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Die Bayerische Presse. Nr. 280. Würzburg, 22. November 1850.

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[Spaltenumbruch] witz'schen Unionspolitik. Durch diese Politik war
das Mißtrauen zur gegenseitigen Staatsmaxime
erhoben worden, und begreiflich ist es, daß dieses
so lange genährte und durch so viele Handlungen
gerechtfertigte Mißtrauen nicht auf einmal schwin-
den konnte. Gelingt es nun, dieses Mißtrauen
von Grund aus zu heben und in Deutschland
naturgemäße Verhältnisse herzustellen, so werden
wir selbst die ungeheuern Opfer, die gebracht wer-
den mußten, nicht allzusehr zu beklagen haben. --
Sollten die blinden, auch jetzt noch nicht
belehrten Anhänger der Gothaer
und
der Radowitzschen Politik noch fernere Opfer
zu bringen haben, so werden wir uns auch hier-
über nicht beschweren, vielmehr als höhere Fügung
anerkennen, daß die Schöpfer so großen Unheils
sich ihrer Erfolge weder rühmen noch erfreuen
mögen. Die Genugthuung wird aber uns wer-
den, daß es sich bewahrheiten wird, daß Preußen
dasjenige, was es zu erstreben berechtigt ist, auf
dem nun eingeschlagenen Wege mit Sicherheit er-
reichen wird, während die Verfolgung des frühe-
ren Weges es täglich vom Ziele weiter entfernen
und am Ende ins Verderben führen müßte. Diese
Wahrheit, die wir so oft und eindringlich geltend
gemacht haben, ist uns so vielfach und mit
so großer Erbitterung verargt worden, daß
wir an uns selbst hätten irre werden kön-
nen. Bald aber, so Gott will, wird die Zeit
kommen, wo man uns keine Preußenfeindlichkeit,
von der wir nichts in uns empfanden, vorwerfen,
vielmehr erkennen wird, auf welcher Seite die
wahren Freunde Preußens und Deutschlands zu
finden sind.

   

^ Aus Baden, 19. Nov. Es war früher
bestimmt, daß die durch die Ereignisse vom vori-
gen Jahre etwas verspätet zur Ziehung gekommene
Mannschaft, welche 1850 militärpflichtig, erst mit
der 1851 pflichtigen ausgehoben werden sollte.
Ein neuester Befehl ordnet jedoch an, daß diese
Aushebung sofort vorzunehmen, und findet die-
selbe am 16. Dez. statt. -- Man wird sich
wohl noch der im Februar vorgekommenen Ge-
schichte von dem Verschwinden der jungen Gattin
eines königl. preuß. Stabsoffiziers erinnern. Die-
selbe machte damals sehr großes Aufsehen, weil
es hieß, die junge Frau sei auf dem Wege von
Köln nach Karlsruhe ermordert worden. Jetzt
hat sich durch die gerichtliche Untersuchung erge-
ben, daß dieselbe nicht ermordet wurde, sondern
mit einem jungen Engländer nach London ent-
flohen ist. -- Die vor einiger Zeit eingestürzte
Eisenbahnbrücke auf der Strecke von Freiburg
nach Efringen ist jetzt wieder vollkommen herge-
stellt. -- Das Gerücht vom Abbruch der Eisen-
bahnverhandlungen zwischen der grosh. badischen
und der Basler Regierung ist bis jetzt ganz un-
begründet.

Karlsruhe, 20. Nov. Mit den Antrag des
Hrn. v. Hirscher auf Befreiung der Kirche von
bürokratischer Bevormundung wird eine neue Epoche
in der Entwickelung der badischen Zustände be-
ginnen. -- Es muß anerkannt werden, daß seit
einiger Zeit Alles, was für das Land Gutes ge-
schah, von der ersten Kammer ausgegangen ist,
aber man darf auch nicht verschweigen, daß die
Erfolge derselben noch viel größer sein würden,
wenn alle Mitglieder ihre Sitze auch wirklich ein-
nähmen. Daß sie dazu früher keine Lust hatten,
finden wir sehr begreiflich, jetzt aber fordern die
höchsten Jnteressen, daß Keiner fehle. Das preuß.
Hauptquartier wird den 28. d. M., die letzte Ab-
theilung des Besatzungkorps den 3. Dez. aus dem
Großherzogthume abgehen. Rastatt wird von ba-
dischen Truppen, nämlich dem 3., 5. und 9. Ba-
taillon, 1 Schwadron und der Artillerie besetzt.
-- Hoffen wir, daß der Bundestag dieser für
die schwebenden Verhältnisse so unzureichenden An-
ordnung bald ein Ende machen werde. -- Vor-
gestern ging Hr. v. Meysenbug als außerordent-
licher Minister nach Berlin, gestern Frhr. v. And-
law nach Wien ab. Es ist eine gute Vorbedeu-
tung, daß man den Letzteren wieder verwendet.

   
[Spaltenumbruch]

Stuttgart, 19. Nov. Die radikale Presse
hat offenbar zu früh ein Triumphgeschrei darüber
erhoben, daß ein großer Theil der Mitglieder
des ständischen Ausschusses vom 10. August 1849
wieder einzutreten sich geweigert haben soll, denn
das Ministerium hat nach dem jetzigen Stand
der Dinge nicht nur keine Schlappe erlitten, son-
dern vielmehr Das vollkommen erreicht, um was
es ihm allein zu thun sein konnte. Es wird sich
eine Kommission aus der Mitte jenes Ausschus-
ses als kontrolirende Behörde der Staatsschulden-
zahlungs- und Sustentationskasse bilden, ohne
alle weitere ständische Befugniß, und in diese
Kommission werden die meisten Mitglieder des
alten Ausschusses eintreten, die nicht, um der Re-
gierung Verlegenheiten zu bereiten, sondern nur
aus formellen Gründen abgelehnt hatten. Sie
gingen von dem Gesichtspunkte aus, daß ihr
Mandat erloschen sei und nicht durch §. 89 wie-
der belebt werden könne; dagegen machte sich die
Meinung bei ihnen geltend, daß das Ministerium
die Befugniß habe, eine Kommission zusammen
zu berufen, die eben so wohl aus Mitgliedern
des alten Ausschusses, wie aus andern Männern
bestehen könne.

Leipzig, 19. Nov. Jetzt ist es die Gothai-
sche Partei, die Partei der Unterwerfung unter
Preußen, welche in Sachsen der Regierung, wenn
nicht ernste Verlegenheiten bereitet, so doch ihr
das Bewußtsein des Daseins eines feindlichen
Prinzips im Jnnern einflößt. Unter dem Beam-
tenstande, der von jener Partei unterminirt ist,
gibt sich Sucht nach Opposition kund. Vergeblich
müht das Ministerium zu Dresden mit Gesetzen
und Verordnungen sich ab, es fehlt zu ihrer Voll-
ziehung an willigen Organen. Der Stadtrath
und das Stadtkollegium zu Leipzig werden von
bekannten Gothaern geleitet; die meisten Mitglie-
der dieser beiden Kollegien schwören nicht auf die
Selbständigkeit Sachsens, sondern schwärmen für
Preußen, in dessen Oberherrschaft sie das einige
Deutschland erblicken, im Grunde aber nur für
Jnteressen, deren Befriedigung sie von Preußen
erwarten.

Luxemburg, 16. Nov. Die Abgeordneten-
kammer hat heute nach vierstündiger Erörterung
in der deutschen Bundesangelegenheit eine moti-
virte Tagesordnung angenommen. Jn der Nach-
mittagssitzung wurde das Budget der öffentlichen
Arbeiten angenommen, worauf sich die Kammer
bis zum zweiten Dienstag im Februar 1851
vertagte, vorbehaltlich der Befugniß des Präsi-
denten, sie außerordentlich einzuberufen, wenn die
Umstände es erfordern sollten.

Berlin, 19. Nov. Se. Majestät der König
werden übermorgen Allerhöchst selbst die Kam-
mern im weißen Saale des Königlichen Schlosses
eröffnen.

-- Auch gestern Abend war der Ministerrath
und zwar von 5--9 Uhr versammelt. Heute
Vormittag trat derselbe wieder um 10 Uhr zu-
sammen. -- Gegenstände dieser sich schnell folgen-
den Berathungen sollen die Kammervorlagen sein.
-- Der Preßgesetzentwurf, wie er dem Staats-
ministerium nach den gemeinsamen Berathungen
Seitens der Ministerien des Jnnern und der Justiz
zugegangen, soll das Charakteristische haben, daß
er die bureaukratische Willkür zur Vorderthüre
hinauswirft, um dieselbe zur Hinterthüre wieder
hereinzulassen.

   

Berlin, 19. Nov. Die k. Botschaft, mit wel-
cher die Kammern übermorgen werden eröffnet
werden, bildete den Berathungsgegenstand eines
langen, heute früh stattgefundenen Ministerrathes.
Jch höre, daß der Text dieser Botschaft von dem
Könige persönlich entworfen sei, daß man aber in
Folge der heutigen Berathung zahlreiche Aender-
ungen darin vorgenommen hätte. Was den Haupt-
punkt der angenblicklichen Politik betrifft, so höre
ich schon jetzt, daß darin der Wunsch einer Er-
haltung des Friedens auf das Lebhafteste ausge-
sprochen, zugleich aber die bestimmte Versicherung
ertheilt wird, die Ehre und die Jnteressen Preu-
ßens zu wahren, indem man entschlossen sei,
wenn Dieß nicht anders möglich, es selbst mit
[Spaltenumbruch] Waffengewalt zu thun.
-- Jn Betreff
des völligen Aufgebens der Union wird die Höff-
nung ausgesprochen, daß Preußen auch fernerhin
noch mit seinen bisherigen Bundesgenossen eng
verbunden bleibe, wiewohl man bedauern müsse,
daß Dieß auf der bisherigen Basis, wie Preußen
sie durch die Verfassung vom 28. Mai geboten
habe, nicht möglich sei. Es wird mir schließlich
bemerkt, daß dieses gerade gegenwärtig so unend-
lich wichtige Aktenstück an einer großen Unbestimmt-
beit des Ausdruckes in seinen wesentlichsten Ab-
schnitten leide, so daß die Absichten der Regie-
rung nicht präzis genug hervortreten. -- Von
Seiten des englischen Kabinets ist hier eine neue
Note eingegangen, welche im Jnteresse der Er-
haltung des europäischen Friedens die dringend-
sten Vorstellungen macht.

   

Berlin, 19. Nov. Die "Spenersche Zeitung"
enthält folgende, auch von der "Deutschen Re-
form " aufgenommene Notizen: Die Stärke der
im Kurfürstenthum Hessen vereinigten bayerischen
und kaiserl. österreichischen Truppen beträgt jetzt
43,000 Mann, das Corps des Grafen von der
Gröben ist dagegen nur 17,000 Mann stark.
Wie wir hören, faßt die diesseitige Regierung
den Umstand, daß der Kurfürst in seinem Lande
eine solche Truppenzusammenziehung der österrei-
chischen Regierung gestattet hat, als einen unmit-
telbar gegen Preußen gerichteten feindseligen Act
auf, wegen dessen Preußen, sobald die Stunde der
Entscheidung gekommen ist, mit dem Kurfürsten
von Hessen abrechnen wird. Da es indeß nicht
in der Absicht liegen kann, die 17,000 Mann in
gegenwärtigen Augenblicke einer doppelt so starket
Uebermacht aufzuopfern, so soll Graf v. d. Gröben den
Befehl erhalten haben, sich, wenn er gedrängt
wird, weiter zurückzuziehen -- bis auf Weiteres!

England.

London, 14. Nov. Die heutigen "Times"
sprechen sich über die Stellung Englands so aus:
"Ein einiges Deutschland, d. h. ein durch das
Band eines Bundes zur Vertheidigung seines Ge-
biets vereinigtes Deutschland ist für uns die große
Schranke zwischen der Macht Rußlands auf der
einen und Frankreichs auf der anderen Seite.
Wenn die Hauptmächte Deutschlands uneinig sind,
so ist weder der Norden noch der Süden mächtig
genug, es mit den etwa gegen sie geschickten
Heeren aufzunehmen, und selbst die Neutralität
der einen Hälfte der Nation in einem solchen
Kampfe ist die Zerstörung der anderen. Aber
wenn diese Mächte nicht bloß getheilt, sondern
feindlich sind, so paralysiren sie einander und die
ganze Schranke zwischen Rußland und Frankreich
ist vernichtet. Wir können als Engländer also
in diesem unnatürlichen und beklagenswerthen Kampfe
keine Partei ergreifen: unser Feind ist der Krieg
selbst, nicht dieser oder jener kriegführende Theil.
Die Politik unseres Landes und die wahre Wohl-
fahrt Europa's wird in gleicher Weise leiden,
mag nun Oesterreich aus seiner alten Stellung
im deutschen Bunde verdrängt, oder Preußen durch
seine unsinnige Mißachtung der Bundesgesetze und
der europäischen Mächte gedemüthigt, niederge-
worfen und geschwächt werden. Beides wäre für
unsere continentalen Jnteressen ein Uebel von un-
berechenbarer Größe, beides die Zerstörung eines
Gebäudes, an welchem die englischen Staatsmän-
ner mitgebaut haben, als an dem stärksten Boll-
werk des Friedens von Europa.... Es war die
Pflicht und liegt noch jetzt in der Macht Eng-
lands, gemeinsam mit Rußland und Frankreich
die Autorität des Bundes in Europa auf der ein-
zigen bekannten und festen Grundlage, der der
Verträge von 1815, wiederherzustellen durch An-
erkennung der Frankfurter Bundesversammlung
als des gesetzlichen Organs des Bundes; denn
nichts kann frivoler sein, als die Vorwände, auf
welche hin man die Auctorität des Bundestags
läugnet, während die Existenz des Bundes zuge-
standen wird. Der ganze Bau muß zusammen
stehen oder fallen: die Verträge, welche den Bund
geschaffen haben, haben auch den Bundestag ge-
schaffen, und die nämlichen Verträge gaben Preu-

[Spaltenumbruch] witz'schen Unionspolitik. Durch diese Politik war
das Mißtrauen zur gegenseitigen Staatsmaxime
erhoben worden, und begreiflich ist es, daß dieses
so lange genährte und durch so viele Handlungen
gerechtfertigte Mißtrauen nicht auf einmal schwin-
den konnte. Gelingt es nun, dieses Mißtrauen
von Grund aus zu heben und in Deutschland
naturgemäße Verhältnisse herzustellen, so werden
wir selbst die ungeheuern Opfer, die gebracht wer-
den mußten, nicht allzusehr zu beklagen haben. --
Sollten die blinden, auch jetzt noch nicht
belehrten Anhänger der Gothaer
und
der Radowitzschen Politik noch fernere Opfer
zu bringen haben, so werden wir uns auch hier-
über nicht beschweren, vielmehr als höhere Fügung
anerkennen, daß die Schöpfer so großen Unheils
sich ihrer Erfolge weder rühmen noch erfreuen
mögen. Die Genugthuung wird aber uns wer-
den, daß es sich bewahrheiten wird, daß Preußen
dasjenige, was es zu erstreben berechtigt ist, auf
dem nun eingeschlagenen Wege mit Sicherheit er-
reichen wird, während die Verfolgung des frühe-
ren Weges es täglich vom Ziele weiter entfernen
und am Ende ins Verderben führen müßte. Diese
Wahrheit, die wir so oft und eindringlich geltend
gemacht haben, ist uns so vielfach und mit
so großer Erbitterung verargt worden, daß
wir an uns selbst hätten irre werden kön-
nen. Bald aber, so Gott will, wird die Zeit
kommen, wo man uns keine Preußenfeindlichkeit,
von der wir nichts in uns empfanden, vorwerfen,
vielmehr erkennen wird, auf welcher Seite die
wahren Freunde Preußens und Deutschlands zu
finden sind.

   

△ Aus Baden, 19. Nov. Es war früher
bestimmt, daß die durch die Ereignisse vom vori-
gen Jahre etwas verspätet zur Ziehung gekommene
Mannschaft, welche 1850 militärpflichtig, erst mit
der 1851 pflichtigen ausgehoben werden sollte.
Ein neuester Befehl ordnet jedoch an, daß diese
Aushebung sofort vorzunehmen, und findet die-
selbe am 16. Dez. statt. -- Man wird sich
wohl noch der im Februar vorgekommenen Ge-
schichte von dem Verschwinden der jungen Gattin
eines königl. preuß. Stabsoffiziers erinnern. Die-
selbe machte damals sehr großes Aufsehen, weil
es hieß, die junge Frau sei auf dem Wege von
Köln nach Karlsruhe ermordert worden. Jetzt
hat sich durch die gerichtliche Untersuchung erge-
ben, daß dieselbe nicht ermordet wurde, sondern
mit einem jungen Engländer nach London ent-
flohen ist. -- Die vor einiger Zeit eingestürzte
Eisenbahnbrücke auf der Strecke von Freiburg
nach Efringen ist jetzt wieder vollkommen herge-
stellt. -- Das Gerücht vom Abbruch der Eisen-
bahnverhandlungen zwischen der grosh. badischen
und der Basler Regierung ist bis jetzt ganz un-
begründet.

Karlsruhe, 20. Nov. Mit den Antrag des
Hrn. v. Hirscher auf Befreiung der Kirche von
bürokratischer Bevormundung wird eine neue Epoche
in der Entwickelung der badischen Zustände be-
ginnen. -- Es muß anerkannt werden, daß seit
einiger Zeit Alles, was für das Land Gutes ge-
schah, von der ersten Kammer ausgegangen ist,
aber man darf auch nicht verschweigen, daß die
Erfolge derselben noch viel größer sein würden,
wenn alle Mitglieder ihre Sitze auch wirklich ein-
nähmen. Daß sie dazu früher keine Lust hatten,
finden wir sehr begreiflich, jetzt aber fordern die
höchsten Jnteressen, daß Keiner fehle. Das preuß.
Hauptquartier wird den 28. d. M., die letzte Ab-
theilung des Besatzungkorps den 3. Dez. aus dem
Großherzogthume abgehen. Rastatt wird von ba-
dischen Truppen, nämlich dem 3., 5. und 9. Ba-
taillon, 1 Schwadron und der Artillerie besetzt.
-- Hoffen wir, daß der Bundestag dieser für
die schwebenden Verhältnisse so unzureichenden An-
ordnung bald ein Ende machen werde. -- Vor-
gestern ging Hr. v. Meysenbug als außerordent-
licher Minister nach Berlin, gestern Frhr. v. And-
law nach Wien ab. Es ist eine gute Vorbedeu-
tung, daß man den Letzteren wieder verwendet.

   
[Spaltenumbruch]

Stuttgart, 19. Nov. Die radikale Presse
hat offenbar zu früh ein Triumphgeschrei darüber
erhoben, daß ein großer Theil der Mitglieder
des ständischen Ausschusses vom 10. August 1849
wieder einzutreten sich geweigert haben soll, denn
das Ministerium hat nach dem jetzigen Stand
der Dinge nicht nur keine Schlappe erlitten, son-
dern vielmehr Das vollkommen erreicht, um was
es ihm allein zu thun sein konnte. Es wird sich
eine Kommission aus der Mitte jenes Ausschus-
ses als kontrolirende Behörde der Staatsschulden-
zahlungs- und Sustentationskasse bilden, ohne
alle weitere ständische Befugniß, und in diese
Kommission werden die meisten Mitglieder des
alten Ausschusses eintreten, die nicht, um der Re-
gierung Verlegenheiten zu bereiten, sondern nur
aus formellen Gründen abgelehnt hatten. Sie
gingen von dem Gesichtspunkte aus, daß ihr
Mandat erloschen sei und nicht durch §. 89 wie-
der belebt werden könne; dagegen machte sich die
Meinung bei ihnen geltend, daß das Ministerium
die Befugniß habe, eine Kommission zusammen
zu berufen, die eben so wohl aus Mitgliedern
des alten Ausschusses, wie aus andern Männern
bestehen könne.

Leipzig, 19. Nov. Jetzt ist es die Gothai-
sche Partei, die Partei der Unterwerfung unter
Preußen, welche in Sachsen der Regierung, wenn
nicht ernste Verlegenheiten bereitet, so doch ihr
das Bewußtsein des Daseins eines feindlichen
Prinzips im Jnnern einflößt. Unter dem Beam-
tenstande, der von jener Partei unterminirt ist,
gibt sich Sucht nach Opposition kund. Vergeblich
müht das Ministerium zu Dresden mit Gesetzen
und Verordnungen sich ab, es fehlt zu ihrer Voll-
ziehung an willigen Organen. Der Stadtrath
und das Stadtkollegium zu Leipzig werden von
bekannten Gothaern geleitet; die meisten Mitglie-
der dieser beiden Kollegien schwören nicht auf die
Selbständigkeit Sachsens, sondern schwärmen für
Preußen, in dessen Oberherrschaft sie das einige
Deutschland erblicken, im Grunde aber nur für
Jnteressen, deren Befriedigung sie von Preußen
erwarten.

Luxemburg, 16. Nov. Die Abgeordneten-
kammer hat heute nach vierstündiger Erörterung
in der deutschen Bundesangelegenheit eine moti-
virte Tagesordnung angenommen. Jn der Nach-
mittagssitzung wurde das Budget der öffentlichen
Arbeiten angenommen, worauf sich die Kammer
bis zum zweiten Dienstag im Februar 1851
vertagte, vorbehaltlich der Befugniß des Präsi-
denten, sie außerordentlich einzuberufen, wenn die
Umstände es erfordern sollten.

Berlin, 19. Nov. Se. Majestät der König
werden übermorgen Allerhöchst selbst die Kam-
mern im weißen Saale des Königlichen Schlosses
eröffnen.

-- Auch gestern Abend war der Ministerrath
und zwar von 5--9 Uhr versammelt. Heute
Vormittag trat derselbe wieder um 10 Uhr zu-
sammen. -- Gegenstände dieser sich schnell folgen-
den Berathungen sollen die Kammervorlagen sein.
-- Der Preßgesetzentwurf, wie er dem Staats-
ministerium nach den gemeinsamen Berathungen
Seitens der Ministerien des Jnnern und der Justiz
zugegangen, soll das Charakteristische haben, daß
er die bureaukratische Willkür zur Vorderthüre
hinauswirft, um dieselbe zur Hinterthüre wieder
hereinzulassen.

   

Berlin, 19. Nov. Die k. Botschaft, mit wel-
cher die Kammern übermorgen werden eröffnet
werden, bildete den Berathungsgegenstand eines
langen, heute früh stattgefundenen Ministerrathes.
Jch höre, daß der Text dieser Botschaft von dem
Könige persönlich entworfen sei, daß man aber in
Folge der heutigen Berathung zahlreiche Aender-
ungen darin vorgenommen hätte. Was den Haupt-
punkt der angenblicklichen Politik betrifft, so höre
ich schon jetzt, daß darin der Wunsch einer Er-
haltung des Friedens auf das Lebhafteste ausge-
sprochen, zugleich aber die bestimmte Versicherung
ertheilt wird, die Ehre und die Jnteressen Preu-
ßens zu wahren, indem man entschlossen sei,
wenn Dieß nicht anders möglich, es selbst mit
[Spaltenumbruch] Waffengewalt zu thun.
-- Jn Betreff
des völligen Aufgebens der Union wird die Höff-
nung ausgesprochen, daß Preußen auch fernerhin
noch mit seinen bisherigen Bundesgenossen eng
verbunden bleibe, wiewohl man bedauern müsse,
daß Dieß auf der bisherigen Basis, wie Preußen
sie durch die Verfassung vom 28. Mai geboten
habe, nicht möglich sei. Es wird mir schließlich
bemerkt, daß dieses gerade gegenwärtig so unend-
lich wichtige Aktenstück an einer großen Unbestimmt-
beit des Ausdruckes in seinen wesentlichsten Ab-
schnitten leide, so daß die Absichten der Regie-
rung nicht präzis genug hervortreten. -- Von
Seiten des englischen Kabinets ist hier eine neue
Note eingegangen, welche im Jnteresse der Er-
haltung des europäischen Friedens die dringend-
sten Vorstellungen macht.

   

Berlin, 19. Nov. Die „Spenersche Zeitung“
enthält folgende, auch von der „Deutschen Re-
form “ aufgenommene Notizen: Die Stärke der
im Kurfürstenthum Hessen vereinigten bayerischen
und kaiserl. österreichischen Truppen beträgt jetzt
43,000 Mann, das Corps des Grafen von der
Gröben ist dagegen nur 17,000 Mann stark.
Wie wir hören, faßt die diesseitige Regierung
den Umstand, daß der Kurfürst in seinem Lande
eine solche Truppenzusammenziehung der österrei-
chischen Regierung gestattet hat, als einen unmit-
telbar gegen Preußen gerichteten feindseligen Act
auf, wegen dessen Preußen, sobald die Stunde der
Entscheidung gekommen ist, mit dem Kurfürsten
von Hessen abrechnen wird. Da es indeß nicht
in der Absicht liegen kann, die 17,000 Mann in
gegenwärtigen Augenblicke einer doppelt so starket
Uebermacht aufzuopfern, so soll Graf v. d. Gröben den
Befehl erhalten haben, sich, wenn er gedrängt
wird, weiter zurückzuziehen -- bis auf Weiteres!

England.

London, 14. Nov. Die heutigen „Times“
sprechen sich über die Stellung Englands so aus:
„Ein einiges Deutschland, d. h. ein durch das
Band eines Bundes zur Vertheidigung seines Ge-
biets vereinigtes Deutschland ist für uns die große
Schranke zwischen der Macht Rußlands auf der
einen und Frankreichs auf der anderen Seite.
Wenn die Hauptmächte Deutschlands uneinig sind,
so ist weder der Norden noch der Süden mächtig
genug, es mit den etwa gegen sie geschickten
Heeren aufzunehmen, und selbst die Neutralität
der einen Hälfte der Nation in einem solchen
Kampfe ist die Zerstörung der anderen. Aber
wenn diese Mächte nicht bloß getheilt, sondern
feindlich sind, so paralysiren sie einander und die
ganze Schranke zwischen Rußland und Frankreich
ist vernichtet. Wir können als Engländer also
in diesem unnatürlichen und beklagenswerthen Kampfe
keine Partei ergreifen: unser Feind ist der Krieg
selbst, nicht dieser oder jener kriegführende Theil.
Die Politik unseres Landes und die wahre Wohl-
fahrt Europa's wird in gleicher Weise leiden,
mag nun Oesterreich aus seiner alten Stellung
im deutschen Bunde verdrängt, oder Preußen durch
seine unsinnige Mißachtung der Bundesgesetze und
der europäischen Mächte gedemüthigt, niederge-
worfen und geschwächt werden. Beides wäre für
unsere continentalen Jnteressen ein Uebel von un-
berechenbarer Größe, beides die Zerstörung eines
Gebäudes, an welchem die englischen Staatsmän-
ner mitgebaut haben, als an dem stärksten Boll-
werk des Friedens von Europa.... Es war die
Pflicht und liegt noch jetzt in der Macht Eng-
lands, gemeinsam mit Rußland und Frankreich
die Autorität des Bundes in Europa auf der ein-
zigen bekannten und festen Grundlage, der der
Verträge von 1815, wiederherzustellen durch An-
erkennung der Frankfurter Bundesversammlung
als des gesetzlichen Organs des Bundes; denn
nichts kann frivoler sein, als die Vorwände, auf
welche hin man die Auctorität des Bundestags
läugnet, während die Existenz des Bundes zuge-
standen wird. Der ganze Bau muß zusammen
stehen oder fallen: die Verträge, welche den Bund
geschaffen haben, haben auch den Bundestag ge-
schaffen, und die nämlichen Verträge gaben Preu-

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[0003] witz'schen Unionspolitik. Durch diese Politik war das Mißtrauen zur gegenseitigen Staatsmaxime erhoben worden, und begreiflich ist es, daß dieses so lange genährte und durch so viele Handlungen gerechtfertigte Mißtrauen nicht auf einmal schwin- den konnte. Gelingt es nun, dieses Mißtrauen von Grund aus zu heben und in Deutschland naturgemäße Verhältnisse herzustellen, so werden wir selbst die ungeheuern Opfer, die gebracht wer- den mußten, nicht allzusehr zu beklagen haben. -- Sollten die blinden, auch jetzt noch nicht belehrten Anhänger der Gothaer und der Radowitzschen Politik noch fernere Opfer zu bringen haben, so werden wir uns auch hier- über nicht beschweren, vielmehr als höhere Fügung anerkennen, daß die Schöpfer so großen Unheils sich ihrer Erfolge weder rühmen noch erfreuen mögen. Die Genugthuung wird aber uns wer- den, daß es sich bewahrheiten wird, daß Preußen dasjenige, was es zu erstreben berechtigt ist, auf dem nun eingeschlagenen Wege mit Sicherheit er- reichen wird, während die Verfolgung des frühe- ren Weges es täglich vom Ziele weiter entfernen und am Ende ins Verderben führen müßte. Diese Wahrheit, die wir so oft und eindringlich geltend gemacht haben, ist uns so vielfach und mit so großer Erbitterung verargt worden, daß wir an uns selbst hätten irre werden kön- nen. Bald aber, so Gott will, wird die Zeit kommen, wo man uns keine Preußenfeindlichkeit, von der wir nichts in uns empfanden, vorwerfen, vielmehr erkennen wird, auf welcher Seite die wahren Freunde Preußens und Deutschlands zu finden sind. ( F.=O.=Z. ) △ Aus Baden, 19. Nov. Es war früher bestimmt, daß die durch die Ereignisse vom vori- gen Jahre etwas verspätet zur Ziehung gekommene Mannschaft, welche 1850 militärpflichtig, erst mit der 1851 pflichtigen ausgehoben werden sollte. Ein neuester Befehl ordnet jedoch an, daß diese Aushebung sofort vorzunehmen, und findet die- selbe am 16. Dez. statt. -- Man wird sich wohl noch der im Februar vorgekommenen Ge- schichte von dem Verschwinden der jungen Gattin eines königl. preuß. Stabsoffiziers erinnern. Die- selbe machte damals sehr großes Aufsehen, weil es hieß, die junge Frau sei auf dem Wege von Köln nach Karlsruhe ermordert worden. Jetzt hat sich durch die gerichtliche Untersuchung erge- ben, daß dieselbe nicht ermordet wurde, sondern mit einem jungen Engländer nach London ent- flohen ist. -- Die vor einiger Zeit eingestürzte Eisenbahnbrücke auf der Strecke von Freiburg nach Efringen ist jetzt wieder vollkommen herge- stellt. -- Das Gerücht vom Abbruch der Eisen- bahnverhandlungen zwischen der grosh. badischen und der Basler Regierung ist bis jetzt ganz un- begründet. Karlsruhe, 20. Nov. Mit den Antrag des Hrn. v. Hirscher auf Befreiung der Kirche von bürokratischer Bevormundung wird eine neue Epoche in der Entwickelung der badischen Zustände be- ginnen. -- Es muß anerkannt werden, daß seit einiger Zeit Alles, was für das Land Gutes ge- schah, von der ersten Kammer ausgegangen ist, aber man darf auch nicht verschweigen, daß die Erfolge derselben noch viel größer sein würden, wenn alle Mitglieder ihre Sitze auch wirklich ein- nähmen. Daß sie dazu früher keine Lust hatten, finden wir sehr begreiflich, jetzt aber fordern die höchsten Jnteressen, daß Keiner fehle. Das preuß. Hauptquartier wird den 28. d. M., die letzte Ab- theilung des Besatzungkorps den 3. Dez. aus dem Großherzogthume abgehen. Rastatt wird von ba- dischen Truppen, nämlich dem 3., 5. und 9. Ba- taillon, 1 Schwadron und der Artillerie besetzt. -- Hoffen wir, daß der Bundestag dieser für die schwebenden Verhältnisse so unzureichenden An- ordnung bald ein Ende machen werde. -- Vor- gestern ging Hr. v. Meysenbug als außerordent- licher Minister nach Berlin, gestern Frhr. v. And- law nach Wien ab. Es ist eine gute Vorbedeu- tung, daß man den Letzteren wieder verwendet. ( K. Z. ) Stuttgart, 19. Nov. Die radikale Presse hat offenbar zu früh ein Triumphgeschrei darüber erhoben, daß ein großer Theil der Mitglieder des ständischen Ausschusses vom 10. August 1849 wieder einzutreten sich geweigert haben soll, denn das Ministerium hat nach dem jetzigen Stand der Dinge nicht nur keine Schlappe erlitten, son- dern vielmehr Das vollkommen erreicht, um was es ihm allein zu thun sein konnte. Es wird sich eine Kommission aus der Mitte jenes Ausschus- ses als kontrolirende Behörde der Staatsschulden- zahlungs- und Sustentationskasse bilden, ohne alle weitere ständische Befugniß, und in diese Kommission werden die meisten Mitglieder des alten Ausschusses eintreten, die nicht, um der Re- gierung Verlegenheiten zu bereiten, sondern nur aus formellen Gründen abgelehnt hatten. Sie gingen von dem Gesichtspunkte aus, daß ihr Mandat erloschen sei und nicht durch §. 89 wie- der belebt werden könne; dagegen machte sich die Meinung bei ihnen geltend, daß das Ministerium die Befugniß habe, eine Kommission zusammen zu berufen, die eben so wohl aus Mitgliedern des alten Ausschusses, wie aus andern Männern bestehen könne. Leipzig, 19. Nov. Jetzt ist es die Gothai- sche Partei, die Partei der Unterwerfung unter Preußen, welche in Sachsen der Regierung, wenn nicht ernste Verlegenheiten bereitet, so doch ihr das Bewußtsein des Daseins eines feindlichen Prinzips im Jnnern einflößt. Unter dem Beam- tenstande, der von jener Partei unterminirt ist, gibt sich Sucht nach Opposition kund. Vergeblich müht das Ministerium zu Dresden mit Gesetzen und Verordnungen sich ab, es fehlt zu ihrer Voll- ziehung an willigen Organen. Der Stadtrath und das Stadtkollegium zu Leipzig werden von bekannten Gothaern geleitet; die meisten Mitglie- der dieser beiden Kollegien schwören nicht auf die Selbständigkeit Sachsens, sondern schwärmen für Preußen, in dessen Oberherrschaft sie das einige Deutschland erblicken, im Grunde aber nur für Jnteressen, deren Befriedigung sie von Preußen erwarten. Luxemburg, 16. Nov. Die Abgeordneten- kammer hat heute nach vierstündiger Erörterung in der deutschen Bundesangelegenheit eine moti- virte Tagesordnung angenommen. Jn der Nach- mittagssitzung wurde das Budget der öffentlichen Arbeiten angenommen, worauf sich die Kammer bis zum zweiten Dienstag im Februar 1851 vertagte, vorbehaltlich der Befugniß des Präsi- denten, sie außerordentlich einzuberufen, wenn die Umstände es erfordern sollten. Berlin, 19. Nov. Se. Majestät der König werden übermorgen Allerhöchst selbst die Kam- mern im weißen Saale des Königlichen Schlosses eröffnen. -- Auch gestern Abend war der Ministerrath und zwar von 5--9 Uhr versammelt. Heute Vormittag trat derselbe wieder um 10 Uhr zu- sammen. -- Gegenstände dieser sich schnell folgen- den Berathungen sollen die Kammervorlagen sein. -- Der Preßgesetzentwurf, wie er dem Staats- ministerium nach den gemeinsamen Berathungen Seitens der Ministerien des Jnnern und der Justiz zugegangen, soll das Charakteristische haben, daß er die bureaukratische Willkür zur Vorderthüre hinauswirft, um dieselbe zur Hinterthüre wieder hereinzulassen. ( N. Pr. Z. ) Berlin, 19. Nov. Die k. Botschaft, mit wel- cher die Kammern übermorgen werden eröffnet werden, bildete den Berathungsgegenstand eines langen, heute früh stattgefundenen Ministerrathes. Jch höre, daß der Text dieser Botschaft von dem Könige persönlich entworfen sei, daß man aber in Folge der heutigen Berathung zahlreiche Aender- ungen darin vorgenommen hätte. Was den Haupt- punkt der angenblicklichen Politik betrifft, so höre ich schon jetzt, daß darin der Wunsch einer Er- haltung des Friedens auf das Lebhafteste ausge- sprochen, zugleich aber die bestimmte Versicherung ertheilt wird, die Ehre und die Jnteressen Preu- ßens zu wahren, indem man entschlossen sei, wenn Dieß nicht anders möglich, es selbst mit Waffengewalt zu thun. -- Jn Betreff des völligen Aufgebens der Union wird die Höff- nung ausgesprochen, daß Preußen auch fernerhin noch mit seinen bisherigen Bundesgenossen eng verbunden bleibe, wiewohl man bedauern müsse, daß Dieß auf der bisherigen Basis, wie Preußen sie durch die Verfassung vom 28. Mai geboten habe, nicht möglich sei. Es wird mir schließlich bemerkt, daß dieses gerade gegenwärtig so unend- lich wichtige Aktenstück an einer großen Unbestimmt- beit des Ausdruckes in seinen wesentlichsten Ab- schnitten leide, so daß die Absichten der Regie- rung nicht präzis genug hervortreten. -- Von Seiten des englischen Kabinets ist hier eine neue Note eingegangen, welche im Jnteresse der Er- haltung des europäischen Friedens die dringend- sten Vorstellungen macht. ( N. C. ) Berlin, 19. Nov. Die „Spenersche Zeitung“ enthält folgende, auch von der „Deutschen Re- form “ aufgenommene Notizen: Die Stärke der im Kurfürstenthum Hessen vereinigten bayerischen und kaiserl. österreichischen Truppen beträgt jetzt 43,000 Mann, das Corps des Grafen von der Gröben ist dagegen nur 17,000 Mann stark. Wie wir hören, faßt die diesseitige Regierung den Umstand, daß der Kurfürst in seinem Lande eine solche Truppenzusammenziehung der österrei- chischen Regierung gestattet hat, als einen unmit- telbar gegen Preußen gerichteten feindseligen Act auf, wegen dessen Preußen, sobald die Stunde der Entscheidung gekommen ist, mit dem Kurfürsten von Hessen abrechnen wird. Da es indeß nicht in der Absicht liegen kann, die 17,000 Mann in gegenwärtigen Augenblicke einer doppelt so starket Uebermacht aufzuopfern, so soll Graf v. d. Gröben den Befehl erhalten haben, sich, wenn er gedrängt wird, weiter zurückzuziehen -- bis auf Weiteres! England. London, 14. Nov. Die heutigen „Times“ sprechen sich über die Stellung Englands so aus: „Ein einiges Deutschland, d. h. ein durch das Band eines Bundes zur Vertheidigung seines Ge- biets vereinigtes Deutschland ist für uns die große Schranke zwischen der Macht Rußlands auf der einen und Frankreichs auf der anderen Seite. Wenn die Hauptmächte Deutschlands uneinig sind, so ist weder der Norden noch der Süden mächtig genug, es mit den etwa gegen sie geschickten Heeren aufzunehmen, und selbst die Neutralität der einen Hälfte der Nation in einem solchen Kampfe ist die Zerstörung der anderen. Aber wenn diese Mächte nicht bloß getheilt, sondern feindlich sind, so paralysiren sie einander und die ganze Schranke zwischen Rußland und Frankreich ist vernichtet. Wir können als Engländer also in diesem unnatürlichen und beklagenswerthen Kampfe keine Partei ergreifen: unser Feind ist der Krieg selbst, nicht dieser oder jener kriegführende Theil. Die Politik unseres Landes und die wahre Wohl- fahrt Europa's wird in gleicher Weise leiden, mag nun Oesterreich aus seiner alten Stellung im deutschen Bunde verdrängt, oder Preußen durch seine unsinnige Mißachtung der Bundesgesetze und der europäischen Mächte gedemüthigt, niederge- worfen und geschwächt werden. 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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 280. Würzburg, 22. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische280_1850/3>, abgerufen am 09.11.2024.