Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 36. Rudolstadt, 7. Juni 1847.[Spaltenumbruch] Der eine Plan ( Affonsiada, Colonia Agricola e Industrial ) , Der zweite erst ganz kürzlich bekannt gewordene Kololonisations- Sobald die Regierung die eben erwähnten Bewilligungen zuge- Nach Zeichnung von 200 Contos soll die Gesellschaft als gebildet Wenn gleich der Major Koeler beim Kaiser nicht unbedeutenden Die Grundidee und wesentlichen Bestimmungen des Planes der Fragmente aus Briefen. Caraeas* ) , am 5. October 1846. Nur wenige Stunden noch hatten wir den Genuß der reizenden * ) Der in voriger Nummer dieser Zeitung aufgetauchte Plan einer ge-
sellschaftlichen Auswanderung nach Venezuela macht es wünschenswerth, daß uns dorther recht viele glaubwürdige Berichte zukommen, und wir bitten daher den Herrn Einsender um Mittheilung auch fernerer Briefe des Herrn Verfassers. D. Red. [Spaltenumbruch] Der eine Plan ( Affonsiada, Colonia Agricola e Industrial ) , Der zweite erst ganz kürzlich bekannt gewordene Kololonisations- Sobald die Regierung die eben erwähnten Bewilligungen zuge- Nach Zeichnung von 200 Contos soll die Gesellschaft als gebildet Wenn gleich der Major Koeler beim Kaiser nicht unbedeutenden Die Grundidee und wesentlichen Bestimmungen des Planes der Fragmente aus Briefen. Caraeas* ) , am 5. October 1846. Nur wenige Stunden noch hatten wir den Genuß der reizenden * ) Der in voriger Nummer dieser Zeitung aufgetauchte Plan einer ge-
sellschaftlichen Auswanderung nach Venezuela macht es wünschenswerth, daß uns dorther recht viele glaubwürdige Berichte zukommen, und wir bitten daher den Herrn Einsender um Mittheilung auch fernerer Briefe des Herrn Verfassers. D. Red. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0004" n="274"/><lb/> <cb/> <p>Der eine Plan ( <hi rendition="#aq">Affonsiada, Colonia Agricola e Industrial ) ,</hi><lb/> von einem gewissen <hi rendition="#g">Racine</hi> in Verbindung mit einem Hrn. <hi rendition="#g">Car-<lb/> valho </hi> ausgehend, wird allem Anscheine nach, weil er wenig Garan-<lb/> tien, aber desto mehr Prätensionen darbietet, in sich selbst zerfallen.<lb/> Sollten jedoch einige große brasilische Grundbesitzer diesen Plan benutzen<lb/> wollen, um unter dieser Firma weiße Arbeiter für ihre Plantagen anzu-<lb/> werben, und derselbe wirklich in Deutschland zum Vorschein kommen und<lb/> dessen Ausführung versucht werden, so werden die deutschen Regierungen<lb/> solchen Absichten gewiß gleich im Anfang kräftig entgegentreten, damit<lb/> nicht das Elend, welches die Agenten des <hi rendition="#g">Dünkirchener</hi> Hauses<lb/><hi rendition="#g">Delrue</hi> in den beiden letzten Jahren für so vie le Hundertdeutsche<lb/> Auswanderer herbeigeführt haben, sich wieder erneuere. </p><lb/> <p>Der zweite erst ganz kürzlich bekannt gewordene Kololonisations-<lb/> plan ist von zwei Deutschen ausgegangen, den HH. <hi rendition="#g">Kalkmann</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Koeler,</hi> welche beide mit den brasilischen Verhältnissen seit längerer<lb/> Zeit vertraut sind und die Bedingungen der deutschen Kolonisation<lb/> gründlich kennen zu lernen gute Gelegenheit hatten. Ersterer nämlich<lb/> hat im vorigen Jahr sämmtliche schon stehende deutsche Ansiedelungen<lb/> in Brasilien besucht; letzterer ist bekanntlich der kaiserliche Jntendant<lb/> über die neubegründete deutsche Kolonie Petropolis, in der Nähe von<lb/> Rio de Janeiro. Die Grundzüge des Planes, wie dieselben in einem<lb/> dem Kaiser vorgelegten Memorial entwickelt sind, bestehen im wesent-<lb/> lichen in folgendem: Eine in Deutschland zu begründende Gesellschaft<lb/> wird in geeigneten Localitäten von der Staatsregierung, oder