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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 19. Bremen, 5. März 1852.

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Die Auswanderer=Zeitung
erscheint wöchentlich zweimal.
Abonnementspreis
vierteljährig:
in Bremen: 36 Gold,

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oder 1. 6 rh.

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Bestellungen für Auswärts
nehmen alle löbl. Buchhandlungen
und Postämter entgegen; für
Bremen: die Expedition
Pelzerstraste N ° 9.
Jnsertionsgebühr:
für den Raum einer dreimal
gespaltenen Petitzeile1 1 / 2 Sgr.

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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 19.     Bremen, 5. März    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt:

Deutsche Auswanderung nach Pern. - Deutsche Einwanderer auf den Plan-
tagen brasilianischer Gutsbesitzer. - Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) -
Bücherschau. - Schiffsnachrichten. - Anzeigen. - Briefkasten.



Deutsche Auswanderung nach Peru. * )
( An die Red. der "Deutsch. Ausw.=Ztg." eingesandt. )

    Lima, im December 1851.

Jn Bezug an die von Herrn J. A. Rodulfo in diesem Jahre in
Bremen publicirte Aufforderung "An deutsche Auswanderer" zur Ueber-
siedelung nach Peru, welche den Unterzeichneten, in Lima wohnhaften
Deutschen, erst in diesem Monate zu Händen gekommen ist, fühlen die-
selben sich bewogen, hiermit öffentlich zu erklären, daß nach ihrer Ueber-
zeugung Peru keineswegs im Allgemeinen den Auswanderern so große
Vorzüge, wie in jener Darstellung gepriesen, zur Ansiedelung gewährt,
und daß Alle, die nach jener blühenden Schilderung sich eine Vorstellung
von diesem Lande gemacht haben, bei ihrer Ankunft sich sehr getäuscht
finden werden, indem jene Aufforderung nur die Lichtseiten der hiesigen
Zustände zeigt, und die Schattenseiten unberührt läßt.

Dem fleißigen tüchtigen Handwerker, namentlich Tischlern, Zim-
merleuten, Maurern, Schneidern, Schmieden, Schustern u. A. eröffnet sich
freilich hier alle Aussicht eines reichlichen Verdienstes, auch würden in
mäßiger Anzahl Musiker, Gärtner, gute Köche und Bediente, wenn solche
etwas Spanisch verstehen, leicht ein besseres Unterkommen wie in der
Heimath finden, jedoch sind sie nicht nur anfänglich manchen Schwierig-
keiten und Entbehrungen ausgesetzt, sondern haben auch später, wenn sie
in Besitz von reichlicheren Mitteln gelangt sind, auf die meisten der
gewohnten Erholungen, Genüsse und sonstigen Annehmlichkeiten des Lebens
zu verzichten, welche ihnen in ihrer Heimath unter viel beschränkteren
Verhältnissen, überall in mannichfachem Maße geboten werden.

Der hiesige hohe Verdienst und Lohn kann gleichfalls nicht als Maß-
stab eines gleich hohen Reinerwerbs dienen, da alle Lebensbedürf-
nisse
hier ungleich kostspieliger als in Deutschland sind; manche
der dort gewöhnlichen billigen Consumationsartikel der armen Klassen, z. B.
Bier, Eier, Butter, Milch sind hier so theuer, und in einigen Theilen des
Landes selbst Brod, daß sie als Luxusartikel betrachtet werden müssen.


[Spaltenumbruch]

Das Klima auf der Küste ist für ein Tropenland sehr gemäßigt und
im Winter sehr milde, doch wirkt es entnervend auf den Körper ein
und läßt für Nordländer keine ausdauernde Feldarbeit, wie in Deutschland,
zu. Wenn auch die Sterblichkeit in einzelnen wenigen Distrikten des
Jnnern sehr klein sein mag, so ist solche im Allgemeinen nicht geringer,
als in Deutschland, und in Lima selbst entschieden größer. Der Ge-
sundheitszustand ist, auf dem ganzen Küstenstrich für den Landbauer durch
die hartnäckigen und für den Einwanderer unvermeidlichen kalten Fieber,
- " Tercianas " - und der häufig vorkommenden Ruhr - " Disenteria " -
nicht so günstig, wie das milde Klima erwarten läßt. Jm Jnnern des
Landes kommen diese Krankheiten vielleicht weniger vor, doch sind dort
die Einwanderer großen Entbehrungen in ärztlicher und anderen Hin-
sichten ausgesetzt.

Wenn auch Peru an Flächenraum Deutschland übertrifft, so kann sich
der Raum des kulturfähigen Bodens nicht im Entferntesten mit dem in
Deutschland vergleichen. Der Küstendistrikt Perus besteht aus einem
schmalen, manchmal nur wenige Meilen breiten dürren, wüsten Lan-
desstrich,
ohne Regen, von dem nicht der zehnte Theil kulturfähig ist,
da nur in den Theilen der Küste, wo kleine Flüsse das Land durch-
schneiden, sich fruchtbare Thäler finden, in welchen der Boden sich durch
außerordentliche Ergiebigkeit auszeichnet und der Ackerbau des Landes durch
Ableitung des Wassers in kleinen Canälen meilenweit an beiden Seiten
solcher Flüsse ausgebreitet wird. Doch ist das Anrecht auf diese Bewässe-
rung kein Gemeingut für alles Land, sondern ist im Laufe der Zeit
Eigenthum oder Gerechtsame verschiedener Landesbesitzer geworden, von
denen das nöthige Wasser zur [unleserliches Material - 11 Zeichen fehlen]Cultivation anderer Felder käuflich er-
standen werden muß und häufig gar nicht zu erlangen ist, wenn sie alles
Wasser für ihre eigenen Ländereien selbst bedürfen. So liegen in unmit-
telbarer Nähe Limas, im Flußthale des Rimac viele Felder gänzlich brach,
nicht aus Mangel an Arbeitern, sondern aus Mangel eines Anrechts auf
Bewässerung, ohne welches alles Land auf der Küste fast werthlos ist,
da der Thau und der Nebel allein ganz und gar nicht hinreichen, das
Land zu befruchten.

Das Jnnere des Landes ist im Klima sehr von der Küste verschie-
den. Man kann zwei Hauptketten der Andes unterscheiden, welche in
verschiedenen Verzweigungen das Land durchziehen. - Das zwischen
diesen beiden Hauptgebirgszügen liegende Land, - aus Thälern und Hoch-
ebenen bestehend, die keiner Bewässerung bedürfen, indem eine circa vier-
monatliche Regenzeit die Ergiebigkeit des Bodens sichert, - würde in
Betreff des Klima oder der Erzeugnisse, für deutsche Auswanderer am
geeignetsten sein und denselben, wenn ihnen Land zum Eigenthum
angewiesen oder sehr billig überlassen würde, eine sichere gute Existenz
gewähren. Ein anwachsender Wohlstand wird jedoch durch die Schwierig-
keit, den Ueberschuß der Produkte durch den Handel zu verwerthen, sehr
erschwert, indem der mühselige, kostspielige Transport nach der
[Ende Spaltensatz]

* ) Der nachfolgende Aufsatz, von allen angesehenen theilweise schon lange
Zeit in Lima etablirten deutschen Kaufleuten unterzeichnet, ist um so anerkennens-
werther und sein Jnhalt um so zuverlässiger, als das persönliche und kaufmän-
nische Jnteresse dieser Herrn mit ihrem, hier den auswanderungslustigen Landsleuten
ertheilten Rathe schlecht harmonirt. Den dort ansässigen Deutschen könnte eine
Vermehrung des deutschen Elements nur erwünscht sein und ihr Handelsverkehr
durch Vermittelung der deutschen Einwanderung nur gewinnen. Bereits früher
hatte in Nr. 7 und 8 das "Bremer Handelsblatt" eine ausführliche Warnung
gegen die Auswanderung nach Peru mit besonderer Betonung des ungesunden
Klimas der Stadt Lima erlassen; hier finden sich neben manchen neuen die dort
vorgebrachten Motive im Wesentlichen wieder.     D. Red.
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Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Deutsche Auswanderung nach Pern. – Deutsche Einwanderer auf den Plan-
tagen brasilianischer Gutsbesitzer. – Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) –
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Deutsche Auswanderung nach Peru. * )
( An die Red. der „Deutsch. Ausw.=Ztg.“ eingesandt. )

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Bremen publicirte Aufforderung „An deutsche Auswanderer“ zur Ueber-
siedelung nach Peru, welche den Unterzeichneten, in Lima wohnhaften
Deutschen, erst in diesem Monate zu Händen gekommen ist, fühlen die-
selben sich bewogen, hiermit öffentlich zu erklären, daß nach ihrer Ueber-
zeugung Peru keineswegs im Allgemeinen den Auswanderern so große
Vorzüge, wie in jener Darstellung gepriesen, zur Ansiedelung gewährt,
und daß Alle, die nach jener blühenden Schilderung sich eine Vorstellung
von diesem Lande gemacht haben, bei ihrer Ankunft sich sehr getäuscht
finden werden, indem jene Aufforderung nur die Lichtseiten der hiesigen
Zustände zeigt, und die Schattenseiten unberührt läßt.

Dem fleißigen tüchtigen Handwerker, namentlich Tischlern, Zim-
merleuten, Maurern, Schneidern, Schmieden, Schustern u. A. eröffnet sich
freilich hier alle Aussicht eines reichlichen Verdienstes, auch würden in
mäßiger Anzahl Musiker, Gärtner, gute Köche und Bediente, wenn solche
etwas Spanisch verstehen, leicht ein besseres Unterkommen wie in der
Heimath finden, jedoch sind sie nicht nur anfänglich manchen Schwierig-
keiten und Entbehrungen ausgesetzt, sondern haben auch später, wenn sie
in Besitz von reichlicheren Mitteln gelangt sind, auf die meisten der
gewohnten Erholungen, Genüsse und sonstigen Annehmlichkeiten des Lebens
zu verzichten, welche ihnen in ihrer Heimath unter viel beschränkteren
Verhältnissen, überall in mannichfachem Maße geboten werden.

Der hiesige hohe Verdienst und Lohn kann gleichfalls nicht als Maß-
stab eines gleich hohen Reinerwerbs dienen, da alle Lebensbedürf-
nisse
hier ungleich kostspieliger als in Deutschland sind; manche
der dort gewöhnlichen billigen Consumationsartikel der armen Klassen, z. B.
Bier, Eier, Butter, Milch sind hier so theuer, und in einigen Theilen des
Landes selbst Brod, daß sie als Luxusartikel betrachtet werden müssen.


[Spaltenumbruch]

Das Klima auf der Küste ist für ein Tropenland sehr gemäßigt und
im Winter sehr milde, doch wirkt es entnervend auf den Körper ein
und läßt für Nordländer keine ausdauernde Feldarbeit, wie in Deutschland,
zu. Wenn auch die Sterblichkeit in einzelnen wenigen Distrikten des
Jnnern sehr klein sein mag, so ist solche im Allgemeinen nicht geringer,
als in Deutschland, und in Lima selbst entschieden größer. Der Ge-
sundheitszustand ist, auf dem ganzen Küstenstrich für den Landbauer durch
die hartnäckigen und für den Einwanderer unvermeidlichen kalten Fieber,
– „ Tercianas “ – und der häufig vorkommenden Ruhr – „ Disenteria “ –
nicht so günstig, wie das milde Klima erwarten läßt. Jm Jnnern des
Landes kommen diese Krankheiten vielleicht weniger vor, doch sind dort
die Einwanderer großen Entbehrungen in ärztlicher und anderen Hin-
sichten ausgesetzt.

Wenn auch Peru an Flächenraum Deutschland übertrifft, so kann sich
der Raum des kulturfähigen Bodens nicht im Entferntesten mit dem in
Deutschland vergleichen. Der Küstendistrikt Perus besteht aus einem
schmalen, manchmal nur wenige Meilen breiten dürren, wüsten Lan-
desstrich,
ohne Regen, von dem nicht der zehnte Theil kulturfähig ist,
da nur in den Theilen der Küste, wo kleine Flüsse das Land durch-
schneiden, sich fruchtbare Thäler finden, in welchen der Boden sich durch
außerordentliche Ergiebigkeit auszeichnet und der Ackerbau des Landes durch
Ableitung des Wassers in kleinen Canälen meilenweit an beiden Seiten
solcher Flüsse ausgebreitet wird. Doch ist das Anrecht auf diese Bewässe-
rung kein Gemeingut für alles Land, sondern ist im Laufe der Zeit
Eigenthum oder Gerechtsame verschiedener Landesbesitzer geworden, von
denen das nöthige Wasser zur [unleserliches Material – 11 Zeichen fehlen]Cultivation anderer Felder käuflich er-
standen werden muß und häufig gar nicht zu erlangen ist, wenn sie alles
Wasser für ihre eigenen Ländereien selbst bedürfen. So liegen in unmit-
telbarer Nähe Limas, im Flußthale des Rimac viele Felder gänzlich brach,
nicht aus Mangel an Arbeitern, sondern aus Mangel eines Anrechts auf
Bewässerung, ohne welches alles Land auf der Küste fast werthlos ist,
da der Thau und der Nebel allein ganz und gar nicht hinreichen, das
Land zu befruchten.

Das Jnnere des Landes ist im Klima sehr von der Küste verschie-
den. Man kann zwei Hauptketten der Andes unterscheiden, welche in
verschiedenen Verzweigungen das Land durchziehen. – Das zwischen
diesen beiden Hauptgebirgszügen liegende Land, – aus Thälern und Hoch-
ebenen bestehend, die keiner Bewässerung bedürfen, indem eine circa vier-
monatliche Regenzeit die Ergiebigkeit des Bodens sichert, – würde in
Betreff des Klima oder der Erzeugnisse, für deutsche Auswanderer am
geeignetsten sein und denselben, wenn ihnen Land zum Eigenthum
angewiesen oder sehr billig überlassen würde, eine sichere gute Existenz
gewähren. Ein anwachsender Wohlstand wird jedoch durch die Schwierig-
keit, den Ueberschuß der Produkte durch den Handel zu verwerthen, sehr
erschwert, indem der mühselige, kostspielige Transport nach der
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* ) Der nachfolgende Aufsatz, von allen angesehenen theilweise schon lange
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werther und sein Jnhalt um so zuverlässiger, als das persönliche und kaufmän-
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ertheilten Rathe schlecht harmonirt. Den dort ansässigen Deutschen könnte eine
Vermehrung des deutschen Elements nur erwünscht sein und ihr Handelsverkehr
durch Vermittelung der deutschen Einwanderung nur gewinnen. Bereits früher
hatte in Nr. 7 und 8 das „Bremer Handelsblatt“ eine ausführliche Warnung
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[[73]/0001] Die Auswanderer=Zeitung erscheint wöchentlich zweimal. Abonnementspreis vierteljährig: in Bremen: 36 Gold, außerhalb „18 3 / 4 Sgr. oder 1. 6 rh. [Abbildung] Bestellungen für Auswärts nehmen alle löbl. Buchhandlungen und Postämter entgegen; für Bremen: die Expedition Pelzerstraste N ° 9. Jnsertionsgebühr: für den Raum einer dreimal gespaltenen Petitzeile1 1 / 2 Sgr. Deutsche Auswanderer=Zeitung. Nro 19. Bremen, 5. März 1852. ☞ Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der „deutschen Gesellschaften“ anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt. Jnhalt: Deutsche Auswanderung nach Pern. – Deutsche Einwanderer auf den Plan- tagen brasilianischer Gutsbesitzer. – Reise auf dem St. Juanflusse. ( Forts. ) – Bücherschau. – Schiffsnachrichten. – Anzeigen. – Briefkasten. Deutsche Auswanderung nach Peru. * ) ( An die Red. der „Deutsch. Ausw.=Ztg.“ eingesandt. ) Lima, im December 1851. Jn Bezug an die von Herrn J. A. Rodulfo in diesem Jahre in Bremen publicirte Aufforderung „An deutsche Auswanderer“ zur Ueber- siedelung nach Peru, welche den Unterzeichneten, in Lima wohnhaften Deutschen, erst in diesem Monate zu Händen gekommen ist, fühlen die- selben sich bewogen, hiermit öffentlich zu erklären, daß nach ihrer Ueber- zeugung Peru keineswegs im Allgemeinen den Auswanderern so große Vorzüge, wie in jener Darstellung gepriesen, zur Ansiedelung gewährt, und daß Alle, die nach jener blühenden Schilderung sich eine Vorstellung von diesem Lande gemacht haben, bei ihrer Ankunft sich sehr getäuscht finden werden, indem jene Aufforderung nur die Lichtseiten der hiesigen Zustände zeigt, und die Schattenseiten unberührt läßt. Dem fleißigen tüchtigen Handwerker, namentlich Tischlern, Zim- merleuten, Maurern, Schneidern, Schmieden, Schustern u. A. eröffnet sich freilich hier alle Aussicht eines reichlichen Verdienstes, auch würden in mäßiger Anzahl Musiker, Gärtner, gute Köche und Bediente, wenn solche etwas Spanisch verstehen, leicht ein besseres Unterkommen wie in der Heimath finden, jedoch sind sie nicht nur anfänglich manchen Schwierig- keiten und Entbehrungen ausgesetzt, sondern haben auch später, wenn sie in Besitz von reichlicheren Mitteln gelangt sind, auf die meisten der gewohnten Erholungen, Genüsse und sonstigen Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten, welche ihnen in ihrer Heimath unter viel beschränkteren Verhältnissen, überall in mannichfachem Maße geboten werden. Der hiesige hohe Verdienst und Lohn kann gleichfalls nicht als Maß- stab eines gleich hohen Reinerwerbs dienen, da alle Lebensbedürf- nisse hier ungleich kostspieliger als in Deutschland sind; manche der dort gewöhnlichen billigen Consumationsartikel der armen Klassen, z. B. Bier, Eier, Butter, Milch sind hier so theuer, und in einigen Theilen des Landes selbst Brod, daß sie als Luxusartikel betrachtet werden müssen. Das Klima auf der Küste ist für ein Tropenland sehr gemäßigt und im Winter sehr milde, doch wirkt es entnervend auf den Körper ein und läßt für Nordländer keine ausdauernde Feldarbeit, wie in Deutschland, zu. Wenn auch die Sterblichkeit in einzelnen wenigen Distrikten des Jnnern sehr klein sein mag, so ist solche im Allgemeinen nicht geringer, als in Deutschland, und in Lima selbst entschieden größer. Der Ge- sundheitszustand ist, auf dem ganzen Küstenstrich für den Landbauer durch die hartnäckigen und für den Einwanderer unvermeidlichen kalten Fieber, – „ Tercianas “ – und der häufig vorkommenden Ruhr – „ Disenteria “ – nicht so günstig, wie das milde Klima erwarten läßt. Jm Jnnern des Landes kommen diese Krankheiten vielleicht weniger vor, doch sind dort die Einwanderer großen Entbehrungen in ärztlicher und anderen Hin- sichten ausgesetzt. Wenn auch Peru an Flächenraum Deutschland übertrifft, so kann sich der Raum des kulturfähigen Bodens nicht im Entferntesten mit dem in Deutschland vergleichen. Der Küstendistrikt Perus besteht aus einem schmalen, manchmal nur wenige Meilen breiten dürren, wüsten Lan- desstrich, ohne Regen, von dem nicht der zehnte Theil kulturfähig ist, da nur in den Theilen der Küste, wo kleine Flüsse das Land durch- schneiden, sich fruchtbare Thäler finden, in welchen der Boden sich durch außerordentliche Ergiebigkeit auszeichnet und der Ackerbau des Landes durch Ableitung des Wassers in kleinen Canälen meilenweit an beiden Seiten solcher Flüsse ausgebreitet wird. Doch ist das Anrecht auf diese Bewässe- rung kein Gemeingut für alles Land, sondern ist im Laufe der Zeit Eigenthum oder Gerechtsame verschiedener Landesbesitzer geworden, von denen das nöthige Wasser zur ___________Cultivation anderer Felder käuflich er- standen werden muß und häufig gar nicht zu erlangen ist, wenn sie alles Wasser für ihre eigenen Ländereien selbst bedürfen. So liegen in unmit- telbarer Nähe Limas, im Flußthale des Rimac viele Felder gänzlich brach, nicht aus Mangel an Arbeitern, sondern aus Mangel eines Anrechts auf Bewässerung, ohne welches alles Land auf der Küste fast werthlos ist, da der Thau und der Nebel allein ganz und gar nicht hinreichen, das Land zu befruchten. Das Jnnere des Landes ist im Klima sehr von der Küste verschie- den. Man kann zwei Hauptketten der Andes unterscheiden, welche in verschiedenen Verzweigungen das Land durchziehen. – Das zwischen diesen beiden Hauptgebirgszügen liegende Land, – aus Thälern und Hoch- ebenen bestehend, die keiner Bewässerung bedürfen, indem eine circa vier- monatliche Regenzeit die Ergiebigkeit des Bodens sichert, – würde in Betreff des Klima oder der Erzeugnisse, für deutsche Auswanderer am geeignetsten sein und denselben, wenn ihnen Land zum Eigenthum angewiesen oder sehr billig überlassen würde, eine sichere gute Existenz gewähren. Ein anwachsender Wohlstand wird jedoch durch die Schwierig- keit, den Ueberschuß der Produkte durch den Handel zu verwerthen, sehr erschwert, indem der mühselige, kostspielige Transport nach der * ) Der nachfolgende Aufsatz, von allen angesehenen theilweise schon lange Zeit in Lima etablirten deutschen Kaufleuten unterzeichnet, ist um so anerkennens- werther und sein Jnhalt um so zuverlässiger, als das persönliche und kaufmän- nische Jnteresse dieser Herrn mit ihrem, hier den auswanderungslustigen Landsleuten ertheilten Rathe schlecht harmonirt. Den dort ansässigen Deutschen könnte eine Vermehrung des deutschen Elements nur erwünscht sein und ihr Handelsverkehr durch Vermittelung der deutschen Einwanderung nur gewinnen. Bereits früher hatte in Nr. 7 und 8 das „Bremer Handelsblatt“ eine ausführliche Warnung gegen die Auswanderung nach Peru mit besonderer Betonung des ungesunden Klimas der Stadt Lima erlassen; hier finden sich neben manchen neuen die dort vorgebrachten Motive im Wesentlichen wieder. D. Red.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 19. Bremen, 5. März 1852, S. [73]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung019_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.