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Die Bayerische Presse. Nr. 259. Würzburg, 29. Oktober 1850.

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Die Bayerische Presse.

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Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr
Nr. 533.

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titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 259.
Würzburg, Dinstag den 29. Oktober. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Erfolg eines Kriegs zwischen Oester-
reich und Preußen.

Eine Pause der Erwartung ist jetzt in der
hohen Politik eingetreten. Man kann Alles ge-
wärtigen und kann Nichts wissen. Die nachden-
kenden Politiker sehen wohl ein, daß ein Krieg
zwischen Oesterreich und Preußen für beide krieg-
führende Parteien gleich bedenklich sein muß. Der
mögliche Gewinn, welchen die siegende Partei
hat, kann in gar keinem Verhältnisse stehen zu
dem gewissen Verlust, den auch diese erleiden muß.
Auch im deutschen Kriege würde das Schlachten-
glück am Ende die deutsche Frage nicht entschei-
den. Europa würde vielleicht passiv zusehen wie
Deutschland sich schwächt und zerfleischt, jedoch bei
dem Friedensschlusse würden auch die nicht deut-
schen Großmächte activ dazwischen treten wollen.
Und während die deutschen Hauptmächte auf ei-
nem Terrain sich als Gegner gegenüberstehen,
fühlen sie zu gleicher Zeit, daß sie auf einem an-
dern treue Aliirte sein müssen. Sie haben einen
gemeinsamen Feind, den sie gemeinsam bekämpfen
müssen, und stehen jetzt in Gefahr sich untereinan-
der zu bekriegen. Die Ueberzeugung, welche viele
einsichtige Personen haben, daß in einem Krieg
zwischen Oesterreich und Preußen jeder Schlag,
der den Gegner trifft, zurückprallen und den ei-
genen Leib verletzen wird, läßt sie schließen, daß
der Friede trotz allen drohenden Anzeichen dennoch
gesichert ist. Auch wir glauben an die Wahr-
scheinlichkeit desselben. Aber wir sind seiner nicht
gewiß. Es ist ein gefährliches Spiel, mit bren-
nenden Lunten in der Nähe von Pulvermagazinen
zu wandeln. Die Hand, welche sie trägt, mag
nicht die Absicht haben, daß sie zünde, aber der
Zufall, ein Luftzug, ein spielendes Kind kann das
Feuer zuwege bringen. Je öfter die Kriegesdro-
hungen sich wiederholen, je stärker in die Trom-
pete geblasen wird, desto weniger werden die
Hauptleiter die Leitung allein in den Händen be-
halten. Ein kleiner fürstlicher Aliirter, ein kühner
General, der einen vorgeschobenen Posten komman-
dirt, mag einen Schritt vorwärts thun, der nicht
wieder zurückzumachen ist, und der unberechenbare
und allen Parteien unangenehme Consequenzen
in seinem Gefolge haben kann. Wir haben hier
die kurhessiche Frage allein im Auge. Sie mag
glücklich beseitigt werden, und dann, dann haben
wir erst die Aussicht, daß in der nächsten Woche
eine ähnliche, vielleicht von noch schlimmern Symp-
tomen begleitet, auftauche. Wie die Angelegen-
heiten jetzt in Deutschland stehen, so sind Reibun-
gen zwischen seinen beiden Großmächten auf allen
Punkten zu gewärtigen. Wenn das Gefühl un-
mittelbarer Gefahr auch momentan verschwindet,
das Gefühl der Sicherheit wird darum nicht an
dessen Stelle treten, bevor eine definitive Lösung
der deutschen Verwickelung gefunden worden ist.
Aller Augen werden jetzt nach Warschau gerichtet
sein. Es ist wahr, und traurig ist es, das es
wahr ist, daß jede Uneinigkeit zwischen Preußen
und Oesterreich die Macht Rußlands und seines
Herrschers vergrößert. Es würde gewiß nicht in
Rußlands Politik liegen, die Einigkeit in Deutsch-
land herzustellen, wenn die Uneinigkeit in Deutsch-
and nicht einen Feind groß machen würde, der
[Spaltenumbruch] auch Rußland bedroht -- die Revolution. Wir
sind darum auch überzeugt, daß es dem russischen
Monarchen daran gelegen ist, einen Friedensbruch
zwischen Preußen und Oesterreich zu verhindern.
Die Natur der Zwistigkeiten, welche zwischen bei-
den Staaten obwalten, scheint uns jedoch einer
schnellen Ausgleichung derselben nicht förderlich zu
sein. Es sind mehr als zwei deutsche Staaten,
welche einander gegenüberstehen, denn auch die
Mittelstaaten werden ihre Stimmen zur Geltung
zu bringen wissen. Wir machen uns darauf ge-
faßt, noch längere Zeit in der unangenehmen
Schwebe zu bleiben, in der wir uns heute be-
finden, indem wir jedoch mit Zuversicht auf ein
friedliches Ende obschwebender Streitigkeiten Rech-
nung machen.

Deutschland.

München, 27. Okt. Gestern mit dem letzten
Bahnzuge ist der Oberst Graf v. Montfort in
Begleitung des Rittmeisters Baron Gräbe und
des Oberstlieutenants Baron Berchlichinger, sämmt-
lich von dem in Bregenz garnisonirenden Küras-
sier=Reg. Sunstenau, welches Se. Maj. der Kai-
ser Franz Joseph bekanntlich schon bei der Zu-
sammenkunft in obiger Stadt Sr. Maj. dem Kö-
nig Max verliehen hat, hier angekommen, um
heute dem erlauchten Oberst=Reg.=Jnhaber Na-
mens des ganzen Regiments ihre Aufwartung zu
machen. König Max empfing dieselben mit der
gewohnten Freundlichkeit und lud sie sämmtlich
persönlich auf morgen zur königl. Tafel. Obiges
k. k. Kürassier=Reg. hat von nun an den Namen
"König Max" zu führen. -- Der bereits schon
gemeldete Artillerietrain ging heute ab. -- Ritt-
meister Acthalm und Vetrinärarzt Thimm wur-
den weiters als Kommission zum Ankauf von
Pferden für die Armee bestimmt. Gegen hundert
Remonte sind bereits aus den Militärfohlenhöfen
hier eingetroffen; das Doppelte wird noch erwar-
tet, da das erste Artillerie = Regiment allein
deren gegen 500 bedarf. -- Wegen strengster
Verschwiegenheit der Operationen in der Armee
wurde ein k. Kriegsministerial=Reskript erlassen,
welches sich auf sämmtliche Jndividuen sowohl in
den Bureaus als aktiven Kriegsdienst ausdehnt,
und wobei auf Kap. 45, § 500 Ziff. 8 der Dien-
stesvorschriften für die Armee hingewiesen ist. --
Der k. bayerische Gesandte am russischen Hofe
Graf v. Bray, welcher schon längere Zeit hier in
Urlaub verweilt, kam heute früh -- dem Ver-
nehmen nach in größter Eile berufen, von seinen
Gütern hier an und begibt sich diesen Abend nach
Warschau. -- Aus sicherer Quelle wird mir mit-
getheilt, daß Ordre an die Main=Armee ergan-
gen, deren Jnhalt zufolge die diesseitige Grenze
nicht überschritten werden soll, um jeden Conflikt
mit Preußen zu vermeiden. Dieses läßt neuer-
dings die Absicht einer friedlichen Ausgleichung
vermuthen. -- Nach Jngolstadt sollen 2 Batail-
lone als Ersatz für die bereits ausmarschirten in
Garnison verlegt werden.

   

