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Die Bayerische Presse. Nr. 265. Würzburg, 5. November 1850.

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[Spaltenumbruch] Partei kann unter Umständen sehr gut andere
Parteien und Partei = Fraktionen zu ihren Zwe-
cken gebrauchen, aber sie darf sich keiner an-
dern Partei unterordnen. Diejenigen Leute aber,
die in der letzten Bewegung an der Regierung
waren und ihre Stellung dazu benutzten, die Be-
wegung zu verrathen und die Arbeiter=Partei, wo
sie selbstständig auftreten wollte, niederzudrücken,
diese Leute müssen unter allen Umständen fern ge-
halten werden. Die besagte Schrift geht dann
zur Schilderung ihrer Wirksamkeit und ihrer Aus-
sichten in verschiedenen europäischen Ländern über.
Jn Belgien, seitdem die Hauptmitglieder des
Bundes im Jahre 1848 "verhaftet, zum Tode
verurtheilt, und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe
begnadigt wurden," gestehen sie ein, daß es ihnen
wegen der "bestehenden Polizeiverhältnisse" sehr
schlecht gehe, und daß nur in Brüssel sich eine
"Gemeinde" erhalten habe. Ueber die Schweiz
erwartet man erst genauere Mittheilungen. Jn
Frankreich werden Verbindungen mit den deutschen
Arbeitern in Besancon und in den übrigen Orten
am Jura erhalten. Ueber Deutschland läßt sich
die Schrift sehr ausführlich aus: "Der Bund
hat seinen Hauptsitz in Deutschland: in Köln,
Frankfurt a. M., Hanau, Mainz, Wiesbaden,
Hamburg, Schwerin, Berlin, Breslau, Liegnitz,
Glogau, Leipzig, Nürnberg, München, Bamberg,
Würzburg, Stuttgart, Baden. Zu leitenden Krei-
sen sind ernannt: Hamburg für Schleswig=Hol-
stein; Schwerin für Mecklenburg; Breslau für
Schlesien; Leipzig für Sachsen und Berlin; Nürn-
berg für Bayern; Köln für Rheinland und West-
phalen. Die Gemeinden in Göttingen, Stuttgart
und Brüssel bleiben vorläufig in direkter Verbin-
dung mit der Centralbehörde, bis es ihnen ge-
lungen ist, ihren Einfluß hinreichend auszudehnen,
um neue leitende Kreise bilden zu können. Die
Bundesverhältnisse in Baden werden erst bestimmt
werden nach dem Bericht des dorthin und in die
Schweiz gesandten Emissärs. Wo, wie in Schles-
wig=Holstein und Mecklenburg, Bauern= u. Land-
Taglöhner=Vereine bestehen, ist es den Bundes-
Mitgliedern gelungen, direkteren Einfluß auf sie
zu gewinnen, und sie theilweise ganz in seine Hand
zu bekommen. Die sächsischen, fränkischen, hessi-
schen und nassanischen Arbeiter= und Taglöhner-
Vereine stehen ebenfalls größtentheils unter Lei-
tung des Bundes. Die einflußreichsten Mitglie-
der der Arbeiterverbrüderungen gehören auch dem
Bunde an. Die Centralbehörde macht alle Ge-
meinden und Bundesmitglieder darauf aufmerksam,
daß dieser Einfluß auf die Arbeiter=, Turner= u.
Taglöhnervereine ec. von der höchsten Wichtigkeit
ist, und überall gewonnen werden muß. Sie for-
dert die leitenden Kreise und direkt mit ihr cor-
respondirenden Gemeinden auf, in ihren nächsten
Briefen speziell zu berichten, was in dieser Beziehung
geschehen ist." Der Emissär nach Deutschland, der
für seine Thätigkett ein Anerkennungsvotum von der
Centralbehörde erhielt, hat überall nur die zulässigsten
Leute in den Bund aufgenommen, und ihrer grö-
ßern Lokal=Kenntniß die Ausdehnung des Bundes
überlassen. Es wird von den Lokal=Verhältnissen
abhängen, ob die verschiedenen revolutionären Leute
direkt in den Bund aufgenommen werden könnten.

   Schluß folgt. )

Neuestes.

* Würzburg, 5. Okt. Eine gestern Abend
dahier angelangte Mittheilung bringt die Nach-
richt, daß auf der Bamberg=Nürnberger Bahn
zwei Militärzüge so heftig auf einander stießen,
daß mehrere Wagen zertrümmert wurden. Mehr-
fache Verletzungen österr. Militärs fielen vor.

Mannheim, 2. Nov. Das in Karlsruhe,
Durlach, Bruchsal ec. garnisonirende k. preußische
28. Linieninfanterieregiment hat Marschordre nach
Kurhessen erhalten, und geht morgen und über-
morgen bataillonsweise nach Frankfurt a. M. Auch
das hier stehende 30. Regiment erwartet täglich
Befehl zum Abmarsche. Man sieht die kurhessi-
[Spaltenumbruch] schen Angelegenheiten hier überall als eine für
Preußen willkommene Gelegenheit an, seine Trup-
pen aus Baden zurückzuziehen, und die Union end-
lich definitiv aufzugeben.

Gotha, 2. Nov. Jn unserm Landtage ist
gestern Seitens des betreffenden Ausschusses der
Antrag gestellt worden, dem dänischen Friedens-
vertrage die ständische Zustimmung zu verweigern,
weil die Rechte der Herzogthümer und resp. Deut-
schlands durch denselben gekürzt würden.

Wurzen, 30. Okt. Da der Gutsbesitzer und
ehemalige Landtagsabgeordnete Arndt aus Roitzsch
sich der, wegen seiner Betheiligung an den hoch-
verrätherischen und aufrührerischen Maibewegungen
wider ihn verhängten Untersuchung durch die Flucht
entzogen hat, so ist vom königlichen Landgericht
Wurzen, so lange Arndt nicht zurückkehrt, über
dessen sämmtliches Mobiliar= und Jmmobiliar-
vermögen die Beschlagnahme und gerichtliche Ver-
waltung zu verhängen beschlossen und der Amts-
landschöppe und Ortsrichter Hertzsch in Remt un-
serm 25. Okt. zum Arndt'schen Vemögensverwal-
ter bestellt worden.

   

Wien, 31. Okt. Sr. Eminenz der Cardinal
Wiesemann, Erzbischof v. Westminster ist von
Rom hier angekommen.

Berlin, 31. Okt. Graf Brandenburg ist
heute früh nach Berlin zurückgekehrt. So viel
von den Mittheilungen desselben über die Stel-
lung des Kaisers von Rußland zu unsern bren-
nenden Fragen verlautet, scheint der letztere die
deutsche und die dän. Frage als völlig von einan-
der getrennt u. von sehr verschiedenem Standpunkte
aus zu betrachten. Während er die Erhebung der
Schleswig = Holsteiner schlechtweg als Rebellion
pflichtvergessener Unterthanen gegen ihren rechtmä-
ßigen Landesherrn ansieht und daher, von der Noth-
wendigkeit einer gewaltsamen Pacificirung der Her-
zogthümer überzeugt, eine solche auch zu unterstützen
geneigt ist, erscheint ihm die deutsche Verfassungs-
frage als eine solche, die ganz aus sich selbst und
ohne fremde Einmischung zur Entwickelung ge-
langen muß. Von irgend einer Einwirkung auf
die einzelnen Phasen der letzteren will er sich da-
her gänzlich fern halten: höchstens würde er sich
zu einer Maßregel entschließen, die im Jnteresse
seiner eigenen Sicherheit liegt. Falls nämlich
Oesterreich wirklich in einen Krieg verwickelt u. genö-
thigt werden sollte, einen Theil seiner Truppen aus
Ungarn zurückzuziehen, so steht zu erwarten,
daß die Unzufriedenen dort und in Galizien die
Gelegenheit zu einem neuen Aufstande benutzen.
Derselbe könnte leicht die Polen zur Nachahm-
ung reizen und aufs neu den Fenerbrand der Em-
pörung in den russ. Kaiserstaat werfen. Um die-
sen Uebel vorzubeugen, ist der Czaar gewillt, im
Falle eines deutschen Krieges Ungarn und Gali-
zien zur Sicherheit mit seinen eigenen Truppen
zu besetzen, womit, nach den neuesten Berichten,
gegenwärtig bereits der Anfang gemacht werden
soll.

   

Berlin, 1. Nov. Man erfährt ( meldet die
Berl. Ztg. ) , daß von Oesterreich die Vorschläge
Preußens in der schleswig=holsteinischen Angelegen-
heit abgewiesen sind.

Berlin, 2. Nov. Dem Vernehmen nach hat
der Generallieutenant Graf v. d. Gröben nach-
träglich von hier aus den Befehl erhalten, die
Bayern in die Provinz Hanau einzulassen, den
Eintritt in die Provinzen Kassel und Fulda aber
nicht zu gestatten.

- Der Verkauf und die Verbreitung folgen-
der Schrift ist für den Umfang des preußischen
Staates durch den Minister des Jnnern verboteu
worden: "Hermann's von Lehnin" Weissagung über
das Brandenburgische Haus.

   

Warschau, 30. Okt. Um 1 Uhr in der Nacht
reiste Se. Maj. nach St. Petersburg ab, beglei-
tet von den Geueral=Adjutanten Grafen Orloff
und Adlerberg.

Von der polnischen Grenze, 29. Okt. Die
russischen Truppen, welche eine zeitlang sich we-
nig haben blicken lassen, so daß man fast hätte
[Spaltenumbruch] glauben mögen, sie seien in ihre Steppen zurück-
gegangen, sind auf einmal wieder zum Vorschein
gekommen. Seit einigen Tagen werden nämlich
mit der Warschau=Krakauer Eisenbahn eine
Menge Truppen auf Krakau zu befördert.
Es steht fest, daß die russischen Truppen, wenn
auch nicht nach Ungarn, so doch an die galizische
Grenze, unweit der ungarischen Grenze, sich hin-
begeben werden. Daselbst werden sie einstweilen
als Wächter stehen bleiben, um, damit wenn Oe-
sterreich nöthig hätte, seine Truppenmacht im We-
sten zu entfalten, die Russen alsdann den Osten
der österreichischen Monarchie, besonders Ungarn,
daß bei einer Entrückung der österreichischen Streit-
kräfte aus dem Osten jedenfalls sich aufs Neue
wieder erheben möchte.

   

T. D. 1 ) Berlin, 3. Nov. Die ministerielle
"Deutsche Reform" vertraut, nach dem Ausgang
der gestrigen Kronberathung, auf Erhaltung des
Friedens. -- Der Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten, Hr. v. Radowitz, hat seine Ent-
lassung genommen.

( Bestätigung der bereits mitgetheilten Nach-
richt, welche also lautet: Frankfurt, 3. Nov.
Nach so eben hier eingegangenen sichern Privat-
nachrichten aus Berlin von gestern hat Herr v.
Radowitz in der letzten Sitzung des Gesammt-
ministeriums wiederholt die Mobilmachung der
neun preußischen Armeekorps beantragt, und, als
diese von sämmtlichen übrigen Ministern verwei-
gert wurde, sofort seinen Abschied einge-
reicht, der auch angenommen wurde.

2 ) Wien, 2. Nov. Die heutige Nummer
der ministeriellen "Oe. C." besagt: Jn der deut-
schen Frage besteht vollkommene Solidarität zwi-
schen Rußland und Oesterreich. Nebst Radetzky
seien noch mehrere andere Generale zu einem
Hauptkriegsrath einberufen. Von Preußen seien
berhigende Vorschläge vorliegend, jedoch insofern
nicht annehmbar erscheinend, als sie gleichzeitig
hinsichtlich Kurhessens ein unausweichliches Ein-
schreiten des deutschen Bundes behindert wissen
wollten. Von der Annahme der Rückvorschläge
Oesterreichs werde nun Krieg oder Frieden ab-
hängen.    ( F. O.=Z. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 2. Novbr.

Weizen 13 fl. 5 kr. Korn 10 fl. 6 kr.
Gerste 8 fl. 33 kr. Haber 4 fl. 43 kr.

Frankfurter Cours.
Den l. November 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1150 1156
   "   5% Metallique....7878 1 / 4
   "   4%   "   ....60 1 / 261
   "   3%   "   ....45 3 / 4 46 1 / 4
   "   2 1 / 2 %   "   ....41 1 / 241 3 / 4
   "   4 1 / 2 % Bethmann...72--
   "   4%   "   ...63 1 / 2--
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.97 3 / 897 7 / 8
   "   "   500   "   "   1834. 155155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 4 86 3 / 4
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.--121 1 / 2
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...83 1 / 2 84
   "   4%   "   ....8888 1 / 2
   "   5%   "   ....100 1 / 8100 5 / 8
Württemberg3 1 / 4 % "   ....82 3 / 483 1 / 4
   "   4 1 / 2    "   ....98 1 / 898 3 / 8
Baden3 1 / 2 %   "   ....81 1 / 282
   "   fl. 35 Loose   ......32 1 / 4 32 1 / 2
   "   "   50   "   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 "   ...... 2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 3 / 8 76 7 / 8
   "   "   "   25   "   ...28 5 / 8 28 7 / 8
Polen fl. 300   "   ...135 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   "   ...33 3 / 833 7 / 8

Für die Waldförsterswittwe Assemann in Er-
bach sind ferner eingegangen: Von Sch. 12 kr.
Transport von früher 2 fl. 24 kr. Summa
2 fl. 36 kr.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] Partei kann unter Umständen sehr gut andere
Parteien und Partei = Fraktionen zu ihren Zwe-
cken gebrauchen, aber sie darf sich keiner an-
dern Partei unterordnen. Diejenigen Leute aber,
die in der letzten Bewegung an der Regierung
waren und ihre Stellung dazu benutzten, die Be-
wegung zu verrathen und die Arbeiter=Partei, wo
sie selbstständig auftreten wollte, niederzudrücken,
diese Leute müssen unter allen Umständen fern ge-
halten werden. Die besagte Schrift geht dann
zur Schilderung ihrer Wirksamkeit und ihrer Aus-
sichten in verschiedenen europäischen Ländern über.
Jn Belgien, seitdem die Hauptmitglieder des
Bundes im Jahre 1848 „verhaftet, zum Tode
verurtheilt, und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe
begnadigt wurden,“ gestehen sie ein, daß es ihnen
wegen der „bestehenden Polizeiverhältnisse“ sehr
schlecht gehe, und daß nur in Brüssel sich eine
„Gemeinde“ erhalten habe. Ueber die Schweiz
erwartet man erst genauere Mittheilungen. Jn
Frankreich werden Verbindungen mit den deutschen
Arbeitern in Besançon und in den übrigen Orten
am Jura erhalten. Ueber Deutschland läßt sich
die Schrift sehr ausführlich aus: „Der Bund
hat seinen Hauptsitz in Deutschland: in Köln,
Frankfurt a. M., Hanau, Mainz, Wiesbaden,
Hamburg, Schwerin, Berlin, Breslau, Liegnitz,
Glogau, Leipzig, Nürnberg, München, Bamberg,
Würzburg, Stuttgart, Baden. Zu leitenden Krei-
sen sind ernannt: Hamburg für Schleswig=Hol-
stein; Schwerin für Mecklenburg; Breslau für
Schlesien; Leipzig für Sachsen und Berlin; Nürn-
berg für Bayern; Köln für Rheinland und West-
phalen. Die Gemeinden in Göttingen, Stuttgart
und Brüssel bleiben vorläufig in direkter Verbin-
dung mit der Centralbehörde, bis es ihnen ge-
lungen ist, ihren Einfluß hinreichend auszudehnen,
um neue leitende Kreise bilden zu können. Die
Bundesverhältnisse in Baden werden erst bestimmt
werden nach dem Bericht des dorthin und in die
Schweiz gesandten Emissärs. Wo, wie in Schles-
wig=Holstein und Mecklenburg, Bauern= u. Land-
Taglöhner=Vereine bestehen, ist es den Bundes-
Mitgliedern gelungen, direkteren Einfluß auf sie
zu gewinnen, und sie theilweise ganz in seine Hand
zu bekommen. Die sächsischen, fränkischen, hessi-
schen und nassanischen Arbeiter= und Taglöhner-
Vereine stehen ebenfalls größtentheils unter Lei-
tung des Bundes. Die einflußreichsten Mitglie-
der der Arbeiterverbrüderungen gehören auch dem
Bunde an. Die Centralbehörde macht alle Ge-
meinden und Bundesmitglieder darauf aufmerksam,
daß dieser Einfluß auf die Arbeiter=, Turner= u.
Taglöhnervereine ec. von der höchsten Wichtigkeit
ist, und überall gewonnen werden muß. Sie for-
dert die leitenden Kreise und direkt mit ihr cor-
respondirenden Gemeinden auf, in ihren nächsten
Briefen speziell zu berichten, was in dieser Beziehung
geschehen ist.“ Der Emissär nach Deutschland, der
für seine Thätigkett ein Anerkennungsvotum von der
Centralbehörde erhielt, hat überall nur die zulässigsten
Leute in den Bund aufgenommen, und ihrer grö-
ßern Lokal=Kenntniß die Ausdehnung des Bundes
überlassen. Es wird von den Lokal=Verhältnissen
abhängen, ob die verschiedenen revolutionären Leute
direkt in den Bund aufgenommen werden könnten.

   Schluß folgt. )

Neuestes.

* Würzburg, 5. Okt. Eine gestern Abend
dahier angelangte Mittheilung bringt die Nach-
richt, daß auf der Bamberg=Nürnberger Bahn
zwei Militärzüge so heftig auf einander stießen,
daß mehrere Wagen zertrümmert wurden. Mehr-
fache Verletzungen österr. Militärs fielen vor.

Mannheim, 2. Nov. Das in Karlsruhe,
Durlach, Bruchsal ec. garnisonirende k. preußische
28. Linieninfanterieregiment hat Marschordre nach
Kurhessen erhalten, und geht morgen und über-
morgen bataillonsweise nach Frankfurt a. M. Auch
das hier stehende 30. Regiment erwartet täglich
Befehl zum Abmarsche. Man sieht die kurhessi-
[Spaltenumbruch] schen Angelegenheiten hier überall als eine für
Preußen willkommene Gelegenheit an, seine Trup-
pen aus Baden zurückzuziehen, und die Union end-
lich definitiv aufzugeben.

Gotha, 2. Nov. Jn unserm Landtage ist
gestern Seitens des betreffenden Ausschusses der
Antrag gestellt worden, dem dänischen Friedens-
vertrage die ständische Zustimmung zu verweigern,
weil die Rechte der Herzogthümer und resp. Deut-
schlands durch denselben gekürzt würden.

Wurzen, 30. Okt. Da der Gutsbesitzer und
ehemalige Landtagsabgeordnete Arndt aus Roitzsch
sich der, wegen seiner Betheiligung an den hoch-
verrätherischen und aufrührerischen Maibewegungen
wider ihn verhängten Untersuchung durch die Flucht
entzogen hat, so ist vom königlichen Landgericht
Wurzen, so lange Arndt nicht zurückkehrt, über
dessen sämmtliches Mobiliar= und Jmmobiliar-
vermögen die Beschlagnahme und gerichtliche Ver-
waltung zu verhängen beschlossen und der Amts-
landschöppe und Ortsrichter Hertzsch in Remt un-
serm 25. Okt. zum Arndt'schen Vemögensverwal-
ter bestellt worden.

   

Wien, 31. Okt. Sr. Eminenz der Cardinal
Wiesemann, Erzbischof v. Westminster ist von
Rom hier angekommen.

Berlin, 31. Okt. Graf Brandenburg ist
heute früh nach Berlin zurückgekehrt. So viel
von den Mittheilungen desselben über die Stel-
lung des Kaisers von Rußland zu unsern bren-
nenden Fragen verlautet, scheint der letztere die
deutsche und die dän. Frage als völlig von einan-
der getrennt u. von sehr verschiedenem Standpunkte
aus zu betrachten. Während er die Erhebung der
Schleswig = Holsteiner schlechtweg als Rebellion
pflichtvergessener Unterthanen gegen ihren rechtmä-
ßigen Landesherrn ansieht und daher, von der Noth-
wendigkeit einer gewaltsamen Pacificirung der Her-
zogthümer überzeugt, eine solche auch zu unterstützen
geneigt ist, erscheint ihm die deutsche Verfassungs-
frage als eine solche, die ganz aus sich selbst und
ohne fremde Einmischung zur Entwickelung ge-
langen muß. Von irgend einer Einwirkung auf
die einzelnen Phasen der letzteren will er sich da-
her gänzlich fern halten: höchstens würde er sich
zu einer Maßregel entschließen, die im Jnteresse
seiner eigenen Sicherheit liegt. Falls nämlich
Oesterreich wirklich in einen Krieg verwickelt u. genö-
thigt werden sollte, einen Theil seiner Truppen aus
Ungarn zurückzuziehen, so steht zu erwarten,
daß die Unzufriedenen dort und in Galizien die
Gelegenheit zu einem neuen Aufstande benutzen.
Derselbe könnte leicht die Polen zur Nachahm-
ung reizen und aufs neu den Fenerbrand der Em-
pörung in den russ. Kaiserstaat werfen. Um die-
sen Uebel vorzubeugen, ist der Czaar gewillt, im
Falle eines deutschen Krieges Ungarn und Gali-
zien zur Sicherheit mit seinen eigenen Truppen
zu besetzen, womit, nach den neuesten Berichten,
gegenwärtig bereits der Anfang gemacht werden
soll.

   

Berlin, 1. Nov. Man erfährt ( meldet die
Berl. Ztg. ) , daß von Oesterreich die Vorschläge
Preußens in der schleswig=holsteinischen Angelegen-
heit abgewiesen sind.

Berlin, 2. Nov. Dem Vernehmen nach hat
der Generallieutenant Graf v. d. Gröben nach-
träglich von hier aus den Befehl erhalten, die
Bayern in die Provinz Hanau einzulassen, den
Eintritt in die Provinzen Kassel und Fulda aber
nicht zu gestatten.

← Der Verkauf und die Verbreitung folgen-
der Schrift ist für den Umfang des preußischen
Staates durch den Minister des Jnnern verboteu
worden: „Hermann's von Lehnin“ Weissagung über
das Brandenburgische Haus.

   

Warschau, 30. Okt. Um 1 Uhr in der Nacht
reiste Se. Maj. nach St. Petersburg ab, beglei-
tet von den Geueral=Adjutanten Grafen Orloff
und Adlerberg.

Von der polnischen Grenze, 29. Okt. Die
russischen Truppen, welche eine zeitlang sich we-
nig haben blicken lassen, so daß man fast hätte
[Spaltenumbruch] glauben mögen, sie seien in ihre Steppen zurück-
gegangen, sind auf einmal wieder zum Vorschein
gekommen. Seit einigen Tagen werden nämlich
mit der Warschau=Krakauer Eisenbahn eine
Menge Truppen auf Krakau zu befördert.
Es steht fest, daß die russischen Truppen, wenn
auch nicht nach Ungarn, so doch an die galizische
Grenze, unweit der ungarischen Grenze, sich hin-
begeben werden. Daselbst werden sie einstweilen
als Wächter stehen bleiben, um, damit wenn Oe-
sterreich nöthig hätte, seine Truppenmacht im We-
sten zu entfalten, die Russen alsdann den Osten
der österreichischen Monarchie, besonders Ungarn,
daß bei einer Entrückung der österreichischen Streit-
kräfte aus dem Osten jedenfalls sich aufs Neue
wieder erheben möchte.

   

T. D. 1 ) Berlin, 3. Nov. Die ministerielle
„Deutsche Reform“ vertraut, nach dem Ausgang
der gestrigen Kronberathung, auf Erhaltung des
Friedens. -- Der Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten, Hr. v. Radowitz, hat seine Ent-
lassung genommen.

( Bestätigung der bereits mitgetheilten Nach-
richt, welche also lautet: Frankfurt, 3. Nov.
Nach so eben hier eingegangenen sichern Privat-
nachrichten aus Berlin von gestern hat Herr v.
Radowitz in der letzten Sitzung des Gesammt-
ministeriums wiederholt die Mobilmachung der
neun preußischen Armeekorps beantragt, und, als
diese von sämmtlichen übrigen Ministern verwei-
gert wurde, sofort seinen Abschied einge-
reicht, der auch angenommen wurde.

2 ) Wien, 2. Nov. Die heutige Nummer
der ministeriellen „Oe. C.“ besagt: Jn der deut-
schen Frage besteht vollkommene Solidarität zwi-
schen Rußland und Oesterreich. Nebst Radetzky
seien noch mehrere andere Generale zu einem
Hauptkriegsrath einberufen. Von Preußen seien
berhigende Vorschläge vorliegend, jedoch insofern
nicht annehmbar erscheinend, als sie gleichzeitig
hinsichtlich Kurhessens ein unausweichliches Ein-
schreiten des deutschen Bundes behindert wissen
wollten. Von der Annahme der Rückvorschläge
Oesterreichs werde nun Krieg oder Frieden ab-
hängen.    ( F. O.=Z. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Mittelpreise hiesiger Schranne vom 2. Novbr.

Weizen 13 fl. 5 kr. Korn 10 fl. 6 kr.
Gerste 8 fl. 33 kr. Haber 4 fl. 43 kr.

Frankfurter Cours.
Den l. November 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1150 1156
   „   5% Metallique....7878 1 / 4
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   „   2 1 / 2 %   „   ....41 1 / 241 3 / 4
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   „   4%   „   ...63 1 / 2--
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.97 3 / 897 7 / 8
   „   „   500   „   „   1834. 155155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 4 86 3 / 4
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.--121 1 / 2
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...83 1 / 2 84
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Württemberg3 1 / 4 % „   ....82 3 / 483 1 / 4
   „   4 1 / 2    „   ....98 1 / 898 3 / 8
Baden3 1 / 2 %   „   ....81 1 / 282
   „   fl. 35 Loose   ......32 1 / 4 32 1 / 2
   „   „   50   „   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 „   ...... 2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 3 / 8 76 7 / 8
   „   „   „   25   „   ...28 5 / 8 28 7 / 8
Polen fl. 300   „   ...135 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36   „   ...33 3 / 833 7 / 8

Für die Waldförsterswittwe Assemann in Er-
bach sind ferner eingegangen: Von Sch. 12 kr.
Transport von früher 2 fl. 24 kr. Summa
2 fl. 36 kr.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] Partei kann unter Umständen sehr gut andere Parteien und Partei = Fraktionen zu ihren Zwe- cken gebrauchen, aber sie darf sich keiner an- dern Partei unterordnen. Diejenigen Leute aber, die in der letzten Bewegung an der Regierung waren und ihre Stellung dazu benutzten, die Be- wegung zu verrathen und die Arbeiter=Partei, wo sie selbstständig auftreten wollte, niederzudrücken, diese Leute müssen unter allen Umständen fern ge- halten werden. Die besagte Schrift geht dann zur Schilderung ihrer Wirksamkeit und ihrer Aus- sichten in verschiedenen europäischen Ländern über. Jn Belgien, seitdem die Hauptmitglieder des Bundes im Jahre 1848 „verhaftet, zum Tode verurtheilt, und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt wurden,“ gestehen sie ein, daß es ihnen wegen der „bestehenden Polizeiverhältnisse“ sehr schlecht gehe, und daß nur in Brüssel sich eine „Gemeinde“ erhalten habe. Ueber die Schweiz erwartet man erst genauere Mittheilungen. Jn Frankreich werden Verbindungen mit den deutschen Arbeitern in Besançon und in den übrigen Orten am Jura erhalten. Ueber Deutschland läßt sich die Schrift sehr ausführlich aus: „Der Bund hat seinen Hauptsitz in Deutschland: in Köln, Frankfurt a. M., Hanau, Mainz, Wiesbaden, Hamburg, Schwerin, Berlin, Breslau, Liegnitz, Glogau, Leipzig, Nürnberg, München, Bamberg, Würzburg, Stuttgart, Baden. Zu leitenden Krei- sen sind ernannt: Hamburg für Schleswig=Hol- stein; Schwerin für Mecklenburg; Breslau für Schlesien; Leipzig für Sachsen und Berlin; Nürn- berg für Bayern; Köln für Rheinland und West- phalen. Die Gemeinden in Göttingen, Stuttgart und Brüssel bleiben vorläufig in direkter Verbin- dung mit der Centralbehörde, bis es ihnen ge- lungen ist, ihren Einfluß hinreichend auszudehnen, um neue leitende Kreise bilden zu können. Die Bundesverhältnisse in Baden werden erst bestimmt werden nach dem Bericht des dorthin und in die Schweiz gesandten Emissärs. Wo, wie in Schles- wig=Holstein und Mecklenburg, Bauern= u. Land- Taglöhner=Vereine bestehen, ist es den Bundes- Mitgliedern gelungen, direkteren Einfluß auf sie zu gewinnen, und sie theilweise ganz in seine Hand zu bekommen. Die sächsischen, fränkischen, hessi- schen und nassanischen Arbeiter= und Taglöhner- Vereine stehen ebenfalls größtentheils unter Lei- tung des Bundes. Die einflußreichsten Mitglie- der der Arbeiterverbrüderungen gehören auch dem Bunde an. Die Centralbehörde macht alle Ge- meinden und Bundesmitglieder darauf aufmerksam, daß dieser Einfluß auf die Arbeiter=, Turner= u. Taglöhnervereine ec. von der höchsten Wichtigkeit ist, und überall gewonnen werden muß. Sie for- dert die leitenden Kreise und direkt mit ihr cor- respondirenden Gemeinden auf, in ihren nächsten Briefen speziell zu berichten, was in dieser Beziehung geschehen ist.“ Der Emissär nach Deutschland, der für seine Thätigkett ein Anerkennungsvotum von der Centralbehörde erhielt, hat überall nur die zulässigsten Leute in den Bund aufgenommen, und ihrer grö- ßern Lokal=Kenntniß die Ausdehnung des Bundes überlassen. Es wird von den Lokal=Verhältnissen abhängen, ob die verschiedenen revolutionären Leute direkt in den Bund aufgenommen werden könnten. Schluß folgt. ) Neuestes. * Würzburg, 5. Okt. Eine gestern Abend dahier angelangte Mittheilung bringt die Nach- richt, daß auf der Bamberg=Nürnberger Bahn zwei Militärzüge so heftig auf einander stießen, daß mehrere Wagen zertrümmert wurden. Mehr- fache Verletzungen österr. Militärs fielen vor. Mannheim, 2. Nov. Das in Karlsruhe, Durlach, Bruchsal ec. garnisonirende k. preußische 28. Linieninfanterieregiment hat Marschordre nach Kurhessen erhalten, und geht morgen und über- morgen bataillonsweise nach Frankfurt a. M. Auch das hier stehende 30. Regiment erwartet täglich Befehl zum Abmarsche. Man sieht die kurhessi- schen Angelegenheiten hier überall als eine für Preußen willkommene Gelegenheit an, seine Trup- pen aus Baden zurückzuziehen, und die Union end- lich definitiv aufzugeben. Gotha, 2. Nov. Jn unserm Landtage ist gestern Seitens des betreffenden Ausschusses der Antrag gestellt worden, dem dänischen Friedens- vertrage die ständische Zustimmung zu verweigern, weil die Rechte der Herzogthümer und resp. Deut- schlands durch denselben gekürzt würden. Wurzen, 30. Okt. Da der Gutsbesitzer und ehemalige Landtagsabgeordnete Arndt aus Roitzsch sich der, wegen seiner Betheiligung an den hoch- verrätherischen und aufrührerischen Maibewegungen wider ihn verhängten Untersuchung durch die Flucht entzogen hat, so ist vom königlichen Landgericht Wurzen, so lange Arndt nicht zurückkehrt, über dessen sämmtliches Mobiliar= und Jmmobiliar- vermögen die Beschlagnahme und gerichtliche Ver- waltung zu verhängen beschlossen und der Amts- landschöppe und Ortsrichter Hertzsch in Remt un- serm 25. Okt. zum Arndt'schen Vemögensverwal- ter bestellt worden. ( Dr. Z. ) Wien, 31. Okt. Sr. Eminenz der Cardinal Wiesemann, Erzbischof v. Westminster ist von Rom hier angekommen. Berlin, 31. Okt. Graf Brandenburg ist heute früh nach Berlin zurückgekehrt. So viel von den Mittheilungen desselben über die Stel- lung des Kaisers von Rußland zu unsern bren- nenden Fragen verlautet, scheint der letztere die deutsche und die dän. Frage als völlig von einan- der getrennt u. von sehr verschiedenem Standpunkte aus zu betrachten. Während er die Erhebung der Schleswig = Holsteiner schlechtweg als Rebellion pflichtvergessener Unterthanen gegen ihren rechtmä- ßigen Landesherrn ansieht und daher, von der Noth- wendigkeit einer gewaltsamen Pacificirung der Her- zogthümer überzeugt, eine solche auch zu unterstützen geneigt ist, erscheint ihm die deutsche Verfassungs- frage als eine solche, die ganz aus sich selbst und ohne fremde Einmischung zur Entwickelung ge- langen muß. Von irgend einer Einwirkung auf die einzelnen Phasen der letzteren will er sich da- her gänzlich fern halten: höchstens würde er sich zu einer Maßregel entschließen, die im Jnteresse seiner eigenen Sicherheit liegt. Falls nämlich Oesterreich wirklich in einen Krieg verwickelt u. genö- thigt werden sollte, einen Theil seiner Truppen aus Ungarn zurückzuziehen, so steht zu erwarten, daß die Unzufriedenen dort und in Galizien die Gelegenheit zu einem neuen Aufstande benutzen. Derselbe könnte leicht die Polen zur Nachahm- ung reizen und aufs neu den Fenerbrand der Em- pörung in den russ. Kaiserstaat werfen. Um die- sen Uebel vorzubeugen, ist der Czaar gewillt, im Falle eines deutschen Krieges Ungarn und Gali- zien zur Sicherheit mit seinen eigenen Truppen zu besetzen, womit, nach den neuesten Berichten, gegenwärtig bereits der Anfang gemacht werden soll. ( F.=O.=Z. ) Berlin, 1. Nov. Man erfährt ( meldet die Berl. Ztg. ) , daß von Oesterreich die Vorschläge Preußens in der schleswig=holsteinischen Angelegen- heit abgewiesen sind. Berlin, 2. Nov. Dem Vernehmen nach hat der Generallieutenant Graf v. d. Gröben nach- träglich von hier aus den Befehl erhalten, die Bayern in die Provinz Hanau einzulassen, den Eintritt in die Provinzen Kassel und Fulda aber nicht zu gestatten. ← Der Verkauf und die Verbreitung folgen- der Schrift ist für den Umfang des preußischen Staates durch den Minister des Jnnern verboteu worden: „Hermann's von Lehnin“ Weissagung über das Brandenburgische Haus. ( N. Pr. Z. ) Warschau, 30. Okt. Um 1 Uhr in der Nacht reiste Se. Maj. nach St. Petersburg ab, beglei- tet von den Geueral=Adjutanten Grafen Orloff und Adlerberg. Von der polnischen Grenze, 29. Okt. Die russischen Truppen, welche eine zeitlang sich we- nig haben blicken lassen, so daß man fast hätte glauben mögen, sie seien in ihre Steppen zurück- gegangen, sind auf einmal wieder zum Vorschein gekommen. Seit einigen Tagen werden nämlich mit der Warschau=Krakauer Eisenbahn eine Menge Truppen auf Krakau zu befördert. Es steht fest, daß die russischen Truppen, wenn auch nicht nach Ungarn, so doch an die galizische Grenze, unweit der ungarischen Grenze, sich hin- begeben werden. Daselbst werden sie einstweilen als Wächter stehen bleiben, um, damit wenn Oe- sterreich nöthig hätte, seine Truppenmacht im We- sten zu entfalten, die Russen alsdann den Osten der österreichischen Monarchie, besonders Ungarn, daß bei einer Entrückung der österreichischen Streit- kräfte aus dem Osten jedenfalls sich aufs Neue wieder erheben möchte. ( Bresl. Z. ) T. D. 1 ) Berlin, 3. Nov. Die ministerielle „Deutsche Reform“ vertraut, nach dem Ausgang der gestrigen Kronberathung, auf Erhaltung des Friedens. -- Der Minister der auswärtigen An- gelegenheiten, Hr. v. Radowitz, hat seine Ent- lassung genommen. ( Bestätigung der bereits mitgetheilten Nach- richt, welche also lautet: Frankfurt, 3. Nov. Nach so eben hier eingegangenen sichern Privat- nachrichten aus Berlin von gestern hat Herr v. Radowitz in der letzten Sitzung des Gesammt- ministeriums wiederholt die Mobilmachung der neun preußischen Armeekorps beantragt, und, als diese von sämmtlichen übrigen Ministern verwei- gert wurde, sofort seinen Abschied einge- reicht, der auch angenommen wurde. 2 ) Wien, 2. Nov. Die heutige Nummer der ministeriellen „Oe. C.“ besagt: Jn der deut- schen Frage besteht vollkommene Solidarität zwi- schen Rußland und Oesterreich. Nebst Radetzky seien noch mehrere andere Generale zu einem Hauptkriegsrath einberufen. Von Preußen seien berhigende Vorschläge vorliegend, jedoch insofern nicht annehmbar erscheinend, als sie gleichzeitig hinsichtlich Kurhessens ein unausweichliches Ein- schreiten des deutschen Bundes behindert wissen wollten. Von der Annahme der Rückvorschläge Oesterreichs werde nun Krieg oder Frieden ab- hängen. ( F. O.=Z. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Mittelpreise hiesiger Schranne vom 2. Novbr. Weizen 13 fl. 5 kr. Korn 10 fl. 6 kr. Gerste 8 fl. 33 kr. Haber 4 fl. 43 kr. Frankfurter Cours. Den l. November 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1150 1156 „ 5% Metallique.... 78 78 1 / 4 „ 4% „ .... 60 1 / 2 61 „ 3% „ .... 45 3 / 4 46 1 / 4 „ 2 1 / 2 % „ .... 41 1 / 2 41 3 / 4 „ 4 1 / 2 % Bethmann... 72 -- „ 4% „ ... 63 1 / 2 -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 97 3 / 8 97 7 / 8 „ „ 500 „ „ 1834. 155 155 1 / 2 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 1 / 4 86 3 / 4 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. -- 121 1 / 2 Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 83 1 / 2 84 „ 4% „ .... 88 88 1 / 2 „ 5% „ .... 100 1 / 8 100 5 / 8 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 82 3 / 4 83 1 / 4 „ 4 1 / 2 „ .... 98 1 / 8 98 3 / 8 Baden3 1 / 2 % „ .... 81 1 / 2 82 „ fl. 35 Loose ...... 32 1 / 4 32 1 / 2 „ „ 50 „ ...... 52 5 / 8 53 1 / 8 Nassau fl. 25 „ ...... 26 26 1 / 4 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 76 3 / 8 76 7 / 8 „ „ „ 25 „ ... 28 5 / 8 28 7 / 8 Polen fl. 300 „ ... 135 1 / 2 -- Sardinien Fcs. 36 „ ... 33 3 / 8 33 7 / 8 Für die Waldförsterswittwe Assemann in Er- bach sind ferner eingegangen: Von Sch. 12 kr. Transport von früher 2 fl. 24 kr. Summa 2 fl. 36 kr. Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 265. Würzburg, 5. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische265_1850/4>, abgerufen am 01.05.2024.