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Badener Zeitung. Nr. 87, Baden (Niederösterreich), 28.10.1908.

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Badener Zeitung
Deutsch-freiheitliches und unabhängiges Organ.

[Spaltenumbruch] Redaktionsschluß:
Dienstag und Freitag früh.
[Spaltenumbruch] Erscheint Mittwoch und Samstag früh.
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nach Uebereinkommen und können auch durch die bestehenden Annonzen-Bureaus an die Administration gerichtet werden. -- Interessante Mitteilungen, Notizen und
Korrespondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. -- Manuskripte werden nicht zurückgestellt. -- Redaktion und Administration: Baden, Pfarrgasse Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage "Illustriertes Unterhaltungsblatt".)




Nr. 87. Mittwoch, den 28. Oktober 1908. 29. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Laibach.

So oft Gewalttätigkeiten gegen deutsche
Minderheiten verübt werden, wie sie in den
letzten Jahren leider zur Regel geworden
sind, fehlt es nicht an Stimmen, die mit
scheinheiligem Augenverdrehen die Verant-
wortung von den leitenden Persönlichkeiten
abzuwälzen versuchen und sie ausschließlich
jenen mehr oder weniger verkommenen Sub-
jekten aufbürden wollen, die unmittelbar an
den Ueberfällen auf deutsche Studenten und
Turner oder an der gewaltsamen Schädigung
deutschen Eigentumes teilgenommen haben.
In dieser lügnerischen Art der Darstellung
liegt Methode, wie in der ganzen gewaltsamen
Art, wie die Slawen den nationalen Kampf
führen.

Seit den Dezembertagen des Jahres 1897
in Prag bis zu den jüngsten Pöbelexzessen
in Schüttenhofen, Laibach und allerneuestens
wieder in Prag wird mit diesen Gewaltakten
ein ganz bestimmter Zweck verfolgt: der
nämlich, die Deutschen einzuschüchtern und sie
von der Betätigung des Volkstums abzu-
halten. Leider wird dieser Zweck nur zu
häufig erreicht. Und wer könnte es unseren
Volksgenossen, die sich oft schutzlos einer
tobenden Pöbelmasse preisgegeben sehen, ver-
[Spaltenumbruch] denken, wenn sie auf alles verzichten, was
diese liebenswürdige Gesellschaft "provocace"
aufzufassen geruht.

Die Verantwortung für diese Art des
nationalen Kampfes tragen aber nicht jene
lichtscheuen Gesellen, die meist als ausführende
Organe erscheinen. Die volle Verantwortung
dafür trifft die slawischen Führer. Wohl
wissen sie sich leider der unmittelbaren Ver-
antwortung zu entziehen. Wohl verstehen sie
es trefflich, sich vor der Berührung mit den
Gerichten zu bewahren. Sie werden ja auch
vielleicht mit gutem Gewissen beeiden können,
daß sie niemandem den Auftrag gegeben
haben, deutsches Eigentum zu verwüsten oder
harmlose, deutsche Ausflügler mit Steinen zu
bombardieren. Aber alle diese Heldentaten
sind nur die notwendige und bewußt beab-
sichtigte Folge jener seit Jahren systematisch
betriebenen Deutschenhetze, durch welche die
slawische Begehrlichkeit und der slawische
Größenwahn ins Ungemessene gesteigert werden.

