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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 49. Rudolstadt, 6. September 1847.

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[Spaltenumbruch] ihm die Actiengesellschaft erlaubt. Dieser wird er seine Erzeugnisse
zu dem Preise verkaufen müssen, die sie ihm bietet. So hat der Eng-
länder in günstigen Jahren den sichern, wohlfeilen Gewinn, ohne die
Ungunst der Ernte selbst zu tragen. Welch eine Zuchtruthe der Brite
in seinen Kolonien führte und führt, ist bekannt; und wie es am
Kap aussieht, erkennt man daraus, daß der dort eingeborene holländi-
sche Bauer sich auf die Gefahr hin, europäische Gesittung ganz einzu-
büßen, lieber zu den Hottentotten schlägt, als den Engländern gehorcht.
Zum Ueberfluß ist jene Gegend eine der ungesundesten ( ? ) ; Tausende
von deutschen Soldaten haben dort in holländischen Diensten ihr Grab
gefunden. Aus jener Zeit stammt das Lied: "Auf, auf, ihr Brüder,
und seid stark!" Soll es wieder angestimmt werden? ( Deutsche Ztg. )

Auch von Bremen aus ist neuerdings an Auswanderungs-
lustige die Einladung ergangen, auf der Südostküste Afrika's eine
Muster=Kolonie gründen zu helfen; es stehen aber dieser Einladung
bei weitem weniger Bedenken entgegen, als der Uebersiedlung nach
dem Cap der guten Hoffnung. Das Klima der Kolonie Port
Natal
zeichnet sich durch seine Gesundheit und verhältnißmäßige
Milde, die Vegetation in Folge reichlicher Bewässerung durch Ueppig-
keit, der Boden durch Fruchtbarkeit aus; reiche Savannen auf dem
Rücken der Terrassen wechseln mit anbaufähigem Boden in den Thä-
lern und dichten Wäldern an dem Abhange der Gebirge. Das Land
ist seit 1844 eine englische Kolonie unter besonderem Gouverneur;
allein es gibt auch bedeutende deutsche Grundbesitzer da, wozu nament-
lich Herr Johannes Bergtheil gehört, und sowohl die ausge-
zeichnete Lage als der Producten = Reichthum der Kolonie lassen ein
schnelles Aufblühen derselben nicht bezweifeln. Mit den unruhigen,
raubsüchtigen Kaffern haben es mehr die sogenannten Boers als
die Port=Natal=Kolonisten zu thun. Die Boers sind frühere Ansied-
ler, welche, um sich der Oberherrlichkeit Englands zu entziehen, die
Küstenstriche räumten, sich von den Kaffern nach dem Jnnern zu neues
Terrain erkämpften und nunmehr für die im Stich gelassenen Lände-
reien eine willkommene Schutzwehr bilden. Es leben aber auch eine
Menge friedliebender, etwas civilisirter Kaffern in den Kolonien, und
diese gehen bei Deutschen, die ihnen eine liebevolle Behandlung zu
Theil werden lassen, gern gegen geringen Lohn in Dienste. Das den
Einwanderern von Herrn Bergtheil zugesicherte Land ist nur eine
deutsche Meile von der Meeresküste entfernt.

