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Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896.

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Nr. 95 Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896.

[Spaltenumbruch] dem der Verkauf bedenklich vorkam, erstattete gegen
die Verkäuferin die Strafanzeige. Die Badener Polizei
leitete die Untersuchung gegen Frau Maria Wellisch
wegen des Verbrechens der Fundverheimlichung an
das k. k. Kreisgericht in Wiener-Neustadt. Nach Ein-
vernahme der vorgeladenen Zeugen, Frau Rosa Scheu
(als Beschädigte), A. Zieger, Polizeiadjunct und
Julius Meisel, Juwelier, schließt der Vorsitzende
das Beweisverfahren. Der Gerichtshof verurtheilte
die Angeklagte zu 14 Tage Kerker, verschärft mit
einem Fasttage.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, 20. November: "Der Jour fix", Lust-
spiel in vier Aufzügen von Hugo Bürger. Der Be-
such des Abends ließ viel zu wünschen übrig, was
Angesichts der gebotenen Leistungen zu bedauern
war. "Der Jour six", ein nur selten zur Aufführung
kommendes Lustspiel, ist ein Werk, das sich neben
so manchem seiner Concurrenten sehen lassen kann,
es verfügt über eine geschickte Mache und verräth
in einer Reihe von witzigen Situationen den geist-
reichen Autor. Wenn die Vorführung noch dazu in
so tadelloser Weise besorgt wird, wie dies seitens
unseres Ensembles der Fall war, so ist der Erfolg
ein unbestrittener. In dem Stücke sind die Damen
Zöhrer, Brandt, Treumann, Goldschmidt und die
Herren Erl, Verstl, Friedberg, Robert, Cisowsky,
Bauer und Schöpfer hervorragend beschäftigt und
entledigten sich ihrer Rollen in der zufrieden-
stellendsten Weise.

Samstag, 21. November: "Das Modell". Auch
die dritte Aufführung dieser melodiösen Operette
erfreute sich eines außerordentlich guten Besuches,
und das Publicum zollte der durchaus gelungenen
Darstellung den besten Beifall. Im Vordergrunde
des Interesses stand auch diesmal wieder Fräulein
Genschar als "Coletta", neben ihr Herr Schöpfer
als "Nicolo". Auch die anderen Mitwirkenden, so-
wie der Chor und das Orchester hielten sich recht
brav und ermöglichten derart abermals einen guten
Erfolg.

Sonntag, 22. November: "Der Wunderknabe"
(Wiederholung).

Montag, 23. November: "Sappho", Trauer-
spiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer. Für
diesen Abend hatte die Direction Frl. Hedwig
Bleibtreu vom Wiener Hofburgtheater als Gast ge-
wonnen, und es ist daher nur natürlich, daß das
Haus bis auf das letzte Plätzchen besetzt war.
Rauschender Beifall empfing die beliebte Künstlerin
bei ihrem Erscheinen und ungezählte Hervorrufe
ehrten sie nach jedesmaligem Actschlusse. Es braucht
wohl nicht erst gesagt zu werden, daß die genial
veranlagte Künstlerin diese Huldigung in vollstem
Maße verdient. Mit ihrer junonischen Erscheinung
verbindet sich ein äußerst ausdrucksvolles und bis in
die kleinsten Details vollendetes Spiel, dessen An-
muth entzücken und dessen wilde Leidenschaft erbeben
machen kann. Und so gab es denn Scenen, in welchen
das Publicum athemlos der genialen Künstlerin
lauschte, um, nachdem der Vorhang sich gesenkt hatte,
in um so lauteren Beifall auszubrechen. Der Erfolg,
den die Gastin mit ihrer "Sappho" an unserer
Bühne davontrug, ist ein voller und reich verdienter,
und die begeisterte Aufnahme, welche sie bei unserem
Publicum fand, mag Frl. Bleibtreu bewegen, ihren
Besuch recht bald zu wiederholen; Künstlerinnen von
dieser hervorragenden Qualität sind bei uns immer
gerne gesehen und wir sind der Direction stets dank-
bar, wenn sie noch recht oft so genußreiche Abende
bietet, wie diesen. Von den anderen Mitwirkenden
liegen die größeren Rollen in den Händen des
Frls. Jenbach ("Melitta") und des Herrn Robert
("Phaon"). Frl. Jenbach hat mit ihrer "Melitta"
abermals bewiesen, daß sie derartige schwierige Rollen
voll zu bewältigen versteht, und hat sich namentlich
im Zusammenspiel mit "Sappho" als eine vielver-
sprechende Künstlerin erwiesen, deren sich ihre Partnerin
durchaus nicht zu schämen brauchte. Herr Robert
spielte den "Phaon" mit edler Ungezwungenheit und
zeigte sich uns abermals von jener vortheilhaften
Seite, die wir besonders in ernsten und großen
Rollen bereits wiederholt an ihm zu entdecken Ge-
legenheit hatten. Herr Friedberg war als "Rhamnes"
leider sehr stark indisponirt, so daß es ihm Mühe
kostete, seine Rolle zu Ende zu spielen.




[Spaltenumbruch]
Repertoirs.

Mittwoch, 25. November, Abonn. Nr. 39:
"Goldfische", Lustspiel in vier Acten, von Franz von
Schönthan und Gustav Kadelburg.

Donnerstag, 26. November, Abonn. Nr. 40:
"Die relegirten Studenten", Lustspiel in vier Auf-
zügen, von Roderich Benedix.

Freitag, 27. November: Einmaliges Gastspiel
der berühmten Künstler und Antispiritisten G. Homes,
Frau Homes-Fey und Frl. J. Davenport, welche in
Wien zahlreiche Erfolge aufzuweisen hatten. Neue,
unergründliche, hier noch nie gezeigte Experimente
auf dem Gebiete der Psychologie, Willensbeeinflußung,
Anamnestik, Spiritualismus, Gedankenübertragung
und Somnambulismus.




Der Gesangskomiker, Herr Karl Schöpfer, ist
von der Direction des Theaters an der Wien, als
Mitglied an dieser Bühne engagirt worden.




Literatur.

Von der Wiener Wochenschrift "Die Zeit" ist soeben
das 111. Heft erschienen. Aus dem Inhalt desselben heben
wir hervor: Das Ceutrum. Vom deutschen Reichstags-Abge-
ordneten Dr. M. G. Conrad. -- Eine Geschichte der Arbeit.
Von Karl Jentsch. -- Vor dem Börsengesetz. (Finanzieller
Brief aus Deutschland) Von S. v. H. -- Der Mond. Von
Dr. J. Palisa -- Luther und Loyola. Von S. Lublinsky. --
Staat und Dichtkunst. Von Dr. Wolfgang Madjera. --
Sienkiewicz. Von Hermann Menkes. -- Die sittliche Forde-
rung. Von Hermann Bahr. -- Die Woche. -- Bücher. --
Revue der Revuen. -- Flatterentchen. Eine Ghetto-Groteske
von J. Zangwill. -- Abonnements auf diese Wochenschrift viertel-
jährlich 3 fl. (5 Mark) nehmen die Post, alle Buchhandlungen
und die Administration Wien, IX/3, Günthergasse 1, entgegen.
-- Probenummern gratis und franco.




Eingesendet.
Für Form und Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Redaction
nur die gesetzliche Verantwortung.



Ueber die in den "Nachrichten aus dem Viertel
unter dem Wienerwalde" am 22 November 1896
von einigen Mitgliedern des Hilfsbeamten-Ver-
eines "Selbsthilfe", Zweigverein Baden, gebrachte
Aeußerung und Darstellung über die am 15. l. M.
abgehaltenen Provinz-Versammlung, bringe ich
Folgendes zur Darnachachtung: Bei dieser Ver-
sammlung, wo diese Mitglieder so entrüstet thun,
war von den Herren Strobach und Lueger mit
keinem Worte die Sprache, Herr Präsident Mohr
sagte nur: die über die Affaire Sepper vom
"Deutschen Volksblatt" gebrachten Darstellungen
sind unwahr, weiter nichts. Es gab daher keine
Hereinziehung von politischen Lebenszeichen, wie
es diese Herren schreiben.

Wir, die jetzt leider gezwungen an der Spitze
der Vereinsleitung stehenden Männer, nicht
Manderln, wie sich diese Herren erfrechten, zu
sagen, bedauern nur, daß solche Hetzereien in
diesem kleinen Verein vorkommen; wenn Die-
jenigen je das Vereinsinteresse, welches doch nur
das Wohl und Bessergehen aller Standesange-
hörigen will, vertreten hätten, wäre es nicht so
weit gekommen. Ich erkläre daher jene Gründer
dieses Zweigvereines, welche jetzt -- warum? --
gegen die Vereinsleitung sind, und die mich zum
Beitritte in diesen Verein animirten und über-
redeten, als traurige Vertreter dieser Sache; hätten
selbe ihre Stellungen im Vereine behalten und
nicht zurückgelegt, und zwar ohne Ursache, würde
und könnte der Verein besser dastehen. Die
Herren haben es abgesehen, den Verein zu
sprengen, thun sie es, mir liegt wenig mehr daran,
deswegen werde ich doch immer die Interessen und
Zwecke des Vereines wahren, eventuell hier aus-
treten und mich dem Hauptverein anschließen;
diejenigen kennt man ja, sie treiben diese Hetzereien
als Sport, wahrscheinlich um ihre freien Stunden
auszufüllen; selbe sind besser situirt, als wir,
haben Nebenstellungen, denken aber nicht, daß sie
älter werden und wahrscheinlich ihre derzeitigen,
zu ihrem Wohlbefinden beitragenden Nebeneinkünfte
nicht mehr haben dürften und sich auch nicht ver-
dienen werden, dann werden sie vielleicht unsere
Vereinsinteressen begreifen lernen und solche
Hetzereien bei Seite lassen. Denken Sie nicht für
sich, weil es Ihnen gut geht, denken Sie auch
an Ihre Collegen.




[Spaltenumbruch]
Lotto-Ziehung am 21. November 1896.

Linz 88 48 14 61 17

Foulard-Seide 60 kr.

bis fl. 3.35 p. Met. -- japanesische, chinesische etc. in den neuesten
Dessins und Farben, sowie schwarze, weiße und farbige
Henneberg-Seide von 35 kr. bis fl. 14.65 per Meter --
glatt, gestreift, karrirt, gemustert, Damaste etc. (ca. 240 versch.
Qual. und 2000 versch. Farben, Dessins etc.). Porto- und
steuerfrei ins Haus.
Muster umgehend. Doppeltes Briefporto
nach der Schweiz. 250

Seidenfabriken G. Henneberg (k. u. k. Hofl.), Zürich.

[irrelevantes Material - 40 Zeilen fehlen]

Nr. 95 Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896.

[Spaltenumbruch] dem der Verkauf bedenklich vorkam, erſtattete gegen
die Verkäuferin die Strafanzeige. Die Badener Polizei
leitete die Unterſuchung gegen Frau Maria Welliſch
wegen des Verbrechens der Fundverheimlichung an
das k. k. Kreisgericht in Wiener-Neuſtadt. Nach Ein-
vernahme der vorgeladenen Zeugen, Frau Roſa Scheu
(als Beſchädigte), A. Zieger, Polizeiadjunct und
Julius Meiſel, Juwelier, ſchließt der Vorſitzende
das Beweisverfahren. Der Gerichtshof verurtheilte
die Angeklagte zu 14 Tage Kerker, verſchärft mit
einem Faſttage.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, 20. November: „Der Jour fix“, Luſt-
ſpiel in vier Aufzügen von Hugo Bürger. Der Be-
ſuch des Abends ließ viel zu wünſchen übrig, was
Angeſichts der gebotenen Leiſtungen zu bedauern
war. „Der Jour ſix“, ein nur ſelten zur Aufführung
kommendes Luſtſpiel, iſt ein Werk, das ſich neben
ſo manchem ſeiner Concurrenten ſehen laſſen kann,
es verfügt über eine geſchickte Mache und verräth
in einer Reihe von witzigen Situationen den geiſt-
reichen Autor. Wenn die Vorführung noch dazu in
ſo tadelloſer Weiſe beſorgt wird, wie dies ſeitens
unſeres Enſembles der Fall war, ſo iſt der Erfolg
ein unbeſtrittener. In dem Stücke ſind die Damen
Zöhrer, Brandt, Treumann, Goldſchmidt und die
Herren Erl, Verſtl, Friedberg, Robert, Ciſowsky,
Bauer und Schöpfer hervorragend beſchäftigt und
entledigten ſich ihrer Rollen in der zufrieden-
ſtellendſten Weiſe.

Samstag, 21. November: „Das Modell“. Auch
die dritte Aufführung dieſer melodiöſen Operette
erfreute ſich eines außerordentlich guten Beſuches,
und das Publicum zollte der durchaus gelungenen
Darſtellung den beſten Beifall. Im Vordergrunde
des Intereſſes ſtand auch diesmal wieder Fräulein
Genſchar als „Coletta“, neben ihr Herr Schöpfer
als „Nicolo“. Auch die anderen Mitwirkenden, ſo-
wie der Chor und das Orcheſter hielten ſich recht
brav und ermöglichten derart abermals einen guten
Erfolg.

Sonntag, 22. November: „Der Wunderknabe“
(Wiederholung).

Montag, 23. November: „Sappho“, Trauer-
ſpiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer. Für
dieſen Abend hatte die Direction Frl. Hedwig
Bleibtreu vom Wiener Hofburgtheater als Gaſt ge-
wonnen, und es iſt daher nur natürlich, daß das
Haus bis auf das letzte Plätzchen beſetzt war.
Rauſchender Beifall empfing die beliebte Künſtlerin
bei ihrem Erſcheinen und ungezählte Hervorrufe
ehrten ſie nach jedesmaligem Actſchluſſe. Es braucht
wohl nicht erſt geſagt zu werden, daß die genial
veranlagte Künſtlerin dieſe Huldigung in vollſtem
Maße verdient. Mit ihrer junoniſchen Erſcheinung
verbindet ſich ein äußerſt ausdrucksvolles und bis in
die kleinſten Details vollendetes Spiel, deſſen An-
muth entzücken und deſſen wilde Leidenſchaft erbeben
machen kann. Und ſo gab es denn Scenen, in welchen
das Publicum athemlos der genialen Künſtlerin
lauſchte, um, nachdem der Vorhang ſich geſenkt hatte,
in um ſo lauteren Beifall auszubrechen. Der Erfolg,
den die Gaſtin mit ihrer „Sappho“ an unſerer
Bühne davontrug, iſt ein voller und reich verdienter,
und die begeiſterte Aufnahme, welche ſie bei unſerem
Publicum fand, mag Frl. Bleibtreu bewegen, ihren
Beſuch recht bald zu wiederholen; Künſtlerinnen von
dieſer hervorragenden Qualität ſind bei uns immer
gerne geſehen und wir ſind der Direction ſtets dank-
bar, wenn ſie noch recht oft ſo genußreiche Abende
bietet, wie dieſen. Von den anderen Mitwirkenden
liegen die größeren Rollen in den Händen des
Frls. Jenbach („Melitta“) und des Herrn Robert
(„Phaon“). Frl. Jenbach hat mit ihrer „Melitta“
abermals bewieſen, daß ſie derartige ſchwierige Rollen
voll zu bewältigen verſteht, und hat ſich namentlich
im Zuſammenſpiel mit „Sappho“ als eine vielver-
ſprechende Künſtlerin erwieſen, deren ſich ihre Partnerin
durchaus nicht zu ſchämen brauchte. Herr Robert
ſpielte den „Phaon“ mit edler Ungezwungenheit und
zeigte ſich uns abermals von jener vortheilhaften
Seite, die wir beſonders in ernſten und großen
Rollen bereits wiederholt an ihm zu entdecken Ge-
legenheit hatten. Herr Friedberg war als „Rhamnes“
leider ſehr ſtark indisponirt, ſo daß es ihm Mühe
koſtete, ſeine Rolle zu Ende zu ſpielen.




[Spaltenumbruch]
Repertoirs.

Mittwoch, 25. November, Abonn. Nr. 39:
„Goldfiſche“, Luſtſpiel in vier Acten, von Franz von
Schönthan und Guſtav Kadelburg.

Donnerstag, 26. November, Abonn. Nr. 40:
„Die relegirten Studenten“, Luſtſpiel in vier Auf-
zügen, von Roderich Benedix.

Freitag, 27. November: Einmaliges Gaſtſpiel
der berühmten Künſtler und Antiſpiritiſten G. Homes,
Frau Homes-Fey und Frl. J. Davenport, welche in
Wien zahlreiche Erfolge aufzuweiſen hatten. Neue,
unergründliche, hier noch nie gezeigte Experimente
auf dem Gebiete der Pſychologie, Willensbeeinflußung,
Anamneſtik, Spiritualismus, Gedankenübertragung
und Somnambulismus.




Der Geſangskomiker, Herr Karl Schöpfer, iſt
von der Direction des Theaters an der Wien, als
Mitglied an dieſer Bühne engagirt worden.




Literatur.

Von der Wiener Wochenſchrift „Die Zeit“ iſt ſoeben
das 111. Heft erſchienen. Aus dem Inhalt desſelben heben
wir hervor: Das Ceutrum. Vom deutſchen Reichstags-Abge-
ordneten Dr. M. G. Conrad. — Eine Geſchichte der Arbeit.
Von Karl Jentſch. — Vor dem Börſengeſetz. (Finanzieller
Brief aus Deutſchland) Von S. v. H. — Der Mond. Von
Dr. J. Paliſa — Luther und Loyola. Von S. Lublinsky. —
Staat und Dichtkunſt. Von Dr. Wolfgang Madjera. —
Sienkiewicz. Von Hermann Menkes. — Die ſittliche Forde-
rung. Von Hermann Bahr. — Die Woche. — Bücher. —
Revue der Revuen. — Flatterentchen. Eine Ghetto-Groteske
von J. Zangwill. — Abonnements auf dieſe Wochenſchrift viertel-
jährlich 3 fl. (5 Mark) nehmen die Poſt, alle Buchhandlungen
und die Adminiſtration Wien, IX/3, Günthergaſſe 1, entgegen.
— Probenummern gratis und franco.




Eingeſendet.
Für Form und Inhalt dieſer Rubrik übernimmt die Redaction
nur die geſetzliche Verantwortung.



Ueber die in den „Nachrichten aus dem Viertel
unter dem Wienerwalde“ am 22 November 1896
von einigen Mitgliedern des Hilfsbeamten-Ver-
eines „Selbſthilfe“, Zweigverein Baden, gebrachte
Aeußerung und Darſtellung über die am 15. l. M.
abgehaltenen Provinz-Verſammlung, bringe ich
Folgendes zur Darnachachtung: Bei dieſer Ver-
ſammlung, wo dieſe Mitglieder ſo entrüſtet thun,
war von den Herren Strobach und Lueger mit
keinem Worte die Sprache, Herr Präſident Mohr
ſagte nur: die über die Affaire Sepper vom
„Deutſchen Volksblatt“ gebrachten Darſtellungen
ſind unwahr, weiter nichts. Es gab daher keine
Hereinziehung von politiſchen Lebenszeichen, wie
es dieſe Herren ſchreiben.

Wir, die jetzt leider gezwungen an der Spitze
der Vereinsleitung ſtehenden Männer, nicht
Manderln, wie ſich dieſe Herren erfrechten, zu
ſagen, bedauern nur, daß ſolche Hetzereien in
dieſem kleinen Verein vorkommen; wenn Die-
jenigen je das Vereinsintereſſe, welches doch nur
das Wohl und Beſſergehen aller Standesange-
hörigen will, vertreten hätten, wäre es nicht ſo
weit gekommen. Ich erkläre daher jene Gründer
dieſes Zweigvereines, welche jetzt — warum? —
gegen die Vereinsleitung ſind, und die mich zum
Beitritte in dieſen Verein animirten und über-
redeten, als traurige Vertreter dieſer Sache; hätten
ſelbe ihre Stellungen im Vereine behalten und
nicht zurückgelegt, und zwar ohne Urſache, würde
und könnte der Verein beſſer daſtehen. Die
Herren haben es abgeſehen, den Verein zu
ſprengen, thun ſie es, mir liegt wenig mehr daran,
deswegen werde ich doch immer die Intereſſen und
Zwecke des Vereines wahren, eventuell hier aus-
treten und mich dem Hauptverein anſchließen;
diejenigen kennt man ja, ſie treiben dieſe Hetzereien
als Sport, wahrſcheinlich um ihre freien Stunden
auszufüllen; ſelbe ſind beſſer ſituirt, als wir,
haben Nebenſtellungen, denken aber nicht, daß ſie
älter werden und wahrſcheinlich ihre derzeitigen,
zu ihrem Wohlbefinden beitragenden Nebeneinkünfte
nicht mehr haben dürften und ſich auch nicht ver-
dienen werden, dann werden ſie vielleicht unſere
Vereinsintereſſen begreifen lernen und ſolche
Hetzereien bei Seite laſſen. Denken Sie nicht für
ſich, weil es Ihnen gut geht, denken Sie auch
an Ihre Collegen.




[Spaltenumbruch]
Lotto-Ziehung am 21. November 1896.

Linz 88 48 14 61 17

Foulard-Seide 60 kr.

bis fl. 3.35 p. Met. — japaneſiſche, chineſiſche ꝛc. in den neueſten
Deſſins und Farben, ſowie ſchwarze, weiße und farbige
Henneberg-Seide von 35 kr. bis fl. 14.65 per Meter —
glatt, geſtreift, karrirt, gemuſtert, Damaſte ꝛc. (ca. 240 verſch.
Qual. und 2000 verſch. Farben, Deſſins ꝛc.). Porto- und
steuerfrei ins Haus.
Muſter umgehend. Doppeltes Briefporto
nach der Schweiz. 250

Seidenfabriken G. Henneberg (k. u. k. Hofl.), Zürich.

[irrelevantes Material – 40 Zeilen fehlen]
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[5/0005] Nr. 95 Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. dem der Verkauf bedenklich vorkam, erſtattete gegen die Verkäuferin die Strafanzeige. Die Badener Polizei leitete die Unterſuchung gegen Frau Maria Welliſch wegen des Verbrechens der Fundverheimlichung an das k. k. Kreisgericht in Wiener-Neuſtadt. Nach Ein- vernahme der vorgeladenen Zeugen, Frau Roſa Scheu (als Beſchädigte), A. Zieger, Polizeiadjunct und Julius Meiſel, Juwelier, ſchließt der Vorſitzende das Beweisverfahren. Der Gerichtshof verurtheilte die Angeklagte zu 14 Tage Kerker, verſchärft mit einem Faſttage. Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, 20. November: „Der Jour fix“, Luſt- ſpiel in vier Aufzügen von Hugo Bürger. Der Be- ſuch des Abends ließ viel zu wünſchen übrig, was Angeſichts der gebotenen Leiſtungen zu bedauern war. „Der Jour ſix“, ein nur ſelten zur Aufführung kommendes Luſtſpiel, iſt ein Werk, das ſich neben ſo manchem ſeiner Concurrenten ſehen laſſen kann, es verfügt über eine geſchickte Mache und verräth in einer Reihe von witzigen Situationen den geiſt- reichen Autor. Wenn die Vorführung noch dazu in ſo tadelloſer Weiſe beſorgt wird, wie dies ſeitens unſeres Enſembles der Fall war, ſo iſt der Erfolg ein unbeſtrittener. In dem Stücke ſind die Damen Zöhrer, Brandt, Treumann, Goldſchmidt und die Herren Erl, Verſtl, Friedberg, Robert, Ciſowsky, Bauer und Schöpfer hervorragend beſchäftigt und entledigten ſich ihrer Rollen in der zufrieden- ſtellendſten Weiſe. Samstag, 21. November: „Das Modell“. Auch die dritte Aufführung dieſer melodiöſen Operette erfreute ſich eines außerordentlich guten Beſuches, und das Publicum zollte der durchaus gelungenen Darſtellung den beſten Beifall. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtand auch diesmal wieder Fräulein Genſchar als „Coletta“, neben ihr Herr Schöpfer als „Nicolo“. Auch die anderen Mitwirkenden, ſo- wie der Chor und das Orcheſter hielten ſich recht brav und ermöglichten derart abermals einen guten Erfolg. Sonntag, 22. November: „Der Wunderknabe“ (Wiederholung). Montag, 23. November: „Sappho“, Trauer- ſpiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer. Für dieſen Abend hatte die Direction Frl. Hedwig Bleibtreu vom Wiener Hofburgtheater als Gaſt ge- wonnen, und es iſt daher nur natürlich, daß das Haus bis auf das letzte Plätzchen beſetzt war. Rauſchender Beifall empfing die beliebte Künſtlerin bei ihrem Erſcheinen und ungezählte Hervorrufe ehrten ſie nach jedesmaligem Actſchluſſe. Es braucht wohl nicht erſt geſagt zu werden, daß die genial veranlagte Künſtlerin dieſe Huldigung in vollſtem Maße verdient. Mit ihrer junoniſchen Erſcheinung verbindet ſich ein äußerſt ausdrucksvolles und bis in die kleinſten Details vollendetes Spiel, deſſen An- muth entzücken und deſſen wilde Leidenſchaft erbeben machen kann. Und ſo gab es denn Scenen, in welchen das Publicum athemlos der genialen Künſtlerin lauſchte, um, nachdem der Vorhang ſich geſenkt hatte, in um ſo lauteren Beifall auszubrechen. Der Erfolg, den die Gaſtin mit ihrer „Sappho“ an unſerer Bühne davontrug, iſt ein voller und reich verdienter, und die begeiſterte Aufnahme, welche ſie bei unſerem Publicum fand, mag Frl. Bleibtreu bewegen, ihren Beſuch recht bald zu wiederholen; Künſtlerinnen von dieſer hervorragenden Qualität ſind bei uns immer gerne geſehen und wir ſind der Direction ſtets dank- bar, wenn ſie noch recht oft ſo genußreiche Abende bietet, wie dieſen. Von den anderen Mitwirkenden liegen die größeren Rollen in den Händen des Frls. Jenbach („Melitta“) und des Herrn Robert („Phaon“). Frl. Jenbach hat mit ihrer „Melitta“ abermals bewieſen, daß ſie derartige ſchwierige Rollen voll zu bewältigen verſteht, und hat ſich namentlich im Zuſammenſpiel mit „Sappho“ als eine vielver- ſprechende Künſtlerin erwieſen, deren ſich ihre Partnerin durchaus nicht zu ſchämen brauchte. Herr Robert ſpielte den „Phaon“ mit edler Ungezwungenheit und zeigte ſich uns abermals von jener vortheilhaften Seite, die wir beſonders in ernſten und großen Rollen bereits wiederholt an ihm zu entdecken Ge- legenheit hatten. Herr Friedberg war als „Rhamnes“ leider ſehr ſtark indisponirt, ſo daß es ihm Mühe koſtete, ſeine Rolle zu Ende zu ſpielen. Repertoirs. Mittwoch, 25. November, Abonn. Nr. 39: „Goldfiſche“, Luſtſpiel in vier Acten, von Franz von Schönthan und Guſtav Kadelburg. Donnerstag, 26. November, Abonn. Nr. 40: „Die relegirten Studenten“, Luſtſpiel in vier Auf- zügen, von Roderich Benedix. Freitag, 27. November: Einmaliges Gaſtſpiel der berühmten Künſtler und Antiſpiritiſten G. Homes, Frau Homes-Fey und Frl. J. Davenport, welche in Wien zahlreiche Erfolge aufzuweiſen hatten. Neue, unergründliche, hier noch nie gezeigte Experimente auf dem Gebiete der Pſychologie, Willensbeeinflußung, Anamneſtik, Spiritualismus, Gedankenübertragung und Somnambulismus. Der Geſangskomiker, Herr Karl Schöpfer, iſt von der Direction des Theaters an der Wien, als Mitglied an dieſer Bühne engagirt worden. Literatur. Von der Wiener Wochenſchrift „Die Zeit“ iſt ſoeben das 111. Heft erſchienen. Aus dem Inhalt desſelben heben wir hervor: Das Ceutrum. Vom deutſchen Reichstags-Abge- ordneten Dr. M. G. Conrad. — Eine Geſchichte der Arbeit. Von Karl Jentſch. — Vor dem Börſengeſetz. (Finanzieller Brief aus Deutſchland) Von S. v. H. — Der Mond. Von Dr. J. Paliſa — Luther und Loyola. Von S. Lublinsky. — Staat und Dichtkunſt. Von Dr. Wolfgang Madjera. — Sienkiewicz. Von Hermann Menkes. — Die ſittliche Forde- rung. Von Hermann Bahr. — Die Woche. — Bücher. — Revue der Revuen. — Flatterentchen. 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Es gab daher keine Hereinziehung von politiſchen Lebenszeichen, wie es dieſe Herren ſchreiben. Wir, die jetzt leider gezwungen an der Spitze der Vereinsleitung ſtehenden Männer, nicht Manderln, wie ſich dieſe Herren erfrechten, zu ſagen, bedauern nur, daß ſolche Hetzereien in dieſem kleinen Verein vorkommen; wenn Die- jenigen je das Vereinsintereſſe, welches doch nur das Wohl und Beſſergehen aller Standesange- hörigen will, vertreten hätten, wäre es nicht ſo weit gekommen. Ich erkläre daher jene Gründer dieſes Zweigvereines, welche jetzt — warum? — gegen die Vereinsleitung ſind, und die mich zum Beitritte in dieſen Verein animirten und über- redeten, als traurige Vertreter dieſer Sache; hätten ſelbe ihre Stellungen im Vereine behalten und nicht zurückgelegt, und zwar ohne Urſache, würde und könnte der Verein beſſer daſtehen. Die Herren haben es abgeſehen, den Verein zu ſprengen, thun ſie es, mir liegt wenig mehr daran, deswegen werde ich doch immer die Intereſſen und Zwecke des Vereines wahren, eventuell hier aus- treten und mich dem Hauptverein anſchließen; diejenigen kennt man ja, ſie treiben dieſe Hetzereien als Sport, wahrſcheinlich um ihre freien Stunden auszufüllen; ſelbe ſind beſſer ſituirt, als wir, haben Nebenſtellungen, denken aber nicht, daß ſie älter werden und wahrſcheinlich ihre derzeitigen, zu ihrem Wohlbefinden beitragenden Nebeneinkünfte nicht mehr haben dürften und ſich auch nicht ver- dienen werden, dann werden ſie vielleicht unſere Vereinsintereſſen begreifen lernen und ſolche Hetzereien bei Seite laſſen. Denken Sie nicht für ſich, weil es Ihnen gut geht, denken Sie auch an Ihre Collegen. Anton Gratzer, Obmann-Stellvertreter des Zweig- vereines „Selbſthilfe“. Lotto-Ziehung am 21. November 1896. Linz 88 48 14 61 17 Foulard-Seide 60 kr. bis fl. 3.35 p. Met. — japaneſiſche, chineſiſche ꝛc. in den neueſten Deſſins und Farben, ſowie ſchwarze, weiße und farbige Henneberg-Seide von 35 kr. bis fl. 14.65 per Meter — glatt, geſtreift, karrirt, gemuſtert, Damaſte ꝛc. (ca. 240 verſch. Qual. und 2000 verſch. Farben, Deſſins ꝛc.). Porto- und steuerfrei ins Haus. Muſter umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. 250 Seidenfabriken G. Henneberg (k. u. k. Hofl.), Zürich. ________________________________________

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener095_1896/5>, abgerufen am 24.11.2024.