Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Bayerische Presse. Nr. 192. Würzburg, 12. August 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Rendsburg, 8. August. Gestern Abend rück-
ten zwei Bataillons, eine Batterie und 2 Schwa-
dronen gegen Friedrichstadt vor, wo 200 Mann
Jäger von unserm 1. Jägercorps, aber nördlich
der Stadt, sich verschanzt hatten. Zweimal stürm-
ten die Dänen und wurden abgeschlagen. Erst das
dritte Mal zogen die Unsrigen den ihnen früher
ertheilten Befehlen gemäß über die Eider sich zu-
rück. Die Dänen zündeten natürlich sofort bei
ihrem Einmarsch in Friedrichstadt einige Häuser an.

Hamburg, 7. August. Wir vernehmen fer-
ner aus Altona: daß in Folge der neulichen
Vorfälle aus Veranlassung der projectirten Volks-
versammlung Advokat Witt verhaftet, der bekannte
Demokrat Bracklow aber gesucht wurde, worauf
er, ohne daß man ihn fand, sich später persönlich
bei dem Polizeimeister Warnstedt einfand, um dem-
selben zu erklären: er, B., habe sich unter den
Schutz des engl. Gesandten in Hamburg gestellt.
Die Sache klingt freilich etwas räthselhaft, wir
müssen jedoch hinzufügen, daß Hr. B. auf freien
Füßen blieb. -- Telegraph=Direktor Schmidt, der
für seine Person nicht unbesorgt sein konnte, ging
nach Hamburg, woselbst er als Bürger ungefähr-
det ist.

   

Altona, 8. August. Die vor kurzem mitge-
theilte Nachricht, der Generalstabsarzt Prof. Dr.
Stromeyer sei nach Kopenhagen geschleppt bestä-
tigt sich nicht. Wie ich aus vollkommen zuver-
lässiger Quelle erfahre, hält derselbe sich bei sei-
nen Kranken in Schleswig auf.

   

Wien, 5. August. Ein Erlaß erläutert die
Verordnung vom 18. April d. J., inwieweit nem-
lich den Bischöfen das Recht der geistlichen Dis-
ciplin über den niedern Clerus zustehe, und wie
wie weit in dieser Hinsicht der Wirkungskreis der
politischen Behörde reiche. Ferner erschien eine
Vorschrift wegen der Concursprüfungen der Pfarr-
amts=Candidaten und wegen der Dispens von sol-
chen Prüfungen. Endlich erklärten die Bischöfe,
daß sie in dem kirchlichen Ritus im Gottesdienst
ohne Uebereinkommen mit den Diöcesansynoden keine
Veränderung vornehmen werden.

Wien, 7. August. So wie die Katholiken in
Linz, halten die Eclisten am 10. u. 11. Sept.
zu Stuttgart eine große Kirchenversammlung. Nach
den gedruckten Einladungsschreiben wird unter An-
derem festgestellt werden, wie sich die Prediger be-
züglich politischer Angelegenheiten zu benehmen ha-
ben, wie das beeinträchtigte Kirchenvermögen zu
schützen sei, ein evangel. Kalender ec.; Hauptge-
genstand aber ist: eine Conföderation der reformir-
ten, unirten und luth. Kirche, unter der Benen-
nung: "deutsch = evangel. Kirche," zu Stande zu
bringen.

Jn Venedig sind am 2. August, am Tage
des h. Jgnatz von Loyola, die Jesuiten -- zwölf
an der Zahl, den berühmten Gelehrten Pater Fer-
rari als Provincial an der Spitze -- in ihre
prächtige Kirche wieder eingezogen. Der Kardi-
nalpatriarch selbst hielt das Hochamt ab, wobei
derselbe mehreren hundert Gläubigen das Abend-
mahl reichte und eine große Menge von Kindern
firmte.

Berlin, 7. August. Der "Fr. O.=P.=A.=Z."
werden über die gegenwärtige hiesige Ministerkrisis
folgende spezielle Mittheilungen gemacht: Schon
seit längerer Zeit gingen die politischen Ansichten
des Hrn. v. Radowitz und Hrn. v. Manteuffel
in Betreff der Richtung, welche Preußen in der
deutschen Frage einzuhalten habe, erheblich ausein-
ander. Während der letztere die Union als den
Kern der deutschen Einheitsfrage betrachtete, und
sie den großdeutschen Bestrebungen gegenüber un-
bedingt durchgesetzt wissen wollte, lenkte jener nach
einem Mittelwege ein, welcher darauf hinausführt,
in scheinbar drohender Haltung gegen Oesterreich
sich mit diesem über ein Aufgeben der Union zu
verständigen. Nachdem im Schooße der Regie-
rung jede dieser beiden Richtungen dahin gestrebt
hatte, sich an verschiedenen Maßregeln möglichst
zum Ausdruck zu bringen, wurde kürzlich eine an-
scheinend unerhebliche Frage Veranlassung zum
[Spaltenumbruch] Sprengen des seit lange gelockerten Bandes. Jn
eine der letzten Sitzungen des Ministerraths trat
Hr. v. Radowitz mit der Erklärung ein, er sei
von Sr. Maj. dem Könige beauftragt, der Bera-
thung des Ministeriums die Frage zu unterbreiten,
ob es nicht an der Zeit sei, Angesichts der uns
bedrohenden Eventualitäten die rheinische Landwehr
einzuberufen, da die Mainzer Vorgänge es erfor-
derten, daß man auf einen Krieg mit Oesterreich
gerüstet erscheine. Hr. v. Manteuffel erwiderte
daß er eine solche kostspielige und die Arbeiten
des Landmanns unterbrechende Rüstung nur dann
für gerechtfertigt halten könne, wenn man ent-
schlossen sei, dem deutschen Einheitsbedürfniß zu
genügen, indem man die Union den Ansprüchen
Oesterreichs gegenüber mit Entschiedenheit zur
Geltung bringe. Dazu aber sei die bloße Ein-
berufung der Landwehr nicht hinreichend, man müsse
vielmehr vorher über die Forderung einig sein,
die man an Oesterreich stellen, und ihm eventuell
mit den Waffen abzwingen wolle. Als Hr. v.
Radawitz hierauf einlenkend entgegnete, daß man
in diesem Sinne Oesterreich gar nicht bekriegen
wolle, sondern nur beabsichtige, den heftigen und
herausfordernden österreichischen Noten gegenüber
Preußens Ehre kräftig zu wahren, da brach end-
lich die trügerische Decke zwischen Schein und
Wahrheit. Hr. v. Manteuffel erklärte fest, seiner
Meinung nach sei die Ehre Preußens durch einen
solchen Krieg nicht gewahrt. Hiezu bedürfe es
ganz anderer Schritte. Schon seit Monaten habe
er sich dahin ausgesprochen, daß man die Union
entweder offen aufgeben müsse, und dann bedürfe
es keines Kriegs mit Oesterreich, oder daß man
sie definitiv constituiren und zur Anerkennung brin-
gen müsse, und dann müsse man damit beginnen,
die bundesbrüchigen Regierungen, namentlich Sach-
sen und Hannover, mit Waffengewalt zu ihrer
Pflicht zurückzuführen; daraus werde dann von
selbst der Krieg mit Oesterreich folgen, und wenn
man ihn aus diesem Grunde unternehme, so werde
er ihm seine volle Bestimmung auch nicht ver-
sagen. Wolle man für die verpsändete preußi-
sche Ehre das Schwert ziehen, so möge man,
worauf er schon seit Monaten gedrungen, sich
kräftig der Herzogthümer Schleswig=Holstein an-
nehmen und dort mit den Waffen in der Hand
die Verletzung von Rechten hindern, die Preußen
garantirt habe. Einen solchen Krieg wolle er,
selbst auf die Gefahr eines Kriegs mit Rußland
hin, unterstützen. Die Sache der deutschen Na-
tion zu führen erfordere die preußische Ehre, und
er werde von jetzt ab mit aller Entschiedenheit
seine Mitwirkung zu Maßregeln versagen, die,
ohne auf dieses Ziel gerichtet zu sein, dem Volke
fruchtlose Opfer auferlegten. Er erkläre sich ge-
gen jede leere Demonstration und noch mehr ge-
gen jeden unnützen, gegenstandlosen Krieg, und sei
bereit, wenn man diese seine Ansicht nicht theile,
sofort seine Entlassung zu fordern. Diese Rede
des Hrn. v. Manteuffel schloß die Sitzung des
Ministerraths. Weitere Verhandlungen und eine
nochmalige Sitzung sollen ihn bestimmt haben, in
der That sein Entlassungsgesuch bei Sr. Maj.
dem König einzureichen. Jnzwischen hat er, des-
sen Charakter jeder Jntrigue fern steht, den Ent-
schluß gefaßt, sich jedes persönlichen Einflusses auf
die Entscheidung des Königs zu enthalten, und ist
daher auf sein Landgut Kämmeritz in der Lausitz
abgereist. Es geschah dies gestern Nachmittag,
während am Abend in Sanssouci ein großes Fest
zu Ehren v. Haynau's stattfand. Seine Rückkehr
hat Hr. v. Manteuffel auf Donnerstag oder Frei-
tag festgesetzt. Jn den höchsten Kreisen sollen nun
eifrige Berathungen über die Schritte gepflogen
werden, die dieses unerwartete Ereigniß erfordert.
Man behauptet, daß der Prinz von Preußen in
einer Unterredung mit Hrn. v. Radowitz des letz-
tern Politik gemißbilligt, und daß der General
Graf v. d. Gröben sich bei dem König für die
von Hrn. v. Manteuffel vertretene energische Po-
litik ausgesprochen habe.