Tennessee.* )

" Endlich, endlich erhalten Sie die längst gern Jhnen gesandten
Zeilen, mein hochverehrter Herr und Freund, aber in ganz anderer
Form, als ich damals von meinem geliebten Schwarzenberg aus Jhnen
schrieb. Fortgesetztes Studium und Mittheilungen, welche mir glück-
licherweise schon in Dresden und wirksamer noch in Hamburg gemacht
wurden, schreckten mich gänzlich von Pennsylvanien ab, und, indem ich
dem Freundschaftsgefühle und den gedruckten Belehrungen mich anderweit
hingab, wählte ich das Erzgebirge Tennessee's zu meiner künftigen
Heimath. Eine Aufwartung, die ich in dieser Absicht zu New = York
dem Herrn Kaufmann Gerding -- durch den ich alle Briefe am
sichersten erhalte -- machte, war zu so guter Stund von mir geschehen,
daß er mir nach kurzer Erklärung meiner Absicht, zurief: "Sie
kommen wie gerufen! Herr Günther, mein Agent auf meinen Lände-
reien in Osttennessee, hat gestern resignirt, seine Resignation ist an-
genommen, und ich habe an seine Stelle hier Hrn. v. Kienbusch ( aus
der Gegend von Plauen im sächsischen Voigtlande ) , meinen bisherigen
Buchhalter, ernannt. Mit diesem können Sie in Kurzem nach Tennessee
[Spaltenumbruch] reisen und das Land besehen. Sie bringen oder versprechen, was
uns fehlt, gute Kolonisten, und wir haben Landes genug für sie, ich
will Jhnen 50,000 Acres überlassen ec. " -- Die Verhandlungen
wurden an diesem und mehr noch am folgenden Tage ziemlich warm,
indem über Nacht die Herren sich einige Beschränkungen für mich
ausgesonnen hatten, sich selbst aber immer obenauf schwimmen ließen;
allein ich dachte: hier gilt es! und sprach frei von der Leber weg,
und Das schien dem launigen Herrn Gerding gerade zu gefallen, und
so wurde ich denn bevollmächtigt, in Verbindung mit Herrn Otto
von Kienbusch den Verkauf sämmtlicher Ländereien des Hrn. Gerding
hier in Tennessee zu besorgen. Diese Ländereien dehnen sich zur Zeit
15 englische ( etwa 3 deutsche ) Meilen weit aus, sind wunderbar schön,
bald mild, bald wild romantisch, ähneln der Gegend unmittelbar um
den Milschauer herum, dessen Stellvertreter ich hier auch vor meinem
Fenster erblicke, und dem Thüringer Walde, wo ich denn auch schon
einen Stellvertreter des Jnselsbergs ( bei Gotha ) gefunden und bestiegen
und oft auf den von mir bestiegenen Bergspitzen mit Bewunderung
und Entzücken die freilich sehr öde Wildniß überschaut habe. Seit
drei Jahren etwa ist unter Herrn Günther diese Gegend von etwa
150 bis 200 Darmstädter und Schweizer Kolonisten angebaut worden,
sie verlieren sich wie Tropfen im Weltmeer ringsum. Oft erfüllt bei
Untersuchung des schönreizenden Gebirgslandes Jammer meine Seele,
daß solche Herrlichkeiten ganz unbenutzt von gebildeten Menschen Jahr-
tausende hindurch harren mußten -- aber die Stunde scheint geschlagen
zu haben, wo Cultur, sächsische Cultur in diese Gegenden dringen
soll -- denn das Land gewährt Alles, was man nur wünschen kann:
einen dankbaren Boden, * ) der beim ersten Pflügen kein Krankheits-
miasma aushaucht, die unvergleichlichste Gesundheit der Gegend, denn
krank angekommene Schweizer wurden bald wieder gesund, und alle
Ansiedler, die ich in dieser Hinsicht gewissenhaft, sorgfältig und in
verschiedenen Wendungen befragte und ausforschte, sind einstimmig voll
Lobes des herrlichen Klima's, das hier auch die Jndianer bis in die
neueste Zeit festgehalten, die aber jetzt jenseits des Mississippi jagen.
Jene versichern ferner, daß keine Mosquiten hier wären, was ich gleich-
falls von allen Seiten bestätigen hörte, und betheuern, die Hitze werde
nicht größer, als sie jetzt schon sei -- und sie ist noch sehr erträglich,
die Morgen sind wunderherrlich, die Nachmittage oft von Gewittern
abgekühlt, welche die schönen Gebirgskämme meist hinziehen -- und
alles dieß ist Folge von der hohen Lage, ( 1500 bis 2200 und viel-
leicht mehr Fuß Höhe ) und südlichen Breite, die auch den Schnee
selten aufkommen und den Winter nie angreifend werden läßt. --
Der Schooß der Berge enthält einen geheimnißvollen Reichthum, der
sichtbar zu Tage kommt in reichen Kohlenlagen, Andeutungen von
Kupfererzen und auch Brüchen von Silber und Gold -- ( die Gold-
region of Georgia
ist ja nicht fern, und die hiesige Gegend verwandt
mit ihr! ) und so können Bergleute leicht, ja wahrscheinlich hier ihr
Paradies finden, wie denn, nach Herrn Günther, Osttennessee "das
Paradies Nordamerika's" oft genannt werde. Von Sclaverei ist hier
keine Spur, und ich erinnere mich nicht, einen Schwarzen hier ge-
sehen zu haben; bloß einzelne Amerikaner haben kleine Farmen zer-
streut hier und da, sie verkaufen aber gern und räumen das Feld!
