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Bayreuther Zeitungen. Nr. 23. Bayreuth, 22. Februar 1752.

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Bayreuther [Abbildung] Zeitungen
    ( Num. 23 )     Dienstags / den 22 Februarii 1752
[Beginn Spaltensatz]
Genf / vom 8 Febr.

Seit einem Monate
sind bey 300 Waldenser aus den Piemontesi-
schen Thälern dahier angelanget, und haben
sich, nach ein gen Aufenthalt in hiesiger Stadt
wieder auf den Weg gemachet, um sich durch
die Schweitz und Teutschland, in die König-
lich=Preußischen Länder zu begeben, wohin sie,
ihrem Vorgeben nach, berufen worden. Da
sie aber zu Neufchatel angelanget, wo sie Pas-
seports und Geld zu Vollstreckung ihrer Reise
zu erhalten glaubten, ließ ihnen die Regierung
andeuten, sie hätte hiezu keinen Befehl. Weil
sich nun solchergestalt diese Leute in ihrer Ver-
muthung betrogen hatten, so haben sie sich ge-
nöthigt gesehen den Ruckweg anzutretten, [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]und
sind deren schon würcklich einige anher zuruck
gekommen. Wäre dieses nicht dazwischen ge-
kommen, so würde man im kurzen eine grosse
Menge Waldenser durch diese Gegenden ha-
ben ziehen sehen, um sich in Schlesien, in das
Brandenburgische, in Preussen zu begeben.
Denn indeme das Wasser viele Dämme in er-
fagten Thälern durch brochen, so hat es daselbst
grosses Unheil durch sein Austretten auf die
Felder, Wiesen angerichtet. Nicht min-
[Spaltenumbruch] der paßiren dahier viele Seiden=Fabricanten
nebst ihren Familien durch, um sich nach den
Königlich=Preußischen Landen zu begeben.
Sie sind insgesammt Reformirter Religion,
und der König verstattet ihnen grosse Freyhei-
ten.

Londen / vom 8 Febr.

Der Geburtstag
des Königs, dessen Begehung wegen der auf
einander folgenden Trauern des Prinzen von
Wallis, des Prinzen Erbstadthalters und der
Königin von Dännemarck, bisher aufgehoben
worden, soll endlich den 20 dieses mit einer sol-
chen Pracht gefeyert werden, dergleichen man
seit der Regierung Georgs II. nicht gesehen hat.
Donnerstags ist in dem Pallast von St. Ja-
mes ein grosser Rath gehalten worden, wel-
chem alle Glieder beygewohnet, und wobey
sich auch der König eingefunden hat. Es sind
darinnen sehr wichtige Sachen verhandelt
worden, wozu Depechen, die man von den
Kayserlich=Wienerischen und Königlich-
Spanischen Höfen erhalten, Anlaß gegeben.
Gewisse Puncte derselben, vornämlich in Be-
treff des Commercii, scheinen mit dem Jnter-
esse der Nation nicht überein zu kommen.
[Ende Spaltensatz]


Bayreuther [Abbildung] Zeitungen
    ( Num. 23 )     Dienstags / den 22 Februarii 1752
[Beginn Spaltensatz]
Genf / vom 8 Febr.

Seit einem Monate
sind bey 300 Waldenser aus den Piemontesi-
schen Thälern dahier angelanget, und haben
sich, nach ein gen Aufenthalt in hiesiger Stadt
wieder auf den Weg gemachet, um sich durch
die Schweitz und Teutschland, in die König-
lich=Preußischen Länder zu begeben, wohin sie,
ihrem Vorgeben nach, berufen worden. Da
sie aber zu Neufchatel angelanget, wo sie Pas-
seports und Geld zu Vollstreckung ihrer Reise
zu erhalten glaubten, ließ ihnen die Regierung
andeuten, sie hätte hiezu keinen Befehl. Weil
sich nun solchergestalt diese Leute in ihrer Ver-
muthung betrogen hatten, so haben sie sich ge-
nöthigt gesehen den Ruckweg anzutretten, [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]und
sind deren schon würcklich einige anher zuruck
gekommen. Wäre dieses nicht dazwischen ge-
kommen, so würde man im kurzen eine grosse
Menge Waldenser durch diese Gegenden ha-
ben ziehen sehen, um sich in Schlesien, in das
Brandenburgische, in Preussen zu begeben.
Denn indeme das Wasser viele Dämme in er-
fagten Thälern durch brochen, so hat es daselbst
grosses Unheil durch sein Austretten auf die
Felder, Wiesen angerichtet. Nicht min-
[Spaltenumbruch] der paßiren dahier viele Seiden=Fabricanten
nebst ihren Familien durch, um sich nach den
Königlich=Preußischen Landen zu begeben.
Sie sind insgesammt Reformirter Religion,
und der König verstattet ihnen grosse Freyhei-
ten.

Londen / vom 8 Febr.

Der Geburtstag
des Königs, dessen Begehung wegen der auf
einander folgenden Trauern des Prinzen von
Wallis, des Prinzen Erbstadthalters und der
Königin von Dännemarck, bisher aufgehoben
worden, soll endlich den 20 dieses mit einer sol-
chen Pracht gefeyert werden, dergleichen man
seit der Regierung Georgs II. nicht gesehen hat.
Donnerstags ist in dem Pallast von St. Ja-
mes ein grosser Rath gehalten worden, wel-
chem alle Glieder beygewohnet, und wobey
sich auch der König eingefunden hat. Es sind
darinnen sehr wichtige Sachen verhandelt
worden, wozu Depechen, die man von den
Kayserlich=Wienerischen und Königlich-
Spanischen Höfen erhalten, Anlaß gegeben.
Gewisse Puncte derselben, vornämlich in Be-
treff des Commercii, scheinen mit dem Jnter-
esse der Nation nicht überein zu kommen.
[Ende Spaltensatz]

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[89/0001] 89 Bayreuther [Abbildung] Zeitungen ( Num. 23 ) Dienstags / den 22 Februarii 1752 Genf / vom 8 Febr. Seit einem Monate sind bey 300 Waldenser aus den Piemontesi- schen Thälern dahier angelanget, und haben sich, nach ein gen Aufenthalt in hiesiger Stadt wieder auf den Weg gemachet, um sich durch die Schweitz und Teutschland, in die König- lich=Preußischen Länder zu begeben, wohin sie, ihrem Vorgeben nach, berufen worden. Da sie aber zu Neufchatel angelanget, wo sie Pas- seports und Geld zu Vollstreckung ihrer Reise zu erhalten glaubten, ließ ihnen die Regierung andeuten, sie hätte hiezu keinen Befehl. Weil sich nun solchergestalt diese Leute in ihrer Ver- muthung betrogen hatten, so haben sie sich ge- nöthigt gesehen den Ruckweg anzutretten, ___und sind deren schon würcklich einige anher zuruck gekommen. Wäre dieses nicht dazwischen ge- kommen, so würde man im kurzen eine grosse Menge Waldenser durch diese Gegenden ha- ben ziehen sehen, um sich in Schlesien, in das Brandenburgische, in Preussen zu begeben. Denn indeme das Wasser viele Dämme in er- fagten Thälern durch brochen, so hat es daselbst grosses Unheil durch sein Austretten auf die Felder, Wiesen angerichtet. Nicht min- der paßiren dahier viele Seiden=Fabricanten nebst ihren Familien durch, um sich nach den Königlich=Preußischen Landen zu begeben. Sie sind insgesammt Reformirter Religion, und der König verstattet ihnen grosse Freyhei- ten. Londen / vom 8 Febr. Der Geburtstag des Königs, dessen Begehung wegen der auf einander folgenden Trauern des Prinzen von Wallis, des Prinzen Erbstadthalters und der Königin von Dännemarck, bisher aufgehoben worden, soll endlich den 20 dieses mit einer sol- chen Pracht gefeyert werden, dergleichen man seit der Regierung Georgs II. nicht gesehen hat. Donnerstags ist in dem Pallast von St. Ja- mes ein grosser Rath gehalten worden, wel- chem alle Glieder beygewohnet, und wobey sich auch der König eingefunden hat. Es sind darinnen sehr wichtige Sachen verhandelt worden, wozu Depechen, die man von den Kayserlich=Wienerischen und Königlich- Spanischen Höfen erhalten, Anlaß gegeben. Gewisse Puncte derselben, vornämlich in Be- treff des Commercii, scheinen mit dem Jnter- esse der Nation nicht überein zu kommen.

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Zitationshilfe: Bayreuther Zeitungen. Nr. 23. Bayreuth, 22. Februar 1752, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayreuther23_1752/1>, abgerufen am 21.11.2024.