Badener Zeitung. Nr. 91, Baden (Niederösterreich), 14.11.1900. Mittwoch Badener Zeitung 14. November 1900. Nr. 91. [Spaltenumbruch] Berndorf. (Theater.) Donnerstag, d. 15. d. M., Theater. Stadttheater in Baden. Donnerstag, den 8. d. M.: Fräulein Minna Referent hat über den musikalischen Erfolg der Fräulein Minna Müller als Gast gab die Unter den Neubesetzungen erregte noch ferner Die hervorragende Leistung des Herrn Bartl's Freitag, den 9. d. M., geschlossen. Samstag, den 10. d. M.: Zur Geburtsfeier Die Pflege der classischen Komödie ist für eine So geht es überall und auch wir Badener Ein classisches Beispiel dieser so oft gemachten Der gefeierte Held des Stückes, die sympathische Das gleiche könnte man von der Amalia des Der eigentliche Träger der Handlung, die Ver- Repertoire. Donnerstag, den 15. "Der lustige Krieg". Freitag, den 16. d. M. "Onkel Toni". Samstag, den 17. d. M. "Die Geisha". Sonntag, den 18. d. M. "Die Puppe". Gerichtssaal. Auf der Landstraße. Dort und im Arreste Gewaltthätige Familie. Am 29. Juli war [irrelevantes Material - 54 Zeilen fehlen] Mittwoch Badener Zeitung 14. November 1900. Nr. 91. [Spaltenumbruch] Berndorf. (Theater.) Donnerstag, d. 15. d. M., Theater. Stadttheater in Baden. Donnerstag, den 8. d. M.: Fräulein Minna Referent hat über den muſikaliſchen Erfolg der Fräulein Minna Müller als Gaſt gab die Unter den Neubeſetzungen erregte noch ferner Die hervorragende Leiſtung des Herrn Bartl’s Freitag, den 9. d. M., geſchloſſen. Samstag, den 10. d. M.: Zur Geburtsfeier Die Pflege der claſſiſchen Komödie iſt für eine So geht es überall und auch wir Badener Ein claſſiſches Beiſpiel dieſer ſo oft gemachten Der gefeierte Held des Stückes, die ſympathiſche Das gleiche könnte man von der Amalia des Der eigentliche Träger der Handlung, die Ver- Repertoire. Donnerstag, den 15. „Der luſtige Krieg“. Freitag, den 16. d. M. „Onkel Toni“. Samstag, den 17. d. M. „Die Geiſha“. Sonntag, den 18. d. M. „Die Puppe“. Gerichtsſaal. Auf der Landſtraße. Dort und im Arreſte Gewaltthätige Familie. Am 29. Juli war [irrelevantes Material – 54 Zeilen fehlen] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0006" n="6"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 14. November 1900. Nr. 91.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berndorf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Theater.)</hi> </head> <p>Donnerstag, d. 15. d. M.,<lb/> gelangt nachmittags 3 Uhr <hi rendition="#g">„Das grobe Hemd“,</hi><lb/> Volksſtück in 4 Acten von C. Karlweis, mit Herrn<lb/> Director Schreiber in der Hauptrolle des Schöllhofer<lb/> zur Darſtellung. — Die nächſte Vorſtellung iſt am<lb/> Sonntag, den 18. d. M., nachmittags 3 Uhr.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Theater.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater in Baden.</hi> </head><lb/> <p>Donnerstag, den 8. d. M.: Fräulein <hi rendition="#g">Minna<lb/> Müller</hi> als Gaſt: <hi rendition="#g">„Der Waffenſchmied“,</hi><lb/> komiſche Oper in 3 Acten von Albert Lortzing.</p><lb/> <p>Referent hat über den muſikaliſchen Erfolg der<lb/> prachtvollen Leiſtung unſeres ſo gut geſchulten Or-<lb/> cheſters ſchon berichtet und hat noch nachzutragen, daſs<lb/> auch der geſangliche Theil in der Hauptſache ſich über<lb/> das Niveau provinzieller Opern-Aufführungen erhob.