Warum strömt nun Alles nach Norden, Wisconsin, Jowa oder Missouri?
Weil die Verhältnisse bisher dieses herrliche Erzgebirge Tennessees der
Beachtung der Europäer verschlossen; ein Fatum deorum scheint hier
gewaltet zu haben. Führen Sie als Schriftsteller und Redacteur
den Götterspruch mit aus: Der Sterbliche erntet ja nur Segen

* ) Schreiben des Pastors Behr an Archidiakonus Körner in Schnee-
berg. Vgl. Nr. 43 dies. Z. S. 332, und Nr. 44. S. 341.
* ) Jn dem, in Nr. 22. d. Bl. gebrachten Artikel "die Ver. Staaten
von N. A., als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns", haben wir,
bei Besprechung des Staates Tennessee, in Uebereinstimmung mit dem vor-
stehend Gesagten, uns dahin ausgesprochen, daß der hochgelegene Theil dieses
Staates, wenn auch nicht so fruchtbar wie seine ungesunden Niederungen,
so doch immer noch fruchtbar und durchaus gesund sei.   D. Red.

[Spaltenumbruch] ihm die Actiengesellschaft erlaubt. Dieser wird er seine Erzeugnisse
zu dem Preise verkaufen müssen, die sie ihm bietet. So hat der Eng-
länder in günstigen Jahren den sichern, wohlfeilen Gewinn, ohne die
Ungunst der Ernte selbst zu tragen. Welch eine Zuchtruthe der Brite
in seinen Kolonien führte und führt, ist bekannt; und wie es am
Kap aussieht, erkennt man daraus, daß der dort eingeborene holländi-
sche Bauer sich auf die Gefahr hin, europäische Gesittung ganz einzu-
büßen, lieber zu den Hottentotten schlägt, als den Engländern gehorcht.
Zum Ueberfluß ist jene Gegend eine der ungesundesten ( ? ) ; Tausende
von deutschen Soldaten haben dort in holländischen Diensten ihr Grab
gefunden. Aus jener Zeit stammt das Lied: „Auf, auf, ihr Brüder,
und seid stark!“ Soll es wieder angestimmt werden? ( Deutsche Ztg. )

Auch von Bremen aus ist neuerdings an Auswanderungs-
lustige die Einladung ergangen, auf der Südostküste Afrika's eine
Muster=Kolonie gründen zu helfen; es stehen aber dieser Einladung
bei weitem weniger Bedenken entgegen, als der Uebersiedlung nach
dem Cap der guten Hoffnung. Das Klima der Kolonie Port
Natal
zeichnet sich durch seine Gesundheit und verhältnißmäßige
Milde, die Vegetation in Folge reichlicher Bewässerung durch Ueppig-
keit, der Boden durch Fruchtbarkeit aus; reiche Savannen auf dem
Rücken der Terrassen wechseln mit anbaufähigem Boden in den Thä-
lern und dichten Wäldern an dem Abhange der Gebirge. Das Land
ist seit 1844 eine englische Kolonie unter besonderem Gouverneur;
allein es gibt auch bedeutende deutsche Grundbesitzer da, wozu nament-
lich Herr Johannes Bergtheil gehört, und sowohl die ausge-
zeichnete Lage als der Producten = Reichthum der Kolonie lassen ein
schnelles Aufblühen derselben nicht bezweifeln. Mit den unruhigen,
raubsüchtigen Kaffern haben es mehr die sogenannten Boers als
die Port=Natal=Kolonisten zu thun. Die Boers sind frühere Ansied-
ler, welche, um sich der Oberherrlichkeit Englands zu entziehen, die
Küstenstriche räumten, sich von den Kaffern nach dem Jnnern zu neues
Terrain erkämpften und nunmehr für die im Stich gelassenen Lände-
reien eine willkommene Schutzwehr bilden. Es leben aber auch eine
Menge friedliebender, etwas civilisirter Kaffern in den Kolonien, und
diese gehen bei Deutschen, die ihnen eine liebevolle Behandlung zu
Theil werden lassen, gern gegen geringen Lohn in Dienste. Das den
Einwanderern von Herrn Bergtheil zugesicherte Land ist nur eine
deutsche Meile von der Meeresküste entfernt.

