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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 16. Rudolstadt, 17. April 1848.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BBEMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
[Ende Spaltensatz]

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 16.
Montag, 17. April 1848.
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Jnhalt: Der ferne Westen ( eine Skitze ) . -- Literatur: Beyers Auswanderungs-
buch; Brommes Wegweiser; Youngs Reisekarte; Platts Generalkarte. -- Jahres-
bericht des deutschen Volksvereins in Newyork. -- Aufruf zur Bildung eines deutschen Na-
tionalvereins. -- Offene Antwort auf verschiedene Anfragen. -- Warnung des K. Bayer-
schen Consulats in Havre.



Der ferne Westen.

   Motto: Bevor man diese Flurer klärte,
   Quoll bis zum Rand der Flüsse Füll;
   Die Melodie der Fluthen hörte
   Der weite Wald, so frisch, so still,
   Und in dem Schatten spielten Quellen
   Und brausten wilder Bäche Wellen.
   Bryant.

Der ferne Westen -- ein magisches Wort! Unwillkürlich
fühlt sich der Gedanke in jene Regionen versetzt, wo der ewige
Urwald rauscht, wo auf der einsamen Prärie der Bison weidet
und der rothe Krieger sein Schlachtroß zäumt. Man denkt an
Waldbrände und Abenteuer, die Riesenströme rauschen, verschollene
Jndianersagen erklingen wie alte Mährchen -- und der Zauber
der Romantik überwältigt den Sinnenden. -- Ein Capitel in
Wash. Jrving's "Reise durch die Prärien" genügt vollkommen,
diese Wunderwelt hervorzuzaubern. Die bunten Gemälde, die
uns dieses herrliche Buch aufrollt, sind ergreifend wahr; und
wie tiefpoetisch singt Freiligrath:

" Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
Oft an der Heimath Born gefüllt;
Wenn am Missouri Alles schwiege,
Sie malten auch der Heimat Bild.
Bald zieren sie im fernen Westen
Des leichten Bretterhauses Wand,
Bald reicht sie müden, braunen Gästen,
Voll frischen Trunkes, eure Hand.
Es trinkt daraus der Tscherokese,
Ermattet, von der Jagd bestäubt -- --"

Der ferne Westen! Jch will versuchen, nachstehend seine
ursprüngliche Gestalt zu schildern.

Es gab eine Zeit -- und sie ist noch nicht allzulange vor-
über -- da war Nordamerika vom atlantischen Ocean bis an die
Apalachen, und von den Alleghanies bis ans Felsengebirge und
das stille Meer eine weite menschenleere Wildniß und von den
großen Seen bis an den blauen Golf von Meriko rauschte ein
[Spaltenumbruch] unendlicher Urwald. Nur die rothen Stämme jagten und kämpften
in diesen finsteren Wäldern, nur ihr Kriegsgeschrei und das Ge-
heul der wilden Thiere erscholl durch die Wildniß, Alles lag noch
da, wie es der Herr geschaffen. An den Mündungen der großen
Flüsse aber, die sich nach Osten ins Meer ergießen, standen, wo
jetzt das Getümmel riesiger Weltstädte betäubt, hie und da ein-
zelne Blockhütten -- die Wohnungen der ersten weißen Männer.

Aber diese ersten Settler waren kühne Leute; die weiten,
lautlosen Wälder, die Gebirgszüge in blauer Ferne reizten ihren
Muth; und als ein Schiff nach dem andern mit Kindern des
alten Europa landete und als der Wald an der Küste lichter
wurde und das Wild seltener, da brachen sie auf nach Westen.
Aber mit tausend Mühseligkeiten hatten sie zu kämpfen auf ihrer
Wanderung; breite, reißende Wasser mußten sie durchschwimmen,
Bär und Panther heulten ihnen entgegen -- und wenn sie diese
Feinde siegreich bekämpft hatten, und die ermatteten Glieder aus-
ruhen lassen wollten im dunkeln Versteck -- da gellte ihnen der
Kriegsruf der Rothhäute ins Ohr. Unsägliche Mühen mußten
sie überwinden, aber sie hielten aus. Etliche ließen sich an er-
strittenen neuen Ufern nieder, tief in der Wildniß, andere aber
zogen weiter nach neuen Abenteuern. Sie überstiegen die blauen
Berge, manches schöne Thal lockte zur Ansiedelung, aber ihr
Heldengeist trieb sie weiter. Als sie aber den letzten Kamm er-
stiegen und Berg an Berg hinter ihnen lag, da waren alle Leiden
vergessen. Der ferne Westen, ein unermeßliches Thal, das Ziel
ihrer Sehnsucht lag vor ihnen und ihr trunkenes Auge durch-
irrte die Tiefen. Eine grüne Ebene wogte blühend zu ihren Füßen,
Riesenstamm an Riesenstamm -- und wie klares Silber schwamm
der schöne Fluß durch die Wälder. Jubelnd umhalseten sich
die rauhen Männer; sie stiegen nieder in ihr errungenes Para-
dies, und zum erstenmal gab das Echo dieser Wälder den Schall
der Büchse zurück, und die schweren Schläge der Axt dröhnten
dumpf durch die Einsamkeit.

Aber auch die Zurückgebliebenen kamen über die Berge; es
war lockend die Kunde zu ihnen gedrungen, von dem neuen Ca-
naan; wie die Wälder von Wild und edlen Früchten strotzten
und die Ströme von Fischen -- und bald erhob sich Hütte an
Hütte in den westlichen Wäldern. -- O es mag herrlich gewesen
sein am schönen Flusse dazumal!

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

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Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BBEMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung.

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Mit
Karten, Plänen und
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sowie mit einem
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Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
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Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
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Nro 16.
Montag, 17. April 1848.
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Jnhalt: Der ferne Westen ( eine Skitze ) . -- Literatur: Beyers Auswanderungs-
buch; Brommes Wegweiser; Youngs Reisekarte; Platts Generalkarte. -- Jahres-
bericht des deutschen Volksvereins in Newyork. -- Aufruf zur Bildung eines deutschen Na-
tionalvereins. -- Offene Antwort auf verschiedene Anfragen. -- Warnung des K. Bayer-
schen Consulats in Havre.



Der ferne Westen.

   Motto: Bevor man diese Flurer klärte,
   Quoll bis zum Rand der Flüsse Füll;
   Die Melodie der Fluthen hörte
   Der weite Wald, so frisch, so still,
   Und in dem Schatten spielten Quellen
   Und brausten wilder Bäche Wellen.
   Bryant.

Der ferne Westen -- ein magisches Wort! Unwillkürlich
fühlt sich der Gedanke in jene Regionen versetzt, wo der ewige
Urwald rauscht, wo auf der einsamen Prärie der Bison weidet
und der rothe Krieger sein Schlachtroß zäumt. Man denkt an
Waldbrände und Abenteuer, die Riesenströme rauschen, verschollene
Jndianersagen erklingen wie alte Mährchen -- und der Zauber
der Romantik überwältigt den Sinnenden. -- Ein Capitel in
Wash. Jrving's „Reise durch die Prärien“ genügt vollkommen,
diese Wunderwelt hervorzuzaubern. Die bunten Gemälde, die
uns dieses herrliche Buch aufrollt, sind ergreifend wahr; und
wie tiefpoetisch singt Freiligrath:

„ Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
Oft an der Heimath Born gefüllt;
Wenn am Missouri Alles schwiege,
Sie malten auch der Heimat Bild.
Bald zieren sie im fernen Westen
Des leichten Bretterhauses Wand,
Bald reicht sie müden, braunen Gästen,
Voll frischen Trunkes, eure Hand.
Es trinkt daraus der Tscherokese,
Ermattet, von der Jagd bestäubt -- --“

Der ferne Westen! Jch will versuchen, nachstehend seine
ursprüngliche Gestalt zu schildern.

Es gab eine Zeit -- und sie ist noch nicht allzulange vor-
über -- da war Nordamerika vom atlantischen Ocean bis an die
Apalachen, und von den Alleghanies bis ans Felsengebirge und
das stille Meer eine weite menschenleere Wildniß und von den
großen Seen bis an den blauen Golf von Meriko rauschte ein
[Spaltenumbruch] unendlicher Urwald. Nur die rothen Stämme jagten und kämpften
in diesen finsteren Wäldern, nur ihr Kriegsgeschrei und das Ge-
heul der wilden Thiere erscholl durch die Wildniß, Alles lag noch
da, wie es der Herr geschaffen. An den Mündungen der großen
Flüsse aber, die sich nach Osten ins Meer ergießen, standen, wo
jetzt das Getümmel riesiger Weltstädte betäubt, hie und da ein-
zelne Blockhütten -- die Wohnungen der ersten weißen Männer.

Aber diese ersten Settler waren kühne Leute; die weiten,
lautlosen Wälder, die Gebirgszüge in blauer Ferne reizten ihren
Muth; und als ein Schiff nach dem andern mit Kindern des
alten Europa landete und als der Wald an der Küste lichter
wurde und das Wild seltener, da brachen sie auf nach Westen.
Aber mit tausend Mühseligkeiten hatten sie zu kämpfen auf ihrer
Wanderung; breite, reißende Wasser mußten sie durchschwimmen,
Bär und Panther heulten ihnen entgegen -- und wenn sie diese
Feinde siegreich bekämpft hatten, und die ermatteten Glieder aus-
ruhen lassen wollten im dunkeln Versteck -- da gellte ihnen der
Kriegsruf der Rothhäute ins Ohr. Unsägliche Mühen mußten
sie überwinden, aber sie hielten aus. Etliche ließen sich an er-
strittenen neuen Ufern nieder, tief in der Wildniß, andere aber
zogen weiter nach neuen Abenteuern. Sie überstiegen die blauen
Berge, manches schöne Thal lockte zur Ansiedelung, aber ihr
Heldengeist trieb sie weiter. Als sie aber den letzten Kamm er-
stiegen und Berg an Berg hinter ihnen lag, da waren alle Leiden
vergessen. Der ferne Westen, ein unermeßliches Thal, das Ziel
ihrer Sehnsucht lag vor ihnen und ihr trunkenes Auge durch-
irrte die Tiefen. Eine grüne Ebene wogte blühend zu ihren Füßen,
Riesenstamm an Riesenstamm -- und wie klares Silber schwamm
der schöne Fluß durch die Wälder. Jubelnd umhalseten sich
die rauhen Männer; sie stiegen nieder in ihr errungenes Para-
dies, und zum erstenmal gab das Echo dieser Wälder den Schall
der Büchse zurück, und die schweren Schläge der Axt dröhnten
dumpf durch die Einsamkeit.

Aber auch die Zurückgebliebenen kamen über die Berge; es
war lockend die Kunde zu ihnen gedrungen, von dem neuen Ca-
naan; wie die Wälder von Wild und edlen Früchten strotzten
und die Ströme von Fischen -- und bald erhob sich Hütte an
Hütte in den westlichen Wäldern. -- O es mag herrlich gewesen
sein am schönen Flusse dazumal!

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Jnhalt: Der ferne Westen ( eine Skitze ) . -- Literatur: Beyers Auswanderungs- buch; Brommes Wegweiser; Youngs Reisekarte; Platts Generalkarte. -- Jahres- bericht des deutschen Volksvereins in Newyork. -- Aufruf zur Bildung eines deutschen Na- tionalvereins. -- Offene Antwort auf verschiedene Anfragen. -- Warnung des K. Bayer- schen Consulats in Havre. Der ferne Westen. Motto: Bevor man diese Flurer klärte, Quoll bis zum Rand der Flüsse Füll; Die Melodie der Fluthen hörte Der weite Wald, so frisch, so still, Und in dem Schatten spielten Quellen Und brausten wilder Bäche Wellen. Bryant. Der ferne Westen -- ein magisches Wort! Unwillkürlich fühlt sich der Gedanke in jene Regionen versetzt, wo der ewige Urwald rauscht, wo auf der einsamen Prärie der Bison weidet und der rothe Krieger sein Schlachtroß zäumt. Man denkt an Waldbrände und Abenteuer, die Riesenströme rauschen, verschollene Jndianersagen erklingen wie alte Mährchen -- und der Zauber der Romantik überwältigt den Sinnenden. -- Ein Capitel in Wash. Jrving's „Reise durch die Prärien“ genügt vollkommen, diese Wunderwelt hervorzuzaubern. Die bunten Gemälde, die uns dieses herrliche Buch aufrollt, sind ergreifend wahr; und wie tiefpoetisch singt Freiligrath: „ Das sind dieselben Töpf' und Krüge, Oft an der Heimath Born gefüllt; Wenn am Missouri Alles schwiege, Sie malten auch der Heimat Bild. Bald zieren sie im fernen Westen Des leichten Bretterhauses Wand, Bald reicht sie müden, braunen Gästen, Voll frischen Trunkes, eure Hand. Es trinkt daraus der Tscherokese, Ermattet, von der Jagd bestäubt -- --“ Der ferne Westen! Jch will versuchen, nachstehend seine ursprüngliche Gestalt zu schildern. Es gab eine Zeit -- und sie ist noch nicht allzulange vor- über -- da war Nordamerika vom atlantischen Ocean bis an die Apalachen, und von den Alleghanies bis ans Felsengebirge und das stille Meer eine weite menschenleere Wildniß und von den großen Seen bis an den blauen Golf von Meriko rauschte ein unendlicher Urwald. Nur die rothen Stämme jagten und kämpften in diesen finsteren Wäldern, nur ihr Kriegsgeschrei und das Ge- heul der wilden Thiere erscholl durch die Wildniß, Alles lag noch da, wie es der Herr geschaffen. An den Mündungen der großen Flüsse aber, die sich nach Osten ins Meer ergießen, standen, wo jetzt das Getümmel riesiger Weltstädte betäubt, hie und da ein- zelne Blockhütten -- die Wohnungen der ersten weißen Männer. 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Als sie aber den letzten Kamm er- stiegen und Berg an Berg hinter ihnen lag, da waren alle Leiden vergessen. Der ferne Westen, ein unermeßliches Thal, das Ziel ihrer Sehnsucht lag vor ihnen und ihr trunkenes Auge durch- irrte die Tiefen. Eine grüne Ebene wogte blühend zu ihren Füßen, Riesenstamm an Riesenstamm -- und wie klares Silber schwamm der schöne Fluß durch die Wälder. Jubelnd umhalseten sich die rauhen Männer; sie stiegen nieder in ihr errungenes Para- dies, und zum erstenmal gab das Echo dieser Wälder den Schall der Büchse zurück, und die schweren Schläge der Axt dröhnten dumpf durch die Einsamkeit. Aber auch die Zurückgebliebenen kamen über die Berge; es war lockend die Kunde zu ihnen gedrungen, von dem neuen Ca- naan; wie die Wälder von Wild und edlen Früchten strotzten und die Ströme von Fischen -- und bald erhob sich Hütte an Hütte in den westlichen Wäldern. -- O es mag herrlich gewesen sein am schönen Flusse dazumal!

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 16. Rudolstadt, 17. April 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer16_1848/1>, abgerufen am 16.04.2024.