Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

So wohlthätig und nothwendig die Einwanderung für Brasilien
ist, eben so wohlthätig ist die Auswanderung überhaupt für Deutsch-
land. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei einer Auswanderung,
selbst wenn sie bis auf 100,000 jährlich steigen sollte, nicht leiden.
Die Anzahl der Geburten wird von der Zahl der Todesfälle noch bei
weitem nicht erreicht; gluckliche Folgen des Friedens und des durchaus
gesunden Zustandes, der durch die blühende Lage unserer Bevölkerungs-
verhältnisse erreicht ist. Was der Auswanderer an baarem Gelde mit
sich nimmt oder für seine Ueberfahrt bedarf, ist die erste Auslage,
welche mit der Zeit und sogar mit Zinsen wieder bezahlt wird. Mit
jedem Auswanderer senden wir einen neuen Kunden deutscher Manu-
facturen = Fabrikate aus. Der deutsche Einwanderer, bald nachdem er
sich in seiner neuen Heimath eingebürgert hat, consumirt das Doppelte
oder Dreifache an Manufactur = Waaren für sich und seine Familie,
als was er in Deutschland gewohnt war. Er nimmt bald die Lan-
dessitte an; so fand ich es in Brasilien, so in den Vereinigten Staaten.
Wenn der Vater und die Mutter sich auch der deutschen Landestracht
nicht entwöhnen wollen, so sind doch die Söhne und Töchter, sobald
es an den nothwendigen Dollars nicht fehlt, bald nach der Sitte des
neuen Vaterlandes gekleidet, und machen alle Moden mit. Erbschaften
der Röcke und Kleidungsstücke vom Vater auf den Sohn, von der
Mutter auf die Tochter fallen weg. -- Auf den Kolonien St. Leo-
poldo, St. Amaro
und St. Pedro sah ich, wo die Elberfelder
Shawls bleiben. Wenn aus diesem Grunde die Ausfuhr der deutschen
Manufacturwaaren nach den Ver. Staaten seit den letzten Decennien
sehr zugenommen hat, so ist es doch nicht im Verhältniß, wie es bei
der großen Menge hätte sein können, denn die Ver. Staaten selber
besitzen bekanntlich ansehnliche Fabriken der nothwendigsten Manu-
fakturwaaren, und concurriren damit an fremden Märkten mit den
Europäern* ) . Brasilien aber hat keine Fabriken für Bekleidungs-
bedürfnisse der freien Bevölkerung, und wenn die Zahl der Sklaven
sich auch verdoppelte, so würde Europa wenig Nutzen davon haben,
da die Bekleidung derselben sich nur auf das Nothwendigste zur halben
Bedeckung beschränkt, während der freie Mann in Brasilien mehr
Lurus in seiner Kleidung entwickelt, wie der ihm in seinem Stande
in Europa Gleichgestellte. Selten sieht man einen Brasilianer, gleich-
viel ob Städter oder Landmann, schmutzig gekleidet; reine Wäsche
und reine Jacken sind ihm Hauptbedürfniß, wenn er auch noch so er-
bärmlich lebt, und in diesem Lurus steht der Deutsche, nach einiger
Zeit seines Aufenthaltes in Brasilien dem Brasilianer nicht nach. Zu
gleichen Preisen wird der Deutsche immer dem deutschen Fabrikat
gegen das anderer Länder den Vorzug geben. Es kommt also nur
darauf an, in unsern Fabrikaten mit andern Europäern zu concurriren,
was uns nicht schwer fallen darf, und der Absatz deutscher Waaren
wird von Jahr zu Jahr mit der Auswanderung steigen, der Handel
wird blühen und das von den Auswanderern aus Deutschland mit-
genommene Geld wird uns zuletzt mit Zinsen wieder vergütet.

Vermischte Nachrichten.

Folgende Einladung zum "Nationalverein für deutsche
Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Groß-
herzogthum Hessen", ist so eben erschienen, die hoffentlich eine ent-
[Spaltenumbruch] sprechende Theilnahme in den weitesten Kreisen Deutschlands finden
wird, weil die glückliche Ausführung in nationaler Bedeutung von
der Unterstützung aller Stände abhängt: "Die Statuten des Natio-
nalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere
für das Großherzogthum Hessen, sind von höchstpreißlichem großh.
hessischem Ministerium des Jnnern und der Justiz am 1. d. M. be-
stätigt worden. Die nächste Aufgabe des provisorischen Comitte dahier
ist sonach, in Bezug auf die Theilnahme am Verein die erforderliche
Thätigkeit zu entwickeln. Es hat sich zu diesem Zwecke mit einer
Anzahl Personen des Jn = und Auslandes direct in Verbindung gesetzt.
