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Badener Zeitung. Nr. 73, Baden (Niederösterreich), 12.09.1906.

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Badener Zeitung
(vormals Badener Bezirks-Blatt).

Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·--, ganzjährig K 10·--. Mit Zustellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·--, halbjährig K 6·--,
ganzjährig K 12·--. Oesterreich-Ungarn: Mit Zusendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·--. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h., Samstag-
Nummer 16 h. -- Inserate
werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erste, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einschaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die bestehenden Annonzen-Bureaux an die Administration gerichtet werden. -- Interessante Mitteilungen, Notizen und
Korrespondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. -- Manuskripte werden nicht zurückgestellt. -- Redaktion und Administration: Baden, Pfarrgasse Nr. 3.
[Abbildung] Erscheint Mittwoch und Samstag früh. [Abbildung]
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage "Illustriertes Unterhaltungsblatt".)




Nr. 73. Mittwoch, den 12. September 1906. 27. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Ausgleichsversuche.


Oesterreich hat die Ausgleichsverhandlungen mit
Ungarn eröffnet. Weil Ungarn auf dem Standpunkte
seiner Selbstherrlichkeit steht, mußte es wohl ge-
schehen, daß der österreichische Ministerpräsident nach
Budapest ging. "Willst du etwas von mir, so komm
und hole es dir, wenn -- ich es hergebe!" Obschon
man vorläufig noch wenig über die Vorgänge infor-
miert ist, so hat man doch einen Einblick in dieselben.
Die drei Telegramme aus Budapest sind kurz: das
erste meldet die Ankunft unseres Premiers, das zweite
erzählt über die lange Dauer der Verhandlungen
zwischen ihm und Minister Dr. Weckerle, das dritte
endlich deutet das Resultat der Besprechungen an.

Nachdem die beiden Staatsmänner von 10 Uhr
morgens bis 7 Uhr abends verhandelt und jedenfalls
über den Entwurf, den Körber mit Szell hergestellt
hatte, gesprochen hatten, drehten sie demselben den
Hals um und legten ihn -- sub acta, wo man ihn
eventuell noch finden und hervorziehen kann.

Aber das neue ungarische Haus hat ihn nie
zu Gesichte bekommen und im österreichischen ergaben
sich so viele Unannehmbarkeiten, daß der Entwurf
zurückgezogen wurde. Es konnte ja der österreichischen
Regierung nichts mehr daran liegen, da er gar nicht
paßte und schließlich von Ungarn abgelehnt war,
wenn sich Oesterreich nicht beugte. So dachten schon
wenige an den Wechselbalg und er wurde doch bei
irgendeiner Gelegenheit angesehen. Aus diesem An-
sehen erfloß die Ueberzeugung, daß man einen neuen
Vertrag oder Vergleich oder wie das Instrument
heißen wird, schaffen sollte.

Daher ergriff die österreichische Regierung die
Initiative und die ungarische verhielt sich nicht mehr
ablehnend. Das ist schon ein kleiner Erfolg für die
[Spaltenumbruch] Idee des Ausgleichs. Daß es aber dabei gar viele
Steine des Anstoßes hüben und drüben zu beseitigen
gab, beweist die Langwierigkeit der Besprechung und
die Ausdauer der Verhandelnden! So mir nichts
dir nichts können gewisse Vorteile, manchesmal
auch gewisse liebgewordene Vorurteile nicht aufge-
geben werden und dazu gab es noch eine Menge
veralteter Ansichten auszumerzen. Das sahen die
beiden Minister ein und behandelten das ganze als
eine grundlegende Durchbesprechung der vorliegenden
und neu vorgelegten Punkte. Da nun eine Reihe von
wirtschaftlichen und technischen Fragen, wie das dritte
Telegramm besagt, einer Klarstellung bedürfen, sind
sie übereingekommen, diese zunächst einer kommissio-
nellen Vorberatung unterziehen zu lassen. Diese
Kommission wird durch Entsendung von Delegierten
beider Regierungen gebildet werden, die abwechselnd
in Wien und Budapest tagen und am 18. September
in Wien zusammentreten wird. Das ist ein zweiter
idealer Erfolg für die Verhandlungen, obzwar noch
keiner für den Ausgleich. Der beiderseitige gute Wille
jedoch ist ohne Zweifel schon viel wert. Wie dann
das Ganze ausfallen wird, wird man trotzdem auch
aus diesen Einzelheiten nicht sofort bestimmen können.

