Badener Zeitung. Nr. 25, Baden (Niederösterreich), 25.03.1908. Badener Zeitung Deutsch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsschluß: Nr. 25. Mittwoch den 25. März 1908. 29. Jahrg. [Spaltenumbruch] Eine Klarstellung. Die große Versammlung der Badener Ueber diese Versammlung bringt das Der Bericht bringt gar nichts, auch nicht Vor den letzten allgemeinen Gemeinde- [Spaltenumbruch] Fenilleton. "Akkorde." *) (Aus dem Tagebuche eines Unbekannten.) (Nachdruck verboten). IV. Die Schneenixe treibt die Dämonen aus ihren Auf den Dächern führen sie satanische Tänze Das Leichentuch der Erde wird zur Sturmfahne Eine Mondnacht von sinnberückenden Effekten. An den Klippen schwärmten irrlichternde Tropfen. Nur das Meer pulste in leichten Athemzügen Ueber die verschneiten Fichtenhorste spannt sich Jetzt schlummert der Ozean und trinkt das -- -- Auferstehung des eingesargten Lebens -- -- Die Silbermöve kreist schlaftrunken über den Das ist ein Duft, als seien alle Blumenseelen Die Glücklichen hängen an den Lippen, als sei Die Lichtfeier des Meeres: ein hehrer seelenbe- Wie eine dünne Rauchsäule steigt der Nebelstreif Dort geht eine Welt in nächtlicher Licht- Schwarzgrüne Wogenberge durchwühlen die [Spaltenumbruch] Verspätete Vogelschwärme schwimmen im Luft- Von der Jugendzeit zum reifen Alter spannt In solchen Stürzen leidet das Herz Schiffbruch, Seesturm. Am Strande peitschte die Brandung in riesiger Was Minuten für das Menschenleben sein können, Die See glich sich selbst nicht mehr, sie hatte Mit dem einbrechenden Abend veränderte sich (Fortsetzung folgt.) *) Siehe die Nummern 21, 22, 23 und 24 der
"Badener Zeitung". Badener Zeitung Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ. [Spaltenumbruch]
Redaktionsſchluß: Nr. 25. Mittwoch den 25. März 1908. 29. Jahrg. [Spaltenumbruch] Eine Klarſtellung. Die große Verſammlung der Badener Ueber dieſe Verſammlung bringt das Der Bericht bringt gar nichts, auch nicht Vor den letzten allgemeinen Gemeinde- [Spaltenumbruch] Fenilleton. „Akkorde.“ *) (Aus dem Tagebuche eines Unbekannten.) (Nachdruck verboten). IV. Die Schneenixe treibt die Dämonen aus ihren Auf den Dächern führen ſie ſataniſche Tänze Das Leichentuch der Erde wird zur Sturmfahne Eine Mondnacht von ſinnberückenden Effekten. An den Klippen ſchwärmten irrlichternde Tropfen. Nur das Meer pulſte in leichten Athemzügen Ueber die verſchneiten Fichtenhorſte ſpannt ſich Jetzt ſchlummert der Ozean und trinkt das — — Auferſtehung des eingeſargten Lebens — — Die Silbermöve kreiſt ſchlaftrunken über den Das iſt ein Duft, als ſeien alle Blumenſeelen Die Glücklichen hängen an den Lippen, als ſei Die Lichtfeier des Meeres: ein hehrer ſeelenbe- Wie eine dünne Rauchſäule ſteigt der Nebelſtreif Dort geht eine Welt in nächtlicher Licht- Schwarzgrüne Wogenberge durchwühlen die [Spaltenumbruch] Verſpätete Vogelſchwärme ſchwimmen im Luft- Von der Jugendzeit zum reifen Alter ſpannt In ſolchen Stürzen leidet das Herz Schiffbruch, Seeſturm. Am Strande peitſchte die Brandung in rieſiger Was Minuten für das Menſchenleben ſein können, Die See glich ſich ſelbſt nicht mehr, ſie hatte Mit dem einbrechenden Abend veränderte ſich (Fortſetzung folgt.) *) Siehe die Nummern 21, 22, 23 und 24 der
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Dichtes, undurchdringliches Grau!</p><lb/> <p>Mit dem einbrechenden Abend veränderte ſich<lb/> die Szenerie. Rieſige Wolkenmaſſen ſtiegen auf —<lb/> die Nachtwolken floſſen maſſig ineinander — ein<lb/> langanhaltender Donner rollte vorüber und Blitze<lb/> zerriſſen für den Augenblick das ſtarrende Gewölk.<lb/> Der Donner machte das Schiff erzittern. Die Nacht<lb/> war undurchdringlich.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Badener Zeitung
Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.
Redaktionsſchluß:
Dienstag und Freitag früh.
Erſcheint Wittwoch und Samstag früh.
——— Telephon-Anſchluß Nr. 229. ———
Unverlangt eingeſandte Manuſkripte
werden nicht zurückgeſendet.
Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·—, ganzjährig K 10·—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·—, halbjährig K 6 —,
ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30. halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag-
Nummer 16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und
Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)
Nr. 25. Mittwoch den 25. März 1908. 29. Jahrg.
Eine Klarſtellung.
Die große Verſammlung der Badener
Ortsgruppe des Vereines „Freie Schule“
vom 15. März hatte einen merkwürdig an-
mutenden Charakter. Mehrere hundert Menſchen
waren in einem Saale verſammelt, die ſozialen
Schranken waren gefallen und alle die auf-
merkſam zuhörenden Frauen und Männer be-
ſchlich allmählig das Gefühl, daß das keine
gewöhnliche Verſammlung, ſondern ein rein
menſchliches Familienfeſt ſei. Man beſchuldigt
den Verein „Freie Schule“, daß er gegen den
Einfluß der Religion arbeite; in dieſer Ver-
ſammlung konnte man wohl zur Ueberzeugung
gelangen, daß gerade von den Ver-
tretern der „Freien Schule“ für das
veredelnde Moment der Religion am
kräftigſten eingetreten wird und daß
dieſer Verein geradezu beſtimmt iſt, eine
Schutzwehr zu bilden gegen den Niedergang
der öffentlichen Moral in Oeſterreich. Unan-
taſtbar war alles, was in dieſer Verſamm-
lung geſprochen wurde und dieſer Austauſch
großer, edler Gedanken hat jenes Gefühl der
allgemeinen menſchlichen Zuſammengehörigkeit
ausgelöſt, der einen Erfolg bedeutet, welcher
über alles Alltägliche und Triviale turmhoch
herausragt.
Ueber dieſe Verſammlung bringt das
hieſige chriſtlichſoziale „Volksblatt“ einen Be-
richt. Wenn wir nun einige Bemerkungen
über dieſen Bericht für zweckmäßig erachten,
ſo geſchieht dies nicht in der Abſicht, mit
dieſem Blatte zu polemiſieren. Jeder Ein-
ſichtsvolle wird uns zugeſtehen, daß die Form,
in welcher Angriffe in dieſem Blatte ſtatt-
finden, dies einem auf Anſtand haltenden
Menſchen unmöglich macht. Aber der Inhalt
dieſes Berichtes hat ſeine Bedeutung für das
öffentliche Leben in Baden und dies iſt allein
der Grund, weshalb wir uns heute mit dem-
ſelben beſchäftigen.
Der Bericht bringt gar nichts, auch nicht
ein Wort über den eigentlichen Verlauf der
Verſammlung, ſondern beſchäftigt ſich aus-
ſchließlich mit den Perſonen, welche an der
Verſammlung teilnahmen. Zuerſt werden
natürlich die zwei Vortragenden gehörig per-
ſönlich beſchimpft. Hock und Kronawetter
werden ſich darüber zu tröſten wiſſen.
Dann werden aber ſofort einige Namen her-
vorragender Perſönlichkeiten aus den bürger-
lichen Kreiſen angeführt, um deren Teilnahme
an der Verſammlung kleinliche Motive zu
unterſchieben. Das iſt jene Methode, die
der Stadt Baden ſchon den größten
Schaden zugefügt hat, jene Methode,
gegen welche ſich alle Bewohner Badens auf-
lehnen müſſen und welche den Urgrund bildet,
daß es in Baden mit der Vertretung der
öffentlichen Angelegenheiten und der ſtädtiſchen
Intereſſen nicht vorwärts geht.
Vor den letzten allgemeinen Gemeinde-
wahlen iſt ein kleiner Kreis von wirklichen,
ganz ſelbſtloſen Freunden der Stadt Baden
zuſammengetreten, um tüchtige Kräfte ſowie
ganz unabhängige Männer in die Gemeinde-
vertretung hineinzubringen. Es hat ſich auch
herausgeſtellt, daß ſolche Perſönlichkeiten in
Baden wirklich vorhanden ſind. Man iſt an
dieſelben herangetreten und erhielt überall
Fenilleton.
„Akkorde.“ *)
(Aus dem Tagebuche eines Unbekannten.)
Mitgetheilt von Paul Tauſig.
(Nachdruck verboten).
IV.
Die Schneenixe treibt die Dämonen aus ihren
ſilbernen Betten zu wilder Mänadenjagd. — Seuf-
zende Rieſengeſtalten von unfaßbarer, verſchwommener
Körperlichkeit!
Auf den Dächern führen ſie ſataniſche Tänze
auf und heulen wie flüchtige Geſpenſter durch die
hohlen Schlote.
Das Leichentuch der Erde wird zur Sturmfahne
der empörten Elemente, die Erde ſelber zum Schau-
platz ſataniſcher Gewalten.
Eine Mondnacht von ſinnberückenden Effekten.
Unter dem weißen Licht der in dunſtfreier Höhe
ſchwebenden Scheibe hob ſich das Meer ſehnſüchtig
und glitzerte in Millionen Silberſchuppen.
An den Klippen ſchwärmten irrlichternde Tropfen.
Nur das Meer pulſte in leichten Athemzügen
und gab der hellen Nacht ihre Silberblicke zurück.
Ueber die verſchneiten Fichtenhorſte ſpannt ſich
ein Nebelſtreif von Millionen Welten und dieſe ſetzen
als blinkende Sterne Millionen Lichter auf die
weißen Zweige.
Jetzt ſchlummert der Ozean und trinkt das
Sternenlicht, das auf ihn herabträuft.
— — Auferſtehung des eingeſargten Lebens — —
Die Silbermöve kreiſt ſchlaftrunken über den
kahlen Klippen; man glaubt an Geiſterlachen, ſo
ſeltſam iſt der herbe Ton des träumenden Sturmvogels.
Das iſt ein Duft, als ſeien alle Blumenſeelen
ihrem herbſtlichen Grabe entſtiegen!
Die Glücklichen hängen an den Lippen, als ſei
die Luſt ein unerſchöpflicher Born, eine Liebeshippo-
krene ohne Verſiegen!
Die Lichtfeier des Meeres: ein hehrer ſeelenbe-
zwingender Glanz.
Wie eine dünne Rauchſäule ſteigt der Nebelſtreif
der Milchſtraße von den beſchneiten Schultern des
Hochgebirgs in die Unendlichkeit und zerrinnt in eine
andere Weltregion.
Dort geht eine Welt in nächtlicher Licht-
brandung auf, zerſchmelzen Himmel und Erde in
einem Kuſſe — — —
Schwarzgrüne Wogenberge durchwühlen die
Tangwaldungen der Tiefe, wo die rothen Korallen
glühen und der bunte Sternenhimmel der See-
Anemonen flimmert.
Verſpätete Vogelſchwärme ſchwimmen im Luft-
ozean und ſuchen ſüdliche Gefilde auf, wo in Lorbeer-
hainen noch das ſchwüle Aroma des Sommers brütet.
Von der Jugendzeit zum reifen Alter ſpannt
ſich jene Seufzerbrücke, die jeder betreten muß und
auf der Mancher zum Fall kommt.
In ſolchen Stürzen leidet das Herz Schiffbruch,
aber der gehärtete Verſtand ſammelt die Trümmer,
die das Meer der Leidenſchaften auswarf. Es iſt
freilich unnützer Ballaſt, denn jene Trümmer ſind
zerſchellte Hoffnungen der Jugend.
Seeſturm.
Am Strande peitſchte die Brandung in rieſiger
Höhe die ſchäumenden Wogen empor. In Millionen
Atome zerſtäubt, ſchnellten ſie den weißen Giſcht
thürmend hinauf.
Was Minuten für das Menſchenleben ſein können,
das lernten wir hier pochenden Herzens kennen. Es
waren Minuten zwiſchen Sein und Nichtſein; —
noch immer trieb das Schiff dem Strande zu.
Die See glich ſich ſelbſt nicht mehr, ſie hatte
nichts von der ſchönen blau-grünen Farbe ihres All-
tagsgewandes. — Wie der Schneeſturm auf dem
Gletſcher alles wie mit einem Leichentuche verhüllt,
ſo bildete der zerſtäubte Waſſerdunſt mit den be-
ſtändig hinraſenden Regenſchauern ein chaotiſches
Gemenge. Dichtes, undurchdringliches Grau!
Mit dem einbrechenden Abend veränderte ſich
die Szenerie. Rieſige Wolkenmaſſen ſtiegen auf —
die Nachtwolken floſſen maſſig ineinander — ein
langanhaltender Donner rollte vorüber und Blitze
zerriſſen für den Augenblick das ſtarrende Gewölk.
Der Donner machte das Schiff erzittern. Die Nacht
war undurchdringlich.
(Fortſetzung folgt.)
*) Siehe die Nummern 21, 22, 23 und 24 der
„Badener Zeitung“.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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