Badener Zeitung. Nr. 13, Baden (Niederösterreich), 14.02.1900. Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Akonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.--, gauzjährig K 10.--. Mit Zustellung ins Hans Baden: Vierteljährig K 3.--, halbjährig K 6.-- Nr. 13. Mittwoch, den 14. Februar 1900. 20. Jahrg. [Spaltenumbruch] Stramme Abfertigung. Die Unverfrorenheit, mit welcher sich die Dieser moralische Hinauswurf, den die jung- Es ist überhaupt merkwürdig, mit welchen [Spaltenumbruch] Feuilleton Die Brief-Adresse. (Nachdruck verboten.) Der Winter war ungewöhnlich streng. Ein An einem dieser kalten Tage hörte der Post- Mit einem schnellen Griff öffnete Robertin den [Spaltenumbruch] Auf dem abgehärmten Gesicht des armseligen "Was wünschen Sie?" "Ich bitte sehr um Verzeihung", antwortete der "Sie fragen gewiss nach einem Briefe unter "So ist es!" "Und woher soll er sein?" "Aus Schwalbach!" Der Beamte steckte den Kopf in die Tiefe seines Diese sechs Zeilen, eine immer schlechter wie Oberhalb dieser sechszeiligen Adresse prangte, Robertin reichte Zimmermann den Brief. Nach- [Spaltenumbruch] "Ist der Brief nicht für Sie?" fragte dieser "Ja -- nein, das heißt eigentlich .... Doch "Nun, dann ist nichts weiter für Sie hier", "Dann werde ich so frei sein, ein anderesmal Robertin hatte den wunderlichen Musikanten Nun wiederholte sich dieselbe Geschichte wie das Inzwischen waren wohl vierzehn Tage ver- Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt). Akonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.—, gauzjährig K 10.—. Mit Zuſtellung ins Hans Baden: Vierteljährig K 3.—, halbjährig K 6.— Nr. 13. Mittwoch, den 14. Februar 1900. 20. Jahrg. [Spaltenumbruch] Stramme Abfertigung. Die Unverfrorenheit, mit welcher ſich die Dieſer moraliſche Hinauswurf, den die jung- Es iſt überhaupt merkwürdig, mit welchen [Spaltenumbruch] Feuilleton Die Brief-Adreſſe. (Nachdruck verboten.) Der Winter war ungewöhnlich ſtreng. Ein An einem dieſer kalten Tage hörte der Poſt- Mit einem ſchnellen Griff öffnete Robertin den [Spaltenumbruch] Auf dem abgehärmten Geſicht des armſeligen „Was wünſchen Sie?“ „Ich bitte ſehr um Verzeihung“, antwortete der „Sie fragen gewiſs nach einem Briefe unter „So iſt es!“ „Und woher ſoll er ſein?“ „Aus Schwalbach!“ Der Beamte ſteckte den Kopf in die Tiefe ſeines Dieſe ſechs Zeilen, eine immer ſchlechter wie Oberhalb dieſer ſechszeiligen Adreſſe prangte, Robertin reichte Zimmermann den Brief. Nach- [Spaltenumbruch] „Iſt der Brief nicht für Sie?“ fragte dieſer „Ja — nein, das heißt eigentlich .... Doch „Nun, dann iſt nichts weiter für Sie hier“, „Dann werde ich ſo frei ſein, ein anderesmal Robertin hatte den wunderlichen Muſikanten Nun wiederholte ſich dieſelbe Geſchichte wie das Inzwiſchen waren wohl vierzehn Tage ver- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage xml:id="title1" type="heading" next="#title2"> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Badener Zeitung</hi><lb/> (vormals Badener Bezirks-Blatt).</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Akonnement Baden:</hi> Zum Abholen vierteljährig <hi rendition="#aq">K</hi> 2·50, halbjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 5.—, gauzjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 10.—. Mit Zuſtellung ins Hans <hi rendition="#b">Baden:</hi> Vierteljährig <hi rendition="#aq">K</hi> 3.—, halbjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 6.—<lb/><supplied>g</supplied>anziährig <hi rendition="#aq">K</hi> 12 —. <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn:</hi> Mit Zuſendung vierteljährig <hi rendition="#aq">K</hi> 3.30, halbjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 6.50, ganzjährig <hi rendition="#aq">K</hi> 13.—. <hi rendition="#b">Einzelne Mittwoch-Nummer 12 <hi rendition="#aq">h.,</hi> Somstag-Nummer<lb/> 16 <hi rendition="#aq">h.</hi> — Inſerate</hi> werden per 80 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mm</hi></hi> breite Petitzeile mit 16 <hi rendition="#aq">h</hi> für die erſte, und mit 14 <hi rendition="#aq">h</hi> für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, großere Aufträge nach Ueber-<lb/> einkommen und können auch durch die beſtehenden Annoncen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. — <hi rendition="#g">Intereſſante Mittheilungen,</hi> Notizen und Correſpon-<lb/> denzen werden nach Uebereinkunft bonoriert. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. — <hi rendition="#g">Redaction und Adminiſtration:</hi> Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.<lb/><figure/> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.</hi><figure/><lb/> (Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePage xml:id="title2" prev="#title1" type="heading"> <docImprint> <docDate> <hi rendition="#b">Nr. 13. Mittwoch, den 14. Februar 1900. 20. Jahrg.</hi> </docDate> </docImprint><lb/> </titlePage> </front> <body> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="abfertigung1" next="#abfertigung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stramme Abfertigung.</hi> </head><lb/> <p>Die Unverfrorenheit, mit welcher ſich die<lb/> jungczechiſchen Parteiführer herausnahmen, in der<lb/> Erklärung Engel’s auf der Verſtändigungscon-<lb/> ferenz auch die Verhältniſſe Schleſiens in die<lb/> Conferenzberathungen einzubeziehen und auf dieſe<lb/> Art, wie die czechiſche Phariſäerphraſe lautete,<lb/> zur Einengung des nationalen Kampffeldes bei-<lb/> zutragen, haben dem lebhafteſten Widerſpruche<lb/> aus Schleſien begegnet. Bereits haben ſich die be-<lb/> deutendſten Gemeinden des Landes in ebenſo<lb/> gepfefferten als wohlbegründeten Kundgebungen<lb/> derlei Einmiſchungen in Angelegenheiten Schleſiens<lb/> von Prag aus nachdrücklichſt verbeten. Man weiß,<lb/> daſs den Jungczechen ordentlich nicht wohl zu<lb/> Muthe iſt, wenn ſie nicht auch in Schleſien das<lb/> Waſſer trüben können. Bekanntlich hatten ſie<lb/> ſchon dem Grafen Taaffe mit dieſen Zudring-<lb/> lichkeiten in den Ohren gelegen; allein dieſer<lb/> hatte wiederholt und entſchieden erklärt, man möge<lb/> ihn mit Schleſien, wo noch halbwegs erträgliche<lb/> Zuſtände herrſchen, in Ruhe laſſen. Das ſagt<lb/> wohl unverblümt, daſs Taaffe ſelbſt von dem<lb/> Eingreifen der Czechen in Schleſien nur unleid-<lb/> liche Verhältniſſe erwartete. Unter Badeni und<lb/> Thun kam es wirklich auch dahin. Die Sprachen-<lb/> verordnungen aus der Ära dieſer beiden Kreuz-<lb/> köpfe brachte Gerichtsvorſtände und Bezirkshaupt-<lb/> leute in Schleſien in gelinde Verzweiflung. In<lb/> drei Sprachen amtieren und ausfertigen, das<lb/> muſste die babyloniſche Verwirrung auf die Spitze<lb/> treiben. Die geradezu ſchnurrigen