Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 56. Rudolstadt, 23. Oktober 1847.[Spaltenumbruch]
aber präservative, welche den Entschluß zur Auswanderung gar Reise = Bericht desDr. Wislizenus. ( Schluß. ) Cosihuiriachi, am 3. Januar 1847. Nach 14 tägiger Abwesenheit von Cosihuiriachi bin ich endlich Jch kam Abends daselbst an, und hatte kaum mein Nachtquar- Diesen unfreundlichen Empfang vom ersten Abend abegerechnet, 500 Mann amerikanische Truppen würden immer im Stande Cosihuiriachi, am 17. Februar 1847. Der Januar ist verflossen und die amerikanischen Truppen stehen Jm Staate Chihuahua herrscht in der letzten Zeit viel Aufregung. [Spaltenumbruch]
aber präservative, welche den Entschluß zur Auswanderung gar Reise = Bericht desDr. Wislizenus. ( Schluß. ) Cosihuiriachi, am 3. Januar 1847. Nach 14 tägiger Abwesenheit von Cosihuiriachi bin ich endlich Jch kam Abends daselbst an, und hatte kaum mein Nachtquar- Diesen unfreundlichen Empfang vom ersten Abend abegerechnet, 500 Mann amerikanische Truppen würden immer im Stande Cosihuiriachi, am 17. Februar 1847. Der Januar ist verflossen und die amerikanischen Truppen stehen Jm Staate Chihuahua herrscht in der letzten Zeit viel Aufregung. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton"> <div type="jFeuilleton"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="437"/><cb/> aber präservative, welche den Entschluß zur Auswanderung gar<lb/> nicht aufkommen lassen. Gegen Mittel der ersten Art sich ent-<lb/> schieden erklärend, entwickelt der Verf. auf eine gleich gründliche<lb/> wie geistreiche Weise, worin die der letzteren Art zu bestehen haben<lb/> und wie förderlich sie sind. Da es aber das Recht des Kritikers,<lb/> Auszüge zu liefern, mißbrauchen heißen würde, wollten wir den<lb/> Verf. auf seinem Forschungswege Schritt vor Schritt folgen,<lb/> so müssen wir unsere Leser, der näheren Erposition wegen, auf<lb/> die Abhandlung selbst verweisen, welche gewiß niemand unbe-<lb/> friedigt aus den Händen legen, sondern mit uns in den Wunsch<lb/> einstimmen wird, daß das kleine Werk die größtmöglichste Ver-<lb/> breitung finden möge. --</p> <space dim="horizontal"/> <byline> <hi rendition="#aq">R.</hi> </byline> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#fr">Reise = Bericht des</hi><hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Wislizenus</hi>.</hi><lb/><ref>( <hi rendition="#g">Schluß</hi>. )</ref></head><lb/> <div n="2"> <space dim="horizontal"/> <opener> <dateline><hi rendition="#g">Cosihuiriachi,</hi> am 3. Januar 1847.</dateline> </opener><lb/> <p>Nach 14 tägiger Abwesenheit von Cosihuiriachi bin ich endlich<lb/> in meiner Felsenburg wieder eingetroffen. Und wo glauben Sie, daß<lb/> ich die ganze Zeit über gewesen bin? Jch war mitten in der Lö-<lb/> wengrube unserer Feinde, in dem freundlichen, ritterlichen, patrioti-<lb/> schen Chihuahua, wo man die „treulosen Yankees“ im Rücken todt-<lb/> schlägt, und wo jeder Lazaroni in Ermangelung wärmerer Kleidung,<lb/> sich in den Mantel seiner Tugend hüllt. Hören Sie, wie ich mich<lb/> dahin verirrt habe. Seit einiger Zeit schon hatte ich einige Privat-<lb/> geschäfte in Chihuahua abzumachen, und deshalb um einen Paß nach-<lb/> gesucht, 1 -- 2 Wochen dort zubringen zu dürfen. Wider Erwarten<lb/> erhielt ich im Verlauf des vorigen Monats diese Erlaubniß gegen<lb/> mein Ehrenwort, daß der Zweck meiner Reise durchaus kein politischer<lb/> sei. Jnnerhalb zweier Tage erreichte ich Chihuahua. Da der Ort<lb/> aber einmal ein ominöser für mich geworden ist, so erwartete ich<lb/> kaum, von allen Unannehmlichkeiten befreit zu bleiben. </p><lb/> <p>Jch kam Abends daselbst an, und hatte kaum mein Nachtquar-<lb/> tier erreicht, als ich auch schon von einem halben Dutzend roher Poli-<lb/> zeischlingel festgehalten wurde, weil ich in meiner fatalen republika-<lb/> nischen Unwissenheit meinen kleinen Reisepack, der hauptsächlich Cactus<lb/> und Mineralien enthielt, nicht zur Duane gebracht hatte. Nachdem<lb/> meine Effecten gehörig durchsucht, und ich selbst in meinen Reisekleidern<lb/> von Pontius zu Pilatus geschleppt worden war, trotz aller Schnüffe-<lb/> lei aber nichts Verdächtiges entdeckt werden konnte, wurde ich endlich<lb/> wieder in Freiheit gesetzt, um aus den Händen der Justiz in die<lb/> der Gauner zu fallen. Denn denselben Abend noch wurde das Zim-<lb/> mer, in welches ich meine Effecten bringen ließ, mittelst Einbruchs<lb/> eröffnet, und eine Büchse, 2 Paar Pistolen und einige Kleidung<lb/> daraus gestohlen. Alle Umstände sprechen dafür, daß Jemand, der<lb/> bei der Untersuchung meiner Effecten gegenwärtig war, dabei bethei-<lb/> ligt sein müsse, und bei jeder andern Polizei, wie bei der merikani-<lb/> schen, würde dies hingereicht haben, den Thäter zu entdecken; aber<lb/> die Göttin der Gerechtigkeit trägt hier zu Lande keine Binde, sie ist<lb/> mit dem schwarzen Staar geboren. --</p><lb/> <p>Diesen unfreundlichen Empfang vom ersten Abend abegerechnet,<lb/> brachte ich die übrige Zeit meines Aufenthaltes in Chihuahua ziemlich<lb/> ungestört zu. Jch vollendete meine geographischen Beobachtungen über<lb/> Breite und Länge von Chihuahua ( die erstere beträgt meiner vorläu-<lb/> figen Berechnung nach 28° 34 <hi rendition="#sup">/</hi> 46 <hi rendition="#sup">//</hi>, 6 ) und machte die nöthigen<lb/> Vorbereitungen zu meiner Reise nach Californien, die ich allen Hin-<lb/> dernissen zu Trotz <hi rendition="#g">noch nicht aufgegeben habe.</hi> Gegen Ende<lb/> meines Aufenthalts in Chihuahua traf die erste Nachricht von der<lb/> schimpflichen Niederlage der Mexikaner oberhalb El Paso, und von<lb/> dem Einrücken der Amerikaner in jene Stadt ein. Die Nachricht ver-<lb/> ursachte natürlich viel Aufregung, und ein allgemeiner „Mob“ gegen<lb/><cb/> die Fremden wurde befürchtet; doch blieb alles ruhig. Einige Be-<lb/> trunkene waren freigebiger, wie seither, mit <hi rendition="#aq">gringos</hi> ( dem classischen<lb/> Schimpfworte der Chihuahua = Patrioten gegen alle „ <hi rendition="#aq">outside Barba-<lb/> rians </hi> “ ) ; der nüchterne Theil der Bevölkerung aber ging mit langen Ge-<lb/> sichtern umher, die mehr Bestürzung, denn Durst nach Rache verrie-<lb/> then. Jhre kindische Prahlsucht schien endlich Reflectionen über ihre<lb/> Hülflosigkeit Platz zu machen, und je länger ihre Gesichter, desto<lb/> klarer wurden ihre Augen. </p><lb/> <p>500 <hi rendition="#g">Mann</hi> amerikanische Truppen würden immer im Stande<lb/> sein, Chihuahua zu nehmen, und 1000 mehr als hinreichend, es zu<lb/> behaupten. Täglich erwartet man jetzt vom Ausrücken der Amerika-<lb/> ner aus El Paso zu hören, und vor Ende dieses Monats noch hof-<lb/> fen wir zuversichtlich Chihuahua von unsern Truppen besetzt, und<lb/> unsere Gefangenschaft zu Ende zu sehen. </p> </div><lb/> <div n="2"> <space dim="horizontal"/> <opener> <dateline><hi rendition="#g">Cosihuiriachi,</hi> am 17. Februar 1847.</dateline> </opener><lb/> <p>Der Januar ist verflossen und die amerikanischen Truppen stehen<lb/> noch in El Paso. Von General Wool hören wir hin und wieder,<lb/> daß er irgendwo gesehen, aber eben so schnell wieder verschwunden ist.<lb/> Seinen beständigen Kreuzzügen zwischen den Staaten Chihuahua und Du-<lb/> rango nach zu schließen, scheint er als Vogelscheuche zwischen beiden<lb/> Staaten gebraucht zu werden. Sollte er je im Laufe dieses Jahres<lb/> noch nach Chihuahua kommen, so werden wir ihm ein Fest = und<lb/> Zweckessen geben, wobei nichts als Krebse und Schnecken servirt wer-<lb/> den. Von Gen. Taylor haben wir blos ungenügende Nachrichten.<lb/> Gen. Scott soll mit frischen Truppen gelandet sein. Santa Ana<lb/> steht in San Luis Potosi, schreibt bombastische Proclamationen und<lb/> verlangt vor allen Dingen Geld. Er selbst ist zum Präsident, Fa-<lb/> rias zum Vicepräsident erwählt, aber Santa Ana schwört bei allen<lb/> Heiligen, daß er blos sein Vaterland befreien und sich dann ins<lb/> Privatleben zurückziehen wolle. „Alles ist Far<hi rendition="#aq">ç</hi>e in unserem guten<lb/> Mexiko,“ schreibt Simplicio. Farias ist kein Freund des Klerus,<lb/> 1839 mußte er sein Vaterland deshalb verlassen, und ein Bruch<lb/> zwischen dem Klerus und der Armee steht bevor. Der Congreß hat<lb/> eine Anleihe von 15 Mill. auf Hypothek merikan. Kircheneigenthums<lb/> bewilligt, aber der Klerus widersetzt sich hartnäckig und bedroht Jeder-<lb/> mann, der direct oder indirect diese Maßregel ausführen hilft, mit<lb/> dem Bann. Santa Ana dagegen hat dem Congreß ein Belobungs-<lb/> schreiben dafür geschickt, weil es so allein möglich sei, den Krieg fort-<lb/> zusetzen. Dieser Streit zwischen den beiden Harpyen, die von jeher<lb/> Mexiko zerfleischt haben, wird vermuthlich den Frieden mit den Ver.<lb/> Staaten beschleunigen. </p><lb/> <p>Jm Staate Chihuahua herrscht in der letzten Zeit viel Aufregung.<lb/> Da man eine Armee auf die Beine bringen wollte, so wurde eine<lb/> gezwungene Anleihe von 50,000 Dollars ausgeschrieben, wovon der<lb/> verarmte District Cosihuiriachi allein 1000 D. zu tragen hat. Da<lb/> wider alle Erwartung die Amerikaner nicht von El Paso nach Chi-<lb/> huahua kamen, so erholen sich die Chihuahuaner allmählig von ihrer<lb/> ersten Bestürzung und beschlossen, da der Feind sie nicht in der Haupt-<lb/> stadt anzugreifen wage, mit 2 -- 3000 Mann und einigen 20 Ka-<lb/> nonen nach Paso zu marschiren und Neu = Mexiko wieder zu erobern.<lb/> Mitten in dieser Aufregung brachte plötzlich ein Courier vom 5. d.<lb/> die Nachricht nach Chihuahua, daß die Amerikaner am 1., 1000<lb/> Mann stark, Paso verlassen hätten und auf dem Marsche nach Chi-<lb/> huahua begriffen seien. Der Kriegsplan wurde sofort abgeändert,<lb/> und man beschloß den Feind in der Nähe von Chihuahua zu erwarten;<lb/> ein Creek, Sacramento, gegen 15 Meilen nördlich von Chihuahua<lb/> sollte das Thermopylä von Chihuahua werden. Soldaten und Geld<lb/> wurden gepreßt, in allen Kirchen gegen die „Barbaren“ gepredigt,<lb/> gegen 20 Fremde nach dem Süden des Staats transportirt, einigen<lb/> andern blutige Köpfe geschlagen <abbr>ec.</abbr> Unter den getroffenen Vertheidigungs-<lb/> anstalten ist eine besonders originell. Um die Truppen von Chihuahua näm-<lb/> lich vor den gefürchteten amerikanischen Büchsen zu schützen, soll jedermann<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [437/0003]
aber präservative, welche den Entschluß zur Auswanderung gar
nicht aufkommen lassen. Gegen Mittel der ersten Art sich ent-
schieden erklärend, entwickelt der Verf. auf eine gleich gründliche
wie geistreiche Weise, worin die der letzteren Art zu bestehen haben
und wie förderlich sie sind. Da es aber das Recht des Kritikers,
Auszüge zu liefern, mißbrauchen heißen würde, wollten wir den
Verf. auf seinem Forschungswege Schritt vor Schritt folgen,
so müssen wir unsere Leser, der näheren Erposition wegen, auf
die Abhandlung selbst verweisen, welche gewiß niemand unbe-
friedigt aus den Händen legen, sondern mit uns in den Wunsch
einstimmen wird, daß das kleine Werk die größtmöglichste Ver-
breitung finden möge. --
R.
Reise = Bericht desDr. Wislizenus.
( Schluß. )
Cosihuiriachi, am 3. Januar 1847.
Nach 14 tägiger Abwesenheit von Cosihuiriachi bin ich endlich
in meiner Felsenburg wieder eingetroffen. Und wo glauben Sie, daß
ich die ganze Zeit über gewesen bin? Jch war mitten in der Lö-
wengrube unserer Feinde, in dem freundlichen, ritterlichen, patrioti-
schen Chihuahua, wo man die „treulosen Yankees“ im Rücken todt-
schlägt, und wo jeder Lazaroni in Ermangelung wärmerer Kleidung,
sich in den Mantel seiner Tugend hüllt. Hören Sie, wie ich mich
dahin verirrt habe. Seit einiger Zeit schon hatte ich einige Privat-
geschäfte in Chihuahua abzumachen, und deshalb um einen Paß nach-
gesucht, 1 -- 2 Wochen dort zubringen zu dürfen. Wider Erwarten
erhielt ich im Verlauf des vorigen Monats diese Erlaubniß gegen
mein Ehrenwort, daß der Zweck meiner Reise durchaus kein politischer
sei. Jnnerhalb zweier Tage erreichte ich Chihuahua. Da der Ort
aber einmal ein ominöser für mich geworden ist, so erwartete ich
kaum, von allen Unannehmlichkeiten befreit zu bleiben.
Jch kam Abends daselbst an, und hatte kaum mein Nachtquar-
tier erreicht, als ich auch schon von einem halben Dutzend roher Poli-
zeischlingel festgehalten wurde, weil ich in meiner fatalen republika-
nischen Unwissenheit meinen kleinen Reisepack, der hauptsächlich Cactus
und Mineralien enthielt, nicht zur Duane gebracht hatte. Nachdem
meine Effecten gehörig durchsucht, und ich selbst in meinen Reisekleidern
von Pontius zu Pilatus geschleppt worden war, trotz aller Schnüffe-
lei aber nichts Verdächtiges entdeckt werden konnte, wurde ich endlich
wieder in Freiheit gesetzt, um aus den Händen der Justiz in die
der Gauner zu fallen. Denn denselben Abend noch wurde das Zim-
mer, in welches ich meine Effecten bringen ließ, mittelst Einbruchs
eröffnet, und eine Büchse, 2 Paar Pistolen und einige Kleidung
daraus gestohlen. Alle Umstände sprechen dafür, daß Jemand, der
bei der Untersuchung meiner Effecten gegenwärtig war, dabei bethei-
ligt sein müsse, und bei jeder andern Polizei, wie bei der merikani-
schen, würde dies hingereicht haben, den Thäter zu entdecken; aber
die Göttin der Gerechtigkeit trägt hier zu Lande keine Binde, sie ist
mit dem schwarzen Staar geboren. --
Diesen unfreundlichen Empfang vom ersten Abend abegerechnet,
brachte ich die übrige Zeit meines Aufenthaltes in Chihuahua ziemlich
ungestört zu. Jch vollendete meine geographischen Beobachtungen über
Breite und Länge von Chihuahua ( die erstere beträgt meiner vorläu-
figen Berechnung nach 28° 34 / 46 //, 6 ) und machte die nöthigen
Vorbereitungen zu meiner Reise nach Californien, die ich allen Hin-
dernissen zu Trotz noch nicht aufgegeben habe. Gegen Ende
meines Aufenthalts in Chihuahua traf die erste Nachricht von der
schimpflichen Niederlage der Mexikaner oberhalb El Paso, und von
dem Einrücken der Amerikaner in jene Stadt ein. Die Nachricht ver-
ursachte natürlich viel Aufregung, und ein allgemeiner „Mob“ gegen
die Fremden wurde befürchtet; doch blieb alles ruhig. Einige Be-
trunkene waren freigebiger, wie seither, mit gringos ( dem classischen
Schimpfworte der Chihuahua = Patrioten gegen alle „ outside Barba-
rians “ ) ; der nüchterne Theil der Bevölkerung aber ging mit langen Ge-
sichtern umher, die mehr Bestürzung, denn Durst nach Rache verrie-
then. Jhre kindische Prahlsucht schien endlich Reflectionen über ihre
Hülflosigkeit Platz zu machen, und je länger ihre Gesichter, desto
klarer wurden ihre Augen.
500 Mann amerikanische Truppen würden immer im Stande
sein, Chihuahua zu nehmen, und 1000 mehr als hinreichend, es zu
behaupten. Täglich erwartet man jetzt vom Ausrücken der Amerika-
ner aus El Paso zu hören, und vor Ende dieses Monats noch hof-
fen wir zuversichtlich Chihuahua von unsern Truppen besetzt, und
unsere Gefangenschaft zu Ende zu sehen.
Cosihuiriachi, am 17. Februar 1847.
Der Januar ist verflossen und die amerikanischen Truppen stehen
noch in El Paso. Von General Wool hören wir hin und wieder,
daß er irgendwo gesehen, aber eben so schnell wieder verschwunden ist.
Seinen beständigen Kreuzzügen zwischen den Staaten Chihuahua und Du-
rango nach zu schließen, scheint er als Vogelscheuche zwischen beiden
Staaten gebraucht zu werden. Sollte er je im Laufe dieses Jahres
noch nach Chihuahua kommen, so werden wir ihm ein Fest = und
Zweckessen geben, wobei nichts als Krebse und Schnecken servirt wer-
den. Von Gen. Taylor haben wir blos ungenügende Nachrichten.
Gen. Scott soll mit frischen Truppen gelandet sein. Santa Ana
steht in San Luis Potosi, schreibt bombastische Proclamationen und
verlangt vor allen Dingen Geld. Er selbst ist zum Präsident, Fa-
rias zum Vicepräsident erwählt, aber Santa Ana schwört bei allen
Heiligen, daß er blos sein Vaterland befreien und sich dann ins
Privatleben zurückziehen wolle. „Alles ist Farçe in unserem guten
Mexiko,“ schreibt Simplicio. Farias ist kein Freund des Klerus,
1839 mußte er sein Vaterland deshalb verlassen, und ein Bruch
zwischen dem Klerus und der Armee steht bevor. Der Congreß hat
eine Anleihe von 15 Mill. auf Hypothek merikan. Kircheneigenthums
bewilligt, aber der Klerus widersetzt sich hartnäckig und bedroht Jeder-
mann, der direct oder indirect diese Maßregel ausführen hilft, mit
dem Bann. Santa Ana dagegen hat dem Congreß ein Belobungs-
schreiben dafür geschickt, weil es so allein möglich sei, den Krieg fort-
zusetzen. Dieser Streit zwischen den beiden Harpyen, die von jeher
Mexiko zerfleischt haben, wird vermuthlich den Frieden mit den Ver.
Staaten beschleunigen.
Jm Staate Chihuahua herrscht in der letzten Zeit viel Aufregung.
Da man eine Armee auf die Beine bringen wollte, so wurde eine
gezwungene Anleihe von 50,000 Dollars ausgeschrieben, wovon der
verarmte District Cosihuiriachi allein 1000 D. zu tragen hat. Da
wider alle Erwartung die Amerikaner nicht von El Paso nach Chi-
huahua kamen, so erholen sich die Chihuahuaner allmählig von ihrer
ersten Bestürzung und beschlossen, da der Feind sie nicht in der Haupt-
stadt anzugreifen wage, mit 2 -- 3000 Mann und einigen 20 Ka-
nonen nach Paso zu marschiren und Neu = Mexiko wieder zu erobern.
Mitten in dieser Aufregung brachte plötzlich ein Courier vom 5. d.
die Nachricht nach Chihuahua, daß die Amerikaner am 1., 1000
Mann stark, Paso verlassen hätten und auf dem Marsche nach Chi-
huahua begriffen seien. Der Kriegsplan wurde sofort abgeändert,
und man beschloß den Feind in der Nähe von Chihuahua zu erwarten;
ein Creek, Sacramento, gegen 15 Meilen nördlich von Chihuahua
sollte das Thermopylä von Chihuahua werden. Soldaten und Geld
wurden gepreßt, in allen Kirchen gegen die „Barbaren“ gepredigt,
gegen 20 Fremde nach dem Süden des Staats transportirt, einigen
andern blutige Köpfe geschlagen ec. Unter den getroffenen Vertheidigungs-
anstalten ist eine besonders originell. Um die Truppen von Chihuahua näm-
lich vor den gefürchteten amerikanischen Büchsen zu schützen, soll jedermann
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |