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Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904.

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Nr. 88. Mittwoch Badener Zeitung 2. November 1904.

[Spaltenumbruch]
-- Generalpcobe im Stadttheater.

Freitag, den 28. vor. M., veranstaltete Direktor
Schreiber vor dem geladenen und größtenteils auch
erschienenen Gemeindeausschusse eine Generalprobe
von "Jung Heidelberg", die sichtlich Anklang fand.

-- Die gegen unseren Schriftleiter

angestrengte Voruntersuchung wegen Ehrenbeleidigung
in Sachen contra Herzog wurde wegen Rück-
tritt des Anklägers
eingestellt.

-- Bezirkskrankenkasse Baden.

Ab
1. November
1904 fungieren folgende Kassenärzte:
Herr Dr. Franz Trenner, Baden Neugasse 47,
ordiniert von 2--3 Uhr nachmittags in seiner Wohnung
für die in Baden wohnhaften Kassenmitglieder.
Herr Dr. Anton Höberth von Schwarzthal ordiniert
von 1/29--1/210 Uhr vormittags im Kassenlokale,
Mariengasse Nr. 2, für die in Leesdorf und
Weikersdorf unter dem Bahnviadukte
wohnhaften Kassenmitglieder. Herr Dr. Josef Gropper
ordiniert von 1/29--1/210 Uhr vormittags im Kassen-
lokale, Mariengasse 2, für die in Weikersdorf
ober dem Bahnviadukte
und am Mitterberge
wohnhaften Kassenmitglieder.

-- Weihnachten im Rath'schen Kranken-
hause.

Weihnachten, das Fest der Großen und
Kleinen, rückt langsam heran und bereits beginnt sich
die öffentliche Mildtätigkeit zu regen, um auch der
Armen an diesem Abende gedenken zu können. Auch
die Leitung des hiesigen Krankenhauses wendet sich
in einem Aufrufe an die Bewohner Badens, ihr
Scherflein zur Veranstaltung einer solchen Feier für
die Kranken beizutragen. Gewiß sind es hier sozu-
sagen die Aermsten der Armen, welchen an diesem
Abende der Lichterbaum nicht nur Herz und Gemüt
höher stimmen, welchen auch die Veranstaltung einer
kleinen Feier unter Mitwirkung einiger Kunstkräfte
die physischen Leiden einige Augenblicke vergessen
machen soll. Gütige Spenden für diesen edlen Zweck
werden von der Verwaltung des Krankenhauses --
auch im Wege des k. k. Postsparkassenamtes -- ent-
gegengenommen und seinerzeit veröffentlicht.

-- Humoristische Vorlesung in Trais-
kirchen.

Der Ortsschulverein in Traiskirchen ver-
anstaltet zugunsten einer Weihnachtsbeteilung armer
Schulkinder in Traiskirchen am Sonntag, den 13. d.,
5 Uhr nachmittags, im Saale des Gemeindegasthofes
zum "goldenen Hirschen" eine humoristische Vorlesung
des bekannten Wiener Schriftstellers Rud. Kraßnig.
Die Zwischenpausen werden durch gesangliche und
Orchestervorträge ausgefüllt. Karten zu diesem Abend
a 1 Krone (Familienkarten 2 Kronen) sind bei den
Herren Hohlweg, Petersmann und Wohanka
in Traiskirchen zu haben.

-- Konzert-Zyklus im Hotel "Stadt
Wien."

Als 2. Vortrag in dem Konzert-Zyklus wird
sich zur Abwechslung ein Vortrag von Praxedes
Ysae
über moderne Dichtungen mit ihren Anklängen
an Mystik und Okkultismus anschließen. Derselbe
findet nächsten Sonntag, 4 Uhr nachmittags, statt.
[Spaltenumbruch] Karten im Einzelverkaufe sind in der k. k. Haupttrafik
und am Vortragstage selbst an der Kassa zu haben.

-- Selbstmord.

Sonntag abends durchschnitt
sich der beschäftigungslose Ig. Aberl, zuletzt in der
Augustinergasse wohnhaft, in selbstmörderischer Absicht
mit einem Rasiermesser die Halsschlagader und war
binnen wenigen Minuten todt. Die schleunigst avi-
sierte Rettungsgesellschaft fand keinen Anlaß mehr
zu intervenieren. Ueber das Motiv des Selbstmordes,
den Aberl in halbtrunkenem Zustande verübte, ist
nichts bekannt.




Korrespondenzen.
[Eigenberichte der "Badener Zeitung".]
Mödling.
(Aus Aulaß des Kaiserbesuches)

am nächsten Freitag sendet uns ein Mitarbeiter nachstehenden
poetischen Gruß.

Jesthymne zum Kaiserbesuch.
Melodie: "Gott erhalte, Gott beschütze!"
Uns're Herzen froh begehen
Höchste Jubelfeier heu[t]'!
Unsern Kaiser gilt's zu sehen!
Pöller donnern weit und breit!
Und das Lied, das hehre, alte,
Zeugend von der Liebe Band,
Braust heut' lauter: "Gott erhalte
Unsern Kaiser, unser Land!"
In der Kirchen hohen Hallen,
In der Stadt, im Dörfchen klein,
Wo man hört dies Lied erschallen,
Freudig stimmt wohl Jeder ein!
Jedes Kind und jeder Alte
Faltet zum Gebet die Hand:
"Gott beschütze, Gott erhalte
Unsern Kaiser, unser Land!"
In des Kaisers edlem Herzen
Menschenlieb' und Wohltun ruht.
Lind'rung bringt es vielen Schmerzen,
Was der Hohe schafft und tut.
Vielen ist er mächt'ge Stütze,
Rettet oft mit milder Hand!
"Gott erhalte, Gott beschütze
Unsern Kaiser, unser Land!"
Soll dereinst ein Feind uns fodern
-- Gott verhüt's! -- zu Kampf und Krieg,
Hell wird die Begeist'rung lodern,
Geht es dann von Sieg zu Sieg!
Unsern Kaiser auf dem Throne
Schirmen wir mit tapf'rer Hand!
"Gut und Blut für Seine Krone!
Gut und Blut für's Vaterland!"
Traiskirchen.
(Universitätskurs.)

