Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896. Nr. 95. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. [Spaltenumbruch] maßvolle Ziele an und wollen, einfach und klar ge- sagt, für sich und die Ihrigen das Minimum eines menschenwürdigen Daseins erreichen. Daß der Verein hiebei keinerlei politische Ziele verfolgt, ist selbst- verständlich, und daß er die ihm von außen kommende Hilfe gerne und dankbar entgegennimmt, komme sie von woher immer, leuchtet jedem vernünftigen Menschen ein. Allein die Herren erdreisten sich unter Anderem, auch gegen die Maßregelung des Wiener Magistrats- diurnisten Sepper Stellung zu nehmen, und weil da- bei die "erwählten Retter des christlichen Volkes" nicht besonders glimpflich wegkommen, greifen die "Nachrichten aus dem Viertel etc." zu einer lügen- haften Entstellung unseres Berichtes, indem sie mit frecher Stirne behaupten, es sei in der Badener Ver- sammlung vom 15. l. M. eine Mißbilligungsreso- lution gegen Strohbach, Lueger und Geßmann be- schlossen worden. Wenn von einer solchen Reso- lution die Rede gewesen wäre, so hätten wir darüber berichtet; es ist aber unwahr, daß hievon auch nur andeutungsweise gesprochen wurde, und nach der ziemlich deutlich hervortretenden Tendenz der Kritik der "Nachrichten aus dem etc." über unseren Bericht ergibt sich auch, daß diese Behauptung eine bewußte Unwahrheit, also eine Lüge ist. Den famosen Machern dieses edlen Blattes erscheint diese Vereinsver- sammlung als -- "eine für die hiesigen Verhält- nisse und Anschauungen höchst unglückliche", und da haben sie Recht, und das dürfte auch der einzige Beweggrund gewesen sein, welcher die "Nachrichten aus dem Viertel etc." so aus dem Häuschen bringt. Es ist wohl nur ein Zufall, daß in derselben Nummer der "Nachrichten etc." zum erstenmale der "Führer", Baumeister und Gemeinderath Adolf Foller als Herausgeber des Blattes figurirt, aber das Zusammentreffen dieses Umstandes mit der er- wähnten Notiz ist nach mehr als einer Richtung hin charakteristisch. Jawohl, für Leute, die kein anderes Verdienst für sich in Anspruch zu nehmen vermögen, als daß sie im Besitze eines mühelos er- worbenen Vermögens, von materiellen Sorgen unbe- helligt, ihrem maßlosen politischen Ehrgeize fröhnen können, für solche Leute erscheint es einfach unfaß- bar, das Andere, die sich ihre Krume Brod im Schweiße ihres Angesichtes verdienen, sozusagen auch Menschen sein wollen. Ihnen ist es auch un- faßbar, daß man die Bestrebungen solcher Männer unterstützt und ihnen einen Bericht von achtund- neunzig Zeilen Länge -- nach der gewissenhaften Zählung der ehrenwerthen "Nachrichten etc." -- widmet, obwohl sie diese ganzen achtundneunzig Zeilen ohne jeden Scrupel für ihr ehrenwerthes Blatt ge -- nommen hätten, wenn sie in ihren Kram gepaßt hätten. Diese Vereinsversammlung war in der That eine "unglückliche", denn die "hiesigen Verhältnisse und Anschauungen" haben ihre scharf gezogene Grenze nach unten bei Denjenigen, die nichts haben und nichts sind, und auf die man in protzenhaftem Uebermuthe verachtungsvoll herabspucken kann. Der Badener Zweigvexein aber mag sich über die ihm zutheil gewordene en canaille-Behandlung trösten. Wenn die Wenigen, welche in dieser Ver- sammlung anwesend waren -- es waren nochmal so viel, als die erlogenen fünf -- treu und fest zusammenhalten, so werden und müssen sie ihr Ziel in absehbarer Zeit erreichen, trotz des Uebelwollens der "Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wiener- wald" .... Uff!, die es so meisterhaft verstehen, ihren dummgläubigen Lesern ein Programm vorzu- gaukeln, das in wenigen Sätzen liberal, national, clerical und antisemitisch ist. Was uns anbelangt, so sind wir hiermit mit den "Nachrichten aus dem Viertel etc." fertig, vielleicht haben wir dazu wieder achtundneunzig Zeilen gebraucht, die "Nachrichten aus dem etc." mögen gefälligst nachzählen. Aber die Versicherung können wir dem Blatte und seinem Herausgeber geben, daß wir auch in Zukunft, trotz unserer angeblichen "jüdischen Corruption" immer und unentwegt auf der Seite Jener stehen werden, welche nach unserer Ueberzeugung einer publicistischen Unterstützung bedürfen. Vielleicht kommt auch bei dem heute so verhöhnten Vereine "Selbst- hilfe" die Zeit, wo die "Nachrichten aus dem Viertel etc." unsere Berichte über ihn gerade so -- nachempfinden, wie so manche unserer anderen Berichte, zu deren selbständigen Abfassung ihnen einfach die geistige Conception fehlt. Schuleinweihung in Berndorf. Unter großem äußeren Gepränge und unter Da die meisten der auswärtigen geladenen Nach Beendigung des Hochamtes