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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 91. Bremen, 12. November 1852.

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[Beginn Spaltensatz] für 100 Uebergewicht nach dem Reglement angesetzt werden, berechnet
die Eriebahn drei Dollar.

Damit aber noch nicht genug: die Beförderung auf dieser letzteren
Bahn ist noch mit anderen Unannehmlichkeiten verknüpft. Vor mir liegt
ein Beschwerdeschreiben des Agenten der deutschen Gesellschaft in St. Louis,
Herrn G. Reichard, vom 26. September, worin derselbe die Vermittlung
hier in Newyork wegen einer Menge vorgekommener grober Excesse nach-
sucht. Jch hebe nur einen Fall speciell heraus.

Andreas Rühle aus Würtemberg reisete mit seiner Tochter nach
St. Louis und bezahlte nach Angabe des Hrn. Reichard bei dem von der
hiesigen Handelszeitung so sehr herausgestrichenen Herrn Schulze an
Personenfracht 24 $, während dafür nur 22 zu bezahlen gewesen wären.
Offenbar ist hier das sogenannte Kopfgeld in Ansatz gekommen, welches
von Agenten den Runners für das "Zutreiben" oder "Zuschleppen" der
Passagiere gegeben zu werden pflegt; folglich hat schon dabei eine Ueber-
theurung stattgefunden. Dann aber zahlte Rühle an Ueberfracht für seine
Kisten in Newyork3 1 / 2 $, mußte jedoch in Dunkirk abermals3 1 / 2 $ und
in Lasalle nochmals9 1 / 2 $ zahlen, so daß ihm die ganze Reise auf40 1 / 2 $
zu stehen kam. Man nahm am letzteren Orte den Leuten ihre Scheine
ab und brachte sie unter dem Vorwande: es sei Alles bezahlt, auf die
Dampfboote, wo ihnen ihre Effecten nicht eher abgeliefert wurden, bis sie
noch einmal Fracht und Passage bezahlt hatten. - So steht es um die gerühmte
Beförderung der Eriebahn und um deren herausgestrichenen Agenten!
Eine Familie von fünf Köpfen mußte auf diese Weise bis St. Louis 100 $
zahlen!!! Herr Reichard schreibt; "Jn Dunkirk wurden die Leute schmach-
voll behandelt, und scheint es dort Sitte ( ? ) zu sein, vorsätzlich die Leute
um einen Theil ihrer Effecten zu bringen."

( Schluß folgt. )




Die Colonie Dona Franzisca in der südbrasilianischen
Provinz Santa Catharina.

* Der Secretär des "Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg",
Herr W. Hühn, hat angefangen, über die von diesem Verein gegründete
Colonie Dona Franzisca Mittheilungen zu veröffentlichen, die fortlaufend,
wahrscheinlich allmonatlich erscheinen sollen, und wovon jede Nummer
3 Schillinge kostet ( Abonnementspreis für 12 Nummern 1 / 2 Thlr. Courant. )
Bis jetzt liegt die zweite Nummer dieser Mittheilungen vor. Die erste
Nummer enthielt der Hauptsache nach nur ältere Zeitungsnachrichten und
bereits früher veröffentlichte Auszüge aus Briefen von Colonisten; in der
zweiten Nummer finden wir den Anfang eines Berichtes über die Boden-
oberfläche, das Klima, die Naturprodukte und die Kulturen der Colonie
von dem als Jngenieur in derselben angestellten Herrn C. Pabst, einen
dem in Rio de Janeiro erscheinenden "Jornal do Commercio" entlehnten
Zeitungsbericht, zwei Briefauszüge und eine Zusammenstellung der neuesten
Nachrichten unter dem Datum Hamburg den 26. Sept. 1852, am Schluß
einige litterarische Notizen und Nachrichten über Schiffsexpeditionen nach
Dona Franziska. - Als Zweck dieser "Mittheilungen" darf angenommen
werden, durch dieselben zu fernerer Auswanderung nach Dona Franzisca
aufzumuntern und daraus folgt denn naturgemäß, daß die Lichtseiten der
Colonie mehr hervorgehoben, die Schattenseiten weniger berücksichtigt
werden; dieser Zweck zeigt sich besonders dadurch, daß in den litterarischen
Notizen eine von R. J. Miltenberg verfaßte Schrift "die deutsche
Colonie Dona Franzisca " empfohlen wird, eine Schrift, die durch ihren
allgemein gehaltenen, hyperbolischen Jnhalt das größte Mißtrauen zu er-
wecken geeignet ist, und von der wir deshalb früher gesagt haben, daß
sie dem Colonisations=Unternehmen mehr schaden als nützen müsse. -
Der Zweck des Herrn Hühn ist durch seine Stellung gerechtfertigt und
wir wollen denselben keineswegs tadeln, so lange nicht unedle Mittel
angewandt werden; und dieß um so weniger als wir der Meinung sind,
daß die Colonie Dona Franzisca auf solider Grundlage gegründet ist und
daß etwanige Mißgriffe, die vorgekommen sein möchten, von der höchst
achtbaren Hamburger Colonisations=Gesellschaft verbessert und für die
Zukunft werden vermieden werden. Wir tragen daher auch kein Bedenken,
aus der in den "Mittheilungen" gegebenen Zusammenstellung der neuesten
Nachrichten unseren Lesern den nachfolgenden Auszug zu geben, wir em-
pfehlen jedoch dabei, die Tendenz der Mittheilungen des Herrn Hühn zu
berücksichtigen und deshalb eine gewisse Vorsicht nicht außer Augen zu lassen.

