreicht, so wird die Erde um sie herum aufgelockert
und gehäuft, so wie es bei Kartoffelpflanzen geschieht. Bald nach-
her, wenn sie 10 -- 12 Blätter hat, so wird die Krone abgebrochen,
damit sie den Blättern nicht zu viele Nahrung entzieht. Einige
Wochen später wird die Erde zum zweiten Male um die Pflanzen
angehäuft, wobei man zugleich alle Nachschößlinge entfernt. Werden
die Blätter hellbraun und gefleckt, so wird die Pflanze geschnitten,
worauf bald ein neuer Schößling hervorschießt, der wieder einem
dritten, oft noch einem vierten Platz macht. Die geschnittene
Pflanze wird an Querstangen an einem trockenen, luftigen Orte
aufgehängt bis sie braun wird, worauf die Blätter von der Staude
abgelöst, in Bündel gebunden und nochmals zum Trocknen auf-
gehängt werden. Blätter, welche, wie es bei den letzten Schöß-
lingen häufig der Fall ist, nicht völlig zur Reife gediehen sind,
werden, um sie vor Schimmel zu bewahren, gedörrt (cured) , d. h.
sie werden im Trockenhause (cure-house) über ein gelindes Feuer
aufgehängt. Sind die Blätter getrocknet, so werden sie ihrer
Größe und Güte nach sortirt und in Fässer gepackt.

Jn kälteren Gegenden, z. B. im Staate Newyork, wo der
Landmann nur für seinen eigenen Bedarf Tabak baut, ist es rathsam,
[Spaltenumbruch] den Tabaksamen nicht in ein Beet, sondern in einen großen, mit guter
Erde gefüllten Kasten zu säen, den man bis zur Zeit, wo keine
Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an einem mäßig warmen, den
Sonnenstrahlen zugänglichen Orte aufbewahrt. Geschieht dieß
nicht, so erreicht die Pflanze, der spätern Aussaat wegen, häufig
nicht die gehörige Reife.

Um die Tabaksraupen, welche die Blätter zernagen und oft
ganze Felder zerstören, zu vertilgen, pflegt man Morgens und Abends
die Truthühner aufs Feld zu treiben, sie suchen die Raupen ab
und fressen sie. Um die Truthühner (turkeys) recht gefräßig
zu machen, sperrt man sie den Tag und die Nacht über ein und
gibt ihnen wenig oder gar kein Futter.    R.



Briefe aus Texas.

So lange es noch Auswanderer gibt, welche, anstatt auf
einen so wichtigen Wendepunkt ihres Lebens sich fleißig vorzu-
bereiten, anstatt durch vertrauenswürdige Schriften und sonstige
Quellen des guten Rathes über ihr Vorhaben und Reiseziel
sich gründlich belehren zu lassen, leichtsinnig, planlos, ja blindlings
fortstürmend ihre Zukunft dem Gerathewohl anheimstellen: -- so
lange wird es natürlich auch nicht an Opfern solchen Leichtsinnes
fehlen, die bei einem nur durch Uebereilung und handgreifliche
Verkehrtheiten qualvollen Dasein sich reuevoll in die verlassene
Heimat zurücksehnen, Anderer, die sogar Gesundheit und Leben
einbüßen, gar nicht zu gedenken. Es befremdet uns daher keines-
weges, was ein solcher vor Kurzem zurückgekehrter, bitter ge-
täuschter Landsmann versichert, daß nämlich, gleichwie in Deutsch-
land Unzählige fortwollen, und wegen Mangels an Mitteln nicht
können, in Amerika Tausende auf Erlösung durch Rückkehr harren,
die ebenfalls durch Mangel an Mitteln ihnen abgeschnitten. Denn
über das alles ist zwischen hier und drüben eine große Kluft be-
festiget, und darum bezeuget so mancher Hiobsbote Denen, die
noch bleiben oder umkehren können, daß sie nicht auch kommen
an jenen Ort der Qual! Kein Wunder also, daß die wider-
sprechendsten Nachrichten zu uns herüberdringen, bald jubelnd und
jauchzend, bald stöhnend und jammernd, je nachdem die verschie-
denen Persönlichkeiten der Berichterstatter für die Auswanderung
reif und vorbereitet waren oder nicht.

