Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35. Berlin, 23. März 1741.[Beginn Spaltensatz]
seiner Ansprüche immer mehr verstärket. Sie stellet Unsere letzten Briefe aus Spanien versichern, daß Der Graf von Montijo ist vor einigen Tagen Von der Kostbarkeit, in welcher der Graf von Versailles, vom 10. Merz. Man findet gewisse Ursache zu glauben, daß die Der Marquis von Mirepoix ist zum Ritter Rom, vom 8. Merz. Der Papst hat eine besondere Versammlung we- [Beginn Spaltensatz]
seiner Ansprüche immer mehr verstärket. Sie stellet Unsere letzten Briefe aus Spanien versichern, daß Der Graf von Montijo ist vor einigen Tagen Von der Kostbarkeit, in welcher der Graf von Versailles, vom 10. Merz. Man findet gewisse Ursache zu glauben, daß die Der Marquis von Mirepoix ist zum Ritter Rom, vom 8. Merz. Der Papst hat eine besondere Versammlung we- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/> seiner Ansprüche immer mehr verstärket. Sie stellet<lb/> noch überdieß unserm Hofe vor, wie nöthig es sey,<lb/> auf die bevorstehende Vereinigung zweener nordischen<lb/> Höfe alle Acht zu haben, weil es unmöglich wäre,<lb/> daß dieser Vertrag nicht zu Frankreichs Nachtheile<lb/> ausschlagen sollte. Nachdem der Hr. Cardinal von<lb/> Fleury erfahren, daß die Generalstaaten, einigen Vor-<lb/> schlägen, welche Frankreich angehen, Gehör gegeben;<lb/> so ist vor einigen Tagen ein Curier an unsern Abge-<lb/> sandten in den Haag abgegangen, welcher den Ge-<lb/> neralstaaten vorstellen soll, wie sehr sie sich bey den<lb/> jetzigen Umständen für der Einschläferung zu hüten,<lb/> und wie genau sie eine Gleichgiltigkeit zu erhalten<lb/> hätten, wofern das gute Verständniß zwischen<lb/> Frankreich und der Republik Holland nicht unter-<lb/> brochen werden sollte.</p><lb/> <p>Unsere letzten Briefe aus Spanien versichern, daß<lb/> die Gallionen in der Havane angekommen, wie<lb/> man mit einem Schiffe, welches sie angetroffen, will<lb/> vernommen haben. Die Engländer haben sich<lb/> aufs neue über unser Vornehmen zu Dünkirchen be-<lb/> schwehret, allein unser Hof hat auf alles gründlich<lb/> geantwortet.</p><lb/> <p>Der Graf von Montijo ist vor einigen Tagen<lb/> in Begleitung des Prinzen von Campo Florido<lb/> nach Frankfurt abgereiset. Auf Befehl des Hofes<lb/> hat man ein Verzeichniß von allen Personen, welche<lb/> sich hier befinden, verfertiget. Die Absichten Sr.<lb/> Maj. zielen darauf ab, daß sich alle Fremden vom<lb/> geringen Stande, oder die sich aus den Provinzen<lb/> hier aufhalten und in keiner Bedienung stehen, auch<lb/> sonst nichts zu verrichten haben, theils wieder zurück<lb/> in ihr Vaterland, oder in ihre Provinzen begeben<lb/> sollen. Dieser Befehl erstreckt sich hauptsächlich<lb/> mit auf die Weibspersonen, die nicht in Diensten<lb/> stehen. Jndem die Anzahl dererjenigen, die eine<lb/> liederliche Lebensart führen, täglich zunimmt. Al-<lb/> lein dem ungeachtet wird Paris, wofern es nur die<lb/> Fremden angehet, sehr wenig von dergleichen Perso-<lb/> nen verlieren. Viele Familien haben sich über die<lb/> Ausschweisungen der Glücksspiele beschwehret, und<lb/> vorgestellet, daß sie dadurch in die schlechtesten Um-<lb/> stände von der Welt gebracht würden. Hierauf<lb/> hat auch der Hof wieder alle Spieler, und diejenigen<lb/> Leute, die Gelegenheit zum Glücksspielen machen,<lb/> ein scharses Verboth ergehen lassen. Man hoffet<lb/><cb n="2"/> daß durch diese weisen Anstallten, dem Unglücke ver-<lb/> schiedener Familien vorgebeuget werden wird.</p><lb/> <p>Von der Kostbarkeit, in welcher der Graf von<lb/> Bellisle zu Frankfurt erscheinen wird, haben wir<lb/> wenigstens den Vortheil, daß viele Fürsten ihren<lb/> prächtigen Staat <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="4"/>hior verfertigen lassen, weil sie dem<lb/> Grafen hierinnen keinen Vörzug gönnen wollen, und<lb/> dieses ist Ursache, daß sehr grosse Geldsummen hier-<lb/> hergebracht werden. Vor einigen Tagen langte ein<lb/> gewisser Hr. aus Rußland hier an, von welchem<lb/> man sagt, daß er ein Verwandter des ehmahligen<lb/> Herzogs von Curland seyn soll.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Versailles, vom 10. Merz.</head><lb/> <p>Man findet gewisse Ursache zu glauben, daß die<lb/> Königinn von Spanien mit dem turinischen Hofe<lb/> einen geheimen Tracktat errichtet habe. Was man<lb/> von den Frieden zwischen Spanien und England<lb/> hat sprechen wollen, ist gänzlich falsch. Die Spa-<lb/> nier haben die Absicht, dem Kriege mit England ein<lb/> glorreiches Ende zu machen, und ihre Unternehmun-<lb/> gen in Jtalien sind nicht vermögend, ihnen die Begierde<lb/> zum Frieden einzupflanzen, welche sie leicht erhalten<lb/> könnten, wenn es ihnen darum zu thun wäre. Die<lb/> geheimen Absichten, die unser Hof auf Luxemburg<lb/> haben soll, sind gleichfalls ungegründet, die Erfah-<lb/> rung wird das Gegentheil zeigen; wie denn auch<lb/> der Cardinal von Fleury, nachdem er dieses ent-<lb/> standene Gerüchte erfahren, selbst erkläret hat, daß<lb/> sich Se. allerchristl. Maj. niemals zu der Erweite-<lb/> rung ihrer Grenzen, einiger erzwungenen Ansprüche<lb/> bedienen würden.</p><lb/> <p>Der Marquis von Mirepoix ist zum Ritter<lb/> vom Orden des heil. Geistes gemacht worden. Die<lb/> Kutsche, welcher sich der Marschall von Bellisle<lb/> zu Frankfurt bedienen wird, ist noch unter der Ar-<lb/> beit des berühmten Martin, und wird eine der<lb/> prächtigsten seyn, die man jemals gesehen hat.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Rom, vom 8. Merz.</head><lb/> <p>Der Papst hat eine besondere Versammlung we-<lb/> gen der Gefahr gehalten, der der Kirchenstaat in<lb/> Ansehung der Seeräubereyen unterworfen ist. Man<lb/> hat darinnen beschlossen, den Malteser Rittern die<lb/> 4. Galeeren zu schenken, sich derselben zu bedienen,<lb/> und die Seeräuber, ohne dem päpstlichen Stule Un-<lb/> kosten zu machen, an ihren Ausschweifungen zu ver-<lb/> hindern.</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
seiner Ansprüche immer mehr verstärket. Sie stellet
noch überdieß unserm Hofe vor, wie nöthig es sey,
auf die bevorstehende Vereinigung zweener nordischen
Höfe alle Acht zu haben, weil es unmöglich wäre,
daß dieser Vertrag nicht zu Frankreichs Nachtheile
ausschlagen sollte. Nachdem der Hr. Cardinal von
Fleury erfahren, daß die Generalstaaten, einigen Vor-
schlägen, welche Frankreich angehen, Gehör gegeben;
so ist vor einigen Tagen ein Curier an unsern Abge-
sandten in den Haag abgegangen, welcher den Ge-
neralstaaten vorstellen soll, wie sehr sie sich bey den
jetzigen Umständen für der Einschläferung zu hüten,
und wie genau sie eine Gleichgiltigkeit zu erhalten
hätten, wofern das gute Verständniß zwischen
Frankreich und der Republik Holland nicht unter-
brochen werden sollte.
Unsere letzten Briefe aus Spanien versichern, daß
die Gallionen in der Havane angekommen, wie
man mit einem Schiffe, welches sie angetroffen, will
vernommen haben. Die Engländer haben sich
aufs neue über unser Vornehmen zu Dünkirchen be-
schwehret, allein unser Hof hat auf alles gründlich
geantwortet.
Der Graf von Montijo ist vor einigen Tagen
in Begleitung des Prinzen von Campo Florido
nach Frankfurt abgereiset. Auf Befehl des Hofes
hat man ein Verzeichniß von allen Personen, welche
sich hier befinden, verfertiget. Die Absichten Sr.
Maj. zielen darauf ab, daß sich alle Fremden vom
geringen Stande, oder die sich aus den Provinzen
hier aufhalten und in keiner Bedienung stehen, auch
sonst nichts zu verrichten haben, theils wieder zurück
in ihr Vaterland, oder in ihre Provinzen begeben
sollen. Dieser Befehl erstreckt sich hauptsächlich
mit auf die Weibspersonen, die nicht in Diensten
stehen. Jndem die Anzahl dererjenigen, die eine
liederliche Lebensart führen, täglich zunimmt. Al-
lein dem ungeachtet wird Paris, wofern es nur die
Fremden angehet, sehr wenig von dergleichen Perso-
nen verlieren. Viele Familien haben sich über die
Ausschweisungen der Glücksspiele beschwehret, und
vorgestellet, daß sie dadurch in die schlechtesten Um-
stände von der Welt gebracht würden. Hierauf
hat auch der Hof wieder alle Spieler, und diejenigen
Leute, die Gelegenheit zum Glücksspielen machen,
ein scharses Verboth ergehen lassen. Man hoffet
daß durch diese weisen Anstallten, dem Unglücke ver-
schiedener Familien vorgebeuget werden wird.
Von der Kostbarkeit, in welcher der Graf von
Bellisle zu Frankfurt erscheinen wird, haben wir
wenigstens den Vortheil, daß viele Fürsten ihren
prächtigen Staat ____hior verfertigen lassen, weil sie dem
Grafen hierinnen keinen Vörzug gönnen wollen, und
dieses ist Ursache, daß sehr grosse Geldsummen hier-
hergebracht werden. Vor einigen Tagen langte ein
gewisser Hr. aus Rußland hier an, von welchem
man sagt, daß er ein Verwandter des ehmahligen
Herzogs von Curland seyn soll.
Versailles, vom 10. Merz.
Man findet gewisse Ursache zu glauben, daß die
Königinn von Spanien mit dem turinischen Hofe
einen geheimen Tracktat errichtet habe. Was man
von den Frieden zwischen Spanien und England
hat sprechen wollen, ist gänzlich falsch. Die Spa-
nier haben die Absicht, dem Kriege mit England ein
glorreiches Ende zu machen, und ihre Unternehmun-
gen in Jtalien sind nicht vermögend, ihnen die Begierde
zum Frieden einzupflanzen, welche sie leicht erhalten
könnten, wenn es ihnen darum zu thun wäre. Die
geheimen Absichten, die unser Hof auf Luxemburg
haben soll, sind gleichfalls ungegründet, die Erfah-
rung wird das Gegentheil zeigen; wie denn auch
der Cardinal von Fleury, nachdem er dieses ent-
standene Gerüchte erfahren, selbst erkläret hat, daß
sich Se. allerchristl. Maj. niemals zu der Erweite-
rung ihrer Grenzen, einiger erzwungenen Ansprüche
bedienen würden.
Der Marquis von Mirepoix ist zum Ritter
vom Orden des heil. Geistes gemacht worden. Die
Kutsche, welcher sich der Marschall von Bellisle
zu Frankfurt bedienen wird, ist noch unter der Ar-
beit des berühmten Martin, und wird eine der
prächtigsten seyn, die man jemals gesehen hat.
Rom, vom 8. Merz.
Der Papst hat eine besondere Versammlung we-
gen der Gefahr gehalten, der der Kirchenstaat in
Ansehung der Seeräubereyen unterworfen ist. Man
hat darinnen beschlossen, den Malteser Rittern die
4. Galeeren zu schenken, sich derselben zu bedienen,
und die Seeräuber, ohne dem päpstlichen Stule Un-
kosten zu machen, an ihren Ausschweifungen zu ver-
hindern.
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