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Die Bayerische Presse. Nr. 87. Würzburg, 11. April 1850.

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Die Bayerische Presse.
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Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 87.
Würzburg, Donnerstag den 11. April. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Amtliche Nachrichten.

Kaplan Joh. Georg Stein wurde auf die
Lokalkaplanei zu Mainaschaff befördert.

Die Pfarrei Heustreu gewährt einen Reiner-
trag von 581 fl. -- Birnfeld von 479 fl. --
Bergreinfeld von 600 fl.



Landtagsverhandlungen.

München, 8. April. ( XCI. Sitzung der
Kammer der Abgeordneten.
) Die am
Samstag wegen Mangel an Abgeordneten nicht
zu Stande gekommene 91. Sitzung fand heute
statt. Bei der Eröffnung um9 3 / 4 Uhr befanden
sich auf den Galerien richtig gezählt 16 Zuhörer
vor, ein Beweis, wie die übermäßige Länge des
Landtags die Theilnahme abstumpft. Nach den
gewöhnlichen Formalien und Vorlesung des Be-
schlusses über das Einquartierungsgesetz erstattete
Hr. v. Herrmann als Referent Vortrag über
die Verwendung der Staatseinnahmen in Bezug
auf Eisenbahnen pro 1845/47. Es folgt
hierauf der Bericht des Referenten des I. und II.
Ausschusses, Hrn. v. Breitenbach, über den
Antrag des Abgeordneten Högg: "die Vermin-
derung der Taxen bei Verträgen betr.
"
Der Ausschuß erachtet den Antrag als unbegrün-
det und stellt seinerseits den Antrag: "Eine Re-
vision des Taxwesens überhaupt ungesäumt vor-
nehmen zu lassen, und auch darauf Rücksicht zu
nehmen, das a ) bei Kaufsübergabsverträgen, so-
wie bei Eheberedungen und Heirathsverträgen un-
ter allen Umständen, wenn auch zwei oder meh-
rere Briefe zu errichten sind, nur die einfache
Brieftaxe von den sämmtlichen Jnteressenten zu
entrichten und die Duplicate auf dem für be-
glaubigte Abschriften vorgeschriebenen Stempel zu
fertigen seien; b ) daß bei Anfertigung von Jn-
ventarien die Taxen nur von jenem Vermögen zu
erheben seien, welches nach Abzug der Schulden
noch übrig bleibe. Ehe man zur Berathung des
Antrags übergeht, bringt Hr. Staatsminister v. d.
Pfordten zwei Gesetzentwürfe ein. Der eine
betrifft die Herstellung eines ausgebreite-
ten Telegraphennetzes über ganz Bayern