</p><lb/> <p>Fräulein <hi rendition="#g">Minna Müller</hi> als Gaſt gab die<lb/> Marie im Spiel lebhafter als ihre diverſen Vor-<lb/> gängerinnen, im allgemeinen gut, nur bedarf die<lb/> Stimme, die in der Mittellage etwas ſchwach, noch<lb/> der weiteren Ausbildung. Die Geſammtleiſtung ent-<lb/> ſprach daher und kann das Fräulein mit dem Badener<lb/> Erfolg recht zufrieden ſein. Der Waffenſchmied des<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Rix</hi> ſelbſt machte Effect, umſomehr als der<lb/> geſchätzte Künſtler nicht nur ein guter Sänger, ſondern<lb/> auch ein ganz vorzüglicher Schauſpieler iſt.</p><lb/> <p>Unter den Neubeſetzungen erregte noch ferner<lb/> Fräulein <hi rendition="#g">Tanner</hi> als Irmentraut Intereſſe und<lb/> entpuppte ſich dieſelbe als eine höchſt beachtenswerte<lb/> Sängerin, die ſich durch beſondere Treffſicherheit aus-<lb/> zeichnet. Nachdem Fräulein Tanner die Erzieherin<lb/> Mariens auch der Rolle entſprechend durchführte und<lb/> in dieſer Beziehung ſogar ihre Vorgängerin weit<lb/> übertraf, ſo können wir dem Director für dieſe neue<lb/> Rollenzutheilung in Waffenſchmied nur dankbar ſein.</p><lb/> <p>Die hervorragende Leiſtung des Herrn <hi rendition="#g">Bartl’s</hi><lb/> (Graf Ritter von Liebenau), dann der ſchwäbiſche<lb/> Ritter Adelhof des Herrn <hi rendition="#g">Felix</hi> ſind zu bekannt,<lb/> um weiters erwähnt zu werden.</p><lb/> <p>Freitag, den 9. d. M., geſchloſſen.</p><lb/> <p>Samstag, den 10. d. M.: Zur Geburtsfeier<lb/> Friedrich von Schiller’s <hi rendition="#g">„Die Räuber“,</hi> Schau-<lb/> ſpiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller.</p><lb/> <p>Die Pflege der claſſiſchen Komödie iſt für eine<lb/> Provinzbühne immer ein Wagnis, und ſelbſt die<lb/> beſte derartige Darbietung leidet meiſtens unter den<lb/> bekannten Mängeln, die an einer Provinzbühne eben<lb/> nie ganz behoben werden können. Iſt das Fach gut,<lb/> ſo iſt die Epiſode ſchlecht. Genügt ein Theil der<lb/> Darſteller, ſo iſt der andere ungenügend und kommt<lb/> gar irgend eine verfängliche Rolle vor, die etwa<lb/> von einem Komiker abſolviert wird, ſo iſt das Hallo<lb/> von vorneherein fertig. Das Publicum iſt eben das<lb/> Hallodri des Spaſsmachers ſchon ſo gewöhnt, daſs<lb/> man ſich dieſem Darſteller gegenüber ſelbſt nicht ernſt<lb/> benehmen kann. Ein Ton, eine Geberde und irgend<lb/> etwas, daſs an einen Ulk erinnert, ſtimmt die Menge<lb/> heiter uud die ernſteſte Scene iſt beim Teufel. Dann<lb/> kommt noch ein Umſtand zu Frage, der recht be-<lb/> denklich iſt, das Coſtüm und die Decorationen ſtimmen<lb/> nicht überein, die Scenerie entbehrt der Illuſion und<lb/> der Regie fehlt der Muth für Dinge einzuſtehen, die<lb/> eben ſelbſt auf der Provinzbühne nöthig werden, um<lb/> das Ganze, das Gebotene, die Leiſtung halbwegs<lb/> genießbar zu machen.</p><lb/> <p>So geht es überall und auch wir Badener<lb/> machen davon keine Ausnahme, und trotzdem geht man<lb/> doch zu einer guten Komödie ernſteren Genres recht<lb/> gerne in das Theater, weil das claſſiſche in der Dar-<lb/> bietung geiſtig anregt, die Textſtreichungen intereſſieren<lb/> und weil man ſich auch manchmal über die Alltäg-<lb/> lichkeit erheben will.