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BBEMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW - YORK:
Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 7.
Montag, 14. Februar 1848.
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Jnhalt. Cultur des Tabaks. -- Briefe aus Texas. Licht und Schatten. -- Winke
und Warnungen: Gemeinschaftliches Reisen und Ansiedeln empfehlenswerth, communisti-
sches, verbindlichmachendes verwerflich; records of judgment, eine Schwierigkeit bei Käufen.
Erwiederung v. Paulsen. -- Abermals Licht und Schatten: Consul Meinel straft die öffent-
liche Meinung ( hinsichtlich der Auswanderungszeitung ) Lügen. -- Vermischte Nachrichten:
Bremens Vorzüge als Einschiffungsplatz; deutsche Auswanderer in Paris vor Gericht;
Darmstädter Communisten = Gesellschaft.



Beschreibung des Tabaksbaues
in Nordamerika.

Jm ersten Frühjahre wird der Saame auf ein kräftiges,
gut umgearbeitetes Pflanzenbeet ( tobacco patch ) ausgesäet und
locker eingerecht; gut ist, wenn man hienach das Beet mit etwas
Holzasche bestreut. Hat die Pflanze das vierte Blatt getrieben,
so wird sie an einem Tage, an welchem Regen zu erwarten ist,
auf das eigentliche Tabaksfeld ausgepflanzt, welches ebenfalls gut
von Boden und tüchtig umgearbeitet sein muß. Die Pflanzen
müssen wenigstens drei Schuh weit von einander gesetzt werden,
damit die Sonne Zugang zu ihnen hat und die Blätter sich un-
gehindert ausbreiten können. Hat die Pflanze eine Höhe von
3 -- 4 Schuh erreicht, so wird die Erde um sie herum aufgelockert
und gehäuft, so wie es bei Kartoffelpflanzen geschieht. Bald nach-
her, wenn sie 10 -- 12 Blätter hat, so wird die Krone abgebrochen,
damit sie den Blättern nicht zu viele Nahrung entzieht. Einige
Wochen später wird die Erde zum zweiten Male um die Pflanzen
angehäuft, wobei man zugleich alle Nachschößlinge entfernt. Werden
die Blätter hellbraun und gefleckt, so wird die Pflanze geschnitten,
worauf bald ein neuer Schößling hervorschießt, der wieder einem
dritten, oft noch einem vierten Platz macht. Die geschnittene
Pflanze wird an Querstangen an einem trockenen, luftigen Orte
aufgehängt bis sie braun wird, worauf die Blätter von der Staude
abgelöst, in Bündel gebunden und nochmals zum Trocknen auf-
gehängt werden. Blätter, welche, wie es bei den letzten Schöß-
lingen häufig der Fall ist, nicht völlig zur Reife gediehen sind,
werden, um sie vor Schimmel zu bewahren, gedörrt (cured) , d. h.
sie werden im Trockenhause (cure-house) über ein gelindes Feuer
aufgehängt. Sind die Blätter getrocknet, so werden sie ihrer
Größe und Güte nach sortirt und in Fässer gepackt.

Jn kälteren Gegenden, z. B. im Staate Newyork, wo der
Landmann nur für seinen eigenen Bedarf Tabak baut, ist es rathsam,
[Spaltenumbruch] den Tabaksamen nicht in ein Beet, sondern in einen großen, mit guter
Erde gefüllten Kasten zu säen, den man bis zur Zeit, wo keine
Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an einem mäßig warmen, den
Sonnenstrahlen zugänglichen Orte aufbewahrt. Geschieht dieß
nicht, so erreicht die Pflanze, der spätern Aussaat wegen, häufig
nicht die gehörige Reife.

Um die Tabaksraupen, welche die Blätter zernagen und oft
ganze Felder zerstören, zu vertilgen, pflegt man Morgens und Abends
die Truthühner aufs Feld zu treiben, sie suchen die Raupen ab
und fressen sie. Um die Truthühner (turkeys) recht gefräßig
zu machen, sperrt man sie den Tag und die Nacht über ein und
gibt ihnen wenig oder gar kein Futter.    R.



Briefe aus Texas.

