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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 25. Bremen, 26. März 1852.

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Die Auswanderer=Zeitung
erscheint wöchentlich zweimal.
Abonnementspreis
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in Bremen: 36 Gold,

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oder 1. 6 rh.

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Bestellungen für Auswärts
nehmen alle löbl. Buchhandlungen
und Postämter entgegen; für
Bremen: die Expedition
Pelzerstraste N ° 9.
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Deutsche Auswanderer=Zeitung.


Nro 25.     Bremen, 26. März    1852.

Allen nach Newyork, Neworleans, Baltimore, Philadelphia und St. Louis Auswandernden wird der unentgeldlich
ertheilte zuverlässige Rath der Agenten der "deutschen Gesellschaften" anempfohlen; dagegen wird vor Privatagenten dringend gewarnt.



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Jnhalt:

Deutsche Ansiedlung in Centro=Amerika. - Ein in St. Louis spurlos ver-
schwundener Deutscher. - Ein entdecktes Schwindelinstitut in Newyork. -
Bodenproduction der Vereinigten Staaten. - Briefauszüge: Philadelphia. Rio
de Janeiro. - Einwanderung in Newyork. - Zeitungsschau. - Vermischtes. -
Schiffsnachrichten. - Anzeigen.



Deutsche Ansiedlung in Centro-Amerika.

    Aus Mexico, im Oktober 1851.

Jn mehr als einer Hinsicht gewinnen die bis vor knrzem so wenig
gekannten, so wenig beachteten Landstrecken, die sich unter dem Namen
Centro=Amerika als bald breitere bald schmälere Landzunge zwischen
Mexico im Norden und Neugranada im Süden hinstrecken, eine höhere
Bedeutung für Europa und für Deutschland. Da Schreiber dieses vor
längeren Jahren seinen dauernden Aufenthalt in Nicaragua, einer
der fünf Republiken des vormaligen Föderativstaates von Centro=Amerika,
hatte, so glaubt er manchem Landsmanne einen nützlichen Dienst zu er-
weisen, wenn er gegenwärtig seine Kenntnisse von jenem Lande in Bezug
auf die Frage mittheilt, ob eine deutsche Ansiedlung dort rathsam
und gewinnversprechend sei. Daß er schon längere Jahre dieses von der
Natur so üppig ausgestattete Land nicht mehr besucht, daß er ( Dank der
mexicanischen Politik ) durch die gänzliche Abgeschlossenheit, in welcher er
seitdem von dem südlichen Nachbarlande lebte, nicht im Stande war, die
Schlag auf Schlag dort sich überstürzenden Revolutionen und politischen
Veränderungen zu verfolgen, das hindert ihn natürlich nicht, diejenigen
Verhältnisse dieser Besprechung zu Grunde zu legen, welche der Lauf der
Zeit so rasch nicht ändern kann. Diese sind aber die Beschaffenheit
des Landes und seiner Bewohner.
Aus nahe liegenden Gründen
ist der Staat Nicaragua hauptsächlich in's Auge zu fassen.

Dieser Staat, unter dem 9. Grad nördlicher Breite gelegen, umfaßt,
wenn man das s. g. Königreich Mosquitia ausschließt, mit Einrechnung
der Oberfläche der großen Binnenseen, einen Raum von 2600 Quadrat-
Leguas ( oder 23,400 # Meilen ) und zählt gegenwärtig eine Bevölkerung
von etwa 300,000 Seelen, die sich aber nicht, wie z. B. in der Nachbarrepublik
Guatemala, über den größten Theil des Landes und namentlich über die
gesunden Hochebenen der gebirgigen Mitte mit gemäßigtem Klima aus-
breitet, sondern mit geringen Ausnahmen auf einem schmalen Küstenstriche
in wenigen größeren Städten und einigen kleineren Ortschaften zwischen
dem Nicaragua= und Managuasee einerseits und dem stillen Ocean anderer-
seits concentrirt. Der ganze Strich zwischen Granada und dem Hafen
Realejo erhebt sich nur zu unbedeutender Höhe und gehört ebenso wie
das Flußgebiet des St. Juanstromes durchaus zur terra caliente
( heißem Landstrich ) . Die Jahreszeiten werden eingetheilt in die trockene
( sec as ) und in die Regenzeit ( las aguas ) . Während der trockenen Zeit
vom November bis Mai ist die Dürre, namentlich an den Küsten des
stillen Meers, sehr lästig; während der aguas aber giebt es Regengüsse,
[Spaltenumbruch] wie man sie nur in den Tropenländern kennt, oft von heftigen Gewittern
begleitet. Nach den ersten Regengüssen entfaltet die Tropennatur ihre
ganze Pracht; die montes virgines mit ihren Schlingpflanzen und Orchi-
deen strotzen in wilder unbeschreiblicher Schönheit, und wohl manche kost-
bare Tochter Floras wuchert noch unbekannt in der undurchdrungenen
Wildniß. Die wenigen urbar gemachten Felder geben einen Begriff von
der unendlichen Ergiebigkeit des Bodens, und wohl kein Land der Erde
bietet dem Pflanzer ein dankbareres Feld für den Anbau von Jndigo,
Caffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Taback, Reis, Cacao und sonstigen Tro-
penerzeugnissen dar. Das Zuckerrohr gedeihet besser, als in Louisiana und
selbst Cuba, und der Cacao von Nicaragua wurde von den Spaniern dem
von Soconusco gleichgestellt.

Neben allen diesen Vortheilen des tropischen Klimas finden wir aber
auch alle seine Unannehmlichkeiten, Widerwärtigkeiten und Gefahren. Da
fehlen nicht die Moskitos in ihren verschiedenen Gattungen, die Fliegen,
Ameisen, Spinnen und wie all das Ungeziefer heißen mag, welches dem
Menschen ebenso lästig, wie den Feldfrüchten schädlich ist. Der größte
Uebelstand aber ist das Clima selbst. Die heftigen Regengüsse, die oft
ganze Strecken für längere Zeit unter Wasser setzen, sowie die Erdaus-
dünstungen, erzeugt durch den Brand der Sonnenhitze auf feuchtem Boden,
verursachen häufige und hartnäckige Wechselfieber, die ich selbst aus Erfah-
rung nur zu gut kennen gelernt habe. Zwar soll das Jnnere des Landes
und namentlich der Distrikt Segovia gesunder und den Fiebern weniger
ausgesetzt sein, als die Küsten; aber dennoch wird der Deutsche auch dort
dem Klima seinen Tribut zahlen müssen, wenn er unter den Strahlen der
senkrecht niederschießenden Sonne überall zum Feldbau tauglich ist. Die
ungewohnte Lebensart, der Genuß der Südfrüchte, das mitunter schlechte
Wasser, die geringste Unmäßigkeit irgend einer Art, werden ihn sehr leicht
und im Anfange gewiß zum Fiebercandidaten machen, da ja selbst Einge-
borene Jahrelang am kalten Fieber ( calenturas ) laboriren und Unzen von
Chinin verschlucken müssen, um es los zu werden. Wenn aber schon der
bemittelte Mann, der seine Gesundheit pflegen und schonen kann, vom
Klima leidet, was steht dann für den armen Landbauer zu erwarten,
der in der Sonnenhitze und im Schweiße seines Angesichts sein Brod
verdienen soll? Der Einwand, daß die Fieber meistens nur an der Küste
herrschen, kann immerhin statuirt werden; aber eine Ansiedlung ohne
Berührung der Küste, sei es am stillen, sei es am atlantischen Meere,
oder des St. Juanflusses ist der sehr beschwerlichen Communikation halber
nicht wohl ausführbar.

Die Eingeborenen von Nicaragua sind eine Mischung des verschieden-
sten Blutes, des uramerikanischen, des afrikanischen und des europäischen.
Die Anzahl von Weißen reincastilianischer Race ist ebenso, wie in Mexico,
nur gering. Sie stehen gewiß von allen spanischen Abkömmlingen in
Amerika auf der niedrigsten Stufe der Bildung und werden durch die
immerwährenden politischen Reibungen seit ihrer Unabhängigkeit mehr
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schwundener Deutscher. – Ein entdecktes Schwindelinstitut in Newyork. –
Bodenproduction der Vereinigten Staaten. – Briefauszüge: Philadelphia. Rio
de Janeiro. – Einwanderung in Newyork. – Zeitungsschau. – Vermischtes. –
Schiffsnachrichten. – Anzeigen.



Deutsche Ansiedlung in Centro-Amerika.

    Aus Mexico, im Oktober 1851.

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gekannten, so wenig beachteten Landstrecken, die sich unter dem Namen
Centro=Amerika als bald breitere bald schmälere Landzunge zwischen
Mexico im Norden und Neugranada im Süden hinstrecken, eine höhere
Bedeutung für Europa und für Deutschland. Da Schreiber dieses vor
längeren Jahren seinen dauernden Aufenthalt in Nicaragua, einer
der fünf Republiken des vormaligen Föderativstaates von Centro=Amerika,
hatte, so glaubt er manchem Landsmanne einen nützlichen Dienst zu er-
weisen, wenn er gegenwärtig seine Kenntnisse von jenem Lande in Bezug
auf die Frage mittheilt, ob eine deutsche Ansiedlung dort rathsam
und gewinnversprechend sei. Daß er schon längere Jahre dieses von der
Natur so üppig ausgestattete Land nicht mehr besucht, daß er ( Dank der
mexicanischen Politik ) durch die gänzliche Abgeschlossenheit, in welcher er
seitdem von dem südlichen Nachbarlande lebte, nicht im Stande war, die
Schlag auf Schlag dort sich überstürzenden Revolutionen und politischen
Veränderungen zu verfolgen, das hindert ihn natürlich nicht, diejenigen
Verhältnisse dieser Besprechung zu Grunde zu legen, welche der Lauf der
Zeit so rasch nicht ändern kann. Diese sind aber die Beschaffenheit
des Landes und seiner Bewohner.
Aus nahe liegenden Gründen
ist der Staat Nicaragua hauptsächlich in's Auge zu fassen.

Dieser Staat, unter dem 9. Grad nördlicher Breite gelegen, umfaßt,
wenn man das s. g. Königreich Mosquitia ausschließt, mit Einrechnung
der Oberfläche der großen Binnenseen, einen Raum von 2600 Quadrat-
Leguas ( oder 23,400 □ Meilen ) und zählt gegenwärtig eine Bevölkerung
von etwa 300,000 Seelen, die sich aber nicht, wie z. B. in der Nachbarrepublik
Guatemala, über den größten Theil des Landes und namentlich über die
gesunden Hochebenen der gebirgigen Mitte mit gemäßigtem Klima aus-
breitet, sondern mit geringen Ausnahmen auf einem schmalen Küstenstriche
in wenigen größeren Städten und einigen kleineren Ortschaften zwischen
dem Nicaragua= und Managuasee einerseits und dem stillen Ocean anderer-
seits concentrirt. Der ganze Strich zwischen Granada und dem Hafen
Realejo erhebt sich nur zu unbedeutender Höhe und gehört ebenso wie
das Flußgebiet des St. Juanstromes durchaus zur terra caliente
( heißem Landstrich ) . Die Jahreszeiten werden eingetheilt in die trockene
( sec as ) und in die Regenzeit ( las aguas ) . Während der trockenen Zeit
vom November bis Mai ist die Dürre, namentlich an den Küsten des
stillen Meers, sehr lästig; während der aguas aber giebt es Regengüsse,
[Spaltenumbruch] wie man sie nur in den Tropenländern kennt, oft von heftigen Gewittern
begleitet. Nach den ersten Regengüssen entfaltet die Tropennatur ihre
ganze Pracht; die montes virgines mit ihren Schlingpflanzen und Orchi-
deen strotzen in wilder unbeschreiblicher Schönheit, und wohl manche kost-
bare Tochter Floras wuchert noch unbekannt in der undurchdrungenen
Wildniß. Die wenigen urbar gemachten Felder geben einen Begriff von
der unendlichen Ergiebigkeit des Bodens, und wohl kein Land der Erde
bietet dem Pflanzer ein dankbareres Feld für den Anbau von Jndigo,
Caffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Taback, Reis, Cacao und sonstigen Tro-
penerzeugnissen dar. Das Zuckerrohr gedeihet besser, als in Louisiana und
selbst Cuba, und der Cacao von Nicaragua wurde von den Spaniern dem
von Soconusco gleichgestellt.

Neben allen diesen Vortheilen des tropischen Klimas finden wir aber
auch alle seine Unannehmlichkeiten, Widerwärtigkeiten und Gefahren. Da
fehlen nicht die Moskitos in ihren verschiedenen Gattungen, die Fliegen,
Ameisen, Spinnen und wie all das Ungeziefer heißen mag, welches dem
Menschen ebenso lästig, wie den Feldfrüchten schädlich ist. Der größte
Uebelstand aber ist das Clima selbst. Die heftigen Regengüsse, die oft
ganze Strecken für längere Zeit unter Wasser setzen, sowie die Erdaus-
dünstungen, erzeugt durch den Brand der Sonnenhitze auf feuchtem Boden,
verursachen häufige und hartnäckige Wechselfieber, die ich selbst aus Erfah-
rung nur zu gut kennen gelernt habe. Zwar soll das Jnnere des Landes
und namentlich der Distrikt Segovia gesunder und den Fiebern weniger
ausgesetzt sein, als die Küsten; aber dennoch wird der Deutsche auch dort
dem Klima seinen Tribut zahlen müssen, wenn er unter den Strahlen der
senkrecht niederschießenden Sonne überall zum Feldbau tauglich ist. Die
ungewohnte Lebensart, der Genuß der Südfrüchte, das mitunter schlechte
Wasser, die geringste Unmäßigkeit irgend einer Art, werden ihn sehr leicht
und im Anfange gewiß zum Fiebercandidaten machen, da ja selbst Einge-
borene Jahrelang am kalten Fieber ( calenturas ) laboriren und Unzen von
Chinin verschlucken müssen, um es los zu werden. Wenn aber schon der
bemittelte Mann, der seine Gesundheit pflegen und schonen kann, vom
Klima leidet, was steht dann für den armen Landbauer zu erwarten,
der in der Sonnenhitze und im Schweiße seines Angesichts sein Brod
verdienen soll? Der Einwand, daß die Fieber meistens nur an der Küste
herrschen, kann immerhin statuirt werden; aber eine Ansiedlung ohne
Berührung der Küste, sei es am stillen, sei es am atlantischen Meere,
oder des St. Juanflusses ist der sehr beschwerlichen Communikation halber
nicht wohl ausführbar.

Die Eingeborenen von Nicaragua sind eine Mischung des verschieden-
sten Blutes, des uramerikanischen, des afrikanischen und des europäischen.
Die Anzahl von Weißen reincastilianischer Raçe ist ebenso, wie in Mexico,
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Rio de Janeiro. – Einwanderung in Newyork. – Zeitungsschau. – Vermischtes. – Schiffsnachrichten. – Anzeigen. Deutsche Ansiedlung in Centro-Amerika. Aus Mexico, im Oktober 1851. Jn mehr als einer Hinsicht gewinnen die bis vor knrzem so wenig gekannten, so wenig beachteten Landstrecken, die sich unter dem Namen Centro=Amerika als bald breitere bald schmälere Landzunge zwischen Mexico im Norden und Neugranada im Süden hinstrecken, eine höhere Bedeutung für Europa und für Deutschland. Da Schreiber dieses vor längeren Jahren seinen dauernden Aufenthalt in Nicaragua, einer der fünf Republiken des vormaligen Föderativstaates von Centro=Amerika, hatte, so glaubt er manchem Landsmanne einen nützlichen Dienst zu er- weisen, wenn er gegenwärtig seine Kenntnisse von jenem Lande in Bezug auf die Frage mittheilt, ob eine deutsche Ansiedlung dort rathsam und gewinnversprechend sei. Daß er schon längere Jahre dieses von der Natur so üppig ausgestattete Land nicht mehr besucht, daß er ( Dank der mexicanischen Politik ) durch die gänzliche Abgeschlossenheit, in welcher er seitdem von dem südlichen Nachbarlande lebte, nicht im Stande war, die Schlag auf Schlag dort sich überstürzenden Revolutionen und politischen Veränderungen zu verfolgen, das hindert ihn natürlich nicht, diejenigen Verhältnisse dieser Besprechung zu Grunde zu legen, welche der Lauf der Zeit so rasch nicht ändern kann. Diese sind aber die Beschaffenheit des Landes und seiner Bewohner. Aus nahe liegenden Gründen ist der Staat Nicaragua hauptsächlich in's Auge zu fassen. Dieser Staat, unter dem 9. Grad nördlicher Breite gelegen, umfaßt, wenn man das s. g. Königreich Mosquitia ausschließt, mit Einrechnung der Oberfläche der großen Binnenseen, einen Raum von 2600 Quadrat- Leguas ( oder 23,400 □ Meilen ) und zählt gegenwärtig eine Bevölkerung von etwa 300,000 Seelen, die sich aber nicht, wie z. B. in der Nachbarrepublik Guatemala, über den größten Theil des Landes und namentlich über die gesunden Hochebenen der gebirgigen Mitte mit gemäßigtem Klima aus- breitet, sondern mit geringen Ausnahmen auf einem schmalen Küstenstriche in wenigen größeren Städten und einigen kleineren Ortschaften zwischen dem Nicaragua= und Managuasee einerseits und dem stillen Ocean anderer- seits concentrirt. Der ganze Strich zwischen Granada und dem Hafen Realejo erhebt sich nur zu unbedeutender Höhe und gehört ebenso wie das Flußgebiet des St. Juanstromes durchaus zur terra caliente ( heißem Landstrich ) . Die Jahreszeiten werden eingetheilt in die trockene ( sec as ) und in die Regenzeit ( las aguas ) . Während der trockenen Zeit vom November bis Mai ist die Dürre, namentlich an den Küsten des stillen Meers, sehr lästig; während der aguas aber giebt es Regengüsse, wie man sie nur in den Tropenländern kennt, oft von heftigen Gewittern begleitet. Nach den ersten Regengüssen entfaltet die Tropennatur ihre ganze Pracht; die montes virgines mit ihren Schlingpflanzen und Orchi- deen strotzen in wilder unbeschreiblicher Schönheit, und wohl manche kost- bare Tochter Floras wuchert noch unbekannt in der undurchdrungenen Wildniß. Die wenigen urbar gemachten Felder geben einen Begriff von der unendlichen Ergiebigkeit des Bodens, und wohl kein Land der Erde bietet dem Pflanzer ein dankbareres Feld für den Anbau von Jndigo, Caffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Taback, Reis, Cacao und sonstigen Tro- penerzeugnissen dar. Das Zuckerrohr gedeihet besser, als in Louisiana und selbst Cuba, und der Cacao von Nicaragua wurde von den Spaniern dem von Soconusco gleichgestellt. Neben allen diesen Vortheilen des tropischen Klimas finden wir aber auch alle seine Unannehmlichkeiten, Widerwärtigkeiten und Gefahren. Da fehlen nicht die Moskitos in ihren verschiedenen Gattungen, die Fliegen, Ameisen, Spinnen und wie all das Ungeziefer heißen mag, welches dem Menschen ebenso lästig, wie den Feldfrüchten schädlich ist. Der größte Uebelstand aber ist das Clima selbst. Die heftigen Regengüsse, die oft ganze Strecken für längere Zeit unter Wasser setzen, sowie die Erdaus- dünstungen, erzeugt durch den Brand der Sonnenhitze auf feuchtem Boden, verursachen häufige und hartnäckige Wechselfieber, die ich selbst aus Erfah- rung nur zu gut kennen gelernt habe. Zwar soll das Jnnere des Landes und namentlich der Distrikt Segovia gesunder und den Fiebern weniger ausgesetzt sein, als die Küsten; aber dennoch wird der Deutsche auch dort dem Klima seinen Tribut zahlen müssen, wenn er unter den Strahlen der senkrecht niederschießenden Sonne überall zum Feldbau tauglich ist. Die ungewohnte Lebensart, der Genuß der Südfrüchte, das mitunter schlechte Wasser, die geringste Unmäßigkeit irgend einer Art, werden ihn sehr leicht und im Anfange gewiß zum Fiebercandidaten machen, da ja selbst Einge- borene Jahrelang am kalten Fieber ( calenturas ) laboriren und Unzen von Chinin verschlucken müssen, um es los zu werden. Wenn aber schon der bemittelte Mann, der seine Gesundheit pflegen und schonen kann, vom Klima leidet, was steht dann für den armen Landbauer zu erwarten, der in der Sonnenhitze und im Schweiße seines Angesichts sein Brod verdienen soll? Der Einwand, daß die Fieber meistens nur an der Küste herrschen, kann immerhin statuirt werden; aber eine Ansiedlung ohne Berührung der Küste, sei es am stillen, sei es am atlantischen Meere, oder des St. Juanflusses ist der sehr beschwerlichen Communikation halber nicht wohl ausführbar. Die Eingeborenen von Nicaragua sind eine Mischung des verschieden- sten Blutes, des uramerikanischen, des afrikanischen und des europäischen. Die Anzahl von Weißen reincastilianischer Raçe ist ebenso, wie in Mexico, nur gering. Sie stehen gewiß von allen spanischen Abkömmlingen in Amerika auf der niedrigsten Stufe der Bildung und werden durch die immerwährenden politischen Reibungen seit ihrer Unabhängigkeit mehr

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 25. Bremen, 26. März 1852, S. [97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung025_1852/1>, abgerufen am 21.11.2024.