Die neuesten Nachrichten aus der Colonie datiren vom 2. und 4. Aug. d. J.:
"Der Gesundheitszustand war in Dona Franzisca nach den letzten Berichten
fortdauernd ein sehr guter, und unter den im Mai angekommenen Colo-
nisten waren nur unbedeutende Krankheitsfälle vorgekommen. Die beiden
auf der Colonie ansässigen deutschen Aerzte, Herr Dr. Wachsmuth und
Herr Dr. Krebs, sind auf Vereinskosten dazu engagirt, unbemittelten
Colonisten unentgeltlich die nöthige ärztliche Hülfe zu leisten.

[Spaltenumbruch]

Das Wetter war in den Monaten Juni und Juli im Ganzen trocken
und den Tag über angenehm, früh Morgens und Abends indeß verhält-
nißmäßig kalt; das Quecksilber fiel einige Male bis auf 4° R., nach der
bisherigen Erfahrung die niedrigste Temperatur dort.

Daß der Boden sehr fruchtbar ist, wenn er gehörig bearbeitet und je
nach der localen Verschiedenheit seiner Bestandtheile mit den passenden
Pflanzen und zur rechten Jahreszeit bebaut wird, wird von allen Bericht-
erstattern bestätigt. Jn der letzten Zeit waren nicht unbedeutende Kapi-
talien und Arbeitskräfte auf den Landbau verwandt, so daß von den im
Monat August vorzunehmenden Anpflanzungen schon eine ziemlich umfang-
reiche Ernte erwartet wurde.

An Handwerkern war auch nach der stattgehabten bedeutenden Ein-
wanderung noch Mangel, ganz besonders wird ein tüchtiger Schmidt ver-
mißt; außerdem können besonders noch eine Anzahl Tischler, Zimmerleute,
Maurer, einige Klempner, einige Böttcher, einige Stellmacher, ein Schlosser
reichlich Beschäftigung und guten Verdienst dort finden.

Allnachgerade entwickelt sich dort auch schon Jndustrie und es ist nicht
zu bezweifeln, daß dieselbe mit der Zeit in Dona Francisca bedeutend
wird. Eine Ziegelei ist schon seit längerer Zeit im Gange und liefert
schöne Ziegeln, mit welchen in Schrödersort schon mehrere Häuser ganz
auf europäische Art gemauert und gedeckt sind. Eine Töpferei wird an-
gelegt und ist für Töpferwaaren auch außerhalb der Colonie auf guten
Absatz zu rechnen.

Einige Colonisten beabsichtigen, Ricinusöl zu fabriciren. Die Kultur
des Ricinus und die Bereitung des Oels daraus, welches von den Brasi-
lianern besonders als Lampenöl gebraucht und auf eine sehr unvollkom-
mene Weise, nämlich durch Auskochen gewonnen wird, vermittelst Pressen
werden von einigen Colonisten als besonders gewinnreich dargestellt. -
Auch an die Anlage von Zuckersiedereien wird schon von mehreren Colo-
nisten, welche Zuckerrohr angepflanzt haben, gedacht und Zucker als ein
zukünftiger Hauptexportartikel der Colonie bezeichnet. Schon seit längerer
Zeit wird Essig fabricirt, auch Cigarren von selbstgeerntetem Taback u. a. m.

Schrödersort gewinnt immermehr ein städtisches Aeußere; neue
Straßen wurden angelegt, und sogleich mit Gräben versehen, um das
Terrain vor Feuchtigkeit zu bewahren. - Lebensmittel waren reichlich
vorhanden.

So günstig sich nun auch die Verhältnisse der jungen Colonie gestalten,
und so große Vortheile dieselbe, namentlich dem Deutschen und Schweizer
bietet, so hat doch der Ansiedler in der ersten Zeit nach seiner Ankunft
dort manche Schwierigkeiten zu besiegen, manche Entbehrungen zu ertragen,
die natürlich um so größer, je geringer seine Mittel sind. Der Unbemit-
teltere bedarf der Körperkraft und der körperlichen Anstrengungen und je
weniger er an diese gewöhnt ist, desto mehr der Energie, Ausdauer und
Umsicht; geistige Anstrengung allein ist für ihn vorläufig noch nicht hin-
reichend, um sich eine behagliche Existenz dort zu begründen.