formirte sich Nach diesem weihevollen Acte gab der hoch- Nun trat der Bürgermeister und Obmann des "Vor mehr als fünfzig Jahren," führte der Mit Bären war zwar nicht mehr zu kämpfen, Zu diesen Zeiten war hier keine Schule, und Diesem schweren Uebelstande abzuhelfen, er- [Spaltenumbruch] Durch den lohnenden Erwerb in der Fabrik Da faßte Herr Hermann Krupp neuerdings Die Fabrik und mit ihr die Gemeinde ver- Und wieder war es ein Träger des Namens Ich erachte es daher als erste Pflicht, der Im Uebrigen war die Gemeinde ganz und gar Das Gebäude selbst wurde unter Berücksichtigung Es muß dankbarst anerkannt werden, daß alle Und nun übergebe ich Namens des Ortsschul- Möge in diesem Hause nie ein anderer Geist, An die Eltern aber richte ich die dringende "Das walte Gott!" Hierauf ergriff der k. k. Landesschulinspector Der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe- Nr. 95. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. [Spaltenumbruch] maßvolle Ziele an und wollen, einfach und klar ge- ſagt, für ſich und die Ihrigen das Minimum eines menſchenwürdigen Daſeins erreichen. Daß der Verein hiebei keinerlei politiſche Ziele verfolgt, iſt ſelbſt- verſtändlich, und daß er die ihm von außen kommende Hilfe gerne und dankbar entgegennimmt, komme ſie von woher immer, leuchtet jedem vernünftigen Menſchen ein. Allein die Herren erdreiſten ſich unter Anderem, auch gegen die Maßregelung des Wiener Magiſtrats- diurniſten Sepper Stellung zu nehmen, und weil da- bei die „erwählten Retter des chriſtlichen Volkes“ nicht beſonders glimpflich wegkommen, greifen die „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ zu einer lügen- haften Entſtellung unſeres Berichtes, indem ſie mit frecher Stirne behaupten, es ſei in der Badener Ver- ſammlung vom 15. l. M. eine Mißbilligungsreſo- lution gegen Strohbach, Lueger und Geßmann be- ſchloſſen worden. Wenn von einer ſolchen Reſo- lution die Rede geweſen wäre, ſo hätten wir darüber berichtet; es iſt aber unwahr, daß hievon auch nur andeutungsweiſe geſprochen wurde, und nach der ziemlich deutlich hervortretenden Tendenz der Kritik der „Nachrichten aus dem ꝛc.“ über unſeren Bericht ergibt ſich auch, daß dieſe Behauptung eine bewußte Unwahrheit, alſo eine Lüge iſt. Den famoſen Machern dieſes edlen Blattes erſcheint dieſe Vereinsver- ſammlung als — „eine für die hieſigen Verhält- niſſe und Anſchauungen höchſt unglückliche“, und da haben ſie Recht, und das dürfte auch der einzige Beweggrund geweſen ſein, welcher die „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ ſo aus dem Häuschen bringt. Es iſt wohl nur ein Zufall, daß in derſelben Nummer der „Nachrichten ꝛc.“ zum erſtenmale der „Führer“, Baumeiſter und Gemeinderath Adolf Foller als Herausgeber des Blattes figurirt, aber das Zuſammentreffen dieſes Umſtandes mit der er- wähnten Notiz iſt nach mehr als einer Richtung hin charakteriſtiſch. Jawohl, für Leute, die kein anderes Verdienſt für ſich in Anſpruch zu nehmen vermögen, als daß ſie im Beſitze eines mühelos er- worbenen Vermögens, von materiellen Sorgen unbe- helligt, ihrem maßloſen politiſchen Ehrgeize fröhnen können, für ſolche Leute erſcheint es einfach unfaß- bar, das Andere, die ſich ihre Krume Brod im Schweiße ihres Angeſichtes verdienen, ſozuſagen auch Menſchen ſein wollen. Ihnen iſt es auch un- faßbar, daß man die Beſtrebungen ſolcher Männer unterſtützt und ihnen einen Bericht von achtund- neunzig Zeilen Länge — nach der gewiſſenhaften Zählung der ehrenwerthen „Nachrichten ꝛc.“ — widmet, obwohl ſie dieſe ganzen achtundneunzig Zeilen ohne jeden Scrupel für ihr ehrenwerthes Blatt ge — nommen hätten, wenn ſie in ihren Kram gepaßt hätten. Dieſe Vereinsverſammlung war in der That eine „unglückliche“, denn die „hieſigen Verhältniſſe und Anſchauungen“ haben ihre ſcharf gezogene Grenze nach unten bei Denjenigen, die nichts haben und nichts ſind, und auf die man in protzenhaftem Uebermuthe verachtungsvoll herabſpucken kann. Der Badener Zweigvexein aber mag ſich über die ihm zutheil gewordene en canaille-Behandlung tröſten. Wenn die Wenigen, welche in dieſer Ver- ſammlung anweſend waren — es waren nochmal ſo viel, als die erlogenen fünf — treu und feſt zuſammenhalten, ſo werden und müſſen ſie ihr Ziel in abſehbarer Zeit erreichen, trotz des Uebelwollens der „Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wiener- wald“ .... Uff!, die es ſo meiſterhaft verſtehen, ihren dummgläubigen Leſern ein Programm vorzu- gaukeln, das in wenigen Sätzen liberal, national, clerical und antiſemitiſch iſt. Was uns anbelangt, ſo ſind wir hiermit mit den „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ fertig, vielleicht haben wir dazu wieder achtundneunzig Zeilen gebraucht, die „Nachrichten aus dem ꝛc.“ mögen gefälligſt nachzählen. Aber die Verſicherung können wir dem Blatte und ſeinem Herausgeber geben, daß wir auch in Zukunft, trotz unſerer angeblichen „jüdiſchen Corruption“ immer und unentwegt auf der Seite Jener ſtehen werden, welche nach unſerer Ueberzeugung einer publiciſtiſchen Unterſtützung bedürfen. Vielleicht kommt auch bei dem heute ſo verhöhnten Vereine „Selbſt- hilfe“ die Zeit, wo die „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ unſere Berichte über ihn gerade ſo — nachempfinden, wie ſo manche unſerer anderen Berichte, zu deren ſelbſtändigen Abfaſſung ihnen einfach die geiſtige Conception fehlt. Schuleinweihung in Berndorf. Unter großem äußeren Gepränge und unter Da die meiſten der auswärtigen geladenen Nach Beendigung des Hochamtes formirte ſich Nach dieſem weihevollen Acte gab der hoch- Nun trat der Bürgermeiſter und Obmann des „Vor mehr als fünfzig Jahren,“ führte der Mit Bären war zwar nicht mehr zu kämpfen, Zu dieſen Zeiten war hier keine Schule, und Dieſem ſchweren Uebelſtande abzuhelfen, er- [Spaltenumbruch] Durch den lohnenden Erwerb in der Fabrik Da faßte Herr Hermann Krupp neuerdings Die Fabrik und mit ihr die Gemeinde ver- Und wieder war es ein Träger des Namens Ich erachte es daher als erſte Pflicht, der Im Uebrigen war die Gemeinde ganz und gar Das Gebäude ſelbſt wurde unter Berückſichtigung Es muß dankbarſt anerkannt werden, daß alle Und nun übergebe ich Namens des Ortsſchul- Möge in dieſem Hauſe nie ein anderer Geiſt, An die Eltern aber richte ich die dringende „Das walte Gott!“ Hierauf ergriff der k. k. Landesſchulinſpector Der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe- <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nr. 95. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896.</hi></hi></fw><lb/><cb/> maßvolle Ziele an und wollen, einfach und klar ge-<lb/> ſagt, für ſich und die Ihrigen das Minimum eines<lb/> menſchenwürdigen Daſeins erreichen. 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Dieſe Vereinsverſammlung war in<lb/> der That eine „unglückliche“, denn die „hieſigen<lb/> Verhältniſſe und Anſchauungen“ haben ihre ſcharf<lb/> gezogene Grenze nach unten bei Denjenigen, die<lb/> nichts haben und nichts ſind, und auf die man in<lb/> protzenhaftem Uebermuthe verachtungsvoll herabſpucken<lb/> kann. Der Badener Zweigvexein aber mag ſich über<lb/> die ihm zutheil gewordene <hi rendition="#aq">en canaille-</hi>Behandlung<lb/> tröſten. Wenn die Wenigen, welche in dieſer Ver-<lb/> ſammlung anweſend waren — es waren nochmal<lb/> ſo viel, als die erlogenen fünf — treu und feſt<lb/> zuſammenhalten, ſo werden und müſſen ſie ihr Ziel<lb/> in abſehbarer Zeit erreichen, trotz des Uebelwollens<lb/> der „Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wiener-<lb/> wald“ .... Uff!, die es ſo meiſterhaft verſtehen,<lb/> ihren dummgläubigen Leſern ein Programm vorzu-<lb/> gaukeln, das in wenigen Sätzen liberal, national,<lb/> clerical und antiſemitiſch iſt. 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Das palaſtartige Gebäude, mit<lb/> je einem Eingang für Knaben und Mädchen, wurde<lb/> auf dem Hauptplatze neben dem früheren Schul-<lb/> gebäude, das erſt vor achtzehn Jahren ſeiner Be-<lb/> ſtimmung übergeben wurde, aufgeführt und enthält<lb/> zwölf Lehrzimmer, eine Kanzlei für den Schulleiter,<lb/> ein Conferenzzimmer, zwei Räume zur Unterbringung<lb/> der Lehrmittel und einen ſehr großen Turnſaal, der<lb/> durch die Originalität ſeiner Anlage nicht bald<lb/> ſeines Gleichen finden dürfte. Derſelbe iſt nämlich<lb/> von den zu den einzelnen Lehrzimmern führenden<lb/> Gängen gallerieartig umgeben, ſo daß man von<lb/> letzteren den Turnſaal ganz überblicken kann.</p><lb/> <p>Da die meiſten der auswärtigen geladenen<lb/> Gäſte mit dem Frühzuge um 8 Uhr 38 Minuten<lb/> eintrafen, hatten ſich zu ihrem Empfange auf dem<lb/> Bahnhofe eingefunden: Herr Arthur Krupp, der<lb/> Bürgermeiſter Herr Ferdinand Harlles mit der Ge-<lb/> meindevertretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes,<lb/> Herr Oberlehrer Al. Rotter mit einem Theile des<lb/> Lehrkörpers, eine Abtheilung der freiwilligen Feuer-<lb/> wehr mit der Muſikcapelle. Als der Zug in die<lb/> Station einfuhr, intonirte die Capelle die Volks-<lb/> hymne. Die angekommenen Gäſte, und zwar der<lb/> k. k. Landesſchulinſpector Joſef <hi rendition="#g">Hülſenbeck,</hi> der<lb/> k. k. Bezirkshauptmann Graf zur <hi rendition="#g">Lippe-Weißen-<lb/> feld,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Berlepſch,</hi> der k. k. Bezirksſchul-<lb/> inſpector Joſef <hi rendition="#g">Marek,</hi> die Bürgerſchuldirectoren<lb/><hi rendition="#g">Fitzga</hi> aus Baden und <hi rendition="#g">Garnhaft</hi> aus Perch-<lb/> toldsdorf und zahlreiche Mitglieder des Bezirksſchul-<lb/> rathes, wurden nach herzlicher Begrüßung in die<lb/> hieſige Pfarrkirche geleitet, woſelbſt ſie, ſowie viele<lb/> Andächtige dem feierlichen Hochamte beiwohnten.<lb/> Die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden Pottenſtein<lb/> und St. Veit waren ſchon früher mittelſt Wagen<lb/> eingetroffen. Se. Excellenz der k. k. Statthalter<lb/> Graf Erich Kielmansegg, der ſein Erſcheinen in<lb/> ſichere Ausſicht geſtellt hatte, entſchuldigte ſein Fern-<lb/> bleiben auf telegraphiſchem Wege.</p><lb/> <p>Nach Beendigung des Hochamtes formirte ſich<lb/> der Zug in folgender Ordnung: Zuerſt die ge-<lb/> ſammte Schuljugend mit dem Lehrkörper, die Feuer-<lb/> wehrcapelle, die hochwürdige Geiſtlichkeit, die k. k. Be-<lb/> hörden, die Gemeindevertretung mit dem Ortsſchul-<lb/> rathe, die übrigen Feſtgäſte und zum Schluſſe die<lb/> Ortsbevölkerung. Unter Glockengeläute und Abſin-<lb/> gung des Liedes „Großer Gott, wir loben Dich“<lb/> bewegte ſich der Zug nach dem neuen Schulgebäude,<lb/> woſelbſt die meiſten Theilnehmer in der prachtvollen<lb/> Turnhalle Aufſtellung nahmen. Frau Margarethe<lb/> Krupp, Frl. Hermine Krupp, ſowie der größte Theil<lb/> der weiblichen Gäſte hatten in den gallerieartigen<lb/> Gängen Platz genommen. Während der durch den<lb/> hochwürdigen Pfarrer Joſef Einzinger unter Aſſiſtenz<lb/> der Cooperatoren von Berndorf und Pottenſtein<lb/> vorgenommenen Einweihung des Hauſes trugen die<lb/> beiden hieſigen Männer-Geſangvereine den Chor<lb/> „Die Ehre Gottes“ von Beethoven vor.</p><lb/> <p>Nach dieſem weihevollen Acte gab der hoch-<lb/> würdige Pfarrer Joſef Einzinger ſeiner Freude<lb/> Ausdruck, daß es ihm vergönnt geweſen, dieſer<lb/> Stätte der Bildung die kirchliche Weihe zu ertheilen;<lb/> im Weiteren betonte er die Wichtigkeit der religiöſen<lb/> Erziehung und ermahnt die Eltern, die Lehrer in<lb/> ihrer ſchwierigen Arbeit ſtets zu unterſtützen.</p><lb/> <p>Nun trat der Bürgermeiſter und Obmann des<lb/> Ortsſchulrathes, Herr Ferdinand <hi rendition="#g">Harlles,</hi> vor<lb/> und hielt eine Anſprache, in welcher er nach Be-<lb/> grüßung ſämmtlicher Feſtgäſte die Geſchichte der<lb/> Entſtehung der Schule in Berndarf ſchilderte:</p><lb/> <p>„Vor mehr als fünfzig Jahren,“ führte der<lb/> Redner aus, „kam ein Mann voll Thatkraft und<lb/> humaner Ideen hieher in das ſchöne Trieſtingthal;<lb/> er fand da bezüglich Erwerb, Verkehr, Schule u. ſ. w.<lb/> recht triſte Zuſtände.</p><lb/> <p>Mit Bären war zwar nicht mehr zu kämpfen,<lb/> dafür aber mit Vorurtheilen, die nur im Laufe der<lb/> Zeiten durch Energie, A<supplied>us</supplied>dauer, Schaffung von Er-<lb/> werb überwunden werden konnten; dieſer Mann,<lb/> der das auch zu Stande brachte, war unſer ſeliger<lb/> Herr Hermann Krupp.</p><lb/> <p>Zu dieſen Zeiten war hier keine Schule, und<lb/> die Kinder der einſichtsvollen Eltern gingen in<lb/> unſere liebwerthe Nachbargemeinde Pottenſtein in<lb/> die Schule.</p><lb/> <p>Dieſem ſchweren Uebelſtande abzuhelfen, er-<lb/> richtete Herr Hermann Krupp nach manchen Wider-<lb/> wärtigkeiten und Kämpfen eine Schule ganz und<lb/> gar auf Koſten der Fabrik, wo vorerſt Kinder der<lb/> Arbeiter und, nach Maßgabe des Raumes, auch<lb/> andere Kinder ausgiebigen Unterricht erhielten.</p><lb/> <cb/> <p>Durch den lohnenden Erwerb in der Fabrik<lb/> hat die Gemeinde raſch an Einwohnern zugenommen,<lb/> ſo daß dieſe erſte Schule den räumlichen Anforde-<lb/> rungen bald nicht mehr genügen konnte.</p><lb/> <p>Da faßte Herr Hermann Krupp neuerdings<lb/> den Entſchluß, ein neues, großes Schulhaus zu<lb/> bauen; dem Entſchluſſe folgte raſch die That, und<lb/> es entſtand die hier nebenan ſtehende, nun ebenfalls<lb/> alte Schule, welche vollſtändig eingerichtet und, wie<lb/> in ehernen Lettern am Hauſe zu leſen iſt, von der<lb/> Firma Schoeller & Cie. durch Herrn Hermann Krupp<lb/> im Jahre 1878 der Gemeinde gewidmet wurde.<lb/> Leider war es Herrn Krupp nicht mehr beſchieden,<lb/> die Erfolge ſeiner Schulſchöpfung zu erleben.</p><lb/> <p>Die Fabrik und mit ihr die Gemeinde ver-<lb/> größerten ſich in neuerer Zeit in erfreulicher Weiſe<lb/> wieder ſo, daß neuerdings auf Erweiterung, be-<lb/> ziehungsweiſe Vergrößerung der Schule oder auf<lb/> einen Neubau Bedacht genommen werden mußte.</p><lb/> <p>Und wieder war es ein Träger des Namens<lb/> Krupp, und zwar unſer hochverehrter Gemeindegenoſſe<lb/> und Ehrenbürger, Herr Arthur Krupp, welcher der<lb/> Gemeinde hilfreich zur Seite ſtand und durch Widmung<lb/> des Baugrundes den erſten Impuls zur Erbauung <hi rendition="#b">dieſer</hi><lb/><hi rendition="#g">neuen</hi> Schule gab. Allein nicht nur mit den erſten<lb/> Anfängen des Schulbaues, auch mit den allerletzten<lb/> Stadien desſelben ſteht der Name Krupp in engſter<lb/> Verbindung, denn ein anderes Mitglied dieſer Fa-<lb/> milie hat die Anſchaffung der fehlenden Lehrmittel<lb/> und der zu ihrer Aufbewahrung erforderlichen<lb/> Käſten in munificenteſter Weiſe auf ſich genommen.</p><lb/> <p>Ich erachte es daher als erſte Pflicht, der<lb/> hochverehrten Familie Krupp, die ſich ſtets als<lb/> opferwillige Angehörige der Gemeinde Berndorfs<lb/> fühlt und dies bei den verſchiedenſten Anläſſen in<lb/> vollſtem Maße bethätigte, Namens der Schule und<lb/> der Gemeinde den innigſten Dank auszuſprechen.</p><lb/> <p>Im Uebrigen war die Gemeinde ganz und gar<lb/> auf ihre eigene Kraft angewieſen. Dank der ſchul-<lb/> freundlichen Geſinnung der Gemeindevertretung, wie<lb/> nicht minder der Opferwilligkeit der Steuerträger, iſt<lb/> es gelungen, alle Bedenken, die gegen den Schulbau<lb/> obwalteten, zu zerſtreuen und die erforderlichen ſehr<lb/> bedeutenden Mittel aufzubringen.</p><lb/> <p>Das Gebäude ſelbſt wurde unter Berückſichtigung<lb/> der neueſten Erfahrungen auf dem Gebiete des<lb/> Schulbaues nach den Plänen und unter der Leitung<lb/> des Herrn Architekten L. Baumann, den wir mit<lb/> Stolz unſern Mitbürger nennen können, von den<lb/> Herren Baumeiſtern Laske & Eſſenther erbaut und<lb/> die Profeſſioniſtenarbeiten ſind, ſoweit dies möglich<lb/> war, von einheimiſchen Geſchäftsleuten ausgeführt<lb/> worden.</p><lb/> <p>Es muß dankbarſt anerkannt werden, daß alle<lb/> betheiligten Factoren ihre Aufgabe auf das Glän-<lb/> zendſte gelöst und nicht nur ein ſchönes, dauerhaftes,<lb/> ſondern auch in praktiſcher Beziehung entſprechendes<lb/> Werk geſchaffen haben.</p><lb/> <p>Und nun übergebe ich Namens des Ortsſchul-<lb/> rathes das neue Haus, nachdem es durch den hoch-<lb/> würdigſten Herrn Pfarrer die kirchliche Weihe<lb/> empfangen, dem verehrlichen Lehrkörper zur Be-<lb/> nützung, zum Wohle der Jugend.</p><lb/> <p>Möge in dieſem Hauſe nie ein anderer Geiſt,<lb/> als der der wahren Humanität, Duldung, Bildung,<lb/> Geſittung herrſchen, möge der verehrliche Lehrkörper<lb/> mit allen Kräften dahin ſtreben, die ihm anvertraute<lb/> Jugend durch Beibringung gründlicher Kenntniſſe zu<lb/> tüchtigen, den Anforderungen des praktiſchen Lebens<lb/> gewachſenen Menſchen, und guten, dem Kaiſer und<lb/> Vaterlande treu ergebenen Staatsbürgern heranzuziehen.</p><lb/> <p>An die Eltern aber richte ich die dringende<lb/> Bitte, die Beſtrebungen der Schule auch im häus-<lb/> lichen Kreiſe kräftigſt zu unterſtützen, denn nur<lb/> dann, wenn Schule und Haus Hand in Hand gehen,<lb/> wird die Schule ihre Aufgabe voll und ganz er-<lb/> füllen können und jene Früchte zeitigen, für welche<lb/> durch die Schaffung der Schulgeſetze der Samen ge-<lb/> pflanzt worden iſt. Möge die Eröffnung dieſes<lb/> neuen Hauſes mit dazu beitcagen, daß dieſe Erkenntniß<lb/> recht bald auch in jene Kreiſe dringe, die ſich ihr<lb/> bisher verſchloſſen haben.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">„Das walte Gott!“</hi> </hi> </p><lb/> <p>Hierauf ergriff der k. k. Landesſchulinſpector<lb/> Herr Joſef <hi rendition="#g">Hülſenbeck</hi> das Wort, ſpricht der<lb/> Gemeindevertretung und dem Ortsſchulrathe für dieſe,<lb/> der Erziehung der Jugend gewidmete und mit ſo<lb/> großen Opfern verbundene Werk den Dank und die<lb/> Anerkennung des k. k. Landesſchulrathes aus und iſt<lb/> feſt überzeugt, daß die Lehrkräfte, von deren Leiſtungen<lb/> er die beſte Meinung habe, ſtets im Sinne des<lb/> Reichs-Volksſchulgeſetzes wirken werden.</p><lb/> <p>Der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur <hi rendition="#g">Lippe-<lb/> Weißenfeld</hi> hebt in ſeiner kernigen Rede her<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 95. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896.
maßvolle Ziele an und wollen, einfach und klar ge-
ſagt, für ſich und die Ihrigen das Minimum eines
menſchenwürdigen Daſeins erreichen. Daß der Verein
hiebei keinerlei politiſche Ziele verfolgt, iſt ſelbſt-
verſtändlich, und daß er die ihm von außen kommende
Hilfe gerne und dankbar entgegennimmt, komme ſie von
woher immer, leuchtet jedem vernünftigen Menſchen ein.
Allein die Herren erdreiſten ſich unter Anderem, auch
gegen die Maßregelung des Wiener Magiſtrats-
diurniſten Sepper Stellung zu nehmen, und weil da-
bei die „erwählten Retter des chriſtlichen Volkes“
nicht beſonders glimpflich wegkommen, greifen die
„Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ zu einer lügen-
haften Entſtellung unſeres Berichtes, indem ſie mit
frecher Stirne behaupten, es ſei in der Badener Ver-
ſammlung vom 15. l. M. eine Mißbilligungsreſo-
lution gegen Strohbach, Lueger und Geßmann be-
ſchloſſen worden. Wenn von einer ſolchen Reſo-
lution die Rede geweſen wäre, ſo hätten wir
darüber berichtet; es iſt aber unwahr, daß hievon
auch nur andeutungsweiſe geſprochen wurde, und
nach der ziemlich deutlich hervortretenden Tendenz
der Kritik der „Nachrichten aus dem ꝛc.“ über unſeren
Bericht ergibt ſich auch, daß dieſe Behauptung eine
bewußte Unwahrheit, alſo eine Lüge iſt. Den famoſen
Machern dieſes edlen Blattes erſcheint dieſe Vereinsver-
ſammlung als — „eine für die hieſigen Verhält-
niſſe und Anſchauungen höchſt unglückliche“, und da
haben ſie Recht, und das dürfte auch der einzige
Beweggrund geweſen ſein, welcher die „Nachrichten
aus dem Viertel ꝛc.“ ſo aus dem Häuschen bringt.
Es iſt wohl nur ein Zufall, daß in derſelben
Nummer der „Nachrichten ꝛc.“ zum erſtenmale der
„Führer“, Baumeiſter und Gemeinderath Adolf
Foller als Herausgeber des Blattes figurirt, aber
das Zuſammentreffen dieſes Umſtandes mit der er-
wähnten Notiz iſt nach mehr als einer Richtung
hin charakteriſtiſch. Jawohl, für Leute, die kein
anderes Verdienſt für ſich in Anſpruch zu nehmen
vermögen, als daß ſie im Beſitze eines mühelos er-
worbenen Vermögens, von materiellen Sorgen unbe-
helligt, ihrem maßloſen politiſchen Ehrgeize fröhnen
können, für ſolche Leute erſcheint es einfach unfaß-
bar, das Andere, die ſich ihre Krume Brod im
Schweiße ihres Angeſichtes verdienen, ſozuſagen
auch Menſchen ſein wollen. Ihnen iſt es auch un-
faßbar, daß man die Beſtrebungen ſolcher Männer
unterſtützt und ihnen einen Bericht von achtund-
neunzig Zeilen Länge — nach der gewiſſenhaften
Zählung der ehrenwerthen „Nachrichten ꝛc.“ —
widmet, obwohl ſie dieſe ganzen achtundneunzig
Zeilen ohne jeden Scrupel für ihr ehrenwerthes
Blatt ge — nommen hätten, wenn ſie in ihren Kram
gepaßt hätten. Dieſe Vereinsverſammlung war in
der That eine „unglückliche“, denn die „hieſigen
Verhältniſſe und Anſchauungen“ haben ihre ſcharf
gezogene Grenze nach unten bei Denjenigen, die
nichts haben und nichts ſind, und auf die man in
protzenhaftem Uebermuthe verachtungsvoll herabſpucken
kann. Der Badener Zweigvexein aber mag ſich über
die ihm zutheil gewordene en canaille-Behandlung
tröſten. Wenn die Wenigen, welche in dieſer Ver-
ſammlung anweſend waren — es waren nochmal
ſo viel, als die erlogenen fünf — treu und feſt
zuſammenhalten, ſo werden und müſſen ſie ihr Ziel
in abſehbarer Zeit erreichen, trotz des Uebelwollens
der „Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wiener-
wald“ .... Uff!, die es ſo meiſterhaft verſtehen,
ihren dummgläubigen Leſern ein Programm vorzu-
gaukeln, das in wenigen Sätzen liberal, national,
clerical und antiſemitiſch iſt. Was uns anbelangt,
ſo ſind wir hiermit mit den „Nachrichten aus dem
Viertel ꝛc.“ fertig, vielleicht haben wir dazu wieder
achtundneunzig Zeilen gebraucht, die „Nachrichten
aus dem ꝛc.“ mögen gefälligſt nachzählen. Aber die
Verſicherung können wir dem Blatte und ſeinem
Herausgeber geben, daß wir auch in Zukunft,
trotz unſerer angeblichen „jüdiſchen Corruption“
immer und unentwegt auf der Seite Jener ſtehen
werden, welche nach unſerer Ueberzeugung einer
publiciſtiſchen Unterſtützung bedürfen. Vielleicht kommt
auch bei dem heute ſo verhöhnten Vereine „Selbſt-
hilfe“ die Zeit, wo die „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“
unſere Berichte über ihn gerade ſo — nachempfinden,
wie ſo manche unſerer anderen Berichte, zu deren
ſelbſtändigen Abfaſſung ihnen einfach die geiſtige
Conception fehlt.
Schuleinweihung in Berndorf.
Unter großem äußeren Gepränge und unter
ſtarker Theilnahme der hieſigen durch und durch
ſchulfreundlichen Bevölkerung und zahlreicher aus-
wärtiger Gäſte fand Sonntag den 15. l. M. die feierliche
Einweihung und Eröffnung des nach den Plänen
des Architekten Ludwig Baumann durch den Wiener
Stadtbaumeiſter Oskar Laske erbauten neuen Volks-
ſchulgebäudes ſtatt. Das palaſtartige Gebäude, mit
je einem Eingang für Knaben und Mädchen, wurde
auf dem Hauptplatze neben dem früheren Schul-
gebäude, das erſt vor achtzehn Jahren ſeiner Be-
ſtimmung übergeben wurde, aufgeführt und enthält
zwölf Lehrzimmer, eine Kanzlei für den Schulleiter,
ein Conferenzzimmer, zwei Räume zur Unterbringung
der Lehrmittel und einen ſehr großen Turnſaal, der
durch die Originalität ſeiner Anlage nicht bald
ſeines Gleichen finden dürfte. Derſelbe iſt nämlich
von den zu den einzelnen Lehrzimmern führenden
Gängen gallerieartig umgeben, ſo daß man von
letzteren den Turnſaal ganz überblicken kann.
Da die meiſten der auswärtigen geladenen
Gäſte mit dem Frühzuge um 8 Uhr 38 Minuten
eintrafen, hatten ſich zu ihrem Empfange auf dem
Bahnhofe eingefunden: Herr Arthur Krupp, der
Bürgermeiſter Herr Ferdinand Harlles mit der Ge-
meindevertretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes,
Herr Oberlehrer Al. Rotter mit einem Theile des
Lehrkörpers, eine Abtheilung der freiwilligen Feuer-
wehr mit der Muſikcapelle. Als der Zug in die
Station einfuhr, intonirte die Capelle die Volks-
hymne. Die angekommenen Gäſte, und zwar der
k. k. Landesſchulinſpector Joſef Hülſenbeck, der
k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe-Weißen-
feld, Dr. Berlepſch, der k. k. Bezirksſchul-
inſpector Joſef Marek, die Bürgerſchuldirectoren
Fitzga aus Baden und Garnhaft aus Perch-
toldsdorf und zahlreiche Mitglieder des Bezirksſchul-
rathes, wurden nach herzlicher Begrüßung in die
hieſige Pfarrkirche geleitet, woſelbſt ſie, ſowie viele
Andächtige dem feierlichen Hochamte beiwohnten.
Die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden Pottenſtein
und St. Veit waren ſchon früher mittelſt Wagen
eingetroffen. Se. Excellenz der k. k. Statthalter
Graf Erich Kielmansegg, der ſein Erſcheinen in
ſichere Ausſicht geſtellt hatte, entſchuldigte ſein Fern-
bleiben auf telegraphiſchem Wege.
Nach Beendigung des Hochamtes formirte ſich
der Zug in folgender Ordnung: Zuerſt die ge-
ſammte Schuljugend mit dem Lehrkörper, die Feuer-
wehrcapelle, die hochwürdige Geiſtlichkeit, die k. k. Be-
hörden, die Gemeindevertretung mit dem Ortsſchul-
rathe, die übrigen Feſtgäſte und zum Schluſſe die
Ortsbevölkerung. Unter Glockengeläute und Abſin-
gung des Liedes „Großer Gott, wir loben Dich“
bewegte ſich der Zug nach dem neuen Schulgebäude,
woſelbſt die meiſten Theilnehmer in der prachtvollen
Turnhalle Aufſtellung nahmen. Frau Margarethe
Krupp, Frl. Hermine Krupp, ſowie der größte Theil
der weiblichen Gäſte hatten in den gallerieartigen
Gängen Platz genommen. Während der durch den
hochwürdigen Pfarrer Joſef Einzinger unter Aſſiſtenz
der Cooperatoren von Berndorf und Pottenſtein
vorgenommenen Einweihung des Hauſes trugen die
beiden hieſigen Männer-Geſangvereine den Chor
„Die Ehre Gottes“ von Beethoven vor.
Nach dieſem weihevollen Acte gab der hoch-
würdige Pfarrer Joſef Einzinger ſeiner Freude
Ausdruck, daß es ihm vergönnt geweſen, dieſer
Stätte der Bildung die kirchliche Weihe zu ertheilen;
im Weiteren betonte er die Wichtigkeit der religiöſen
Erziehung und ermahnt die Eltern, die Lehrer in
ihrer ſchwierigen Arbeit ſtets zu unterſtützen.
Nun trat der Bürgermeiſter und Obmann des
Ortsſchulrathes, Herr Ferdinand Harlles, vor
und hielt eine Anſprache, in welcher er nach Be-
grüßung ſämmtlicher Feſtgäſte die Geſchichte der
Entſtehung der Schule in Berndarf ſchilderte:
„Vor mehr als fünfzig Jahren,“ führte der
Redner aus, „kam ein Mann voll Thatkraft und
humaner Ideen hieher in das ſchöne Trieſtingthal;
er fand da bezüglich Erwerb, Verkehr, Schule u. ſ. w.
recht triſte Zuſtände.
Mit Bären war zwar nicht mehr zu kämpfen,
dafür aber mit Vorurtheilen, die nur im Laufe der
Zeiten durch Energie, Ausdauer, Schaffung von Er-
werb überwunden werden konnten; dieſer Mann,
der das auch zu Stande brachte, war unſer ſeliger
Herr Hermann Krupp.
Zu dieſen Zeiten war hier keine Schule, und
die Kinder der einſichtsvollen Eltern gingen in
unſere liebwerthe Nachbargemeinde Pottenſtein in
die Schule.
Dieſem ſchweren Uebelſtande abzuhelfen, er-
richtete Herr Hermann Krupp nach manchen Wider-
wärtigkeiten und Kämpfen eine Schule ganz und
gar auf Koſten der Fabrik, wo vorerſt Kinder der
Arbeiter und, nach Maßgabe des Raumes, auch
andere Kinder ausgiebigen Unterricht erhielten.
Durch den lohnenden Erwerb in der Fabrik
hat die Gemeinde raſch an Einwohnern zugenommen,
ſo daß dieſe erſte Schule den räumlichen Anforde-
rungen bald nicht mehr genügen konnte.
Da faßte Herr Hermann Krupp neuerdings
den Entſchluß, ein neues, großes Schulhaus zu
bauen; dem Entſchluſſe folgte raſch die That, und
es entſtand die hier nebenan ſtehende, nun ebenfalls
alte Schule, welche vollſtändig eingerichtet und, wie
in ehernen Lettern am Hauſe zu leſen iſt, von der
Firma Schoeller & Cie. durch Herrn Hermann Krupp
im Jahre 1878 der Gemeinde gewidmet wurde.
Leider war es Herrn Krupp nicht mehr beſchieden,
die Erfolge ſeiner Schulſchöpfung zu erleben.
Die Fabrik und mit ihr die Gemeinde ver-
größerten ſich in neuerer Zeit in erfreulicher Weiſe
wieder ſo, daß neuerdings auf Erweiterung, be-
ziehungsweiſe Vergrößerung der Schule oder auf
einen Neubau Bedacht genommen werden mußte.
Und wieder war es ein Träger des Namens
Krupp, und zwar unſer hochverehrter Gemeindegenoſſe
und Ehrenbürger, Herr Arthur Krupp, welcher der
Gemeinde hilfreich zur Seite ſtand und durch Widmung
des Baugrundes den erſten Impuls zur Erbauung dieſer
neuen Schule gab. Allein nicht nur mit den erſten
Anfängen des Schulbaues, auch mit den allerletzten
Stadien desſelben ſteht der Name Krupp in engſter
Verbindung, denn ein anderes Mitglied dieſer Fa-
milie hat die Anſchaffung der fehlenden Lehrmittel
und der zu ihrer Aufbewahrung erforderlichen
Käſten in munificenteſter Weiſe auf ſich genommen.
Ich erachte es daher als erſte Pflicht, der
hochverehrten Familie Krupp, die ſich ſtets als
opferwillige Angehörige der Gemeinde Berndorfs
fühlt und dies bei den verſchiedenſten Anläſſen in
vollſtem Maße bethätigte, Namens der Schule und
der Gemeinde den innigſten Dank auszuſprechen.
Im Uebrigen war die Gemeinde ganz und gar
auf ihre eigene Kraft angewieſen. Dank der ſchul-
freundlichen Geſinnung der Gemeindevertretung, wie
nicht minder der Opferwilligkeit der Steuerträger, iſt
es gelungen, alle Bedenken, die gegen den Schulbau
obwalteten, zu zerſtreuen und die erforderlichen ſehr
bedeutenden Mittel aufzubringen.
Das Gebäude ſelbſt wurde unter Berückſichtigung
der neueſten Erfahrungen auf dem Gebiete des
Schulbaues nach den Plänen und unter der Leitung
des Herrn Architekten L. Baumann, den wir mit
Stolz unſern Mitbürger nennen können, von den
Herren Baumeiſtern Laske & Eſſenther erbaut und
die Profeſſioniſtenarbeiten ſind, ſoweit dies möglich
war, von einheimiſchen Geſchäftsleuten ausgeführt
worden.
Es muß dankbarſt anerkannt werden, daß alle
betheiligten Factoren ihre Aufgabe auf das Glän-
zendſte gelöst und nicht nur ein ſchönes, dauerhaftes,
ſondern auch in praktiſcher Beziehung entſprechendes
Werk geſchaffen haben.
Und nun übergebe ich Namens des Ortsſchul-
rathes das neue Haus, nachdem es durch den hoch-
würdigſten Herrn Pfarrer die kirchliche Weihe
empfangen, dem verehrlichen Lehrkörper zur Be-
nützung, zum Wohle der Jugend.
Möge in dieſem Hauſe nie ein anderer Geiſt,
als der der wahren Humanität, Duldung, Bildung,
Geſittung herrſchen, möge der verehrliche Lehrkörper
mit allen Kräften dahin ſtreben, die ihm anvertraute
Jugend durch Beibringung gründlicher Kenntniſſe zu
tüchtigen, den Anforderungen des praktiſchen Lebens
gewachſenen Menſchen, und guten, dem Kaiſer und
Vaterlande treu ergebenen Staatsbürgern heranzuziehen.
An die Eltern aber richte ich die dringende
Bitte, die Beſtrebungen der Schule auch im häus-
lichen Kreiſe kräftigſt zu unterſtützen, denn nur
dann, wenn Schule und Haus Hand in Hand gehen,
wird die Schule ihre Aufgabe voll und ganz er-
füllen können und jene Früchte zeitigen, für welche
durch die Schaffung der Schulgeſetze der Samen ge-
pflanzt worden iſt. Möge die Eröffnung dieſes
neuen Hauſes mit dazu beitcagen, daß dieſe Erkenntniß
recht bald auch in jene Kreiſe dringe, die ſich ihr
bisher verſchloſſen haben.
„Das walte Gott!“
Hierauf ergriff der k. k. Landesſchulinſpector
Herr Joſef Hülſenbeck das Wort, ſpricht der
Gemeindevertretung und dem Ortsſchulrathe für dieſe,
der Erziehung der Jugend gewidmete und mit ſo
großen Opfern verbundene Werk den Dank und die
Anerkennung des k. k. Landesſchulrathes aus und iſt
feſt überzeugt, daß die Lehrkräfte, von deren Leiſtungen
er die beſte Meinung habe, ſtets im Sinne des
Reichs-Volksſchulgeſetzes wirken werden.
Der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe-
Weißenfeld hebt in ſeiner kernigen Rede her
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