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Die Bayerische Presse. Nr. 255. Würzburg, 24. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] rückzunehmen, wenn der König auf drei Bedingun-
gen eingehe: 1 ) den Hauptmann Grafen v. Pla-
ten aus seiner Nähe zu entfernen; 2 ) die stän-
disch berathenen organischen Gesetze zu publiciren;
3 ) dem Legationsrath Detmold Jnstruktion zu
ertheilen, in Frankfurt auf Wiederherstellung des
Bundes, aber mit einem Volkshause, zu drin-
gen." Eine gleichlautende Nachricht bringt die
ministerielle Correspondenz des "Hamb. Corr."

   

Oldenburg, 19. Okt. Das Erwartete ist
geschehen. Durch großherzogl. Verordnung vom
heutigen Tage ist der Landtag aufgelöst und ein
neuer auf den 18. Dez. d. J. berufen, dessen
Dauer auf 8 Wochen bestimmt ist. Die Neu-
wahlen sollen sofort vorgenommen werden.

   

Wien, 19. Okt. Außerordentlich befriedigt
ist der Kaiser aus Bregenz zurückgekehrt, zumal
soll die Begegnung mit dem Könige von Würt-
temberg, der im Glanze seines militärischen Ruh-
mes erschien, Eindruck auf ihn gemacht haben.
Man spricht davon, daß das Husarenregiment,
dessen dermaliger Jnhaber der König ist, auf alle
Zeiten seinen Namen tragen solle, eine Auszeich-
nung, die nur der Kaiser Alexander, Erzherzog
Karl, Wellington und der verstorbene Friedrich
Wilhelm III. genießen, als bleibendes Gedächt-
niß an die französischen Feldzüge. -- Die bessere
Erkenntniß, welche, wie es scheint, der württem-
bergischen Landesversammlung gekommen ist, hatte
die Frage einer österreichischen Jntervention vor-
läufig beseitigt und die Verständigung der beiden
Monarchen wird nur dazu beitragen, jene Erkennt-
niß zu erhalten und den demokratischen Elemen-
ten der Kammer die nöthige Mäßigung anzuem-
pfehlen. Wenn wir gut berichtet sind, so ist von
politischen Gegenständen vornehmlich einer betreffs
gemeinschaftlicher und nächster Maßregeln bera-
then worden. Dieser ist die Besetzung Badens
durch Preußen, welche der König von Württem-
berg mit doppelt mißgünstigen Augen betrachtet,
als durch die Abtretung des Hohenzollern ohne-
dies die preußische Macht im Herzen seines Lan-
des Fuß gefaßt hat. Es ist wohl anzunehmen,
daß, wenn sich das Berliner Cabinet zur Zurück-
ziehung seiner Truppen aus Baden und umge-
kehrt der Heimsendung der badischen Truppen in
ihr Vaterland verstehen würde, man ihm in sei-
nen norddeutschen Unionsplänen freiere Hand be-
lassen und keinesfalls principielle Hindernisse be-
reiten würde.

   

Stettin, Die preußische Regierung hat in
England zwei Kriegs = Dampfregatten, jede mit
sechs 25pfündigen Bomben=Kanonen, angekauft.
Sobald der "preußische Adler" hierher zurückge-
kehrt ist, werden auf ihm 4 Offiziere, 4 Unter-
offiziere und 30 Mann nach England abgehen, um
die beiden Fahrzeuge dort in Empfang zu nehmen
und hierher zu geleiten, wo sie alsdann armirt
und zu einer großen Uebungsreise mit der Mann-
schaft ausgerüstet werden sollen. Das Commando
wird wahrscheinlich der Lieutenant Jachmann oder
Herrmann übernehmen.

   
Jtalien.

Schreiben des heiligen Vaters Pius IX. an
den Erzbischof von Vercelli. Unserem Ehrwürdi-
gen Bruder Alexander, Erzbischof von Vercelli,
Gruß und apostolischen Segen. Wenn die höchst
traurigen Ereignisse, die sich in Piemont tagtäg-
lich anhäufen, Dir sowohl, wie auch Unsern üb-
rigen Ehrwürdigen Brüdern, den Bischöfen der
Kirchenprovinz Vercelli, den größten Schmerz ver-
ursacht haben, so können Wir die tiefe Betrübniß
oder vielmehr den Kummer, die unser Herz quä-
len und zerreißen, unmöglich mit Worten wieder-
geben. Jndem wir aber fest vertrauen, daß Un-
sere Ehrwürdigen Brüder die Bischöfe des ganzen
Königreiches, die Geistlichkeit und alle noch guten
Gläubigen mit der Kraft der himmlischen Gnade,
welche vom allmächtigen Gotte erfleht werden
muß, muthig und mit großer Seele widerstehen
werden, haben wir es für nothwendig erachtet,
Allen auseinanderzusetzen, welches das wahre Sach-
[Spaltenumbruch] verhältniß und der Stand der Dinge ist, damit
sie nicht überlistet oder in Jrrthum geführt wer-
den. Der apostolische Stuhl ist, einer liebenden
Mutter gleich, stets bereit, seine wohlwollende Hand
auszustrecken, um geeignete Mittel anzuwenden,
und die Wunden zu heilen, die jenem Theile der
Kirche Jesu Christi geschlagen werden. Dieses
Ziel, was Uns so sehr am Herzen lag, hat aber
nicht erreicht werden können, wie wir es gewünscht
hätten. Wie könnten in der That Unterhandlun-
gen eröffnet werden, die den Weg zu Conferenzen
bahnen, und Traktate, welche über die nothwen-
digen und gerechten, der Kirche zu gewährenden
Freiheiten enthalten, herbeiführen sollen, da die
piemontesische Regierung durch den jüngst zu Uns
gesandten achtbaren Mann behauptet, daß sie, in-
dem sie unlängst die bekannten Gesetze promulgirte,
nur von ihrem Rechte Gebrauch gemacht habe;
wodurch allerdings jedes vorhergehende Benehmen
mit dem apostolischen Stuhle ausgeschlossen wird,
ungeachtet doch zwischen dem heiligen Stuhle und
dieser Regierung eine feierliche Convention existirt.
Nicht genug, daß dieser Mann ein so absurdes
und unhaltbares Prinzip aufstellt, er wagt es gar
noch, hinzuzufügen, daß zur Wiederherstellung des
Friedens der piemontessischen Kirche Nichts wirk-
samer sein würde, als Unseren Ehrwürdigen Bruder
Aloysius Fransoni, Erzbischof von Turin, zur Ab-
dankung seines Stuhles zu zwingen, um dann
desto leichter den Weg anzubahnen, eine neue
Uebereinkunft, zur Regelung anderer Angelegen-
heiten, welche zur piemontesischen Kirche gehören
können, abzuschließen. Du siehst wohl, Ehrwür-
diger Bruder, daß dieses Ansinnen und diese
Handlungsweise dahin zielen, den heiligen Stuhl
an der Schwächung und Ausrottung jener heilsa-
men Grundsätze, auf welche er selbst vorzugsweise
sich stützt, mit theilnehmen zu lassen, und ihn zu
bewegen, einen ausgezeichneten, und in jeder Hin-
sicht lobenswerthen Bischof, der schon sehr betrübt
und verfolgt worden ist, zu strafen, weil er seine
Pfarrer belehrt hat, welchen die Sakramente zu
spenden, und welchen sie zu verweigern seien: eine
Gewalt, die, wie ein Jeder weiß, einzig und al-
lein der Kirche zusteht. Wie könnte überdies der
apostolische Stuhl einer neuen Uebereinkunft Glau-
ben schenken, da ein anderes feierliches Concordat
verachtet und mit Füßen getreten wurde, von wel-
cher sicherlich zu beklagenden Handlung die pie-
montesische Regierung nicht einmal Erwähnung
gethan haben will. Mit dem bittersten Schmerze
thuen Wir dieses Alles kund, Ehrwürdiger Bru-
der, damit Du einsehest, daß durch das Benehmen
jener Regierung, der Wir entgegenkommen woll-
ten, Unsere heißesten Wünsche vereitelt sind. Und
Wir können sicherlich nicht dahin gelangen, ohne
Zugeständnisse zu machen, die dem heil. Stuhle
und Unserem eigenen Gewissen zum größten Nach-
theile sein würden. Erhehen wir deshalb unsere
Augen zum Himmel, beten wir mit demüthigem
Herzen und beschwören den Geber und Erhalter
des Glaubens, Jesum Christum, damit er, in
dessen Händen die Herzen der Menschen sind, mit
seiner allmächtigen Kraft Jene auf die Wege der
Wahrheit und der Gerechtigkeit führen, damit er
mit seiner göttlichen Hülfe allen Guten Stärke
verleihen und sie entflammen möge, die Wahrheit
und Gerechtigkeit zu beschützen. Aus innerstem
Herzen geben Wir Dir und den andern Ehrwür-
digen Brüdern, Deinen Suffraga=Bischöfen, sowie
sämmtlichen Geistlichen jener Diöcesen und allen
getreuen Gläubigen den Beweis Unseres besonde-
ren Wohlwollens, und das Unterpfand aller himm-
lischen Gnaden, den apostolischen Segen. Gege-
ben zu Pom in St. Peter, Pius IX., Papst am
6. Sept. 1840. Jm fünften Jahre Unseres
Pontifikates.

Belgien.

Brüssel, 20. Okt. Gestern haben die Exkö-
nigin Amalie und die ganze königliche Familie in
der Schloßkapelle zu Laeken gemeinsam das hei-
lige Abendmahl empfangen. Heute früh hörte die
Erkönigin mit zweien ihrer Kinder eine stille Messe
in der Pfarrkirche zu Laeken, wo sie nachher das
[Spaltenumbruch] Grab der Königin Luise besuchten und dasselbe
mit Weihwasser besprengten. Die Abreise der
Exkönigin mit ihren Angehörigen nach Claremone,
welche auf heute festgesetzt war, ist bis morgen
Vormittag verschoben worden.

Amerika.

San Francisco, 15. August. Während das
Land täglich an Reichthum und Bevölkerung zu-
nimmt, haben wir schon das sehr traurige Ereig-
niß, den Ausbruch einer Revolution zu melden;
denn nichts anderes, als eine gehörig organisirte
Revolution durch Presse und Association sind die
letzten Ereignisse in Sacramento, von wo uns
noch so eben vor Postschluß genauere Nachrichten
zugehen. Schon seit etwa einem halben Jahr ka-
men hier mehrere Publicisten aus New=York und
Boston an, welche eine Zeitung, die "Sacramento
Times", gründeten und ihre socialistischen Lehren
ganz nach der Methode der New=Yorker Tribune
predigten. Der Philosoph Greelay, ein langjäh-
riger Mitarbeiter des letztgenannten Blattes,
wurde Hauptredakteur der Times, und nun wur-
den die verdrehtesten Lehren gegen das große Ei-
genthum gepredigt, namentlich bot ihnen der Län-
derbesitz in Californien einen sehr reichen Stoff.
Die Squatters, welche sich auf solchen Ländereien
ansiedelten, behaupteten geradeswegs, daß sie das-
selbe Recht hätten, diese Niederlassungen zu be-
sitzen, als der sich als Eigenthümer ausgebende
Besitzer, sie forderten den Nachweis der Besitztitel
und erkannten solche als fingirte Dokumente nicht
an, es kam darauf zu Klagen bei den Justizbe-
hörden und auch wohl zu einzelnen Thätigkeiten,
die ersteren mußten natürlich den Besitzern Recht
geben, und so wurden die Squatters von den Be-
sitzungen durch die Behörden vertrieben. Alle diese
Punkte wurden eifrig benutzt, um in der Presse,
in der sich noch ein inzwischen erschienenes Wo-
chenblatt fand, welches dieselben Prinzipien des
Socialismus verfocht, discutirt zu werden und die
ursprünglichen Besitzer des Landes zu kritisiren.
Auch hatten die Redakteure in Sacramento einen
bedeutenden Anhang, der in Versammlungen über
dieselben Fragen berieth. Als nun am 10. d. M.
eine Anzahl Squatters verhaftet wurden, welche
sich der gerichtlichen Ex=Mission widersetzt hatten,
fand schon ein kleiner Auflauf statt, der sich je-
doch bald verlief, doch am 14. d. M. Morgens
zog eine Masse, aus etwa 100 Menschen be-
stehend, nach dem Gefängniß, um sie zu befreien,
der Major rückte mit sämmtlicher Polizeimann-
schaft aus und es gelang ihm, für den Augenblick
die Menge zu zerstreuen, doch schon gegen 10
Uhr Morgens hatte sich der Haufe auf 800 bis
1000 Menschen angesammelt, welche denn auch
wirklich das Gefängniß stürmten und die Gefan-
genen befreiten; die Polizeimannschaft hatte in-
zwischen von ihren Waffen Gebrauch gemacht
und mehrere waren von den Anführern gefal-
len, darunter ein Dr. Rudolph, welcher den Hau-
fen anführte, doch nun zogen die Jnsurgenten ihre
Schußwaffen und es gab eine gräßliche Scene.
Der Major, der Sheriff, der Steuer=Obercon-
trolleur und viele Polizeisoldaten blieben auf dem
Platze; es herrschte die fürchterlichste Verwirrung.
Die Jnsurgenten wurden immer stärker durch Zu-
zug, den sie von den Arbeitern aus der Umge-
gend erhielten; die Polizei wurde von vielen be-
waffneten Bürgern der Stadt unterstützt und schon
gegen Mittag erschien ein gedrucktes Manifest der
Jnsurgenten im socialistischen Styl; sie erklärten
darin die Aneignung des Länderbesitzes für eine
unrechtmäßige, die Behörden als solche, die von
den Besitzern ausschließlich eingesetzt seien, ihre
Aussprüche mit der Verfassung der Union im
Widerspruch stehend, und daß man unter solchen
Umständen die Waffen ergreifen müsse um die
Rechte Aller zur Anerkennung zu bringen. Es
wird demnach Sacramento und die Umgegend in
Kriegszustand erklärt, und Jeder, der Leben und
Eigenthum geschützt wissen wolle, aufgefordert, sich
den Jnsurgenten anzuschließen, anderenfalls würde
mit der Gewalt der Waffen verfahren werden.
Der Tag ging unter dem größten Schrecken

[Spaltenumbruch] rückzunehmen, wenn der König auf drei Bedingun-
gen eingehe: 1 ) den Hauptmann Grafen v. Pla-
ten aus seiner Nähe zu entfernen; 2 ) die stän-
disch berathenen organischen Gesetze zu publiciren;
3 ) dem Legationsrath Detmold Jnstruktion zu
ertheilen, in Frankfurt auf Wiederherstellung des
Bundes, aber mit einem Volkshause, zu drin-
gen.“ Eine gleichlautende Nachricht bringt die
ministerielle Correspondenz des „Hamb. Corr.“

   

Oldenburg, 19. Okt. Das Erwartete ist
geschehen. Durch großherzogl. Verordnung vom
heutigen Tage ist der Landtag aufgelöst und ein
neuer auf den 18. Dez. d. J. berufen, dessen
Dauer auf 8 Wochen bestimmt ist. Die Neu-
wahlen sollen sofort vorgenommen werden.

   

Wien, 19. Okt. Außerordentlich befriedigt
ist der Kaiser aus Bregenz zurückgekehrt, zumal
soll die Begegnung mit dem Könige von Würt-
temberg, der im Glanze seines militärischen Ruh-
mes erschien, Eindruck auf ihn gemacht haben.
Man spricht davon, daß das Husarenregiment,
dessen dermaliger Jnhaber der König ist, auf alle
Zeiten seinen Namen tragen solle, eine Auszeich-
nung, die nur der Kaiser Alexander, Erzherzog
Karl, Wellington und der verstorbene Friedrich
Wilhelm III. genießen, als bleibendes Gedächt-
niß an die französischen Feldzüge. -- Die bessere
Erkenntniß, welche, wie es scheint, der württem-
bergischen Landesversammlung gekommen ist, hatte
die Frage einer österreichischen Jntervention vor-
läufig beseitigt und die Verständigung der beiden
Monarchen wird nur dazu beitragen, jene Erkennt-
niß zu erhalten und den demokratischen Elemen-
ten der Kammer die nöthige Mäßigung anzuem-
pfehlen. Wenn wir gut berichtet sind, so ist von
politischen Gegenständen vornehmlich einer betreffs
gemeinschaftlicher und nächster Maßregeln bera-
then worden. Dieser ist die Besetzung Badens
durch Preußen, welche der König von Württem-
berg mit doppelt mißgünstigen Augen betrachtet,
als durch die Abtretung des Hohenzollern ohne-
dies die preußische Macht im Herzen seines Lan-
des Fuß gefaßt hat. Es ist wohl anzunehmen,
daß, wenn sich das Berliner Cabinet zur Zurück-
ziehung seiner Truppen aus Baden und umge-
kehrt der Heimsendung der badischen Truppen in
ihr Vaterland verstehen würde, man ihm in sei-
nen norddeutschen Unionsplänen freiere Hand be-
lassen und keinesfalls principielle Hindernisse be-
reiten würde.

   

Stettin, Die preußische Regierung hat in
England zwei Kriegs = Dampfregatten, jede mit
sechs 25pfündigen Bomben=Kanonen, angekauft.
Sobald der „preußische Adler„ hierher zurückge-
kehrt ist, werden auf ihm 4 Offiziere, 4 Unter-
offiziere und 30 Mann nach England abgehen, um
die beiden Fahrzeuge dort in Empfang zu nehmen
und hierher zu geleiten, wo sie alsdann armirt
und zu einer großen Uebungsreise mit der Mann-
schaft ausgerüstet werden sollen. Das Commando
wird wahrscheinlich der Lieutenant Jachmann oder
Herrmann übernehmen.

   
Jtalien.

Schreiben des heiligen Vaters Pius IX. an
den Erzbischof von Vercelli. Unserem Ehrwürdi-
gen Bruder Alexander, Erzbischof von Vercelli,
Gruß und apostolischen Segen. Wenn die höchst
traurigen Ereignisse, die sich in Piemont tagtäg-
lich anhäufen, Dir sowohl, wie auch Unsern üb-
rigen Ehrwürdigen Brüdern, den Bischöfen der
Kirchenprovinz Vercelli, den größten Schmerz ver-
ursacht haben, so können Wir die tiefe Betrübniß
oder vielmehr den Kummer, die unser Herz quä-
len und zerreißen, unmöglich mit Worten wieder-
geben. Jndem wir aber fest vertrauen, daß Un-
sere Ehrwürdigen Brüder die Bischöfe des ganzen
Königreiches, die Geistlichkeit und alle noch guten
Gläubigen mit der Kraft der himmlischen Gnade,
welche vom allmächtigen Gotte erfleht werden
muß, muthig und mit großer Seele widerstehen
werden, haben wir es für nothwendig erachtet,
Allen auseinanderzusetzen, welches das wahre Sach-
[Spaltenumbruch] verhältniß und der Stand der Dinge ist, damit
sie nicht überlistet oder in Jrrthum geführt wer-
den. Der apostolische Stuhl ist, einer liebenden
Mutter gleich, stets bereit, seine wohlwollende Hand
auszustrecken, um geeignete Mittel anzuwenden,
und die Wunden zu heilen, die jenem Theile der
Kirche Jesu Christi geschlagen werden. Dieses
Ziel, was Uns so sehr am Herzen lag, hat aber
nicht erreicht werden können, wie wir es gewünscht
hätten. Wie könnten in der That Unterhandlun-
gen eröffnet werden, die den Weg zu Conferenzen
bahnen, und Traktate, welche über die nothwen-
digen und gerechten, der Kirche zu gewährenden
Freiheiten enthalten, herbeiführen sollen, da die
piemontesische Regierung durch den jüngst zu Uns
gesandten achtbaren Mann behauptet, daß sie, in-
dem sie unlängst die bekannten Gesetze promulgirte,
nur von ihrem Rechte Gebrauch gemacht habe;
wodurch allerdings jedes vorhergehende Benehmen
mit dem apostolischen Stuhle ausgeschlossen wird,
ungeachtet doch zwischen dem heiligen Stuhle und
dieser Regierung eine feierliche Convention existirt.
Nicht genug, daß dieser Mann ein so absurdes
und unhaltbares Prinzip aufstellt, er wagt es gar
noch, hinzuzufügen, daß zur Wiederherstellung des
Friedens der piemontessischen Kirche Nichts wirk-
samer sein würde, als Unseren Ehrwürdigen Bruder
Aloysius Fransoni, Erzbischof von Turin, zur Ab-
dankung seines Stuhles zu zwingen, um dann
desto leichter den Weg anzubahnen, eine neue
Uebereinkunft, zur Regelung anderer Angelegen-
heiten, welche zur piemontesischen Kirche gehören
können, abzuschließen. Du siehst wohl, Ehrwür-
diger Bruder, daß dieses Ansinnen und diese
Handlungsweise dahin zielen, den heiligen Stuhl
an der Schwächung und Ausrottung jener heilsa-
men Grundsätze, auf welche er selbst vorzugsweise
sich stützt, mit theilnehmen zu lassen, und ihn zu
bewegen, einen ausgezeichneten, und in jeder Hin-
sicht lobenswerthen Bischof, der schon sehr betrübt
und verfolgt worden ist, zu strafen, weil er seine
Pfarrer belehrt hat, welchen die Sakramente zu
spenden, und welchen sie zu verweigern seien: eine
Gewalt, die, wie ein Jeder weiß, einzig und al-
lein der Kirche zusteht. Wie könnte überdies der
apostolische Stuhl einer neuen Uebereinkunft Glau-
ben schenken, da ein anderes feierliches Concordat
verachtet und mit Füßen getreten wurde, von wel-
cher sicherlich zu beklagenden Handlung die pie-
montesische Regierung nicht einmal Erwähnung
gethan haben will. Mit dem bittersten Schmerze
thuen Wir dieses Alles kund, Ehrwürdiger Bru-
der, damit Du einsehest, daß durch das Benehmen
jener Regierung, der Wir entgegenkommen woll-
ten, Unsere heißesten Wünsche vereitelt sind. Und
Wir können sicherlich nicht dahin gelangen, ohne
Zugeständnisse zu machen, die dem heil. Stuhle
und Unserem eigenen Gewissen zum größten Nach-
theile sein würden. Erhehen wir deshalb unsere
Augen zum Himmel, beten wir mit demüthigem
Herzen und beschwören den Geber und Erhalter
des Glaubens, Jesum Christum, damit er, in
dessen Händen die Herzen der Menschen sind, mit
seiner allmächtigen Kraft Jene auf die Wege der
Wahrheit und der Gerechtigkeit führen, damit er
mit seiner göttlichen Hülfe allen Guten Stärke
verleihen und sie entflammen möge, die Wahrheit
und Gerechtigkeit zu beschützen. Aus innerstem
Herzen geben Wir Dir und den andern Ehrwür-
digen Brüdern, Deinen Suffraga=Bischöfen, sowie
sämmtlichen Geistlichen jener Diöcesen und allen
getreuen Gläubigen den Beweis Unseres besonde-
ren Wohlwollens, und das Unterpfand aller himm-
lischen Gnaden, den apostolischen Segen. Gege-
ben zu Pom in St. Peter, Pius IX., Papst am
6. Sept. 1840. Jm fünften Jahre Unseres
Pontifikates.

Belgien.

Brüssel, 20. Okt. Gestern haben die Exkö-
nigin Amalie und die ganze königliche Familie in
der Schloßkapelle zu Laeken gemeinsam das hei-
lige Abendmahl empfangen. Heute früh hörte die
Erkönigin mit zweien ihrer Kinder eine stille Messe
in der Pfarrkirche zu Laeken, wo sie nachher das
[Spaltenumbruch] Grab der Königin Luise besuchten und dasselbe
mit Weihwasser besprengten. Die Abreise der
Exkönigin mit ihren Angehörigen nach Claremone,
welche auf heute festgesetzt war, ist bis morgen
Vormittag verschoben worden.

Amerika.

San Francisco, 15. August. Während das
Land täglich an Reichthum und Bevölkerung zu-
nimmt, haben wir schon das sehr traurige Ereig-
niß, den Ausbruch einer Revolution zu melden;
denn nichts anderes, als eine gehörig organisirte
Revolution durch Presse und Association sind die
letzten Ereignisse in Sacramento, von wo uns
noch so eben vor Postschluß genauere Nachrichten
zugehen. Schon seit etwa einem halben Jahr ka-
men hier mehrere Publicisten aus New=York und
Boston an, welche eine Zeitung, die „Sacramento
Times“, gründeten und ihre socialistischen Lehren
ganz nach der Methode der New=Yorker Tribune
predigten. Der Philosoph Greelay, ein langjäh-
riger Mitarbeiter des letztgenannten Blattes,
wurde Hauptredakteur der Times, und nun wur-
den die verdrehtesten Lehren gegen das große Ei-
genthum gepredigt, namentlich bot ihnen der Län-
derbesitz in Californien einen sehr reichen Stoff.
Die Squatters, welche sich auf solchen Ländereien
ansiedelten, behaupteten geradeswegs, daß sie das-
selbe Recht hätten, diese Niederlassungen zu be-
sitzen, als der sich als Eigenthümer ausgebende
Besitzer, sie forderten den Nachweis der Besitztitel
und erkannten solche als fingirte Dokumente nicht
an, es kam darauf zu Klagen bei den Justizbe-
hörden und auch wohl zu einzelnen Thätigkeiten,
die ersteren mußten natürlich den Besitzern Recht
geben, und so wurden die Squatters von den Be-
sitzungen durch die Behörden vertrieben. Alle diese
Punkte wurden eifrig benutzt, um in der Presse,
in der sich noch ein inzwischen erschienenes Wo-
chenblatt fand, welches dieselben Prinzipien des
Socialismus verfocht, discutirt zu werden und die
ursprünglichen Besitzer des Landes zu kritisiren.
Auch hatten die Redakteure in Sacramento einen
bedeutenden Anhang, der in Versammlungen über
dieselben Fragen berieth. Als nun am 10. d. M.
eine Anzahl Squatters verhaftet wurden, welche
sich der gerichtlichen Ex=Mission widersetzt hatten,
fand schon ein kleiner Auflauf statt, der sich je-
doch bald verlief, doch am 14. d. M. Morgens
zog eine Masse, aus etwa 100 Menschen be-
stehend, nach dem Gefängniß, um sie zu befreien,
der Major rückte mit sämmtlicher Polizeimann-
schaft aus und es gelang ihm, für den Augenblick
die Menge zu zerstreuen, doch schon gegen 10
Uhr Morgens hatte sich der Haufe auf 800 bis
1000 Menschen angesammelt, welche denn auch
wirklich das Gefängniß stürmten und die Gefan-
genen befreiten; die Polizeimannschaft hatte in-
zwischen von ihren Waffen Gebrauch gemacht
und mehrere waren von den Anführern gefal-
len, darunter ein Dr. Rudolph, welcher den Hau-
fen anführte, doch nun zogen die Jnsurgenten ihre
Schußwaffen und es gab eine gräßliche Scene.
Der Major, der Sheriff, der Steuer=Obercon-
trolleur und viele Polizeisoldaten blieben auf dem
Platze; es herrschte die fürchterlichste Verwirrung.
Die Jnsurgenten wurden immer stärker durch Zu-
zug, den sie von den Arbeitern aus der Umge-
gend erhielten; die Polizei wurde von vielen be-
waffneten Bürgern der Stadt unterstützt und schon
gegen Mittag erschien ein gedrucktes Manifest der
Jnsurgenten im socialistischen Styl; sie erklärten
darin die Aneignung des Länderbesitzes für eine
unrechtmäßige, die Behörden als solche, die von
den Besitzern ausschließlich eingesetzt seien, ihre
Aussprüche mit der Verfassung der Union im
Widerspruch stehend, und daß man unter solchen
Umständen die Waffen ergreifen müsse um die
Rechte Aller zur Anerkennung zu bringen. Es
wird demnach Sacramento und die Umgegend in
Kriegszustand erklärt, und Jeder, der Leben und
Eigenthum geschützt wissen wolle, aufgefordert, sich
den Jnsurgenten anzuschließen, anderenfalls würde
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[0003] rückzunehmen, wenn der König auf drei Bedingun- gen eingehe: 1 ) den Hauptmann Grafen v. Pla- ten aus seiner Nähe zu entfernen; 2 ) die stän- disch berathenen organischen Gesetze zu publiciren; 3 ) dem Legationsrath Detmold Jnstruktion zu ertheilen, in Frankfurt auf Wiederherstellung des Bundes, aber mit einem Volkshause, zu drin- gen.“ Eine gleichlautende Nachricht bringt die ministerielle Correspondenz des „Hamb. Corr.“ ( Z. f. N. ) Oldenburg, 19. Okt. Das Erwartete ist geschehen. Durch großherzogl. Verordnung vom heutigen Tage ist der Landtag aufgelöst und ein neuer auf den 18. Dez. d. J. berufen, dessen Dauer auf 8 Wochen bestimmt ist. Die Neu- wahlen sollen sofort vorgenommen werden. ( Z. f. N. ) Wien, 19. Okt. Außerordentlich befriedigt ist der Kaiser aus Bregenz zurückgekehrt, zumal soll die Begegnung mit dem Könige von Würt- temberg, der im Glanze seines militärischen Ruh- mes erschien, Eindruck auf ihn gemacht haben. Man spricht davon, daß das Husarenregiment, dessen dermaliger Jnhaber der König ist, auf alle Zeiten seinen Namen tragen solle, eine Auszeich- nung, die nur der Kaiser Alexander, Erzherzog Karl, Wellington und der verstorbene Friedrich Wilhelm III. genießen, als bleibendes Gedächt- niß an die französischen Feldzüge. -- Die bessere Erkenntniß, welche, wie es scheint, der württem- bergischen Landesversammlung gekommen ist, hatte die Frage einer österreichischen Jntervention vor- läufig beseitigt und die Verständigung der beiden Monarchen wird nur dazu beitragen, jene Erkennt- niß zu erhalten und den demokratischen Elemen- ten der Kammer die nöthige Mäßigung anzuem- pfehlen. Wenn wir gut berichtet sind, so ist von politischen Gegenständen vornehmlich einer betreffs gemeinschaftlicher und nächster Maßregeln bera- then worden. Dieser ist die Besetzung Badens durch Preußen, welche der König von Württem- berg mit doppelt mißgünstigen Augen betrachtet, als durch die Abtretung des Hohenzollern ohne- dies die preußische Macht im Herzen seines Lan- des Fuß gefaßt hat. Es ist wohl anzunehmen, daß, wenn sich das Berliner Cabinet zur Zurück- ziehung seiner Truppen aus Baden und umge- kehrt der Heimsendung der badischen Truppen in ihr Vaterland verstehen würde, man ihm in sei- nen norddeutschen Unionsplänen freiere Hand be- lassen und keinesfalls principielle Hindernisse be- reiten würde. ( L. Z. ) Stettin, Die preußische Regierung hat in England zwei Kriegs = Dampfregatten, jede mit sechs 25pfündigen Bomben=Kanonen, angekauft. Sobald der „preußische Adler„ hierher zurückge- kehrt ist, werden auf ihm 4 Offiziere, 4 Unter- offiziere und 30 Mann nach England abgehen, um die beiden Fahrzeuge dort in Empfang zu nehmen und hierher zu geleiten, wo sie alsdann armirt und zu einer großen Uebungsreise mit der Mann- schaft ausgerüstet werden sollen. Das Commando wird wahrscheinlich der Lieutenant Jachmann oder Herrmann übernehmen. ( Osts.=Z. ) Jtalien. Schreiben des heiligen Vaters Pius IX. an den Erzbischof von Vercelli. Unserem Ehrwürdi- gen Bruder Alexander, Erzbischof von Vercelli, Gruß und apostolischen Segen. Wenn die höchst traurigen Ereignisse, die sich in Piemont tagtäg- lich anhäufen, Dir sowohl, wie auch Unsern üb- rigen Ehrwürdigen Brüdern, den Bischöfen der Kirchenprovinz Vercelli, den größten Schmerz ver- ursacht haben, so können Wir die tiefe Betrübniß oder vielmehr den Kummer, die unser Herz quä- len und zerreißen, unmöglich mit Worten wieder- geben. Jndem wir aber fest vertrauen, daß Un- sere Ehrwürdigen Brüder die Bischöfe des ganzen Königreiches, die Geistlichkeit und alle noch guten Gläubigen mit der Kraft der himmlischen Gnade, welche vom allmächtigen Gotte erfleht werden muß, muthig und mit großer Seele widerstehen werden, haben wir es für nothwendig erachtet, Allen auseinanderzusetzen, welches das wahre Sach- verhältniß und der Stand der Dinge ist, damit sie nicht überlistet oder in Jrrthum geführt wer- den. Der apostolische Stuhl ist, einer liebenden Mutter gleich, stets bereit, seine wohlwollende Hand auszustrecken, um geeignete Mittel anzuwenden, und die Wunden zu heilen, die jenem Theile der Kirche Jesu Christi geschlagen werden. Dieses Ziel, was Uns so sehr am Herzen lag, hat aber nicht erreicht werden können, wie wir es gewünscht hätten. Wie könnten in der That Unterhandlun- gen eröffnet werden, die den Weg zu Conferenzen bahnen, und Traktate, welche über die nothwen- digen und gerechten, der Kirche zu gewährenden Freiheiten enthalten, herbeiführen sollen, da die piemontesische Regierung durch den jüngst zu Uns gesandten achtbaren Mann behauptet, daß sie, in- dem sie unlängst die bekannten Gesetze promulgirte, nur von ihrem Rechte Gebrauch gemacht habe; wodurch allerdings jedes vorhergehende Benehmen mit dem apostolischen Stuhle ausgeschlossen wird, ungeachtet doch zwischen dem heiligen Stuhle und dieser Regierung eine feierliche Convention existirt. Nicht genug, daß dieser Mann ein so absurdes und unhaltbares Prinzip aufstellt, er wagt es gar noch, hinzuzufügen, daß zur Wiederherstellung des Friedens der piemontessischen Kirche Nichts wirk- samer sein würde, als Unseren Ehrwürdigen Bruder Aloysius Fransoni, Erzbischof von Turin, zur Ab- dankung seines Stuhles zu zwingen, um dann desto leichter den Weg anzubahnen, eine neue Uebereinkunft, zur Regelung anderer Angelegen- heiten, welche zur piemontesischen Kirche gehören können, abzuschließen. Du siehst wohl, Ehrwür- diger Bruder, daß dieses Ansinnen und diese Handlungsweise dahin zielen, den heiligen Stuhl an der Schwächung und Ausrottung jener heilsa- men Grundsätze, auf welche er selbst vorzugsweise sich stützt, mit theilnehmen zu lassen, und ihn zu bewegen, einen ausgezeichneten, und in jeder Hin- sicht lobenswerthen Bischof, der schon sehr betrübt und verfolgt worden ist, zu strafen, weil er seine Pfarrer belehrt hat, welchen die Sakramente zu spenden, und welchen sie zu verweigern seien: eine Gewalt, die, wie ein Jeder weiß, einzig und al- lein der Kirche zusteht. Wie könnte überdies der apostolische Stuhl einer neuen Uebereinkunft Glau- ben schenken, da ein anderes feierliches Concordat verachtet und mit Füßen getreten wurde, von wel- cher sicherlich zu beklagenden Handlung die pie- montesische Regierung nicht einmal Erwähnung gethan haben will. 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Die Squatters, welche sich auf solchen Ländereien ansiedelten, behaupteten geradeswegs, daß sie das- selbe Recht hätten, diese Niederlassungen zu be- sitzen, als der sich als Eigenthümer ausgebende Besitzer, sie forderten den Nachweis der Besitztitel und erkannten solche als fingirte Dokumente nicht an, es kam darauf zu Klagen bei den Justizbe- hörden und auch wohl zu einzelnen Thätigkeiten, die ersteren mußten natürlich den Besitzern Recht geben, und so wurden die Squatters von den Be- sitzungen durch die Behörden vertrieben. Alle diese Punkte wurden eifrig benutzt, um in der Presse, in der sich noch ein inzwischen erschienenes Wo- chenblatt fand, welches dieselben Prinzipien des Socialismus verfocht, discutirt zu werden und die ursprünglichen Besitzer des Landes zu kritisiren. Auch hatten die Redakteure in Sacramento einen bedeutenden Anhang, der in Versammlungen über dieselben Fragen berieth. Als nun am 10. d. M. eine Anzahl Squatters verhaftet wurden, welche sich der gerichtlichen Ex=Mission widersetzt hatten, fand schon ein kleiner Auflauf statt, der sich je- doch bald verlief, doch am 14. d. M. Morgens zog eine Masse, aus etwa 100 Menschen be- stehend, nach dem Gefängniß, um sie zu befreien, der Major rückte mit sämmtlicher Polizeimann- schaft aus und es gelang ihm, für den Augenblick die Menge zu zerstreuen, doch schon gegen 10 Uhr Morgens hatte sich der Haufe auf 800 bis 1000 Menschen angesammelt, welche denn auch wirklich das Gefängniß stürmten und die Gefan- genen befreiten; die Polizeimannschaft hatte in- zwischen von ihren Waffen Gebrauch gemacht und mehrere waren von den Anführern gefal- len, darunter ein Dr. Rudolph, welcher den Hau- fen anführte, doch nun zogen die Jnsurgenten ihre Schußwaffen und es gab eine gräßliche Scene. Der Major, der Sheriff, der Steuer=Obercon- trolleur und viele Polizeisoldaten blieben auf dem Platze; es herrschte die fürchterlichste Verwirrung. Die Jnsurgenten wurden immer stärker durch Zu- zug, den sie von den Arbeitern aus der Umge- gend erhielten; die Polizei wurde von vielen be- waffneten Bürgern der Stadt unterstützt und schon gegen Mittag erschien ein gedrucktes Manifest der Jnsurgenten im socialistischen Styl; sie erklärten darin die Aneignung des Länderbesitzes für eine unrechtmäßige, die Behörden als solche, die von den Besitzern ausschließlich eingesetzt seien, ihre Aussprüche mit der Verfassung der Union im Widerspruch stehend, und daß man unter solchen Umständen die Waffen ergreifen müsse um die Rechte Aller zur Anerkennung zu bringen. Es wird demnach Sacramento und die Umgegend in Kriegszustand erklärt, und Jeder, der Leben und Eigenthum geschützt wissen wolle, aufgefordert, sich den Jnsurgenten anzuschließen, anderenfalls würde mit der Gewalt der Waffen verfahren werden. Der Tag ging unter dem größten Schrecken

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 255. Würzburg, 24. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische255_1850/3>, abgerufen am 03.12.2024.