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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 60. Rudolstadt, 22. November 1847.

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Vom Rhein, 2. Nov. Nächstes Frühjahr werden auch von
hier aus Auswanderungen nach der Provinz Preußen
stattfinden, um dort auf den parcellirten Domänen Kolonieen zu gründen,
wie bereits eine Musterkolonie zu Rothfließ besteht. Rothfließ
ist in den Jahren 1844 und 1846 im Masurischen begründet, erfreut
sich des besten Gedeihens, da die dort kolonisirten Odenwäldler fleißige
und tüchtige Arbeiter sind. ( D. Z. )

Jn Galizien stehen die Sachen beim Alten, viele Strecken sind
verödet. Graf Stadion sehnt sich aus Lemberg zurück, da er
mit seinen Verbesserungsplänen, die er tief ein = und durchgreifend
wünscht, auf unbesiegbare Hindernisse stößt. Die Robotverweigerungen
in den verschiedenen Provinzen hat man mit überlegener Gewalt unter-
drückt, aber der widerspenstige Geist bleibt in den Bauern fest. Das
setzt die Edelleute, die Grundbesitzer, in Furcht und Besorgniß, und
die alte Behaglichkeit verschwindet. ( Magdeb. Z. )

Es heißt, Würtemberg stehe wegen einer Salzlieferung
nach Amerika in Unterhandlung.

Jn Südaustralien erhalten Schäfer, welche mit dem
Vieh umzugehen und dasselbe zu beaufsichtigen wissen,
wöchentlich
4 Thaler Lohn bei reichlichem Lebensunter-
halt
( 10 P Mehl, 10 P frisches Fleisch, 2 P Zucker und 1 / 4 P Thee ) .

Aus Quebek schallen fortwährend bittere Klagen herüber hin-
sichtlich der unglaublichen Rücksichtslosigkeit, mit welcher Auswanderer
der unteren Classen aus England, Jrland und Schottland
nach Canada verladen würden, um dort gewissermaßen ein frühes
Grab zu finden oder kurze Zeit ein elendes Dasein hinzufristen. Das
von Londonderry mit 366 Personen abgegangene Schiff "Superior"
z. B. verlor unterwegs 20 an Todten, und hatte bei Landung auf
Grosse Jsle eigentlich nur noch 12 völlig gesunde Passagiere; die
übrigen waren alle am Typhus und an der Ruhr erkrankt. Der
Schmutz und die Entblößung vieler derselben sei grenzenlos, schauder-
haft gewesen; um einigen aus der Noth zu helfen, habe der Capitän
Mehlsäcke zerschneiden lassen. Von Glasgow kam die "Eliza Jones"
mit Hochländern in fast eben solchem Zustande an ( unterwegs 30
Todte ) . Die Anzahl der Kranken in den Hospitälern von Grosse Jsle
hatte übrigens am 10. Sept. sich so weit vermindert, daß die Kirchen,
welche nothgedrungen zu Hülfe genommen werden mußten, wieder ge-
reinigt worden und ihrer Bestimmung zurückgegeben waren.

Todesverachtung zweier Deutschen. Nach kaum voll-
endeter Einnahme der Hauptstadt Mexiko's sah man zwei Deutsche
unter dem Balkon des von ihnen bewohnten Hauses ruhig ihre Mahl-
zeit verzehren, während die Leperos ( Gesindel ) eine Unzahl Schüsse
auf sie richteten und die Kugeln hageldicht gegen die Mauern des
Hauses schlugen. Sie unterhielten sich über die Stadt und stellten
Vergleiche zwischen ihr und Karlsruhe ( ! ) an. Einer griff sodann
nach der Flinte, ( Beide hatten nur eine ) und legte auf einen Lepero
an, der andere riß sie ihm weg mit dem Bemerken, daß er seinen
Mann nicht aufs Korn zu nehmen verstände, zielte, schoß einen un-
glücklichen Lepero durch den Kopf und bewies so, wie gut er seinen
Mann aufs Korn zu nehmen wisse. Bald darauf streckte ihn ein
eben so guter mexikanischer Schütze zu den Füßen seines Cameraden
todt nieder. Dieser erhob sich gleichgültig, ergriff seine Branntwein-
flasche und die Flinte und zog sich an einen weniger gefährlichen Ort
zurück. "Noch nie," setzt der Berichterstatter hinzu, "ist mir eine
so schauderhafte Gleichgültigkeit gegen den Tod vorgekommen. ( D. Ztg. )

Jmmer zahlreicher werden die aus Texas gänzlich verarmt
zurückkehrenden
Auswanderer, welche den Mainzer Verein
gerichtlich belangen wollen, da sie das versprochene Land, wofür sie
dem Vereine Zahlungen gemacht, nicht erhalten haben und selbst depo-
nirte Gelder nicht wieder erlangen konnten. So berichtet z. B die
Kölner Zeitung aus Wesel.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Cap der guten Hoffnung wurden im August
große Vorbereitungen getroffen, den Krieg mit den Kaffern
aufs Nachdrücklichste fortzusetzen. Eine Compagnie berittener Scharf-
schützen hat die Hauptstadt verlassen, um die Grenztruppen zu ver-
stärken; ungeheuere Vorräthe Lebensmittel und Munition sind den
verschiedenen Depots längs der Operationslinie zugeschickt worden.
Der Gouverneur ist befehligt, den Krieg a tout prix ehrenvoll zu
Ende zu führen. -- Der "South African Commercial Advertiser"
zählt die Vortheile auf, welche das Capland für Kolonisten
biete;
es sei im Verhältniß zur Bevölkerung eine Fülle fruchtbaren
Bodens vorhanden, um eine zahlreiche, wenn nur fleißige und geschickte
Einwanderung zu ernähren; Natal allein enthalte mehr als Millionen
Acres anbaufähigen Landes; der Arbeiter finde leicht Beschäftigung,
die gut bezahlt werde und kleine Capitalisten könnten ihre Gelder
nirgends besser anlegen als hier.

Am 16. dies. ist von Bremen die "Beta," Cpt. Georg
Poppe, mit den von Hrn. J. Bergtheil beglückten Bewerbern um
die von ihm offerirte freie Ueberfahrt nach Port Natal erpedirt worden.

Ende September dieses Jahres reiste von Kairo eine aus 8
Europäern ( darunter 4 Deutsche ) bestehende Gesellschaft in das Jn-
nere von Afrika ab, welche wohl die größte und vollständigste
Expedition bildet, die jemals diese Reise unternommen hat. Der
Zweck derselben ist theils ein rein wissenschaftlicher, theils ein religiöser;
den letzteren verfolgen 5 katholische Priester, an deren Spitze Padre
Ryllo oder Abunumansur, der bekannte Jesuit, vorher Director der
Propaganda in Rom, steht; die staunenswerthe Geistesgegenwart und
Selbstbeherrschung, welche er in seinem Leben voll Selbst = Entsagungen
so oft bewies, und z. B. im letzten Krieg am Libanon durch seine
hohe Religiosität und mit Verachtung irdischer Ehren bewährte, stellt
ihn mit Recht an die Spitze dieser Mission. Ein anderes Glied der-
selben ist der Bischof von Maurikaster, Mons. Cassolani, dessen
Vicariat, das größte der Welt, vom Aequator bis zum mitelländischen,
vom rothen bis zum atlantischen Ocean reicht. Die Erpedition will
von Chartum, der Hauptstadt von Sennaar, oder richtiger von
Beled Sudan aus, wie Mehemed Ali die Provinz nannte, auf
dem Bahar el Abiad oder weißen Fluß bis zum 4° nördl. Br.
-- also weiter als bisher die Europäer kamen -- vordringen und
dort eine Missionsstation gründen. ( Wes. Z. )

Der Kolonialrath von Guyana hat sich für die Abschaffung
der Sclaverei
ausgesprochen, sich aber zugleich eine vorgängige
und vollständige Entschädigung der Sclavenbesitzer vorbehalten. Jn
den übrigen französischen Kolonieen, namentlich auf Bourbon halten
die Pflanzer bis auf den heutigen Tag fest an der Hoffnung, die
Sclaverei verewigt zu sehen. Auf Martinique wurde unlängst
wieder ein Unmensch freigesprochen, der überführt war, seinem Sclaven
ein Auge ausgeschlagen zu haben.

Der Kolonialminister Lord Grey hat zu Gunsten der britischen Kolonieen
in Westindien die Einwanderung freier Neger gestattet. Um die-
selbe in Gang zu bringen, wurden einige 100 Kraumänner, denen es in Guiana
und Trinidad gut gegangen war, in ihre Heimath zurückgeschickt und mit Wer-
bung beauftragt. Die Einwanderung darf jedoch nicht von Privaten, sondern nur
unter unmittelbarer Aufsicht der britischen Regierung geleitet, und zur Deckung
der Ueberfahrtskosten den Einwanderern eine monatliche Taxe auferlegt werden.
Mit dieser Zufuhr von Arbeitskräften hofft der Kolonialminister nicht nur den
ostindischen Pflanzern wirksam zu helfen und dem Wohlstande der Kolonieen eine
sichere Grundlage zu geben, sondern auch durch die Concurrenz der freien Arbeit
am wirksamsten zur Ausrottung der Sclaverei, und durch die dereinst mit ihren
Ersparnissen nach Afrika zurückkehrenden Neger zur Verbreitung der Civilisation
im Jnnern jenes Erdtheils beizutragen. Jn den amerikanischen Sclavenstaaten
wird diese wichtige Maßregel viel Geschrei verursachen.

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[Beginn Spaltensatz]

Vom Rhein, 2. Nov. Nächstes Frühjahr werden auch von
hier aus Auswanderungen nach der Provinz Preußen
stattfinden, um dort auf den parcellirten Domänen Kolonieen zu gründen,
wie bereits eine Musterkolonie zu Rothfließ besteht. Rothfließ
ist in den Jahren 1844 und 1846 im Masurischen begründet, erfreut
sich des besten Gedeihens, da die dort kolonisirten Odenwäldler fleißige
und tüchtige Arbeiter sind. ( D. Z. )

Jn Galizien stehen die Sachen beim Alten, viele Strecken sind
verödet. Graf Stadion sehnt sich aus Lemberg zurück, da er
mit seinen Verbesserungsplänen, die er tief ein = und durchgreifend
wünscht, auf unbesiegbare Hindernisse stößt. Die Robotverweigerungen
in den verschiedenen Provinzen hat man mit überlegener Gewalt unter-
drückt, aber der widerspenstige Geist bleibt in den Bauern fest. Das
setzt die Edelleute, die Grundbesitzer, in Furcht und Besorgniß, und
die alte Behaglichkeit verschwindet. ( Magdeb. Z. )

Es heißt, Würtemberg stehe wegen einer Salzlieferung
nach Amerika in Unterhandlung.

Jn Südaustralien erhalten Schäfer, welche mit dem
Vieh umzugehen und dasselbe zu beaufsichtigen wissen,
wöchentlich
4 Thaler Lohn bei reichlichem Lebensunter-
halt
( 10 P Mehl, 10 P frisches Fleisch, 2 P Zucker und 1 / 4 P Thee ) .

Aus Quebek schallen fortwährend bittere Klagen herüber hin-
sichtlich der unglaublichen Rücksichtslosigkeit, mit welcher Auswanderer
der unteren Classen aus England, Jrland und Schottland
nach Canada verladen würden, um dort gewissermaßen ein frühes
Grab zu finden oder kurze Zeit ein elendes Dasein hinzufristen. Das
von Londonderry mit 366 Personen abgegangene Schiff „Superior“
z. B. verlor unterwegs 20 an Todten, und hatte bei Landung auf
Grosse Jsle eigentlich nur noch 12 völlig gesunde Passagiere; die
übrigen waren alle am Typhus und an der Ruhr erkrankt. Der
Schmutz und die Entblößung vieler derselben sei grenzenlos, schauder-
haft gewesen; um einigen aus der Noth zu helfen, habe der Capitän
Mehlsäcke zerschneiden lassen. Von Glasgow kam die „Eliza Jones“
mit Hochländern in fast eben solchem Zustande an ( unterwegs 30
Todte ) . Die Anzahl der Kranken in den Hospitälern von Grosse Jsle
hatte übrigens am 10. Sept. sich so weit vermindert, daß die Kirchen,
welche nothgedrungen zu Hülfe genommen werden mußten, wieder ge-
reinigt worden und ihrer Bestimmung zurückgegeben waren.