Zur selben Zeit wird auch das österreichische
Parlament versammelt sein. Wie es bekannt ge-
worden, tritt der Wahlreformausschuß schon am
Mittwoch, den 12. September, zusammen. Er findet
Arbeit genug, denn es hat sich zu den noch nicht
erledigten Punkten eine ganze Menge neuer Streit-
fragen hinzugesellt, die eine bedeutende Arbeitskraft
erfordern werden. Aus allen Kronländern, von allen
Volksstämmen, fast von jeder Partei, sind Bedenken
gegen die bis jetzt festgestellte Reform vorgebracht,
Beschwerden und Klagen erhoben und neue Anträge
konzipiert worden, so daß das Werk ein merklich
anderes Gesicht bekommt, wenn allen Wünschen nach-
[Spaltenumbruch] gekommen werden sollte. Das aber ist füglich nicht
nicht möglich, denn dann existiert die Wahlreform
nicht mehr und das allgemeine, gleiche Wahlrecht ist
den Weg alles Vergänglichen gegangen.

Daß die vom Wahlreformausschusse festgesetzten
Normen noch manchen Angriff im Vollhause und im
Herrenhause erfahren dürfte, darauf muß man im
voraus gefaßt sein. Wenigstens versucht wird es
werden und das Haus wird schwerlich in die Lage
kommen, die übrigen wichtigen Vorlagen zu studieren
und durchzuführen. Mit den Ausgleichsverhand-
lungen aber wird es nur von weitem liebäugeln
können.

Die nächste Zukunft wird es lehren, wie das
scheidende Parlament seine letzten Arbeiten beschließt.
Zu wünschen wäre es, daß es, wenn schon nicht alle,
so doch die meisten Arbeiten vollendet!




Minister Apponyi als Jubilar.

Dieser Tage feiert der "ewige Ministerkandidat",
wie man den Grafen Apponyi -- meinem Gedenken
nach -- zuweilen scherzweise nannte, sein 25jähriges
Jubiläum als Abgeordneter von Jaßberenyi. Er hatte,
es muß gerade vor 25 Jahren gewesen sein, damals
auch in einer anderen Stadt kandidiert und Schreiber
dieser Zeilen hatte das Vergnügen gehabt, ihn sprechen
zu hören. Er muß ungarisch auch tüchtig gesprochen
haben, denn die Kortese wurden nicht müde, die
Helfianer -- mit Applaus niederzupracken. Durch seine
deutsche Rede aber hätte er den Erfolg für sich ge-
habt, wenn die Deutschen nicht schon alle unter der
Führung eines deutschen Schlossers für Helfi vorge-
stimmt hätten. Aber diese Erinnerungen sind längst
veraltet: Nur eines kann man hier betonen, wie treu
seitdem die Jaßberenyier zu ihrem Abgeordneten




[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Feuilleton. [Abbildung]



Die P[e]rle von Porto Rose.

(Fortsetzung.)
III.

Auf der Halbinsel Lustiza bei Rose lebte man
nach altem Brauch.

Hugo kam zu Vladic, zeichnete, malte und er-
zählte. Eudoxia war eine dankbare Zuhörerin, zumal
da Hugo sich jetzt schon italienisch und auch serbisch
gut ausdrücken konnte. Das hatte er während der
Abwesenheit von Dalmatien gelernt -- und es machte
auf Eudoxia bedeutenden Eindruck.

Ueber die letzten Briefe sprachen sie nicht; doch
das Auge konnte die Gefühle nicht verbergen und
oft verfinsterte sich Marino's Antlitz, der ja oft an-
wesend war. Doch einen richtigen Grund zu klagen
hatte er nicht, denn Eudoxia verkehrte jetzt mit ihm
so lieb, wie niemals früher; gegen Hugo war sie
wie eine Schwester oder gut[e] Fzeundin.

Oft segelten sie in der Bucht und zuweilen ver-
suchten sie, wer das Segel und das Ruder besser
zu leiten vermag.


[Spaltenumbruch]

Alle erfreuten sich an diesen Segelpartien, so
daß sie für eine der nächsten Wochen, eine kleine
Wettfahrt verabredeten.

Das war für Hugo eine neue Arbeit. Ein alter
Fischer gab ihm Unterricht in der Führung des
Segels und des Steuerruders und oft blieben die
beiden den ganzen Nachmittag auf dem Meere, am
Abend aber erklärte ihm der alte Nikefor dies und
jenes und bereitete ihn für die Regatta vor.

Als er schon geübter war, lud er einst Eudoxia
und deren Mutter auf sein Boot. Das war böse.
Marino zitterte vor Zorn, als er es hörte, da er
zu Besuch kam und machte dem Mädchen vor allem
Vorwürfe, daß es auf dem Meere mit einem Fremden
umherfahre und den Bräutigam allein lasse. Doch
Vater Nikefor beruhigte den ereiferten jungen Mann
und der ungemütliche Sturm war bald gedämpft.

Am nächsten Tage erhielt Marino die Nachricht,
daß er am Abend von Mijat erwartet werde. Er
zuckte zusammen, doch jetzt leuchtet es teuflisch in
seinen Augen auf und kaum kann er die Nacht er-
warten, da ihm jener das Mittel zur Rache geben
sollte -- -- --

"Ihr sehet also, daß es für den keine Gefahr
gibt, der am Steuerruder sitzt, nur der Vorderteil
des Kahnes wird zerschmettert. Der Zeitpunkt kann
[Spaltenumbruch] aufs genaueste bestimmt werden", spricht Mijat,
indem er eine Maschine mit Räderwerk vorweist.
"Ihr braucht nur zu sagen, an welchem Tage, um
welche Stunde und auf welche Minute Ihr es wünscht!
Oder denkt ihr vielleicht nicht mehr daran?" fügt er
spöttisch hinzu, als Marino gedankenvoll vor sich
hinstarrt. "Ihr könnt ja das Mädchen auch jenem
Fremdling überlassen! Was braucht Ihr ein Weib,
da Ihr auf jeden Finger zehn bekommen könnt!"

"Schweig und höre!" befiehlt Marino bleichen
Antlitzes. "Am nächsten Feiertage um 5 Uhr nach-
mittag soll es sein. Du bringst mich im Kahne nach
Rose und während ich zu Vladic gehe, gehst du auf
mein Segelboot, das ich dir bezeichnen werde, und
bringst die Maschine an. Wenn wir absegeln, fährst
du mir nach, damit ich mich rechtzeitig rette. Sei
vorsichtig, damit dich niemand beobachte oder gar
erkenne".

"Ich weiß, ich weiß! Mir könnt Ihr vertrauen.
Und jetzt -- die Bezahlung".

"Nach getaner Arbeit!"

"Herr, jene zweihundert reichten nicht aus.
Gebt noch darauf!"

"Daß dich der Teufel -- --! Wie viel willst
du noch?"

"Fünfzig Gulden noch und meinen Lohn! Es


[Spaltenumbruch]

Neu übernommen!
[Spaltenumbruch] Beehre mich einem P. T. Publikum die höfliche Mitteilung zu
machen, dass ich die Restauration im Hotel Zentral in Baden
übernommen und eröffnet habe. -- Für exquisite Küche, gute.
naturreine Weine etc. und aufmerksame Bedienung wird gesorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bittet Josef Stein, Restaurateur.

[Spaltenumbruch] Restaurant ,Zentral-Hotel'
= Baden, Bahnhofplatz. =

Badener Zeitung
(vormals Badener Bezirks-Blatt).

Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·—, ganzjährig K 10·—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·—, halbjährig K 6·—,
ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h., Samstag-
Nummer 16 h. — Inſerate
werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und
Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
[Abbildung] Erſcheint Mittwoch und Samstag früh. [Abbildung]
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)




Nr. 73. Mittwoch, den 12. September 1906. 27. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Ausgleichsverſuche.


Oeſterreich hat die Ausgleichsverhandlungen mit
Ungarn eröffnet. Weil Ungarn auf dem Standpunkte
ſeiner Selbſtherrlichkeit ſteht, mußte es wohl ge-
ſchehen, daß der öſterreichiſche Miniſterpräſident nach
Budapeſt ging. „Willſt du etwas von mir, ſo komm
und hole es dir, wenn — ich es hergebe!“ Obſchon
man vorläufig noch wenig über die Vorgänge infor-
miert iſt, ſo hat man doch einen Einblick in dieſelben.
Die drei Telegramme aus Budapeſt ſind kurz: das
erſte meldet die Ankunft unſeres Premiers, das zweite
erzählt über die lange Dauer der Verhandlungen
zwiſchen ihm und Miniſter Dr. Weckerle, das dritte
endlich deutet das Reſultat der Beſprechungen an.

Nachdem die beiden Staatsmänner von 10 Uhr
morgens bis 7 Uhr abends verhandelt und jedenfalls
über den Entwurf, den Körber mit Szell hergeſtellt
hatte, geſprochen hatten, drehten ſie demſelben den
Hals um und legten ihn — sub acta, wo man ihn
eventuell noch finden und hervorziehen kann.

Aber das neue ungariſche Haus hat ihn nie
zu Geſichte bekommen und im öſterreichiſchen ergaben
ſich ſo viele Unannehmbarkeiten, daß der Entwurf
zurückgezogen wurde. Es konnte ja der öſterreichiſchen
Regierung nichts mehr daran liegen, da er gar nicht
paßte und ſchließlich von Ungarn abgelehnt war,
wenn ſich Oeſterreich nicht beugte. So dachten ſchon
wenige an den Wechſelbalg und er wurde doch bei
irgendeiner Gelegenheit angeſehen. Aus dieſem An-
ſehen erfloß die Ueberzeugung, daß man einen neuen
Vertrag oder Vergleich oder wie das Inſtrument
heißen wird, ſchaffen ſollte.

Daher ergriff die öſterreichiſche Regierung die
Initiative und die ungariſche verhielt ſich nicht mehr
ablehnend. Das iſt ſchon ein kleiner Erfolg für die
[Spaltenumbruch] Idee des Ausgleichs. Daß es aber dabei gar viele
Steine des Anſtoßes hüben und drüben zu beſeitigen
gab, beweiſt die Langwierigkeit der Beſprechung und
die Ausdauer der Verhandelnden! So mir nichts
dir nichts können gewiſſe Vorteile, manchesmal
auch gewiſſe liebgewordene Vorurteile nicht aufge-
geben werden und dazu gab es noch eine Menge
veralteter Anſichten auszumerzen. Das ſahen die
beiden Miniſter ein und behandelten das ganze als
eine grundlegende Durchbeſprechung der vorliegenden
und neu vorgelegten Punkte. Da nun eine Reihe von
wirtſchaftlichen und techniſchen Fragen, wie das dritte
Telegramm beſagt, einer Klarſtellung bedürfen, ſind
ſie übereingekommen, dieſe zunächſt einer kommiſſio-
nellen Vorberatung unterziehen zu laſſen. Dieſe
Kommiſſion wird durch Entſendung von Delegierten
beider Regierungen gebildet werden, die abwechſelnd
in Wien und Budapeſt tagen und am 18. September
in Wien zuſammentreten wird. Das iſt ein zweiter
idealer Erfolg für die Verhandlungen, obzwar noch
keiner für den Ausgleich. Der beiderſeitige gute Wille
jedoch iſt ohne Zweifel ſchon viel wert. Wie dann
das Ganze ausfallen wird, wird man trotzdem auch
aus dieſen Einzelheiten nicht ſofort beſtimmen können.