Zugleich aber schlägt es den Weg der Oeffentlichkeit ein, indem es
alle Männer, welche von der Nothwendigkeit überzeugt sind, über
Auswanderung und Ansiedelung richtige Begriffe zu verbreiten, unter
Umständen davon abzurathen, aber eben so auch das fest Ergriffene
zum möglichsten Nutzen der Auswanderer und Ansiedler zu leiten, und
deutsche Auswanderung wie Ansiedelung auf eine möglichst nationale
Basis zu bringen, eben so achtungsvoll, als dringend hierdurch ersucht,
theils selbst dem Verein zuzutreten, theils um die Anmeldungen Anderer
zu solchem Zutritt sich gütigst zu bemühen und dieselben anzunehmen.
Maßgebend würde dabei §. 5. der Statuten sein, wonach ordentliche
Mitglieder des Vereins diejenigen sind, welche durch eine Actie von
fünf Gulden oder durch einen jährlichen Beitrag von wenigstens
einem Gulden sich betheiligen, und schlagen wir daher vor, Subscrip-
tionslisten in Cirkel zu setzen, wo in zwei Columnen die Möglichkeit ge-
geben ist, auf die eine oder andere bewirkte Weise, oder auf beide
Weisen, Mitglied des Vereins zu werden. Da es mehrfach wünschens-
werth erscheint, diese Angelegenheit recht beschleunigt zu sehen, so
ergeht auch darauf unsere dringende Bitte. Exemplare der Statuten
und Formulare der Subscriptionslisten wird Herr Kaufmann Karl
Schwarz in Darmstadt auf Verlangen abgeben, so wie auch an denselben
die Subscriptionslisten, wo irgend möglich bis Ende August
d. J., eingesendet werden mögen. Eine Subscriptionsliste zum Ein-
zeichnen liegt im Comptoir des Hrn. Kaufmanns Karl Schwarz dahier
auf. * ) So wie die Annahme der Subscriptionslisten geschlossen ist,
erfolgt die Einladung zu einer Generalversammlung, worin insbeson-
dere die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins statt-
finden wird. Darmstadt, 10. Juli 1847. -- Das provisorische Co-
mitte des beabsichtigten Nationalvereins für deutsche Auswanderung und
Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen." ( Corrrsp. )

Eine in Amerika erschienene, von Theod. Hildgardt verfaßte
Schrift über Auswanderung macht auch diesseits einiges Auf-
sehen; sie versucht nachzuweisen, daß der Uebervölkerung wegen Aus-
wanderungen aus Deutschland nicht nur wünschenswerth, sondern auch
nothwendig wären, will unter Anderm die ärmere Classe auf Staats-
kosten transportirt wissen, und schließt mit folgender lockenden Be-
rechnung: Wer im Westen der Ver. Staaten als Taglöhner arbeitet
und das muß freilich jeder ohne alles Vermögen hier Anlangende
thun --, der verdient täglich wenigstens einen halben Dollar. Die
Union aber, die in den westlichen Staaten und Territorien noch viele
Millionen Acker des herrlichsten Landes besitzt, verkauft den Acker um
1 1 / 4 D. Legt nun der Arbeiter die Hälfte seines Verdienstes, was
er bei den wohlfeilen Preisen der Lebensmittel sehr gut kann, zurück,
so erübrigt er in einer einzigen Woche mehr als er zum Ankauf eines
Ackers ( 43,560 englische Quadratfuß ) des fruchtbarsten Landes braucht,
und wenn er zwei Jahre lang so arbeitet und spart, so kann er so
viel Land erkaufen und anbauen ( nach dieser Berechnung 107 Acker ) ,
daß er für immer von jeder Brodsorge frei ist, seine Familie geborgen
weiß ec. " ( Corresp. )

Die Deutschen in Philadelphia und Newyork haben
sich bei der Anwesenheit des Präsidenten in beiden Städten vieler
Aufmerksamkeiten
desselben zu erfreuen gehabt, ein Beweis,
wie sehr derselbe die wachsende Bedeutung des deutschen Elementes
in den Verein. Staaten zu erkennen und zu würdigen versteht.

[Ende Spaltensatz]
* ) Sonderbar, daß gerade Brasilien von den deutschen Auswanderern nach
den Ver. Staaten den größten Vorheil ziehen mußte: die Kaffee = Production
in Brasilien würde nie so gestiegen sein, wenn die Amerikaner nicht so be-
deutende Abnehmer geworden wären, und von ca.1 1 / 2 Millionen Ballen der
letzten Ernte gehen ca. 500 m Ballen ( oder 75 Mill. Pfd. ) nach den Ver.
St.; diesen bedeutenden Zuwachs verdankt man den deutsch=amerikanischen Kaffee-
freunden, während der Consumo der Anglo=Amerikaner in früheren Jahren nur
sehr unbedeutend war und ein großer Theil der Zufuhr wieder nach Europa
reexportirt wurde.

[Spaltenumbruch]

So wohlthätig und nothwendig die Einwanderung für Brasilien
ist, eben so wohlthätig ist die Auswanderung überhaupt für Deutsch-
land. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei einer Auswanderung,
selbst wenn sie bis auf 100,000 jährlich steigen sollte, nicht leiden.
Die Anzahl der Geburten wird von der Zahl der Todesfälle noch bei
weitem nicht erreicht; gluckliche Folgen des Friedens und des durchaus
gesunden Zustandes, der durch die blühende Lage unserer Bevölkerungs-
verhältnisse erreicht ist. Was der Auswanderer an baarem Gelde mit
sich nimmt oder für seine Ueberfahrt bedarf, ist die erste Auslage,
welche mit der Zeit und sogar mit Zinsen wieder bezahlt wird. Mit
jedem Auswanderer senden wir einen neuen Kunden deutscher Manu-
facturen = Fabrikate aus. Der deutsche Einwanderer, bald nachdem er
sich in seiner neuen Heimath eingebürgert hat, consumirt das Doppelte
oder Dreifache an Manufactur = Waaren für sich und seine Familie,
als was er in Deutschland gewohnt war. Er nimmt bald die Lan-
dessitte an; so fand ich es in Brasilien, so in den Vereinigten Staaten.
Wenn der Vater und die Mutter sich auch der deutschen Landestracht
nicht entwöhnen wollen, so sind doch die Söhne und Töchter, sobald
es an den nothwendigen Dollars nicht fehlt, bald nach der Sitte des
neuen Vaterlandes gekleidet, und machen alle Moden mit. Erbschaften
der Röcke und Kleidungsstücke vom Vater auf den Sohn, von der
Mutter auf die Tochter fallen weg. -- Auf den Kolonien St. Leo-
poldo, St. Amaro
und St. Pedro sah ich, wo die Elberfelder
Shawls bleiben. Wenn aus diesem Grunde die Ausfuhr der deutschen
Manufacturwaaren nach den Ver. Staaten seit den letzten Decennien
sehr zugenommen hat, so ist es doch nicht im Verhältniß, wie es bei
der großen Menge hätte sein können, denn die Ver. Staaten selber
besitzen bekanntlich ansehnliche Fabriken der nothwendigsten Manu-
fakturwaaren, und concurriren damit an fremden Märkten mit den
Europäern* ) . Brasilien aber hat keine Fabriken für Bekleidungs-
bedürfnisse der freien Bevölkerung, und wenn die Zahl der Sklaven
sich auch verdoppelte, so würde Europa wenig Nutzen davon haben,
da die Bekleidung derselben sich nur auf das Nothwendigste zur halben
Bedeckung beschränkt, während der freie Mann in Brasilien mehr
Lurus in seiner Kleidung entwickelt, wie der ihm in seinem Stande
in Europa Gleichgestellte. Selten sieht man einen Brasilianer, gleich-
viel ob Städter oder Landmann, schmutzig gekleidet; reine Wäsche
und reine Jacken sind ihm Hauptbedürfniß, wenn er auch noch so er-
bärmlich lebt, und in diesem Lurus steht der Deutsche, nach einiger
Zeit seines Aufenthaltes in Brasilien dem Brasilianer nicht nach. Zu
gleichen Preisen wird der Deutsche immer dem deutschen Fabrikat
gegen das anderer Länder den Vorzug geben. Es kommt also nur
darauf an, in unsern Fabrikaten mit andern Europäern zu concurriren,
was uns nicht schwer fallen darf, und der Absatz deutscher Waaren
wird von Jahr zu Jahr mit der Auswanderung steigen, der Handel
wird blühen und das von den Auswanderern aus Deutschland mit-
genommene Geld wird uns zuletzt mit Zinsen wieder vergütet.

Vermischte Nachrichten.

Folgende Einladung zum „Nationalverein für deutsche
Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Groß-
herzogthum Hessen“, ist so eben erschienen, die hoffentlich eine ent-
[Spaltenumbruch] sprechende Theilnahme in den weitesten Kreisen Deutschlands finden
wird, weil die glückliche Ausführung in nationaler Bedeutung von
der Unterstützung aller Stände abhängt: „Die Statuten des Natio-
nalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere
für das Großherzogthum Hessen, sind von höchstpreißlichem großh.
hessischem Ministerium des Jnnern und der Justiz am 1. d. M. be-
stätigt worden. Die nächste Aufgabe des provisorischen Comitté dahier
ist sonach, in Bezug auf die Theilnahme am Verein die erforderliche
Thätigkeit zu entwickeln. Es hat sich zu diesem Zwecke mit einer
Anzahl Personen des Jn = und Auslandes direct in Verbindung gesetzt.
Zugleich aber schlägt es den Weg der Oeffentlichkeit ein, indem es
alle Männer, welche von der Nothwendigkeit überzeugt sind, über
Auswanderung und Ansiedelung richtige Begriffe zu verbreiten, unter
Umständen davon abzurathen, aber eben so auch das fest Ergriffene
zum möglichsten Nutzen der Auswanderer und Ansiedler zu leiten, und
deutsche Auswanderung wie Ansiedelung auf eine möglichst nationale
Basis zu bringen, eben so achtungsvoll, als dringend hierdurch ersucht,
theils selbst dem Verein zuzutreten, theils um die Anmeldungen Anderer
zu solchem Zutritt sich gütigst zu bemühen und dieselben anzunehmen.
Maßgebend würde dabei §. 5. der Statuten sein, wonach ordentliche
Mitglieder des Vereins diejenigen sind, welche durch eine Actie von
fünf Gulden oder durch einen jährlichen Beitrag von wenigstens
einem Gulden sich betheiligen, und schlagen wir daher vor, Subscrip-
tionslisten in Cirkel zu setzen, wo in zwei Columnen die Möglichkeit ge-
geben ist, auf die eine oder andere bewirkte Weise, oder auf beide
Weisen, Mitglied des Vereins zu werden. Da es mehrfach wünschens-
werth erscheint, diese Angelegenheit recht beschleunigt zu sehen, so
ergeht auch darauf unsere dringende Bitte. Exemplare der Statuten
und Formulare der Subscriptionslisten wird Herr Kaufmann Karl
Schwarz in Darmstadt auf Verlangen abgeben, so wie auch an denselben
die Subscriptionslisten, wo irgend möglich bis Ende August
d. J., eingesendet werden mögen. Eine Subscriptionsliste zum Ein-
zeichnen liegt im Comptoir des Hrn. Kaufmanns Karl Schwarz dahier
auf. * ) So wie die Annahme der Subscriptionslisten geschlossen ist,
erfolgt die Einladung zu einer Generalversammlung, worin insbeson-
dere die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins statt-
finden wird. Darmstadt, 10. Juli 1847. -- Das provisorische Co-
mitté des beabsichtigten Nationalvereins für deutsche Auswanderung und
Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen.“ ( Corrrsp. )

Eine in Amerika erschienene, von Theod. Hildgardt verfaßte
Schrift über Auswanderung macht auch diesseits einiges Auf-
sehen; sie versucht nachzuweisen, daß der Uebervölkerung wegen Aus-
wanderungen aus Deutschland nicht nur wünschenswerth, sondern auch
nothwendig wären, will unter Anderm die ärmere Classe auf Staats-
kosten transportirt wissen, und schließt mit folgender lockenden Be-
rechnung: Wer im Westen der Ver. Staaten als Taglöhner arbeitet
und das muß freilich jeder ohne alles Vermögen hier Anlangende
thun --, der verdient täglich wenigstens einen halben Dollar. Die
Union aber, die in den westlichen Staaten und Territorien noch viele
Millionen Acker des herrlichsten Landes besitzt, verkauft den Acker um
1 1 / 4 D. Legt nun der Arbeiter die Hälfte seines Verdienstes, was
er bei den wohlfeilen Preisen der Lebensmittel sehr gut kann, zurück,
so erübrigt er in einer einzigen Woche mehr als er zum Ankauf eines
Ackers ( 43,560 englische Quadratfuß ) des fruchtbarsten Landes braucht,
und wenn er zwei Jahre lang so arbeitet und spart, so kann er so
viel Land erkaufen und anbauen ( nach dieser Berechnung 107 Acker ) ,
daß er für immer von jeder Brodsorge frei ist, seine Familie geborgen
weiß ec. “ ( Corresp. )

Die Deutschen in Philadelphia und Newyork haben
sich bei der Anwesenheit des Präsidenten in beiden Städten vieler
Aufmerksamkeiten
desselben zu erfreuen gehabt, ein Beweis,
wie sehr derselbe die wachsende Bedeutung des deutschen Elementes
in den Verein. Staaten zu erkennen und zu würdigen versteht.

[Ende Spaltensatz]
* ) Sonderbar, daß gerade Brasilien von den deutschen Auswanderern nach
den Ver. Staaten den größten Vorheil ziehen mußte: die Kaffee = Production
in Brasilien würde nie so gestiegen sein, wenn die Amerikaner nicht so be-
deutende Abnehmer geworden wären, und von ca.1 1 / 2 Millionen Ballen der
letzten Ernte gehen ca. 500 m Ballen ( oder 75 Mill. Pfd. ) nach den Ver.
St.; diesen bedeutenden Zuwachs verdankt man den deutsch=amerikanischen Kaffee-
freunden, während der Consumo der Anglo=Amerikaner in früheren Jahren nur
sehr unbedeutend war und ein großer Theil der Zufuhr wieder nach Europa
reexportirt wurde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0007" n="333"/><lb/>
        <cb/>
        <p>So wohlthätig und nothwendig die Einwanderung für Brasilien<lb/>
ist, eben so wohlthätig ist die Auswanderung überhaupt für Deutsch-<lb/>
land. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei einer Auswanderung,<lb/>
selbst wenn sie bis auf 100,000 jährlich steigen sollte, nicht leiden.<lb/>
Die Anzahl der Geburten wird von der Zahl der Todesfälle noch bei<lb/>
weitem nicht erreicht; gluckliche Folgen des Friedens und des durchaus<lb/>
gesunden Zustandes, der durch die blühende Lage unserer Bevölkerungs-<lb/>
verhältnisse erreicht ist. Was der Auswanderer an baarem Gelde mit<lb/>
sich nimmt oder für seine Ueberfahrt bedarf, ist die erste Auslage,<lb/>
welche mit der Zeit und sogar mit Zinsen wieder bezahlt wird. Mit<lb/>
jedem Auswanderer senden wir einen neuen Kunden deutscher Manu-<lb/>
facturen = Fabrikate aus. Der deutsche Einwanderer, bald nachdem er<lb/>
sich in seiner neuen Heimath eingebürgert hat, consumirt das Doppelte<lb/>
oder Dreifache an Manufactur = Waaren für sich und seine Familie,<lb/>
als was er in Deutschland gewohnt war. Er nimmt bald die Lan-<lb/>
dessitte an; so fand ich es in Brasilien, so in den Vereinigten Staaten.<lb/>
Wenn der Vater und die Mutter sich auch der deutschen Landestracht<lb/>
nicht entwöhnen wollen, so sind doch die Söhne und Töchter, sobald<lb/>
es an den nothwendigen Dollars nicht fehlt, bald nach der Sitte des<lb/>
neuen Vaterlandes gekleidet, und machen alle Moden mit. Erbschaften<lb/>
der Röcke und Kleidungsstücke vom Vater auf den Sohn, von der<lb/>
Mutter auf die Tochter fallen weg. -- Auf den Kolonien <hi rendition="#g">St. Leo-<lb/>
poldo, St. Amaro</hi> und <hi rendition="#g">St. Pedro</hi> sah ich, wo die Elberfelder<lb/>
Shawls bleiben. Wenn aus diesem Grunde die Ausfuhr der deutschen<lb/>
Manufacturwaaren nach den Ver. Staaten seit den letzten Decennien<lb/>
sehr zugenommen hat, so ist es doch nicht im Verhältniß, wie es bei<lb/>
der großen Menge hätte sein können, denn die Ver. Staaten selber<lb/>
besitzen bekanntlich ansehnliche Fabriken der nothwendigsten Manu-<lb/>
fakturwaaren, und concurriren damit an fremden Märkten mit den<lb/>
Europäern<note place="foot" n="* )"> Sonderbar, daß gerade Brasilien von den deutschen Auswanderern nach<lb/>
den Ver. Staaten den größten Vorheil ziehen mußte: die Kaffee = Production<lb/>
in Brasilien würde nie so gestiegen sein, wenn die Amerikaner nicht so be-<lb/>
deutende Abnehmer geworden wären, und von ca.1 1 / 2 Millionen Ballen der<lb/>
letzten Ernte gehen ca. 500 <hi rendition="#aq">m</hi> Ballen ( oder 75 Mill. Pfd. ) nach den Ver.<lb/>
St.; diesen bedeutenden Zuwachs verdankt man den deutsch=amerikanischen Kaffee-<lb/>
freunden, während der Consumo der Anglo=Amerikaner in früheren Jahren nur<lb/>
sehr unbedeutend war und ein großer Theil der Zufuhr wieder nach Europa<lb/>
reexportirt wurde.         </note> . Brasilien aber hat keine Fabriken für Bekleidungs-<lb/>
bedürfnisse der freien Bevölkerung, und wenn die Zahl der Sklaven<lb/>
sich auch verdoppelte, so würde Europa wenig Nutzen davon haben,<lb/>
da die Bekleidung derselben sich nur auf das Nothwendigste zur halben<lb/>
Bedeckung beschränkt, während der freie Mann in Brasilien mehr<lb/>
Lurus in seiner Kleidung entwickelt, wie der ihm in seinem Stande<lb/>
in Europa Gleichgestellte. Selten sieht man einen Brasilianer, gleich-<lb/>
viel ob Städter oder Landmann, schmutzig gekleidet; reine Wäsche<lb/>
und reine Jacken sind ihm Hauptbedürfniß, wenn er auch noch so er-<lb/>
bärmlich lebt, und in diesem Lurus steht der Deutsche, nach einiger<lb/>
Zeit seines Aufenthaltes in Brasilien dem Brasilianer nicht nach. Zu<lb/>
gleichen Preisen wird der Deutsche immer dem deutschen Fabrikat<lb/>
gegen das anderer Länder den Vorzug geben. Es kommt also nur<lb/>
darauf an, in unsern Fabrikaten mit andern Europäern zu concurriren,<lb/>
was uns nicht schwer fallen darf, und der Absatz deutscher Waaren<lb/>
wird von Jahr zu Jahr mit der Auswanderung steigen, der Handel<lb/>
wird blühen und das von den Auswanderern aus Deutschland mit-<lb/>
genommene Geld wird uns zuletzt mit Zinsen wieder vergütet. </p>
      </div><lb/>
      <div type="jAnnouncements">
        <div type="jAnnouncements">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Vermischte Nachrichten</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Folgende Einladung zum &#x201E;Nationalverein für deutsche<lb/>
Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Groß-<lb/>
herzogthum Hessen&#x201C;, ist so eben erschienen, die hoffentlich eine ent-<lb/><cb/>
sprechende Theilnahme in den weitesten Kreisen Deutschlands finden<lb/>
wird, weil die glückliche Ausführung in nationaler Bedeutung von<lb/>
der Unterstützung aller Stände abhängt: &#x201E;Die Statuten des Natio-<lb/>
nalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere<lb/>
für das Großherzogthum Hessen, sind von höchstpreißlichem großh.<lb/>
hessischem Ministerium des Jnnern und der Justiz am 1. d. M. be-<lb/>
stätigt worden. Die nächste Aufgabe des provisorischen Comitté dahier<lb/>
ist sonach, in Bezug auf die Theilnahme am Verein die erforderliche<lb/>
Thätigkeit zu entwickeln. Es hat sich zu diesem Zwecke mit einer<lb/>
Anzahl Personen des Jn = und Auslandes direct in Verbindung gesetzt.<lb/>
Zugleich aber schlägt es den Weg der Oeffentlichkeit ein, indem es<lb/>
alle Männer, welche von der Nothwendigkeit überzeugt sind, über<lb/>
Auswanderung und Ansiedelung richtige Begriffe zu verbreiten, unter<lb/>
Umständen davon abzurathen, aber eben so auch das fest Ergriffene<lb/>
zum möglichsten Nutzen der Auswanderer und Ansiedler zu leiten, und<lb/>
deutsche Auswanderung wie Ansiedelung auf eine möglichst <hi rendition="#g">nationale</hi><lb/>
Basis zu bringen, eben so achtungsvoll, als dringend hierdurch ersucht,<lb/>
theils selbst dem Verein zuzutreten, theils um die Anmeldungen Anderer<lb/>
zu solchem Zutritt sich gütigst zu bemühen und dieselben anzunehmen.<lb/>
Maßgebend würde dabei §. 5. der Statuten sein, wonach ordentliche<lb/>
Mitglieder des Vereins diejenigen sind, welche durch eine Actie von<lb/>
fünf Gulden <hi rendition="#g">oder</hi> durch einen jährlichen Beitrag von wenigstens<lb/>
einem Gulden sich betheiligen, und schlagen wir daher vor, Subscrip-<lb/>
tionslisten in Cirkel zu setzen, wo in zwei Columnen die Möglichkeit ge-<lb/>
geben ist, auf die eine <hi rendition="#g">oder</hi> andere bewirkte Weise, oder auf <hi rendition="#g">beide</hi><lb/>
Weisen, Mitglied des Vereins zu werden. Da es mehrfach wünschens-<lb/>
werth erscheint, diese Angelegenheit <hi rendition="#g">recht beschleunigt</hi> zu sehen, so<lb/>
ergeht auch darauf unsere dringende Bitte. Exemplare der Statuten<lb/>
und Formulare der Subscriptionslisten wird Herr Kaufmann Karl<lb/>
Schwarz in Darmstadt auf Verlangen abgeben, so wie auch an denselben<lb/>
die Subscriptionslisten, <hi rendition="#g">wo irgend möglich bis Ende August</hi><lb/>
d. J., eingesendet werden mögen. Eine Subscriptionsliste zum Ein-<lb/>
zeichnen liegt im Comptoir des Hrn. Kaufmanns Karl Schwarz dahier<lb/>
auf. <hi rendition="#sup">*</hi> ) So wie die Annahme der Subscriptionslisten geschlossen ist,<lb/>
erfolgt die Einladung zu einer Generalversammlung, worin insbeson-<lb/>
dere die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins statt-<lb/>
finden wird. Darmstadt, 10. Juli 1847. -- Das provisorische Co-<lb/>
mitté des beabsichtigten Nationalvereins für deutsche Auswanderung und<lb/>
Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen.&#x201C; ( Corrrsp. ) </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Eine in Amerika erschienene, von <hi rendition="#g">Theod. Hildgardt</hi> verfaßte<lb/>
Schrift über Auswanderung macht auch diesseits einiges Auf-<lb/>
sehen; sie versucht nachzuweisen, daß der Uebervölkerung wegen Aus-<lb/>
wanderungen aus Deutschland nicht nur wünschenswerth, sondern auch<lb/>
nothwendig wären, will unter Anderm die ärmere Classe auf Staats-<lb/>
kosten transportirt wissen, und schließt mit folgender lockenden Be-<lb/>
rechnung: Wer im Westen der Ver. Staaten als Taglöhner arbeitet<lb/>
und das muß freilich jeder ohne alles Vermögen hier Anlangende<lb/>
thun --, der verdient täglich wenigstens einen halben Dollar. Die<lb/>
Union aber, die in den westlichen Staaten und Territorien noch viele<lb/>
Millionen Acker des herrlichsten Landes besitzt, verkauft den Acker um<lb/>
1 1 / 4 D. Legt nun der Arbeiter die Hälfte seines Verdienstes, was<lb/>
er bei den wohlfeilen Preisen der Lebensmittel sehr gut kann, zurück,<lb/>
so erübrigt er in einer einzigen Woche mehr als er zum Ankauf eines<lb/>
Ackers ( 43,560 englische Quadratfuß ) des fruchtbarsten Landes braucht,<lb/>
und wenn er zwei Jahre lang so arbeitet und spart, so kann er so<lb/>
viel Land erkaufen und anbauen ( nach dieser Berechnung 107 Acker ) ,<lb/>
daß er für immer von jeder Brodsorge frei ist, seine Familie geborgen<lb/>
weiß <abbr>ec.</abbr> &#x201C; ( Corresp. ) </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Die Deutschen in Philadelphia und Newyork haben<lb/>
sich bei der Anwesenheit des Präsidenten in beiden Städten <hi rendition="#g">vieler<lb/>
Aufmerksamkeiten</hi> desselben zu erfreuen gehabt, ein Beweis,<lb/>
wie sehr derselbe die wachsende Bedeutung des deutschen Elementes<lb/>
in den Verein. Staaten zu erkennen und zu würdigen versteht. </p>
          </div><lb/>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0007] So wohlthätig und nothwendig die Einwanderung für Brasilien ist, eben so wohlthätig ist die Auswanderung überhaupt für Deutsch- land. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei einer Auswanderung, selbst wenn sie bis auf 100,000 jährlich steigen sollte, nicht leiden. Die Anzahl der Geburten wird von der Zahl der Todesfälle noch bei weitem nicht erreicht; gluckliche Folgen des Friedens und des durchaus gesunden Zustandes, der durch die blühende Lage unserer Bevölkerungs- verhältnisse erreicht ist. Was der Auswanderer an baarem Gelde mit sich nimmt oder für seine Ueberfahrt bedarf, ist die erste Auslage, welche mit der Zeit und sogar mit Zinsen wieder bezahlt wird. Mit jedem Auswanderer senden wir einen neuen Kunden deutscher Manu- facturen = Fabrikate aus. Der deutsche Einwanderer, bald nachdem er sich in seiner neuen Heimath eingebürgert hat, consumirt das Doppelte oder Dreifache an Manufactur = Waaren für sich und seine Familie, als was er in Deutschland gewohnt war. Er nimmt bald die Lan- dessitte an; so fand ich es in Brasilien, so in den Vereinigten Staaten. Wenn der Vater und die Mutter sich auch der deutschen Landestracht nicht entwöhnen wollen, so sind doch die Söhne und Töchter, sobald es an den nothwendigen Dollars nicht fehlt, bald nach der Sitte des neuen Vaterlandes gekleidet, und machen alle Moden mit. Erbschaften der Röcke und Kleidungsstücke vom Vater auf den Sohn, von der Mutter auf die Tochter fallen weg. -- Auf den Kolonien St. Leo- poldo, St. Amaro und St. Pedro sah ich, wo die Elberfelder Shawls bleiben. Wenn aus diesem Grunde die Ausfuhr der deutschen Manufacturwaaren nach den Ver. Staaten seit den letzten Decennien sehr zugenommen hat, so ist es doch nicht im Verhältniß, wie es bei der großen Menge hätte sein können, denn die Ver. Staaten selber besitzen bekanntlich ansehnliche Fabriken der nothwendigsten Manu- fakturwaaren, und concurriren damit an fremden Märkten mit den Europäern * ) . Brasilien aber hat keine Fabriken für Bekleidungs- bedürfnisse der freien Bevölkerung, und wenn die Zahl der Sklaven sich auch verdoppelte, so würde Europa wenig Nutzen davon haben, da die Bekleidung derselben sich nur auf das Nothwendigste zur halben Bedeckung beschränkt, während der freie Mann in Brasilien mehr Lurus in seiner Kleidung entwickelt, wie der ihm in seinem Stande in Europa Gleichgestellte. Selten sieht man einen Brasilianer, gleich- viel ob Städter oder Landmann, schmutzig gekleidet; reine Wäsche und reine Jacken sind ihm Hauptbedürfniß, wenn er auch noch so er- bärmlich lebt, und in diesem Lurus steht der Deutsche, nach einiger Zeit seines Aufenthaltes in Brasilien dem Brasilianer nicht nach. Zu gleichen Preisen wird der Deutsche immer dem deutschen Fabrikat gegen das anderer Länder den Vorzug geben. Es kommt also nur darauf an, in unsern Fabrikaten mit andern Europäern zu concurriren, was uns nicht schwer fallen darf, und der Absatz deutscher Waaren wird von Jahr zu Jahr mit der Auswanderung steigen, der Handel wird blühen und das von den Auswanderern aus Deutschland mit- genommene Geld wird uns zuletzt mit Zinsen wieder vergütet. Vermischte Nachrichten. Folgende Einladung zum „Nationalverein für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Groß- herzogthum Hessen“, ist so eben erschienen, die hoffentlich eine ent- sprechende Theilnahme in den weitesten Kreisen Deutschlands finden wird, weil die glückliche Ausführung in nationaler Bedeutung von der Unterstützung aller Stände abhängt: „Die Statuten des Natio- nalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen, sind von höchstpreißlichem großh. hessischem Ministerium des Jnnern und der Justiz am 1. d. M. be- stätigt worden. Die nächste Aufgabe des provisorischen Comitté dahier ist sonach, in Bezug auf die Theilnahme am Verein die erforderliche Thätigkeit zu entwickeln. Es hat sich zu diesem Zwecke mit einer Anzahl Personen des Jn = und Auslandes direct in Verbindung gesetzt. Zugleich aber schlägt es den Weg der Oeffentlichkeit ein, indem es alle Männer, welche von der Nothwendigkeit überzeugt sind, über Auswanderung und Ansiedelung richtige Begriffe zu verbreiten, unter Umständen davon abzurathen, aber eben so auch das fest Ergriffene zum möglichsten Nutzen der Auswanderer und Ansiedler zu leiten, und deutsche Auswanderung wie Ansiedelung auf eine möglichst nationale Basis zu bringen, eben so achtungsvoll, als dringend hierdurch ersucht, theils selbst dem Verein zuzutreten, theils um die Anmeldungen Anderer zu solchem Zutritt sich gütigst zu bemühen und dieselben anzunehmen. Maßgebend würde dabei §. 5. der Statuten sein, wonach ordentliche Mitglieder des Vereins diejenigen sind, welche durch eine Actie von fünf Gulden oder durch einen jährlichen Beitrag von wenigstens einem Gulden sich betheiligen, und schlagen wir daher vor, Subscrip- tionslisten in Cirkel zu setzen, wo in zwei Columnen die Möglichkeit ge- geben ist, auf die eine oder andere bewirkte Weise, oder auf beide Weisen, Mitglied des Vereins zu werden. Da es mehrfach wünschens- werth erscheint, diese Angelegenheit recht beschleunigt zu sehen, so ergeht auch darauf unsere dringende Bitte. Exemplare der Statuten und Formulare der Subscriptionslisten wird Herr Kaufmann Karl Schwarz in Darmstadt auf Verlangen abgeben, so wie auch an denselben die Subscriptionslisten, wo irgend möglich bis Ende August d. J., eingesendet werden mögen. Eine Subscriptionsliste zum Ein- zeichnen liegt im Comptoir des Hrn. Kaufmanns Karl Schwarz dahier auf. * ) So wie die Annahme der Subscriptionslisten geschlossen ist, erfolgt die Einladung zu einer Generalversammlung, worin insbeson- dere die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins statt- finden wird. Darmstadt, 10. Juli 1847. -- Das provisorische Co- mitté des beabsichtigten Nationalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen.“ ( Corrrsp. ) Eine in Amerika erschienene, von Theod. Hildgardt verfaßte Schrift über Auswanderung macht auch diesseits einiges Auf- sehen; sie versucht nachzuweisen, daß der Uebervölkerung wegen Aus- wanderungen aus Deutschland nicht nur wünschenswerth, sondern auch nothwendig wären, will unter Anderm die ärmere Classe auf Staats- kosten transportirt wissen, und schließt mit folgender lockenden Be- rechnung: Wer im Westen der Ver. Staaten als Taglöhner arbeitet und das muß freilich jeder ohne alles Vermögen hier Anlangende thun --, der verdient täglich wenigstens einen halben Dollar. Die Union aber, die in den westlichen Staaten und Territorien noch viele Millionen Acker des herrlichsten Landes besitzt, verkauft den Acker um 1 1 / 4 D. Legt nun der Arbeiter die Hälfte seines Verdienstes, was er bei den wohlfeilen Preisen der Lebensmittel sehr gut kann, zurück, so erübrigt er in einer einzigen Woche mehr als er zum Ankauf eines Ackers ( 43,560 englische Quadratfuß ) des fruchtbarsten Landes braucht, und wenn er zwei Jahre lang so arbeitet und spart, so kann er so viel Land erkaufen und anbauen ( nach dieser Berechnung 107 Acker ) , daß er für immer von jeder Brodsorge frei ist, seine Familie geborgen weiß ec. “ ( Corresp. ) Die Deutschen in Philadelphia und Newyork haben sich bei der Anwesenheit des Präsidenten in beiden Städten vieler Aufmerksamkeiten desselben zu erfreuen gehabt, ein Beweis, wie sehr derselbe die wachsende Bedeutung des deutschen Elementes in den Verein. Staaten zu erkennen und zu würdigen versteht. * ) Sonderbar, daß gerade Brasilien von den deutschen Auswanderern nach den Ver. Staaten den größten Vorheil ziehen mußte: die Kaffee = Production in Brasilien würde nie so gestiegen sein, wenn die Amerikaner nicht so be- deutende Abnehmer geworden wären, und von ca.1 1 / 2 Millionen Ballen der letzten Ernte gehen ca. 500 m Ballen ( oder 75 Mill. Pfd. ) nach den Ver. St.; diesen bedeutenden Zuwachs verdankt man den deutsch=amerikanischen Kaffee- freunden, während der Consumo der Anglo=Amerikaner in früheren Jahren nur sehr unbedeutend war und ein großer Theil der Zufuhr wieder nach Europa reexportirt wurde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/7
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 43. Rudolstadt, 26. Juli 1847, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer43_1847/7>, abgerufen am 03.12.2024.