Frankfurt, 25. Okt. Gestern verfügte sich
eine große Anzahl der in Frankfurt befindlichen
Gesandten und Diplomaten nach Wilhelmsbad zu
dem Kurfürsten. Es hatte dem Vernehmen nach
[Spaltenumbruch] diese Konferenz eine Besprechung über diejenigen
Maßregeln zum Zweck, welche nunmehr zunächst
von der kurhessischen Regierung zu ergreifen sein
würden, um die wirre Lage Kurhessen's einer Re-
gelung zuzuführen. Die militärische Frage soll
dabei hauptsächlich in's Auge gefaßt worden sein,
wobei es als leitender Grundsatz bezeichnet worden
wäre, daß man vor Allem darauf bedacht sein müsse,
daß kein Anlaß oder kein Vorwand zu äußeren
Konflikten gegeben werde, daß aber jede unberu-
fene Einmischung eines andern Staates mit Ent-
schiedenheit zurückzuweisen sein würde. Eine Re-
organisation des kurhess. Armeekorps und zu die-
sem Zwecke eine zeitweilige Auflösung der Regi-
menter scheint beschlossen; bis zum Vollzuge der
Reorganisation würde das Kurfürstenthum durch
öster. und bayer. "Bundes=Auxiliartruppen" besetzt
werden. An die hannover'sche Regierung soll von
Frankfurt aus eine wiederholte Aufforderung er-
gangen sein, zu diesem Behufe ebenfalls ein
Truppenkorps an der kurhessischen Grenze auf-
zustellen. Die hannover'sche Regierung unterließ
es seither, einer ersten darauf gerichteten Auf-
forderung zu entsprechen, weil der Ministerpräsi-
dent Stüve, wie verlautet, in Folge der noch
immer nicht gehobenen Kabinetskrisis sich nicht
für befugt erachtete, eine politische Maßnahme
von so großer Tragweite zu treffen. Diesen
Grund scheint man indeß hier nicht gelten lassen
zu wollen. Man erblickt in ihm vielmehr nur
einen Vorwand, der dazu dienen solle, der bren-
nenden kurhessischen Frage möglichst aus dem Wege
zu gehen. -- Das Gerücht, das hannover'sche
Kabinet habe zur Entwirrung der deutschen Frage
neue Vermittlungsvorschläge gemacht, ist, wie
wir von zuverlässiger Seite vernehmen, ohne al-
len Grund. Uebrigens ist die Hoffnung, daß die
deutschen Wirren nicht zu einem Konflikte führen
werden, hier noch keineswegs aufgegeben. Jetzt, wo
von der einen und der anderen Seite Truppen
in's Feld gestellt sind, werden die ernstlichen Un-
terhandlungen erst recht beginnen. -- Jn den
nächsten Tagen schon wird der Durchmarsch des
größeren Theiles der noch in Baden stehenden
preußischen Truppen durch unsere Stadt nach
Preußen beginnen. ( Es sollen nur noch etwa
6000 Mann in Baden bleiben, welche den See-
und Donaukreis besetzt halten werden. )

^ Aus Baden, 25. Okt. Der sich seit ei-
nigen Jahren in Freiburg aufhaltende Student
Heubach aus Koburg ist dieser Tage verhaftet
und aus dem Großherzogthum Baden ausgewie-
sen worden, weil er sich mit Geldsammlungen für
politische Flüchtlinge befaßte. -- Deutsche Flücht-
linge, welche aus der Schweiz in ihre Heimath
zurückkehren, um sich den Behörden zu stellen,
schildern die Verhältnisse der Flüchtlinge als höchst
traurig und ziehen dieselben vor, lieber in der
Heimath im Zuchthause, als in der Schweiz in
Armuth und Druck, denen sich die Verachtung
der Asylgeber noch zugesellt, zu leben. Zwischen
Karlsruhe und Berlin werden gegenwärtig eifrige
Verhandlungen in Betreff der badischen Militär-
angelegenheiten gepflogen. Unserer Kammer wird
nächstens eine Regierungsvorlage gemacht werden,
worin die Abschließung einer Anleihe von acht
Millionen verlangt wird.

Die Bayerische Presse.

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Nr. 259.
Würzburg, Dinstag den 29. Oktober. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Erfolg eines Kriegs zwischen Oester-
reich und Preußen.

Eine Pause der Erwartung ist jetzt in der
hohen Politik eingetreten. Man kann Alles ge-
wärtigen und kann Nichts wissen. Die nachden-
kenden Politiker sehen wohl ein, daß ein Krieg
zwischen Oesterreich und Preußen für beide krieg-
führende Parteien gleich bedenklich sein muß. Der
mögliche Gewinn, welchen die siegende Partei
hat, kann in gar keinem Verhältnisse stehen zu
dem gewissen Verlust, den auch diese erleiden muß.
Auch im deutschen Kriege würde das Schlachten-
glück am Ende die deutsche Frage nicht entschei-
den. Europa würde vielleicht passiv zusehen wie
Deutschland sich schwächt und zerfleischt, jedoch bei
dem Friedensschlusse würden auch die nicht deut-
schen Großmächte activ dazwischen treten wollen.
Und während die deutschen Hauptmächte auf ei-
nem Terrain sich als Gegner gegenüberstehen,
fühlen sie zu gleicher Zeit, daß sie auf einem an-
dern treue Aliirte sein müssen. Sie haben einen
gemeinsamen Feind, den sie gemeinsam bekämpfen
müssen, und stehen jetzt in Gefahr sich untereinan-
der zu bekriegen. Die Ueberzeugung, welche viele
einsichtige Personen haben, daß in einem Krieg
zwischen Oesterreich und Preußen jeder Schlag,
der den Gegner trifft, zurückprallen und den ei-
genen Leib verletzen wird, läßt sie schließen, daß
der Friede trotz allen drohenden Anzeichen dennoch
gesichert ist. Auch wir glauben an die Wahr-
scheinlichkeit desselben. Aber wir sind seiner nicht
gewiß. Es ist ein gefährliches Spiel, mit bren-
nenden Lunten in der Nähe von Pulvermagazinen
zu wandeln. Die Hand, welche sie trägt, mag
nicht die Absicht haben, daß sie zünde, aber der
Zufall, ein Luftzug, ein spielendes Kind kann das
Feuer zuwege bringen. Je öfter die Kriegesdro-
hungen sich wiederholen, je stärker in die Trom-
pete geblasen wird, desto weniger werden die
Hauptleiter die Leitung allein in den Händen be-
halten. Ein kleiner fürstlicher Aliirter, ein kühner
General, der einen vorgeschobenen Posten komman-
dirt, mag einen Schritt vorwärts thun, der nicht
wieder zurückzumachen ist, und der unberechenbare
und allen Parteien unangenehme Consequenzen
in seinem Gefolge haben kann. Wir haben hier
die kurhessiche Frage allein im Auge. Sie mag
glücklich beseitigt werden, und dann, dann haben
wir erst die Aussicht, daß in der nächsten Woche
eine ähnliche, vielleicht von noch schlimmern Symp-
tomen begleitet, auftauche. Wie die Angelegen-
heiten jetzt in Deutschland stehen, so sind Reibun-
gen zwischen seinen beiden Großmächten auf allen
Punkten zu gewärtigen. Wenn das Gefühl un-
mittelbarer Gefahr auch momentan verschwindet,
das Gefühl der Sicherheit wird darum nicht an
dessen Stelle treten, bevor eine definitive Lösung
der deutschen Verwickelung gefunden worden ist.
Aller Augen werden jetzt nach Warschau gerichtet
sein. Es ist wahr, und traurig ist es, das es
wahr ist, daß jede Uneinigkeit zwischen Preußen
und Oesterreich die Macht Rußlands und seines
Herrschers vergrößert. Es würde gewiß nicht in
Rußlands Politik liegen, die Einigkeit in Deutsch-
land herzustellen, wenn die Uneinigkeit in Deutsch-
and nicht einen Feind groß machen würde, der
[Spaltenumbruch] auch Rußland bedroht -- die Revolution. Wir
sind darum auch überzeugt, daß es dem russischen
Monarchen daran gelegen ist, einen Friedensbruch
zwischen Preußen und Oesterreich zu verhindern.
Die Natur der Zwistigkeiten, welche zwischen bei-
den Staaten obwalten, scheint uns jedoch einer
schnellen Ausgleichung derselben nicht förderlich zu
sein. Es sind mehr als zwei deutsche Staaten,
welche einander gegenüberstehen, denn auch die
Mittelstaaten werden ihre Stimmen zur Geltung
zu bringen wissen. Wir machen uns darauf ge-
faßt, noch längere Zeit in der unangenehmen
Schwebe zu bleiben, in der wir uns heute be-
finden, indem wir jedoch mit Zuversicht auf ein
friedliches Ende obschwebender Streitigkeiten Rech-
nung machen.

Deutschland.