Am meisten erwünscht sind in der nächsten Zeit als Einwanderer in
Dona Francisca bemittelte Deutsche oder Schweizer, welche Landbau
treiben wollen, und solchen können um so mehr Aussichten auf guten Er-
werb gemacht werden, da in diesem Jahre verhältnißmäßig viele Einwan-
derer nach Dona Franzisca gekommen, welche wegen der Geringfügigkeit
ihrer Mittel darauf angewiesen sind, einen Theil ihrer Zeit während des
ersten Jahres nach ihrer Ankunft auf Arbeit bei anderen zu verwenden,
und da die Direction des "Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg"
Sorge trägt, daß es an Arbeitern auf der Colonie nicht fehlt.



Briefauszug.

    Burlington, Jowa, 2. Oct. 1852.

Der Fluß ist rasch im Steigen; seit einigen Wochen haben wir zahlreiche
Regengüsse gehabt. Ein Flößer, welcher auf den oberen Mississippistrom-
schnellen vor 8 Tagen liegen bleiben mußte, hat beobachtet, daß er in einer
Nacht um einen Fuß stieg. Der gesättigte Boden läßt den Ueberfluß überall
zu Thal rinnen und so führen alle Nebengewässer regelmäßig und in zu-
nehmendem Lebens=Prozesse dem abgezehrten "Vater der Ströme" die
gewohnte Nahrung zu.

Der Mais ist in Folge des feuchten Wetters fast überall recht gut
gerathen.

Aeltere Ansiedler strömen überall, wo der Fluß regelmäßige
Ueberfahrten hat, aus den von hier aus östlich gelegenenen Staaten nach
Jowa ein. Ganze Züge passiren die Hauptwege. Hier kamen seit 3 Wochen
zahlreiche Wagenzüge durch. Prächtiges Zugvieh aller Art und ganze
Heerden Rindvieh, zu Pferde von ihren Treibern gefolgt, passiren. Die
Leute schauen bei dem linden Wetter munter darein. Das Ziel ist meist die
Mitte zwischen hier und dem Missouri. Es wundert mich nur, daß so
Wenige bis zu dem nur 300 Meilen entfernten Missouri ziehen, wo ein
gewaltiges Leben aufblüht, wo in der Kürze die bedeutendsten Jnteressen
sich kreuzen werden. Die dortige ( Jowa= ) Stadt Kransville hat bereits 50 der
größten und reichsten Läden. Zudem soll nächstens Unterhandlung mit den
Jndianern über den an den Missouri stoßenden Theil des Nebraska Gebiets
eröffnet und nach dem Verkaufsabschluß dieses Land den Ansiedlern in
Kauf gegeben werden. Gegenwärtig wohnen daselbst noch wenig Weiße.
Da das Land aber nach den Erzählungen von Augenzeugen nicht nur
äußerst fruchtbar, sondern auch sehr schön ist, so werden s. Z. die Weißen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] für 100 Uebergewicht nach dem Reglement angesetzt werden, berechnet
die Eriebahn drei Dollar.

Damit aber noch nicht genug: die Beförderung auf dieser letzteren
Bahn ist noch mit anderen Unannehmlichkeiten verknüpft. Vor mir liegt
ein Beschwerdeschreiben des Agenten der deutschen Gesellschaft in St. Louis,
Herrn G. Reichard, vom 26. September, worin derselbe die Vermittlung
hier in Newyork wegen einer Menge vorgekommener grober Excesse nach-
sucht. Jch hebe nur einen Fall speciell heraus.

Andreas Rühle aus Würtemberg reisete mit seiner Tochter nach
St. Louis und bezahlte nach Angabe des Hrn. Reichard bei dem von der
hiesigen Handelszeitung so sehr herausgestrichenen Herrn Schulze an
Personenfracht 24 $, während dafür nur 22 zu bezahlen gewesen wären.
Offenbar ist hier das sogenannte Kopfgeld in Ansatz gekommen, welches
von Agenten den Runners für das „Zutreiben“ oder „Zuschleppen“ der
Passagiere gegeben zu werden pflegt; folglich hat schon dabei eine Ueber-
theurung stattgefunden. Dann aber zahlte Rühle an Ueberfracht für seine
Kisten in Newyork3 1 / 2 $, mußte jedoch in Dunkirk abermals3 1 / 2 $ und
in Lasalle nochmals9 1 / 2 $ zahlen, so daß ihm die ganze Reise auf40 1 / 2 $
zu stehen kam. Man nahm am letzteren Orte den Leuten ihre Scheine
ab und brachte sie unter dem Vorwande: es sei Alles bezahlt, auf die
Dampfboote, wo ihnen ihre Effecten nicht eher abgeliefert wurden, bis sie
noch einmal Fracht und Passage bezahlt hatten. – So steht es um die gerühmte
Beförderung der Eriebahn und um deren herausgestrichenen Agenten!
Eine Familie von fünf Köpfen mußte auf diese Weise bis St. Louis 100 $
zahlen!!! Herr Reichard schreibt; „Jn Dunkirk wurden die Leute schmach-
voll behandelt, und scheint es dort Sitte ( ? ) zu sein, vorsätzlich die Leute
um einen Theil ihrer Effecten zu bringen.“

( Schluß folgt. )




Die Colonie Dona Franzisca in der südbrasilianischen
Provinz Santa Catharina.

* Der Secretär des „Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg“,
Herr W. Hühn, hat angefangen, über die von diesem Verein gegründete
Colonie Dona Franzisca Mittheilungen zu veröffentlichen, die fortlaufend,
wahrscheinlich allmonatlich erscheinen sollen, und wovon jede Nummer
3 Schillinge kostet ( Abonnementspreis für 12 Nummern 1 / 2 Thlr. Courant. )
Bis jetzt liegt die zweite Nummer dieser Mittheilungen vor. Die erste
Nummer enthielt der Hauptsache nach nur ältere Zeitungsnachrichten und
bereits früher veröffentlichte Auszüge aus Briefen von Colonisten; in der
zweiten Nummer finden wir den Anfang eines Berichtes über die Boden-
oberfläche, das Klima, die Naturprodukte und die Kulturen der Colonie
von dem als Jngenieur in derselben angestellten Herrn C. Pabst, einen
dem in Rio de Janeiro erscheinenden „Jornal do Commercio“ entlehnten
Zeitungsbericht, zwei Briefauszüge und eine Zusammenstellung der neuesten
Nachrichten unter dem Datum Hamburg den 26. Sept. 1852, am Schluß
einige litterarische Notizen und Nachrichten über Schiffsexpeditionen nach
Dona Franziska. – Als Zweck dieser „Mittheilungen“ darf angenommen
werden, durch dieselben zu fernerer Auswanderung nach Dona Franzisca
aufzumuntern und daraus folgt denn naturgemäß, daß die Lichtseiten der
Colonie mehr hervorgehoben, die Schattenseiten weniger berücksichtigt
werden; dieser Zweck zeigt sich besonders dadurch, daß in den litterarischen
Notizen eine von R. J. Miltenberg verfaßte Schrift „die deutsche
Colonie Dona Franzisca “ empfohlen wird, eine Schrift, die durch ihren
allgemein gehaltenen, hyperbolischen Jnhalt das größte Mißtrauen zu er-
wecken geeignet ist, und von der wir deshalb früher gesagt haben, daß
sie dem Colonisations=Unternehmen mehr schaden als nützen müsse. –
Der Zweck des Herrn Hühn ist durch seine Stellung gerechtfertigt und
wir wollen denselben keineswegs tadeln, so lange nicht unedle Mittel
angewandt werden; und dieß um so weniger als wir der Meinung sind,
daß die Colonie Dona Franzisca auf solider Grundlage gegründet ist und
daß etwanige Mißgriffe, die vorgekommen sein möchten, von der höchst
achtbaren Hamburger Colonisations=Gesellschaft verbessert und für die
Zukunft werden vermieden werden. Wir tragen daher auch kein Bedenken,
aus der in den „Mittheilungen“ gegebenen Zusammenstellung der neuesten
Nachrichten unseren Lesern den nachfolgenden Auszug zu geben, wir em-
pfehlen jedoch dabei, die Tendenz der Mittheilungen des Herrn Hühn zu
berücksichtigen und deshalb eine gewisse Vorsicht nicht außer Augen zu lassen.

Die neuesten Nachrichten aus der Colonie datiren vom 2. und 4. Aug. d. J.:
„Der Gesundheitszustand war in Dona Franzisca nach den letzten Berichten
fortdauernd ein sehr guter, und unter den im Mai angekommenen Colo-
nisten waren nur unbedeutende Krankheitsfälle vorgekommen. Die beiden
auf der Colonie ansässigen deutschen Aerzte, Herr Dr. Wachsmuth und
Herr Dr. Krebs, sind auf Vereinskosten dazu engagirt, unbemittelten
Colonisten unentgeltlich die nöthige ärztliche Hülfe zu leisten.