Todesverachtung zweier Deutschen. Nach kaum voll-
endeter Einnahme der Hauptstadt Mexiko's sah man zwei Deutsche
unter dem Balkon des von ihnen bewohnten Hauses ruhig ihre Mahl-
zeit verzehren, während die Leperos ( Gesindel ) eine Unzahl Schüsse
auf sie richteten und die Kugeln hageldicht gegen die Mauern des
Hauses schlugen. Sie unterhielten sich über die Stadt und stellten
Vergleiche zwischen ihr und Karlsruhe ( ! ) an. Einer griff sodann
nach der Flinte, ( Beide hatten nur eine ) und legte auf einen Lepero
an, der andere riß sie ihm weg mit dem Bemerken, daß er seinen
Mann nicht aufs Korn zu nehmen verstände, zielte, schoß einen un-
glücklichen Lepero durch den Kopf und bewies so, wie gut er seinen
Mann aufs Korn zu nehmen wisse. Bald darauf streckte ihn ein
eben so guter mexikanischer Schütze zu den Füßen seines Cameraden
todt nieder. Dieser erhob sich gleichgültig, ergriff seine Branntwein-
flasche und die Flinte und zog sich an einen weniger gefährlichen Ort
zurück. „Noch nie,“ setzt der Berichterstatter hinzu, „ist mir eine
so schauderhafte Gleichgültigkeit gegen den Tod vorgekommen. ( D. Ztg. )

Jmmer zahlreicher werden die aus Texas gänzlich verarmt
zurückkehrenden
Auswanderer, welche den Mainzer Verein
gerichtlich belangen wollen, da sie das versprochene Land, wofür sie
dem Vereine Zahlungen gemacht, nicht erhalten haben und selbst depo-
nirte Gelder nicht wieder erlangen konnten. So berichtet z. B die
Kölner Zeitung aus Wesel.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Cap der guten Hoffnung wurden im August
große Vorbereitungen getroffen, den Krieg mit den Kaffern
aufs Nachdrücklichste fortzusetzen. Eine Compagnie berittener Scharf-
schützen hat die Hauptstadt verlassen, um die Grenztruppen zu ver-
stärken; ungeheuere Vorräthe Lebensmittel und Munition sind den
verschiedenen Depots längs der Operationslinie zugeschickt worden.
Der Gouverneur ist befehligt, den Krieg à tout prix ehrenvoll zu
Ende zu führen. -- Der „South African Commercial Advertiser“
zählt die Vortheile auf, welche das Capland für Kolonisten
biete;
es sei im Verhältniß zur Bevölkerung eine Fülle fruchtbaren
Bodens vorhanden, um eine zahlreiche, wenn nur fleißige und geschickte
Einwanderung zu ernähren; Natal allein enthalte mehr als Millionen
Acres anbaufähigen Landes; der Arbeiter finde leicht Beschäftigung,
die gut bezahlt werde und kleine Capitalisten könnten ihre Gelder
nirgends besser anlegen als hier.

Am 16. dies. ist von Bremen die „Beta,“ Cpt. Georg
Poppe, mit den von Hrn. J. Bergtheil beglückten Bewerbern um
die von ihm offerirte freie Ueberfahrt nach Port Natal erpedirt worden.

Ende September dieses Jahres reiste von Kairo eine aus 8
Europäern ( darunter 4 Deutsche ) bestehende Gesellschaft in das Jn-
nere von Afrika ab, welche wohl die größte und vollständigste
Expedition bildet, die jemals diese Reise unternommen hat. Der
Zweck derselben ist theils ein rein wissenschaftlicher, theils ein religiöser;
den letzteren verfolgen 5 katholische Priester, an deren Spitze Padre
Ryllo oder Abunumansur, der bekannte Jesuit, vorher Director der
Propaganda in Rom, steht; die staunenswerthe Geistesgegenwart und
Selbstbeherrschung, welche er in seinem Leben voll Selbst = Entsagungen
so oft bewies, und z. B. im letzten Krieg am Libanon durch seine
hohe Religiosität und mit Verachtung irdischer Ehren bewährte, stellt
ihn mit Recht an die Spitze dieser Mission. Ein anderes Glied der-
selben ist der Bischof von Maurikaster, Mons. Cassolani, dessen
Vicariat, das größte der Welt, vom Aequator bis zum mitelländischen,
vom rothen bis zum atlantischen Ocean reicht. Die Erpedition will
von Chartum, der Hauptstadt von Sennaar, oder richtiger von
Beled Sudan aus, wie Mehemed Ali die Provinz nannte, auf
dem Bahar el Abiad oder weißen Fluß bis zum 4° nördl. Br.
-- also weiter als bisher die Europäer kamen -- vordringen und
dort eine Missionsstation gründen. ( Wes. Z. )

Der Kolonialrath von Guyana hat sich für die Abschaffung
der Sclaverei
ausgesprochen, sich aber zugleich eine vorgängige
und vollständige Entschädigung der Sclavenbesitzer vorbehalten. Jn
den übrigen französischen Kolonieen, namentlich auf Bourbon halten
die Pflanzer bis auf den heutigen Tag fest an der Hoffnung, die
Sclaverei verewigt zu sehen. Auf Martinique wurde unlängst
wieder ein Unmensch freigesprochen, der überführt war, seinem Sclaven
ein Auge ausgeschlagen zu haben.

Der Kolonialminister Lord Grey hat zu Gunsten der britischen Kolonieen
in Westindien die Einwanderung freier Neger gestattet. Um die-
selbe in Gang zu bringen, wurden einige 100 Kraumänner, denen es in Guiana
und Trinidad gut gegangen war, in ihre Heimath zurückgeschickt und mit Wer-
bung beauftragt. Die Einwanderung darf jedoch nicht von Privaten, sondern nur
unter unmittelbarer Aufsicht der britischen Regierung geleitet, und zur Deckung
der Ueberfahrtskosten den Einwanderern eine monatliche Taxe auferlegt werden.
Mit dieser Zufuhr von Arbeitskräften hofft der Kolonialminister nicht nur den
ostindischen Pflanzern wirksam zu helfen und dem Wohlstande der Kolonieen eine
sichere Grundlage zu geben, sondern auch durch die Concurrenz der freien Arbeit
am wirksamsten zur Ausrottung der Sclaverei, und durch die dereinst mit ihren
Ersparnissen nach Afrika zurückkehrenden Neger zur Verbreitung der Civilisation
im Jnnern jenes Erdtheils beizutragen. Jn den amerikanischen Sclavenstaaten
wird diese wichtige Maßregel viel Geschrei verursachen.

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[479/0007] Vom Rhein, 2. Nov. Nächstes Frühjahr werden auch von hier aus Auswanderungen nach der Provinz Preußen stattfinden, um dort auf den parcellirten Domänen Kolonieen zu gründen, wie bereits eine Musterkolonie zu Rothfließ besteht. Rothfließ ist in den Jahren 1844 und 1846 im Masurischen begründet, erfreut sich des besten Gedeihens, da die dort kolonisirten Odenwäldler fleißige und tüchtige Arbeiter sind. ( D. Z. ) Jn Galizien stehen die Sachen beim Alten, viele Strecken sind verödet. Graf Stadion sehnt sich aus Lemberg zurück, da er mit seinen Verbesserungsplänen, die er tief ein = und durchgreifend wünscht, auf unbesiegbare Hindernisse stößt. Die Robotverweigerungen in den verschiedenen Provinzen hat man mit überlegener Gewalt unter- drückt, aber der widerspenstige Geist bleibt in den Bauern fest. Das setzt die Edelleute, die Grundbesitzer, in Furcht und Besorgniß, und die alte Behaglichkeit verschwindet. ( Magdeb. Z. ) Es heißt, Würtemberg stehe wegen einer Salzlieferung nach Amerika in Unterhandlung. Jn Südaustralien erhalten Schäfer, welche mit dem Vieh umzugehen und dasselbe zu beaufsichtigen wissen, wöchentlich 4 Thaler Lohn bei reichlichem Lebensunter- halt ( 10 P Mehl, 10 P frisches Fleisch, 2 P Zucker und 1 / 4 P Thee ) . Aus Quebek schallen fortwährend bittere Klagen herüber hin- sichtlich der unglaublichen Rücksichtslosigkeit, mit welcher Auswanderer der unteren Classen aus England, Jrland und Schottland nach Canada verladen würden, um dort gewissermaßen ein frühes Grab zu finden oder kurze Zeit ein elendes Dasein hinzufristen. Das von Londonderry mit 366 Personen abgegangene Schiff „Superior“ z. B. verlor unterwegs 20 an Todten, und hatte bei Landung auf Grosse Jsle eigentlich nur noch 12 völlig gesunde Passagiere; die übrigen waren alle am Typhus und an der Ruhr erkrankt. Der Schmutz und die Entblößung vieler derselben sei grenzenlos, schauder- haft gewesen; um einigen aus der Noth zu helfen, habe der Capitän Mehlsäcke zerschneiden lassen. Von Glasgow kam die „Eliza Jones“ mit Hochländern in fast eben solchem Zustande an ( unterwegs 30 Todte ) . Die Anzahl der Kranken in den Hospitälern von Grosse Jsle hatte übrigens am 10. Sept. sich so weit vermindert, daß die Kirchen, welche nothgedrungen zu Hülfe genommen werden mußten, wieder ge- reinigt worden und ihrer Bestimmung zurückgegeben waren. Todesverachtung zweier Deutschen. Nach kaum voll- endeter Einnahme der Hauptstadt Mexiko's sah man zwei Deutsche unter dem Balkon des von ihnen bewohnten Hauses ruhig ihre Mahl- zeit verzehren, während die Leperos ( Gesindel ) eine Unzahl Schüsse auf sie richteten und die Kugeln hageldicht gegen die Mauern des Hauses schlugen. Sie unterhielten sich über die Stadt und stellten Vergleiche zwischen ihr und Karlsruhe ( ! ) an. Einer griff sodann nach der Flinte, ( Beide hatten nur eine ) und legte auf einen Lepero an, der andere riß sie ihm weg mit dem Bemerken, daß er seinen Mann nicht aufs Korn zu nehmen verstände, zielte, schoß einen un- glücklichen Lepero durch den Kopf und bewies so, wie gut er seinen Mann aufs Korn zu nehmen wisse. Bald darauf streckte ihn ein eben so guter mexikanischer Schütze zu den Füßen seines Cameraden todt nieder. Dieser erhob sich gleichgültig, ergriff seine Branntwein- flasche und die Flinte und zog sich an einen weniger gefährlichen Ort zurück. „Noch nie,“ setzt der Berichterstatter hinzu, „ist mir eine so schauderhafte Gleichgültigkeit gegen den Tod vorgekommen. ( D. Ztg. ) Jmmer zahlreicher werden die aus Texas gänzlich verarmt zurückkehrenden Auswanderer, welche den Mainzer Verein gerichtlich belangen wollen, da sie das versprochene Land, wofür sie dem Vereine Zahlungen gemacht, nicht erhalten haben und selbst depo- nirte Gelder nicht wieder erlangen konnten. So berichtet z. B die Kölner Zeitung aus Wesel. Auf dem Cap der guten Hoffnung wurden im August große Vorbereitungen getroffen, den Krieg mit den Kaffern aufs Nachdrücklichste fortzusetzen. Eine Compagnie berittener Scharf- schützen hat die Hauptstadt verlassen, um die Grenztruppen zu ver- stärken; ungeheuere Vorräthe Lebensmittel und Munition sind den verschiedenen Depots längs der Operationslinie zugeschickt worden. Der Gouverneur ist befehligt, den Krieg à tout prix ehrenvoll zu Ende zu führen. -- Der „South African Commercial Advertiser“ zählt die Vortheile auf, welche das Capland für Kolonisten biete; es sei im Verhältniß zur Bevölkerung eine Fülle fruchtbaren Bodens vorhanden, um eine zahlreiche, wenn nur fleißige und geschickte Einwanderung zu ernähren; Natal allein enthalte mehr als Millionen Acres anbaufähigen Landes; der Arbeiter finde leicht Beschäftigung, die gut bezahlt werde und kleine Capitalisten könnten ihre Gelder nirgends besser anlegen als hier. Am 16. dies. ist von Bremen die „Beta,“ Cpt. Georg Poppe, mit den von Hrn. J. Bergtheil beglückten Bewerbern um die von ihm offerirte freie Ueberfahrt nach Port Natal erpedirt worden. Ende September dieses Jahres reiste von Kairo eine aus 8 Europäern ( darunter 4 Deutsche ) bestehende Gesellschaft in das Jn- nere von Afrika ab, welche wohl die größte und vollständigste Expedition bildet, die jemals diese Reise unternommen hat. Der Zweck derselben ist theils ein rein wissenschaftlicher, theils ein religiöser; den letzteren verfolgen 5 katholische Priester, an deren Spitze Padre Ryllo oder Abunumansur, der bekannte Jesuit, vorher Director der Propaganda in Rom, steht; die staunenswerthe Geistesgegenwart und Selbstbeherrschung, welche er in seinem Leben voll Selbst = Entsagungen so oft bewies, und z. B. im letzten Krieg am Libanon durch seine hohe Religiosität und mit Verachtung irdischer Ehren bewährte, stellt ihn mit Recht an die Spitze dieser Mission. Ein anderes Glied der- selben ist der Bischof von Maurikaster, Mons. Cassolani, dessen Vicariat, das größte der Welt, vom Aequator bis zum mitelländischen, vom rothen bis zum atlantischen Ocean reicht. Die Erpedition will von Chartum, der Hauptstadt von Sennaar, oder richtiger von Beled Sudan aus, wie Mehemed Ali die Provinz nannte, auf dem Bahar el Abiad oder weißen Fluß bis zum 4° nördl. Br. -- also weiter als bisher die Europäer kamen -- vordringen und dort eine Missionsstation gründen. ( Wes. Z. ) Der Kolonialrath von Guyana hat sich für die Abschaffung der Sclaverei ausgesprochen, sich aber zugleich eine vorgängige und vollständige Entschädigung der Sclavenbesitzer vorbehalten. Jn den übrigen französischen Kolonieen, namentlich auf Bourbon halten die Pflanzer bis auf den heutigen Tag fest an der Hoffnung, die Sclaverei verewigt zu sehen. Auf Martinique wurde unlängst wieder ein Unmensch freigesprochen, der überführt war, seinem Sclaven ein Auge ausgeschlagen zu haben. Der Kolonialminister Lord Grey hat zu Gunsten der britischen Kolonieen in Westindien die Einwanderung freier Neger gestattet. Um die- selbe in Gang zu bringen, wurden einige 100 Kraumänner, denen es in Guiana und Trinidad gut gegangen war, in ihre Heimath zurückgeschickt und mit Wer- bung beauftragt. Die Einwanderung darf jedoch nicht von Privaten, sondern nur unter unmittelbarer Aufsicht der britischen Regierung geleitet, und zur Deckung der Ueberfahrtskosten den Einwanderern eine monatliche Taxe auferlegt werden. Mit dieser Zufuhr von Arbeitskräften hofft der Kolonialminister nicht nur den ostindischen Pflanzern wirksam zu helfen und dem Wohlstande der Kolonieen eine sichere Grundlage zu geben, sondern auch durch die Concurrenz der freien Arbeit am wirksamsten zur Ausrottung der Sclaverei, und durch die dereinst mit ihren Ersparnissen nach Afrika zurückkehrenden Neger zur Verbreitung der Civilisation im Jnnern jenes Erdtheils beizutragen. Jn den amerikanischen Sclavenstaaten wird diese wichtige Maßregel viel Geschrei verursachen.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 60. Rudolstadt, 22. November 1847, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer60_1847/7>, abgerufen am 21.11.2024.