Zur ſelben Zeit wird auch das öſterreichiſche
Parlament verſammelt ſein. Wie es bekannt ge-
worden, tritt der Wahlreformausſchuß ſchon am
Mittwoch, den 12. September, zuſammen. Er findet
Arbeit genug, denn es hat ſich zu den noch nicht
erledigten Punkten eine ganze Menge neuer Streit-
fragen hinzugeſellt, die eine bedeutende Arbeitskraft
erfordern werden. Aus allen Kronländern, von allen
Volksſtämmen, faſt von jeder Partei, ſind Bedenken
gegen die bis jetzt feſtgeſtellte Reform vorgebracht,
Beſchwerden und Klagen erhoben und neue Anträge
konzipiert worden, ſo daß das Werk ein merklich
anderes Geſicht bekommt, wenn allen Wünſchen nach-
[Spaltenumbruch] gekommen werden ſollte. Das aber iſt füglich nicht
nicht möglich, denn dann exiſtiert die Wahlreform
nicht mehr und das allgemeine, gleiche Wahlrecht iſt
den Weg alles Vergänglichen gegangen.

Daß die vom Wahlreformausſchuſſe feſtgeſetzten
Normen noch manchen Angriff im Vollhauſe und im
Herrenhauſe erfahren dürfte, darauf muß man im
voraus gefaßt ſein. Wenigſtens verſucht wird es
werden und das Haus wird ſchwerlich in die Lage
kommen, die übrigen wichtigen Vorlagen zu ſtudieren
und durchzuführen. Mit den Ausgleichsverhand-
lungen aber wird es nur von weitem liebäugeln
können.

Die nächſte Zukunft wird es lehren, wie das
ſcheidende Parlament ſeine letzten Arbeiten beſchließt.
Zu wünſchen wäre es, daß es, wenn ſchon nicht alle,
ſo doch die meiſten Arbeiten vollendet!




Miniſter Apponyi als Jubilar.

Dieſer Tage feiert der „ewige Miniſterkandidat“,
wie man den Grafen Apponyi — meinem Gedenken
nach — zuweilen ſcherzweiſe nannte, ſein 25jähriges
Jubiläum als Abgeordneter von Jaſzberenyi. Er hatte,
es muß gerade vor 25 Jahren geweſen ſein, damals
auch in einer anderen Stadt kandidiert und Schreiber
dieſer Zeilen hatte das Vergnügen gehabt, ihn ſprechen
zu hören. Er muß ungariſch auch tüchtig geſprochen
haben, denn die Korteſe wurden nicht müde, die
Helfianer — mit Applaus niederzupracken. Durch ſeine
deutſche Rede aber hätte er den Erfolg für ſich ge-
habt, wenn die Deutſchen nicht ſchon alle unter der
Führung eines deutſchen Schloſſers für Helfi vorge-
ſtimmt hätten. Aber dieſe Erinnerungen ſind längſt
veraltet: Nur eines kann man hier betonen, wie treu
ſeitdem die Jaſzberenyier zu ihrem Abgeordneten




[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Feuilleton. [Abbildung]



Die P[e]rle von Porto Roſe.

(Fortſetzung.)
III.

Auf der Halbinſel Luſtiza bei Roſe lebte man
nach altem Brauch.

Hugo kam zu Vladić, zeichnete, malte und er-
zählte. Eudoxia war eine dankbare Zuhörerin, zumal
da Hugo ſich jetzt ſchon italieniſch und auch ſerbiſch
gut ausdrücken konnte. Das hatte er während der
Abweſenheit von Dalmatien gelernt — und es machte
auf Eudoxia bedeutenden Eindruck.

Ueber die letzten Briefe ſprachen ſie nicht; doch
das Auge konnte die Gefühle nicht verbergen und
oft verfinſterte ſich Marino’s Antlitz, der ja oft an-
weſend war. Doch einen richtigen Grund zu klagen
hatte er nicht, denn Eudoxia verkehrte jetzt mit ihm
ſo lieb, wie niemals früher; gegen Hugo war ſie
wie eine Schweſter oder gut[e] Fzeundin.

Oft ſegelten ſie in der Bucht und zuweilen ver-
ſuchten ſie, wer das Segel und das Ruder beſſer
zu leiten vermag.


[Spaltenumbruch]

Alle erfreuten ſich an dieſen Segelpartien, ſo
daß ſie für eine der nächſten Wochen, eine kleine
Wettfahrt verabredeten.

Das war für Hugo eine neue Arbeit. Ein alter
Fiſcher gab ihm Unterricht in der Führung des
Segels und des Steuerruders und oft blieben die
beiden den ganzen Nachmittag auf dem Meere, am
Abend aber erklärte ihm der alte Nikefor dies und
jenes und bereitete ihn für die Regatta vor.

Als er ſchon geübter war, lud er einſt Eudoxia
und deren Mutter auf ſein Boot. Das war böſe.
Marino zitterte vor Zorn, als er es hörte, da er
zu Beſuch kam und machte dem Mädchen vor allem
Vorwürfe, daß es auf dem Meere mit einem Fremden
umherfahre und den Bräutigam allein laſſe. Doch
Vater Nikefor beruhigte den ereiferten jungen Mann
und der ungemütliche Sturm war bald gedämpft.

Am nächſten Tage erhielt Marino die Nachricht,
daß er am Abend von Mijat erwartet werde. Er
zuckte zuſammen, doch jetzt leuchtet es teufliſch in
ſeinen Augen auf und kaum kann er die Nacht er-
warten, da ihm jener das Mittel zur Rache geben
ſollte — — —

„Ihr ſehet alſo, daß es für den keine Gefahr
gibt, der am Steuerruder ſitzt, nur der Vorderteil
des Kahnes wird zerſchmettert. Der Zeitpunkt kann
[Spaltenumbruch] aufs genaueſte beſtimmt werden“, ſpricht Mijat,
indem er eine Maſchine mit Räderwerk vorweiſt.
„Ihr braucht nur zu ſagen, an welchem Tage, um
welche Stunde und auf welche Minute Ihr es wünſcht!
Oder denkt ihr vielleicht nicht mehr daran?“ fügt er
ſpöttiſch hinzu, als Marino gedankenvoll vor ſich
hinſtarrt. „Ihr könnt ja das Mädchen auch jenem
Fremdling überlaſſen! Was braucht Ihr ein Weib,
da Ihr auf jeden Finger zehn bekommen könnt!“

„Schweig und höre!“ befiehlt Marino bleichen
Antlitzes. „Am nächſten Feiertage um 5 Uhr nach-
mittag ſoll es ſein. Du bringſt mich im Kahne nach
Roſe und während ich zu Vladić gehe, gehſt du auf
mein Segelboot, das ich dir bezeichnen werde, und
bringſt die Maſchine an. Wenn wir abſegeln, fährſt
du mir nach, damit ich mich rechtzeitig rette. Sei
vorſichtig, damit dich niemand beobachte oder gar
erkenne“.

„Ich weiß, ich weiß! Mir könnt Ihr vertrauen.
Und jetzt — die Bezahlung“.

„Nach getaner Arbeit!“

„Herr, jene zweihundert reichten nicht aus.
Gebt noch darauf!“

„Daß dich der Teufel — —! Wie viel willſt
du noch?“

„Fünfzig Gulden noch und meinen Lohn! Es


[Spaltenumbruch]

Neu übernommen!
[Spaltenumbruch] Beehre mich einem P. T. Publikum die höfliche Mitteilung zu
machen, dass ich die Restauration im Hotel Zentral in Baden
übernommen und eröffnet habe. — Für exquisite Küche, gute.
naturreine Weine etc. und aufmerksame Bedienung wird gesorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bittet Josef Stein, Restaurateur.

[Spaltenumbruch] Restaurant ‚Zentral-Hotel‘
= Baden, Bahnhofplatz. =

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Nr. 73. Mittwoch, den 12. September 1906. 27. Jahrg. Ausgleichsverſuche. Baden, 11. September. Oeſterreich hat die Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn eröffnet. Weil Ungarn auf dem Standpunkte ſeiner Selbſtherrlichkeit ſteht, mußte es wohl ge- ſchehen, daß der öſterreichiſche Miniſterpräſident nach Budapeſt ging. „Willſt du etwas von mir, ſo komm und hole es dir, wenn — ich es hergebe!“ Obſchon man vorläufig noch wenig über die Vorgänge infor- miert iſt, ſo hat man doch einen Einblick in dieſelben. Die drei Telegramme aus Budapeſt ſind kurz: das erſte meldet die Ankunft unſeres Premiers, das zweite erzählt über die lange Dauer der Verhandlungen zwiſchen ihm und Miniſter Dr. Weckerle, das dritte endlich deutet das Reſultat der Beſprechungen an. 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Das iſt ein zweiter idealer Erfolg für die Verhandlungen, obzwar noch keiner für den Ausgleich. Der beiderſeitige gute Wille jedoch iſt ohne Zweifel ſchon viel wert. Wie dann das Ganze ausfallen wird, wird man trotzdem auch aus dieſen Einzelheiten nicht ſofort beſtimmen können. Zur ſelben Zeit wird auch das öſterreichiſche Parlament verſammelt ſein. Wie es bekannt ge- worden, tritt der Wahlreformausſchuß ſchon am Mittwoch, den 12. September, zuſammen. Er findet Arbeit genug, denn es hat ſich zu den noch nicht erledigten Punkten eine ganze Menge neuer Streit- fragen hinzugeſellt, die eine bedeutende Arbeitskraft erfordern werden. Aus allen Kronländern, von allen Volksſtämmen, faſt von jeder Partei, ſind Bedenken gegen die bis jetzt feſtgeſtellte Reform vorgebracht, Beſchwerden und Klagen erhoben und neue Anträge konzipiert worden, ſo daß das Werk ein merklich anderes Geſicht bekommt, wenn allen Wünſchen nach- gekommen werden ſollte. Das aber iſt füglich nicht nicht möglich, denn dann exiſtiert die Wahlreform nicht mehr und das allgemeine, gleiche Wahlrecht iſt den Weg alles Vergänglichen gegangen. Daß die vom Wahlreformausſchuſſe feſtgeſetzten Normen noch manchen Angriff im Vollhauſe und im Herrenhauſe erfahren dürfte, darauf muß man im voraus gefaßt ſein. Wenigſtens verſucht wird es werden und das Haus wird ſchwerlich in die Lage kommen, die übrigen wichtigen Vorlagen zu ſtudieren und durchzuführen. Mit den Ausgleichsverhand- lungen aber wird es nur von weitem liebäugeln können. Die nächſte Zukunft wird es lehren, wie das ſcheidende Parlament ſeine letzten Arbeiten beſchließt. Zu wünſchen wäre es, daß es, wenn ſchon nicht alle, ſo doch die meiſten Arbeiten vollendet! Miniſter Apponyi als Jubilar. Dieſer Tage feiert der „ewige Miniſterkandidat“, wie man den Grafen Apponyi — meinem Gedenken nach — zuweilen ſcherzweiſe nannte, ſein 25jähriges Jubiläum als Abgeordneter von Jaſzberenyi. Er hatte, es muß gerade vor 25 Jahren geweſen ſein, damals auch in einer anderen Stadt kandidiert und Schreiber dieſer Zeilen hatte das Vergnügen gehabt, ihn ſprechen zu hören. Er muß ungariſch auch tüchtig geſprochen haben, denn die Korteſe wurden nicht müde, die Helfianer — mit Applaus niederzupracken. Durch ſeine deutſche Rede aber hätte er den Erfolg für ſich ge- habt, wenn die Deutſchen nicht ſchon alle unter der Führung eines deutſchen Schloſſers für Helfi vorge- ſtimmt hätten. Aber dieſe Erinnerungen ſind längſt veraltet: Nur eines kann man hier betonen, wie treu ſeitdem die Jaſzberenyier zu ihrem Abgeordneten [Abbildung] Feuilleton. [Abbildung] Die Perle von Porto Roſe. Erzählung aus Süddalmatien von Igo Kaſch. (Fortſetzung.) III. Auf der Halbinſel Luſtiza bei Roſe lebte man nach altem Brauch. Hugo kam zu Vladić, zeichnete, malte und er- zählte. Eudoxia war eine dankbare Zuhörerin, zumal da Hugo ſich jetzt ſchon italieniſch und auch ſerbiſch gut ausdrücken konnte. Das hatte er während der Abweſenheit von Dalmatien gelernt — und es machte auf Eudoxia bedeutenden Eindruck. Ueber die letzten Briefe ſprachen ſie nicht; doch das Auge konnte die Gefühle nicht verbergen und oft verfinſterte ſich Marino’s Antlitz, der ja oft an- weſend war. Doch einen richtigen Grund zu klagen hatte er nicht, denn Eudoxia verkehrte jetzt mit ihm ſo lieb, wie niemals früher; gegen Hugo war ſie wie eine Schweſter oder gute Fzeundin. Oft ſegelten ſie in der Bucht und zuweilen ver- ſuchten ſie, wer das Segel und das Ruder beſſer zu leiten vermag. Alle erfreuten ſich an dieſen Segelpartien, ſo daß ſie für eine der nächſten Wochen, eine kleine Wettfahrt verabredeten. Das war für Hugo eine neue Arbeit. Ein alter Fiſcher gab ihm Unterricht in der Führung des Segels und des Steuerruders und oft blieben die beiden den ganzen Nachmittag auf dem Meere, am Abend aber erklärte ihm der alte Nikefor dies und jenes und bereitete ihn für die Regatta vor. Als er ſchon geübter war, lud er einſt Eudoxia und deren Mutter auf ſein Boot. Das war böſe. Marino zitterte vor Zorn, als er es hörte, da er zu Beſuch kam und machte dem Mädchen vor allem Vorwürfe, daß es auf dem Meere mit einem Fremden umherfahre und den Bräutigam allein laſſe. Doch Vater Nikefor beruhigte den ereiferten jungen Mann und der ungemütliche Sturm war bald gedämpft. Am nächſten Tage erhielt Marino die Nachricht, daß er am Abend von Mijat erwartet werde. Er zuckte zuſammen, doch jetzt leuchtet es teufliſch in ſeinen Augen auf und kaum kann er die Nacht er- warten, da ihm jener das Mittel zur Rache geben ſollte — — — „Ihr ſehet alſo, daß es für den keine Gefahr gibt, der am Steuerruder ſitzt, nur der Vorderteil des Kahnes wird zerſchmettert. Der Zeitpunkt kann aufs genaueſte beſtimmt werden“, ſpricht Mijat, indem er eine Maſchine mit Räderwerk vorweiſt. „Ihr braucht nur zu ſagen, an welchem Tage, um welche Stunde und auf welche Minute Ihr es wünſcht! Oder denkt ihr vielleicht nicht mehr daran?“ fügt er ſpöttiſch hinzu, als Marino gedankenvoll vor ſich hinſtarrt. „Ihr könnt ja das Mädchen auch jenem Fremdling überlaſſen! Was braucht Ihr ein Weib, da Ihr auf jeden Finger zehn bekommen könnt!“ „Schweig und höre!“ befiehlt Marino bleichen Antlitzes. „Am nächſten Feiertage um 5 Uhr nach- mittag ſoll es ſein. Du bringſt mich im Kahne nach Roſe und während ich zu Vladić gehe, gehſt du auf mein Segelboot, das ich dir bezeichnen werde, und bringſt die Maſchine an. Wenn wir abſegeln, fährſt du mir nach, damit ich mich rechtzeitig rette. Sei vorſichtig, damit dich niemand beobachte oder gar erkenne“. „Ich weiß, ich weiß! Mir könnt Ihr vertrauen. Und jetzt — die Bezahlung“. „Nach getaner Arbeit!“ „Herr, jene zweihundert reichten nicht aus. Gebt noch darauf!“ „Daß dich der Teufel — —! Wie viel willſt du noch?“ „Fünfzig Gulden noch und meinen Lohn! Es Neu übernommen! Beehre mich einem P. T. Publikum die höfliche Mitteilung zu machen, dass ich die Restauration im Hotel Zentral in Baden übernommen und eröffnet habe. — Für exquisite Küche, gute. naturreine Weine etc. und aufmerksame Bedienung wird gesorgt. Um zahlreichen Zuspruch bittet Josef Stein, Restaurateur. Restaurant ‚Zentral-Hotel‘ = Baden, Bahnhofplatz. =

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 73, Baden (Niederösterreich), 12.09.1906, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener073_1906/1>, abgerufen am 21.11.2024.