[Spaltenumbruch]

Das Wetter war in den Monaten Juni und Juli im Ganzen trocken
und den Tag über angenehm, früh Morgens und Abends indeß verhält-
nißmäßig kalt; das Quecksilber fiel einige Male bis auf 4° R., nach der
bisherigen Erfahrung die niedrigste Temperatur dort.

Daß der Boden sehr fruchtbar ist, wenn er gehörig bearbeitet und je
nach der localen Verschiedenheit seiner Bestandtheile mit den passenden
Pflanzen und zur rechten Jahreszeit bebaut wird, wird von allen Bericht-
erstattern bestätigt. Jn der letzten Zeit waren nicht unbedeutende Kapi-
talien und Arbeitskräfte auf den Landbau verwandt, so daß von den im
Monat August vorzunehmenden Anpflanzungen schon eine ziemlich umfang-
reiche Ernte erwartet wurde.

An Handwerkern war auch nach der stattgehabten bedeutenden Ein-
wanderung noch Mangel, ganz besonders wird ein tüchtiger Schmidt ver-
mißt; außerdem können besonders noch eine Anzahl Tischler, Zimmerleute,
Maurer, einige Klempner, einige Böttcher, einige Stellmacher, ein Schlosser
reichlich Beschäftigung und guten Verdienst dort finden.

Allnachgerade entwickelt sich dort auch schon Jndustrie und es ist nicht
zu bezweifeln, daß dieselbe mit der Zeit in Dona Francisca bedeutend
wird. Eine Ziegelei ist schon seit längerer Zeit im Gange und liefert
schöne Ziegeln, mit welchen in Schrödersort schon mehrere Häuser ganz
auf europäische Art gemauert und gedeckt sind. Eine Töpferei wird an-
gelegt und ist für Töpferwaaren auch außerhalb der Colonie auf guten
Absatz zu rechnen.

Einige Colonisten beabsichtigen, Ricinusöl zu fabriciren. Die Kultur
des Ricinus und die Bereitung des Oels daraus, welches von den Brasi-
lianern besonders als Lampenöl gebraucht und auf eine sehr unvollkom-
mene Weise, nämlich durch Auskochen gewonnen wird, vermittelst Pressen
werden von einigen Colonisten als besonders gewinnreich dargestellt. –
Auch an die Anlage von Zuckersiedereien wird schon von mehreren Colo-
nisten, welche Zuckerrohr angepflanzt haben, gedacht und Zucker als ein
zukünftiger Hauptexportartikel der Colonie bezeichnet. Schon seit längerer
Zeit wird Essig fabricirt, auch Cigarren von selbstgeerntetem Taback u. a. m.

Schrödersort gewinnt immermehr ein städtisches Aeußere; neue
Straßen wurden angelegt, und sogleich mit Gräben versehen, um das
Terrain vor Feuchtigkeit zu bewahren. – Lebensmittel waren reichlich
vorhanden.

So günstig sich nun auch die Verhältnisse der jungen Colonie gestalten,
und so große Vortheile dieselbe, namentlich dem Deutschen und Schweizer
bietet, so hat doch der Ansiedler in der ersten Zeit nach seiner Ankunft
dort manche Schwierigkeiten zu besiegen, manche Entbehrungen zu ertragen,
die natürlich um so größer, je geringer seine Mittel sind. Der Unbemit-
teltere bedarf der Körperkraft und der körperlichen Anstrengungen und je
weniger er an diese gewöhnt ist, desto mehr der Energie, Ausdauer und
Umsicht; geistige Anstrengung allein ist für ihn vorläufig noch nicht hin-
reichend, um sich eine behagliche Existenz dort zu begründen.

Am meisten erwünscht sind in der nächsten Zeit als Einwanderer in
Dona Francisca bemittelte Deutsche oder Schweizer, welche Landbau
treiben wollen, und solchen können um so mehr Aussichten auf guten Er-
werb gemacht werden, da in diesem Jahre verhältnißmäßig viele Einwan-
derer nach Dona Franzisca gekommen, welche wegen der Geringfügigkeit
ihrer Mittel darauf angewiesen sind, einen Theil ihrer Zeit während des
ersten Jahres nach ihrer Ankunft auf Arbeit bei anderen zu verwenden,
und da die Direction des „Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg“
Sorge trägt, daß es an Arbeitern auf der Colonie nicht fehlt.



Briefauszug.

    Burlington, Jowa, 2. Oct. 1852.

Der Fluß ist rasch im Steigen; seit einigen Wochen haben wir zahlreiche
Regengüsse gehabt. Ein Flößer, welcher auf den oberen Mississippistrom-
schnellen vor 8 Tagen liegen bleiben mußte, hat beobachtet, daß er in einer
Nacht um einen Fuß stieg. Der gesättigte Boden läßt den Ueberfluß überall
zu Thal rinnen und so führen alle Nebengewässer regelmäßig und in zu-
nehmendem Lebens=Prozesse dem abgezehrten „Vater der Ströme“ die
gewohnte Nahrung zu.

Der Mais ist in Folge des feuchten Wetters fast überall recht gut
gerathen.

Aeltere Ansiedler strömen überall, wo der Fluß regelmäßige
Ueberfahrten hat, aus den von hier aus östlich gelegenenen Staaten nach
Jowa ein. Ganze Züge passiren die Hauptwege. Hier kamen seit 3 Wochen
zahlreiche Wagenzüge durch. Prächtiges Zugvieh aller Art und ganze
Heerden Rindvieh, zu Pferde von ihren Treibern gefolgt, passiren. Die
Leute schauen bei dem linden Wetter munter darein. Das Ziel ist meist die
Mitte zwischen hier und dem Missouri. Es wundert mich nur, daß so
Wenige bis zu dem nur 300 Meilen entfernten Missouri ziehen, wo ein
gewaltiges Leben aufblüht, wo in der Kürze die bedeutendsten Jnteressen
sich kreuzen werden. Die dortige ( Jowa= ) Stadt Kransville hat bereits 50 der
größten und reichsten Läden. Zudem soll nächstens Unterhandlung mit den
Jndianern über den an den Missouri stoßenden Theil des Nebraska Gebiets
eröffnet und nach dem Verkaufsabschluß dieses Land den Ansiedlern in
Kauf gegeben werden. Gegenwärtig wohnen daselbst noch wenig Weiße.
Da das Land aber nach den Erzählungen von Augenzeugen nicht nur
äußerst fruchtbar, sondern auch sehr schön ist, so werden s. Z. die Weißen
[Ende Spaltensatz]

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[364/0002] 364 für 100 Uebergewicht nach dem Reglement angesetzt werden, berechnet die Eriebahn drei Dollar. Damit aber noch nicht genug: die Beförderung auf dieser letzteren Bahn ist noch mit anderen Unannehmlichkeiten verknüpft. Vor mir liegt ein Beschwerdeschreiben des Agenten der deutschen Gesellschaft in St. Louis, Herrn G. Reichard, vom 26. September, worin derselbe die Vermittlung hier in Newyork wegen einer Menge vorgekommener grober Excesse nach- sucht. Jch hebe nur einen Fall speciell heraus. Andreas Rühle aus Würtemberg reisete mit seiner Tochter nach St. Louis und bezahlte nach Angabe des Hrn. Reichard bei dem von der hiesigen Handelszeitung so sehr herausgestrichenen Herrn Schulze an Personenfracht 24 $, während dafür nur 22 zu bezahlen gewesen wären. Offenbar ist hier das sogenannte Kopfgeld in Ansatz gekommen, welches von Agenten den Runners für das „Zutreiben“ oder „Zuschleppen“ der Passagiere gegeben zu werden pflegt; folglich hat schon dabei eine Ueber- theurung stattgefunden. Dann aber zahlte Rühle an Ueberfracht für seine Kisten in Newyork3 1 / 2 $, mußte jedoch in Dunkirk abermals3 1 / 2 $ und in Lasalle nochmals9 1 / 2 $ zahlen, so daß ihm die ganze Reise auf40 1 / 2 $ zu stehen kam. Man nahm am letzteren Orte den Leuten ihre Scheine ab und brachte sie unter dem Vorwande: es sei Alles bezahlt, auf die Dampfboote, wo ihnen ihre Effecten nicht eher abgeliefert wurden, bis sie noch einmal Fracht und Passage bezahlt hatten. – So steht es um die gerühmte Beförderung der Eriebahn und um deren herausgestrichenen Agenten! Eine Familie von fünf Köpfen mußte auf diese Weise bis St. Louis 100 $ zahlen!!! Herr Reichard schreibt; „Jn Dunkirk wurden die Leute schmach- voll behandelt, und scheint es dort Sitte ( ? ) zu sein, vorsätzlich die Leute um einen Theil ihrer Effecten zu bringen.“ ( Schluß folgt. ) Die Colonie Dona Franzisca in der südbrasilianischen Provinz Santa Catharina. * Der Secretär des „Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg“, Herr W. Hühn, hat angefangen, über die von diesem Verein gegründete Colonie Dona Franzisca Mittheilungen zu veröffentlichen, die fortlaufend, wahrscheinlich allmonatlich erscheinen sollen, und wovon jede Nummer 3 Schillinge kostet ( Abonnementspreis für 12 Nummern 1 / 2 Thlr. Courant. ) Bis jetzt liegt die zweite Nummer dieser Mittheilungen vor. Die erste Nummer enthielt der Hauptsache nach nur ältere Zeitungsnachrichten und bereits früher veröffentlichte Auszüge aus Briefen von Colonisten; in der zweiten Nummer finden wir den Anfang eines Berichtes über die Boden- oberfläche, das Klima, die Naturprodukte und die Kulturen der Colonie von dem als Jngenieur in derselben angestellten Herrn C. Pabst, einen dem in Rio de Janeiro erscheinenden „Jornal do Commercio“ entlehnten Zeitungsbericht, zwei Briefauszüge und eine Zusammenstellung der neuesten Nachrichten unter dem Datum Hamburg den 26. Sept. 1852, am Schluß einige litterarische Notizen und Nachrichten über Schiffsexpeditionen nach Dona Franziska. – Als Zweck dieser „Mittheilungen“ darf angenommen werden, durch dieselben zu fernerer Auswanderung nach Dona Franzisca aufzumuntern und daraus folgt denn naturgemäß, daß die Lichtseiten der Colonie mehr hervorgehoben, die Schattenseiten weniger berücksichtigt werden; dieser Zweck zeigt sich besonders dadurch, daß in den litterarischen Notizen eine von R. J. Miltenberg verfaßte Schrift „die deutsche Colonie Dona Franzisca “ empfohlen wird, eine Schrift, die durch ihren allgemein gehaltenen, hyperbolischen Jnhalt das größte Mißtrauen zu er- wecken geeignet ist, und von der wir deshalb früher gesagt haben, daß sie dem Colonisations=Unternehmen mehr schaden als nützen müsse. – Der Zweck des Herrn Hühn ist durch seine Stellung gerechtfertigt und wir wollen denselben keineswegs tadeln, so lange nicht unedle Mittel angewandt werden; und dieß um so weniger als wir der Meinung sind, daß die Colonie Dona Franzisca auf solider Grundlage gegründet ist und daß etwanige Mißgriffe, die vorgekommen sein möchten, von der höchst achtbaren Hamburger Colonisations=Gesellschaft verbessert und für die Zukunft werden vermieden werden. Wir tragen daher auch kein Bedenken, aus der in den „Mittheilungen“ gegebenen Zusammenstellung der neuesten Nachrichten unseren Lesern den nachfolgenden Auszug zu geben, wir em- pfehlen jedoch dabei, die Tendenz der Mittheilungen des Herrn Hühn zu berücksichtigen und deshalb eine gewisse Vorsicht nicht außer Augen zu lassen. Die neuesten Nachrichten aus der Colonie datiren vom 2. und 4. Aug. d. J.: „Der Gesundheitszustand war in Dona Franzisca nach den letzten Berichten fortdauernd ein sehr guter, und unter den im Mai angekommenen Colo- nisten waren nur unbedeutende Krankheitsfälle vorgekommen. Die beiden auf der Colonie ansässigen deutschen Aerzte, Herr Dr. Wachsmuth und Herr Dr. Krebs, sind auf Vereinskosten dazu engagirt, unbemittelten Colonisten unentgeltlich die nöthige ärztliche Hülfe zu leisten. Das Wetter war in den Monaten Juni und Juli im Ganzen trocken und den Tag über angenehm, früh Morgens und Abends indeß verhält- nißmäßig kalt; das Quecksilber fiel einige Male bis auf 4° R., nach der bisherigen Erfahrung die niedrigste Temperatur dort. Daß der Boden sehr fruchtbar ist, wenn er gehörig bearbeitet und je nach der localen Verschiedenheit seiner Bestandtheile mit den passenden Pflanzen und zur rechten Jahreszeit bebaut wird, wird von allen Bericht- erstattern bestätigt. Jn der letzten Zeit waren nicht unbedeutende Kapi- talien und Arbeitskräfte auf den Landbau verwandt, so daß von den im Monat August vorzunehmenden Anpflanzungen schon eine ziemlich umfang- reiche Ernte erwartet wurde. An Handwerkern war auch nach der stattgehabten bedeutenden Ein- wanderung noch Mangel, ganz besonders wird ein tüchtiger Schmidt ver- mißt; außerdem können besonders noch eine Anzahl Tischler, Zimmerleute, Maurer, einige Klempner, einige Böttcher, einige Stellmacher, ein Schlosser reichlich Beschäftigung und guten Verdienst dort finden. Allnachgerade entwickelt sich dort auch schon Jndustrie und es ist nicht zu bezweifeln, daß dieselbe mit der Zeit in Dona Francisca bedeutend wird. Eine Ziegelei ist schon seit längerer Zeit im Gange und liefert schöne Ziegeln, mit welchen in Schrödersort schon mehrere Häuser ganz auf europäische Art gemauert und gedeckt sind. Eine Töpferei wird an- gelegt und ist für Töpferwaaren auch außerhalb der Colonie auf guten Absatz zu rechnen. Einige Colonisten beabsichtigen, Ricinusöl zu fabriciren. Die Kultur des Ricinus und die Bereitung des Oels daraus, welches von den Brasi- lianern besonders als Lampenöl gebraucht und auf eine sehr unvollkom- mene Weise, nämlich durch Auskochen gewonnen wird, vermittelst Pressen werden von einigen Colonisten als besonders gewinnreich dargestellt. – Auch an die Anlage von Zuckersiedereien wird schon von mehreren Colo- nisten, welche Zuckerrohr angepflanzt haben, gedacht und Zucker als ein zukünftiger Hauptexportartikel der Colonie bezeichnet. Schon seit längerer Zeit wird Essig fabricirt, auch Cigarren von selbstgeerntetem Taback u. a. m. Schrödersort gewinnt immermehr ein städtisches Aeußere; neue Straßen wurden angelegt, und sogleich mit Gräben versehen, um das Terrain vor Feuchtigkeit zu bewahren. – Lebensmittel waren reichlich vorhanden. So günstig sich nun auch die Verhältnisse der jungen Colonie gestalten, und so große Vortheile dieselbe, namentlich dem Deutschen und Schweizer bietet, so hat doch der Ansiedler in der ersten Zeit nach seiner Ankunft dort manche Schwierigkeiten zu besiegen, manche Entbehrungen zu ertragen, die natürlich um so größer, je geringer seine Mittel sind. Der Unbemit- teltere bedarf der Körperkraft und der körperlichen Anstrengungen und je weniger er an diese gewöhnt ist, desto mehr der Energie, Ausdauer und Umsicht; geistige Anstrengung allein ist für ihn vorläufig noch nicht hin- reichend, um sich eine behagliche Existenz dort zu begründen. Am meisten erwünscht sind in der nächsten Zeit als Einwanderer in Dona Francisca bemittelte Deutsche oder Schweizer, welche Landbau treiben wollen, und solchen können um so mehr Aussichten auf guten Er- werb gemacht werden, da in diesem Jahre verhältnißmäßig viele Einwan- derer nach Dona Franzisca gekommen, welche wegen der Geringfügigkeit ihrer Mittel darauf angewiesen sind, einen Theil ihrer Zeit während des ersten Jahres nach ihrer Ankunft auf Arbeit bei anderen zu verwenden, und da die Direction des „Colonisationsvereins von 1849 in Hamburg“ Sorge trägt, daß es an Arbeitern auf der Colonie nicht fehlt. Briefauszug. Burlington, Jowa, 2. Oct. 1852. Der Fluß ist rasch im Steigen; seit einigen Wochen haben wir zahlreiche Regengüsse gehabt. Ein Flößer, welcher auf den oberen Mississippistrom- schnellen vor 8 Tagen liegen bleiben mußte, hat beobachtet, daß er in einer Nacht um einen Fuß stieg. Der gesättigte Boden läßt den Ueberfluß überall zu Thal rinnen und so führen alle Nebengewässer regelmäßig und in zu- nehmendem Lebens=Prozesse dem abgezehrten „Vater der Ströme“ die gewohnte Nahrung zu. Der Mais ist in Folge des feuchten Wetters fast überall recht gut gerathen. Aeltere Ansiedler strömen überall, wo der Fluß regelmäßige Ueberfahrten hat, aus den von hier aus östlich gelegenenen Staaten nach Jowa ein. Ganze Züge passiren die Hauptwege. Hier kamen seit 3 Wochen zahlreiche Wagenzüge durch. Prächtiges Zugvieh aller Art und ganze Heerden Rindvieh, zu Pferde von ihren Treibern gefolgt, passiren. Die Leute schauen bei dem linden Wetter munter darein. Das Ziel ist meist die Mitte zwischen hier und dem Missouri. Es wundert mich nur, daß so Wenige bis zu dem nur 300 Meilen entfernten Missouri ziehen, wo ein gewaltiges Leben aufblüht, wo in der Kürze die bedeutendsten Jnteressen sich kreuzen werden. Die dortige ( Jowa= ) Stadt Kransville hat bereits 50 der größten und reichsten Läden. Zudem soll nächstens Unterhandlung mit den Jndianern über den an den Missouri stoßenden Theil des Nebraska Gebiets eröffnet und nach dem Verkaufsabschluß dieses Land den Ansiedlern in Kauf gegeben werden. Gegenwärtig wohnen daselbst noch wenig Weiße. Da das Land aber nach den Erzählungen von Augenzeugen nicht nur äußerst fruchtbar, sondern auch sehr schön ist, so werden s. Z. die Weißen

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 91. Bremen, 12. November 1852, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung091_1852/2>, abgerufen am 23.11.2024.