Vorkommniſſe,<lb/> welche jene hirnloſen Sprachenerläſſe mit ſich<lb/> brachten, waren ſo recht die Frucht der Nach-<lb/><cb/> giebigkeit vor den czechiſchen Flauſenmachern; die<lb/> Aufhebung dieſer Verordnungen wirkte daher im<lb/> Lande wie eine Erlöſung. Die Bevölkerung fühlt<lb/> ſich viel ſicherer und den Amtsweg weit raſcher<lb/> und einfacher unter deutſcher Verwaltung. Ja,<lb/> vielleicht kommt nirgends in Öſterreich der<lb/> deutſchen Sprache als culturellem und ſtaatlichem<lb/> Bindegliede zwiſchen drei Volksſtämmen, von<lb/> denen die Czechen wie die Waſſerpolaken noch<lb/> ſtark in den culturellen Kinderſchuhen ſtecken, eine<lb/> ſolche Bedeutung zu, wie gerade in Schleſien.<lb/> Wie kämen übrigens auch die Polen im Ländchen<lb/> dazu, ſich das Prager ezechiſche Patronat gefallen<lb/> zu laſſen? Man hätte ja dann auch polniſche<lb/> Delegierte den Conferenzen zuziehen müſſen und<lb/> das hätte die „Einengung“ des Kampffeldes<lb/> beſonders erbaulich beleuchtet.</p><lb/> <p>Dieſer moraliſche Hinauswurf, den die jung-<lb/> czechiſchen Freibeuter mit ihren Verſuchen erfuhren,<lb/> auch Schleſien in das Kampffeld einzubeziehen,<lb/> iſt ein äußerſt geſunder Dämpfer auf die mit<lb/> Größenwahn überhitzten Staatsrechtsköpfe. Die<lb/> Schleſier wiſſen alſo das unermeſsliche Glück nicht<lb/> zu würdigen, als Anhängſel und Nebenland der<lb/> Wenzelskrone von einem Generallanotage in Prag<lb/> aus commandiert zu werden. Die Staatsrechts-<lb/> Ochſenhaut, auf welcher die czechiſche Dido in<lb/> Schleſien ſitzt, iſt eben leider ſchmal und dem<lb/> möchte man in Prag durch ein wenig Import<lb/> nachhelfen. Es iſt erfreulich, daſs ſich in Schleſien<lb/> Fortſchrittler und Nationale ſtramm zuſammen-<lb/> fanden in gemeinſamer Abwehr czechiſcher Ge-<lb/> lüſte, um an die Kundgebungen des Landtages<lb/> vom December 1898 und März 1899 gegen den<lb/> Sprachenverordnungsſpuk zu erinnern. Nochmals<lb/><cb/> wurde betont, daſs die ſeitherige Friedensſtörung<lb/> im Lande lediglich die Frucht der czechiſchen<lb/> Hetzereien iſt. Die Troppauer fragen ſehr treffend,<lb/> ob ſich denn wohl die Polen in Galizien eine<lb/> Einmengung zu Gunſten der Deutſchen und<lb/> Ruthenen gefallen laſſen würden? Die Deutſchen<lb/> und auch die Polen Schleſiens bedanken ſich für<lb/> das czechiſche Staatsrecht, und die Czechen in<lb/> Schleſien ſind die letzten, die dort etwas zu reden<lb/> haben.</p><lb/> <p>Es iſt überhaupt merkwürdig, mit welchen<lb/> alles Recht und alle Bildung vernichtenden Maß-<lb/> regeln die Nichtdeutſchen im Habsburgerreiche<lb/> auf alles Deutſche losgehen, wenn ſie es irgend-<lb/> wo vereinſamt glauben. Wehe jedem deutſchen<lb/> Volksſplitter, der nicht in innigſter Verbindung<lb/> mit dem deutſchen Hauptſtocke iſt und von der<lb/> deutſchen Allgemeinheit nicht geſchützt wird.<lb/> Einem verirrten Wanderer im Walde, der von<lb/> Wölfen überfallen wird, kann es leicht beſſer<lb/> ergehen. In Ungarn behandelt die Regierung die<lb/> Deutſchen wie Heloten und ungariſche Abgeord-<lb/> nete des Reichstages kehren ſich gegen die un-<lb/> gariſche Regierung mit den ſchwerſten Vorwürfen,<lb/> wenn die Regierung nicht ſozuſagen mit ge-<lb/> ſchliffenem Polizeiſäbel in die Nationalitäten ein-<lb/> haut. Ein Miniſter, welcher ſich von Billigkeit<lb/> gegenüber den Sachſen leiten ließe, würde im<lb/> ungariſchen Reichstage eine Anklage wegen des<lb/> Verrathes wieder die Nation zu erfahren haben<lb/> und überdies von den ungariſchen Studenten in<lb/> Peſt wie ein Graf Lamberg behandelt werden.<lb/> Ja derſelben würden die Nichtdeutſchen in den<lb/> Reichen, die ſie errichten würden, den Deutſchen<lb/> übel mitſpielen. In Galizien hat das Deutſch-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Feuilleton</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="adresse1" next="#adresse2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Brief-Adreſſe.</hi> </head><lb/> <byline>Nach dem Polniſchen von Adolf Burkhardt.</byline><lb/> <p> <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p>Der Winter war ungewöhnlich ſtreng. Ein<lb/> ſcharfer Nordoſt wehte, die Dächer der Häuſer be-<lb/> deckten dichte Schneemaſſen, die Rinnſteine dicke<lb/> Eiskruſten.</p><lb/> <p>An einem dieſer kalten Tage hörte der Poſt-<lb/> ſecretär Robertin, als er ſich eben an ſein Pult ſetzen<lb/> wollte, das in Fächer eingetheilt war, in denen in<lb/> alphabethiſcher Reihenfolge die poſtlagernden Briefe<lb/> aufbewahrt wurden, ein leiſes Klopfen an der Thür<lb/> des dunklen Corridors, in dem das Publicum zu<lb/> warten pflegte.</p><lb/> <p>Mit einem ſchnellen Griff öffnete Robertin den<lb/> kleinen Schalter und ſofort erſchien in der viereckigen<lb/> Öffnung ein großer, länglicher Kopf, der von brand-<lb/> rothem Haar umgeben war. Während der Poſtbeamte<lb/> neugierig dieſes merkwürdige Geſicht anſchaute, reckte<lb/> ſich der Ankömmling empor, ſo daſs man ſeine hagere<lb/> Figur, die von einem altmodiſchen Rock umſchloſſen<lb/> wurde, deutlich ſehen konnte. Der Fremdling trug<lb/> ein kurzes Röckchen mit ſchon ſtark abgenutzten<lb/> Schnüren, dazu hellgraue Beinkleider, die wie ange-<lb/> klebt an ſeinen mageren Beinen ſaßen. Dieſes Bild<lb/> der bitterſten Armuth vervollſtändigte ein altes —<lb/> Fagott, das auf dem Rock unter dem linken Arme<lb/> befeſtigt war. Der arme Kerl zitterte vor Kälte,<lb/> er bot ein Bild des Jammers.</p><lb/> <cb/> <p>Auf dem abgehärmten Geſicht des armſeligen<lb/> Menſchen ſpiegelte ſich ein maßloſes Weh ab, welches<lb/> davon Zeugnis ablegte, daſs er ſich ſchwer plagen<lb/> muſste, um ſich über Waſſer zu halten. Die Demuth,<lb/> welche aus ſeinen großen und ausdrucksvollen Augen<lb/> leuchtete, rührte ſogar den hartgeſottenen Beamten<lb/> Robertin, welcher in weniger barſchem Tone, wie<lb/> ſonſt den Fremdling fragte:</p><lb/> <p>„Was wünſchen Sie?“</p><lb/> <p>„Ich bitte ſehr um Verzeihung“, antwortete der<lb/> Fremde in reinem elſäßiſchen Dialect, „ich heiße<lb/> Zimmermann und wollte mich erkundigen ...“</p><lb/> <p>„Sie fragen gewiſs nach einem Briefe unter<lb/> dieſer Adreſſe?“</p><lb/> <p>„So iſt es!“</p><lb/> <p>„Und woher ſoll er ſein?“</p><lb/> <p>„Aus Schwalbach!“</p><lb/> <p>Der Beamte ſteckte den Kopf in die Tiefe ſeines<lb/> Schrankes und zog nach einer Weile mit geübtem<lb/> Griffe einen Brief in einem ſchlichten Couvert her-<lb/> vor, auf den gleich oben mit ungelenken Schriftzügen<lb/> folgende Adreſſe gekritzelt war: „Herrn Zimmermann,<lb/> Muſikkünſtler, z. Z. in Paris. Poſtlagernd.“</p><lb/> <p>Dieſe ſechs Zeilen, eine immer ſchlechter wie<lb/> die anderen geſchrieben, ließen in Bezug auf Kalli-<lb/> graphie alles zu wünſchen übrig.</p><lb/> <p>Oberhalb dieſer ſechszeiligen Adreſſe prangte,<lb/> mit Blauſtift geſchrieben, eine Ziffer ſowie ein Poſt-<lb/> vermerk, weil der Brief unfrankiert aufgegeben war.<lb/> Deshalb ſollte der Empfänger bei der Aushändigung<lb/> des Briefes 20 Centimes Strafporto zahlen.</p><lb/> <p>Robertin reichte Zimmermann den Brief. Nach-<lb/> dem dieſer den Brief mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit<lb/> geleſen hatte, was einige Minuten erforderte, gab<lb/> Zimmermann den Brief dem Beamten wieder zurück.</p><lb/> <cb/> <p>„Iſt der Brief nicht für Sie?“ fragte dieſer<lb/> verwundert.</p><lb/> <p>„Ja — nein, das heißt eigentlich .... Doch<lb/> nein, er iſt nicht für mich“, ſtotterte Zimmermann<lb/> verlegen, während eine Blutwelle in ſein Geſicht<lb/> ſchlug.</p><lb/> <p>„Nun, dann iſt nichts weiter für Sie hier“,<lb/> antwortete der Beamte ärgerlich.</p><lb/> <p>„Dann werde ich ſo frei ſein, ein anderesmal<lb/> wiederzukommen“, ſagte demüthig in bittendem Tone<lb/> der Mann mit dem Fagott und entfernte ſich langſam.</p><lb/> <p>Robertin hatte den wunderlichen Muſikanten<lb/> ſchon vergeſſen, als er ihn nach Verlauf von etwa<lb/> drei Tagen wiederum vor ſich bemerkte. Während<lb/> dieſer Zeit war in der That ein Brief für Zimmer-<lb/> mann eingelaufen, jedoch mit der gleichen Adreſſe<lb/> wie vorher. Der Beamte ergriff unwillkürlich, da er<lb/> ſich der Perſon des Empfängers wohl erinnerte, den<lb/> Brief im Schranke und hielt ihn Zimmermann hin.<lb/> Dieſe beſondere Vorſicht war nöthig, da auch dieſes<lb/> Couvert mit verſchiedenen Schriftzügen und mit den-<lb/> ſelben ungeübten Buchſtaben beſchrieben war.</p><lb/> <p>Nun wiederholte ſich dieſelbe Geſchichte wie das<lb/> erſtemal. Zimmermann betrachtete das Couvert von<lb/> allen Seiten. Nachdem er Buchſtabe für Buchſtabe<lb/> der ſo wunderlich geſchriebenen Adreſſe entziffert<lb/> hatte, gab er den Brief kopfſchüttelnd dem Beamten<lb/> zurück, verneigte ſich mit der ihm eigenen Demuth<lb/> und entfernte ſich.</p><lb/> <p>Inzwiſchen waren wohl vierzehn Tage ver-<lb/> gangen, da erſchien Zimmermann zum drittenmale<lb/> am Poſtſchalter. Kaum hatte ihn Robertin erblickt,<lb/> als er den Entſchluſs faſste, dieſes merkwürdige<lb/> Räthſel zu löſen. Der alte Beamte war im Grunde<lb/> eine gutmüthige Haut, aber er konnte es nicht ver-</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Badener Zeitung
(vormals Badener Bezirks-Blatt).
Akonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5.—, gauzjährig K 10.—. Mit Zuſtellung ins Hans Baden: Vierteljährig K 3.—, halbjährig K 6.—
ganziährig K 12 —. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3.30, halbjährig K 6.50, ganzjährig K 13.—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h., Somstag-Nummer
16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, großere Aufträge nach Ueber-
einkommen und können auch durch die beſtehenden Annoncen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mittheilungen, Notizen und Correſpon-
denzen werden nach Uebereinkunft bonoriert. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaction und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
[Abbildung]
Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
[Abbildung]
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 13. Mittwoch, den 14. Februar 1900. 20. Jahrg.
Stramme Abfertigung.
Die Unverfrorenheit, mit welcher ſich die
jungczechiſchen Parteiführer herausnahmen, in der
Erklärung Engel’s auf der Verſtändigungscon-
ferenz auch die Verhältniſſe Schleſiens in die
Conferenzberathungen einzubeziehen und auf dieſe
Art, wie die czechiſche Phariſäerphraſe lautete,
zur Einengung des nationalen Kampffeldes bei-
zutragen, haben dem lebhafteſten Widerſpruche
aus Schleſien begegnet. Bereits haben ſich die be-
deutendſten Gemeinden des Landes in ebenſo
gepfefferten als wohlbegründeten Kundgebungen
derlei Einmiſchungen in Angelegenheiten Schleſiens
von Prag aus nachdrücklichſt verbeten. Man weiß,
daſs den Jungczechen ordentlich nicht wohl zu
Muthe iſt, wenn ſie nicht auch in Schleſien das
Waſſer trüben können. Bekanntlich hatten ſie
ſchon dem Grafen Taaffe mit dieſen Zudring-
lichkeiten in den Ohren gelegen; allein dieſer
hatte wiederholt und entſchieden erklärt, man möge
ihn mit Schleſien, wo noch halbwegs erträgliche
Zuſtände herrſchen, in Ruhe laſſen. Das ſagt
wohl unverblümt, daſs Taaffe ſelbſt von dem
Eingreifen der Czechen in Schleſien nur unleid-
liche Verhältniſſe erwartete. Unter Badeni und
Thun kam es wirklich auch dahin. Die Sprachen-
verordnungen aus der Ära dieſer beiden Kreuz-
köpfe brachte Gerichtsvorſtände und Bezirkshaupt-
leute in Schleſien in gelinde Verzweiflung. In
drei Sprachen amtieren und ausfertigen, das
muſste die babyloniſche Verwirrung auf die Spitze
treiben. Die geradezu ſchnurrigen Vorkommniſſe,
welche jene hirnloſen Sprachenerläſſe mit ſich
brachten, waren ſo recht die Frucht der Nach-
giebigkeit vor den czechiſchen Flauſenmachern; die
Aufhebung dieſer Verordnungen wirkte daher im
Lande wie eine Erlöſung. Die Bevölkerung fühlt
ſich viel ſicherer und den Amtsweg weit raſcher
und einfacher unter deutſcher Verwaltung. Ja,
vielleicht kommt nirgends in Öſterreich der
deutſchen Sprache als culturellem und ſtaatlichem
Bindegliede zwiſchen drei Volksſtämmen, von
denen die Czechen wie die Waſſerpolaken noch
ſtark in den culturellen Kinderſchuhen ſtecken, eine
ſolche Bedeutung zu, wie gerade in Schleſien.
Wie kämen übrigens auch die Polen im Ländchen
dazu, ſich das Prager ezechiſche Patronat gefallen
zu laſſen? Man hätte ja dann auch polniſche
Delegierte den Conferenzen zuziehen müſſen und
das hätte die „Einengung“ des Kampffeldes
beſonders erbaulich beleuchtet.
Dieſer moraliſche Hinauswurf, den die jung-
czechiſchen Freibeuter mit ihren Verſuchen erfuhren,
auch Schleſien in das Kampffeld einzubeziehen,
iſt ein äußerſt geſunder Dämpfer auf die mit
Größenwahn überhitzten Staatsrechtsköpfe. Die
Schleſier wiſſen alſo das unermeſsliche Glück nicht
zu würdigen, als Anhängſel und Nebenland der
Wenzelskrone von einem Generallanotage in Prag
aus commandiert zu werden. Die Staatsrechts-
Ochſenhaut, auf welcher die czechiſche Dido in
Schleſien ſitzt, iſt eben leider ſchmal und dem
möchte man in Prag durch ein wenig Import
nachhelfen. Es iſt erfreulich, daſs ſich in Schleſien
Fortſchrittler und Nationale ſtramm zuſammen-
fanden in gemeinſamer Abwehr czechiſcher Ge-
lüſte, um an die Kundgebungen des Landtages
vom December 1898 und März 1899 gegen den
Sprachenverordnungsſpuk zu erinnern. Nochmals
wurde betont, daſs die ſeitherige Friedensſtörung
im Lande lediglich die Frucht der czechiſchen
Hetzereien iſt. Die Troppauer fragen ſehr treffend,
ob ſich denn wohl die Polen in Galizien eine
Einmengung zu Gunſten der Deutſchen und
Ruthenen gefallen laſſen würden? Die Deutſchen
und auch die Polen Schleſiens bedanken ſich für
das czechiſche Staatsrecht, und die Czechen in
Schleſien ſind die letzten, die dort etwas zu reden
haben.
Es iſt überhaupt merkwürdig, mit welchen
alles Recht und alle Bildung vernichtenden Maß-
regeln die Nichtdeutſchen im Habsburgerreiche
auf alles Deutſche losgehen, wenn ſie es irgend-
wo vereinſamt glauben. Wehe jedem deutſchen
Volksſplitter, der nicht in innigſter Verbindung
mit dem deutſchen Hauptſtocke iſt und von der
deutſchen Allgemeinheit nicht geſchützt wird.
Einem verirrten Wanderer im Walde, der von
Wölfen überfallen wird, kann es leicht beſſer
ergehen. In Ungarn behandelt die Regierung die
Deutſchen wie Heloten und ungariſche Abgeord-
nete des Reichstages kehren ſich gegen die un-
gariſche Regierung mit den ſchwerſten Vorwürfen,
wenn die Regierung nicht ſozuſagen mit ge-
ſchliffenem Polizeiſäbel in die Nationalitäten ein-
haut. Ein Miniſter, welcher ſich von Billigkeit
gegenüber den Sachſen leiten ließe, würde im
ungariſchen Reichstage eine Anklage wegen des
Verrathes wieder die Nation zu erfahren haben
und überdies von den ungariſchen Studenten in
Peſt wie ein Graf Lamberg behandelt werden.
Ja derſelben würden die Nichtdeutſchen in den
Reichen, die ſie errichten würden, den Deutſchen
übel mitſpielen. In Galizien hat das Deutſch-
Feuilleton
Die Brief-Adreſſe.
Nach dem Polniſchen von Adolf Burkhardt.
(Nachdruck verboten.)
Der Winter war ungewöhnlich ſtreng. Ein
ſcharfer Nordoſt wehte, die Dächer der Häuſer be-
deckten dichte Schneemaſſen, die Rinnſteine dicke
Eiskruſten.
An einem dieſer kalten Tage hörte der Poſt-
ſecretär Robertin, als er ſich eben an ſein Pult ſetzen
wollte, das in Fächer eingetheilt war, in denen in
alphabethiſcher Reihenfolge die poſtlagernden Briefe
aufbewahrt wurden, ein leiſes Klopfen an der Thür
des dunklen Corridors, in dem das Publicum zu
warten pflegte.
Mit einem ſchnellen Griff öffnete Robertin den
kleinen Schalter und ſofort erſchien in der viereckigen
Öffnung ein großer, länglicher Kopf, der von brand-
rothem Haar umgeben war. Während der Poſtbeamte
neugierig dieſes merkwürdige Geſicht anſchaute, reckte
ſich der Ankömmling empor, ſo daſs man ſeine hagere
Figur, die von einem altmodiſchen Rock umſchloſſen
wurde, deutlich ſehen konnte. Der Fremdling trug
ein kurzes Röckchen mit ſchon ſtark abgenutzten
Schnüren, dazu hellgraue Beinkleider, die wie ange-
klebt an ſeinen mageren Beinen ſaßen. Dieſes Bild
der bitterſten Armuth vervollſtändigte ein altes —
Fagott, das auf dem Rock unter dem linken Arme
befeſtigt war. Der arme Kerl zitterte vor Kälte,
er bot ein Bild des Jammers.