von<lb/> Privaten Ländereien kaufen oder in Erbpacht nehmen, diese Ländereien<lb/> ausmessen lassen und in Parcellen von nicht weniger als 20,000<lb/> Quadrat = Braças in der Provinz Rio de Janeiro, und von nicht we-<lb/> niger als 100,000 Braças in Rio Grande und andern Provinzen<lb/> abtheilen, auch genaue Karten davon aufnehmen lassen und sie darnach<lb/> in Deutschland und Brasilien zur Kolonisation wieder verkaufen oder<lb/> verpachten. Sobald 100 oder mehrere Familien Ländereien in derselben<lb/> Gegend haben wollen, wird die Gesellschaft sie sogleich nach dem Be-<lb/> stimmungsort abreisen lassen und für guten und billigen Transport<lb/> so wie für directe Beförderung gleich nach dem Bestimmungsort Sorge<lb/> tragen. Während der drei ersten Monate nach ihrer Ankunft werden die<lb/> Kolonisten freies Unterkommen in den zu diesem Zweck in der Kolonie<lb/> von der Gesellschaft einzurichtenden Gebäuden finden und während<lb/> dieser Zeit ihre eigene Wohnung herstellen können. Die Gesellschaft<lb/> wird im Bezirke der Kolonie die nothwendigen Wege und Brücken<lb/> herstellen, und hierdurch zugleich den angekommenen Arbeitern Be-<lb/> schäftigung und Erwerb geben; sie wird ferner für Einrichtung von<lb/> Kirchen, Schulen und Hospitälern, so wie für Anstellung von Geist-<lb/> lichen, Lehrern und Aerzten Sorge tragen. Auch wird die Gesellschaft<lb/> die Anschaffung der nöthigen Lebensmittel und Geräthschaften sich an-<lb/> gelegen sein lassen, um solche zu billigen Preisen den Kolonisten über-<lb/> lassen zu können, auch gemeinnützige Unternehmungen derselben durch<lb/> Vorschüsse unterstützen. Von der Regierung werden vornehmlich fol-<lb/> gende Begünstigungen erbeten: Vorzug bei dem Verkauf oder der<lb/> Verpachtung unangebauter Staatsländereien; eine Prämie von 10<lb/> M. R. für jeden eingeführten Kolonisten, ohne Unterschied des Alters,<lb/> als Ersatz für die theuere Ueberfahrt nach Brasilien statt nach Nord-<lb/> amerika; einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für Anstellung<lb/> eines Geistlichen für jede Gruppe von 100 bis 600 Familien, nach<lb/> der Confession derselben entweder eines katholischen oder eines prote-<lb/> stantischen; einen jährlichen Beitrag von 500 M. R. für die Schulen<lb/> für jede Gruppe von 100 bis 300 Familien; während der ersten 4<lb/> Jahre einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für einen Arzt für<lb/> jede Gruppe von 100 bis 600 Familien; eine Vergütung von 30<lb/> M. R. für jede angemessene Landabtheilung und für Herstellung der<lb/> Wege und Brücken. </p><lb/> <p>Sobald die Regierung die eben erwähnten Bewilligungen zuge-<lb/> sagt haben wird, wollen die Unternehmer sich sofort mit der Bildung<lb/> der Gesellschaft beschäftigen, oder auch zuvor bei den Kammern noch<lb/><cb/> einige fernere Begünstigungen nachsuchen, nämlich: Naturalisation der<lb/> Kolonisten sofort nach ihrer Ansiedelung. Unverzügliche Ausschiffung<lb/> der Kolonisten und ihrer Effecten in dem der Kolonie nächstbelegenen<lb/> Hafen unter Controle der Regierung -- Befeiungder Kolonisten<lb/> vom Dienste der Nationalgarde auf zehn Jahre, und im Linienmilitär<lb/> auf 20 Jahre. Befreiung von der Abgabe (<hi rendition="#aq">Sisa</hi>) bei Verkauf und<lb/> Verpachtung der Ländereien der Gesellschaft. Gestattung der Cabotage<lb/> für die am Meere gelegenen Kolonieen zum Absatze ihrer Producte.<lb/> Einführung der Civilehe und Rechtsgleichstellung beider Theile bei<lb/> gemischten Ehen. </p><lb/> <p>Nach Zeichnung von 200 Contos soll die Gesellschaft als gebildet<lb/> angesehen werden. Die einzelnen Actien sollen nicht unter 500 M. R.<lb/> betragen. Der Sitz der Gesellschaft soll in Rio de Janeiro sein.