München, 27. Okt. Gestern mit dem letzten
Bahnzuge ist der Oberst Graf v. Montfort in
Begleitung des Rittmeisters Baron Gräbe und
des Oberstlieutenants Baron Berchlichinger, sämmt-
lich von dem in Bregenz garnisonirenden Küras-
sier=Reg. Sunstenau, welches Se. Maj. der Kai-
ser Franz Joseph bekanntlich schon bei der Zu-
sammenkunft in obiger Stadt Sr. Maj. dem Kö-
nig Max verliehen hat, hier angekommen, um
heute dem erlauchten Oberst=Reg.=Jnhaber Na-
mens des ganzen Regiments ihre Aufwartung zu
machen. König Max empfing dieselben mit der
gewohnten Freundlichkeit und lud sie sämmtlich
persönlich auf morgen zur königl. Tafel. Obiges
k. k. Kürassier=Reg. hat von nun an den Namen
„König Max“ zu führen. -- Der bereits schon
gemeldete Artillerietrain ging heute ab. -- Ritt-
meister Acthalm und Vetrinärarzt Thimm wur-
den weiters als Kommission zum Ankauf von
Pferden für die Armee bestimmt. Gegen hundert
Remonte sind bereits aus den Militärfohlenhöfen
hier eingetroffen; das Doppelte wird noch erwar-
tet, da das erste Artillerie = Regiment allein
deren gegen 500 bedarf. -- Wegen strengster
Verschwiegenheit der Operationen in der Armee
wurde ein k. Kriegsministerial=Reskript erlassen,
welches sich auf sämmtliche Jndividuen sowohl in
den Bureaus als aktiven Kriegsdienst ausdehnt,
und wobei auf Kap. 45, § 500 Ziff. 8 der Dien-
stesvorschriften für die Armee hingewiesen ist. --
Der k. bayerische Gesandte am russischen Hofe
Graf v. Bray, welcher schon längere Zeit hier in
Urlaub verweilt, kam heute früh -- dem Ver-
nehmen nach in größter Eile berufen, von seinen
Gütern hier an und begibt sich diesen Abend nach
Warschau. -- Aus sicherer Quelle wird mir mit-
getheilt, daß Ordre an die Main=Armee ergan-
gen, deren Jnhalt zufolge die diesseitige Grenze
nicht überschritten werden soll, um jeden Conflikt
mit Preußen zu vermeiden. Dieses läßt neuer-
dings die Absicht einer friedlichen Ausgleichung
vermuthen. -- Nach Jngolstadt sollen 2 Batail-
lone als Ersatz für die bereits ausmarschirten in
Garnison verlegt werden.

   

Frankfurt, 25. Okt. Gestern verfügte sich
eine große Anzahl der in Frankfurt befindlichen
Gesandten und Diplomaten nach Wilhelmsbad zu
dem Kurfürsten. Es hatte dem Vernehmen nach
[Spaltenumbruch] diese Konferenz eine Besprechung über diejenigen
Maßregeln zum Zweck, welche nunmehr zunächst
von der kurhessischen Regierung zu ergreifen sein
würden, um die wirre Lage Kurhessen's einer Re-
gelung zuzuführen. Die militärische Frage soll
dabei hauptsächlich in's Auge gefaßt worden sein,
wobei es als leitender Grundsatz bezeichnet worden
wäre, daß man vor Allem darauf bedacht sein müsse,
daß kein Anlaß oder kein Vorwand zu äußeren
Konflikten gegeben werde, daß aber jede unberu-
fene Einmischung eines andern Staates mit Ent-
schiedenheit zurückzuweisen sein würde. Eine Re-
organisation des kurhess. Armeekorps und zu die-
sem Zwecke eine zeitweilige Auflösung der Regi-
menter scheint beschlossen; bis zum Vollzuge der
Reorganisation würde das Kurfürstenthum durch
öster. und bayer. „Bundes=Auxiliartruppen“ besetzt
werden. An die hannover'sche Regierung soll von
Frankfurt aus eine wiederholte Aufforderung er-
gangen sein, zu diesem Behufe ebenfalls ein
Truppenkorps an der kurhessischen Grenze auf-
zustellen. Die hannover'sche Regierung unterließ
es seither, einer ersten darauf gerichteten Auf-
forderung zu entsprechen, weil der Ministerpräsi-
dent Stüve, wie verlautet, in Folge der noch
immer nicht gehobenen Kabinetskrisis sich nicht
für befugt erachtete, eine politische Maßnahme
von so großer Tragweite zu treffen. Diesen
Grund scheint man indeß hier nicht gelten lassen
zu wollen. Man erblickt in ihm vielmehr nur
einen Vorwand, der dazu dienen solle, der bren-
nenden kurhessischen Frage möglichst aus dem Wege
zu gehen. -- Das Gerücht, das hannover'sche
Kabinet habe zur Entwirrung der deutschen Frage
neue Vermittlungsvorschläge gemacht, ist, wie
wir von zuverlässiger Seite vernehmen, ohne al-
len Grund. Uebrigens ist die Hoffnung, daß die
deutschen Wirren nicht zu einem Konflikte führen
werden, hier noch keineswegs aufgegeben. Jetzt, wo
von der einen und der anderen Seite Truppen
in's Feld gestellt sind, werden die ernstlichen Un-
terhandlungen erst recht beginnen. -- Jn den
nächsten Tagen schon wird der Durchmarsch des
größeren Theiles der noch in Baden stehenden
preußischen Truppen durch unsere Stadt nach
Preußen beginnen. ( Es sollen nur noch etwa
6000 Mann in Baden bleiben, welche den See-
und Donaukreis besetzt halten werden. )

△ Aus Baden, 25. Okt. Der sich seit ei-
nigen Jahren in Freiburg aufhaltende Student
Heubach aus Koburg ist dieser Tage verhaftet
und aus dem Großherzogthum Baden ausgewie-
sen worden, weil er sich mit Geldsammlungen für
politische Flüchtlinge befaßte. -- Deutsche Flücht-
linge, welche aus der Schweiz in ihre Heimath
zurückkehren, um sich den Behörden zu stellen,
schildern die Verhältnisse der Flüchtlinge als höchst
traurig und ziehen dieselben vor, lieber in der
Heimath im Zuchthause, als in der Schweiz in
Armuth und Druck, denen sich die Verachtung
der Asylgeber noch zugesellt, zu leben. Zwischen
Karlsruhe und Berlin werden gegenwärtig eifrige
Verhandlungen in Betreff der badischen Militär-
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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 259. Würzburg, Dinstag den 29. Oktober. 1850. Erfolg eines Kriegs zwischen Oester- reich und Preußen. Eine Pause der Erwartung ist jetzt in der hohen Politik eingetreten. Man kann Alles ge- wärtigen und kann Nichts wissen. Die nachden- kenden Politiker sehen wohl ein, daß ein Krieg zwischen Oesterreich und Preußen für beide krieg- führende Parteien gleich bedenklich sein muß. Der mögliche Gewinn, welchen die siegende Partei hat, kann in gar keinem Verhältnisse stehen zu dem gewissen Verlust, den auch diese erleiden muß. Auch im deutschen Kriege würde das Schlachten- glück am Ende die deutsche Frage nicht entschei- den. Europa würde vielleicht passiv zusehen wie Deutschland sich schwächt und zerfleischt, jedoch bei dem Friedensschlusse würden auch die nicht deut- schen Großmächte activ dazwischen treten wollen. Und während die deutschen Hauptmächte auf ei- nem Terrain sich als Gegner gegenüberstehen, fühlen sie zu gleicher Zeit, daß sie auf einem an- dern treue Aliirte sein müssen. Sie haben einen gemeinsamen Feind, den sie gemeinsam bekämpfen müssen, und stehen jetzt in Gefahr sich untereinan- der zu bekriegen. Die Ueberzeugung, welche viele einsichtige Personen haben, daß in einem Krieg zwischen Oesterreich und Preußen jeder Schlag, der den Gegner trifft, zurückprallen und den ei- genen Leib verletzen wird, läßt sie schließen, daß der Friede trotz allen drohenden Anzeichen dennoch gesichert ist. Auch wir glauben an die Wahr- scheinlichkeit desselben. Aber wir sind seiner nicht gewiß. Es ist ein gefährliches Spiel, mit bren- nenden Lunten in der Nähe von Pulvermagazinen zu wandeln. Die Hand, welche sie trägt, mag nicht die Absicht haben, daß sie zünde, aber der Zufall, ein Luftzug, ein spielendes Kind kann das Feuer zuwege bringen. Je öfter die Kriegesdro- hungen sich wiederholen, je stärker in die Trom- pete geblasen wird, desto weniger werden die Hauptleiter die Leitung allein in den Händen be- halten. Ein kleiner fürstlicher Aliirter, ein kühner General, der einen vorgeschobenen Posten komman- dirt, mag einen Schritt vorwärts thun, der nicht wieder zurückzumachen ist, und der unberechenbare und allen Parteien unangenehme Consequenzen in seinem Gefolge haben kann. Wir haben hier die kurhessiche Frage allein im Auge. Sie mag glücklich beseitigt werden, und dann, dann haben wir erst die Aussicht, daß in der nächsten Woche eine ähnliche, vielleicht von noch schlimmern Symp- tomen begleitet, auftauche. Wie die Angelegen- heiten jetzt in Deutschland stehen, so sind Reibun- gen zwischen seinen beiden Großmächten auf allen Punkten zu gewärtigen. Wenn das Gefühl un- mittelbarer Gefahr auch momentan verschwindet, das Gefühl der Sicherheit wird darum nicht an dessen Stelle treten, bevor eine definitive Lösung der deutschen Verwickelung gefunden worden ist. Aller Augen werden jetzt nach Warschau gerichtet sein. Es ist wahr, und traurig ist es, das es wahr ist, daß jede Uneinigkeit zwischen Preußen und Oesterreich die Macht Rußlands und seines Herrschers vergrößert. Es würde gewiß nicht in Rußlands Politik liegen, die Einigkeit in Deutsch- land herzustellen, wenn die Uneinigkeit in Deutsch- and nicht einen Feind groß machen würde, der auch Rußland bedroht -- die Revolution. Wir sind darum auch überzeugt, daß es dem russischen Monarchen daran gelegen ist, einen Friedensbruch zwischen Preußen und Oesterreich zu verhindern. Die Natur der Zwistigkeiten, welche zwischen bei- den Staaten obwalten, scheint uns jedoch einer schnellen Ausgleichung derselben nicht förderlich zu sein. Es sind mehr als zwei deutsche Staaten, welche einander gegenüberstehen, denn auch die Mittelstaaten werden ihre Stimmen zur Geltung zu bringen wissen. Wir machen uns darauf ge- faßt, noch längere Zeit in der unangenehmen Schwebe zu bleiben, in der wir uns heute be- finden, indem wir jedoch mit Zuversicht auf ein friedliches Ende obschwebender Streitigkeiten Rech- nung machen. Deutschland. München, 27. Okt. Gestern mit dem letzten Bahnzuge ist der Oberst Graf v. Montfort in Begleitung des Rittmeisters Baron Gräbe und des Oberstlieutenants Baron Berchlichinger, sämmt- lich von dem in Bregenz garnisonirenden Küras- sier=Reg. Sunstenau, welches Se. Maj. der Kai- ser Franz Joseph bekanntlich schon bei der Zu- sammenkunft in obiger Stadt Sr. Maj. dem Kö- nig Max verliehen hat, hier angekommen, um heute dem erlauchten Oberst=Reg.=Jnhaber Na- mens des ganzen Regiments ihre Aufwartung zu machen. König Max empfing dieselben mit der gewohnten Freundlichkeit und lud sie sämmtlich persönlich auf morgen zur königl. Tafel. Obiges k. k. Kürassier=Reg. hat von nun an den Namen „König Max“ zu führen. -- Der bereits schon gemeldete Artillerietrain ging heute ab. -- Ritt- meister Acthalm und Vetrinärarzt Thimm wur- den weiters als Kommission zum Ankauf von Pferden für die Armee bestimmt. Gegen hundert Remonte sind bereits aus den Militärfohlenhöfen hier eingetroffen; das Doppelte wird noch erwar- tet, da das erste Artillerie = Regiment allein deren gegen 500 bedarf. -- Wegen strengster Verschwiegenheit der Operationen in der Armee wurde ein k. Kriegsministerial=Reskript erlassen, welches sich auf sämmtliche Jndividuen sowohl in den Bureaus als aktiven Kriegsdienst ausdehnt, und wobei auf Kap. 45, § 500 Ziff. 8 der Dien- stesvorschriften für die Armee hingewiesen ist. -- Der k. bayerische Gesandte am russischen Hofe Graf v. Bray, welcher schon längere Zeit hier in Urlaub verweilt, kam heute früh -- dem Ver- nehmen nach in größter Eile berufen, von seinen Gütern hier an und begibt sich diesen Abend nach Warschau. -- Aus sicherer Quelle wird mir mit- getheilt, daß Ordre an die Main=Armee ergan- gen, deren Jnhalt zufolge die diesseitige Grenze nicht überschritten werden soll, um jeden Conflikt mit Preußen zu vermeiden. Dieses läßt neuer- dings die Absicht einer friedlichen Ausgleichung vermuthen. -- Nach Jngolstadt sollen 2 Batail- lone als Ersatz für die bereits ausmarschirten in Garnison verlegt werden. ( A. Ab. ) Frankfurt, 25. Okt. Gestern verfügte sich eine große Anzahl der in Frankfurt befindlichen Gesandten und Diplomaten nach Wilhelmsbad zu dem Kurfürsten. Es hatte dem Vernehmen nach diese Konferenz eine Besprechung über diejenigen Maßregeln zum Zweck, welche nunmehr zunächst von der kurhessischen Regierung zu ergreifen sein würden, um die wirre Lage Kurhessen's einer Re- gelung zuzuführen. Die militärische Frage soll dabei hauptsächlich in's Auge gefaßt worden sein, wobei es als leitender Grundsatz bezeichnet worden wäre, daß man vor Allem darauf bedacht sein müsse, daß kein Anlaß oder kein Vorwand zu äußeren Konflikten gegeben werde, daß aber jede unberu- fene Einmischung eines andern Staates mit Ent- schiedenheit zurückzuweisen sein würde. Eine Re- organisation des kurhess. Armeekorps und zu die- sem Zwecke eine zeitweilige Auflösung der Regi- menter scheint beschlossen; bis zum Vollzuge der Reorganisation würde das Kurfürstenthum durch öster. und bayer. „Bundes=Auxiliartruppen“ besetzt werden. An die hannover'sche Regierung soll von Frankfurt aus eine wiederholte Aufforderung er- gangen sein, zu diesem Behufe ebenfalls ein Truppenkorps an der kurhessischen Grenze auf- zustellen. Die hannover'sche Regierung unterließ es seither, einer ersten darauf gerichteten Auf- forderung zu entsprechen, weil der Ministerpräsi- dent Stüve, wie verlautet, in Folge der noch immer nicht gehobenen Kabinetskrisis sich nicht für befugt erachtete, eine politische Maßnahme von so großer Tragweite zu treffen. Diesen Grund scheint man indeß hier nicht gelten lassen zu wollen. Man erblickt in ihm vielmehr nur einen Vorwand, der dazu dienen solle, der bren- nenden kurhessischen Frage möglichst aus dem Wege zu gehen. -- Das Gerücht, das hannover'sche Kabinet habe zur Entwirrung der deutschen Frage neue Vermittlungsvorschläge gemacht, ist, wie wir von zuverlässiger Seite vernehmen, ohne al- len Grund. Uebrigens ist die Hoffnung, daß die deutschen Wirren nicht zu einem Konflikte führen werden, hier noch keineswegs aufgegeben. Jetzt, wo von der einen und der anderen Seite Truppen in's Feld gestellt sind, werden die ernstlichen Un- terhandlungen erst recht beginnen. -- Jn den nächsten Tagen schon wird der Durchmarsch des größeren Theiles der noch in Baden stehenden preußischen Truppen durch unsere Stadt nach Preußen beginnen. ( Es sollen nur noch etwa 6000 Mann in Baden bleiben, welche den See- und Donaukreis besetzt halten werden. ) ( N. Kor. ) △ Aus Baden, 25. Okt. Der sich seit ei- nigen Jahren in Freiburg aufhaltende Student Heubach aus Koburg ist dieser Tage verhaftet und aus dem Großherzogthum Baden ausgewie- sen worden, weil er sich mit Geldsammlungen für politische Flüchtlinge befaßte. -- Deutsche Flücht- linge, welche aus der Schweiz in ihre Heimath zurückkehren, um sich den Behörden zu stellen, schildern die Verhältnisse der Flüchtlinge als höchst traurig und ziehen dieselben vor, lieber in der Heimath im Zuchthause, als in der Schweiz in Armuth und Druck, denen sich die Verachtung der Asylgeber noch zugesellt, zu leben. Zwischen Karlsruhe und Berlin werden gegenwärtig eifrige Verhandlungen in Betreff der badischen Militär- angelegenheiten gepflogen. Unserer Kammer wird nächstens eine Regierungsvorlage gemacht werden, worin die Abschließung einer Anleihe von acht Millionen verlangt wird.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 259. Würzburg, 29. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische259_1850/1>, abgerufen am 16.04.2024.