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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 20. Rudolstadt, 15. Mai 1848.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung
[Spaltenumbruch] [Abbildung]
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW-YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl == 2 fl 6 Xr.

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Nro 20.
Montag, 15. Mai 1848.
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Jnhalt: Winke über den Gewinn, welchen Speculation auf Steinkohlen = Ausbeute
in Süd=Brasilien in Aussicht stellt, von Rehm. -- Literatur: Englisches Lehr-
und Handbüchlein. -- Die Ausfälle des Darmstädter "Auswanderers". -- Bremer Neue
Verordnung ( Schluß ) . Ende der Negersclaverei in den französischen Kolonieen. -- Großer
Verkauf von Congreßland im Norden des Staates "Michigan", ausgeschrieben durch den
Präsident der Ver. Staaten.



Rio Grande do Sul.
( Brief des Hrn. Kaufmann Rehm an Hrn. Berggeschwornen
G. A. Netto in Freiburg. )

Jndem ich Jhnen in gedrängter Kürze die Verhältnisse dieser
Provinz auseinandersetze, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß
dieselbe Jhre ganze Aufmerksamkeit verdienen dürfte. Der Ver-
brauch von Steinkohlen nämlich ist sehr bedeutend hier, da die
Dampfschifffahrt sich mit jedem Jahre vermehrt und auch andere
Verbrauchsquellen sich eröffnen, und da dieses Product zum größ-
ten Theil von Hamburg, Bremen und England direct und über
Rio de Janeiro hier eingeführt wird. Die Zufuhren sind jedoch
nicht immer hinreichend, um dem Bedarf zu entsprechen, dieses
ruft denn natürlich von Zeit zu Zeit bedeutende Fluctuationen in
den Preisen hervor. Augenblicklich notiren wir solche 22 -- 24
Milreis pr. Tonne von 2240 P. englisch, gleich ca.16 1 / 2 -- 18
Rl. pr. Ct. Jn letzterer Zeit hat man zwischen Pellotas und
Paje und an anderen Orten bedeutende Steinkohlenlager ent-
deckt, die nur der Ausbeutung bedürfen, um einstens reichlichen
Nutzen und vielen Händen Beschäftigung zu gewähren, zumal
die Einwanderung Deutscher in dieser Provinz vom Gouvernement
begünstigt wird, und wir auch bereits eine bedeutende Kolonie
Deutscher ( S. Leopoldo, ca. 30 Meilen von hier, die ca. 10
bis 12,000 Köpfe zählen soll ( ? ) ) besitzen, in der Nähe von
Porto Alegre, die Handel, Viehzucht und Ackerbau treiben und
sich ohne Ausnahme im Wohlstande befinden sollen. Das Klima
dieser Provinz ist gemäßigt und besonders den nördlichen euro-
päischen Naturen angemessen. Schnee und Eis sind unbekannte
Dinge hier, und werden durch die Regenzeit ersetzt. Der sogen.
[Spaltenumbruch] Winter währt hier vom Mai bis October. Die Hitze im Sommer
ist durchaus nicht übermäßig groß. Die Bewohner dieser Pro-
vinz sind Eingeborene ( Brasilianer ) , Portugiesen, Spanier, Jta-
liener, Franzosen, Deutsche; besonders sind von Montevideo wäh-
rend des Krieges viele Spanier und Franzosen auf hier emigrirt.
Die herrschende Sprache ist die portugiesische, doch wird auch viel
spanisch und französisch gesprochen. Handel und Gewerbe sind
sehr im Flor und fehlt es nur an Händen, um diese Provinz zu
einer der reichsten von Brasilien zu machen.

Da ich nun weiß, daß Sie bereits früher mehrere Reisen
unternahmen, deren Zweck Mineralogie zum Grunde lag, so dürften
Sie vermöge Jhrer früheren Verbindungen mit bedeutenden Ca-
pitalisten es dahin bringen können, eine großartige Jdee ins Leben
zu führen und somit zwei schöne Zwecke verbinden, nämlich erstens,
unsere darbenden Landsleute einer besseren und glücklicheren Hei-
mat zuzuführen, und zweitens, diese Provinz mit einem Product
zu versorgen, dessen es in Menge und ohne Nutzen besitzt, und
dessen Ausbeutung dereinst für Sie sowohl als für Andere reich-
lichen Gewinn geben würde. Die Terrains, worauf sich Stein-
kohlenlager befinden, die, nebenbei gesagt, von vorzüglicher Qua-
lität sein sollen, gehören zum Theil der Regierung und zum Theil
Privatbesitzern, die solche, da sie keinen Nutzen davon zu ziehen
wissen, zu Spottpreisen weggeben würden. Auf diese Weise
würde man den Neuangekommenen einen Theil der Urbar-
machung einräumen. Der Boden soll im Allgemeinen sehr
ergiebig und des Anbaues aller zum Lebensunterhalte nöthi-
gen Gemüse fähig sein. Viehzucht ist die Hauptbeschäftigung
der Eingeborenen und es gibt Orte, wo man 30 bis
40,000 und mehr Stück Hornvieh zählt und Chacqueaden,
wo täglich 2 -- 500 Stück getödtet werden. Häute, getrocknetes
Fleisch ( carna secca ) , Haare, Klauen, Hörner, alles dient zum
Erport. Daß unter so bewandten Umständen das Fleisch äußerst

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

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Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
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C. Schünemann's Buchhandlung
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
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NEW-YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl == 2 fl 6 Xr.