<lb/> Jn die Direction wird ein Mitglied aufgenommen, welches die Regie-<lb/> rung unter den wählbaren Actionärs dazu bestimmt, die Actieninhaber<lb/> in Europa haben ebenfalls ein Mitglied der Direction abzuordnen,<lb/> welches sie zu vertreten hat. </p><lb/> <p>Wenn gleich der Major Koeler beim Kaiser nicht unbedeutenden<lb/> Einfluß hat und mehrere brasilische Große sich für die Sache aus<lb/> Privatrücksichten interessiren, so dürften doch die in diesem Kolonisations-<lb/> plane beabsichtigten Concessionen von Seite der Regierung schwerlich<lb/> ganz zu erlangen sein. Jm Staatsrathe sollen die Minister Cavalcanti<lb/> und Visconde d'Olinda sich entschieden dagegen ausgesprochen haben,<lb/> und dann hat das Memorial durch seine scharfe Polemik gegen die<lb/> Sclaverei sich viele Gegner gemacht. Aber auch, wenn die beantragten<lb/> Concessionen erlangt werden sollten, wird damit das Zustandekommen<lb/> des Unternehmens noch nicht als gesichert anzusehen sein, denn bevor<lb/> dasselbe bei den deutschen Regierungen und Capitalisten Anklang findet.<lb/> scheint es durchaus nothwendig, daß die Gegenden, wo die deutschen<lb/> Niederlassungen begründet werden sollen, zuvor ausgewählt und als<lb/> geeignet anerkannt sind, und daß wegen der finanziellen Verwaltung<lb/> genügende Garantien geboten werden, welche bis jetzt weder in dem<lb/> Plane selbst vorliegen, noch auch durch die in Rio niederzusetzende<lb/> Direction besonders in Aussicht gestellt werden. </p><lb/> <p>Die Grundidee und wesentlichen Bestimmungen des Planes der<lb/> HH. Kalkmann und Koeler, welche in der Hauptsache mit den schon<lb/> früher öfters ausgesprochenen Ansichten über die Bedingungen einer<lb/> erfolgreichen Kolonisation in Brasilien übereinstimmen, verdienen jeden-<lb/> falls volle Anerkennung. Für die Ausführung der Sache selbst würde<lb/> es aber gewiß von der größten Wichtigkeit sein, wenn ein solcher<lb/> Plan, ehe er den brasilischen Kammern und den deutschen Regierungen<lb/> und dem Publicum vorgelegt wird, schon vorgängig ein Comité respec-<lb/> tabler Handlungsfirmen und sonstiger Privaten in einem deutschen<lb/> Seeplatze und die Garantie vorläufiger entsprechender Geldeinzahlungen<lb/> aufweisen würde. </p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr">Fragmente aus Briefen.</hi> </head><lb/> <space dim="horizontal"/> <opener> <dateline><hi rendition="#g">Caraeas</hi><note place="foot" n="* )">Der in voriger Nummer dieser Zeitung aufgetauchte Plan einer ge-<lb/> sellschaftlichen Auswanderung nach <hi rendition="#g">Venezuela</hi> macht es wünschenswerth,<lb/> daß uns dorther recht viele glaubwürdige Berichte zukommen, und wir bitten<lb/> daher den Herrn Einsender um Mittheilung auch fernerer Briefe des Herrn<lb/> Verfassers.<space dim="horizontal"/>D. Red. </note> , am 5. October 1846.</dateline> </opener><lb/> <p>Nur wenige Stunden noch hatten wir den Genuß der reizenden<lb/> Umgebungen <hi rendition="#g">Newyorks,</hi> als wir am 30. August unter Segel gin-<lb/> gen; bald waren sie unseren Blicken entschwunden. Wir hatten fort-<lb/> während bei heiterem Wetter starke Hitze, doch war die Seefahrt nicht<lb/> so langweilig, als die von Europa nach Amerika. Wir passirten die<lb/><hi rendition="#g">Bermudas-</hi> Jnseln und segelten, Westindien vorüber, in das Caraibische<lb/> Meer. Am 30. September sahen wir in einer Entfernung von un-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [274/0004]
Der eine Plan ( Affonsiada, Colonia Agricola e Industrial ) ,
von einem gewissen Racine in Verbindung mit einem Hrn. Car-
valho ausgehend, wird allem Anscheine nach, weil er wenig Garan-
tien, aber desto mehr Prätensionen darbietet, in sich selbst zerfallen.
Sollten jedoch einige große brasilische Grundbesitzer diesen Plan benutzen
wollen, um unter dieser Firma weiße Arbeiter für ihre Plantagen anzu-
werben, und derselbe wirklich in Deutschland zum Vorschein kommen und
dessen Ausführung versucht werden, so werden die deutschen Regierungen
solchen Absichten gewiß gleich im Anfang kräftig entgegentreten, damit
nicht das Elend, welches die Agenten des Dünkirchener Hauses
Delrue in den beiden letzten Jahren für so vie le Hundertdeutsche
Auswanderer herbeigeführt haben, sich wieder erneuere.
Der zweite erst ganz kürzlich bekannt gewordene Kololonisations-
plan ist von zwei Deutschen ausgegangen, den HH. Kalkmann und
Koeler, welche beide mit den brasilischen Verhältnissen seit längerer
Zeit vertraut sind und die Bedingungen der deutschen Kolonisation
gründlich kennen zu lernen gute Gelegenheit hatten. Ersterer nämlich
hat im vorigen Jahr sämmtliche schon stehende deutsche Ansiedelungen
in Brasilien besucht; letzterer ist bekanntlich der kaiserliche Jntendant
über die neubegründete deutsche Kolonie Petropolis, in der Nähe von
Rio de Janeiro. Die Grundzüge des Planes, wie dieselben in einem
dem Kaiser vorgelegten Memorial entwickelt sind, bestehen im wesent-
lichen in folgendem: Eine in Deutschland zu begründende Gesellschaft
wird in geeigneten Localitäten von der Staatsregierung, oder von
Privaten Ländereien kaufen oder in Erbpacht nehmen, diese Ländereien
ausmessen lassen und in Parcellen von nicht weniger als 20,000
Quadrat = Braças in der Provinz Rio de Janeiro, und von nicht we-
niger als 100,000 Braças in Rio Grande und andern Provinzen
abtheilen, auch genaue Karten davon aufnehmen lassen und sie darnach
in Deutschland und Brasilien zur Kolonisation wieder verkaufen oder
verpachten. Sobald 100 oder mehrere Familien Ländereien in derselben
Gegend haben wollen, wird die Gesellschaft sie sogleich nach dem Be-
stimmungsort abreisen lassen und für guten und billigen Transport
so wie für directe Beförderung gleich nach dem Bestimmungsort Sorge
tragen. Während der drei ersten Monate nach ihrer Ankunft werden die
Kolonisten freies Unterkommen in den zu diesem Zweck in der Kolonie
von der Gesellschaft einzurichtenden Gebäuden finden und während
dieser Zeit ihre eigene Wohnung herstellen können. Die Gesellschaft
wird im Bezirke der Kolonie die nothwendigen Wege und Brücken
herstellen, und hierdurch zugleich den angekommenen Arbeitern Be-
schäftigung und Erwerb geben; sie wird ferner für Einrichtung von
Kirchen, Schulen und Hospitälern, so wie für Anstellung von Geist-
lichen, Lehrern und Aerzten Sorge tragen. Auch wird die Gesellschaft
die Anschaffung der nöthigen Lebensmittel und Geräthschaften sich an-
gelegen sein lassen, um solche zu billigen Preisen den Kolonisten über-
lassen zu können, auch gemeinnützige Unternehmungen derselben durch
Vorschüsse unterstützen. Von der Regierung werden vornehmlich fol-
gende Begünstigungen erbeten: Vorzug bei dem Verkauf oder der
Verpachtung unangebauter Staatsländereien; eine Prämie von 10
M. R. für jeden eingeführten Kolonisten, ohne Unterschied des Alters,
als Ersatz für die theuere Ueberfahrt nach Brasilien statt nach Nord-
amerika; einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für Anstellung
eines Geistlichen für jede Gruppe von 100 bis 600 Familien, nach
der Confession derselben entweder eines katholischen oder eines prote-
stantischen; einen jährlichen Beitrag von 500 M. R. für die Schulen
für jede Gruppe von 100 bis 300 Familien; während der ersten 4
Jahre einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für einen Arzt für
jede Gruppe von 100 bis 600 Familien; eine Vergütung von 30
M. R. für jede angemessene Landabtheilung und für Herstellung der
Wege und Brücken.
Sobald die Regierung die eben erwähnten Bewilligungen zuge-
sagt haben wird, wollen die Unternehmer sich sofort mit der Bildung
der Gesellschaft beschäftigen, oder auch zuvor bei den Kammern noch
einige fernere Begünstigungen nachsuchen, nämlich: Naturalisation der
Kolonisten sofort nach ihrer Ansiedelung. Unverzügliche Ausschiffung
der Kolonisten und ihrer Effecten in dem der Kolonie nächstbelegenen
Hafen unter Controle der Regierung -- Befeiungder Kolonisten
vom Dienste der Nationalgarde auf zehn Jahre, und im Linienmilitär
auf 20 Jahre. Befreiung von der Abgabe (Sisa) bei Verkauf und
Verpachtung der Ländereien der Gesellschaft. Gestattung der Cabotage
für die am Meere gelegenen Kolonieen zum Absatze ihrer Producte.
Einführung der Civilehe und Rechtsgleichstellung beider Theile bei
gemischten Ehen.
Nach Zeichnung von 200 Contos soll die Gesellschaft als gebildet
angesehen werden. Die einzelnen Actien sollen nicht unter 500 M. R.
betragen. Der Sitz der Gesellschaft soll in Rio de Janeiro sein.
Jn die Direction wird ein Mitglied aufgenommen, welches die Regie-
rung unter den wählbaren Actionärs dazu bestimmt, die Actieninhaber
in Europa haben ebenfalls ein Mitglied der Direction abzuordnen,
welches sie zu vertreten hat.
Wenn gleich der Major Koeler beim Kaiser nicht unbedeutenden
Einfluß hat und mehrere brasilische Große sich für die Sache aus
Privatrücksichten interessiren, so dürften doch die in diesem Kolonisations-
plane beabsichtigten Concessionen von Seite der Regierung schwerlich
ganz zu erlangen sein. Jm Staatsrathe sollen die Minister Cavalcanti
und Visconde d'Olinda sich entschieden dagegen ausgesprochen haben,
und dann hat das Memorial durch seine scharfe Polemik gegen die
Sclaverei sich viele Gegner gemacht. Aber auch, wenn die beantragten
Concessionen erlangt werden sollten, wird damit das Zustandekommen
des Unternehmens noch nicht als gesichert anzusehen sein, denn bevor
dasselbe bei den deutschen Regierungen und Capitalisten Anklang findet.
scheint es durchaus nothwendig, daß die Gegenden, wo die deutschen
Niederlassungen begründet werden sollen, zuvor ausgewählt und als
geeignet anerkannt sind, und daß wegen der finanziellen Verwaltung
genügende Garantien geboten werden, welche bis jetzt weder in dem
Plane selbst vorliegen, noch auch durch die in Rio niederzusetzende
Direction besonders in Aussicht gestellt werden.
Die Grundidee und wesentlichen Bestimmungen des Planes der
HH. Kalkmann und Koeler, welche in der Hauptsache mit den schon
früher öfters ausgesprochenen Ansichten über die Bedingungen einer
erfolgreichen Kolonisation in Brasilien übereinstimmen, verdienen jeden-
falls volle Anerkennung. Für die Ausführung der Sache selbst würde
es aber gewiß von der größten Wichtigkeit sein, wenn ein solcher
Plan, ehe er den brasilischen Kammern und den deutschen Regierungen
und dem Publicum vorgelegt wird, schon vorgängig ein Comité respec-
tabler Handlungsfirmen und sonstiger Privaten in einem deutschen
Seeplatze und die Garantie vorläufiger entsprechender Geldeinzahlungen
aufweisen würde.
Fragmente aus Briefen.
Caraeas * ) , am 5. October 1846.
Nur wenige Stunden noch hatten wir den Genuß der reizenden
Umgebungen Newyorks, als wir am 30. August unter Segel gin-
gen; bald waren sie unseren Blicken entschwunden. Wir hatten fort-
während bei heiterem Wetter starke Hitze, doch war die Seefahrt nicht
so langweilig, als die von Europa nach Amerika. Wir passirten die
Bermudas- Jnseln und segelten, Westindien vorüber, in das Caraibische
Meer. Am 30. September sahen wir in einer Entfernung von un-
* ) Der in voriger Nummer dieser Zeitung aufgetauchte Plan einer ge-
sellschaftlichen Auswanderung nach Venezuela macht es wünschenswerth,
daß uns dorther recht viele glaubwürdige Berichte zukommen, und wir bitten
daher den Herrn Einsender um Mittheilung auch fernerer Briefe des Herrn
Verfassers. D. Red.
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Peter Fankhauser:
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