Berlin, 9. August. Es bestätigt sich, daß
die diesseitigen Bevollmächtigten bei der Bundes-
Central=Commission bereits vor einiger Zeit die
[Spaltenumbruch] bestimmtesten Jnstruktionen für den Fall erhalten
haben, daß das sogenannte Bundesplenum oder
der aus ihn hervorgehende "engere Rath" die
Verwaltung des Bundes=Eigenthums, wie das
Archiv, die Kasse ec., in die Hand nehmen sollte.
Die preußische Regierung würde hierin einen ca-
sus belli
erkennen.

   
Fkankreich.

C Paris, 7. August. Einem Wiener Briefe
des "Journal des Debats" zufolge hat Oester-
reich beschlossen, auf Besetzung Holsteins durch
deutsche Truppen hinzuwirken. Es geht von dem
Grundsatze aus, daß einem Sieg der Holsteiner
russische Jntervention folgen müsse, eine Nieder-
lage derselben zur Erbitterung des Volks beitrüge,
welch' beide Fälle der Demagogie zu Statten kä-
men. Jedenfalls glaubt Oesterreich dadurch das
Uebel mit der Wurzel auszurotten, und da zur
Besetzung ausdrücklich keine preußischen Truppen
verwendet werden sollen, kriegte nebenher auch
Preußen seinen Hieb weg. -- Auch die " Mon-
tagne " wählt aus ihrer Mitte eine permanente
Vertagungs=Commission, die ihren Sitz in Paris
hat. -- Den Mitgliedern des Aachener Eisen-
bahn = Congresses wurde gestern hier im Jarain
d'Hiver ein glänzendes Fest gegeben. Allen Län-
dern, resp. Fürsten, wurden Toaste ausgebracht,
nur Frankreich nicht, sondern blos den anwesenden
Franzosen. Ein Mitglied, welches diesen einen
Toast brachte, erklärte: man wolle mit Frankreich
warten, bis es wieder einen König habe.
Diese Aeußerung wurde sehr beifällig aufgenommen.

Jtalien.

Malta, 25. Juli. Seit drei Jahrhunderten
hatten wir das Glück, von einem religiösen Or-
den regiert zu werden; es geziemte sich also, daß
man uns auch einem katholischen Gouverneur gab.
Die englische Regierung hat dieses Bedürfniß
endlich erkannt, und durch die Ernennung des
Sir O'Ferral hat die Asyle de la Floriane, die
Klöster de Caspiena und selbst die Stadt de Sant'
Antonia, welche ehemals den Großmeistern gehör-
ten, den ehrw. Vätern Jesuiten eröffnet. Die
Bevölkerung von Malta und von Gozzo ist den
kirchlichen Orden mit einer besonderen Hingebung
zugethan; Alles spricht von ihnen und das An-
denken an den Orden des h. Johann ist noch in
frischem Angedenken. Die Domkirche, wo die
Gräber und die Statuen der berühmtesten Groß-
meister, der Cotoner, der Rohan, der Pinto, der
Manoel sich befinden, die Fresken, welche die re-
ligiösen Heldenthaten der Johanniter darstellen,
die Verschönerung der Stadt, die Aquaducte:
Alles erinnert noch an die von diesem Orden em-
pfangenen Wohlthaten. Leider bot die revolutio-
näre Partei und mit dieser im schönen Bunde
des Protestantismus vermittelst ihrer Organe, des
berüchtigten "Mediteraneo", "il Portafoglio mal-
tese ", der "Malta=Times" und der "Malta Mail",
Alles auf, diese Gesinnung zu schwächen, und
entstellte zu diesem Endzwecke sogar die Thatsa-
chen, während die Katholiken bisheran gar keine
Organe besaßen. Sir O'Ferral hat mit Vergnü-
gen den Schutz eines katholisch=politischen Blattes,
"Tempo di Malta" genannt, übernommen, wel-
ches von M. Macciarelli, einem wackeren italie-
nischen Schriftsteller, redigirt wird. Mit welchem
Euthusiasmus die fast durchgängig katholische Be-
völkerung von Malta dieses Organ begrüßt, läßt
sich leicht denken.

   
Neuestes.

Der "Köln. Ztg." wird aus Frankfurt 9.
August geschrieben: Das zehnte Bundes-
Armeecorps ist wirklich aufgeboten
u.
die Statthalterschaft aufgefordert, der
" Bundesversammlung " Gehorsam zu
leisten. Jm Angesichte dieser Vorgänge
hat Preußen beschlossen, die in Wetzlar

u. Kreuznach zusammengezogenen Trup-
pen auf 60,000 Mann zu verstärken.

[ Diese und alle kriegerischen Nachrichten möchten

Rendsburg, 8. August. Gestern Abend rück-
ten zwei Bataillons, eine Batterie und 2 Schwa-
dronen gegen Friedrichstadt vor, wo 200 Mann
Jäger von unserm 1. Jägercorps, aber nördlich
der Stadt, sich verschanzt hatten. Zweimal stürm-
ten die Dänen und wurden abgeschlagen. Erst das
dritte Mal zogen die Unsrigen den ihnen früher
ertheilten Befehlen gemäß über die Eider sich zu-
rück. Die Dänen zündeten natürlich sofort bei
ihrem Einmarsch in Friedrichstadt einige Häuser an.

Hamburg, 7. August. Wir vernehmen fer-
ner aus Altona: daß in Folge der neulichen
Vorfälle aus Veranlassung der projectirten Volks-
versammlung Advokat Witt verhaftet, der bekannte
Demokrat Bracklow aber gesucht wurde, worauf
er, ohne daß man ihn fand, sich später persönlich
bei dem Polizeimeister Warnstedt einfand, um dem-
selben zu erklären: er, B., habe sich unter den
Schutz des engl. Gesandten in Hamburg gestellt.
Die Sache klingt freilich etwas räthselhaft, wir
müssen jedoch hinzufügen, daß Hr. B. auf freien
Füßen blieb. -- Telegraph=Direktor Schmidt, der
für seine Person nicht unbesorgt sein konnte, ging
nach Hamburg, woselbst er als Bürger ungefähr-
det ist.

   

Altona, 8. August. Die vor kurzem mitge-
theilte Nachricht, der Generalstabsarzt Prof. Dr.
Stromeyer sei nach Kopenhagen geschleppt bestä-
tigt sich nicht. Wie ich aus vollkommen zuver-
lässiger Quelle erfahre, hält derselbe sich bei sei-
nen Kranken in Schleswig auf.

   

Wien, 5. August. Ein Erlaß erläutert die
Verordnung vom 18. April d. J., inwieweit nem-
lich den Bischöfen das Recht der geistlichen Dis-
ciplin über den niedern Clerus zustehe, und wie
wie weit in dieser Hinsicht der Wirkungskreis der
politischen Behörde reiche. Ferner erschien eine
Vorschrift wegen der Concursprüfungen der Pfarr-
amts=Candidaten und wegen der Dispens von sol-
chen Prüfungen. Endlich erklärten die Bischöfe,
daß sie in dem kirchlichen Ritus im Gottesdienst
ohne Uebereinkommen mit den Diöcesansynoden keine
Veränderung vornehmen werden.

Wien, 7. August. So wie die Katholiken in
Linz, halten die Eclisten am 10. u. 11. Sept.
zu Stuttgart eine große Kirchenversammlung. Nach
den gedruckten Einladungsschreiben wird unter An-
derem festgestellt werden, wie sich die Prediger be-
züglich politischer Angelegenheiten zu benehmen ha-
ben, wie das beeinträchtigte Kirchenvermögen zu
schützen sei, ein evangel. Kalender ec.; Hauptge-
genstand aber ist: eine Conföderation der reformir-
ten, unirten und luth. Kirche, unter der Benen-
nung: „deutsch = evangel. Kirche,“ zu Stande zu
bringen.

Jn Venedig sind am 2. August, am Tage
des h. Jgnatz von Loyola, die Jesuiten -- zwölf
an der Zahl, den berühmten Gelehrten Pater Fer-
rari als Provincial an der Spitze -- in ihre
prächtige Kirche wieder eingezogen. Der Kardi-
nalpatriarch selbst hielt das Hochamt ab, wobei
derselbe mehreren hundert Gläubigen das Abend-
mahl reichte und eine große Menge von Kindern
firmte.

Berlin, 7. August. Der „Fr. O.=P.=A.=Z.“
werden über die gegenwärtige hiesige Ministerkrisis
folgende spezielle Mittheilungen gemacht: Schon
seit längerer Zeit gingen die politischen Ansichten
des Hrn. v. Radowitz und Hrn. v. Manteuffel
in Betreff der Richtung, welche Preußen in der
deutschen Frage einzuhalten habe, erheblich ausein-
ander. Während der letztere die Union als den
Kern der deutschen Einheitsfrage betrachtete, und
sie den großdeutschen Bestrebungen gegenüber un-
bedingt durchgesetzt wissen wollte, lenkte jener nach
einem Mittelwege ein, welcher darauf hinausführt,
in scheinbar drohender Haltung gegen Oesterreich
sich mit diesem über ein Aufgeben der Union zu
verständigen. Nachdem im Schooße der Regie-
rung jede dieser beiden Richtungen dahin gestrebt
hatte, sich an verschiedenen Maßregeln möglichst
zum Ausdruck zu bringen, wurde kürzlich eine an-
scheinend unerhebliche Frage Veranlassung zum
[Spaltenumbruch] Sprengen des seit lange gelockerten Bandes. Jn
eine der letzten Sitzungen des Ministerraths trat
Hr. v. Radowitz mit der Erklärung ein, er sei
von Sr. Maj. dem Könige beauftragt, der Bera-
thung des Ministeriums die Frage zu unterbreiten,
ob es nicht an der Zeit sei, Angesichts der uns
bedrohenden Eventualitäten die rheinische Landwehr
einzuberufen, da die Mainzer Vorgänge es erfor-
derten, daß man auf einen Krieg mit Oesterreich
gerüstet erscheine. Hr. v. Manteuffel erwiderte
daß er eine solche kostspielige und die Arbeiten
des Landmanns unterbrechende Rüstung nur dann
für gerechtfertigt halten könne, wenn man ent-
schlossen sei, dem deutschen Einheitsbedürfniß zu
genügen, indem man die Union den Ansprüchen
Oesterreichs gegenüber mit Entschiedenheit zur
Geltung bringe. Dazu aber sei die bloße Ein-
berufung der Landwehr nicht hinreichend, man müsse
vielmehr vorher über die Forderung einig sein,
die man an Oesterreich stellen, und ihm eventuell
mit den Waffen abzwingen wolle. Als Hr. v.
Radawitz hierauf einlenkend entgegnete, daß man
in diesem Sinne Oesterreich gar nicht bekriegen
wolle, sondern nur beabsichtige, den heftigen und
herausfordernden österreichischen Noten gegenüber
Preußens Ehre kräftig zu wahren, da brach end-
lich die trügerische Decke zwischen Schein und
Wahrheit. Hr. v. Manteuffel erklärte fest, seiner
Meinung nach sei die Ehre Preußens durch einen
solchen Krieg nicht gewahrt. Hiezu bedürfe es
ganz anderer Schritte. Schon seit Monaten habe
er sich dahin ausgesprochen, daß man die Union
entweder offen aufgeben müsse, und dann bedürfe
es keines Kriegs mit Oesterreich, oder daß man
sie definitiv constituiren und zur Anerkennung brin-
gen müsse, und dann müsse man damit beginnen,
die bundesbrüchigen Regierungen, namentlich Sach-
sen und Hannover, mit Waffengewalt zu ihrer
Pflicht zurückzuführen; daraus werde dann von
selbst der Krieg mit Oesterreich folgen, und wenn
man ihn aus diesem Grunde unternehme, so werde
er ihm seine volle Bestimmung auch nicht ver-
sagen. Wolle man für die verpsändete preußi-
sche Ehre das Schwert ziehen, so möge man,
worauf er schon seit Monaten gedrungen, sich
kräftig der Herzogthümer Schleswig=Holstein an-
nehmen und dort mit den Waffen in der Hand
die Verletzung von Rechten hindern, die Preußen
garantirt habe. Einen solchen Krieg wolle er,
selbst auf die Gefahr eines Kriegs mit Rußland
hin, unterstützen. Die Sache der deutschen Na-
tion zu führen erfordere die preußische Ehre, und
er werde von jetzt ab mit aller Entschiedenheit
seine Mitwirkung zu Maßregeln versagen, die,
ohne auf dieses Ziel gerichtet zu sein, dem Volke
fruchtlose Opfer auferlegten. Er erkläre sich ge-
gen jede leere Demonstration und noch mehr ge-
gen jeden unnützen, gegenstandlosen Krieg, und sei
bereit, wenn man diese seine Ansicht nicht theile,
sofort seine Entlassung zu fordern. Diese Rede
des Hrn. v. Manteuffel schloß die Sitzung des
Ministerraths. Weitere Verhandlungen und eine
nochmalige Sitzung sollen ihn bestimmt haben, in
der That sein Entlassungsgesuch bei Sr. Maj.
dem König einzureichen. Jnzwischen hat er, des-
sen Charakter jeder Jntrigue fern steht, den Ent-
schluß gefaßt, sich jedes persönlichen Einflusses auf
die Entscheidung des Königs zu enthalten, und ist
daher auf sein Landgut Kämmeritz in der Lausitz
abgereist. Es geschah dies gestern Nachmittag,
während am Abend in Sanssouci ein großes Fest
zu Ehren v. Haynau's stattfand. Seine Rückkehr
hat Hr. v. Manteuffel auf Donnerstag oder Frei-
tag festgesetzt. Jn den höchsten Kreisen sollen nun
eifrige Berathungen über die Schritte gepflogen
werden, die dieses unerwartete Ereigniß erfordert.
Man behauptet, daß der Prinz von Preußen in
einer Unterredung mit Hrn. v. Radowitz des letz-
tern Politik gemißbilligt, und daß der General
Graf v. d. Gröben sich bei dem König für die
von Hrn. v. Manteuffel vertretene energische Po-
litik ausgesprochen habe.

Berlin, 9. August. Es bestätigt sich, daß
die diesseitigen Bevollmächtigten bei der Bundes-
Central=Commission bereits vor einiger Zeit die
[Spaltenumbruch] bestimmtesten Jnstruktionen für den Fall erhalten
haben, daß das sogenannte Bundesplenum oder
der aus ihn hervorgehende „engere Rath“ die
Verwaltung des Bundes=Eigenthums, wie das
Archiv, die Kasse ec., in die Hand nehmen sollte.
Die preußische Regierung würde hierin einen ca-
sus belli
erkennen.

   
Fkankreich.

C Paris, 7. August. Einem Wiener Briefe
des „Journal des Debats“ zufolge hat Oester-
reich beschlossen, auf Besetzung Holsteins durch
deutsche Truppen hinzuwirken. Es geht von dem
Grundsatze aus, daß einem Sieg der Holsteiner
russische Jntervention folgen müsse, eine Nieder-
lage derselben zur Erbitterung des Volks beitrüge,
welch' beide Fälle der Demagogie zu Statten kä-
men. Jedenfalls glaubt Oesterreich dadurch das
Uebel mit der Wurzel auszurotten, und da zur
Besetzung ausdrücklich keine preußischen Truppen
verwendet werden sollen, kriegte nebenher auch
Preußen seinen Hieb weg. -- Auch die „ Mon-
tagne “ wählt aus ihrer Mitte eine permanente
Vertagungs=Commission, die ihren Sitz in Paris
hat. -- Den Mitgliedern des Aachener Eisen-
bahn = Congresses wurde gestern hier im Jarain
d'Hiver ein glänzendes Fest gegeben. Allen Län-
dern, resp. Fürsten, wurden Toaste ausgebracht,
nur Frankreich nicht, sondern blos den anwesenden
Franzosen. Ein Mitglied, welches diesen einen
Toast brachte, erklärte: man wolle mit Frankreich
warten, bis es wieder einen König habe.
Diese Aeußerung wurde sehr beifällig aufgenommen.

Jtalien.

Malta, 25. Juli. Seit drei Jahrhunderten
hatten wir das Glück, von einem religiösen Or-
den regiert zu werden; es geziemte sich also, daß
man uns auch einem katholischen Gouverneur gab.
Die englische Regierung hat dieses Bedürfniß
endlich erkannt, und durch die Ernennung des
Sir O'Ferral hat die Asyle de la Floriane, die
Klöster de Caspiena und selbst die Stadt de Sant'
Antonia, welche ehemals den Großmeistern gehör-
ten, den ehrw. Vätern Jesuiten eröffnet. Die
Bevölkerung von Malta und von Gozzo ist den
kirchlichen Orden mit einer besonderen Hingebung
zugethan; Alles spricht von ihnen und das An-
denken an den Orden des h. Johann ist noch in
frischem Angedenken. Die Domkirche, wo die
Gräber und die Statuen der berühmtesten Groß-
meister, der Cotoner, der Rohan, der Pinto, der
Manoël sich befinden, die Fresken, welche die re-
ligiösen Heldenthaten der Johanniter darstellen,
die Verschönerung der Stadt, die Aquaducte:
Alles erinnert noch an die von diesem Orden em-
pfangenen Wohlthaten. Leider bot die revolutio-
näre Partei und mit dieser im schönen Bunde
des Protestantismus vermittelst ihrer Organe, des
berüchtigten „Mediteraneo“, „il Portafoglio mal-
tese “, der „Malta=Times“ und der „Malta Mail“,
Alles auf, diese Gesinnung zu schwächen, und
entstellte zu diesem Endzwecke sogar die Thatsa-
chen, während die Katholiken bisheran gar keine
Organe besaßen. Sir O'Ferral hat mit Vergnü-
gen den Schutz eines katholisch=politischen Blattes,
„Tempo di Malta“ genannt, übernommen, wel-
ches von M. Macciarelli, einem wackeren italie-
nischen Schriftsteller, redigirt wird. Mit welchem
Euthusiasmus die fast durchgängig katholische Be-
völkerung von Malta dieses Organ begrüßt, läßt
sich leicht denken.

   
Neuestes.

Der „Köln. Ztg.“ wird aus Frankfurt 9.
August geschrieben: Das zehnte Bundes-
Armeecorps ist wirklich aufgeboten
u.
die Statthalterschaft aufgefordert, der
BundesversammlungGehorsam zu
leisten. Jm Angesichte dieser Vorgänge
hat Preußen beschlossen, die in Wetzlar

u. Kreuznach zusammengezogenen Trup-
pen auf 60,000 Mann zu verstärken.

[ Diese und alle kriegerischen Nachrichten möchten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jPoliticalNews">
          <pb facs="#f0003"/>
          <div type="jArticle">
            <p>Rendsburg, 8. August. Gestern Abend rück-<lb/>
ten zwei Bataillons, eine Batterie und 2 Schwa-<lb/>
dronen gegen Friedrichstadt vor, wo 200 Mann<lb/>
Jäger von unserm 1. Jägercorps, aber nördlich<lb/>
der Stadt, sich verschanzt hatten. Zweimal stürm-<lb/>
ten die Dänen und wurden abgeschlagen. Erst das<lb/>
dritte Mal zogen die Unsrigen den ihnen früher<lb/>
ertheilten Befehlen gemäß über die Eider sich zu-<lb/>
rück. Die Dänen zündeten natürlich sofort bei<lb/>
ihrem Einmarsch in Friedrichstadt einige Häuser an.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Hamburg, 7. August. Wir vernehmen fer-<lb/>
ner aus <hi rendition="#g">Altona:</hi> daß in Folge der neulichen<lb/>
Vorfälle aus Veranlassung der projectirten Volks-<lb/>
versammlung Advokat Witt verhaftet, der bekannte<lb/>
Demokrat Bracklow aber gesucht wurde, worauf<lb/>
er, ohne daß man ihn fand, sich später persönlich<lb/>
bei dem Polizeimeister Warnstedt einfand, um dem-<lb/>
selben zu erklären: er, B., habe sich unter den<lb/>
Schutz des engl. Gesandten in Hamburg gestellt.<lb/>
Die Sache klingt freilich etwas räthselhaft, wir<lb/>
müssen jedoch hinzufügen, daß Hr. B. auf freien<lb/>
Füßen blieb. -- Telegraph=Direktor Schmidt, der<lb/>
für seine Person nicht unbesorgt sein konnte, ging<lb/>
nach Hamburg, woselbst er als Bürger ungefähr-<lb/>
det ist.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( W.=Z. )</byline>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Altona, 8. August. Die vor kurzem mitge-<lb/>
theilte Nachricht, der Generalstabsarzt Prof. Dr.<lb/>
Stromeyer sei nach Kopenhagen geschleppt bestä-<lb/>
tigt sich nicht. Wie ich aus vollkommen zuver-<lb/>
lässiger Quelle erfahre, hält derselbe sich bei sei-<lb/>
nen Kranken in Schleswig auf.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( H. N. ) </byline>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Wien, 5. August. Ein Erlaß erläutert die<lb/>
Verordnung vom 18. April d. J., inwieweit nem-<lb/>
lich den Bischöfen das Recht der geistlichen Dis-<lb/>
ciplin über den niedern Clerus zustehe, und wie<lb/>
wie weit in dieser Hinsicht der Wirkungskreis der<lb/>
politischen Behörde reiche. Ferner erschien eine<lb/>
Vorschrift wegen der Concursprüfungen der Pfarr-<lb/>
amts=Candidaten und wegen der Dispens von sol-<lb/>
chen Prüfungen. Endlich erklärten die Bischöfe,<lb/>
daß sie in dem kirchlichen Ritus im Gottesdienst<lb/>
ohne Uebereinkommen mit den Diöcesansynoden keine<lb/>
Veränderung vornehmen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Wien, 7. August. So wie die Katholiken in<lb/>
Linz, halten die Eclisten am 10. u. 11. Sept.<lb/>
zu Stuttgart eine große Kirchenversammlung. Nach<lb/>
den gedruckten Einladungsschreiben wird unter An-<lb/>
derem festgestellt werden, wie sich die Prediger be-<lb/>
züglich politischer Angelegenheiten zu benehmen ha-<lb/>
ben, wie das beeinträchtigte Kirchenvermögen zu<lb/>
schützen sei, ein evangel. Kalender <abbr>ec.</abbr>; Hauptge-<lb/>
genstand aber ist: eine Conföderation der reformir-<lb/>
ten, unirten und luth. Kirche, unter der Benen-<lb/>
nung: &#x201E;deutsch = evangel. Kirche,&#x201C; zu Stande zu<lb/>
bringen.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Jn <hi rendition="#g">Venedig</hi> sind am 2. August, am Tage<lb/>
des h. Jgnatz von Loyola, die Jesuiten -- zwölf<lb/>
an der Zahl, den berühmten Gelehrten Pater Fer-<lb/>
rari als Provincial an der Spitze -- in ihre<lb/>
prächtige Kirche wieder eingezogen. Der Kardi-<lb/>
nalpatriarch selbst hielt das Hochamt ab, wobei<lb/>
derselbe mehreren hundert Gläubigen das Abend-<lb/>
mahl reichte und eine große Menge von Kindern<lb/>
firmte.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Berlin, 7. August. Der &#x201E;Fr. O.=P.=A.=Z.&#x201C;<lb/>
werden über die gegenwärtige hiesige Ministerkrisis<lb/>
folgende spezielle Mittheilungen gemacht: Schon<lb/>
seit längerer Zeit gingen die politischen Ansichten<lb/>
des Hrn. v. Radowitz und Hrn. v. Manteuffel<lb/>
in Betreff der Richtung, welche Preußen in der<lb/>
deutschen Frage einzuhalten habe, erheblich ausein-<lb/>
ander. Während der letztere die Union als den<lb/>
Kern der deutschen Einheitsfrage betrachtete, und<lb/>
sie den großdeutschen Bestrebungen gegenüber un-<lb/>
bedingt durchgesetzt wissen wollte, lenkte jener nach<lb/>
einem Mittelwege ein, welcher darauf hinausführt,<lb/>
in scheinbar drohender Haltung gegen Oesterreich<lb/>
sich mit diesem über ein Aufgeben der Union zu<lb/>
verständigen. Nachdem im Schooße der Regie-<lb/>
rung jede dieser beiden Richtungen dahin gestrebt<lb/>
hatte, sich an verschiedenen Maßregeln möglichst<lb/>
zum Ausdruck zu bringen, wurde kürzlich eine an-<lb/>
scheinend unerhebliche Frage Veranlassung zum<lb/><cb/>
Sprengen des seit lange gelockerten Bandes. Jn<lb/>
eine der letzten Sitzungen des Ministerraths trat<lb/>
Hr. v. Radowitz mit der Erklärung ein, er sei<lb/>
von Sr. Maj. dem Könige beauftragt, der Bera-<lb/>
thung des Ministeriums die Frage zu unterbreiten,<lb/>
ob es nicht an der Zeit sei, Angesichts der uns<lb/>
bedrohenden Eventualitäten die rheinische Landwehr<lb/>
einzuberufen, da die Mainzer Vorgänge es erfor-<lb/>
derten, daß man auf einen Krieg mit Oesterreich<lb/>
gerüstet erscheine. Hr. v. Manteuffel erwiderte<lb/>
daß er eine solche kostspielige und die Arbeiten<lb/>
des Landmanns unterbrechende Rüstung nur dann<lb/>
für gerechtfertigt halten könne, wenn man ent-<lb/>
schlossen sei, dem deutschen Einheitsbedürfniß zu<lb/>
genügen, indem man die Union den Ansprüchen<lb/>
Oesterreichs gegenüber mit Entschiedenheit zur<lb/>
Geltung bringe. Dazu aber sei die bloße Ein-<lb/>
berufung der Landwehr nicht hinreichend, man müsse<lb/>
vielmehr vorher über die Forderung einig sein,<lb/>
die man an Oesterreich stellen, und ihm eventuell<lb/>
mit den Waffen abzwingen wolle. Als Hr. v.<lb/>
Radawitz hierauf einlenkend entgegnete, daß man<lb/>
in <hi rendition="#g">diesem</hi> Sinne Oesterreich gar nicht bekriegen<lb/>
wolle, sondern nur beabsichtige, den heftigen und<lb/>
herausfordernden österreichischen Noten gegenüber<lb/>
Preußens Ehre kräftig zu wahren, da brach end-<lb/>
lich die trügerische Decke zwischen Schein und<lb/>
Wahrheit. Hr. v. Manteuffel erklärte fest, seiner<lb/>
Meinung nach sei die Ehre Preußens durch einen<lb/>
solchen Krieg nicht gewahrt. Hiezu bedürfe es<lb/>
ganz anderer Schritte. Schon seit Monaten habe<lb/>
er sich dahin ausgesprochen, daß man die Union<lb/>
entweder offen aufgeben müsse, und dann bedürfe<lb/>
es keines Kriegs mit Oesterreich, oder daß man<lb/>
sie definitiv constituiren und zur Anerkennung brin-<lb/>
gen müsse, und dann müsse man damit beginnen,<lb/>
die bundesbrüchigen Regierungen, namentlich Sach-<lb/>
sen und Hannover, mit Waffengewalt zu ihrer<lb/>
Pflicht zurückzuführen; daraus werde dann von<lb/>
selbst der Krieg mit Oesterreich folgen, und wenn<lb/>
man ihn aus diesem Grunde unternehme, so werde<lb/>
er ihm seine volle Bestimmung auch nicht ver-<lb/>
sagen. Wolle man für die verpsändete preußi-<lb/>
sche Ehre das Schwert ziehen, so möge man,<lb/>
worauf er schon seit Monaten gedrungen, sich<lb/>
kräftig der Herzogthümer Schleswig=Holstein an-<lb/>
nehmen und dort mit den Waffen in der Hand<lb/>
die Verletzung von Rechten hindern, die Preußen<lb/>
garantirt habe. Einen solchen Krieg wolle er,<lb/>
selbst auf die Gefahr eines Kriegs mit Rußland<lb/>
hin, unterstützen. Die Sache der deutschen Na-<lb/>
tion zu führen erfordere die preußische Ehre, und<lb/>
er werde von jetzt ab mit aller Entschiedenheit<lb/>
seine Mitwirkung zu Maßregeln versagen, die,<lb/>
ohne auf dieses Ziel gerichtet zu sein, dem Volke<lb/>
fruchtlose Opfer auferlegten. Er erkläre sich ge-<lb/>
gen jede leere Demonstration und noch mehr ge-<lb/>
gen jeden unnützen, gegenstandlosen Krieg, und sei<lb/>
bereit, wenn man diese seine Ansicht nicht theile,<lb/>
sofort seine Entlassung zu fordern. Diese Rede<lb/>
des Hrn. v. Manteuffel schloß die Sitzung des<lb/>
Ministerraths. Weitere Verhandlungen und eine<lb/>
nochmalige Sitzung sollen ihn bestimmt haben, in<lb/>
der That sein Entlassungsgesuch bei Sr. Maj.<lb/>
dem König einzureichen. Jnzwischen hat er, des-<lb/>
sen Charakter jeder Jntrigue fern steht, den Ent-<lb/>
schluß gefaßt, sich jedes persönlichen Einflusses auf<lb/>
die Entscheidung des Königs zu enthalten, und ist<lb/>
daher auf sein Landgut Kämmeritz in der Lausitz<lb/>
abgereist. Es geschah dies gestern Nachmittag,<lb/>
während am Abend in Sanssouci ein großes Fest<lb/>
zu Ehren v. Haynau's stattfand. Seine Rückkehr<lb/>
hat Hr. v. Manteuffel auf Donnerstag oder Frei-<lb/>
tag festgesetzt. Jn den höchsten Kreisen sollen nun<lb/>
eifrige Berathungen über die Schritte gepflogen<lb/>
werden, die dieses unerwartete Ereigniß erfordert.<lb/>
Man behauptet, daß der Prinz von Preußen in<lb/>
einer Unterredung mit Hrn. v. Radowitz des letz-<lb/>
tern Politik gemißbilligt, und daß der General<lb/>
Graf v. d. Gröben sich bei dem König für die<lb/>
von Hrn. v. Manteuffel vertretene energische Po-<lb/>
litik ausgesprochen habe.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Berlin, 9. August. Es bestätigt sich, daß<lb/>
die diesseitigen Bevollmächtigten bei der Bundes-<lb/>
Central=Commission bereits vor einiger Zeit die<lb/><cb/>
bestimmtesten Jnstruktionen für den Fall erhalten<lb/>
haben, daß das sogenannte Bundesplenum oder<lb/>
der aus ihn hervorgehende &#x201E;engere Rath&#x201C; die<lb/>
Verwaltung des Bundes=Eigenthums, wie das<lb/>
Archiv, die Kasse <abbr>ec.</abbr>, in die Hand nehmen sollte.<lb/>
Die preußische Regierung würde hierin einen <hi rendition="#aq">ca-<lb/>
sus belli</hi> erkennen.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( N. Pr. Z. ) </byline>
          </div>
        </div><lb/>
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Fkankreich</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#aq">C</hi> Paris, 7. August. Einem Wiener Briefe<lb/>
des &#x201E;Journal des Debats&#x201C; zufolge hat Oester-<lb/>
reich beschlossen, auf Besetzung Holsteins durch<lb/>
deutsche Truppen hinzuwirken. Es geht von dem<lb/>
Grundsatze aus, daß einem Sieg der Holsteiner<lb/>
russische Jntervention folgen müsse, eine Nieder-<lb/>
lage derselben zur Erbitterung des Volks beitrüge,<lb/>
welch' beide Fälle der Demagogie zu Statten kä-<lb/>
men. Jedenfalls glaubt Oesterreich dadurch das<lb/>
Uebel mit der Wurzel auszurotten, und da zur<lb/>
Besetzung ausdrücklich keine preußischen Truppen<lb/>
verwendet werden sollen, kriegte nebenher auch<lb/>
Preußen seinen Hieb weg. -- Auch die &#x201E; Mon-<lb/>
tagne &#x201C; wählt aus ihrer Mitte eine permanente<lb/>
Vertagungs=Commission, die ihren Sitz in Paris<lb/>
hat. -- Den Mitgliedern des Aachener Eisen-<lb/>
bahn = Congresses wurde gestern hier im Jarain<lb/>
d'Hiver ein glänzendes Fest gegeben. Allen Län-<lb/>
dern, resp. Fürsten, wurden Toaste ausgebracht,<lb/>
nur Frankreich nicht, sondern blos den anwesenden<lb/>
Franzosen. Ein Mitglied, welches diesen einen<lb/>
Toast brachte, erklärte: man wolle mit Frankreich<lb/>
warten, <hi rendition="#g">bis es wieder einen König habe.</hi><lb/>
Diese Aeußerung wurde sehr beifällig aufgenommen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Jtalien</hi>.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>Malta, 25. Juli. Seit drei Jahrhunderten<lb/>
hatten wir das Glück, von einem religiösen Or-<lb/>
den regiert zu werden; es geziemte sich also, daß<lb/>
man uns auch einem katholischen Gouverneur gab.<lb/>
Die englische Regierung hat dieses Bedürfniß<lb/>
endlich erkannt, und durch die Ernennung des<lb/>
Sir O'Ferral hat die Asyle de la Floriane, die<lb/>
Klöster de Caspiena und selbst die Stadt de Sant'<lb/>
Antonia, welche ehemals den Großmeistern gehör-<lb/>
ten, den ehrw. Vätern Jesuiten eröffnet. Die<lb/>
Bevölkerung von Malta und von Gozzo ist den<lb/>
kirchlichen Orden mit einer besonderen Hingebung<lb/>
zugethan; Alles spricht von ihnen und das An-<lb/>
denken an den Orden des h. Johann ist noch in<lb/>
frischem Angedenken. Die Domkirche, wo die<lb/>
Gräber und die Statuen der berühmtesten Groß-<lb/>
meister, der Cotoner, der Rohan, der Pinto, der<lb/>
Mano<hi rendition="#aq">ë</hi>l sich befinden, die Fresken, welche die re-<lb/>
ligiösen Heldenthaten der Johanniter darstellen,<lb/>
die Verschönerung der Stadt, die Aquaducte:<lb/>
Alles erinnert noch an die von diesem Orden em-<lb/>
pfangenen Wohlthaten. Leider bot die revolutio-<lb/>
näre Partei und mit dieser im schönen Bunde<lb/>
des Protestantismus vermittelst ihrer Organe, des<lb/>
berüchtigten &#x201E;Mediteraneo&#x201C;, &#x201E;il Portafoglio mal-<lb/>
tese &#x201C;, der &#x201E;Malta=Times&#x201C; und der &#x201E;Malta Mail&#x201C;,<lb/>
Alles auf, diese Gesinnung zu schwächen, und<lb/>
entstellte zu diesem Endzwecke sogar die Thatsa-<lb/>
chen, während die Katholiken bisheran gar keine<lb/>
Organe besaßen. Sir O'Ferral hat mit Vergnü-<lb/>
gen den Schutz eines katholisch=politischen Blattes,<lb/>
&#x201E;Tempo di Malta&#x201C; genannt, übernommen, wel-<lb/>
ches von M. Macciarelli, einem wackeren italie-<lb/>
nischen Schriftsteller, redigirt wird. Mit welchem<lb/>
Euthusiasmus die fast durchgängig katholische Be-<lb/>
völkerung von Malta dieses Organ begrüßt, läßt<lb/>
sich leicht denken.</p>
            <space dim="horizontal"/>
            <byline>( D. V. ) </byline>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Neuestes</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <p>Der &#x201E;Köln. Ztg.&#x201C; wird aus Frankfurt 9.<lb/>
August geschrieben: <hi rendition="#g">Das zehnte Bundes-<lb/>
Armeecorps ist wirklich aufgeboten</hi> u.<lb/><hi rendition="#g">die Statthalterschaft aufgefordert, der</hi><lb/>
&#x201E; <hi rendition="#g">Bundesversammlung</hi> &#x201C; <hi rendition="#g">Gehorsam zu<lb/>
leisten. Jm Angesichte dieser Vorgänge<lb/>
hat Preußen beschlossen, die in Wetzlar</hi><lb/>
u. <hi rendition="#g">Kreuznach zusammengezogenen Trup-<lb/>
pen auf 60,000 Mann zu verstärken.</hi><lb/>
[ Diese und alle kriegerischen Nachrichten möchten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0003] Rendsburg, 8. August. Gestern Abend rück- ten zwei Bataillons, eine Batterie und 2 Schwa- dronen gegen Friedrichstadt vor, wo 200 Mann Jäger von unserm 1. Jägercorps, aber nördlich der Stadt, sich verschanzt hatten. Zweimal stürm- ten die Dänen und wurden abgeschlagen. Erst das dritte Mal zogen die Unsrigen den ihnen früher ertheilten Befehlen gemäß über die Eider sich zu- rück. Die Dänen zündeten natürlich sofort bei ihrem Einmarsch in Friedrichstadt einige Häuser an. Hamburg, 7. August. Wir vernehmen fer- ner aus Altona: daß in Folge der neulichen Vorfälle aus Veranlassung der projectirten Volks- versammlung Advokat Witt verhaftet, der bekannte Demokrat Bracklow aber gesucht wurde, worauf er, ohne daß man ihn fand, sich später persönlich bei dem Polizeimeister Warnstedt einfand, um dem- selben zu erklären: er, B., habe sich unter den Schutz des engl. Gesandten in Hamburg gestellt. Die Sache klingt freilich etwas räthselhaft, wir müssen jedoch hinzufügen, daß Hr. B. auf freien Füßen blieb. -- Telegraph=Direktor Schmidt, der für seine Person nicht unbesorgt sein konnte, ging nach Hamburg, woselbst er als Bürger ungefähr- det ist. ( W.=Z. ) Altona, 8. August. Die vor kurzem mitge- theilte Nachricht, der Generalstabsarzt Prof. Dr. Stromeyer sei nach Kopenhagen geschleppt bestä- tigt sich nicht. Wie ich aus vollkommen zuver- lässiger Quelle erfahre, hält derselbe sich bei sei- nen Kranken in Schleswig auf. ( H. N. ) Wien, 5. August. Ein Erlaß erläutert die Verordnung vom 18. April d. J., inwieweit nem- lich den Bischöfen das Recht der geistlichen Dis- ciplin über den niedern Clerus zustehe, und wie wie weit in dieser Hinsicht der Wirkungskreis der politischen Behörde reiche. Ferner erschien eine Vorschrift wegen der Concursprüfungen der Pfarr- amts=Candidaten und wegen der Dispens von sol- chen Prüfungen. Endlich erklärten die Bischöfe, daß sie in dem kirchlichen Ritus im Gottesdienst ohne Uebereinkommen mit den Diöcesansynoden keine Veränderung vornehmen werden. Wien, 7. August. So wie die Katholiken in Linz, halten die Eclisten am 10. u. 11. Sept. zu Stuttgart eine große Kirchenversammlung. Nach den gedruckten Einladungsschreiben wird unter An- derem festgestellt werden, wie sich die Prediger be- züglich politischer Angelegenheiten zu benehmen ha- ben, wie das beeinträchtigte Kirchenvermögen zu schützen sei, ein evangel. Kalender ec.; Hauptge- genstand aber ist: eine Conföderation der reformir- ten, unirten und luth. Kirche, unter der Benen- nung: „deutsch = evangel. Kirche,“ zu Stande zu bringen. Jn Venedig sind am 2. August, am Tage des h. Jgnatz von Loyola, die Jesuiten -- zwölf an der Zahl, den berühmten Gelehrten Pater Fer- rari als Provincial an der Spitze -- in ihre prächtige Kirche wieder eingezogen. Der Kardi- nalpatriarch selbst hielt das Hochamt ab, wobei derselbe mehreren hundert Gläubigen das Abend- mahl reichte und eine große Menge von Kindern firmte. Berlin, 7. August. Der „Fr. O.=P.=A.=Z.“ werden über die gegenwärtige hiesige Ministerkrisis folgende spezielle Mittheilungen gemacht: Schon seit längerer Zeit gingen die politischen Ansichten des Hrn. v. Radowitz und Hrn. v. Manteuffel in Betreff der Richtung, welche Preußen in der deutschen Frage einzuhalten habe, erheblich ausein- ander. Während der letztere die Union als den Kern der deutschen Einheitsfrage betrachtete, und sie den großdeutschen Bestrebungen gegenüber un- bedingt durchgesetzt wissen wollte, lenkte jener nach einem Mittelwege ein, welcher darauf hinausführt, in scheinbar drohender Haltung gegen Oesterreich sich mit diesem über ein Aufgeben der Union zu verständigen. Nachdem im Schooße der Regie- rung jede dieser beiden Richtungen dahin gestrebt hatte, sich an verschiedenen Maßregeln möglichst zum Ausdruck zu bringen, wurde kürzlich eine an- scheinend unerhebliche Frage Veranlassung zum Sprengen des seit lange gelockerten Bandes. Jn eine der letzten Sitzungen des Ministerraths trat Hr. v. Radowitz mit der Erklärung ein, er sei von Sr. Maj. dem Könige beauftragt, der Bera- thung des Ministeriums die Frage zu unterbreiten, ob es nicht an der Zeit sei, Angesichts der uns bedrohenden Eventualitäten die rheinische Landwehr einzuberufen, da die Mainzer Vorgänge es erfor- derten, daß man auf einen Krieg mit Oesterreich gerüstet erscheine. Hr. v. Manteuffel erwiderte daß er eine solche kostspielige und die Arbeiten des Landmanns unterbrechende Rüstung nur dann für gerechtfertigt halten könne, wenn man ent- schlossen sei, dem deutschen Einheitsbedürfniß zu genügen, indem man die Union den Ansprüchen Oesterreichs gegenüber mit Entschiedenheit zur Geltung bringe. Dazu aber sei die bloße Ein- berufung der Landwehr nicht hinreichend, man müsse vielmehr vorher über die Forderung einig sein, die man an Oesterreich stellen, und ihm eventuell mit den Waffen abzwingen wolle. Als Hr. v. Radawitz hierauf einlenkend entgegnete, daß man in diesem Sinne Oesterreich gar nicht bekriegen wolle, sondern nur beabsichtige, den heftigen und herausfordernden österreichischen Noten gegenüber Preußens Ehre kräftig zu wahren, da brach end- lich die trügerische Decke zwischen Schein und Wahrheit. Hr. v. Manteuffel erklärte fest, seiner Meinung nach sei die Ehre Preußens durch einen solchen Krieg nicht gewahrt. Hiezu bedürfe es ganz anderer Schritte. Schon seit Monaten habe er sich dahin ausgesprochen, daß man die Union entweder offen aufgeben müsse, und dann bedürfe es keines Kriegs mit Oesterreich, oder daß man sie definitiv constituiren und zur Anerkennung brin- gen müsse, und dann müsse man damit beginnen, die bundesbrüchigen Regierungen, namentlich Sach- sen und Hannover, mit Waffengewalt zu ihrer Pflicht zurückzuführen; daraus werde dann von selbst der Krieg mit Oesterreich folgen, und wenn man ihn aus diesem Grunde unternehme, so werde er ihm seine volle Bestimmung auch nicht ver- sagen. Wolle man für die verpsändete preußi- sche Ehre das Schwert ziehen, so möge man, worauf er schon seit Monaten gedrungen, sich kräftig der Herzogthümer Schleswig=Holstein an- nehmen und dort mit den Waffen in der Hand die Verletzung von Rechten hindern, die Preußen garantirt habe. Einen solchen Krieg wolle er, selbst auf die Gefahr eines Kriegs mit Rußland hin, unterstützen. Die Sache der deutschen Na- tion zu führen erfordere die preußische Ehre, und er werde von jetzt ab mit aller Entschiedenheit seine Mitwirkung zu Maßregeln versagen, die, ohne auf dieses Ziel gerichtet zu sein, dem Volke fruchtlose Opfer auferlegten. Er erkläre sich ge- gen jede leere Demonstration und noch mehr ge- gen jeden unnützen, gegenstandlosen Krieg, und sei bereit, wenn man diese seine Ansicht nicht theile, sofort seine Entlassung zu fordern. Diese Rede des Hrn. v. Manteuffel schloß die Sitzung des Ministerraths. Weitere Verhandlungen und eine nochmalige Sitzung sollen ihn bestimmt haben, in der That sein Entlassungsgesuch bei Sr. Maj. dem König einzureichen. Jnzwischen hat er, des- sen Charakter jeder Jntrigue fern steht, den Ent- schluß gefaßt, sich jedes persönlichen Einflusses auf die Entscheidung des Königs zu enthalten, und ist daher auf sein Landgut Kämmeritz in der Lausitz abgereist. Es geschah dies gestern Nachmittag, während am Abend in Sanssouci ein großes Fest zu Ehren v. Haynau's stattfand. Seine Rückkehr hat Hr. v. Manteuffel auf Donnerstag oder Frei- tag festgesetzt. Jn den höchsten Kreisen sollen nun eifrige Berathungen über die Schritte gepflogen werden, die dieses unerwartete Ereigniß erfordert. Man behauptet, daß der Prinz von Preußen in einer Unterredung mit Hrn. v. Radowitz des letz- tern Politik gemißbilligt, und daß der General Graf v. d. Gröben sich bei dem König für die von Hrn. v. Manteuffel vertretene energische Po- litik ausgesprochen habe. Berlin, 9. August. Es bestätigt sich, daß die diesseitigen Bevollmächtigten bei der Bundes- Central=Commission bereits vor einiger Zeit die bestimmtesten Jnstruktionen für den Fall erhalten haben, daß das sogenannte Bundesplenum oder der aus ihn hervorgehende „engere Rath“ die Verwaltung des Bundes=Eigenthums, wie das Archiv, die Kasse ec., in die Hand nehmen sollte. Die preußische Regierung würde hierin einen ca- sus belli erkennen. ( N. Pr. Z. ) Fkankreich. C Paris, 7. August. Einem Wiener Briefe des „Journal des Debats“ zufolge hat Oester- reich beschlossen, auf Besetzung Holsteins durch deutsche Truppen hinzuwirken. Es geht von dem Grundsatze aus, daß einem Sieg der Holsteiner russische Jntervention folgen müsse, eine Nieder- lage derselben zur Erbitterung des Volks beitrüge, welch' beide Fälle der Demagogie zu Statten kä- men. Jedenfalls glaubt Oesterreich dadurch das Uebel mit der Wurzel auszurotten, und da zur Besetzung ausdrücklich keine preußischen Truppen verwendet werden sollen, kriegte nebenher auch Preußen seinen Hieb weg. -- Auch die „ Mon- tagne “ wählt aus ihrer Mitte eine permanente Vertagungs=Commission, die ihren Sitz in Paris hat. -- Den Mitgliedern des Aachener Eisen- bahn = Congresses wurde gestern hier im Jarain d'Hiver ein glänzendes Fest gegeben. Allen Län- dern, resp. Fürsten, wurden Toaste ausgebracht, nur Frankreich nicht, sondern blos den anwesenden Franzosen. Ein Mitglied, welches diesen einen Toast brachte, erklärte: man wolle mit Frankreich warten, bis es wieder einen König habe. Diese Aeußerung wurde sehr beifällig aufgenommen. Jtalien. Malta, 25. Juli. Seit drei Jahrhunderten hatten wir das Glück, von einem religiösen Or- den regiert zu werden; es geziemte sich also, daß man uns auch einem katholischen Gouverneur gab. Die englische Regierung hat dieses Bedürfniß endlich erkannt, und durch die Ernennung des Sir O'Ferral hat die Asyle de la Floriane, die Klöster de Caspiena und selbst die Stadt de Sant' Antonia, welche ehemals den Großmeistern gehör- ten, den ehrw. Vätern Jesuiten eröffnet. Die Bevölkerung von Malta und von Gozzo ist den kirchlichen Orden mit einer besonderen Hingebung zugethan; Alles spricht von ihnen und das An- denken an den Orden des h. Johann ist noch in frischem Angedenken. Die Domkirche, wo die Gräber und die Statuen der berühmtesten Groß- meister, der Cotoner, der Rohan, der Pinto, der Manoël sich befinden, die Fresken, welche die re- ligiösen Heldenthaten der Johanniter darstellen, die Verschönerung der Stadt, die Aquaducte: Alles erinnert noch an die von diesem Orden em- pfangenen Wohlthaten. Leider bot die revolutio- näre Partei und mit dieser im schönen Bunde des Protestantismus vermittelst ihrer Organe, des berüchtigten „Mediteraneo“, „il Portafoglio mal- tese “, der „Malta=Times“ und der „Malta Mail“, Alles auf, diese Gesinnung zu schwächen, und entstellte zu diesem Endzwecke sogar die Thatsa- chen, während die Katholiken bisheran gar keine Organe besaßen. Sir O'Ferral hat mit Vergnü- gen den Schutz eines katholisch=politischen Blattes, „Tempo di Malta“ genannt, übernommen, wel- ches von M. Macciarelli, einem wackeren italie- nischen Schriftsteller, redigirt wird. Mit welchem Euthusiasmus die fast durchgängig katholische Be- völkerung von Malta dieses Organ begrüßt, läßt sich leicht denken. ( D. V. ) Neuestes. Der „Köln. Ztg.“ wird aus Frankfurt 9. August geschrieben: Das zehnte Bundes- Armeecorps ist wirklich aufgeboten u. die Statthalterschaft aufgefordert, der „ Bundesversammlung “ Gehorsam zu leisten. Jm Angesichte dieser Vorgänge hat Preußen beschlossen, die in Wetzlar u. Kreuznach zusammengezogenen Trup- pen auf 60,000 Mann zu verstärken. [ Diese und alle kriegerischen Nachrichten möchten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische192_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische192_1850/3
Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 192. Würzburg, 12. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische192_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.