Neben den slawischen Hetzern in Amt
und Würden trägt aber auch die österreichische
Regierung einen großen Teil der Schuld an
diesen geradezu eine Schmach für Oesterreich
bildenden Erscheinungen. Daß die autonomen
slawischen Behörden weit davon entfernt
sind, den Deutschen den nötigen Schutz zu
[Spaltenumbruch] gewähren, kann niemanden Wunder nehmen,
der den Fanatismus dieser Herrschaft kennt,
denn die dort maßgebenden Persönlichkeiten
sind ja zumeist die intellektuellen Urheber der
Gewalttaten. Aber auch die Regierungsorgane
zeigen sich zumeist ihrer Aufgabe in keiner
Beziehung gewachsen. Mag auch direktes
Uebelwollen auf dieser Seite nur selten vor-
handen sein, so hat doch die Regierung bis-
her nirgends die nötige Voraussicht gezeigt
und die Repressivmaßregeln sind, wenn sie
überhaupt ergriffen wurden, meist zu spät
gekommen, wenn der Schaden geschehen und
der Zweck der Aktion, die Einschüchterung
der Deutschen erreicht war.

Geradezu typisch haben sich die Dinge
im September in Laibach abgespielt. Die
Verwüstung deutschen Eigentums unter be-
sonderer Bevorzugung deutscher Bildungs-
stätten, die Beseitigung der deutschen Auf-
schriften, die Bedrohung der Deutschen durch
zügellose Horden waren zweifellos wohl vor-
bereitet und organisiert, vielleicht mit beson-
derer Rücksicht auf die slowenischen Partei-
verhältnisse. Leider wird es schwerlich ge-
lingen, die eigentlichen Urheber zur Verant-
wortung zu ziehen. Der Zweck der ganzen
glorreichen Aktion ist bedauerlicher
Weise vollständig erreicht worden.




[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Feuilleton. [Abbildung]
Auf zur Wahl! *)
(Der Nachdruck ist nur dem Volksblattl gestattet.)
Deutsche Männer, eh' ihr geht zur Wahl,
Denkt in eurem Herzen allemal,
Daß ihr wählen müßt als brave Christen,
Um die Sozi und Nazi einmal auszumisten;
Denn mit Gottes Beistand werden s' fall'n
In den Abgrund wie die Liberal'n.
Deutsche Männer, eh' ihr aus den Händen
Gebt das Zettel, tut es drah'n und wenden
Und genau schau'n, ob's das rechte is',
Ob der rechte Mann draufsteht ganz g'wiß!
Denn wer mit dem falschen Zettel täte wählen,
Den würden die Teufel in der Hölle quälen;
Und wer dem Antichrist verhilft zum Siegen,
Dessen Seel' kann nimmer in den Himmel fliegen.
Die ist so schwer als wie ein Batzen Blei
Und kugelt in den Höllenabgrund glei'.
Gebt ja das Zettel niemals aus der Hand,
Es geht um Gott und Kaiser und Vaterland!
Wenn so ein Stutzer kommt und sagt euch: "Bruder!"
So glaubt ihm nicht und denkt: Er ist ein Luder;
Und will er euch hinein ins Zettel gucken,
Treibt ihm nur aus die neugierigen Mucken!
[Spaltenumbruch] Denn daß ihr's wißt: Den höllischen Antichrist
Müßt ihr bekämpfen mit Gewalt und List.
Merkt Euch: Christlich wählen ist Schuldigkeit und
Pflicht!
Wer sie versäumt, der wird beim jüngsten G'richt

Für seine Schuld die Strafe schrecklich spüren:
Im werden zu enge sein die Himmelstüren.
Ihn wird mit Freudengeschrei der Teufel holen
Und setzen auf die Glut der Höllenkohlen --
Und grinsend sagen: "Dummer Kerl, brat!
Jetzt bist ein Bürger hier im Höllenstaat;
Du bleibst in alle Ewigkeit mein Gast,
Weil du so treulich mir geholfen hast".
Laßt euch von keinem setzen eine Laus
In euren Pelz; kennt ihr euch wo nicht aus,
So tut euch dem Hochwürden anvertrauen,
Der reißt euch sicher aus des Versuchers Klauen.
Hat Intelligenz euch gnädig Gott geschenkt,
So ratet auch dem Nachbar, der beschränkt
Ist und zögert nicht, ihm hilfreich beizuspringen,
Daß er nicht hängen bleibt in den Schlingen,
Wenn so ein miserabler Soziteufel
Sein Herz umgarnt mit Zwietracht und mit Zweifel.
Fahrt tapfer nur in Gottes Namen drein,
Ihr legt bei Gott ins Brett euch einen Stein.
Wir mahnen auch die hochverehrten Frauen,
Sie sollen zwei wachsame Augen haben und schauen,
Daß der Mann nicht geht in solche Wirtshausstuben,
Wo ihre Reden halten die Sozibuben;
Die tut als Boten nur der Satan schicken,
Ihr Wort ist Gift für fromme Katholiken.
[Spaltenumbruch] Und daß recht glücklich ist das Resultat
Und glänzend durchkommt unser Kandidat,
So tut nur fleißig heilige Messen stiften
Und geht die sündenschwarze Seel' auslüften
Nach Maria-Zell oder Maria-Taferl,
Daß nicht der Teufel siegt mit seinem Schwaferl.
Dort tut zur seligsten Jungfrau recht schön beten,
Sie soll der Schlange ihren Kopf zertreten.
Ihr tretet kräftig mit in ihrem Namen,
Dann siegt das Reich des Lichtes und der Wahrheit.
Amen.



Militär-Humoreske.

Der Batterieschneider Wenzel S. der X. Batterie
hatte wegen seines unvorteilhaften Aussehens seitens
des Dienstfeuerwerkers Wenzel M. viel auszustehen;
dieser sekkierte ihn auf alle mögliche Art und nannte
ihn kurz den "Affenschneider".

Tatsächlich besaß der Schneider ein höchst eigen-
tümliches Gesicht, das an die Darwin'sche Lehre er-
innerte, überaus kleine Augen und Ohren, einen
unverhältnismäßig großen Mund, aufgestellte Nase,
der Kopf saß tief in den Schultern und der etwas
plumpe Rumpf lastete schwer auf den dünnen, leicht
gebogenen Beinen. Das Militär braucht viele Pro-
fessionisten und solchen wird gelegentlich der Assen-
tierung ein äußerer Schönheitsfehler gerne nachge-
sehen.


*) Wegen Stoffüberfülle verspätet eingeschaltet.
Badener Zeitung
Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.

[Spaltenumbruch] Redaktionsſchluß:
Dienstag und Freitag früh.
[Spaltenumbruch] Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.
——— Telephon-Anſchluß Nr. 229. ———
[Spaltenumbruch] Unverlangt eingeſandte Manuſkripte
werden nicht zurückgeſendet.
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ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag-
Nummer 16 h. — Inſerate
werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge
nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und
Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3.
(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.)




Nr. 87. Mittwoch, den 28. Oktober 1908. 29. Jahrg.


[Spaltenumbruch]
Laibach.

So oft Gewalttätigkeiten gegen deutſche
Minderheiten verübt werden, wie ſie in den
letzten Jahren leider zur Regel geworden
ſind, fehlt es nicht an Stimmen, die mit
ſcheinheiligem Augenverdrehen die Verant-
wortung von den leitenden Perſönlichkeiten
abzuwälzen verſuchen und ſie ausſchließlich
jenen mehr oder weniger verkommenen Sub-
jekten aufbürden wollen, die unmittelbar an
den Ueberfällen auf deutſche Studenten und
Turner oder an der gewaltſamen Schädigung
deutſchen Eigentumes teilgenommen haben.
In dieſer lügneriſchen Art der Darſtellung
liegt Methode, wie in der ganzen gewaltſamen
Art, wie die Slawen den nationalen Kampf
führen.

Seit den Dezembertagen des Jahres 1897
in Prag bis zu den jüngſten Pöbelexzeſſen
in Schüttenhofen, Laibach und allerneueſtens
wieder in Prag wird mit dieſen Gewaltakten
ein ganz beſtimmter Zweck verfolgt: der
nämlich, die Deutſchen einzuſchüchtern und ſie
von der Betätigung des Volkstums abzu-
halten. Leider wird dieſer Zweck nur zu
häufig erreicht. Und wer könnte es unſeren
Volksgenoſſen, die ſich oft ſchutzlos einer
tobenden Pöbelmaſſe preisgegeben ſehen, ver-
[Spaltenumbruch] denken, wenn ſie auf alles verzichten, was
dieſe liebenswürdige Geſellſchaft „provocace“
aufzufaſſen geruht.

Die Verantwortung für dieſe Art des
nationalen Kampfes tragen aber nicht jene
lichtſcheuen Geſellen, die meiſt als ausführende
Organe erſcheinen. Die volle Verantwortung
dafür trifft die ſlawiſchen Führer. Wohl
wiſſen ſie ſich leider der unmittelbaren Ver-
antwortung zu entziehen. Wohl verſtehen ſie
es trefflich, ſich vor der Berührung mit den
Gerichten zu bewahren. Sie werden ja auch
vielleicht mit gutem Gewiſſen beeiden können,
daß ſie niemandem den Auftrag gegeben
haben, deutſches Eigentum zu verwüſten oder
harmloſe, deutſche Ausflügler mit Steinen zu
bombardieren. Aber alle dieſe Heldentaten
ſind nur die notwendige und bewußt beab-
ſichtigte Folge jener ſeit Jahren ſyſtematiſch
betriebenen Deutſchenhetze, durch welche die
ſlawiſche Begehrlichkeit und der ſlawiſche
Größenwahn ins Ungemeſſene geſteigert werden.

Neben den ſlawiſchen Hetzern in Amt
und Würden trägt aber auch die öſterreichiſche
Regierung einen großen Teil der Schuld an
dieſen geradezu eine Schmach für Oeſterreich
bildenden Erſcheinungen. Daß die autonomen
ſlawiſchen Behörden weit davon entfernt
ſind, den Deutſchen den nötigen Schutz zu
[Spaltenumbruch] gewähren, kann niemanden Wunder nehmen,
der den Fanatismus dieſer Herrſchaft kennt,
denn die dort maßgebenden Perſönlichkeiten
ſind ja zumeiſt die intellektuellen Urheber der
Gewalttaten. Aber auch die Regierungsorgane
zeigen ſich zumeiſt ihrer Aufgabe in keiner
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Uebelwollen auf dieſer Seite nur ſelten vor-
handen ſein, ſo hat doch die Regierung bis-
her nirgends die nötige Vorausſicht gezeigt
und die Repreſſivmaßregeln ſind, wenn ſie
überhaupt ergriffen wurden, meiſt zu ſpät
gekommen, wenn der Schaden geſchehen und
der Zweck der Aktion, die Einſchüchterung
der Deutſchen erreicht war.

Geradezu typiſch haben ſich die Dinge
im September in Laibach abgeſpielt. Die
Verwüſtung deutſchen Eigentums unter be-
ſonderer Bevorzugung deutſcher Bildungs-
ſtätten, die Beſeitigung der deutſchen Auf-
ſchriften, die Bedrohung der Deutſchen durch
zügelloſe Horden waren zweifellos wohl vor-
bereitet und organiſiert, vielleicht mit beſon-
derer Rückſicht auf die ſloweniſchen Partei-
verhältniſſe. Leider wird es ſchwerlich ge-
lingen, die eigentlichen Urheber zur Verant-
wortung zu ziehen. Der Zweck der ganzen
glorreichen Aktion iſt bedauerlicher
Weiſe vollſtändig erreicht worden.




[Spaltenumbruch]
[Abbildung] Feuilleton. [Abbildung]
Auf zur Wahl! *)
(Der Nachdruck iſt nur dem Volksblattl geſtattet.)
Deutſche Männer, eh’ ihr geht zur Wahl,
Denkt in eurem Herzen allemal,
Daß ihr wählen müßt als brave Chriſten,
Um die Sozi und Nazi einmal auszumiſten;
Denn mit Gottes Beiſtand werden ſ’ fall’n
In den Abgrund wie die Liberal’n.
Deutſche Männer, eh’ ihr aus den Händen
Gebt das Zettel, tut es drah’n und wenden
Und genau ſchau’n, ob’s das rechte iſ’,
Ob der rechte Mann draufſteht ganz g’wiß!
Denn wer mit dem falſchen Zettel täte wählen,
Den würden die Teufel in der Hölle quälen;
Und wer dem Antichriſt verhilft zum Siegen,
Deſſen Seel’ kann nimmer in den Himmel fliegen.
Die iſt ſo ſchwer als wie ein Batzen Blei
Und kugelt in den Höllenabgrund glei’.
Gebt ja das Zettel niemals aus der Hand,
Es geht um Gott und Kaiſer und Vaterland!
Wenn ſo ein Stutzer kommt und ſagt euch: „Bruder!“
So glaubt ihm nicht und denkt: Er iſt ein Luder;
Und will er euch hinein ins Zettel gucken,
Treibt ihm nur aus die neugierigen Mucken!
[Spaltenumbruch] Denn daß ihr’s wißt: Den hölliſchen Antichriſt
Müßt ihr bekämpfen mit Gewalt und Liſt.
Merkt Euch: Chriſtlich wählen iſt Schuldigkeit und
Pflicht!
Wer ſie verſäumt, der wird beim jüngſten G’richt

Für ſeine Schuld die Strafe ſchrecklich ſpüren:
Im werden zu enge ſein die Himmelstüren.
Ihn wird mit Freudengeſchrei der Teufel holen
Und ſetzen auf die Glut der Höllenkohlen —
Und grinſend ſagen: „Dummer Kerl, brat!
Jetzt biſt ein Bürger hier im Höllenſtaat;
Du bleibſt in alle Ewigkeit mein Gaſt,
Weil du ſo treulich mir geholfen haſt“.
Laßt euch von keinem ſetzen eine Laus
In euren Pelz; kennt ihr euch wo nicht aus,
So tut euch dem Hochwürden anvertrauen,
Der reißt euch ſicher aus des Verſuchers Klauen.
Hat Intelligenz euch gnädig Gott geſchenkt,
So ratet auch dem Nachbar, der beſchränkt
Iſt und zögert nicht, ihm hilfreich beizuſpringen,
Daß er nicht hängen bleibt in den Schlingen,
Wenn ſo ein miſerabler Soziteufel
Sein Herz umgarnt mit Zwietracht und mit Zweifel.
Fahrt tapfer nur in Gottes Namen drein,
Ihr legt bei Gott ins Brett euch einen Stein.
Wir mahnen auch die hochverehrten Frauen,
Sie ſollen zwei wachſame Augen haben und ſchauen,
Daß der Mann nicht geht in ſolche Wirtshausſtuben,
Wo ihre Reden halten die Sozibuben;
Die tut als Boten nur der Satan ſchicken,
Ihr Wort iſt Gift für fromme Katholiken.
[Spaltenumbruch] Und daß recht glücklich iſt das Reſultat
Und glänzend durchkommt unſer Kandidat,
So tut nur fleißig heilige Meſſen ſtiften
Und geht die ſündenſchwarze Seel’ auslüften
Nach Maria-Zell oder Maria-Taferl,
Daß nicht der Teufel ſiegt mit ſeinem Schwaferl.
Dort tut zur ſeligſten Jungfrau recht ſchön beten,
Sie ſoll der Schlange ihren Kopf zertreten.
Ihr tretet kräftig mit in ihrem Namen,
Dann ſiegt das Reich des Lichtes und der Wahrheit.
Amen.



Militär-Humoreske.

Der Batterieſchneider Wenzel S. der X. Batterie
hatte wegen ſeines unvorteilhaften Ausſehens ſeitens
des Dienſtfeuerwerkers Wenzel M. viel auszuſtehen;
dieſer ſekkierte ihn auf alle mögliche Art und nannte
ihn kurz den „Affenſchneider“.

Tatſächlich beſaß der Schneider ein höchſt eigen-
tümliches Geſicht, das an die Darwin’ſche Lehre er-
innerte, überaus kleine Augen und Ohren, einen
unverhältnismäßig großen Mund, aufgeſtellte Naſe,
der Kopf ſaß tief in den Schultern und der etwas
plumpe Rumpf laſtete ſchwer auf den dünnen, leicht
gebogenen Beinen. Das Militär braucht viele Pro-
feſſioniſten und ſolchen wird gelegentlich der Aſſen-
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ſehen.


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[[1]/0001] Badener Zeitung Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ. Redaktionsſchluß: Dienstag und Freitag früh. Erſcheint Mittwoch und Samstag früh. ——— Telephon-Anſchluß Nr. 229. ——— Unverlangt eingeſandte Manuſkripte werden nicht zurückgeſendet. Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig K 2·50, halbjährig K 5·—, ganzjährig K 10·—. Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig K 3·—, halbjährig K 6·—, ganzjährig K 12·—. Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig K 3·30, halbjährig K 6·50, ganzjährig K 13·—. Einzelne Mittwoch-Nummer 12 h, Samstag- Nummer 16 h. — Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 16 h für die erſte, und mit 14 h für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge nach Uebereinkommen und können auch durch die beſtehenden Annonzen-Bureaus an die Adminiſtration gerichtet werden. — Intereſſante Mitteilungen, Notizen und Korreſpondenzen werden nach Uebereinkunft honoriert. — Manuſkripte werden nicht zurückgeſtellt. — Redaktion und Adminiſtration: Baden, Pfarrgaſſe Nr. 3. (Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“.) Nr. 87. Mittwoch, den 28. Oktober 1908. 29. Jahrg. Laibach. So oft Gewalttätigkeiten gegen deutſche Minderheiten verübt werden, wie ſie in den letzten Jahren leider zur Regel geworden ſind, fehlt es nicht an Stimmen, die mit ſcheinheiligem Augenverdrehen die Verant- wortung von den leitenden Perſönlichkeiten abzuwälzen verſuchen und ſie ausſchließlich jenen mehr oder weniger verkommenen Sub- jekten aufbürden wollen, die unmittelbar an den Ueberfällen auf deutſche Studenten und Turner oder an der gewaltſamen Schädigung deutſchen Eigentumes teilgenommen haben. In dieſer lügneriſchen Art der Darſtellung liegt Methode, wie in der ganzen gewaltſamen Art, wie die Slawen den nationalen Kampf führen. Seit den Dezembertagen des Jahres 1897 in Prag bis zu den jüngſten Pöbelexzeſſen in Schüttenhofen, Laibach und allerneueſtens wieder in Prag wird mit dieſen Gewaltakten ein ganz beſtimmter Zweck verfolgt: der nämlich, die Deutſchen einzuſchüchtern und ſie von der Betätigung des Volkstums abzu- halten. Leider wird dieſer Zweck nur zu häufig erreicht. Und wer könnte es unſeren Volksgenoſſen, die ſich oft ſchutzlos einer tobenden Pöbelmaſſe preisgegeben ſehen, ver- denken, wenn ſie auf alles verzichten, was dieſe liebenswürdige Geſellſchaft „provocace“ aufzufaſſen geruht. Die Verantwortung für dieſe Art des nationalen Kampfes tragen aber nicht jene lichtſcheuen Geſellen, die meiſt als ausführende Organe erſcheinen. Die volle Verantwortung dafür trifft die ſlawiſchen Führer. Wohl wiſſen ſie ſich leider der unmittelbaren Ver- antwortung zu entziehen. Wohl verſtehen ſie es trefflich, ſich vor der Berührung mit den Gerichten zu bewahren. Sie werden ja auch vielleicht mit gutem Gewiſſen beeiden können, daß ſie niemandem den Auftrag gegeben haben, deutſches Eigentum zu verwüſten oder harmloſe, deutſche Ausflügler mit Steinen zu bombardieren. Aber alle dieſe Heldentaten ſind nur die notwendige und bewußt beab- ſichtigte Folge jener ſeit Jahren ſyſtematiſch betriebenen Deutſchenhetze, durch welche die ſlawiſche Begehrlichkeit und der ſlawiſche Größenwahn ins Ungemeſſene geſteigert werden. Neben den ſlawiſchen Hetzern in Amt und Würden trägt aber auch die öſterreichiſche Regierung einen großen Teil der Schuld an dieſen geradezu eine Schmach für Oeſterreich bildenden Erſcheinungen. Daß die autonomen ſlawiſchen Behörden weit davon entfernt ſind, den Deutſchen den nötigen Schutz zu gewähren, kann niemanden Wunder nehmen, der den Fanatismus dieſer Herrſchaft kennt, denn die dort maßgebenden Perſönlichkeiten ſind ja zumeiſt die intellektuellen Urheber der Gewalttaten. Aber auch die Regierungsorgane zeigen ſich zumeiſt ihrer Aufgabe in keiner Beziehung gewachſen. Mag auch direktes Uebelwollen auf dieſer Seite nur ſelten vor- handen ſein, ſo hat doch die Regierung bis- her nirgends die nötige Vorausſicht gezeigt und die Repreſſivmaßregeln ſind, wenn ſie überhaupt ergriffen wurden, meiſt zu ſpät gekommen, wenn der Schaden geſchehen und der Zweck der Aktion, die Einſchüchterung der Deutſchen erreicht war. Geradezu typiſch haben ſich die Dinge im September in Laibach abgeſpielt. Die Verwüſtung deutſchen Eigentums unter be- ſonderer Bevorzugung deutſcher Bildungs- ſtätten, die Beſeitigung der deutſchen Auf- ſchriften, die Bedrohung der Deutſchen durch zügelloſe Horden waren zweifellos wohl vor- bereitet und organiſiert, vielleicht mit beſon- derer Rückſicht auf die ſloweniſchen Partei- verhältniſſe. Leider wird es ſchwerlich ge- lingen, die eigentlichen Urheber zur Verant- wortung zu ziehen. Der Zweck der ganzen glorreichen Aktion iſt bedauerlicher Weiſe vollſtändig erreicht worden. [Abbildung] Feuilleton. [Abbildung] Auf zur Wahl! *) (Der Nachdruck iſt nur dem Volksblattl geſtattet.) Deutſche Männer, eh’ ihr geht zur Wahl, Denkt in eurem Herzen allemal, Daß ihr wählen müßt als brave Chriſten, Um die Sozi und Nazi einmal auszumiſten; Denn mit Gottes Beiſtand werden ſ’ fall’n In den Abgrund wie die Liberal’n. Deutſche Männer, eh’ ihr aus den Händen Gebt das Zettel, tut es drah’n und wenden Und genau ſchau’n, ob’s das rechte iſ’, Ob der rechte Mann draufſteht ganz g’wiß! Denn wer mit dem falſchen Zettel täte wählen, Den würden die Teufel in der Hölle quälen; Und wer dem Antichriſt verhilft zum Siegen, Deſſen Seel’ kann nimmer in den Himmel fliegen. Die iſt ſo ſchwer als wie ein Batzen Blei Und kugelt in den Höllenabgrund glei’. Gebt ja das Zettel niemals aus der Hand, Es geht um Gott und Kaiſer und Vaterland! Wenn ſo ein Stutzer kommt und ſagt euch: „Bruder!“ So glaubt ihm nicht und denkt: Er iſt ein Luder; Und will er euch hinein ins Zettel gucken, Treibt ihm nur aus die neugierigen Mucken! Denn daß ihr’s wißt: Den hölliſchen Antichriſt Müßt ihr bekämpfen mit Gewalt und Liſt. Merkt Euch: Chriſtlich wählen iſt Schuldigkeit und Pflicht! Wer ſie verſäumt, der wird beim jüngſten G’richt Für ſeine Schuld die Strafe ſchrecklich ſpüren: Im werden zu enge ſein die Himmelstüren. Ihn wird mit Freudengeſchrei der Teufel holen Und ſetzen auf die Glut der Höllenkohlen — Und grinſend ſagen: „Dummer Kerl, brat! Jetzt biſt ein Bürger hier im Höllenſtaat; Du bleibſt in alle Ewigkeit mein Gaſt, Weil du ſo treulich mir geholfen haſt“. Laßt euch von keinem ſetzen eine Laus In euren Pelz; kennt ihr euch wo nicht aus, So tut euch dem Hochwürden anvertrauen, Der reißt euch ſicher aus des Verſuchers Klauen. Hat Intelligenz euch gnädig Gott geſchenkt, So ratet auch dem Nachbar, der beſchränkt Iſt und zögert nicht, ihm hilfreich beizuſpringen, Daß er nicht hängen bleibt in den Schlingen, Wenn ſo ein miſerabler Soziteufel Sein Herz umgarnt mit Zwietracht und mit Zweifel. Fahrt tapfer nur in Gottes Namen drein, Ihr legt bei Gott ins Brett euch einen Stein. Wir mahnen auch die hochverehrten Frauen, Sie ſollen zwei wachſame Augen haben und ſchauen, Daß der Mann nicht geht in ſolche Wirtshausſtuben, Wo ihre Reden halten die Sozibuben; Die tut als Boten nur der Satan ſchicken, Ihr Wort iſt Gift für fromme Katholiken. Und daß recht glücklich iſt das Reſultat Und glänzend durchkommt unſer Kandidat, So tut nur fleißig heilige Meſſen ſtiften Und geht die ſündenſchwarze Seel’ auslüften Nach Maria-Zell oder Maria-Taferl, Daß nicht der Teufel ſiegt mit ſeinem Schwaferl. Dort tut zur ſeligſten Jungfrau recht ſchön beten, Sie ſoll der Schlange ihren Kopf zertreten. Ihr tretet kräftig mit in ihrem Namen, Dann ſiegt das Reich des Lichtes und der Wahrheit. Amen. (Gedichtet von einem, der durch den „Landtagswähler“ zur chriſtlichen „Intelligenz“ bekehrt worden iſt.) Militär-Humoreske. Der Batterieſchneider Wenzel S. der X. Batterie hatte wegen ſeines unvorteilhaften Ausſehens ſeitens des Dienſtfeuerwerkers Wenzel M. viel auszuſtehen; dieſer ſekkierte ihn auf alle mögliche Art und nannte ihn kurz den „Affenſchneider“. Tatſächlich beſaß der Schneider ein höchſt eigen- tümliches Geſicht, das an die Darwin’ſche Lehre er- innerte, überaus kleine Augen und Ohren, einen unverhältnismäßig großen Mund, aufgeſtellte Naſe, der Kopf ſaß tief in den Schultern und der etwas plumpe Rumpf laſtete ſchwer auf den dünnen, leicht gebogenen Beinen. Das Militär braucht viele Pro- feſſioniſten und ſolchen wird gelegentlich der Aſſen- tierung ein äußerer Schönheitsfehler gerne nachge- ſehen. *) Wegen Stoffüberfülle verſpätet eingeſchaltet.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 87, Baden (Niederösterreich), 28.10.1908, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener087_1908/1>, abgerufen am 21.11.2024.