Der erste der
volkstümlichen Universitäts-Vorträge des Universitätsprofessors
Dr. Karl Grünberg "Zur Vorgeschichte der französischen
Revolution" findet nicht am 13., sondern am 20. d. M. statt.

Theater.
Stadttheater in Baden.

Mittwoch, den 26. v. M.: "Arche Noah",
zugleich die dritte Aufführung der Jarno'schen Novität,
[Spaltenumbruch] die vor halbleerem Hause von statten gehend, ob
ihrer exakten Durchführung bis ins kleinste hinein
Anerkennung verdient. So seien in erster Linie
Frl. Körner (Anna) und Herr Clement (Ram-
sauer) genannt, die beide lebenswarme anheimelnde
Gestalteu schufen.

Aufs beste zum Gelingen des Ganzen trugen
auch noch Frl. Sewaroff (Leonore Neuwirth) und
die Herren Zemann (Ingenieur Lambach), Lang-
steiner
(Sandor von Rudnay) und Sußmann
(Theaterdirektor Rabenstein) das ihrige redlich bei.
In den Episoden ragten weiters unser Erl in der
hochkomischen Maske als Amateurphotograph Hugo
Berndt, dann Herr Verstl als Mustergatte Neuwirth,
endlich die Herren Roland (Kellner Franz) und
Weiß (Goldfinger) hervor.

Donnerstag, den 27. v. M.: "Die Geisha".

In der Reprise boten Frau Kramm-Wallisch
(Mimosa), Frl. Körner (Molly) und Herr Clemen
(Wun-Hsi) gute Leistungen. Einige "Auftrittspausen"
wirkten peinlich. Es ist doch merkwürdig, daß keine
Geisha-Aufführung ohne solche vorübergehen kann.
Die Herrschaften hinter der Kulisse nehmen ihre
Aufgaben wohl allzu leicht und scheinen auf die Stich-
worte nicht besonders achtzugeben. Die Japanerinnen
mögen sich ferner an der Mimosa ein Beispiel
nehmen und erst nach ihrer Landessitte -- gehen
lernen. Die Bagatellisierung in Gang und Haltung,
Kopfbewegung und Fächerspiel nimmt der ganzen
Szenerie den Reiz und den Erfolg weg.

Freitag, den 28. v. M., geschlossen.

Samstag, den 29. v. M. zum erstenmale
"Jung-Heidelberg", Operette in drei Akten von
L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöcker.
Die neue Dekoration des ersten Aktes stammt aus
dem Atelier des F. Heiß. In Szene gesetzt von
Direktor Alfred Schreiber.

Nach dem Muster von "Frühlingsluft", dem
bewährten Zugstücke der Sommerbühne des Direktors
Steiner, hat Kapellmeister Reiterer vorhandene Mo-
tive aus dem Nachlasse Millöckers, dieses leider viel
zu früh dahingeschiedenen Schöpfers der entzückenden
Melodien heiteren Genres, benützt und aus den zer-
streuten musikalischen Perlen ein "Gesamtwerk" ge-
schaffen, das mit seinen hübschen, ansprechenden
Chören -- als willkommene Abwechslung sind solche
in dieser modernen Operette in größerer Anzahl
vorhanden -- einschmeichelnden seriösen Nummern
und flotten Märschen immer Anspruch auf Eefolg
machen kann und muß.

Die bekannte Librettisten-Firma Krenn und
Lindau hat dazu den Text geliefert, der heiter und
unterhaltend, Studentenulke, Personenverwechslungen
-- eine derselben bringt zwar eine etwas starke
Szene zutage -- neue und alte Witze, kurz das ganze
Um und Auf der modernen Operette enthält.

Die Dichter lassen den Prinzen Karl Heinz aus
"Alt-Heidelberg" erscheinen, nur dreißig Jahre später
setzt das Stück ein, die liebe Käthe als resolute




[Spaltenumbruch]

mer eahner no schuldi war'n vo fert'n. Von Anfang
an war's halt wiar af an ied'n Kirchta. D'Musi hat
g'spielt, gess'n is wor'n und trunk'n, und tanzt a,
daß all's g'wettert hat. J han a scheani Tänzerin
g'habt und so is der Tag umi gang', daß i net
g'wüaßt han wia. Wias Abend worn is, hat si der
Toni mit die Deanstleut aufg'macht und is hoam-
g'fahr'n und d'Leituerisch'n a. J und der Steffl vo
der Mühl drunt und noch a paar, mir sand no
blieb'n. Der Steffl hat allerweil g'stenkert af d'
Wolfganger Buam und Trutzliad'ln g'sung', 's war
aber alles umasunst, und das, weg'n was mer z'ruck-
blieb'n sand, is halt net z'stand kemman. Der Steffl
is scho ungeduldi worn und er hot g'sogt: ,A geah
mer hoam! Wann um a zehne af d'Nacht afr 'n
Kirchta die Bierglasln no alle ganz sand und a nieda
Sessel seine vier Füaß hat -- da han i scho gnua.
Das is ba mir koa Kirta net!' -- So sand mer
halt gang'! Wia mer aber so af'n halb'n Weg sand,
ba der wild'n Klamm war mer g'rad vorbei, kimmt
uns der Müllner nachig'fahr'n. ,Hiazt geaht's ob'n
zua -- dö raf'n si, daß all's drunter und drüber
geaht!' schreit er uns zua ban Vorbeifahr'n. Zan
Z'ruckgeahn war uns der Weg scho a weng z'weit;
so sand mer halt weitergang', aber es hat do koan
von uns a rechte Ruah lass'n, und wia mer zan
Kreuz kemman, wo si der Weg scho obibiagt af
d'Mühl, da sag' i g'rad ,ah, mir hiat'n z'ruckgeahn
sull'n und hiat'ns eahner sull'n hoamzahl'n de Schläg'
von vorig'n Jahr', af das hamt si d'ander'n glei
umdraht und i a und z'ruck san mer g'rennt af
Wolfgang aufi, aber das muaß i scho sag'n, so schnell
war i mei Lebta no net ob'n, als wia selbn. Mir
hamt uns glei einig'mischt in d'Raferei und hamt
[Spaltenumbruch] d'Wolfganger durchprügelt, daß no lang d'rauf
denk'n wer'n. Z'letzt hat no der Wirt sein Teil kriagt
und nachher war's erscht recht g'müatli. Um fünfe
sand mer hoamkemm".

Therese hörte den Schilderungen des jungen
Burschen wohl zu, aber man sah es ihr an, mit
großer Engelsgeduld. Der zweite Teil des Kirchweih-
festes schien sie weniger zu interessieren und als
Franzl geendet hatte, da frug sie mit unverkennbarer
Hast: "Und is wahr, daß die Kathl 's scheanste
Deandl war?"

"Aha! Hast a scho davo g'hört?" Der Bursche
lachte belustigt auf und fuhr dann fort: "Freili
war's d'Scheanste und d'Wolfganger hamt si net weni
weg'n ihrn d'Aug'n verdraht. Der Brünnlbauern-Peter
hat glei sein Vatern zan Leitner g'schickt um d'Hand
vo der Kathl --"

"Und was hat denn der Leitner dazua g'sagt?"

"Sel woaß i net! Aber das woaß i, daß der
Peter 's Deandl net kriagt und wann der Leitner
a hundert Mal Jo sogert mitsamt sein Weib -- die
Ka hl nimmt na den, den's gern hat und koan
andern. Sie is akrat a so wiar unser Toni und mir
ziemt, ba dö zwoa da wern mer bald amol wos
hör'n von an Verspruch".

Therese mußte sehr erschrocken sein bei diesen
scheinbar so harmlos hingeworfenen Worten, denn
eine fahle Blässe überzog ihr ganzes Gesicht und
mit bebenden Lippen sagte sie: "Moanst richti?" I
han ollerweil g'moant, die Kathl sahert an andern gern;
du woaßt jo, mir hamt all's ausg'redt mitanander".

Ein Anflug von erkünstelter Traurigkeit lag auf
den Zügen des Burschen als er erwiderte: "I han's
ja selber allerweil glabt -- aber i bitt di recht
[Spaltenumbruch] schean, wer kennt si denn a aus ba die Deandl --
heunt sand's a so, morg'n a so", und dabei machte
er die entsprechende Handbewegung, dann fuhr er
fort: "A sauberer Bua is er jo a der Toni und a
guater Mensch a -- das muaß eahm der Neid lass'n
-- und wann i a Deandl war, sakradi nochamal,
den müaßt i hab'n!"

Bei dem "sakradi nochamal" schlug er sich zur
größeren Bekräftigung mit der flachen Hand auf das Knie.

"Aber hiazt muaß i scho geah'n, daß i'n Schuaster
derwisch, sunst z'reiß'n mi d'Weibsleut, wann's af'n
Sunnta koane Schuach net hamt. -- Pfüat di Gott,
Thres!"

"Pfüat di Gott a!"

Therese schlug nun den Weg ein, der zur
Mühle hinunterführte und mit schlotternden Knien
stieg sie bergab, mechanisch, ohne zu denken, welches
Ziel sie zu verfolgen hatte und welchen Zweck ihr
Gang haben sollte, sie war zu sehr mit ihrem Innern
beschäftigt. Daß der Toni sein Herz der Kathl ge-
schenkt hatte, das wußte sie ja schon lange -- aber
die Nachricht von ihrem baldigen Verspruch, die hatte
sie zu Tode getroffen. Ja, ein unheimliches Gespenst
hatte seine Arme nach ihr ausgestreckt und verfolgte
sie schon wochenlange bei Tag und Nacht, und wenn
die Natur einmal stärker war, dann schlich sie sich
auch hinein in ihre Träume diese häßliche Leiden-
schaft -- die Eifersucht. Sie hatte endlich dagegen
angekämpft, hatte als frommgläubige Christin Trost
und Rettung in der Religion gesucht -- gefunden
aber nicht! Ja, genau so mußte auch ihrer Muhme
zumute gewesen sein, bevor sie sich hinuntergestürzt
hatte in die brausende Flut.

(Fortsetzung folgt.)


Nr. 88. Mittwoch Badener Zeitung 2. November 1904.

[Spaltenumbruch]
Generalpcobe im Stadttheater.

Freitag, den 28. vor. M., veranſtaltete Direktor
Schreiber vor dem geladenen und größtenteils auch
erſchienenen Gemeindeausſchuſſe eine Generalprobe
von „Jung Heidelberg“, die ſichtlich Anklang fand.

Die gegen unſeren Schriftleiter

angeſtrengte Vorunterſuchung wegen Ehrenbeleidigung
in Sachen contra Herzog wurde wegen Rück-
tritt des Anklägers
eingeſtellt.

Bezirkskrankenkaſſe Baden.

Ab
1. November
1904 fungieren folgende Kaſſenärzte:
Herr Dr. Franz Trenner, Baden Neugaſſe 47,
ordiniert von 2—3 Uhr nachmittags in ſeiner Wohnung
für die in Baden wohnhaften Kaſſenmitglieder.
Herr Dr. Anton Höberth von Schwarzthal ordiniert
von ½9—½10 Uhr vormittags im Kaſſenlokale,
Mariengaſſe Nr. 2, für die in Leesdorf und
Weikersdorf unter dem Bahnviadukte
wohnhaften Kaſſenmitglieder. Herr Dr. Joſef Gropper
ordiniert von ½9—½10 Uhr vormittags im Kaſſen-
lokale, Mariengaſſe 2, für die in Weikersdorf
ober dem Bahnviadukte
und am Mitterberge
wohnhaften Kaſſenmitglieder.

Weihnachten im Rath’ſchen Kranken-
hauſe.

Weihnachten, das Feſt der Großen und
Kleinen, rückt langſam heran und bereits beginnt ſich
die öffentliche Mildtätigkeit zu regen, um auch der
Armen an dieſem Abende gedenken zu können. Auch
die Leitung des hieſigen Krankenhauſes wendet ſich
in einem Aufrufe an die Bewohner Badens, ihr
Scherflein zur Veranſtaltung einer ſolchen Feier für
die Kranken beizutragen. Gewiß ſind es hier ſozu-
ſagen die Aermſten der Armen, welchen an dieſem
Abende der Lichterbaum nicht nur Herz und Gemüt
höher ſtimmen, welchen auch die Veranſtaltung einer
kleinen Feier unter Mitwirkung einiger Kunſtkräfte
die phyſiſchen Leiden einige Augenblicke vergeſſen
machen ſoll. Gütige Spenden für dieſen edlen Zweck
werden von der Verwaltung des Krankenhauſes —
auch im Wege des k. k. Poſtſparkaſſenamtes — ent-
gegengenommen und ſeinerzeit veröffentlicht.

Humoriſtiſche Vorleſung in Trais-
kirchen.

Der Ortsſchulverein in Traiskirchen ver-
anſtaltet zugunſten einer Weihnachtsbeteilung armer
Schulkinder in Traiskirchen am Sonntag, den 13. d.,
5 Uhr nachmittags, im Saale des Gemeindegaſthofes
zum „goldenen Hirſchen“ eine humoriſtiſche Vorleſung
des bekannten Wiener Schriftſtellers Rud. Kraßnig.
Die Zwiſchenpauſen werden durch geſangliche und
Orcheſtervorträge ausgefüllt. Karten zu dieſem Abend
à 1 Krone (Familienkarten 2 Kronen) ſind bei den
Herren Hohlweg, Petersmann und Wohanka
in Traiskirchen zu haben.

Konzert-Zyklus im Hotel „Stadt
Wien.“

Als 2. Vortrag in dem Konzert-Zyklus wird
ſich zur Abwechslung ein Vortrag von Praxedes
Yſaë
über moderne Dichtungen mit ihren Anklängen
an Myſtik und Okkultismus anſchließen. Derſelbe
findet nächſten Sonntag, 4 Uhr nachmittags, ſtatt.
[Spaltenumbruch] Karten im Einzelverkaufe ſind in der k. k. Haupttrafik
und am Vortragstage ſelbſt an der Kaſſa zu haben.

Selbſtmord.

Sonntag abends durchſchnitt
ſich der beſchäftigungsloſe Ig. Aberl, zuletzt in der
Auguſtinergaſſe wohnhaft, in ſelbſtmörderiſcher Abſicht
mit einem Raſiermeſſer die Halsſchlagader und war
binnen wenigen Minuten todt. Die ſchleunigſt avi-
ſierte Rettungsgeſellſchaft fand keinen Anlaß mehr
zu intervenieren. Ueber das Motiv des Selbſtmordes,
den Aberl in halbtrunkenem Zuſtande verübte, iſt
nichts bekannt.




Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Mödling.
(Aus Aulaß des Kaiſerbeſuches)

am nächſten Freitag ſendet uns ein Mitarbeiter nachſtehenden
poetiſchen Gruß.

Jeſthymne zum Kaiſerbeſuch.
Melodie: „Gott erhalte, Gott beſchütze!“
Unſ’re Herzen froh begehen
Höchſte Jubelfeier heu[t]’!
Unſern Kaiſer gilt’s zu ſehen!
Pöller donnern weit und breit!
Und das Lied, das hehre, alte,
Zeugend von der Liebe Band,
Brauſt heut’ lauter: „Gott erhalte
Unſern Kaiſer, unſer Land!“
In der Kirchen hohen Hallen,
In der Stadt, im Dörfchen klein,
Wo man hört dies Lied erſchallen,
Freudig ſtimmt wohl Jeder ein!
Jedes Kind und jeder Alte
Faltet zum Gebet die Hand:
„Gott beſchütze, Gott erhalte
Unſern Kaiſer, unſer Land!“
In des Kaiſers edlem Herzen
Menſchenlieb’ und Wohltun ruht.
Lind’rung bringt es vielen Schmerzen,
Was der Hohe ſchafft und tut.
Vielen iſt er mächt’ge Stütze,
Rettet oft mit milder Hand!
„Gott erhalte, Gott beſchütze
Unſern Kaiſer, unſer Land!“
Soll dereinſt ein Feind uns fodern
— Gott verhüt’s! — zu Kampf und Krieg,
Hell wird die Begeiſt’rung lodern,
Geht es dann von Sieg zu Sieg!
Unſern Kaiſer auf dem Throne
Schirmen wir mit tapf’rer Hand!
„Gut und Blut für Seine Krone!
Gut und Blut für’s Vaterland!“
Traiskirchen.
(Univerſitätskurs.)

Der erſte der
volkstümlichen Univerſitäts-Vorträge des Univerſitätsprofeſſors
Dr. Karl Grünberg „Zur Vorgeſchichte der franzöſiſchen
Revolution“ findet nicht am 13., ſondern am 20. d. M. ſtatt.

Theater.
Stadttheater in Baden.

Mittwoch, den 26. v. M.: „Arche Noah“,
zugleich die dritte Aufführung der Jarno’ſchen Novität,
[Spaltenumbruch] die vor halbleerem Hauſe von ſtatten gehend, ob
ihrer exakten Durchführung bis ins kleinſte hinein
Anerkennung verdient. So ſeien in erſter Linie
Frl. Körner (Anna) und Herr Clement (Ram-
ſauer) genannt, die beide lebenswarme anheimelnde
Geſtalteu ſchufen.

Aufs beſte zum Gelingen des Ganzen trugen
auch noch Frl. Sewaroff (Leonore Neuwirth) und
die Herren Zemann (Ingenieur Lambach), Lang-
ſteiner
(Sandor von Rudnay) und Sußmann
(Theaterdirektor Rabenſtein) das ihrige redlich bei.
In den Epiſoden ragten weiters unſer Erl in der
hochkomiſchen Maske als Amateurphotograph Hugo
Berndt, dann Herr Verſtl als Muſtergatte Neuwirth,
endlich die Herren Roland (Kellner Franz) und
Weiß (Goldfinger) hervor.

Donnerstag, den 27. v. M.: „Die Geiſha“.

In der Repriſe boten Frau Kramm-Walliſch
(Mimoſa), Frl. Körner (Molly) und Herr Clemen
(Wun-Hſi) gute Leiſtungen. Einige „Auftrittspauſen“
wirkten peinlich. Es iſt doch merkwürdig, daß keine
Geiſha-Aufführung ohne ſolche vorübergehen kann.
Die Herrſchaften hinter der Kuliſſe nehmen ihre
Aufgaben wohl allzu leicht und ſcheinen auf die Stich-
worte nicht beſonders achtzugeben. Die Japanerinnen
mögen ſich ferner an der Mimoſa ein Beiſpiel
nehmen und erſt nach ihrer Landesſitte — gehen
lernen. Die Bagatelliſierung in Gang und Haltung,
Kopfbewegung und Fächerſpiel nimmt der ganzen
Szenerie den Reiz und den Erfolg weg.

Freitag, den 28. v. M., geſchloſſen.

Samstag, den 29. v. M. zum erſtenmale
„Jung-Heidelberg“, Operette in drei Akten von
L. Krenn und C. Lindau. Muſik von Karl Millöcker.
Die neue Dekoration des erſten Aktes ſtammt aus
dem Atelier des F. Heiß. In Szene geſetzt von
Direktor Alfred Schreiber.

Nach dem Muſter von „Frühlingsluft“, dem
bewährten Zugſtücke der Sommerbühne des Direktors
Steiner, hat Kapellmeiſter Reiterer vorhandene Mo-
tive aus dem Nachlaſſe Millöckers, dieſes leider viel
zu früh dahingeſchiedenen Schöpfers der entzückenden
Melodien heiteren Genres, benützt und aus den zer-
ſtreuten muſikaliſchen Perlen ein „Geſamtwerk“ ge-
ſchaffen, das mit ſeinen hübſchen, anſprechenden
Chören — als willkommene Abwechslung ſind ſolche
in dieſer modernen Operette in größerer Anzahl
vorhanden — einſchmeichelnden ſeriöſen Nummern
und flotten Märſchen immer Anſpruch auf Eefolg
machen kann und muß.

Die bekannte Librettiſten-Firma Krenn und
Lindau hat dazu den Text geliefert, der heiter und
unterhaltend, Studentenulke, Perſonenverwechslungen
— eine derſelben bringt zwar eine etwas ſtarke
Szene zutage — neue und alte Witze, kurz das ganze
Um und Auf der modernen Operette enthält.

Die Dichter laſſen den Prinzen Karl Heinz aus
„Alt-Heidelberg“ erſcheinen, nur dreißig Jahre ſpäter
ſetzt das Stück ein, die liebe Käthe als reſolute




[Spaltenumbruch]

mer eahner no ſchuldi war’n vo fert’n. Von Anfang
an war’s halt wiar af an ied’n Kirchta. D’Muſi hat
g’ſpielt, geſſ’n is wor’n und trunk’n, und tanzt a,
daß all’s g’wettert hat. J han a ſcheani Tänzerin
g’habt und ſo is der Tag umi gang’, daß i net
g’wüaßt han wia. Wias Abend worn is, hat ſi der
Toni mit die Deanſtleut aufg’macht und is hoam-
g’fahr’n und d’Leitueriſch’n a. J und der Steffl vo
der Mühl drunt und noch a paar, mir ſand no
blieb’n. Der Steffl hat allerweil g’ſtenkert af d’
Wolfganger Buam und Trutzliad’ln g’ſung’, ’s war
aber alles umaſunſt, und das, weg’n was mer z’ruck-
blieb’n ſand, is halt net z’ſtand kemman. Der Steffl
is ſcho ungeduldi worn und er hot g’ſogt: ‚A geah
mer hoam! Wann um a zehne af d’Nacht afr ’n
Kirchta die Bierglasln no alle ganz ſand und a nieda
Seſſel ſeine vier Füaß hat — da han i ſcho gnua.
Das is ba mir koa Kirta net!’ — So ſand mer
halt gang’! Wia mer aber ſo af’n halb’n Weg ſand,
ba der wild’n Klamm war mer g’rad vorbei, kimmt
uns der Müllner nachig’fahr’n. ‚Hiazt geaht’s ob’n
zua — dö raf’n ſi, daß all’s drunter und drüber
geaht!’ ſchreit er uns zua ban Vorbeifahr’n. Zan
Z’ruckgeahn war uns der Weg ſcho a weng z’weit;
ſo ſand mer halt weitergang’, aber es hat do koan
von uns a rechte Ruah laſſ’n, und wia mer zan
Kreuz kemman, wo ſi der Weg ſcho obibiagt af
d’Mühl, da ſag’ i g’rad ‚ah, mir hiat’n z’ruckgeahn
ſull’n und hiat’ns eahner ſull’n hoamzahl’n de Schläg’
von vorig’n Jahr’, af das hamt ſi d’ander’n glei
umdraht und i a und z’ruck ſan mer g’rennt af
Wolfgang aufi, aber das muaß i ſcho ſag’n, ſo ſchnell
war i mei Lebta no net ob’n, als wia ſelbn. Mir
hamt uns glei einig’miſcht in d’Raferei und hamt
[Spaltenumbruch] d’Wolfganger durchprügelt, daß no lang d’rauf
denk’n wer’n. Z’letzt hat no der Wirt ſein Teil kriagt
und nachher war’s erſcht recht g’müatli. Um fünfe
ſand mer hoamkemm“.

Thereſe hörte den Schilderungen des jungen
Burſchen wohl zu, aber man ſah es ihr an, mit
großer Engelsgeduld. Der zweite Teil des Kirchweih-
feſtes ſchien ſie weniger zu intereſſieren und als
Franzl geendet hatte, da frug ſie mit unverkennbarer
Haſt: „Und is wahr, daß die Kathl ’s ſcheanſte
Deandl war?“

„Aha! Haſt a ſcho davo g’hört?“ Der Burſche
lachte beluſtigt auf und fuhr dann fort: „Freili
war’s d’Scheanſte und d’Wolfganger hamt ſi net weni
weg’n ihrn d’Aug’n verdraht. Der Brünnlbauern-Peter
hat glei ſein Vatern zan Leitner g’ſchickt um d’Hand
vo der Kathl —“

„Und was hat denn der Leitner dazua g’ſagt?“

„Sel woaß i net! Aber das woaß i, daß der
Peter ’s Deandl net kriagt und wann der Leitner
a hundert Mal Jo ſogert mitſamt ſein Weib — die
Ka hl nimmt na den, den’s gern hat und koan
andern. Sie is akrat a ſo wiar unſer Toni und mir
ziemt, ba dö zwoa da wern mer bald amol wos
hör’n von an Verſpruch“.

Thereſe mußte ſehr erſchrocken ſein bei dieſen
ſcheinbar ſo harmlos hingeworfenen Worten, denn
eine fahle Bläſſe überzog ihr ganzes Geſicht und
mit bebenden Lippen ſagte ſie: „Moanſt richti?“ I
han ollerweil g’moant, die Kathl ſahert an andern gern;
du woaßt jo, mir hamt all’s ausg’redt mitanander“.

Ein Anflug von erkünſtelter Traurigkeit lag auf
den Zügen des Burſchen als er erwiderte: „I han’s
ja ſelber allerweil glabt — aber i bitt di recht
[Spaltenumbruch] ſchean, wer kennt ſi denn a aus ba die Deandl —
heunt ſand’s a ſo, morg’n a ſo“, und dabei machte
er die entſprechende Handbewegung, dann fuhr er
fort: „A ſauberer Bua is er jo a der Toni und a
guater Menſch a — das muaß eahm der Neid laſſ’n
— und wann i a Deandl war, ſakradi nochamal,
den müaßt i hab’n!“

Bei dem „ſakradi nochamal“ ſchlug er ſich zur
größeren Bekräftigung mit der flachen Hand auf das Knie.

„Aber hiazt muaß i ſcho geah’n, daß i’n Schuaſter
derwiſch, ſunſt z’reiß’n mi d’Weibsleut, wann’s af’n
Sunnta koane Schuach net hamt. — Pfüat di Gott,
Thres!“

„Pfüat di Gott a!“

Thereſe ſchlug nun den Weg ein, der zur
Mühle hinunterführte und mit ſchlotternden Knien
ſtieg ſie bergab, mechaniſch, ohne zu denken, welches
Ziel ſie zu verfolgen hatte und welchen Zweck ihr
Gang haben ſollte, ſie war zu ſehr mit ihrem Innern
beſchäftigt. Daß der Toni ſein Herz der Kathl ge-
ſchenkt hatte, das wußte ſie ja ſchon lange — aber
die Nachricht von ihrem baldigen Verſpruch, die hatte
ſie zu Tode getroffen. Ja, ein unheimliches Geſpenſt
hatte ſeine Arme nach ihr ausgeſtreckt und verfolgte
ſie ſchon wochenlange bei Tag und Nacht, und wenn
die Natur einmal ſtärker war, dann ſchlich ſie ſich
auch hinein in ihre Träume dieſe häßliche Leiden-
ſchaft — die Eiferſucht. Sie hatte endlich dagegen
angekämpft, hatte als frommgläubige Chriſtin Troſt
und Rettung in der Religion geſucht — gefunden
aber nicht! Ja, genau ſo mußte auch ihrer Muhme
zumute geweſen ſein, bevor ſie ſich hinuntergeſtürzt
hatte in die brauſende Flut.

(Fortſetzung folgt.)


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[5/0005] Nr. 88. Mittwoch Badener Zeitung 2. November 1904. — Generalpcobe im Stadttheater. Freitag, den 28. vor. M., veranſtaltete Direktor Schreiber vor dem geladenen und größtenteils auch erſchienenen Gemeindeausſchuſſe eine Generalprobe von „Jung Heidelberg“, die ſichtlich Anklang fand. — Die gegen unſeren Schriftleiter angeſtrengte Vorunterſuchung wegen Ehrenbeleidigung in Sachen contra Herzog wurde wegen Rück- tritt des Anklägers eingeſtellt. — Bezirkskrankenkaſſe Baden. Ab 1. November 1904 fungieren folgende Kaſſenärzte: Herr Dr. Franz Trenner, Baden Neugaſſe 47, ordiniert von 2—3 Uhr nachmittags in ſeiner Wohnung für die in Baden wohnhaften Kaſſenmitglieder. Herr Dr. Anton Höberth von Schwarzthal ordiniert von ½9—½10 Uhr vormittags im Kaſſenlokale, Mariengaſſe Nr. 2, für die in Leesdorf und Weikersdorf unter dem Bahnviadukte wohnhaften Kaſſenmitglieder. Herr Dr. Joſef Gropper ordiniert von ½9—½10 Uhr vormittags im Kaſſen- lokale, Mariengaſſe 2, für die in Weikersdorf ober dem Bahnviadukte und am Mitterberge wohnhaften Kaſſenmitglieder. — Weihnachten im Rath’ſchen Kranken- hauſe. Weihnachten, das Feſt der Großen und Kleinen, rückt langſam heran und bereits beginnt ſich die öffentliche Mildtätigkeit zu regen, um auch der Armen an dieſem Abende gedenken zu können. Auch die Leitung des hieſigen Krankenhauſes wendet ſich in einem Aufrufe an die Bewohner Badens, ihr Scherflein zur Veranſtaltung einer ſolchen Feier für die Kranken beizutragen. Gewiß ſind es hier ſozu- ſagen die Aermſten der Armen, welchen an dieſem Abende der Lichterbaum nicht nur Herz und Gemüt höher ſtimmen, welchen auch die Veranſtaltung einer kleinen Feier unter Mitwirkung einiger Kunſtkräfte die phyſiſchen Leiden einige Augenblicke vergeſſen machen ſoll. Gütige Spenden für dieſen edlen Zweck werden von der Verwaltung des Krankenhauſes — auch im Wege des k. k. Poſtſparkaſſenamtes — ent- gegengenommen und ſeinerzeit veröffentlicht. — Humoriſtiſche Vorleſung in Trais- kirchen. Der Ortsſchulverein in Traiskirchen ver- anſtaltet zugunſten einer Weihnachtsbeteilung armer Schulkinder in Traiskirchen am Sonntag, den 13. d., 5 Uhr nachmittags, im Saale des Gemeindegaſthofes zum „goldenen Hirſchen“ eine humoriſtiſche Vorleſung des bekannten Wiener Schriftſtellers Rud. Kraßnig. Die Zwiſchenpauſen werden durch geſangliche und Orcheſtervorträge ausgefüllt. Karten zu dieſem Abend à 1 Krone (Familienkarten 2 Kronen) ſind bei den Herren Hohlweg, Petersmann und Wohanka in Traiskirchen zu haben. — Konzert-Zyklus im Hotel „Stadt Wien.“ Als 2. Vortrag in dem Konzert-Zyklus wird ſich zur Abwechslung ein Vortrag von Praxedes Yſaë über moderne Dichtungen mit ihren Anklängen an Myſtik und Okkultismus anſchließen. Derſelbe findet nächſten Sonntag, 4 Uhr nachmittags, ſtatt. Karten im Einzelverkaufe ſind in der k. k. 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Und das Lied, das hehre, alte, Zeugend von der Liebe Band, Brauſt heut’ lauter: „Gott erhalte Unſern Kaiſer, unſer Land!“ In der Kirchen hohen Hallen, In der Stadt, im Dörfchen klein, Wo man hört dies Lied erſchallen, Freudig ſtimmt wohl Jeder ein! Jedes Kind und jeder Alte Faltet zum Gebet die Hand: „Gott beſchütze, Gott erhalte Unſern Kaiſer, unſer Land!“ In des Kaiſers edlem Herzen Menſchenlieb’ und Wohltun ruht. Lind’rung bringt es vielen Schmerzen, Was der Hohe ſchafft und tut. Vielen iſt er mächt’ge Stütze, Rettet oft mit milder Hand! „Gott erhalte, Gott beſchütze Unſern Kaiſer, unſer Land!“ Soll dereinſt ein Feind uns fodern — Gott verhüt’s! — zu Kampf und Krieg, Hell wird die Begeiſt’rung lodern, Geht es dann von Sieg zu Sieg! Unſern Kaiſer auf dem Throne Schirmen wir mit tapf’rer Hand! „Gut und Blut für Seine Krone! Gut und Blut für’s Vaterland!“ Ferdinand Haberl. Traiskirchen. (Univerſitätskurs.) Der erſte der volkstümlichen Univerſitäts-Vorträge des Univerſitätsprofeſſors Dr. Karl Grünberg „Zur Vorgeſchichte der franzöſiſchen Revolution“ findet nicht am 13., ſondern am 20. d. M. ſtatt. Theater. Stadttheater in Baden. Mittwoch, den 26. v. M.: „Arche Noah“, zugleich die dritte Aufführung der Jarno’ſchen Novität, die vor halbleerem Hauſe von ſtatten gehend, ob ihrer exakten Durchführung bis ins kleinſte hinein Anerkennung verdient. So ſeien in erſter Linie Frl. Körner (Anna) und Herr Clement (Ram- ſauer) genannt, die beide lebenswarme anheimelnde Geſtalteu ſchufen. Aufs beſte zum Gelingen des Ganzen trugen auch noch Frl. Sewaroff (Leonore Neuwirth) und die Herren Zemann (Ingenieur Lambach), Lang- ſteiner (Sandor von Rudnay) und Sußmann (Theaterdirektor Rabenſtein) das ihrige redlich bei. In den Epiſoden ragten weiters unſer Erl in der hochkomiſchen Maske als Amateurphotograph Hugo Berndt, dann Herr Verſtl als Muſtergatte Neuwirth, endlich die Herren Roland (Kellner Franz) und Weiß (Goldfinger) hervor. Donnerstag, den 27. v. M.: „Die Geiſha“. In der Repriſe boten Frau Kramm-Walliſch (Mimoſa), Frl. Körner (Molly) und Herr Clemen (Wun-Hſi) gute Leiſtungen. Einige „Auftrittspauſen“ wirkten peinlich. Es iſt doch merkwürdig, daß keine Geiſha-Aufführung ohne ſolche vorübergehen kann. Die Herrſchaften hinter der Kuliſſe nehmen ihre Aufgaben wohl allzu leicht und ſcheinen auf die Stich- worte nicht beſonders achtzugeben. Die Japanerinnen mögen ſich ferner an der Mimoſa ein Beiſpiel nehmen und erſt nach ihrer Landesſitte — gehen lernen. Die Bagatelliſierung in Gang und Haltung, Kopfbewegung und Fächerſpiel nimmt der ganzen Szenerie den Reiz und den Erfolg weg. Freitag, den 28. v. M., geſchloſſen. Samstag, den 29. v. 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Die bekannte Librettiſten-Firma Krenn und Lindau hat dazu den Text geliefert, der heiter und unterhaltend, Studentenulke, Perſonenverwechslungen — eine derſelben bringt zwar eine etwas ſtarke Szene zutage — neue und alte Witze, kurz das ganze Um und Auf der modernen Operette enthält. Die Dichter laſſen den Prinzen Karl Heinz aus „Alt-Heidelberg“ erſcheinen, nur dreißig Jahre ſpäter ſetzt das Stück ein, die liebe Käthe als reſolute mer eahner no ſchuldi war’n vo fert’n. Von Anfang an war’s halt wiar af an ied’n Kirchta. D’Muſi hat g’ſpielt, geſſ’n is wor’n und trunk’n, und tanzt a, daß all’s g’wettert hat. J han a ſcheani Tänzerin g’habt und ſo is der Tag umi gang’, daß i net g’wüaßt han wia. Wias Abend worn is, hat ſi der Toni mit die Deanſtleut aufg’macht und is hoam- g’fahr’n und d’Leitueriſch’n a. J und der Steffl vo der Mühl drunt und noch a paar, mir ſand no blieb’n. 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Der zweite Teil des Kirchweih- feſtes ſchien ſie weniger zu intereſſieren und als Franzl geendet hatte, da frug ſie mit unverkennbarer Haſt: „Und is wahr, daß die Kathl ’s ſcheanſte Deandl war?“ „Aha! Haſt a ſcho davo g’hört?“ Der Burſche lachte beluſtigt auf und fuhr dann fort: „Freili war’s d’Scheanſte und d’Wolfganger hamt ſi net weni weg’n ihrn d’Aug’n verdraht. Der Brünnlbauern-Peter hat glei ſein Vatern zan Leitner g’ſchickt um d’Hand vo der Kathl —“ „Und was hat denn der Leitner dazua g’ſagt?“ „Sel woaß i net! Aber das woaß i, daß der Peter ’s Deandl net kriagt und wann der Leitner a hundert Mal Jo ſogert mitſamt ſein Weib — die Ka hl nimmt na den, den’s gern hat und koan andern. Sie is akrat a ſo wiar unſer Toni und mir ziemt, ba dö zwoa da wern mer bald amol wos hör’n von an Verſpruch“. Thereſe mußte ſehr erſchrocken ſein bei dieſen ſcheinbar ſo harmlos hingeworfenen Worten, denn eine fahle Bläſſe überzog ihr ganzes Geſicht und mit bebenden Lippen ſagte ſie: „Moanſt richti?“ I han ollerweil g’moant, die Kathl ſahert an andern gern; du woaßt jo, mir hamt all’s ausg’redt mitanander“. Ein Anflug von erkünſtelter Traurigkeit lag auf den Zügen des Burſchen als er erwiderte: „I han’s ja ſelber allerweil glabt — aber i bitt di recht ſchean, wer kennt ſi denn a aus ba die Deandl — heunt ſand’s a ſo, morg’n a ſo“, und dabei machte er die entſprechende Handbewegung, dann fuhr er fort: „A ſauberer Bua is er jo a der Toni und a guater Menſch a — das muaß eahm der Neid laſſ’n — und wann i a Deandl war, ſakradi nochamal, den müaßt i hab’n!“ Bei dem „ſakradi nochamal“ ſchlug er ſich zur größeren Bekräftigung mit der flachen Hand auf das Knie. „Aber hiazt muaß i ſcho geah’n, daß i’n Schuaſter derwiſch, ſunſt z’reiß’n mi d’Weibsleut, wann’s af’n Sunnta koane Schuach net hamt. — Pfüat di Gott, Thres!“ „Pfüat di Gott a!“ Thereſe ſchlug nun den Weg ein, der zur Mühle hinunterführte und mit ſchlotternden Knien ſtieg ſie bergab, mechaniſch, ohne zu denken, welches Ziel ſie zu verfolgen hatte und welchen Zweck ihr Gang haben ſollte, ſie war zu ſehr mit ihrem Innern beſchäftigt. Daß der Toni ſein Herz der Kathl ge- ſchenkt hatte, das wußte ſie ja ſchon lange — aber die Nachricht von ihrem baldigen Verſpruch, die hatte ſie zu Tode getroffen. Ja, ein unheimliches Geſpenſt hatte ſeine Arme nach ihr ausgeſtreckt und verfolgte ſie ſchon wochenlange bei Tag und Nacht, und wenn die Natur einmal ſtärker war, dann ſchlich ſie ſich auch hinein in ihre Träume dieſe häßliche Leiden- ſchaft — die Eiferſucht. Sie hatte endlich dagegen angekämpft, hatte als frommgläubige Chriſtin Troſt und Rettung in der Religion geſucht — gefunden aber nicht! Ja, genau ſo mußte auch ihrer Muhme zumute geweſen ſein, bevor ſie ſich hinuntergeſtürzt hatte in die brauſende Flut. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 88, Baden (Niederösterreich), 02.11.1904, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener088_1904/5>, abgerufen am 21.11.2024.