So lange es noch Auswanderer gibt, welche, anstatt auf
einen so wichtigen Wendepunkt ihres Lebens sich fleißig vorzu-
bereiten, anstatt durch vertrauenswürdige Schriften und sonstige
Quellen des guten Rathes über ihr Vorhaben und Reiseziel
sich gründlich belehren zu lassen, leichtsinnig, planlos, ja blindlings
fortstürmend ihre Zukunft dem Gerathewohl anheimstellen: -- so
lange wird es natürlich auch nicht an Opfern solchen Leichtsinnes
fehlen, die bei einem nur durch Uebereilung und handgreifliche
Verkehrtheiten qualvollen Dasein sich reuevoll in die verlassene
Heimat zurücksehnen, Anderer, die sogar Gesundheit und Leben
einbüßen, gar nicht zu gedenken. Es befremdet uns daher keines-
weges, was ein solcher vor Kurzem zurückgekehrter, bitter ge-
täuschter Landsmann versichert, daß nämlich, gleichwie in Deutsch-
land Unzählige fortwollen, und wegen Mangels an Mitteln nicht
können, in Amerika Tausende auf Erlösung durch Rückkehr harren,
die ebenfalls durch Mangel an Mitteln ihnen abgeschnitten. Denn
über das alles ist zwischen hier und drüben eine große Kluft be-
festiget, und darum bezeuget so mancher Hiobsbote Denen, die
noch bleiben oder umkehren können, daß sie nicht auch kommen
an jenen Ort der Qual! Kein Wunder also, daß die wider-
sprechendsten Nachrichten zu uns herüberdringen, bald jubelnd und
jauchzend, bald stöhnend und jammernd, je nachdem die verschie-
denen Persönlichkeiten der Berichterstatter für die Auswanderung
reif und vorbereitet waren oder nicht.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001"/>
      <titlePart xml:id="tpm1" type="main" next="#tpm2"> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.</hi> </hi> </titlePart><lb/>
      <cb type="start"/>
      <titlePart type="sub"> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Organ</hi><lb/>
für<lb/><hi rendition="#fr">Kunde aus deutschen Ansiedlungen,</hi><lb/>
für Rath und That<lb/>
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,<lb/>
sowie für<lb/>
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-<lb/>
sachen überhaupt.</hi> </titlePart><lb/>
      <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#c">BBEMEN:</hi><lb/>
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.</hi> </titlePart><lb/>
      <cb/>
      <figure/><lb/>
      <cb/>
      <titlePart type="desc"> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Mit<lb/>
Karten, Plänen und<lb/>
Jllustrationen,</hi><lb/>
sowie mit einem<lb/><hi rendition="#fr">Jntelligenzblatte</hi><lb/>
für Bekanntmachungen von<lb/>
Behörden u. Privaten.<lb/><hi rendition="#aq">NEW - YORK:</hi><lb/>
Helmich &amp; Co., 438 <hi rendition="#aq">Broadway</hi>, für die Ver.<lb/>
Staaten Nord=Amerika's.<lb/>
William Radde, 322 <hi rendition="#aq">Broadway.</hi></hi> </titlePart><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb type="start"/>
      <titlePart type="price"> <hi rendition="#c">Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen<lb/>
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen<lb/>
Postanstalten 1 1 / 6 <abbr>Rl.</abbr> == 2 <abbr>fl</abbr> 6 <abbr>Xr.</abbr></hi> </titlePart><lb/>
      <cb/>
      <titlePart xml:id="tpm2" prev="#tpm1" type="main"> <hi rendition="#c"> N<hi rendition="#sup">ro</hi> 7.</hi> </titlePart><lb/>
      <docDate> <hi rendition="#c">Montag, 14. Februar 1848.</hi> </docDate><lb/>
      <cb/>
      <byline> <hi rendition="#c">Unter Mitwirkung der Herren<lb/><hi rendition="#aq">Dr</hi>. Büttner, G. M. von Roß, G. F. Streckfuß<lb/>
und anderer Autoritäten herausg. von </hi> <docAuthor> <hi rendition="#c">G. Froebel.</hi> </docAuthor>
      </byline><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb type="start"/>
      <div type="contents">
        <p>Jnhalt. Cultur des Tabaks. -- Briefe aus <hi rendition="#g">Texas.</hi> Licht und Schatten. -- Winke<lb/>