Tennessee.* )

„ Endlich, endlich erhalten Sie die längst gern Jhnen gesandten
Zeilen, mein hochverehrter Herr und Freund, aber in ganz anderer
Form, als ich damals von meinem geliebten Schwarzenberg aus Jhnen
schrieb. Fortgesetztes Studium und Mittheilungen, welche mir glück-
licherweise schon in Dresden und wirksamer noch in Hamburg gemacht
wurden, schreckten mich gänzlich von Pennsylvanien ab, und, indem ich
dem Freundschaftsgefühle und den gedruckten Belehrungen mich anderweit
hingab, wählte ich das Erzgebirge Tennessee's zu meiner künftigen
Heimath. Eine Aufwartung, die ich in dieser Absicht zu New = York
dem Herrn Kaufmann Gerding -- durch den ich alle Briefe am
sichersten erhalte -- machte, war zu so guter Stund von mir geschehen,
daß er mir nach kurzer Erklärung meiner Absicht, zurief: „Sie
kommen wie gerufen! Herr Günther, mein Agent auf meinen Lände-
reien in Osttennessee, hat gestern resignirt, seine Resignation ist an-
genommen, und ich habe an seine Stelle hier Hrn. v. Kienbusch ( aus
der Gegend von Plauen im sächsischen Voigtlande ) , meinen bisherigen
Buchhalter, ernannt. Mit diesem können Sie in Kurzem nach Tennessee
[Spaltenumbruch] reisen und das Land besehen. Sie bringen oder versprechen, was
uns fehlt, gute Kolonisten, und wir haben Landes genug für sie, ich
will Jhnen 50,000 Acres überlassen ec. “ -- Die Verhandlungen
wurden an diesem und mehr noch am folgenden Tage ziemlich warm,
indem über Nacht die Herren sich einige Beschränkungen für mich
ausgesonnen hatten, sich selbst aber immer obenauf schwimmen ließen;
allein ich dachte: hier gilt es! und sprach frei von der Leber weg,
und Das schien dem launigen Herrn Gerding gerade zu gefallen, und
so wurde ich denn bevollmächtigt, in Verbindung mit Herrn Otto
von Kienbusch den Verkauf sämmtlicher Ländereien des Hrn. Gerding
hier in Tennessee zu besorgen. Diese Ländereien dehnen sich zur Zeit
15 englische ( etwa 3 deutsche ) Meilen weit aus, sind wunderbar schön,
bald mild, bald wild romantisch, ähneln der Gegend unmittelbar um
den Milschauer herum, dessen Stellvertreter ich hier auch vor meinem
Fenster erblicke, und dem Thüringer Walde, wo ich denn auch schon
einen Stellvertreter des Jnselsbergs ( bei Gotha ) gefunden und bestiegen
und oft auf den von mir bestiegenen Bergspitzen mit Bewunderung
und Entzücken die freilich sehr öde Wildniß überschaut habe. Seit
drei Jahren etwa ist unter Herrn Günther diese Gegend von etwa
150 bis 200 Darmstädter und Schweizer Kolonisten angebaut worden,
sie verlieren sich wie Tropfen im Weltmeer ringsum. Oft erfüllt bei
Untersuchung des schönreizenden Gebirgslandes Jammer meine Seele,
daß solche Herrlichkeiten ganz unbenutzt von gebildeten Menschen Jahr-
tausende hindurch harren mußten -- aber die Stunde scheint geschlagen
zu haben, wo Cultur, sächsische Cultur in diese Gegenden dringen
soll -- denn das Land gewährt Alles, was man nur wünschen kann:
einen dankbaren Boden, * ) der beim ersten Pflügen kein Krankheits-
miasma aushaucht, die unvergleichlichste Gesundheit der Gegend, denn
krank angekommene Schweizer wurden bald wieder gesund, und alle
Ansiedler, die ich in dieser Hinsicht gewissenhaft, sorgfältig und in
verschiedenen Wendungen befragte und ausforschte, sind einstimmig voll
Lobes des herrlichen Klima's, das hier auch die Jndianer bis in die
neueste Zeit festgehalten, die aber jetzt jenseits des Mississippi jagen.
Jene versichern ferner, daß keine Mosquiten hier wären, was ich gleich-
falls von allen Seiten bestätigen hörte, und betheuern, die Hitze werde
nicht größer, als sie jetzt schon sei -- und sie ist noch sehr erträglich,
die Morgen sind wunderherrlich, die Nachmittage oft von Gewittern
abgekühlt, welche die schönen Gebirgskämme meist hinziehen -- und
alles dieß ist Folge von der hohen Lage, ( 1500 bis 2200 und viel-
leicht mehr Fuß Höhe ) und südlichen Breite, die auch den Schnee
selten aufkommen und den Winter nie angreifend werden läßt. --
Der Schooß der Berge enthält einen geheimnißvollen Reichthum, der
sichtbar zu Tage kommt in reichen Kohlenlagen, Andeutungen von
Kupfererzen und auch Brüchen von Silber und Gold -- ( die Gold-
region of Georgia
ist ja nicht fern, und die hiesige Gegend verwandt
mit ihr! ) und so können Bergleute leicht, ja wahrscheinlich hier ihr
Paradies finden, wie denn, nach Herrn Günther, Osttennessee „das
Paradies Nordamerika's“ oft genannt werde. Von Sclaverei ist hier
keine Spur, und ich erinnere mich nicht, einen Schwarzen hier ge-
sehen zu haben; bloß einzelne Amerikaner haben kleine Farmen zer-
streut hier und da, sie verkaufen aber gern und räumen das Feld!
Warum strömt nun Alles nach Norden, Wisconsin, Jowa oder Missouri?
Weil die Verhältnisse bisher dieses herrliche Erzgebirge Tennessees der
Beachtung der Europäer verschlossen; ein Fatum deorum scheint hier
gewaltet zu haben. Führen Sie als Schriftsteller und Redacteur
den Götterspruch mit aus: Der Sterbliche erntet ja nur Segen

* ) Schreiben des Pastors Behr an Archidiakonus Körner in Schnee-
berg. Vgl. Nr. 43 dies. Z. S. 332, und Nr. 44. S. 341.
* ) Jn dem, in Nr. 22. d. Bl. gebrachten Artikel „die Ver. Staaten
von N. A., als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns“, haben wir,
bei Besprechung des Staates Tennessee, in Uebereinstimmung mit dem vor-
stehend Gesagten, uns dahin ausgesprochen, daß der hochgelegene Theil dieses
Staates, wenn auch nicht so fruchtbar wie seine ungesunden Niederungen,
so doch immer noch fruchtbar und durchaus gesund sei.   D. Red.
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( Deutsche Ztg. ) Auch von Bremen aus ist neuerdings an Auswanderungs- lustige die Einladung ergangen, auf der Südostküste Afrika's eine Muster=Kolonie gründen zu helfen; es stehen aber dieser Einladung bei weitem weniger Bedenken entgegen, als der Uebersiedlung nach dem Cap der guten Hoffnung. Das Klima der Kolonie Port Natal zeichnet sich durch seine Gesundheit und verhältnißmäßige Milde, die Vegetation in Folge reichlicher Bewässerung durch Ueppig- keit, der Boden durch Fruchtbarkeit aus; reiche Savannen auf dem Rücken der Terrassen wechseln mit anbaufähigem Boden in den Thä- lern und dichten Wäldern an dem Abhange der Gebirge. Das Land ist seit 1844 eine englische Kolonie unter besonderem Gouverneur; allein es gibt auch bedeutende deutsche Grundbesitzer da, wozu nament- lich Herr Johannes Bergtheil gehört, und sowohl die ausge- zeichnete Lage als der Producten = Reichthum der Kolonie lassen ein schnelles Aufblühen derselben nicht bezweifeln. Mit den unruhigen, raubsüchtigen Kaffern haben es mehr die sogenannten Boers als die Port=Natal=Kolonisten zu thun. Die Boers sind frühere Ansied- ler, welche, um sich der Oberherrlichkeit Englands zu entziehen, die Küstenstriche räumten, sich von den Kaffern nach dem Jnnern zu neues Terrain erkämpften und nunmehr für die im Stich gelassenen Lände- reien eine willkommene Schutzwehr bilden. Es leben aber auch eine Menge friedliebender, etwas civilisirter Kaffern in den Kolonien, und diese gehen bei Deutschen, die ihnen eine liebevolle Behandlung zu Theil werden lassen, gern gegen geringen Lohn in Dienste. Das den Einwanderern von Herrn Bergtheil zugesicherte Land ist nur eine deutsche Meile von der Meeresküste entfernt. Tennessee. * ) „ Endlich, endlich erhalten Sie die längst gern Jhnen gesandten Zeilen, mein hochverehrter Herr und Freund, aber in ganz anderer Form, als ich damals von meinem geliebten Schwarzenberg aus Jhnen schrieb. Fortgesetztes Studium und Mittheilungen, welche mir glück- licherweise schon in Dresden und wirksamer noch in Hamburg gemacht wurden, schreckten mich gänzlich von Pennsylvanien ab, und, indem ich dem Freundschaftsgefühle und den gedruckten Belehrungen mich anderweit hingab, wählte ich das Erzgebirge Tennessee's zu meiner künftigen Heimath. Eine Aufwartung, die ich in dieser Absicht zu New = York dem Herrn Kaufmann Gerding -- durch den ich alle Briefe am sichersten erhalte -- machte, war zu so guter Stund von mir geschehen, daß er mir nach kurzer Erklärung meiner Absicht, zurief: „Sie kommen wie gerufen! Herr Günther, mein Agent auf meinen Lände- reien in Osttennessee, hat gestern resignirt, seine Resignation ist an- genommen, und ich habe an seine Stelle hier Hrn. v. Kienbusch ( aus der Gegend von Plauen im sächsischen Voigtlande ) , meinen bisherigen Buchhalter, ernannt. Mit diesem können Sie in Kurzem nach Tennessee reisen und das Land besehen. Sie bringen oder versprechen, was uns fehlt, gute Kolonisten, und wir haben Landes genug für sie, ich will Jhnen 50,000 Acres überlassen ec. “ -- Die Verhandlungen wurden an diesem und mehr noch am folgenden Tage ziemlich warm, indem über Nacht die Herren sich einige Beschränkungen für mich ausgesonnen hatten, sich selbst aber immer obenauf schwimmen ließen; allein ich dachte: hier gilt es! und sprach frei von der Leber weg, und Das schien dem launigen Herrn Gerding gerade zu gefallen, und so wurde ich denn bevollmächtigt, in Verbindung mit Herrn Otto von Kienbusch den Verkauf sämmtlicher Ländereien des Hrn. Gerding hier in Tennessee zu besorgen. Diese Ländereien dehnen sich zur Zeit 15 englische ( etwa 3 deutsche ) Meilen weit aus, sind wunderbar schön, bald mild, bald wild romantisch, ähneln der Gegend unmittelbar um den Milschauer herum, dessen Stellvertreter ich hier auch vor meinem Fenster erblicke, und dem Thüringer Walde, wo ich denn auch schon einen Stellvertreter des Jnselsbergs ( bei Gotha ) gefunden und bestiegen und oft auf den von mir bestiegenen Bergspitzen mit Bewunderung und Entzücken die freilich sehr öde Wildniß überschaut habe. Seit drei Jahren etwa ist unter Herrn Günther diese Gegend von etwa 150 bis 200 Darmstädter und Schweizer Kolonisten angebaut worden, sie verlieren sich wie Tropfen im Weltmeer ringsum. Oft erfüllt bei Untersuchung des schönreizenden Gebirgslandes Jammer meine Seele, daß solche Herrlichkeiten ganz unbenutzt von gebildeten Menschen Jahr- tausende hindurch harren mußten -- aber die Stunde scheint geschlagen zu haben, wo Cultur, sächsische Cultur in diese Gegenden dringen soll -- denn das Land gewährt Alles, was man nur wünschen kann: einen dankbaren Boden, * ) der beim ersten Pflügen kein Krankheits- miasma aushaucht, die unvergleichlichste Gesundheit der Gegend, denn krank angekommene Schweizer wurden bald wieder gesund, und alle Ansiedler, die ich in dieser Hinsicht gewissenhaft, sorgfältig und in verschiedenen Wendungen befragte und ausforschte, sind einstimmig voll Lobes des herrlichen Klima's, das hier auch die Jndianer bis in die neueste Zeit festgehalten, die aber jetzt jenseits des Mississippi jagen. Jene versichern ferner, daß keine Mosquiten hier wären, was ich gleich- falls von allen Seiten bestätigen hörte, und betheuern, die Hitze werde nicht größer, als sie jetzt schon sei -- und sie ist noch sehr erträglich, die Morgen sind wunderherrlich, die Nachmittage oft von Gewittern abgekühlt, welche die schönen Gebirgskämme meist hinziehen -- und alles dieß ist Folge von der hohen Lage, ( 1500 bis 2200 und viel- leicht mehr Fuß Höhe ) und südlichen Breite, die auch den Schnee selten aufkommen und den Winter nie angreifend werden läßt. -- Der Schooß der Berge enthält einen geheimnißvollen Reichthum, der sichtbar zu Tage kommt in reichen Kohlenlagen, Andeutungen von Kupfererzen und auch Brüchen von Silber und Gold -- ( die Gold- region of Georgia ist ja nicht fern, und die hiesige Gegend verwandt mit ihr! ) und so können Bergleute leicht, ja wahrscheinlich hier ihr Paradies finden, wie denn, nach Herrn Günther, Osttennessee „das Paradies Nordamerika's“ oft genannt werde. Von Sclaverei ist hier keine Spur, und ich erinnere mich nicht, einen Schwarzen hier ge- sehen zu haben; bloß einzelne Amerikaner haben kleine Farmen zer- streut hier und da, sie verkaufen aber gern und räumen das Feld! Warum strömt nun Alles nach Norden, Wisconsin, Jowa oder Missouri? Weil die Verhältnisse bisher dieses herrliche Erzgebirge Tennessees der Beachtung der Europäer verschlossen; ein Fatum deorum scheint hier gewaltet zu haben. Führen Sie als Schriftsteller und Redacteur den Götterspruch mit aus: Der Sterbliche erntet ja nur Segen * ) Schreiben des Pastors Behr an Archidiakonus Körner in Schnee- berg. Vgl. Nr. 43 dies. Z. S. 332, und Nr. 44. S. 341. * ) Jn dem, in Nr. 22. d. Bl. gebrachten Artikel „die Ver. Staaten von N. A., als Auswanderungsziel des deutschen Landmanns“, haben wir, bei Besprechung des Staates Tennessee, in Uebereinstimmung mit dem vor- stehend Gesagten, uns dahin ausgesprochen, daß der hochgelegene Theil dieses Staates, wenn auch nicht so fruchtbar wie seine ungesunden Niederungen, so doch immer noch fruchtbar und durchaus gesund sei. D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 49. Rudolstadt, 6. September 1847, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer49_1847/6>, abgerufen am 29.03.2024.