zum Anschluß an das Ausland. Es sollen nach
diesem Gesetz folgende 11 Telegraphenverbindun-
gen hergestellt werden; 1 ) München=Salzburg, 2 )
München=Hof, 3 ) Augsburg=Ulm, 4 ) Bamberg-
Frankfurt, 5 ) München=Kufstein, 6 ) München-
Regensburg=Passau, 7 ) München=Jngolstadt, 8 )
Augsburg = Lindau, 9 ) Nürnberg=Ansbach, 10 )
Bamberg = Baireuth, 11 ) Ludwigshafen - Speyer-
Germersheim=Landau. Die Kosten sind auf den
Maximalbetrag von 300,000 fl. festgestellt und
sollen aus dem Eisenbahnbaufond vorschußweise ent-
nommen werden. Der zweite Gesetzentwurf be-
trifft das die Kunststraßen im Königreiche
befahrende Fuhrwerk.
Hiernach geht man
zur Berathung des Högg'schen Antrags zurück.
Es kommt hierzu von Hrn. Paur folgende Mo-
difikation: "Es möchte an Se. Maj. den König
die Bitte gerichtet werden, daß a ) bei den in §.
16 der Taxordnung vom Jahre 1810 bezeichne-
ten Rechtsgeschäften immer nur die einfache Taxe
eines Briefes erhoben, die weitere Ausfertigung
[Spaltenumbruch] aber lediglich als beglaubigte Abschriften behan-
delt; und b ) bei Anfertigung von Jnventarien
die Taxen nur von jenem Vermögen erhoben wer-
den, welches nach Abzug der Schulden übrig
bleibt." Hr. Lanzer beantragt Absatz a ) des
Ausschußantrags beginnen zu lassen: " a ) daß bei
Kaufs= und Pacht-Uebergabsverträgen u. s. w."
Bei der nun eröffneten Diskussion bemerkt Hr.
Ministerialrath v. Wanner, welcher Ansicht die
Regierung über diesen Antrag sei, nämlich, daß
sie gegen die Fassung desselben, wie sie aus dem
Ausschuß hervorgegangen, nichts einzuwenden habe,
die Modifikation des Hrn. Paur aber nicht billige,
weil der Staat unmöglich in diesen bedrängten
Zeiten den finanziellen Ausfall tragen könne. Der
Hr. Justizminister v. Kleinschrod fügt hinzu,
daß der Zweck, den hier herbeizuführen man be-
absichtigt, im Laufe dieses Landtags noch voll-
ständig realisirt werden dürfte durch die Vorlage
eines von der Regierung beabsichtigten Gesetzes
von Notariats = und damit natürlich in Verbin-
dung stehender Notariats = Tax = Ordnung. Hr.
Thinnes vertritt den Ausschußantrag. Wolle
man hieran modificiren, so würde man sich von
dem sicheren Standpunkt entfernen, der nöthig ist
zur Feststellung des vorliegenden Budgets. Die
beantragten finanziellen Ausfälle der Taxen wür-
den das Budget durchlöchern. Hr. v. Lerchen-
feld
ist ebenfalls gegen den Paur'schen Antrag.
Gleicherweise Hr. v. Breitenbach. Hr. Paur
bestreitet, daß durch seinen Antrag irgend eine
Verwirrung im Finanzwesen hervorgerufen werde.
Hiermit schließt die Diskussion. Man stimmt ab,
nachdem vorher Hr. Lanzer seine Modifikation zu-
rückgezogen hat, und nimmt den Antrag des
Hrn. Paur an. Zuletzt geht man über zur
Berichterstattung des Sekretärs des V. Ausschus-
ses, Hrn. v. Gäßler, über die geprüften und zur
Vorlage der Kammer nicht geeignet befundenen
Beschwerden. Nach Beendigung dieses Berichtes
schließt um 12 Uhr die Sitzung, nachdem der Hr.
I. Präsident eine neue auf morgen anberaumt hat.
Die Bänke der Abgeordneten waren heute noch
sehr lückenhaft besetzt.



Deutschland.

München, 7. April. Se. Maj. der König
wohnte gestern Nachmittags2 1 / 2 Uhr in Beglei-
tung sämmtlicher Prinzen des kgl. Hauses, sowie
des ganzen Generalstabes einem Experiment mit
Congreveschen Raketen bei. Der Erfolg, insbe-
sondere aber die furchtbare Zerstörungskraft dieses
Geschosses hat alle Anwesenden ins höchste Stau-
nen versetzt. Die Entfernung betrug 800 Schritte,
eine hölzerne Wand von 180 Fuß Länge bildete
das Ziel. Von 18 Raketen, welche auf diese
Entfernung geschleudert wurden, war je ein Drit-
theil mit Brandhauben, Kartätschen oder Granat-
kugeln versehen. Das Ziel wurde achtmal durch-
schossen. Gleich die ersten Schüsse zündeten und
ein Theil der Holzwand brannte in einer Länge
von 30 Schritten nieder. Zuletzt ward noch ein
Wurf im höhern Bogen, auf größere Entfernung
versucht. Die Rakete überflog mit einer Vollku-
gel auf 1200 Schritte den Erdwall des Kugel-
fangs. Die Congreve'sche Rakete ist an einem
[Spaltenumbruch] 6 / langen Stabe befestigt, der ihr zum Gleichge-
wicht und zur Richtung dient. Auf einem drei-
füßigen Gestell wird sie zum Zielen aufgesetzt,
entzündet und in Bogen geworfen. Prasselnd und
zischend saust das höllische Geschoß durch die Luft,
weniger schnell als eine Bombe, so daß seinem
Fluge das Auge des Zuschauers leicht folgen kann.
Die bayerische Artillerie ist nun vollkommen im
Besitze dieses Geheimnisses, und wird durch die
Errichtung von vier Raketen=Batterien auf eine
Höhe gebracht, daß sie keiner andern mehr nach-
steht. Demnächst wird das erste Probe=Experi-
ment mit sogenannten Fallschirm=Raketen stattfin-
den. Diese beleuchten bei Nacht das ganze Ter-
rain, das sie bestreichen. Die Arbeitszeit in dem
Laboratorium der Artillerie ist von Früh 6 Uhr
bis Abends 6 Uhr festgesetzt worden. -- Nach
dem Entwurfe des Festprogramms zur Enthüllung
der Bavaria soll jene am 25. August l. J., so-
hin am Namens= und Geburtstage des Königs
Ludwig stattfinden. Am 26. August würde dann
die feierliche Einweihung und Eröffnung der Ba-
silika vorgenommen, und am 27. endlich, ein
großes Künstlerfest abgehalten werden.

München, 8. April. Diesen Nachmittag reiste
ein englischer Kourier, von Wien kommend, nach
kurzer Einkehr im englischen Gesandtschaftshotel
nach Frankfurt weiter. Fast gleichzeitig traf ein
Kourier aus Paris ein, der nach Abgabe von
Depeschen an den französischen Gesandten seine
Reise nach Wien eiligst fortsetzte. Der Kourier-
wechsel war in den letzten Tagen hier sehr leb-
haft, diplomatische Geschäftigkeit, nicht die Ge-
schäfte floriren, die deutschen Angelegenheiten lie-
gen in den letzten Zügen. Während Briefe aus
Wien von einer Einigung mit dem preußischen
Kabinet über Verlängerung des Jnterims berich-
ten, höre ich aus verlässiger Quelle, daß die
bayerische Regierung dagegen energisch protestire,
wobei sie, wenn eine Volksvertretung noch ein
entscheidendes Wort in der deutschen Frage mit-
reden dürfte, auf ein zustimmendes Votum der
Volkskammer sicher rechnen kann.

München, 8. April. Heute Nachmittag wird
eine Deputation der Kölner Bürgerschaft, beste-
hend aus den Herren J. P. Weyber, Stadtbau-
meister, R. Ruhl, Kaufmann, und Karl Becker,
Goldschmied, eine Audienz bei Sr. Maj. dem
König Ludwig haben, um demselben eine Adresse
in Begleitung eines prachtvoll und künstlerisch reich
ausgestatteten Albums zu überreichen.

Rastatt, 5. April. Heute erst ist es, nach
Beseitigung der Schwierigkeiten, welche von Sei-
ten der Frankfurter Commission für den Festungs-
bau aufgeworfen wurden, durch die Verbringung
der Sträflinge in die Bastion XXX, möglich ge-
worden, mit der endlichen Errichtung der badi-
schen Strafcompagnie zu beginnen. Gestern
kam unter eigenthümlichen Umständen eine bedenk-
liche Verwundung eines preußischen Soldaten
durch ein Mädchen vor, über welche der Erfolg
der Untersuchung wohl nähere Aufklärung geben
wird.

+ * Von der württembergischen Grenze, 7.
April. Die deutschen Angelegenheiten scheinen seit
jüngster Zeit sich wieder besser gestalten zu wollen,
wenn wir im verrätherischen April = Monat den

Die Bayerische Presse.
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Würzburg, Donnerstag den 11. April. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
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Lokalkaplanei zu Mainaschaff befördert.

Die Pfarrei Heustreu gewährt einen Reiner-
trag von 581 fl. -- Birnfeld von 479 fl. --
Bergreinfeld von 600 fl.



Landtagsverhandlungen.

München, 8. April. ( XCI. Sitzung der
Kammer der Abgeordneten.
) Die am
Samstag wegen Mangel an Abgeordneten nicht
zu Stande gekommene 91. Sitzung fand heute
statt. Bei der Eröffnung um9 3 / 4 Uhr befanden
sich auf den Galerien richtig gezählt 16 Zuhörer
vor, ein Beweis, wie die übermäßige Länge des
Landtags die Theilnahme abstumpft. Nach den
gewöhnlichen Formalien und Vorlesung des Be-
schlusses über das Einquartierungsgesetz erstattete
Hr. v. Herrmann als Referent Vortrag über
die Verwendung der Staatseinnahmen in Bezug
auf Eisenbahnen pro 1845/47. Es folgt
hierauf der Bericht des Referenten des I. und II.
Ausschusses, Hrn. v. Breitenbach, über den
Antrag des Abgeordneten Högg: „die Vermin-
derung der Taxen bei Verträgen betr.

Der Ausschuß erachtet den Antrag als unbegrün-
det und stellt seinerseits den Antrag: „Eine Re-
vision des Taxwesens überhaupt ungesäumt vor-
nehmen zu lassen, und auch darauf Rücksicht zu
nehmen, das a ) bei Kaufsübergabsverträgen, so-
wie bei Eheberedungen und Heirathsverträgen un-
ter allen Umständen, wenn auch zwei oder meh-
rere Briefe zu errichten sind, nur die einfache
Brieftaxe von den sämmtlichen Jnteressenten zu
entrichten und die Duplicate auf dem für be-
glaubigte Abschriften vorgeschriebenen Stempel zu
fertigen seien; b ) daß bei Anfertigung von Jn-
ventarien die Taxen nur von jenem Vermögen zu
erheben seien, welches nach Abzug der Schulden
noch übrig bleibe. Ehe man zur Berathung des
Antrags übergeht, bringt Hr. Staatsminister v. d.
Pfordten zwei Gesetzentwürfe ein. Der eine
betrifft die Herstellung eines ausgebreite-
ten Telegraphennetzes über ganz Bayern

zum Anschluß an das Ausland. Es sollen nach
diesem Gesetz folgende 11 Telegraphenverbindun-
gen hergestellt werden; 1 ) München=Salzburg, 2 )
München=Hof, 3 ) Augsburg=Ulm, 4 ) Bamberg-
Frankfurt, 5 ) München=Kufstein, 6 ) München-
Regensburg=Passau, 7 ) München=Jngolstadt, 8 )
Augsburg = Lindau, 9 ) Nürnberg=Ansbach, 10 )
Bamberg = Baireuth, 11 ) Ludwigshafen - Speyer-
Germersheim=Landau. Die Kosten sind auf den
Maximalbetrag von 300,000 fl. festgestellt und
sollen aus dem Eisenbahnbaufond vorschußweise ent-
nommen werden. Der zweite Gesetzentwurf be-
trifft das die Kunststraßen im Königreiche
befahrende Fuhrwerk.
Hiernach geht man
zur Berathung des Högg'schen Antrags zurück.
Es kommt hierzu von Hrn. Paur folgende Mo-
difikation: „Es möchte an Se. Maj. den König
die Bitte gerichtet werden, daß a ) bei den in §.
16 der Taxordnung vom Jahre 1810 bezeichne-
ten Rechtsgeschäften immer nur die einfache Taxe
eines Briefes erhoben, die weitere Ausfertigung
[Spaltenumbruch] aber lediglich als beglaubigte Abschriften behan-
delt; und b ) bei Anfertigung von Jnventarien
die Taxen nur von jenem Vermögen erhoben wer-
den, welches nach Abzug der Schulden übrig
bleibt.“ Hr. Lanzer beantragt Absatz a ) des
Ausschußantrags beginnen zu lassen: „ a ) daß bei
Kaufs= und Pacht-Uebergabsverträgen u. s. w.“
Bei der nun eröffneten Diskussion bemerkt Hr.
Ministerialrath v. Wanner, welcher Ansicht die
Regierung über diesen Antrag sei, nämlich, daß
sie gegen die Fassung desselben, wie sie aus dem
Ausschuß hervorgegangen, nichts einzuwenden habe,
die Modifikation des Hrn. Paur aber nicht billige,
weil der Staat unmöglich in diesen bedrängten
Zeiten den finanziellen Ausfall tragen könne. Der
Hr. Justizminister v. Kleinschrod fügt hinzu,
daß der Zweck, den hier herbeizuführen man be-
absichtigt, im Laufe dieses Landtags noch voll-
ständig realisirt werden dürfte durch die Vorlage
eines von der Regierung beabsichtigten Gesetzes
von Notariats = und damit natürlich in Verbin-
dung stehender Notariats = Tax = Ordnung. Hr.
Thinnes vertritt den Ausschußantrag. Wolle
man hieran modificiren, so würde man sich von
dem sicheren Standpunkt entfernen, der nöthig ist
zur Feststellung des vorliegenden Budgets. Die
beantragten finanziellen Ausfälle der Taxen wür-
den das Budget durchlöchern. Hr. v. Lerchen-
feld
ist ebenfalls gegen den Paur'schen Antrag.
Gleicherweise Hr. v. Breitenbach. Hr. Paur
bestreitet, daß durch seinen Antrag irgend eine
Verwirrung im Finanzwesen hervorgerufen werde.
Hiermit schließt die Diskussion. Man stimmt ab,
nachdem vorher Hr. Lanzer seine Modifikation zu-
rückgezogen hat, und nimmt den Antrag des
Hrn. Paur an. Zuletzt geht man über zur
Berichterstattung des Sekretärs des V. Ausschus-
ses, Hrn. v. Gäßler, über die geprüften und zur
Vorlage der Kammer nicht geeignet befundenen
Beschwerden. Nach Beendigung dieses Berichtes
schließt um 12 Uhr die Sitzung, nachdem der Hr.
I. Präsident eine neue auf morgen anberaumt hat.
Die Bänke der Abgeordneten waren heute noch
sehr lückenhaft besetzt.



Deutschland.

München, 7. April. Se. Maj. der König
wohnte gestern Nachmittags2 1 / 2 Uhr in Beglei-
tung sämmtlicher Prinzen des kgl. Hauses, sowie
des ganzen Generalstabes einem Experiment mit
Congreveschen Raketen bei. Der Erfolg, insbe-
sondere aber die furchtbare Zerstörungskraft dieses
Geschosses hat alle Anwesenden ins höchste Stau-
nen versetzt. Die Entfernung betrug 800 Schritte,
eine hölzerne Wand von 180 Fuß Länge bildete
das Ziel. Von 18 Raketen, welche auf diese
Entfernung geschleudert wurden, war je ein Drit-
theil mit Brandhauben, Kartätschen oder Granat-
kugeln versehen. Das Ziel wurde achtmal durch-
schossen. Gleich die ersten Schüsse zündeten und
ein Theil der Holzwand brannte in einer Länge
von 30 Schritten nieder. Zuletzt ward noch ein
Wurf im höhern Bogen, auf größere Entfernung
versucht. Die Rakete überflog mit einer Vollku-
gel auf 1200 Schritte den Erdwall des Kugel-
fangs. Die Congreve'sche Rakete ist an einem
[Spaltenumbruch] 6 / langen Stabe befestigt, der ihr zum Gleichge-
wicht und zur Richtung dient. Auf einem drei-
füßigen Gestell wird sie zum Zielen aufgesetzt,
entzündet und in Bogen geworfen. Prasselnd und
zischend saust das höllische Geschoß durch die Luft,
weniger schnell als eine Bombe, so daß seinem
Fluge das Auge des Zuschauers leicht folgen kann.
Die bayerische Artillerie ist nun vollkommen im
Besitze dieses Geheimnisses, und wird durch die
Errichtung von vier Raketen=Batterien auf eine
Höhe gebracht, daß sie keiner andern mehr nach-
steht. Demnächst wird das erste Probe=Experi-
ment mit sogenannten Fallschirm=Raketen stattfin-
den. Diese beleuchten bei Nacht das ganze Ter-
rain, das sie bestreichen. Die Arbeitszeit in dem
Laboratorium der Artillerie ist von Früh 6 Uhr
bis Abends 6 Uhr festgesetzt worden. -- Nach
dem Entwurfe des Festprogramms zur Enthüllung
der Bavaria soll jene am 25. August l. J., so-
hin am Namens= und Geburtstage des Königs
Ludwig stattfinden. Am 26. August würde dann
die feierliche Einweihung und Eröffnung der Ba-
silika vorgenommen, und am 27. endlich, ein
großes Künstlerfest abgehalten werden.

München, 8. April. Diesen Nachmittag reiste
ein englischer Kourier, von Wien kommend, nach
kurzer Einkehr im englischen Gesandtschaftshotel
nach Frankfurt weiter. Fast gleichzeitig traf ein
Kourier aus Paris ein, der nach Abgabe von
Depeschen an den französischen Gesandten seine
Reise nach Wien eiligst fortsetzte. Der Kourier-
wechsel war in den letzten Tagen hier sehr leb-
haft, diplomatische Geschäftigkeit, nicht die Ge-
schäfte floriren, die deutschen Angelegenheiten lie-
gen in den letzten Zügen. Während Briefe aus
Wien von einer Einigung mit dem preußischen
Kabinet über Verlängerung des Jnterims berich-
ten, höre ich aus verlässiger Quelle, daß die
bayerische Regierung dagegen energisch protestire,
wobei sie, wenn eine Volksvertretung noch ein
entscheidendes Wort in der deutschen Frage mit-
reden dürfte, auf ein zustimmendes Votum der
Volkskammer sicher rechnen kann.

München, 8. April. Heute Nachmittag wird
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hend aus den Herren J. P. Weyber, Stadtbau-
meister, R. Ruhl, Kaufmann, und Karl Becker,
Goldschmied, eine Audienz bei Sr. Maj. dem
König Ludwig haben, um demselben eine Adresse
in Begleitung eines prachtvoll und künstlerisch reich
ausgestatteten Albums zu überreichen.

Rastatt, 5. April. Heute erst ist es, nach
Beseitigung der Schwierigkeiten, welche von Sei-
ten der Frankfurter Commission für den Festungs-
bau aufgeworfen wurden, durch die Verbringung
der Sträflinge in die Bastion XXX, möglich ge-
worden, mit der endlichen Errichtung der badi-
schen Strafcompagnie zu beginnen. Gestern
kam unter eigenthümlichen Umständen eine bedenk-
liche Verwundung eines preußischen Soldaten
durch ein Mädchen vor, über welche der Erfolg
der Untersuchung wohl nähere Aufklärung geben
wird.

* Von der württembergischen Grenze, 7.
April. Die deutschen Angelegenheiten scheinen seit
jüngster Zeit sich wieder besser gestalten zu wollen,
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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 87. Würzburg, Donnerstag den 11. April. 1850. Amtliche Nachrichten. Kaplan Joh. Georg Stein wurde auf die Lokalkaplanei zu Mainaschaff befördert. Die Pfarrei Heustreu gewährt einen Reiner- trag von 581 fl. -- Birnfeld von 479 fl. -- Bergreinfeld von 600 fl. Landtagsverhandlungen. München, 8. April. ( XCI. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Die am Samstag wegen Mangel an Abgeordneten nicht zu Stande gekommene 91. Sitzung fand heute statt. Bei der Eröffnung um9 3 / 4 Uhr befanden sich auf den Galerien richtig gezählt 16 Zuhörer vor, ein Beweis, wie die übermäßige Länge des Landtags die Theilnahme abstumpft. Nach den gewöhnlichen Formalien und Vorlesung des Be- schlusses über das Einquartierungsgesetz erstattete Hr. v. Herrmann als Referent Vortrag über die Verwendung der Staatseinnahmen in Bezug auf Eisenbahnen pro 1845/47. Es folgt hierauf der Bericht des Referenten des I. und II. Ausschusses, Hrn. v. Breitenbach, über den Antrag des Abgeordneten Högg: „die Vermin- derung der Taxen bei Verträgen betr. “ Der Ausschuß erachtet den Antrag als unbegrün- det und stellt seinerseits den Antrag: „Eine Re- vision des Taxwesens überhaupt ungesäumt vor- nehmen zu lassen, und auch darauf Rücksicht zu nehmen, das a ) bei Kaufsübergabsverträgen, so- wie bei Eheberedungen und Heirathsverträgen un- ter allen Umständen, wenn auch zwei oder meh- rere Briefe zu errichten sind, nur die einfache Brieftaxe von den sämmtlichen Jnteressenten zu entrichten und die Duplicate auf dem für be- glaubigte Abschriften vorgeschriebenen Stempel zu fertigen seien; b ) daß bei Anfertigung von Jn- ventarien die Taxen nur von jenem Vermögen zu erheben seien, welches nach Abzug der Schulden noch übrig bleibe. Ehe man zur Berathung des Antrags übergeht, bringt Hr. Staatsminister v. d. Pfordten zwei Gesetzentwürfe ein. Der eine betrifft die Herstellung eines ausgebreite- ten Telegraphennetzes über ganz Bayern zum Anschluß an das Ausland. Es sollen nach diesem Gesetz folgende 11 Telegraphenverbindun- gen hergestellt werden; 1 ) München=Salzburg, 2 ) München=Hof, 3 ) Augsburg=Ulm, 4 ) Bamberg- Frankfurt, 5 ) München=Kufstein, 6 ) München- Regensburg=Passau, 7 ) München=Jngolstadt, 8 ) Augsburg = Lindau, 9 ) Nürnberg=Ansbach, 10 ) Bamberg = Baireuth, 11 ) Ludwigshafen - Speyer- Germersheim=Landau. Die Kosten sind auf den Maximalbetrag von 300,000 fl. festgestellt und sollen aus dem Eisenbahnbaufond vorschußweise ent- nommen werden. Der zweite Gesetzentwurf be- trifft das die Kunststraßen im Königreiche befahrende Fuhrwerk. Hiernach geht man zur Berathung des Högg'schen Antrags zurück. Es kommt hierzu von Hrn. Paur folgende Mo- difikation: „Es möchte an Se. Maj. den König die Bitte gerichtet werden, daß a ) bei den in §. 16 der Taxordnung vom Jahre 1810 bezeichne- ten Rechtsgeschäften immer nur die einfache Taxe eines Briefes erhoben, die weitere Ausfertigung aber lediglich als beglaubigte Abschriften behan- delt; und b ) bei Anfertigung von Jnventarien die Taxen nur von jenem Vermögen erhoben wer- den, welches nach Abzug der Schulden übrig bleibt.“ Hr. Lanzer beantragt Absatz a ) des Ausschußantrags beginnen zu lassen: „ a ) daß bei Kaufs= und Pacht-Uebergabsverträgen u. s. w.“ Bei der nun eröffneten Diskussion bemerkt Hr. Ministerialrath v. Wanner, welcher Ansicht die Regierung über diesen Antrag sei, nämlich, daß sie gegen die Fassung desselben, wie sie aus dem Ausschuß hervorgegangen, nichts einzuwenden habe, die Modifikation des Hrn. Paur aber nicht billige, weil der Staat unmöglich in diesen bedrängten Zeiten den finanziellen Ausfall tragen könne. Der Hr. Justizminister v. Kleinschrod fügt hinzu, daß der Zweck, den hier herbeizuführen man be- absichtigt, im Laufe dieses Landtags noch voll- ständig realisirt werden dürfte durch die Vorlage eines von der Regierung beabsichtigten Gesetzes von Notariats = und damit natürlich in Verbin- dung stehender Notariats = Tax = Ordnung. Hr. Thinnes vertritt den Ausschußantrag. Wolle man hieran modificiren, so würde man sich von dem sicheren Standpunkt entfernen, der nöthig ist zur Feststellung des vorliegenden Budgets. Die beantragten finanziellen Ausfälle der Taxen wür- den das Budget durchlöchern. Hr. v. Lerchen- feld ist ebenfalls gegen den Paur'schen Antrag. Gleicherweise Hr. v. Breitenbach. Hr. Paur bestreitet, daß durch seinen Antrag irgend eine Verwirrung im Finanzwesen hervorgerufen werde. Hiermit schließt die Diskussion. Man stimmt ab, nachdem vorher Hr. Lanzer seine Modifikation zu- rückgezogen hat, und nimmt den Antrag des Hrn. Paur an. Zuletzt geht man über zur Berichterstattung des Sekretärs des V. Ausschus- ses, Hrn. v. Gäßler, über die geprüften und zur Vorlage der Kammer nicht geeignet befundenen Beschwerden. Nach Beendigung dieses Berichtes schließt um 12 Uhr die Sitzung, nachdem der Hr. I. Präsident eine neue auf morgen anberaumt hat. Die Bänke der Abgeordneten waren heute noch sehr lückenhaft besetzt. Deutschland. München, 7. April. Se. Maj. der König wohnte gestern Nachmittags2 1 / 2 Uhr in Beglei- tung sämmtlicher Prinzen des kgl. Hauses, sowie des ganzen Generalstabes einem Experiment mit Congreveschen Raketen bei. Der Erfolg, insbe- sondere aber die furchtbare Zerstörungskraft dieses Geschosses hat alle Anwesenden ins höchste Stau- nen versetzt. Die Entfernung betrug 800 Schritte, eine hölzerne Wand von 180 Fuß Länge bildete das Ziel. Von 18 Raketen, welche auf diese Entfernung geschleudert wurden, war je ein Drit- theil mit Brandhauben, Kartätschen oder Granat- kugeln versehen. Das Ziel wurde achtmal durch- schossen. Gleich die ersten Schüsse zündeten und ein Theil der Holzwand brannte in einer Länge von 30 Schritten nieder. Zuletzt ward noch ein Wurf im höhern Bogen, auf größere Entfernung versucht. Die Rakete überflog mit einer Vollku- gel auf 1200 Schritte den Erdwall des Kugel- fangs. Die Congreve'sche Rakete ist an einem 6 / langen Stabe befestigt, der ihr zum Gleichge- wicht und zur Richtung dient. Auf einem drei- füßigen Gestell wird sie zum Zielen aufgesetzt, entzündet und in Bogen geworfen. Prasselnd und zischend saust das höllische Geschoß durch die Luft, weniger schnell als eine Bombe, so daß seinem Fluge das Auge des Zuschauers leicht folgen kann. Die bayerische Artillerie ist nun vollkommen im Besitze dieses Geheimnisses, und wird durch die Errichtung von vier Raketen=Batterien auf eine Höhe gebracht, daß sie keiner andern mehr nach- steht. Demnächst wird das erste Probe=Experi- ment mit sogenannten Fallschirm=Raketen stattfin- den. Diese beleuchten bei Nacht das ganze Ter- rain, das sie bestreichen. Die Arbeitszeit in dem Laboratorium der Artillerie ist von Früh 6 Uhr bis Abends 6 Uhr festgesetzt worden. -- Nach dem Entwurfe des Festprogramms zur Enthüllung der Bavaria soll jene am 25. August l. J., so- hin am Namens= und Geburtstage des Königs Ludwig stattfinden. Am 26. August würde dann die feierliche Einweihung und Eröffnung der Ba- silika vorgenommen, und am 27. endlich, ein großes Künstlerfest abgehalten werden. München, 8. April. Diesen Nachmittag reiste ein englischer Kourier, von Wien kommend, nach kurzer Einkehr im englischen Gesandtschaftshotel nach Frankfurt weiter. Fast gleichzeitig traf ein Kourier aus Paris ein, der nach Abgabe von Depeschen an den französischen Gesandten seine Reise nach Wien eiligst fortsetzte. Der Kourier- wechsel war in den letzten Tagen hier sehr leb- haft, diplomatische Geschäftigkeit, nicht die Ge- schäfte floriren, die deutschen Angelegenheiten lie- gen in den letzten Zügen. Während Briefe aus Wien von einer Einigung mit dem preußischen Kabinet über Verlängerung des Jnterims berich- ten, höre ich aus verlässiger Quelle, daß die bayerische Regierung dagegen energisch protestire, wobei sie, wenn eine Volksvertretung noch ein entscheidendes Wort in der deutschen Frage mit- reden dürfte, auf ein zustimmendes Votum der Volkskammer sicher rechnen kann. ( A. Aztg. ) München, 8. April. Heute Nachmittag wird eine Deputation der Kölner Bürgerschaft, beste- hend aus den Herren J. P. Weyber, Stadtbau- meister, R. Ruhl, Kaufmann, und Karl Becker, Goldschmied, eine Audienz bei Sr. Maj. dem König Ludwig haben, um demselben eine Adresse in Begleitung eines prachtvoll und künstlerisch reich ausgestatteten Albums zu überreichen. Rastatt, 5. April. Heute erst ist es, nach Beseitigung der Schwierigkeiten, welche von Sei- ten der Frankfurter Commission für den Festungs- bau aufgeworfen wurden, durch die Verbringung der Sträflinge in die Bastion XXX, möglich ge- worden, mit der endlichen Errichtung der badi- schen Strafcompagnie zu beginnen. Gestern kam unter eigenthümlichen Umständen eine bedenk- liche Verwundung eines preußischen Soldaten durch ein Mädchen vor, über welche der Erfolg der Untersuchung wohl nähere Aufklärung geben wird. † * Von der württembergischen Grenze, 7. April. Die deutschen Angelegenheiten scheinen seit jüngster Zeit sich wieder besser gestalten zu wollen, wenn wir im verrätherischen April = Monat den

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 87. Würzburg, 11. April 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische087_1850/1>, abgerufen am 21.11.2024.