Auf dem abgehärmten Geſicht des armſeligen
Menſchen ſpiegelte ſich ein maßloſes Weh ab, welches
davon Zeugnis ablegte, daſs er ſich ſchwer plagen
muſste, um ſich über Waſſer zu halten. Die Demuth,
welche aus ſeinen großen und ausdrucksvollen Augen
leuchtete, rührte ſogar den hartgeſottenen Beamten
Robertin, welcher in weniger barſchem Tone, wie
ſonſt den Fremdling fragte:
„Was wünſchen Sie?“
„Ich bitte ſehr um Verzeihung“, antwortete der
Fremde in reinem elſäßiſchen Dialect, „ich heiße
Zimmermann und wollte mich erkundigen ...“
„Sie fragen gewiſs nach einem Briefe unter
dieſer Adreſſe?“
„So iſt es!“
„Und woher ſoll er ſein?“
„Aus Schwalbach!“
Der Beamte ſteckte den Kopf in die Tiefe ſeines
Schrankes und zog nach einer Weile mit geübtem
Griffe einen Brief in einem ſchlichten Couvert her-
vor, auf den gleich oben mit ungelenken Schriftzügen
folgende Adreſſe gekritzelt war: „Herrn Zimmermann,
Muſikkünſtler, z. Z. in Paris. Poſtlagernd.“
Dieſe ſechs Zeilen, eine immer ſchlechter wie
die anderen geſchrieben, ließen in Bezug auf Kalli-
graphie alles zu wünſchen übrig.
Oberhalb dieſer ſechszeiligen Adreſſe prangte,
mit Blauſtift geſchrieben, eine Ziffer ſowie ein Poſt-
vermerk, weil der Brief unfrankiert aufgegeben war.
Deshalb ſollte der Empfänger bei der Aushändigung
des Briefes 20 Centimes Strafporto zahlen.
Robertin reichte Zimmermann den Brief. Nach-
dem dieſer den Brief mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit
geleſen hatte, was einige Minuten erforderte, gab
Zimmermann den Brief dem Beamten wieder zurück.
„Iſt der Brief nicht für Sie?“ fragte dieſer
verwundert.
„Ja — nein, das heißt eigentlich .... Doch
nein, er iſt nicht für mich“, ſtotterte Zimmermann
verlegen, während eine Blutwelle in ſein Geſicht
ſchlug.
„Nun, dann iſt nichts weiter für Sie hier“,
antwortete der Beamte ärgerlich.
„Dann werde ich ſo frei ſein, ein anderesmal
wiederzukommen“, ſagte demüthig in bittendem Tone
der Mann mit dem Fagott und entfernte ſich langſam.
Robertin hatte den wunderlichen Muſikanten
ſchon vergeſſen, als er ihn nach Verlauf von etwa
drei Tagen wiederum vor ſich bemerkte. Während
dieſer Zeit war in der That ein Brief für Zimmer-
mann eingelaufen, jedoch mit der gleichen Adreſſe
wie vorher. Der Beamte ergriff unwillkürlich, da er
ſich der Perſon des Empfängers wohl erinnerte, den
Brief im Schranke und hielt ihn Zimmermann hin.
Dieſe beſondere Vorſicht war nöthig, da auch dieſes
Couvert mit verſchiedenen Schriftzügen und mit den-
ſelben ungeübten Buchſtaben beſchrieben war.
Nun wiederholte ſich dieſelbe Geſchichte wie das
erſtemal. Zimmermann betrachtete das Couvert von
allen Seiten. Nachdem er Buchſtabe für Buchſtabe
der ſo wunderlich geſchriebenen Adreſſe entziffert
hatte, gab er den Brief kopfſchüttelnd dem Beamten
zurück, verneigte ſich mit der ihm eigenen Demuth
und entfernte ſich.
Inzwiſchen waren wohl vierzehn Tage ver-
gangen, da erſchien Zimmermann zum drittenmale
am Poſtſchalter. Kaum hatte ihn Robertin erblickt,
als er den Entſchluſs faſste, dieſes merkwürdige
Räthſel zu löſen. Der alte Beamte war im Grunde
eine gutmüthige Haut, aber er konnte es nicht ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |