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Die Bayerische Presse. Nr. 271. Würzburg, 12. November 1850.

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[Spaltenumbruch] Nationalitätskriege, Cabinetskriege, Eroberungs-
kriege, Kriege der Nichtbesitzenden gegen Besitzende,
Kriege für politische Jdeen ec. ec. Der Krieg
aber, der jetzt zum Ausbruch kommt, hat etwas
von allen diesen Elementen in sich, und eben des-
wegen soll sich Jeder, in dessen Hand es liegt,
etwas dazu zu thun, wohl bedenken, ehe ein so
furchtbares Strafgericht über die Welt heraufbe-
schworen wird. Wie oft hat man vor dem Jahre
1848 die Aeußerung gehört; es gibt keinen Krieg
mehr; Krieg ist bei der jetzigen Stufe der Civili-
sation unmöglich! -- Und wie besorgt sieht jetzt
Jeder, nach den Erfahrungen der beiden letzten
Jahre, in die Zukunft!"

Vermischte Nachrichten.

( Die Pulververschwörung. ) Für Leser, welche
mit der Geschichte Englands seit der Reformation
nicht genauer bekannt sind, wird eine kurze Be-
merkung über die sogenannte Pulververschwörung
interessant sein. Unter Jakob I., dem Sohne der
Maria Stuart, faßte ein gewisser Robert Catesby,
aus einer alten angesehenen Familie, dessen Vater
mehre Male um des Glaubens willen im Kerker
gesessen, den schrecklichen Entschluß, die furchtbaren
Bedrückungen der Katholiken dadurch zu rächen,
daß er das Parlamentsgebäude, während der Kö-
nig und beide Häuser darin wären, in die Luft
sprengte. Er fand an 10 Mitverschworene; im
November 1605 sollte der Plan ausgeführt wer-
den, da wurde die Verschwörung am 5. Novem-
ber entdeckt. 8 der Verschworenen wurden ver-
haftet, nebst dem Jesuiten Garnet, der in der
Beichte von dem Vorhaben etwas erfahren, aber
nachdrücklich davon abgehalten hatte; sie wurden
hingerichtet. Die Regierung rächte das Verbre-
chen einiger an allen Katholiken durch neue Be-
drückungen. Es wurde eine alljährige Feier des
5. November, als des Jahrestags der Entdeckung
des papistischen Complotts angeordnet. Später
wurde der 5. November noch dadurch für die
Anglicaner bedeutungsvoll, daß an diesem Tage
im Jahr 1688 Wilhelm von Oranien landete,
welcher den kath. König Jakob II. vertrieb; auch
dieses Ereigniß wurde von nun an am 5. Nov.
gefeiert.

Konstantinopel, 23. Okt. So eben langt
aus Pera die Anzeige von einem furchtbaren Un-
glücksfalle ein, der sich im Arsenal zugetragen
hat. Es ist nemlich um10 1 / 2 Uhr das Admi-
ralsschiff "Faizi Schewket" durch eine Explosion
theils in die Luft geflogen, theils untergesunken,
wobei gegen 800 Mann das Leben verloren ha-
ben sollen. Nähere Details über die Veranlas-
sung dieses haarsträubenden Ereignisses konnten
wegen der herrschenden Verwirrung noch nicht ein-
gezogen werden. So viel man erfuhr, war früh
Morgens am Bord des "Faizi Schewket" Jstib-
dal ( Entlassung der ausgedienten Mannschaft ) ge-
wesen, worauf sich der Kapudan Pascha sammt
Gefolge auf ein anderes Schiff begab. Unmittel-
bar darauf fand die Explosion statt; man weiß
nicht, ob durch einen unglücklichen Zufall oder --
wie man behauptet -- durch absichtliche Brand-
legung herbeigeführt. Der Capitän des Linien-
schiffes, Achmed Bey, soll sich unter den Todten
befinden. Von den Personen, die auf dem Ver-
decke waren, sollen sich 150--200 gerettet haben.
Die Erschütterung war so groß, daß in dem vom
Schauplatz des Unglücks weit entlegenen öster-
reichischen Jnternuntiaturhotel die Fenster heftig
klirrten und die Erde wie bei einem Erdbeben
zitterte.

Kommunistische Gelüste.

Wir entnehmen nachstehenden Artikel dem
"Corsaire." Da ähnliche Ansichten und Gelüste
auch in unserm Vaterlande im Schwunge sind, so
liegt die Nutzanwendung zu nahe, als daß es
nöthig wäre, noch näher darauf hinzuweisen.

"Jch sage es Jhnen in der That, diese armen
Reichen sind jetzt die Unglücklichsten auf Erden,
darum mindert sich auch täglich ihre Zahl. Jch
[Spaltenumbruch] möchte nicht reich sein, selbst wenn man mir
50,000 Fr. Renten dafür geben würde."

"Wenn sie sich gegen die Republik gutmüthig
zeigen, Diners und Feste geben und an den Luxus
von ehedem erinnern, wenn sie mit ihrem flotten
Gespann prachtvoll einherfahren, so findet sich
gleich ein Sozialist unterwegs der schreit:

-- ""Das geschieht, um das Volk zu de-
müthigen!""

"Leben sie hingegen zurückgezogen und beschei-
den, zeigen sie sich bescheiden und sparsam, in
ihren Kleidern und halten sie den letzten Louisdor
noch zurück, der aus ihrer Tasche verschwinden
will, so wird irgend ein heißhungeriger Journa-
list sagen:

-- ""Das geschieht, um das Volk auszu-
hungern.""

"Selbst die Freude des Almosengebens, die
reinste und heiligste von allen denen, welche der
Reichthum gestattet, ist ihnen so vergällt worden."

"Wenn ihre goldgespickte Hand in eine schmu-
tzige und leere ihren Ueberfluß ausgeleert hat, so
werden sie anstatt des Dankes oder eines Segens
jene Worte wie ein Todtengeläute hören:

-- ""Zum Teufel! das ist nur ein Vor-
schuß,"" oder: ""Potz tausend! sie haben Furcht.""

-- Jüngst wollte in einem Dorfe der Nor-
mandie ein Reicher, der genöthigt war, sein Gut
zu verkaufen, um leben zu können, dasselbe um
ein Viertel an einen seiner Pächter abtreten. Man
war beim Notar, der Verkaufskontrakt war bereit
und wartete bloß auf die Unterschrift der beiden
Unterzeichner. Da kömmt die Bauernfrau in aller
Eile mit verstörtem Gesicht herbeigestürmt:

-- "Schafskopf!" schreit sie ihrem Manne
zu, "du willst dich also bestehlen lassen!"

-- ""Aber das ist ein gutes Geschäft,""
flüstert ihr der Mann zu; ""ich fange ihn, ohne
daß er es merkt; das ist viermal so viel werth
als das, was ich ihm verspreche.""

-- "Jch sage dir, du wirst bestohlen! Das
ist eben der Antheil, der uns bei der Theilung
zufällt, und in 18 Monaten haben wir es um-
sonst und seine Haut noch obendrein!"

"Durch diesen Beweisgrund besiegt, geht der
Bauer fort, läßt den Verkäufer und den Schrei-
ber stehen, und kehrt auf seinen Hof zurück."

"Jn der Provinz betrachten sich die Reichen
nur noch als Nutzmeßer ihrer Güter; sie gehen
in den Wiesen, Parken und Gärten zitternd he-
rum, und beschauen alles dieß mit jenem schwer-
muthsvollen Anblick, mit welchem man die Freunde
betrachtet, welchen man ein ewiges Lebewohl sa-
gen muß, und dabei werden sie in dieser hohen
Betrachtung durch indiskrete Blicke gestört, welche
über die Hecken und Umzäunungen hinschauen,
und sich dabei schon im Voraus im Besitz ihrer
Güter träumen."

"Ein ehrenwerther Eigenthümer von Berri
wurde seit einigen Monaten von einem Taglöhner
geplagt, welcher ihm mit aller Gewalt sein Gut
herrichten wollte. Der Besitzer machte ihm ver-
geblich den Einwurf, daß die Zeiten schlecht sind,
und daß er kein vorräthiges Geld habe."

-- ""Das ist gleich, mein Herr,"" sagte
der Andere. ""Sie sollten die Ringmauer aus-
bessern lassen. Wir kommen ohne Schlüssel zu
Jhnen herein.""

-- "Aber mein Freund, ich habe nur ehr-
liche Leute um mich herum, und habe nichts zu
fürchten."

-- ""Jhre Schloßmauern zerfallen, Jhr Dach
senkt sich, daß es einem weh thut, es ist nicht ge-
heuer bei Jhnen, Sie müssen das Alles ausbessern
lassen.""

-- "Aber ich sage Dir, daß ich kein Geld
habe."

-- ""Oh, wenn Sie fürchten, die Arbeiter
nicht zahlen zu können, so sagen Sie's grade her-
aus. Jch bin kein Faullenzer und arbeite gerne
umsonst.""

-- "Ach, Du bekümmerst Dich also sehr um
mein Gut."

-- ""Das ist ganz einfach. Sie wissen,
daß man im Dorfe sagt, daß im Jahre 1852
[Spaltenumbruch] die große Theilung gemacht werden wird, und
dann bekomme ich Jhr Schloß. Und in der
That ich bin gar nicht reich, wenn so viel daran
auszubessern wäre, möchte ich es nicht einmal.""

Neuestes.

München, 10. Nov. Abends. Der Hr. Ge-
nerallieutenant Frhr. v. Gumppenberg, Komman-
dirender der 2. Jnf.=Armee=Division zu Augs-
burg, wurde mittelst des Telegraphen heute hie-
her beordert. Man sagt, derselbe sei zum Nach-
folger des Hrn. Generallieutenants v. Lesuire be-
stimmt. -- Die Thätigkeit in allen Zweigen der
militärischen Verwaltung ist außerordentlich und
es wird von Seite der Regierung nichts versäumt,
was der im Felde stehenden bayerischen Armee in
irgend einer Beziehung ersprießliche sein könnte.
So ist man gegenwärtig im Kriegsministerium
mit Organisationen der Feldpatres beschäftigt.
Mit den künftigen Feldmessen wird der Choralge-
sang der Truppen, wie im öster. Heer, verbunden.
-- Die Ordre zur Einberufung sämtlicher Be-
urlaubten erfolgte heute Nachts 11 Uhr. Jn die
übrigen Landestheile und die Pfalz wurden Estaf-
fetten abgesendet. -- Man spricht auch von Ein-
richtung einer mobilen Legion, in welche die pen-
sionirten Offiziere wieder eingereiht würden und
die zu Besatzungen in den Festungen und zu den
Garnisonen größerer Städten verwendet werden
solle. -- Die Zeughausdirektion beauftragt die
hiesige Gewerbsmeister mit der Anfertigung von
3000 Gewehren und 25,000 Säbeln. Mehrere
tausend Gewehre verden abgeändert, nemlich per-
cussionirt.

   

Frankfurt, 11. Nov. Hr. Fürst Gortschakoff ist
heute um 2 Uhr Nachmittags von dem kais. öster-
reichischen Herrn Präsidial=Gesandten Grafen von
Thun=Hohenstein in feierlicher Audienz empfangen
worden, und hat Seiner Excellenz das Creditiv
überreicht, welches ihn in der Eigenschaft als
außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter
Minister Seiner Majestät des Kaisers aller Neu-
ßen bei dem deutschen Bunde beglaubigt.

   

Karlsruhe, 9. Nov. Die Schiffbrücke von
Knielingen ( gegen 2 Stunden von hier ) ist auf
bayerischer Seite von einer starken Militärabthei-
lung besetzt, und wird seit Kurzem allnächtlich
durch Abführung von zwei Schiffsjochen gesperrt.

Karlsruhe, 10. Nov. Soeben höre ich aus
der sichersten Quelle, daß unser Ministerium den
von Klüber mit Preußen abgeschlossenen Militär-
vertrag definitiv gekündigt hat.

   

Köln, 9. Nov. Um 8 Uhr am Abende sollte
der Nuntius Viale Prela und der päpstliche Ab-
legate, Monsignore Prosperi Buzi, schon hier ein-
treffen. Deßhalb wurden die Straßen vom Ei-
senbahnhofe zu Deutz die Schiffbrücke, alle Stra-
ßen Kölns bis zum erzbischöflichen Palais aufs
herrlichste illuminirt und mit Fahnen decorirt;
auf dem Rheine brannten Feuer, stiegen Raketen
auf und Böller gelöst. Fast ganz Köln war auf
die Beine gerathen, so daß in den Straßen ein
Gedränge entstand, wie selten zuvor. Gegen 10
Uhr kehrte die Deputation des Domkapitels, die
in Düsseldorf die hohen Gäste empfing, zurück.
Ein unabsehbarer Zug, das Musikchor der Küras-
siere an der Spitze, dann eine Ehrengarde zu
Pferd, eine ungewöhnliche Reihe von Wagen,
besetzt mit den hohen Geistlichen, der Deputation
nach Düsseldorf, der nach Deutz, mit unsern höh-
eren Beamten u. a. m. bewegte sich nun zum
Cardinal=Erzbischofe; Fackeln schlossen den Zug.

Kassel, 10. Nov. Auf Anordnung der Bür-
gergardekommandeure, die ihrem Gelüste, sich ein-
mal den Preußen zu zeigen, nicht widerstehen
konnten, zog gestern die Bürger= und Schutzgarde
am Friedrichsplatze auf, um da einige Exercitien
vorzunehmen, die mit "gewohnter" Präcision aus-
geführt wurden. Wer weiß, wie lange
man noch Angriffskolonnen formirt hätte,
wenn nicht der Himmel einen fürchterlichen Platz-
regen geschickt und die sämmtliche Waffenmacht

[Spaltenumbruch] Nationalitätskriege, Cabinetskriege, Eroberungs-
kriege, Kriege der Nichtbesitzenden gegen Besitzende,
Kriege für politische Jdeen ec. ec. Der Krieg
aber, der jetzt zum Ausbruch kommt, hat etwas
von allen diesen Elementen in sich, und eben des-
wegen soll sich Jeder, in dessen Hand es liegt,
etwas dazu zu thun, wohl bedenken, ehe ein so
furchtbares Strafgericht über die Welt heraufbe-
schworen wird. Wie oft hat man vor dem Jahre
1848 die Aeußerung gehört; es gibt keinen Krieg
mehr; Krieg ist bei der jetzigen Stufe der Civili-
sation unmöglich! -- Und wie besorgt sieht jetzt
Jeder, nach den Erfahrungen der beiden letzten
Jahre, in die Zukunft!“

Vermischte Nachrichten.

( Die Pulververschwörung. ) Für Leser, welche
mit der Geschichte Englands seit der Reformation
nicht genauer bekannt sind, wird eine kurze Be-
merkung über die sogenannte Pulververschwörung
interessant sein. Unter Jakob I., dem Sohne der
Maria Stuart, faßte ein gewisser Robert Catesby,
aus einer alten angesehenen Familie, dessen Vater
mehre Male um des Glaubens willen im Kerker
gesessen, den schrecklichen Entschluß, die furchtbaren
Bedrückungen der Katholiken dadurch zu rächen,
daß er das Parlamentsgebäude, während der Kö-
nig und beide Häuser darin wären, in die Luft
sprengte. Er fand an 10 Mitverschworene; im
November 1605 sollte der Plan ausgeführt wer-
den, da wurde die Verschwörung am 5. Novem-
ber entdeckt. 8 der Verschworenen wurden ver-
haftet, nebst dem Jesuiten Garnet, der in der
Beichte von dem Vorhaben etwas erfahren, aber
nachdrücklich davon abgehalten hatte; sie wurden
hingerichtet. Die Regierung rächte das Verbre-
chen einiger an allen Katholiken durch neue Be-
drückungen. Es wurde eine alljährige Feier des
5. November, als des Jahrestags der Entdeckung
des papistischen Complotts angeordnet. Später
wurde der 5. November noch dadurch für die
Anglicaner bedeutungsvoll, daß an diesem Tage
im Jahr 1688 Wilhelm von Oranien landete,
welcher den kath. König Jakob II. vertrieb; auch
dieses Ereigniß wurde von nun an am 5. Nov.
gefeiert.

Konstantinopel, 23. Okt. So eben langt
aus Pera die Anzeige von einem furchtbaren Un-
glücksfalle ein, der sich im Arsenal zugetragen
hat. Es ist nemlich um10 1 / 2 Uhr das Admi-
ralsschiff „Faizi Schewket“ durch eine Explosion
theils in die Luft geflogen, theils untergesunken,
wobei gegen 800 Mann das Leben verloren ha-
ben sollen. Nähere Details über die Veranlas-
sung dieses haarsträubenden Ereignisses konnten
wegen der herrschenden Verwirrung noch nicht ein-
gezogen werden. So viel man erfuhr, war früh
Morgens am Bord des „Faizi Schewket“ Jstib-
dal ( Entlassung der ausgedienten Mannschaft ) ge-
wesen, worauf sich der Kapudan Pascha sammt
Gefolge auf ein anderes Schiff begab. Unmittel-
bar darauf fand die Explosion statt; man weiß
nicht, ob durch einen unglücklichen Zufall oder --
wie man behauptet -- durch absichtliche Brand-
legung herbeigeführt. Der Capitän des Linien-
schiffes, Achmed Bey, soll sich unter den Todten
befinden. Von den Personen, die auf dem Ver-
decke waren, sollen sich 150--200 gerettet haben.
Die Erschütterung war so groß, daß in dem vom
Schauplatz des Unglücks weit entlegenen öster-
reichischen Jnternuntiaturhotel die Fenster heftig
klirrten und die Erde wie bei einem Erdbeben
zitterte.

Kommunistische Gelüste.

Wir entnehmen nachstehenden Artikel dem
„Corsaire.“ Da ähnliche Ansichten und Gelüste
auch in unserm Vaterlande im Schwunge sind, so
liegt die Nutzanwendung zu nahe, als daß es
nöthig wäre, noch näher darauf hinzuweisen.

„Jch sage es Jhnen in der That, diese armen
Reichen sind jetzt die Unglücklichsten auf Erden,
darum mindert sich auch täglich ihre Zahl. Jch
[Spaltenumbruch] möchte nicht reich sein, selbst wenn man mir
50,000 Fr. Renten dafür geben würde.“

„Wenn sie sich gegen die Republik gutmüthig
zeigen, Diners und Feste geben und an den Luxus
von ehedem erinnern, wenn sie mit ihrem flotten
Gespann prachtvoll einherfahren, so findet sich
gleich ein Sozialist unterwegs der schreit:

-- „„Das geschieht, um das Volk zu de-
müthigen!““

„Leben sie hingegen zurückgezogen und beschei-
den, zeigen sie sich bescheiden und sparsam, in
ihren Kleidern und halten sie den letzten Louisdor
noch zurück, der aus ihrer Tasche verschwinden
will, so wird irgend ein heißhungeriger Journa-
list sagen:

-- „„Das geschieht, um das Volk auszu-
hungern.““

„Selbst die Freude des Almosengebens, die
reinste und heiligste von allen denen, welche der
Reichthum gestattet, ist ihnen so vergällt worden.“

„Wenn ihre goldgespickte Hand in eine schmu-
tzige und leere ihren Ueberfluß ausgeleert hat, so
werden sie anstatt des Dankes oder eines Segens
jene Worte wie ein Todtengeläute hören:

-- „„Zum Teufel! das ist nur ein Vor-
schuß,““ oder: „„Potz tausend! sie haben Furcht.““

-- Jüngst wollte in einem Dorfe der Nor-
mandie ein Reicher, der genöthigt war, sein Gut
zu verkaufen, um leben zu können, dasselbe um
ein Viertel an einen seiner Pächter abtreten. Man
war beim Notar, der Verkaufskontrakt war bereit
und wartete bloß auf die Unterschrift der beiden
Unterzeichner. Da kömmt die Bauernfrau in aller
Eile mit verstörtem Gesicht herbeigestürmt:

-- „Schafskopf!“ schreit sie ihrem Manne
zu, „du willst dich also bestehlen lassen!“

-- „„Aber das ist ein gutes Geschäft,““
flüstert ihr der Mann zu; „„ich fange ihn, ohne
daß er es merkt; das ist viermal so viel werth
als das, was ich ihm verspreche.““

-- „Jch sage dir, du wirst bestohlen! Das
ist eben der Antheil, der uns bei der Theilung
zufällt, und in 18 Monaten haben wir es um-
sonst und seine Haut noch obendrein!“

„Durch diesen Beweisgrund besiegt, geht der
Bauer fort, läßt den Verkäufer und den Schrei-
ber stehen, und kehrt auf seinen Hof zurück.“

„Jn der Provinz betrachten sich die Reichen
nur noch als Nutzmeßer ihrer Güter; sie gehen
in den Wiesen, Parken und Gärten zitternd he-
rum, und beschauen alles dieß mit jenem schwer-
muthsvollen Anblick, mit welchem man die Freunde
betrachtet, welchen man ein ewiges Lebewohl sa-
gen muß, und dabei werden sie in dieser hohen
Betrachtung durch indiskrete Blicke gestört, welche
über die Hecken und Umzäunungen hinschauen,
und sich dabei schon im Voraus im Besitz ihrer
Güter träumen.“

„Ein ehrenwerther Eigenthümer von Berri
wurde seit einigen Monaten von einem Taglöhner
geplagt, welcher ihm mit aller Gewalt sein Gut
herrichten wollte. Der Besitzer machte ihm ver-
geblich den Einwurf, daß die Zeiten schlecht sind,
und daß er kein vorräthiges Geld habe.“

-- „„Das ist gleich, mein Herr,““ sagte
der Andere. „„Sie sollten die Ringmauer aus-
bessern lassen. Wir kommen ohne Schlüssel zu
Jhnen herein.““

-- „Aber mein Freund, ich habe nur ehr-
liche Leute um mich herum, und habe nichts zu
fürchten.“

-- „„Jhre Schloßmauern zerfallen, Jhr Dach
senkt sich, daß es einem weh thut, es ist nicht ge-
heuer bei Jhnen, Sie müssen das Alles ausbessern
lassen.““

-- „Aber ich sage Dir, daß ich kein Geld
habe.“

-- „„Oh, wenn Sie fürchten, die Arbeiter
nicht zahlen zu können, so sagen Sie's grade her-
aus. Jch bin kein Faullenzer und arbeite gerne
umsonst.““

-- „Ach, Du bekümmerst Dich also sehr um
mein Gut.“

-- „„Das ist ganz einfach. Sie wissen,
daß man im Dorfe sagt, daß im Jahre 1852
[Spaltenumbruch] die große Theilung gemacht werden wird, und
dann bekomme ich Jhr Schloß. Und in der
That ich bin gar nicht reich, wenn so viel daran
auszubessern wäre, möchte ich es nicht einmal.““

Neuestes.

München, 10. Nov. Abends. Der Hr. Ge-
nerallieutenant Frhr. v. Gumppenberg, Komman-
dirender der 2. Jnf.=Armee=Division zu Augs-
burg, wurde mittelst des Telegraphen heute hie-
her beordert. Man sagt, derselbe sei zum Nach-
folger des Hrn. Generallieutenants v. Lesuire be-
stimmt. -- Die Thätigkeit in allen Zweigen der
militärischen Verwaltung ist außerordentlich und
es wird von Seite der Regierung nichts versäumt,
was der im Felde stehenden bayerischen Armee in
irgend einer Beziehung ersprießliche sein könnte.
So ist man gegenwärtig im Kriegsministerium
mit Organisationen der Feldpatres beschäftigt.
Mit den künftigen Feldmessen wird der Choralge-
sang der Truppen, wie im öster. Heer, verbunden.
-- Die Ordre zur Einberufung sämtlicher Be-
urlaubten erfolgte heute Nachts 11 Uhr. Jn die
übrigen Landestheile und die Pfalz wurden Estaf-
fetten abgesendet. -- Man spricht auch von Ein-
richtung einer mobilen Legion, in welche die pen-
sionirten Offiziere wieder eingereiht würden und
die zu Besatzungen in den Festungen und zu den
Garnisonen größerer Städten verwendet werden
solle. -- Die Zeughausdirektion beauftragt die
hiesige Gewerbsmeister mit der Anfertigung von
3000 Gewehren und 25,000 Säbeln. Mehrere
tausend Gewehre verden abgeändert, nemlich per-
cussionirt.

   

Frankfurt, 11. Nov. Hr. Fürst Gortschakoff ist
heute um 2 Uhr Nachmittags von dem kais. öster-
reichischen Herrn Präsidial=Gesandten Grafen von
Thun=Hohenstein in feierlicher Audienz empfangen
worden, und hat Seiner Excellenz das Creditiv
überreicht, welches ihn in der Eigenschaft als
außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter
Minister Seiner Majestät des Kaisers aller Neu-
ßen bei dem deutschen Bunde beglaubigt.

   

Karlsruhe, 9. Nov. Die Schiffbrücke von
Knielingen ( gegen 2 Stunden von hier ) ist auf
bayerischer Seite von einer starken Militärabthei-
lung besetzt, und wird seit Kurzem allnächtlich
durch Abführung von zwei Schiffsjochen gesperrt.

Karlsruhe, 10. Nov. Soeben höre ich aus
der sichersten Quelle, daß unser Ministerium den
von Klüber mit Preußen abgeschlossenen Militär-
vertrag definitiv gekündigt hat.

   

Köln, 9. Nov. Um 8 Uhr am Abende sollte
der Nuntius Viale Prela und der päpstliche Ab-
legate, Monsignore Prosperi Buzi, schon hier ein-
treffen. Deßhalb wurden die Straßen vom Ei-
senbahnhofe zu Deutz die Schiffbrücke, alle Stra-
ßen Kölns bis zum erzbischöflichen Palais aufs
herrlichste illuminirt und mit Fahnen decorirt;
auf dem Rheine brannten Feuer, stiegen Raketen
auf und Böller gelöst. Fast ganz Köln war auf
die Beine gerathen, so daß in den Straßen ein
Gedränge entstand, wie selten zuvor. Gegen 10
Uhr kehrte die Deputation des Domkapitels, die
in Düsseldorf die hohen Gäste empfing, zurück.
Ein unabsehbarer Zug, das Musikchor der Küras-
siere an der Spitze, dann eine Ehrengarde zu
Pferd, eine ungewöhnliche Reihe von Wagen,
besetzt mit den hohen Geistlichen, der Deputation
nach Düsseldorf, der nach Deutz, mit unsern höh-
eren Beamten u. a. m. bewegte sich nun zum
Cardinal=Erzbischofe; Fackeln schlossen den Zug.

Kassel, 10. Nov. Auf Anordnung der Bür-
gergardekommandeure, die ihrem Gelüste, sich ein-
mal den Preußen zu zeigen, nicht widerstehen
konnten, zog gestern die Bürger= und Schutzgarde
am Friedrichsplatze auf, um da einige Exercitien
vorzunehmen, die mit „gewohnter“ Präcision aus-
geführt wurden. Wer weiß, wie lange
man noch Angriffskolonnen formirt hätte,
wenn nicht der Himmel einen fürchterlichen Platz-
regen geschickt und die sämmtliche Waffenmacht

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[0003] Nationalitätskriege, Cabinetskriege, Eroberungs- kriege, Kriege der Nichtbesitzenden gegen Besitzende, Kriege für politische Jdeen ec. ec. Der Krieg aber, der jetzt zum Ausbruch kommt, hat etwas von allen diesen Elementen in sich, und eben des- wegen soll sich Jeder, in dessen Hand es liegt, etwas dazu zu thun, wohl bedenken, ehe ein so furchtbares Strafgericht über die Welt heraufbe- schworen wird. Wie oft hat man vor dem Jahre 1848 die Aeußerung gehört; es gibt keinen Krieg mehr; Krieg ist bei der jetzigen Stufe der Civili- sation unmöglich! -- Und wie besorgt sieht jetzt Jeder, nach den Erfahrungen der beiden letzten Jahre, in die Zukunft!“ Vermischte Nachrichten. ( Die Pulververschwörung. ) Für Leser, welche mit der Geschichte Englands seit der Reformation nicht genauer bekannt sind, wird eine kurze Be- merkung über die sogenannte Pulververschwörung interessant sein. Unter Jakob I., dem Sohne der Maria Stuart, faßte ein gewisser Robert Catesby, aus einer alten angesehenen Familie, dessen Vater mehre Male um des Glaubens willen im Kerker gesessen, den schrecklichen Entschluß, die furchtbaren Bedrückungen der Katholiken dadurch zu rächen, daß er das Parlamentsgebäude, während der Kö- nig und beide Häuser darin wären, in die Luft sprengte. Er fand an 10 Mitverschworene; im November 1605 sollte der Plan ausgeführt wer- den, da wurde die Verschwörung am 5. Novem- ber entdeckt. 8 der Verschworenen wurden ver- haftet, nebst dem Jesuiten Garnet, der in der Beichte von dem Vorhaben etwas erfahren, aber nachdrücklich davon abgehalten hatte; sie wurden hingerichtet. Die Regierung rächte das Verbre- chen einiger an allen Katholiken durch neue Be- drückungen. Es wurde eine alljährige Feier des 5. November, als des Jahrestags der Entdeckung des papistischen Complotts angeordnet. Später wurde der 5. November noch dadurch für die Anglicaner bedeutungsvoll, daß an diesem Tage im Jahr 1688 Wilhelm von Oranien landete, welcher den kath. König Jakob II. vertrieb; auch dieses Ereigniß wurde von nun an am 5. Nov. gefeiert. Konstantinopel, 23. Okt. So eben langt aus Pera die Anzeige von einem furchtbaren Un- glücksfalle ein, der sich im Arsenal zugetragen hat. Es ist nemlich um10 1 / 2 Uhr das Admi- ralsschiff „Faizi Schewket“ durch eine Explosion theils in die Luft geflogen, theils untergesunken, wobei gegen 800 Mann das Leben verloren ha- ben sollen. Nähere Details über die Veranlas- sung dieses haarsträubenden Ereignisses konnten wegen der herrschenden Verwirrung noch nicht ein- gezogen werden. So viel man erfuhr, war früh Morgens am Bord des „Faizi Schewket“ Jstib- dal ( Entlassung der ausgedienten Mannschaft ) ge- wesen, worauf sich der Kapudan Pascha sammt Gefolge auf ein anderes Schiff begab. Unmittel- bar darauf fand die Explosion statt; man weiß nicht, ob durch einen unglücklichen Zufall oder -- wie man behauptet -- durch absichtliche Brand- legung herbeigeführt. Der Capitän des Linien- schiffes, Achmed Bey, soll sich unter den Todten befinden. Von den Personen, die auf dem Ver- decke waren, sollen sich 150--200 gerettet haben. Die Erschütterung war so groß, daß in dem vom Schauplatz des Unglücks weit entlegenen öster- reichischen Jnternuntiaturhotel die Fenster heftig klirrten und die Erde wie bei einem Erdbeben zitterte. Kommunistische Gelüste. Wir entnehmen nachstehenden Artikel dem „Corsaire.“ Da ähnliche Ansichten und Gelüste auch in unserm Vaterlande im Schwunge sind, so liegt die Nutzanwendung zu nahe, als daß es nöthig wäre, noch näher darauf hinzuweisen. „Jch sage es Jhnen in der That, diese armen Reichen sind jetzt die Unglücklichsten auf Erden, darum mindert sich auch täglich ihre Zahl. Jch möchte nicht reich sein, selbst wenn man mir 50,000 Fr. Renten dafür geben würde.“ „Wenn sie sich gegen die Republik gutmüthig zeigen, Diners und Feste geben und an den Luxus von ehedem erinnern, wenn sie mit ihrem flotten Gespann prachtvoll einherfahren, so findet sich gleich ein Sozialist unterwegs der schreit: -- „„Das geschieht, um das Volk zu de- müthigen!““ „Leben sie hingegen zurückgezogen und beschei- den, zeigen sie sich bescheiden und sparsam, in ihren Kleidern und halten sie den letzten Louisdor noch zurück, der aus ihrer Tasche verschwinden will, so wird irgend ein heißhungeriger Journa- list sagen: -- „„Das geschieht, um das Volk auszu- hungern.““ „Selbst die Freude des Almosengebens, die reinste und heiligste von allen denen, welche der Reichthum gestattet, ist ihnen so vergällt worden.“ „Wenn ihre goldgespickte Hand in eine schmu- tzige und leere ihren Ueberfluß ausgeleert hat, so werden sie anstatt des Dankes oder eines Segens jene Worte wie ein Todtengeläute hören: -- „„Zum Teufel! das ist nur ein Vor- schuß,““ oder: „„Potz tausend! sie haben Furcht.““ -- Jüngst wollte in einem Dorfe der Nor- mandie ein Reicher, der genöthigt war, sein Gut zu verkaufen, um leben zu können, dasselbe um ein Viertel an einen seiner Pächter abtreten. Man war beim Notar, der Verkaufskontrakt war bereit und wartete bloß auf die Unterschrift der beiden Unterzeichner. Da kömmt die Bauernfrau in aller Eile mit verstörtem Gesicht herbeigestürmt: -- „Schafskopf!“ schreit sie ihrem Manne zu, „du willst dich also bestehlen lassen!“ -- „„Aber das ist ein gutes Geschäft,““ flüstert ihr der Mann zu; „„ich fange ihn, ohne daß er es merkt; das ist viermal so viel werth als das, was ich ihm verspreche.““ -- „Jch sage dir, du wirst bestohlen! Das ist eben der Antheil, der uns bei der Theilung zufällt, und in 18 Monaten haben wir es um- sonst und seine Haut noch obendrein!“ „Durch diesen Beweisgrund besiegt, geht der Bauer fort, läßt den Verkäufer und den Schrei- ber stehen, und kehrt auf seinen Hof zurück.“ „Jn der Provinz betrachten sich die Reichen nur noch als Nutzmeßer ihrer Güter; sie gehen in den Wiesen, Parken und Gärten zitternd he- rum, und beschauen alles dieß mit jenem schwer- muthsvollen Anblick, mit welchem man die Freunde betrachtet, welchen man ein ewiges Lebewohl sa- gen muß, und dabei werden sie in dieser hohen Betrachtung durch indiskrete Blicke gestört, welche über die Hecken und Umzäunungen hinschauen, und sich dabei schon im Voraus im Besitz ihrer Güter träumen.“ „Ein ehrenwerther Eigenthümer von Berri wurde seit einigen Monaten von einem Taglöhner geplagt, welcher ihm mit aller Gewalt sein Gut herrichten wollte. Der Besitzer machte ihm ver- geblich den Einwurf, daß die Zeiten schlecht sind, und daß er kein vorräthiges Geld habe.“ -- „„Das ist gleich, mein Herr,““ sagte der Andere. „„Sie sollten die Ringmauer aus- bessern lassen. Wir kommen ohne Schlüssel zu Jhnen herein.““ -- „Aber mein Freund, ich habe nur ehr- liche Leute um mich herum, und habe nichts zu fürchten.“ -- „„Jhre Schloßmauern zerfallen, Jhr Dach senkt sich, daß es einem weh thut, es ist nicht ge- heuer bei Jhnen, Sie müssen das Alles ausbessern lassen.““ -- „Aber ich sage Dir, daß ich kein Geld habe.“ -- „„Oh, wenn Sie fürchten, die Arbeiter nicht zahlen zu können, so sagen Sie's grade her- aus. Jch bin kein Faullenzer und arbeite gerne umsonst.““ -- „Ach, Du bekümmerst Dich also sehr um mein Gut.“ -- „„Das ist ganz einfach. Sie wissen, daß man im Dorfe sagt, daß im Jahre 1852 die große Theilung gemacht werden wird, und dann bekomme ich Jhr Schloß. Und in der That ich bin gar nicht reich, wenn so viel daran auszubessern wäre, möchte ich es nicht einmal.““ Neuestes. München, 10. Nov. Abends. Der Hr. Ge- nerallieutenant Frhr. v. Gumppenberg, Komman- dirender der 2. Jnf.=Armee=Division zu Augs- burg, wurde mittelst des Telegraphen heute hie- her beordert. Man sagt, derselbe sei zum Nach- folger des Hrn. Generallieutenants v. Lesuire be- stimmt. -- Die Thätigkeit in allen Zweigen der militärischen Verwaltung ist außerordentlich und es wird von Seite der Regierung nichts versäumt, was der im Felde stehenden bayerischen Armee in irgend einer Beziehung ersprießliche sein könnte. So ist man gegenwärtig im Kriegsministerium mit Organisationen der Feldpatres beschäftigt. Mit den künftigen Feldmessen wird der Choralge- sang der Truppen, wie im öster. Heer, verbunden. -- Die Ordre zur Einberufung sämtlicher Be- urlaubten erfolgte heute Nachts 11 Uhr. Jn die übrigen Landestheile und die Pfalz wurden Estaf- fetten abgesendet. -- Man spricht auch von Ein- richtung einer mobilen Legion, in welche die pen- sionirten Offiziere wieder eingereiht würden und die zu Besatzungen in den Festungen und zu den Garnisonen größerer Städten verwendet werden solle. -- Die Zeughausdirektion beauftragt die hiesige Gewerbsmeister mit der Anfertigung von 3000 Gewehren und 25,000 Säbeln. Mehrere tausend Gewehre verden abgeändert, nemlich per- cussionirt. ( A. Ab. ) Frankfurt, 11. Nov. Hr. Fürst Gortschakoff ist heute um 2 Uhr Nachmittags von dem kais. öster- reichischen Herrn Präsidial=Gesandten Grafen von Thun=Hohenstein in feierlicher Audienz empfangen worden, und hat Seiner Excellenz das Creditiv überreicht, welches ihn in der Eigenschaft als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Seiner Majestät des Kaisers aller Neu- ßen bei dem deutschen Bunde beglaubigt. ( F. O.=Z. ) Karlsruhe, 9. Nov. Die Schiffbrücke von Knielingen ( gegen 2 Stunden von hier ) ist auf bayerischer Seite von einer starken Militärabthei- lung besetzt, und wird seit Kurzem allnächtlich durch Abführung von zwei Schiffsjochen gesperrt. Karlsruhe, 10. Nov. Soeben höre ich aus der sichersten Quelle, daß unser Ministerium den von Klüber mit Preußen abgeschlossenen Militär- vertrag definitiv gekündigt hat. ( K. Z. ) Köln, 9. Nov. Um 8 Uhr am Abende sollte der Nuntius Viale Prela und der päpstliche Ab- legate, Monsignore Prosperi Buzi, schon hier ein- treffen. Deßhalb wurden die Straßen vom Ei- senbahnhofe zu Deutz die Schiffbrücke, alle Stra- ßen Kölns bis zum erzbischöflichen Palais aufs herrlichste illuminirt und mit Fahnen decorirt; auf dem Rheine brannten Feuer, stiegen Raketen auf und Böller gelöst. Fast ganz Köln war auf die Beine gerathen, so daß in den Straßen ein Gedränge entstand, wie selten zuvor. Gegen 10 Uhr kehrte die Deputation des Domkapitels, die in Düsseldorf die hohen Gäste empfing, zurück. Ein unabsehbarer Zug, das Musikchor der Küras- siere an der Spitze, dann eine Ehrengarde zu Pferd, eine ungewöhnliche Reihe von Wagen, besetzt mit den hohen Geistlichen, der Deputation nach Düsseldorf, der nach Deutz, mit unsern höh- eren Beamten u. a. m. bewegte sich nun zum Cardinal=Erzbischofe; Fackeln schlossen den Zug. Kassel, 10. Nov. Auf Anordnung der Bür- gergardekommandeure, die ihrem Gelüste, sich ein- mal den Preußen zu zeigen, nicht widerstehen konnten, zog gestern die Bürger= und Schutzgarde am Friedrichsplatze auf, um da einige Exercitien vorzunehmen, die mit „gewohnter“ Präcision aus- geführt wurden. Wer weiß, wie lange man noch Angriffskolonnen formirt hätte, wenn nicht der Himmel einen fürchterlichen Platz- regen geschickt und die sämmtliche Waffenmacht

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 271. Würzburg, 12. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische271_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.