und Warnungen: Gemeinschaftliches Reisen und Ansiedeln empfehlenswerth, communisti-<lb/>
sches, verbindlichmachendes verwerflich; <hi rendition="#aq">records of judgment</hi>, eine Schwierigkeit bei Käufen.<lb/>
Erwiederung v. Paulsen. -- Abermals Licht und Schatten: Consul <hi rendition="#g">Meinel</hi> straft die öffent-<lb/>
liche Meinung ( hinsichtlich der Auswanderungszeitung ) Lügen. -- Vermischte Nachrichten:<lb/><hi rendition="#g">Bremens</hi> Vorzüge als Einschiffungsplatz; deutsche Auswanderer in Paris vor Gericht;<lb/>
Darmstädter Communisten = Gesellschaft. </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <div type="jFinancialNews">
        <div type="jFinancialNews">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Beschreibung des Tabaksbaues</hi><lb/>
in Nordamerika.</hi> </head><lb/>
          <p>Jm ersten Frühjahre wird der Saame auf ein kräftiges,<lb/>
gut umgearbeitetes Pflanzenbeet ( <hi rendition="#aq">tobacco patch</hi> ) ausgesäet und<lb/>
locker eingerecht; gut ist, wenn man hienach das Beet mit etwas<lb/>
Holzasche bestreut. Hat die Pflanze das vierte Blatt getrieben,<lb/>
so wird sie an einem Tage, an welchem Regen zu erwarten ist,<lb/>
auf das eigentliche Tabaksfeld ausgepflanzt, welches ebenfalls gut<lb/>
von Boden und tüchtig umgearbeitet sein muß. Die Pflanzen<lb/>
müssen wenigstens drei Schuh weit von einander gesetzt werden,<lb/>
damit die Sonne Zugang zu ihnen hat und die Blätter sich un-<lb/>
gehindert ausbreiten können. Hat die Pflanze eine Höhe von<lb/>
3 -- 4 Schuh erreicht, so wird die Erde um sie herum aufgelockert<lb/>
und gehäuft, so wie es bei Kartoffelpflanzen geschieht. Bald nach-<lb/>
her, wenn sie 10 -- 12 Blätter hat, so wird die Krone abgebrochen,<lb/>
damit sie den Blättern nicht zu viele Nahrung entzieht. Einige<lb/>
Wochen später wird die Erde zum zweiten Male um die Pflanzen<lb/>
angehäuft, wobei man zugleich alle Nachschößlinge entfernt. Werden<lb/>
die Blätter hellbraun und gefleckt, so wird die Pflanze geschnitten,<lb/>
worauf bald ein neuer Schößling hervorschießt, der wieder einem<lb/>
dritten, oft noch einem vierten Platz macht. Die geschnittene<lb/>
Pflanze wird an Querstangen an einem trockenen, luftigen Orte<lb/>
aufgehängt bis sie braun wird, worauf die Blätter von der Staude<lb/>
abgelöst, in Bündel gebunden und nochmals zum Trocknen auf-<lb/>
gehängt werden. Blätter, welche, wie es bei den letzten Schöß-<lb/>
lingen häufig der Fall ist, nicht völlig zur Reife gediehen sind,<lb/>
werden, um sie vor Schimmel zu bewahren, gedörrt (<hi rendition="#aq">cured</hi>) , d. h.<lb/>
sie werden im Trockenhause (<hi rendition="#aq">cure-house</hi>) über ein gelindes Feuer<lb/>
aufgehängt. Sind die Blätter getrocknet, so werden sie ihrer<lb/>
Größe und Güte nach sortirt und in Fässer gepackt.</p><lb/>
          <p>Jn kälteren Gegenden, z. B. im Staate Newyork, wo der<lb/>
Landmann nur für seinen eigenen Bedarf Tabak baut, ist es rathsam,<lb/><cb/>
den Tabaksamen nicht in ein Beet, sondern in einen großen, mit guter<lb/>
Erde gefüllten Kasten zu säen, den man bis zur Zeit, wo keine<lb/>
Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an einem mäßig warmen, den<lb/>
Sonnenstrahlen zugänglichen Orte aufbewahrt. Geschieht dieß<lb/>
nicht, so erreicht die Pflanze, der spätern Aussaat wegen, häufig<lb/>
nicht die gehörige Reife.</p><lb/>
          <p>Um die Tabaksraupen, welche die Blätter zernagen und oft<lb/>
ganze Felder zerstören, zu vertilgen, pflegt man Morgens und Abends<lb/>
die Truthühner aufs Feld zu treiben, sie suchen die Raupen ab<lb/>
und fressen sie. Um die Truthühner (<hi rendition="#aq">turkeys</hi>) recht gefräßig<lb/>
zu machen, sperrt man sie den Tag und die Nacht über ein und<lb/>
gibt ihnen wenig oder gar kein Futter.<space dim="horizontal"/> <hi rendition="#aq">R.</hi> </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jAnnouncements">
        <div type="jAnnouncements">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Briefe aus Texas</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>So lange es noch Auswanderer gibt, welche, anstatt auf<lb/>
einen so wichtigen Wendepunkt ihres Lebens sich fleißig vorzu-<lb/>
bereiten, anstatt durch vertrauenswürdige Schriften und sonstige<lb/>
Quellen des guten Rathes über ihr Vorhaben und Reiseziel<lb/>
sich gründlich belehren zu lassen, leichtsinnig, planlos, ja blindlings<lb/>
fortstürmend ihre Zukunft dem Gerathewohl anheimstellen: -- so<lb/>
lange wird es natürlich auch nicht an Opfern solchen Leichtsinnes<lb/>
fehlen, die bei einem nur durch Uebereilung und handgreifliche<lb/>
Verkehrtheiten qualvollen Dasein sich reuevoll in die verlassene<lb/>
Heimat zurücksehnen, Anderer, die sogar Gesundheit und Leben<lb/>
einbüßen, gar nicht zu gedenken. Es befremdet uns daher keines-<lb/>
weges, was ein solcher vor Kurzem zurückgekehrter, bitter ge-<lb/>
täuschter Landsmann versichert, daß nämlich, gleichwie in Deutsch-<lb/>
land Unzählige fortwollen, und wegen Mangels an Mitteln nicht<lb/>
können, in Amerika Tausende auf Erlösung durch Rückkehr harren,<lb/>
die ebenfalls durch Mangel an Mitteln ihnen abgeschnitten. Denn<lb/>
über das alles ist zwischen hier und drüben eine große Kluft be-<lb/>
festiget, und darum bezeuget so mancher Hiobsbote Denen, die<lb/>
noch bleiben oder umkehren können, daß sie nicht auch kommen<lb/>
an jenen Ort der Qual! Kein Wunder also, daß die wider-<lb/>
sprechendsten Nachrichten zu uns herüberdringen, bald jubelnd und<lb/>
jauchzend, bald stöhnend und jammernd, je nachdem die verschie-<lb/>
denen Persönlichkeiten der Berichterstatter für die Auswanderung<lb/>
reif und vorbereitet waren oder nicht.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0001] Allgemeine Auswanderungs = Zeitung. Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs- sachen überhaupt. BBEMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung. [Abbildung] Mit Karten, Plänen und Jllustrationen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW - YORK: Helmich & Co., 438 Broadway, für die Ver. Staaten Nord=Amerika's. William Radde, 322 Broadway. Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr. Nro 7. Montag, 14. Februar 1848. Unter Mitwirkung der Herren Dr. Büttner, G. M. von Roß, G. F. Streckfuß und anderer Autoritäten herausg. von G. Froebel. Jnhalt. Cultur des Tabaks. -- Briefe aus Texas. Licht und Schatten. -- Winke und Warnungen: Gemeinschaftliches Reisen und Ansiedeln empfehlenswerth, communisti- sches, verbindlichmachendes verwerflich; records of judgment, eine Schwierigkeit bei Käufen. Erwiederung v. Paulsen. -- Abermals Licht und Schatten: Consul Meinel straft die öffent- liche Meinung ( hinsichtlich der Auswanderungszeitung ) Lügen. -- Vermischte Nachrichten: Bremens Vorzüge als Einschiffungsplatz; deutsche Auswanderer in Paris vor Gericht; Darmstädter Communisten = Gesellschaft. Beschreibung des Tabaksbaues in Nordamerika. Jm ersten Frühjahre wird der Saame auf ein kräftiges, gut umgearbeitetes Pflanzenbeet ( tobacco patch ) ausgesäet und locker eingerecht; gut ist, wenn man hienach das Beet mit etwas Holzasche bestreut. Hat die Pflanze das vierte Blatt getrieben, so wird sie an einem Tage, an welchem Regen zu erwarten ist, auf das eigentliche Tabaksfeld ausgepflanzt, welches ebenfalls gut von Boden und tüchtig umgearbeitet sein muß. Die Pflanzen müssen wenigstens drei Schuh weit von einander gesetzt werden, damit die Sonne Zugang zu ihnen hat und die Blätter sich un- gehindert ausbreiten können. Hat die Pflanze eine Höhe von 3 -- 4 Schuh erreicht, so wird die Erde um sie herum aufgelockert und gehäuft, so wie es bei Kartoffelpflanzen geschieht. Bald nach- her, wenn sie 10 -- 12 Blätter hat, so wird die Krone abgebrochen, damit sie den Blättern nicht zu viele Nahrung entzieht. Einige Wochen später wird die Erde zum zweiten Male um die Pflanzen angehäuft, wobei man zugleich alle Nachschößlinge entfernt. Werden die Blätter hellbraun und gefleckt, so wird die Pflanze geschnitten, worauf bald ein neuer Schößling hervorschießt, der wieder einem dritten, oft noch einem vierten Platz macht. Die geschnittene Pflanze wird an Querstangen an einem trockenen, luftigen Orte aufgehängt bis sie braun wird, worauf die Blätter von der Staude abgelöst, in Bündel gebunden und nochmals zum Trocknen auf- gehängt werden. Blätter, welche, wie es bei den letzten Schöß- lingen häufig der Fall ist, nicht völlig zur Reife gediehen sind, werden, um sie vor Schimmel zu bewahren, gedörrt (cured) , d. h. sie werden im Trockenhause (cure-house) über ein gelindes Feuer aufgehängt. Sind die Blätter getrocknet, so werden sie ihrer Größe und Güte nach sortirt und in Fässer gepackt. Jn kälteren Gegenden, z. B. im Staate Newyork, wo der Landmann nur für seinen eigenen Bedarf Tabak baut, ist es rathsam, den Tabaksamen nicht in ein Beet, sondern in einen großen, mit guter Erde gefüllten Kasten zu säen, den man bis zur Zeit, wo keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an einem mäßig warmen, den Sonnenstrahlen zugänglichen Orte aufbewahrt. Geschieht dieß nicht, so erreicht die Pflanze, der spätern Aussaat wegen, häufig nicht die gehörige Reife. Um die Tabaksraupen, welche die Blätter zernagen und oft ganze Felder zerstören, zu vertilgen, pflegt man Morgens und Abends die Truthühner aufs Feld zu treiben, sie suchen die Raupen ab und fressen sie. Um die Truthühner (turkeys) recht gefräßig zu machen, sperrt man sie den Tag und die Nacht über ein und gibt ihnen wenig oder gar kein Futter. R. Briefe aus Texas. So lange es noch Auswanderer gibt, welche, anstatt auf einen so wichtigen Wendepunkt ihres Lebens sich fleißig vorzu- bereiten, anstatt durch vertrauenswürdige Schriften und sonstige Quellen des guten Rathes über ihr Vorhaben und Reiseziel sich gründlich belehren zu lassen, leichtsinnig, planlos, ja blindlings fortstürmend ihre Zukunft dem Gerathewohl anheimstellen: -- so lange wird es natürlich auch nicht an Opfern solchen Leichtsinnes fehlen, die bei einem nur durch Uebereilung und handgreifliche Verkehrtheiten qualvollen Dasein sich reuevoll in die verlassene Heimat zurücksehnen, Anderer, die sogar Gesundheit und Leben einbüßen, gar nicht zu gedenken. Es befremdet uns daher keines- weges, was ein solcher vor Kurzem zurückgekehrter, bitter ge- täuschter Landsmann versichert, daß nämlich, gleichwie in Deutsch- land Unzählige fortwollen, und wegen Mangels an Mitteln nicht können, in Amerika Tausende auf Erlösung durch Rückkehr harren, die ebenfalls durch Mangel an Mitteln ihnen abgeschnitten. Denn über das alles ist zwischen hier und drüben eine große Kluft be- festiget, und darum bezeuget so mancher Hiobsbote Denen, die noch bleiben oder umkehren können, daß sie nicht auch kommen an jenen Ort der Qual! Kein Wunder also, daß die wider- sprechendsten Nachrichten zu uns herüberdringen, bald jubelnd und jauchzend, bald stöhnend und jammernd, je nachdem die verschie- denen Persönlichkeiten der Berichterstatter für die Auswanderung reif und vorbereitet waren oder nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer07_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer07_1848/1
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 7. Rudolstadt, 14. Februar 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer07_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.