Die Bayerische Presse. Nr. 260. Würzburg, 30. Oktober 1850.
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aus Madrid enthält folgendes über den Ballon Der "National" veröffentlicht eine Ansprache Neuestes. * Würzburg, 30. Okt. Heute Vormittag * Würzburg, 30. Okt. Gestern Vormittag Der "N. M. Z." wird aus Würzburg München, 27. Okt. Gegen Abend ist der Ueber die Verhaftung eines bayr. Grafen in ^ Aus Baden, 27. Okt. Die gestrige Mannheim, 28. Okt. Die preußischen Offi- Dresden, 25. Okt. Die zweite Kammer hat Aus Thüringen, 27. Okt. Zu dem an der Koblenz, 28. Okt. Gestern Abend soll an Das "Kieler Korrespondenzblatt" meldet aus Vreslau, 25. Okt. Wie wir so eben ver- Schkeuditz, 27. Okt. Den heute hier ver- Paris, 26. Okt. Die Vorgänge, welche dem ** Aus der Schweiz, 27. Okt. Der Erz- Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: [Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 87. [Spaltenumbruch]
aus Madrid enthält folgendes über den Ballon Der „National“ veröffentlicht eine Ansprache Neuestes. * Würzburg, 30. Okt. Heute Vormittag * Würzburg, 30. Okt. Gestern Vormittag Der „N. M. Z.“ wird aus Würzburg München, 27. Okt. Gegen Abend ist der Ueber die Verhaftung eines bayr. Grafen in △ Aus Baden, 27. Okt. Die gestrige Mannheim, 28. Okt. Die preußischen Offi- Dresden, 25. Okt. Die zweite Kammer hat Aus Thüringen, 27. Okt. Zu dem an der Koblenz, 28. Okt. Gestern Abend soll an Das „Kieler Korrespondenzblatt“ meldet aus Vreslau, 25. Okt. Wie wir so eben ver- Schkeuditz, 27. Okt. Den heute hier ver- Paris, 26. Okt. Die Vorgänge, welche dem ** Aus der Schweiz, 27. Okt. Der Erz- Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: [Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 87. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0004"/><cb/> aus Madrid enthält folgendes über den Ballon<lb/> oder vielmehr das Luftschiff „L'Eolo“ des Hrn.<lb/> v. Montemayor: Das Luftfahrzeug ist von einer<lb/> kolossalen Ausdehnung und überbietet hierin Alles,<lb/> was man bisher in dieser Art gesehen haben mag.<lb/> Dieser ungeheure Ballon nimmt über 2 Millionen<lb/> Litres Gas ein, hat 16 Metres im Umfang und<lb/> trägt leicht 15 Personen. Der Apparat, welcher<lb/> ihm, unbekümmert um den Zug der Winde, jede<lb/> beliebige Richtung gibt, ist eben so genial erdacht,<lb/> als eingerichtet. Er besteht in mehreren großen<lb/> Flügeln, die sich wie die der Vögel bewegen, mit<lb/> denen sie auch große Aehnlichkeit haben. An dem<lb/> Vordertheile des Luftschiffes ist eine kolossale Röhre<lb/> angebracht, die mittelst eines inneren Mechanis-<lb/> mus eine große Masse Luft einsaugt, die wieder<lb/> von einer anderen, am Hintertheile des Schiffes<lb/> angebrachten Röhre, mit großer Kraft gegen den<lb/> Ballon getrieben, das Fahrzeug in eine außeror-<lb/> dentlich schnelle Bewegang versetzt, welche man<lb/> bei ruhiger Luft auf 60 Lieues pr. Stunde an-<lb/> nehmen kann, das durch das Einsaugen der Luft<lb/> und durch die Bewegung der Flügel verursagte<lb/> Geräusch läß sich auf weite Ferne hören, und<lb/> man glaubt, eine Fregatte mit vollen Segeln und<lb/> vollem Dampf durch die Lufte steuern zu sehen.<lb/> ( Wir sind auf die nächsten Nachrichten darüber<lb/> gespannt. ) </p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Der „National“ veröffentlicht eine Ansprache<lb/> des „Jtalienischen National=Comites“ an die Jta-<lb/> liener, in welcher dieselben von der Existenz einer<lb/> obersten Central=Behörde zur Einleitung einer<lb/> neuen Revolution in Kenntniß gesetzt und zur voll-<lb/> sten Eintracht unter einander, so wie mit den Pa-<lb/> trioten der anderen Länder ermahnt werden. Die-<lb/> ses Dokument ist aus London vom 8. September<lb/> datirt und im Namen des Comites von Joseph<lb/> Mazzini, Aurelio Saffii, Aurelio Saliceti, Joseph<lb/> Sirtori, Mathias Montecchi und C. Agostini<lb/> ( von Letzterem als Sekretär ) unterzeichnet. Das<lb/> Comite leitet seine legale Existenz aus einem am<lb/> 4. Juli 1849 von mehreren Mitgliedern der rö-<lb/> mischen Constituirenden unterzeichneten Beschlusse<lb/> ab, durch den Mazzini, Saffi und Montecchi zu<lb/> Mitgliedern eines italienischen National=Comites,<lb/> mit der Befugniß, noch zwei andere Mitglieder<lb/> hinzuzuziehen, ernannt wurden. Das lange und<lb/> schwülstige Manifest enthält folgende Stelle: „Eine<lb/> Periode neuen Lebens beginnt für die europäische<lb/> Demokratie, für die gerechte Sache der Völker.<lb/> Ein Bündniß ist abgeschlossen wordeu zwischen<lb/> den Männern des Gedankens und des Handelns<lb/> der verschiedenen Nationen, die für die Wahrheit<lb/> und das ewige Recht gegen die Lüge und die<lb/> Willkür kämpfen. Die italienische Nationalpartei<lb/> muß jetzt eine ihren Kräften und ihrer Sendung<lb/> entsprechende Haltung annehmen. Das Wort,<lb/> welches das vervollstandigte und förmlich consti-<lb/> tuirte Nationalcomite heute an seine Brüder rich-<lb/> tet, ist nur der Vorläufer einer Reihe von Akten,<lb/> die bestimmt sind, den Triumph der Nationalidee<lb/> wirksam anzubahnen. Die Grundsätze, die unsere<lb/> Handlungen leiten werden, sind bekannt. Sie sind<lb/> in unserem Mandate festgestellt und durch wieder-<lb/> holte große Kundgebungen des Nationalwillens<lb/> bekräftigt worden. „„Unabhängigkeit, Freiheit,<lb/> Einheit!““ als Ziel der „„Krieg und die italie-<lb/> nische Constituirende!““ als Mittel.“</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Neuestes</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Würzburg, 30. Okt. Heute Vormittag<lb/> wurde dem Heinrich Schuhmann von Hosstetten<lb/> das allerhöchsten Orts bestättigte Todesurtheil<lb/> publizirt, welches derselbe mit vieler Fassung ver-<lb/> nahm, mit der Bitte, man möge die ihm zu-<lb/> stehende Frist von 3 Tagen zur Vollziehung des<lb/> Urtheils gewähren, und sohin wird die öffentliche<lb/> Hinrichtung am Samstag erfolgen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">*</hi> Würzburg, 30. Okt. Gestern Vormittag<lb/> wurden die Redakteure und Verleger der hier er-<lb/> scheinenden Zeitungen vor das kgl. Stadtkommis-<lb/><cb/> sariat geladen, und denselben ein Ministerialreskript<lb/> eröffnet, nach welchem sie moralische Verpflichtung<lb/> hätten, während des jetzt bewaffneten Friedens<lb/> keinerlei Nachrichten über die Stärke, den Stand<lb/> und die Ausstellung der bayerischen und der übri-<lb/> gen Bundestruppen aufzunehmen. Die Redaktio-<lb/> nen der „Bayerischen Presse, des Abendblattes,<lb/> des Stadt= und Landboten wie des Punsch er-<lb/> kannten diese Verpflichtung an, insofern dieselbe<lb/> von den übrigen Redaktionen der bayerischen Blät-<lb/> ter beobachtet würde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Der „N. M. Z.“ wird aus <hi rendition="#g">Würzburg</hi><lb/> folgender Vorfall berichtet: Der Gendarmerie-<lb/> Stationskommandant Konrad Stock zu Tann<lb/> wollte am 24. d. M. mit den Sachsen=Weimar'<lb/> schen Gendarmen zu Geisa im Orte Schleida,<lb/> Weimar'schen Gebiets, das jeden Monat übliche<lb/> dienstliche Zusammentreffen abhalten. Da Schleida<lb/> jedoch, was Stock vorher nicht wußte, bereits<lb/> von königl. preußischen Truppen besetzt war, so<lb/> wurde Stock vor den kommandirenden General<lb/> geführt, welcher ihn um den Zweck seiner Dahin-<lb/> kunft befragte und ihn unter der Erwiderung, daß<lb/> der Gendarmerie=Grenzverkehr nunmehr aufgehört<lb/> habe, mittelst Militärbegleitung über die Grenze<lb/> zurückbringen ließ.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>München, 27. Okt. Gegen Abend ist der<lb/> kgl. preußische Gesandte, Hr. v. Bockelberg nach<lb/> langerer Abwesenheit von Berlin hier wieder ein-<lb/> getroffen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Ueber die Verhaftung eines bayr. Grafen in<lb/> Salzburg wegen eines Verbrechens bringt die<lb/> „Landbötin“ nun folgendes Nähere: „Eine viel-<lb/> fach variirte Nachricht von der Verhaftung des<lb/> Grafen Arco=Stepperg in Salzburg wegen eines<lb/> an einem unmündigen Kinde begangenen entehren-<lb/> den Verbrechens hat folgenden wahrheitsgetreuen<lb/> Grund: der Genannte, wegen seiner zügellosen<lb/> Leidenschaften längst berüchtigt, wußte die 14 bis<lb/> 15jährige Tochter eines dortigen Malers mit<lb/> Hülfe einer ebenfalls verhaften schlechten Person<lb/> in ein öffentliches Haus zu locken, wo er ihr<lb/> Gewalt anthat, in deren Folge sie erkrankte.<lb/> Der Vater der Mißhandelten suchte alsbald den<lb/> Schutz der Behörden nach, in Folge dessen der<lb/> genannte Graf durch 24 Gendarmen auf seinem<lb/> Schlosse Anif abgeholt und in die Frohnveste nach<lb/> Salzburg abgeliefert wurde, woselbst er noch ge-<lb/> genwärtig festsitzt. Die Mißhandelte ist nicht<lb/> nur nicht gestorben, sondern wurde bereits am<lb/> dritten Tage nach der That wieder auf der<lb/> Straße gesehen. Dem Spruch des Gesetzes wird<lb/> entgegengesehen.“</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>△ Aus Baden, 27. Okt. Die gestrige<lb/> Nummer der offiziellen „Karlsruher Zeitung“ ent-<lb/> hält einen, allem Anschein nach aus ministerieller<lb/> Feder geflossenen Artikel an der Spitze des Blat-<lb/> tes, worin es am Schlusse wörtlich heißt: „daß<lb/> die großherzogl. badische Regierung, in Zukunft,<lb/> wie auch bisher in der deutschen Frage kein an-<lb/> deres Ziel im Auge haben wird, als die <hi rendition="#g">Eini-<lb/> gung </hi> und nicht die <hi rendition="#g">Spaltung</hi> Deutschlands.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Mannheim, 28. Okt. Die preußischen Offi-<lb/> ziere haben ihre Wohnungen größtentheils gekün-<lb/> digt, ob aus eigener Vorsicht oder in Folge höh-<lb/> erer Weisung, darüber verlautet noch nichts.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Dresden, 25. Okt. Die zweite Kammer hat<lb/> sich heute bis zum 5. November vertagt. Die<lb/> Deputationen bleiben indessen in unausgesetzter<lb/> Thatigkeit und die erste Kammer tagt fort.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Aus Thüringen, 27. Okt. Zu dem an der<lb/> kurhessischen Grenze aufgestellten Armeekorps wird<lb/> heute auch das in Wetzlar gelegene stoßen, wo-<lb/> durch die ganze preußische Truppenwasse auf 20,000<lb/> Mann gebracht wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Koblenz, 28. Okt. Gestern Abend soll an<lb/> die hiesige landräthliche Behörde der Befehl zur<lb/> Einberufung der Kriegsreserve sowie der dem Al-<lb/> ter nach jungsten Landwehrleute ersten Aufgebots<lb/> ergangen sein.</p> </div><lb/> <cb/> <div n="2"> <p>Das „Kieler Korrespondenzblatt“ meldet aus<lb/> Kiel vom 25. Okt. die am vorigen Tage erfolgte<lb/> Ankunft des Generals Hahn und des Statthal-<lb/> ters Beseler. Auch der Statthalter Graf Revent-<lb/> low ist dort anwesend.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Vreslau, 25. Okt. Wie wir so eben ver-<lb/> nehmen, wird die feierliche Uebergabe der Jn-<lb/> signien des Cardinalats an unsern Herrn Fürst-<lb/> bischof am Montag, 4. November, in hiesiger<lb/> Kathedralkirche stattfinden.</p> <byline> <hi rendition="#right">( Schl. K.=Bl. ) </hi> </byline> </div><lb/> <div n="2"> <p>Schkeuditz, 27. Okt. Den heute hier ver-<lb/> sammelten Landwehrmännern wurde eine Ordre<lb/> aus dem Kriegsministerium vorgelesen, nach wel-<lb/> cher jeder, welcher dem ergangenen Aufrufe Folge<lb/> leistet und in die schleswig=holstein. Armee ein-<lb/> tritt, als Deserteur betrachtet werden soll.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Paris, 26. Okt. Die Vorgänge, welche dem<lb/> Rücktritt d'Hautpoul's herbeigeführt haben, fangen<lb/> an, sich aufzuklären. Noch den Tag vorher hatte<lb/> d'Hautpoul eine Conferenz mit L. Napoleon, nach<lb/> welcher er sich nichts weniger als beunruhigt we-<lb/> gen seiner Stellung zeigte. Was aber beschlossen<lb/> ward, kann Niemand angeben, aber Jedermann wird<lb/> es mit Zuversicht aus den weiteren Ereignissen er-<lb/> rathen. Am folgenden Tage begab sich d' Haut-<lb/> poul in den Ministerrath und kündigte seinen Col-<lb/> legen zu ihrem Erstaunen ein Projekt an, daß er<lb/> auf L. Napoleon's eigenes Verlangen ausgearbei-<lb/> tet habe. Er las daranf den bekannten Plan zur<lb/> Zerstückelung des Comandö's von Changarnier<lb/> vor und kündigte an, daß die Generalr Carrelet,<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="6"/>Randot, und Gueswiller bereits durch den<lb/> Telegraphen nach Paris beschieden seien,<lb/> um mit Changarnier die Commando's der<lb/> vier neu gebildeten Divisionen zu theilen.<lb/> Sechs unter Changarnier stehende und mit<lb/> ihm sehr vertraute Generale sollen gleich aus<lb/> Paris entfernt und Changarnier selbst aufgefordert<lb/> werden, die Tuilerieen sofort zu räumen und das<lb/> Hotel des Divisions=Commando's auf dem Platze<lb/> Vendome zu beziehen. Die Minister hörten die-<lb/> ses Project mit Erstaunen an; Lahitte ergriff zu-<lb/> erst das Wort und drohte mit seinem augenblick-<lb/> lichen Rücktritte, wenn dasselbe nur ernstlich dis-<lb/> cutirt werden sollte. Die Minister Baroche, Rou-<lb/> her, Romain Desfosses und selbst Fould folgten<lb/> seinem Beispiele; nur Dumas schien d'Hauptpoul<lb/> unterstützen zu wollen. Von seinen Collegen fast<lb/> einstimmig im Stiche gelassen, begab sich dieser<lb/> sofort zu L. Napoleon und reichte seine Entlassung<lb/> ein, die zwar ungern, jedoch ohne Zaudern ange-<lb/> nommen wurde. Den Generalen Carrelet, Ran-<lb/> don und Gnesviller wurde sofort durch den Te-<lb/> legrapfen Gegenbefehl zugeschickt; allein nur<lb/> die beiden letzteren erhielten ihn noch in<lb/> rechter Zeit; Carrelet, der Marsaile schon<lb/> verlassen hatte, ist in Paris eingetroffen,<lb/> nachdem er unterwegs gar kein Hehl daraus<lb/> gemacht, daß er zur Uebernahme eines Divisions-<lb/> Commando 's nach Paris beschieden sei. Die Um-<lb/> gebung des Präsidenten äußert ganz unverholen<lb/> ihr Mißvergnügen über das Mißlingen des in<lb/> aller Stille angelegten Projektes, den General<lb/> Changarnier, der durch sein Schweigen weit un-<lb/> bequemer ist, als Andere durch ihr Sprechen, über<lb/> Bord zu werfen. Dagegen soll L. Napoleon selbst,<lb/> getreu seiner vorsichtigen und ausweichenden Poli-<lb/> tik, ganz zufrieden sein, sich d'Hautpoul, der ihn<lb/> mit der Nationalversammlung ganz unvermeidlich<lb/> in Handel verwickelt hätte, auf gute Art vom<lb/> Halse geschafft zu haben, besonders da er in dem<lb/> neuen Kriegsminister ein viel besseres Gegenge-<lb/> wicht gegen Changarnier gefunden zu haben glaubt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#sup">**</hi> Aus der Schweiz, 27. Okt. Der Erz-<lb/> bischof Fransoni hat Genf wieder verlassen und<lb/> ist nach Lyon gereist. Der Zweck seiner Anwe-<lb/> senheit in Genf war eine Zusammenkunft mit dem<lb/> Bischof Marilley. Wie man versichert, wird<lb/> Bischof Marilley Genf nun doch verlassen müssen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Verantwortlicher Redakteur</hi> u. <hi rendition="#g">Verleger:</hi><lb/> Franz v. <hi rendition="#g">Faber</hi>. </hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb type="end"/> <trailer> <hi rendition="#right">Druck von Joseph Steib in Würzburg.<space dim="horizontal"/>Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 87.</hi> </trailer> </body> </text> </TEI> [0004]
aus Madrid enthält folgendes über den Ballon
oder vielmehr das Luftschiff „L'Eolo“ des Hrn.
v. Montemayor: Das Luftfahrzeug ist von einer
kolossalen Ausdehnung und überbietet hierin Alles,
was man bisher in dieser Art gesehen haben mag.
Dieser ungeheure Ballon nimmt über 2 Millionen
Litres Gas ein, hat 16 Metres im Umfang und
trägt leicht 15 Personen. Der Apparat, welcher
ihm, unbekümmert um den Zug der Winde, jede
beliebige Richtung gibt, ist eben so genial erdacht,
als eingerichtet. Er besteht in mehreren großen
Flügeln, die sich wie die der Vögel bewegen, mit
denen sie auch große Aehnlichkeit haben. An dem
Vordertheile des Luftschiffes ist eine kolossale Röhre
angebracht, die mittelst eines inneren Mechanis-
mus eine große Masse Luft einsaugt, die wieder
von einer anderen, am Hintertheile des Schiffes
angebrachten Röhre, mit großer Kraft gegen den
Ballon getrieben, das Fahrzeug in eine außeror-
dentlich schnelle Bewegang versetzt, welche man
bei ruhiger Luft auf 60 Lieues pr. Stunde an-
nehmen kann, das durch das Einsaugen der Luft
und durch die Bewegung der Flügel verursagte
Geräusch läß sich auf weite Ferne hören, und
man glaubt, eine Fregatte mit vollen Segeln und
vollem Dampf durch die Lufte steuern zu sehen.
( Wir sind auf die nächsten Nachrichten darüber
gespannt. )
Der „National“ veröffentlicht eine Ansprache
des „Jtalienischen National=Comites“ an die Jta-
liener, in welcher dieselben von der Existenz einer
obersten Central=Behörde zur Einleitung einer
neuen Revolution in Kenntniß gesetzt und zur voll-
sten Eintracht unter einander, so wie mit den Pa-
trioten der anderen Länder ermahnt werden. Die-
ses Dokument ist aus London vom 8. September
datirt und im Namen des Comites von Joseph
Mazzini, Aurelio Saffii, Aurelio Saliceti, Joseph
Sirtori, Mathias Montecchi und C. Agostini
( von Letzterem als Sekretär ) unterzeichnet. Das
Comite leitet seine legale Existenz aus einem am
4. Juli 1849 von mehreren Mitgliedern der rö-
mischen Constituirenden unterzeichneten Beschlusse
ab, durch den Mazzini, Saffi und Montecchi zu
Mitgliedern eines italienischen National=Comites,
mit der Befugniß, noch zwei andere Mitglieder
hinzuzuziehen, ernannt wurden. Das lange und
schwülstige Manifest enthält folgende Stelle: „Eine
Periode neuen Lebens beginnt für die europäische
Demokratie, für die gerechte Sache der Völker.
Ein Bündniß ist abgeschlossen wordeu zwischen
den Männern des Gedankens und des Handelns
der verschiedenen Nationen, die für die Wahrheit
und das ewige Recht gegen die Lüge und die
Willkür kämpfen. Die italienische Nationalpartei
muß jetzt eine ihren Kräften und ihrer Sendung
entsprechende Haltung annehmen. Das Wort,
welches das vervollstandigte und förmlich consti-
tuirte Nationalcomite heute an seine Brüder rich-
tet, ist nur der Vorläufer einer Reihe von Akten,
die bestimmt sind, den Triumph der Nationalidee
wirksam anzubahnen. Die Grundsätze, die unsere
Handlungen leiten werden, sind bekannt. Sie sind
in unserem Mandate festgestellt und durch wieder-
holte große Kundgebungen des Nationalwillens
bekräftigt worden. „„Unabhängigkeit, Freiheit,
Einheit!““ als Ziel der „„Krieg und die italie-
nische Constituirende!““ als Mittel.“
Neuestes.
* Würzburg, 30. Okt. Heute Vormittag
wurde dem Heinrich Schuhmann von Hosstetten
das allerhöchsten Orts bestättigte Todesurtheil
publizirt, welches derselbe mit vieler Fassung ver-
nahm, mit der Bitte, man möge die ihm zu-
stehende Frist von 3 Tagen zur Vollziehung des
Urtheils gewähren, und sohin wird die öffentliche
Hinrichtung am Samstag erfolgen.
* Würzburg, 30. Okt. Gestern Vormittag
wurden die Redakteure und Verleger der hier er-
scheinenden Zeitungen vor das kgl. Stadtkommis-
sariat geladen, und denselben ein Ministerialreskript
eröffnet, nach welchem sie moralische Verpflichtung
hätten, während des jetzt bewaffneten Friedens
keinerlei Nachrichten über die Stärke, den Stand
und die Ausstellung der bayerischen und der übri-
gen Bundestruppen aufzunehmen. Die Redaktio-
nen der „Bayerischen Presse, des Abendblattes,
des Stadt= und Landboten wie des Punsch er-
kannten diese Verpflichtung an, insofern dieselbe
von den übrigen Redaktionen der bayerischen Blät-
ter beobachtet würde.
Der „N. M. Z.“ wird aus Würzburg
folgender Vorfall berichtet: Der Gendarmerie-
Stationskommandant Konrad Stock zu Tann
wollte am 24. d. M. mit den Sachsen=Weimar'
schen Gendarmen zu Geisa im Orte Schleida,
Weimar'schen Gebiets, das jeden Monat übliche
dienstliche Zusammentreffen abhalten. Da Schleida
jedoch, was Stock vorher nicht wußte, bereits
von königl. preußischen Truppen besetzt war, so
wurde Stock vor den kommandirenden General
geführt, welcher ihn um den Zweck seiner Dahin-
kunft befragte und ihn unter der Erwiderung, daß
der Gendarmerie=Grenzverkehr nunmehr aufgehört
habe, mittelst Militärbegleitung über die Grenze
zurückbringen ließ.
München, 27. Okt. Gegen Abend ist der
kgl. preußische Gesandte, Hr. v. Bockelberg nach
langerer Abwesenheit von Berlin hier wieder ein-
getroffen.
Ueber die Verhaftung eines bayr. Grafen in
Salzburg wegen eines Verbrechens bringt die
„Landbötin“ nun folgendes Nähere: „Eine viel-
fach variirte Nachricht von der Verhaftung des
Grafen Arco=Stepperg in Salzburg wegen eines
an einem unmündigen Kinde begangenen entehren-
den Verbrechens hat folgenden wahrheitsgetreuen
Grund: der Genannte, wegen seiner zügellosen
Leidenschaften längst berüchtigt, wußte die 14 bis
15jährige Tochter eines dortigen Malers mit
Hülfe einer ebenfalls verhaften schlechten Person
in ein öffentliches Haus zu locken, wo er ihr
Gewalt anthat, in deren Folge sie erkrankte.
Der Vater der Mißhandelten suchte alsbald den
Schutz der Behörden nach, in Folge dessen der
genannte Graf durch 24 Gendarmen auf seinem
Schlosse Anif abgeholt und in die Frohnveste nach
Salzburg abgeliefert wurde, woselbst er noch ge-
genwärtig festsitzt. Die Mißhandelte ist nicht
nur nicht gestorben, sondern wurde bereits am
dritten Tage nach der That wieder auf der
Straße gesehen. Dem Spruch des Gesetzes wird
entgegengesehen.“
△ Aus Baden, 27. Okt. Die gestrige
Nummer der offiziellen „Karlsruher Zeitung“ ent-
hält einen, allem Anschein nach aus ministerieller
Feder geflossenen Artikel an der Spitze des Blat-
tes, worin es am Schlusse wörtlich heißt: „daß
die großherzogl. badische Regierung, in Zukunft,
wie auch bisher in der deutschen Frage kein an-
deres Ziel im Auge haben wird, als die Eini-
gung und nicht die Spaltung Deutschlands.
Mannheim, 28. Okt. Die preußischen Offi-
ziere haben ihre Wohnungen größtentheils gekün-
digt, ob aus eigener Vorsicht oder in Folge höh-
erer Weisung, darüber verlautet noch nichts.
Dresden, 25. Okt. Die zweite Kammer hat
sich heute bis zum 5. November vertagt. Die
Deputationen bleiben indessen in unausgesetzter
Thatigkeit und die erste Kammer tagt fort.
Aus Thüringen, 27. Okt. Zu dem an der
kurhessischen Grenze aufgestellten Armeekorps wird
heute auch das in Wetzlar gelegene stoßen, wo-
durch die ganze preußische Truppenwasse auf 20,000
Mann gebracht wird.
Koblenz, 28. Okt. Gestern Abend soll an
die hiesige landräthliche Behörde der Befehl zur
Einberufung der Kriegsreserve sowie der dem Al-
ter nach jungsten Landwehrleute ersten Aufgebots
ergangen sein.
Das „Kieler Korrespondenzblatt“ meldet aus
Kiel vom 25. Okt. die am vorigen Tage erfolgte
Ankunft des Generals Hahn und des Statthal-
ters Beseler. Auch der Statthalter Graf Revent-
low ist dort anwesend.
Vreslau, 25. Okt. Wie wir so eben ver-
nehmen, wird die feierliche Uebergabe der Jn-
signien des Cardinalats an unsern Herrn Fürst-
bischof am Montag, 4. November, in hiesiger
Kathedralkirche stattfinden.
( Schl. K.=Bl. )
Schkeuditz, 27. Okt. Den heute hier ver-
sammelten Landwehrmännern wurde eine Ordre
aus dem Kriegsministerium vorgelesen, nach wel-
cher jeder, welcher dem ergangenen Aufrufe Folge
leistet und in die schleswig=holstein. Armee ein-
tritt, als Deserteur betrachtet werden soll.
Paris, 26. Okt. Die Vorgänge, welche dem
Rücktritt d'Hautpoul's herbeigeführt haben, fangen
an, sich aufzuklären. Noch den Tag vorher hatte
d'Hautpoul eine Conferenz mit L. Napoleon, nach
welcher er sich nichts weniger als beunruhigt we-
gen seiner Stellung zeigte. Was aber beschlossen
ward, kann Niemand angeben, aber Jedermann wird
es mit Zuversicht aus den weiteren Ereignissen er-
rathen. Am folgenden Tage begab sich d' Haut-
poul in den Ministerrath und kündigte seinen Col-
legen zu ihrem Erstaunen ein Projekt an, daß er
auf L. Napoleon's eigenes Verlangen ausgearbei-
tet habe. Er las daranf den bekannten Plan zur
Zerstückelung des Comandö's von Changarnier
vor und kündigte an, daß die Generalr Carrelet,
______Randot, und Gueswiller bereits durch den
Telegraphen nach Paris beschieden seien,
um mit Changarnier die Commando's der
vier neu gebildeten Divisionen zu theilen.
Sechs unter Changarnier stehende und mit
ihm sehr vertraute Generale sollen gleich aus
Paris entfernt und Changarnier selbst aufgefordert
werden, die Tuilerieen sofort zu räumen und das
Hotel des Divisions=Commando's auf dem Platze
Vendome zu beziehen. Die Minister hörten die-
ses Project mit Erstaunen an; Lahitte ergriff zu-
erst das Wort und drohte mit seinem augenblick-
lichen Rücktritte, wenn dasselbe nur ernstlich dis-
cutirt werden sollte. Die Minister Baroche, Rou-
her, Romain Desfosses und selbst Fould folgten
seinem Beispiele; nur Dumas schien d'Hauptpoul
unterstützen zu wollen. Von seinen Collegen fast
einstimmig im Stiche gelassen, begab sich dieser
sofort zu L. Napoleon und reichte seine Entlassung
ein, die zwar ungern, jedoch ohne Zaudern ange-
nommen wurde. Den Generalen Carrelet, Ran-
don und Gnesviller wurde sofort durch den Te-
legrapfen Gegenbefehl zugeschickt; allein nur
die beiden letzteren erhielten ihn noch in
rechter Zeit; Carrelet, der Marsaile schon
verlassen hatte, ist in Paris eingetroffen,
nachdem er unterwegs gar kein Hehl daraus
gemacht, daß er zur Uebernahme eines Divisions-
Commando 's nach Paris beschieden sei. Die Um-
gebung des Präsidenten äußert ganz unverholen
ihr Mißvergnügen über das Mißlingen des in
aller Stille angelegten Projektes, den General
Changarnier, der durch sein Schweigen weit un-
bequemer ist, als Andere durch ihr Sprechen, über
Bord zu werfen. Dagegen soll L. Napoleon selbst,
getreu seiner vorsichtigen und ausweichenden Poli-
tik, ganz zufrieden sein, sich d'Hautpoul, der ihn
mit der Nationalversammlung ganz unvermeidlich
in Handel verwickelt hätte, auf gute Art vom
Halse geschafft zu haben, besonders da er in dem
neuen Kriegsminister ein viel besseres Gegenge-
wicht gegen Changarnier gefunden zu haben glaubt.
** Aus der Schweiz, 27. Okt. Der Erz-
bischof Fransoni hat Genf wieder verlassen und
ist nach Lyon gereist. Der Zweck seiner Anwe-
senheit in Genf war eine Zusammenkunft mit dem
Bischof Marilley. Wie man versichert, wird
Bischof Marilley Genf nun doch verlassen müssen.
Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.
Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 87.
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| Zitationshilfe: | Die Bayerische Presse. Nr. 260. Würzburg, 30. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische260_1850/4>, abgerufen am 21.11.2024. |