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Nro 20.
Montag, 15. Mai 1848.
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Jnhalt: Winke über den Gewinn, welchen Speculation auf Steinkohlen = Ausbeute
in Süd=Brasilien in Aussicht stellt, von Rehm. -- Literatur: Englisches Lehr-
und Handbüchlein. -- Die Ausfälle des Darmstädter „Auswanderers“. -- Bremer Neue
Verordnung ( Schluß ) . Ende der Negersclaverei in den französischen Kolonieen. -- Großer
Verkauf von Congreßland im Norden des Staates „Michigan“, ausgeschrieben durch den
Präsident der Ver. Staaten.



Rio Grande do Sul.
( Brief des Hrn. Kaufmann Rehm an Hrn. Berggeschwornen
G. A. Netto in Freiburg. )

Jndem ich Jhnen in gedrängter Kürze die Verhältnisse dieser
Provinz auseinandersetze, erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß
dieselbe Jhre ganze Aufmerksamkeit verdienen dürfte. Der Ver-
brauch von Steinkohlen nämlich ist sehr bedeutend hier, da die
Dampfschifffahrt sich mit jedem Jahre vermehrt und auch andere
Verbrauchsquellen sich eröffnen, und da dieses Product zum größ-
ten Theil von Hamburg, Bremen und England direct und über
Rio de Janeiro hier eingeführt wird. Die Zufuhren sind jedoch
nicht immer hinreichend, um dem Bedarf zu entsprechen, dieses
ruft denn natürlich von Zeit zu Zeit bedeutende Fluctuationen in
den Preisen hervor. Augenblicklich notiren wir solche 22 -- 24
Milreis pr. Tonne von 2240 P. englisch, gleich ca.16 1 / 2 -- 18
Rl. pr. Ct. Jn letzterer Zeit hat man zwischen Pellotas und
Pajé und an anderen Orten bedeutende Steinkohlenlager ent-
deckt, die nur der Ausbeutung bedürfen, um einstens reichlichen
Nutzen und vielen Händen Beschäftigung zu gewähren, zumal
die Einwanderung Deutscher in dieser Provinz vom Gouvernement
begünstigt wird, und wir auch bereits eine bedeutende Kolonie
Deutscher ( S. Leopoldo, ca. 30 Meilen von hier, die ca. 10
bis 12,000 Köpfe zählen soll ( ? ) ) besitzen, in der Nähe von
Porto Alegre, die Handel, Viehzucht und Ackerbau treiben und
sich ohne Ausnahme im Wohlstande befinden sollen. Das Klima
dieser Provinz ist gemäßigt und besonders den nördlichen euro-
päischen Naturen angemessen. Schnee und Eis sind unbekannte
Dinge hier, und werden durch die Regenzeit ersetzt. Der sogen.
[Spaltenumbruch] Winter währt hier vom Mai bis October. Die Hitze im Sommer
ist durchaus nicht übermäßig groß. Die Bewohner dieser Pro-
vinz sind Eingeborene ( Brasilianer ) , Portugiesen, Spanier, Jta-
liener, Franzosen, Deutsche; besonders sind von Montevideo wäh-
rend des Krieges viele Spanier und Franzosen auf hier emigrirt.
Die herrschende Sprache ist die portugiesische, doch wird auch viel
spanisch und französisch gesprochen. Handel und Gewerbe sind
sehr im Flor und fehlt es nur an Händen, um diese Provinz zu
einer der reichsten von Brasilien zu machen.

Da ich nun weiß, daß Sie bereits früher mehrere Reisen
unternahmen, deren Zweck Mineralogie zum Grunde lag, so dürften
Sie vermöge Jhrer früheren Verbindungen mit bedeutenden Ca-
pitalisten es dahin bringen können, eine großartige Jdee ins Leben
zu führen und somit zwei schöne Zwecke verbinden, nämlich erstens,
unsere darbenden Landsleute einer besseren und glücklicheren Hei-
mat zuzuführen, und zweitens, diese Provinz mit einem Product
zu versorgen, dessen es in Menge und ohne Nutzen besitzt, und
dessen Ausbeutung dereinst für Sie sowohl als für Andere reich-
lichen Gewinn geben würde. Die Terrains, worauf sich Stein-
kohlenlager befinden, die, nebenbei gesagt, von vorzüglicher Qua-
lität sein sollen, gehören zum Theil der Regierung und zum Theil
Privatbesitzern, die solche, da sie keinen Nutzen davon zu ziehen
wissen, zu Spottpreisen weggeben würden. Auf diese Weise
würde man den Neuangekommenen einen Theil der Urbar-
machung einräumen. Der Boden soll im Allgemeinen sehr
ergiebig und des Anbaues aller zum Lebensunterhalte nöthi-
gen Gemüse fähig sein. Viehzucht ist die Hauptbeschäftigung
der Eingeborenen und es gibt Orte, wo man 30 bis
40,000 und mehr Stück Hornvieh zählt und Chacqueaden,
wo täglich 2 -- 500 Stück getödtet werden. Häute, getrocknetes
Fleisch ( carna secca ) , Haare, Klauen, Hörner, alles dient zum
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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 20. Rudolstadt, 15. Mai 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer20_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.