</p><lb/> <p>Ein claſſiſches Beiſpiel dieſer ſo oft gemachten<lb/> Beobachtungen gab die diesmalige Aufführung von<lb/> Schiller’s kraftſtrotzender Jugendarbeit, und die<lb/> „Räuber“ füllten ſo ziemlich das Haus, das in<lb/> letzterer Zeit keine beſondere Frequenz aufzuweiſen hatte.</p><lb/> <p>Der gefeierte Held des Stückes, die ſympathiſche<lb/> Geſtalt des Carl Moor, wurde diesmal von <hi rendition="#g">Strauß</hi><lb/> mit einer Empfindung wiedergegeben, die mehr als<lb/> den denkenden Schauſpieler verräth und die Menge<lb/> unbewuſst elektriſiert. Warum, weil der ſtrebſame<lb/> Künſtler, abgeſehen von dem ſichtbaren Fortſchritte in<lb/> allen ſeinen bisherigen Darbietungen, über Mittel<lb/> verfügt, die eine ſeltene Harmonie bilden. Geſtalt,<lb/> Bewegung und Stimme, derart in einer Perſon ver-<lb/> eint, müſſen auf die Menge wirken, und wenn man<lb/> noch dazu den bisherigen Werdegang Strauß’s<lb/> verfolgt, ſo wird das Intereſſe für dieſen Künſtler<lb/> noch mehr erregt, da man in allem und jedem ſieht,<lb/><cb/> welch hohe Ziele ſich dieſer höchſt beachtenswerte<lb/> Schauſpieler geſetzt hat.</p><lb/> <p>Das gleiche könnte man von der Amalia des<lb/> Frl. <hi rendition="#g">Krenn</hi> nicht ſagen. Auch dieſe Dame ſtrebt<lb/> vorwärts, aber wie! In der verfehlten Sucht, ein<lb/> beſtimmtes Vorbild zu copieren, verdirbt ſich Frl.<lb/> Krenn ihre ureigenſte Individualität und ihren<lb/> eigenen Erfolg. Die diesmalige „Edelreich“ des Frl.<lb/> Krenn war einfach ungenießbar, und wenn das Fräu-<lb/> lein glaubt, mit ihrem Geſchrei zu wirken, ſo war<lb/> dieſe ihre Anſicht, ſowie die ganze Auffaſſung ihrer<lb/> Rolle eine immens verfehlte. Arme Amalia!</p><lb/> <p>Der eigentliche Träger der Handlung, die Ver-<lb/> körperung verwandtſchaftlicher Schurkerei im letzten<lb/> Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, fand in Herrn<lb/><hi rendition="#g">Verſtl</hi> einen ſehr beachtenswerten Franz Moor.<lb/> Mag auch dieſe Rolle nicht zu dem eigentlichen<lb/> Wirkungskreiſe unſeres ſo vielfach verwendbaren<lb/> Verſtl gehören, ſo iſt die Abſolvierung derſelben in<lb/> der Auffaſſung unſeres Luſtſpielvaters jedenfalls eine<lb/> Leiſtung ſchauſpieleriſcher Tüchtigkeit, welche dabei<lb/> noch mehr als bloße Routine vorausſetzt. Der Ko-<lb/> ſinsky des Herrn <hi rendition="#g">Strial,</hi> ſehr tüchtig gegeben, fand<lb/> ebenfalls verdienten Anklang. Guſtav Calliano.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Repertoire.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Donnerstag, den 15. <hi rendition="#g">„Der luſtige Krieg“.</hi> </p><lb/> <p>Freitag, den 16. d. M. <hi rendition="#g">„Onkel Toni“.</hi> </p><lb/> <p>Samstag, den 17. d. M. <hi rendition="#g">„Die Geiſha“.</hi> </p><lb/> <p>Sonntag, den 18. d. M. <hi rendition="#g">„Die Puppe“.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gerichtsſaal.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Auf der Landſtraße.</hi> </head> <p>Dort und im Arreſte<lb/> bringt die Anna <hi rendition="#g">Kleinod,</hi> welche dem hieſigen Straf-<lb/> richter vorgeführt wurde, ihr Leben zu; wenn das<lb/> junge Mädchen eine menſchliche Wohnung betritt, ſo<lb/> geſchieht es nur, um zu betteln. Zwiſchen dieſer Art<lb/> von Freiheit und Unfreiheit pendelt ſie unaufhörlich<lb/> hin und her. Ihr Strafregiſter hat trotz ihrer Jugend<lb/> ſchon einen ganz reſpectablen Umfang. — Richter<lb/> Dr. Slamezka: „Solch eine lange Reihe von Strafen<lb/> habe ich noch ſelten zu Geſicht bekommen.“ Die An-<lb/> geklagte hat dafür nur ein müdes Lächeln; ſie iſt<lb/> krank. Richter: „Was ſind Sie?“ Angeklagte: „Dienſt-<lb/> mädchen.“ Richter: „Das iſt wohl ſchon lange her,<lb/> daſs Sie es waren.“ Das verleſene Strafprotokoll<lb/> reiht vorwiegend Vagabondage und Reverſion auf;<lb/> ſie kehrt trotz Verbotes immer wieder in dieſe Gegend<lb/> zurück; wohl weniger aus Schwärmerei für die Natur,<lb/> als wegen des leichteren Herumſchwärmens in der-<lb/> ſelben. Sie wird nun wieder ein paar Wochen „Gaſtin<lb/> der Geſellſchaft“ ſein, um dann auf’s Neue —<lb/> aber auch dann nicht auf eigene Koſten — den<lb/> anderen Theil ihrer irdiſchen Pilgerfahrt anzutreten,<lb/> bis ſie eben wieder attrapiert wird, — wenn ſie<lb/> nicht irgendwo im Spital oder auf der Straße zu<lb/> Grunde geht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewaltthätige Familie.</hi> </head> <p>Am 29. Juli war<lb/> in Oberwaltersdorf Kirchweihfeſt und wie gewöhnlich<lb/> gab es da einen Gaſthausexceſs, in welchen die<lb/> Brüder Joſef und Lorenz Hubauer verwickelt waren.<lb/> Es muſsten die beiden Gemeindediener Tramer und<lb/> Speidl einſchreiten, die anfänglich die Excedenten zu<lb/> beſchwichtigen ſuchten. Lorenz Hubauer beſchimpfte<lb/> daraufhin den Gemeindediener, der mit der Arretierung<lb/> drohte, ſchlug ihn mit der Fauſt ins Geſicht, worauf<lb/> er für arretiert erklärt wurde. Dem Gemeindewächter<lb/> Tramer, der ihn abführen wollte, widerſetzte er ſich,<lb/> wobei er einen Tiſch umwarf, der von einigen Herren<lb/> beſetzt war. Tramer muſste ſich die Aſſiſtenz zweier<lb/> Feuerwehrmänner erbitten, in deren Gemeinſchaft er<lb/> den arg Tobenden in den Gemeindearreſt escortierte.<lb/> Auf dem Wege dahin kamen ihnen die Eltern des<lb/> Arretierten, Joſef und Katharina Hubauer, entgegen,<lb/> die in gewaltſamer Weiſe ihren Sohn aus den Händen<lb/> Tramer’s befreien wollten und nicht früher nachgaben,<lb/> bis dieſer den Arretierten wirklich losließ. Tramer<lb/> kehrte in das Gemeindegaſthaus zurück, wo man ſich<lb/> darüber aufhielt, daſs er bei der Arretierung den Tiſch<lb/> umwarf. „Freilich,“ ſagte er, „iſt’s wegen der Miſtbuben<lb/> nicht der Mühe Wert, einen ſolchen Rummel zu machen“.<lb/><cb/> Ueber dieſe Worte ärgerlich, fiel der Bruder des<lb/> Arretierten Joſef Hubauer über Tramer her, be-<lb/> ſchimpfte ihn und artete ſchließlich derart aus, daſs<lb/> er verhaftet werden muſste. Vater, Mutter und die<lb/> beiden Söhne waren daher heute wegen öffentlicher<lb/> Gewaltthätigkeit, reſp. wegen anderer Uebertretungen<lb/> angeklagt, und wurden Joſef Hubauer jun. wegen<lb/> obigen Verbrechens und boshafter Beſchädigung<lb/> fremden Eigenthums zu 3 Monaten ſchweren und<lb/> verſchärften Kerkers, Lorenz Hubauer wegen des gleichen<lb/> Verbrechens und wegen Wachebeleidigung zu zwei<lb/> Monaten ſchweren und verſchärften Kerkers, Joſef<lb/> Hubauer ſen. wegen Einmengung in eine Amtshand-<lb/> lung und Wachebeleidigung zu 1 Woche ſtrengen<lb/> Arreſtes und endlich Katharina Hubauer wegen Ein-<lb/> mengung in eine Amtshandlung zu 24 Stunden<lb/> ſtrengen Arreſtes verurtheilt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="54"/> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Mittwoch Badener Zeitung 14. November 1900. Nr. 91.
Berndorf.
(Theater.) Donnerstag, d. 15. d. M.,
gelangt nachmittags 3 Uhr „Das grobe Hemd“,
Volksſtück in 4 Acten von C. Karlweis, mit Herrn
Director Schreiber in der Hauptrolle des Schöllhofer
zur Darſtellung. — Die nächſte Vorſtellung iſt am
Sonntag, den 18. d. M., nachmittags 3 Uhr.
Theater.
Stadttheater in Baden.
Donnerstag, den 8. d. M.: Fräulein Minna
Müller als Gaſt: „Der Waffenſchmied“,
komiſche Oper in 3 Acten von Albert Lortzing.
Referent hat über den muſikaliſchen Erfolg der
prachtvollen Leiſtung unſeres ſo gut geſchulten Or-
cheſters ſchon berichtet und hat noch nachzutragen, daſs
auch der geſangliche Theil in der Hauptſache ſich über
das Niveau provinzieller Opern-Aufführungen erhob.
Fräulein Minna Müller als Gaſt gab die
Marie im Spiel lebhafter als ihre diverſen Vor-
gängerinnen, im allgemeinen gut, nur bedarf die
Stimme, die in der Mittellage etwas ſchwach, noch
der weiteren Ausbildung. Die Geſammtleiſtung ent-
ſprach daher und kann das Fräulein mit dem Badener
Erfolg recht zufrieden ſein. Der Waffenſchmied des
Herrn Rix ſelbſt machte Effect, umſomehr als der
geſchätzte Künſtler nicht nur ein guter Sänger, ſondern
auch ein ganz vorzüglicher Schauſpieler iſt.
Unter den Neubeſetzungen erregte noch ferner
Fräulein Tanner als Irmentraut Intereſſe und
entpuppte ſich dieſelbe als eine höchſt beachtenswerte
Sängerin, die ſich durch beſondere Treffſicherheit aus-
zeichnet. Nachdem Fräulein Tanner die Erzieherin
Mariens auch der Rolle entſprechend durchführte und
in dieſer Beziehung ſogar ihre Vorgängerin weit
übertraf, ſo können wir dem Director für dieſe neue
Rollenzutheilung in Waffenſchmied nur dankbar ſein.
Die hervorragende Leiſtung des Herrn Bartl’s
(Graf Ritter von Liebenau), dann der ſchwäbiſche
Ritter Adelhof des Herrn Felix ſind zu bekannt,
um weiters erwähnt zu werden.
Freitag, den 9. d. M., geſchloſſen.
Samstag, den 10. d. M.: Zur Geburtsfeier
Friedrich von Schiller’s „Die Räuber“, Schau-
ſpiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller.
Die Pflege der claſſiſchen Komödie iſt für eine
Provinzbühne immer ein Wagnis, und ſelbſt die
beſte derartige Darbietung leidet meiſtens unter den
bekannten Mängeln, die an einer Provinzbühne eben
nie ganz behoben werden können. Iſt das Fach gut,
ſo iſt die Epiſode ſchlecht. Genügt ein Theil der
Darſteller, ſo iſt der andere ungenügend und kommt
gar irgend eine verfängliche Rolle vor, die etwa
von einem Komiker abſolviert wird, ſo iſt das Hallo
von vorneherein fertig. Das Publicum iſt eben das
Hallodri des Spaſsmachers ſchon ſo gewöhnt, daſs
man ſich dieſem Darſteller gegenüber ſelbſt nicht ernſt
benehmen kann. Ein Ton, eine Geberde und irgend
etwas, daſs an einen Ulk erinnert, ſtimmt die Menge
heiter uud die ernſteſte Scene iſt beim Teufel. Dann
kommt noch ein Umſtand zu Frage, der recht be-
denklich iſt, das Coſtüm und die Decorationen ſtimmen
nicht überein, die Scenerie entbehrt der Illuſion und
der Regie fehlt der Muth für Dinge einzuſtehen, die
eben ſelbſt auf der Provinzbühne nöthig werden, um
das Ganze, das Gebotene, die Leiſtung halbwegs
genießbar zu machen.
So geht es überall und auch wir Badener
machen davon keine Ausnahme, und trotzdem geht man
doch zu einer guten Komödie ernſteren Genres recht
gerne in das Theater, weil das claſſiſche in der Dar-
bietung geiſtig anregt, die Textſtreichungen intereſſieren
und weil man ſich auch manchmal über die Alltäg-
lichkeit erheben will.
Ein claſſiſches Beiſpiel dieſer ſo oft gemachten
Beobachtungen gab die diesmalige Aufführung von
Schiller’s kraftſtrotzender Jugendarbeit, und die
„Räuber“ füllten ſo ziemlich das Haus, das in
letzterer Zeit keine beſondere Frequenz aufzuweiſen hatte.
Der gefeierte Held des Stückes, die ſympathiſche
Geſtalt des Carl Moor, wurde diesmal von Strauß
mit einer Empfindung wiedergegeben, die mehr als
den denkenden Schauſpieler verräth und die Menge
unbewuſst elektriſiert. Warum, weil der ſtrebſame
Künſtler, abgeſehen von dem ſichtbaren Fortſchritte in
allen ſeinen bisherigen Darbietungen, über Mittel
verfügt, die eine ſeltene Harmonie bilden. Geſtalt,
Bewegung und Stimme, derart in einer Perſon ver-
eint, müſſen auf die Menge wirken, und wenn man
noch dazu den bisherigen Werdegang Strauß’s
verfolgt, ſo wird das Intereſſe für dieſen Künſtler
noch mehr erregt, da man in allem und jedem ſieht,
welch hohe Ziele ſich dieſer höchſt beachtenswerte
Schauſpieler geſetzt hat.
Das gleiche könnte man von der Amalia des
Frl. Krenn nicht ſagen. Auch dieſe Dame ſtrebt
vorwärts, aber wie! In der verfehlten Sucht, ein
beſtimmtes Vorbild zu copieren, verdirbt ſich Frl.
Krenn ihre ureigenſte Individualität und ihren
eigenen Erfolg. Die diesmalige „Edelreich“ des Frl.
Krenn war einfach ungenießbar, und wenn das Fräu-
lein glaubt, mit ihrem Geſchrei zu wirken, ſo war
dieſe ihre Anſicht, ſowie die ganze Auffaſſung ihrer
Rolle eine immens verfehlte. Arme Amalia!
Der eigentliche Träger der Handlung, die Ver-
körperung verwandtſchaftlicher Schurkerei im letzten
Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, fand in Herrn
Verſtl einen ſehr beachtenswerten Franz Moor.
Mag auch dieſe Rolle nicht zu dem eigentlichen
Wirkungskreiſe unſeres ſo vielfach verwendbaren
Verſtl gehören, ſo iſt die Abſolvierung derſelben in
der Auffaſſung unſeres Luſtſpielvaters jedenfalls eine
Leiſtung ſchauſpieleriſcher Tüchtigkeit, welche dabei
noch mehr als bloße Routine vorausſetzt. Der Ko-
ſinsky des Herrn Strial, ſehr tüchtig gegeben, fand
ebenfalls verdienten Anklang. Guſtav Calliano.
Repertoire.
Donnerstag, den 15. „Der luſtige Krieg“.
Freitag, den 16. d. M. „Onkel Toni“.
Samstag, den 17. d. M. „Die Geiſha“.
Sonntag, den 18. d. M. „Die Puppe“.
Gerichtsſaal.
Auf der Landſtraße. Dort und im Arreſte
bringt die Anna Kleinod, welche dem hieſigen Straf-
richter vorgeführt wurde, ihr Leben zu; wenn das
junge Mädchen eine menſchliche Wohnung betritt, ſo
geſchieht es nur, um zu betteln. Zwiſchen dieſer Art
von Freiheit und Unfreiheit pendelt ſie unaufhörlich
hin und her. Ihr Strafregiſter hat trotz ihrer Jugend
ſchon einen ganz reſpectablen Umfang. — Richter
Dr. Slamezka: „Solch eine lange Reihe von Strafen
habe ich noch ſelten zu Geſicht bekommen.“ Die An-
geklagte hat dafür nur ein müdes Lächeln; ſie iſt
krank. Richter: „Was ſind Sie?“ Angeklagte: „Dienſt-
mädchen.“ Richter: „Das iſt wohl ſchon lange her,
daſs Sie es waren.“ Das verleſene Strafprotokoll
reiht vorwiegend Vagabondage und Reverſion auf;
ſie kehrt trotz Verbotes immer wieder in dieſe Gegend
zurück; wohl weniger aus Schwärmerei für die Natur,
als wegen des leichteren Herumſchwärmens in der-
ſelben. Sie wird nun wieder ein paar Wochen „Gaſtin
der Geſellſchaft“ ſein, um dann auf’s Neue —
aber auch dann nicht auf eigene Koſten — den
anderen Theil ihrer irdiſchen Pilgerfahrt anzutreten,
bis ſie eben wieder attrapiert wird, — wenn ſie
nicht irgendwo im Spital oder auf der Straße zu
Grunde geht.
Gewaltthätige Familie. Am 29. Juli war
in Oberwaltersdorf Kirchweihfeſt und wie gewöhnlich
gab es da einen Gaſthausexceſs, in welchen die
Brüder Joſef und Lorenz Hubauer verwickelt waren.
Es muſsten die beiden Gemeindediener Tramer und
Speidl einſchreiten, die anfänglich die Excedenten zu
beſchwichtigen ſuchten. Lorenz Hubauer beſchimpfte
daraufhin den Gemeindediener, der mit der Arretierung
drohte, ſchlug ihn mit der Fauſt ins Geſicht, worauf
er für arretiert erklärt wurde. Dem Gemeindewächter
Tramer, der ihn abführen wollte, widerſetzte er ſich,
wobei er einen Tiſch umwarf, der von einigen Herren
beſetzt war. Tramer muſste ſich die Aſſiſtenz zweier
Feuerwehrmänner erbitten, in deren Gemeinſchaft er
den arg Tobenden in den Gemeindearreſt escortierte.
Auf dem Wege dahin kamen ihnen die Eltern des
Arretierten, Joſef und Katharina Hubauer, entgegen,
die in gewaltſamer Weiſe ihren Sohn aus den Händen
Tramer’s befreien wollten und nicht früher nachgaben,
bis dieſer den Arretierten wirklich losließ. Tramer
kehrte in das Gemeindegaſthaus zurück, wo man ſich
darüber aufhielt, daſs er bei der Arretierung den Tiſch
umwarf. „Freilich,“ ſagte er, „iſt’s wegen der Miſtbuben
nicht der Mühe Wert, einen ſolchen Rummel zu machen“.
Ueber dieſe Worte ärgerlich, fiel der Bruder des
Arretierten Joſef Hubauer über Tramer her, be-
ſchimpfte ihn und artete ſchließlich derart aus, daſs
er verhaftet werden muſste. Vater, Mutter und die
beiden Söhne waren daher heute wegen öffentlicher
Gewaltthätigkeit, reſp. wegen anderer Uebertretungen
angeklagt, und wurden Joſef Hubauer jun. wegen
obigen Verbrechens und boshafter Beſchädigung
fremden Eigenthums zu 3 Monaten ſchweren und
verſchärften Kerkers, Lorenz Hubauer wegen des gleichen
Verbrechens und wegen Wachebeleidigung zu zwei
Monaten ſchweren und verſchärften Kerkers, Joſef
Hubauer ſen. wegen Einmengung in eine Amtshand-
lung und Wachebeleidigung zu 1 Woche ſtrengen
Arreſtes und endlich Katharina Hubauer wegen Ein-
mengung in eine Amtshandlung zu 24 Stunden
ſtrengen Arreſtes verurtheilt.
______________________________________________________
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |