Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 39. Berlin, 27. September 1740.[Beginn Spaltensatz]
Zu diesem Ende haben Se. Majestät einige Völker Se. Königliche Majestät sind, wie wir bereits gemel- Rom, vom 7. September. Man machet nun kein Geheimniß mehr aus folgen- Gelehrte Sachen. Fortsetzung des Briefes des Herrn Major Humbert. Man könte eine Academie der schönen Künste auf- Wenn man eine Academie der schönen Künste auf- Es ist ein Jrrthum, wenn man sich einbildet, daß 1. Reflexions critiques sur la Poesie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo.
[Beginn Spaltensatz]
Zu diesem Ende haben Se. Majestät einige Völker Se. Königliche Majestät sind, wie wir bereits gemel- Rom, vom 7. September. Man machet nun kein Geheimniß mehr aus folgen- Gelehrte Sachen. Fortsetzung des Briefes des Herrn Major Humbert. Man könte eine Academie der schönen Künste auf- Wenn man eine Academie der schönen Künste auf- Es ist ein Jrrthum, wenn man sich einbildet, daß 1. Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo.
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003"/> <cb type="start"/> <p>Zu diesem Ende haben Se. Majestät einige Völker<lb/> in die Grafschaft Horn marschiren lassen, bis es dem<lb/> Prinzen von Lüttich gefalle, auf bessere Gedanken zu<lb/> kommen, und bis er sich zu einem gerechten und anstän-<lb/> digen Vergleiche bequeme. Wesel, den 11. Septem-<lb/> ber 1740.</p><lb/> <p>Se. Königliche Majestät sind, wie wir bereits gemel-<lb/> det haben, glücklich wieder von Dero Reise zurück ge-<lb/> kommen. Künftigen Monath vermuther man die hohe<lb/> Bayreuthsche Herrschaft allhier, welche wie man sagt,<lb/> sich eine Zeitlang hier aufhalten dürfte.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Rom, vom 7. 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Dieser grosse Künstler in der Zeichnung war<lb/> allemal bereit, denenjenigen Rath zu ertheilen, welche<lb/> denselben bey ihm suchten, und ich habe offt sagen hö-<lb/> ren, daß er durch seine Risse den Sattiern, und selbst<lb/> den Stellmachern dieser Stadt, den guten Geschmack<lb/> beygebracht hat.</p><lb/> <p>Wenn man eine Academie der schönen Künste auf-<lb/> richtete, die ohne Risse nicht bestehen können, und hie-<lb/> runter verstehe ich die Mahlerey, die Bildhauerkunst,<lb/> die Baukunst, und verschiedene andere Künste, welche<lb/> damit verknüpft sind; wenn sage ich diese Academie ein-<lb/> mal zu stande gebracht wäre; warum sollten Seine<lb/> Königliche Majestät in ihren Staaten nicht eben so gu-<lb/> te Meister haben, als es in Frankreich und Jtalien<lb/> giebt? Es sey nur ein Mäcen vorhanden, so wird sich<lb/> auch gewiß ein Maro finden. Die Warheit davon<lb/> wird sich bald zeigen, denn der gnädige Schutz, welchen<lb/> der König den Künsten und Wissenschaften ertheilen<lb/> will, von welchen er selbst einen so vollkommenen Be-<lb/> grif hat, läßt uns mit Grunde nichts anders vermuten.<lb/> Was für Wünsche soll man nicht thun, daß sein Vor-<lb/> haben glücklich von statten gehe;</p><lb/> <p>Es ist ein Jrrthum, wenn man sich einbildet, daß<lb/> die Künste niemals über den 52sten Grad der nordli-<lb/> chen Breite, und nicht näher gegen der Linie, als 25.<lb/> Grade geblühet haben. Jnzwischen hat ein geschickter<lb/> Mann dieses fürgegeben.<note place="foot" n="1."><hi rendition="#aq">Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo.</hi></note> Die Künste sagt er, wach-<lb/> sen von sich selbst in solchen Gegenden die ihnen bequem<lb/> sind. Man weiß, daß aus den äussersten Gegenden von<lb/> Norden nur wilde Poeten, elende Reimenschmiede, und<lb/> schlechte Mahler zum Vorschein gekommen sind. Die<lb/> Mahlerey und die Poesie haben sich dem Polus nicht<lb/> mehr genähert, als die Höhe von Holland. So hat<lb/> man auch selbst in dieser Provinz nichts anders, als eine<lb/> schlechte Mahlerey gesehen. Die Wissenschaften sind<lb/> für alle Länder, wann sie daselbst fortgepflanzt und un-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
Zu diesem Ende haben Se. Majestät einige Völker
in die Grafschaft Horn marschiren lassen, bis es dem
Prinzen von Lüttich gefalle, auf bessere Gedanken zu
kommen, und bis er sich zu einem gerechten und anstän-
digen Vergleiche bequeme. Wesel, den 11. Septem-
ber 1740.
Se. Königliche Majestät sind, wie wir bereits gemel-
det haben, glücklich wieder von Dero Reise zurück ge-
kommen. Künftigen Monath vermuther man die hohe
Bayreuthsche Herrschaft allhier, welche wie man sagt,
sich eine Zeitlang hier aufhalten dürfte.
Rom, vom 7. September.
Man machet nun kein Geheimniß mehr aus folgen-
der spitzfindigen Jnscription, welche damals allhier un-
ter der Hand herum gieng, als der Cardinal Corsini,
durch seine Bemühung für den Cardinal Aldrovandi in
dem Conclave schon 33 Stimmen zu wege gebracht hat-
te, und jederman glaubte, daß er gewiß Papst werden
würde. Sie lautet also: Pompejo Aldrovandi, S. R.
E. Cardinali, ex veris Documentis Publico & illicito
Negotiatori, a Nereo Corſini, iniquiſſimo Romano-
rum Tiranno, Auxilio Cardinalium Gallorum & Hi-
ſpanorum, aliorumque in DEum non credentium, ma-
lis artibus & ſimoniace ad ſummum Pontificatum eve-
cto, Urbs mœrens ac depreſſa, Hæretici exultantes,
hoc perpetuum Infamiæ monumentum poſuere.
M DCCXL. Sonst haben Se. jetzige Päpstliche Hei-
ligkeit, eine neue Congregation von dreyen Cardinälen und
verschiedenen Prälaten aufgerichtet. Man hat derselben
den Namen, de ordinanda, beygelegt, und sollen von die-
sem Collegio alle diejenigen, welche hinführo Bischofthü-
mer zu haben verlangen, genau geprüfet und examiniret
werden Der hohe Rath von Venedig, hat nach einhelli-
gem Schluß, den Marquis Lambertini, einen nahen An-
verwandten des Papsts, zur adelichen Würde dieser Stadt
erhoben, und das Diploma durch einen eigenen Curier an
den hiesigen venetianischen Bothschafter überschickt, um
selbiges Sr. Heiligkeit zu überreichen.
Gelehrte Sachen.
Fortsetzung des Briefes des Herrn Major
Humbert.
Man könte eine Academie der schönen Künste auf-
richten, welche ohne Risse nicht bestehen können,
und die des Jahrs nicht über vier bis fünf tausend
Thaler kosten würde. Diese Unkosten könnten nicht ver-
lohren gehen, weil die jungen Leute, welche aus den
benachbarten Ländern kommen, das Zeichnen zu lernen,
Geld in die Stadt bringen; und weil die Handwerker,
welche die Risse nicht entbehren können, sich zugleich um
ein vieles vollkommener machen würden. Alles was
man dabey beobachten müste, wäre dieses, daß man
solche Meister aussuchte denen es nicht an gutem Ge-
schmacke fehlte. Die Kutschen, welche man in Berlin
macht, beweisen meinen Satz, sie sind berühmt, und
werden von den fremden gesucht. Einen Theil von
diesem Vorzuge ist man dem sel. Herrn Schlüter
schuldig. Dieser grosse Künstler in der Zeichnung war
allemal bereit, denenjenigen Rath zu ertheilen, welche
denselben bey ihm suchten, und ich habe offt sagen hö-
ren, daß er durch seine Risse den Sattiern, und selbst
den Stellmachern dieser Stadt, den guten Geschmack
beygebracht hat.
Wenn man eine Academie der schönen Künste auf-
richtete, die ohne Risse nicht bestehen können, und hie-
runter verstehe ich die Mahlerey, die Bildhauerkunst,
die Baukunst, und verschiedene andere Künste, welche
damit verknüpft sind; wenn sage ich diese Academie ein-
mal zu stande gebracht wäre; warum sollten Seine
Königliche Majestät in ihren Staaten nicht eben so gu-
te Meister haben, als es in Frankreich und Jtalien
giebt? Es sey nur ein Mäcen vorhanden, so wird sich
auch gewiß ein Maro finden. Die Warheit davon
wird sich bald zeigen, denn der gnädige Schutz, welchen
der König den Künsten und Wissenschaften ertheilen
will, von welchen er selbst einen so vollkommenen Be-
grif hat, läßt uns mit Grunde nichts anders vermuten.
Was für Wünsche soll man nicht thun, daß sein Vor-
haben glücklich von statten gehe;
Es ist ein Jrrthum, wenn man sich einbildet, daß
die Künste niemals über den 52sten Grad der nordli-
chen Breite, und nicht näher gegen der Linie, als 25.
Grade geblühet haben. Jnzwischen hat ein geschickter
Mann dieses fürgegeben. 1. Die Künste sagt er, wach-
sen von sich selbst in solchen Gegenden die ihnen bequem
sind. Man weiß, daß aus den äussersten Gegenden von
Norden nur wilde Poeten, elende Reimenschmiede, und
schlechte Mahler zum Vorschein gekommen sind. Die
Mahlerey und die Poesie haben sich dem Polus nicht
mehr genähert, als die Höhe von Holland. So hat
man auch selbst in dieser Provinz nichts anders, als eine
schlechte Mahlerey gesehen. Die Wissenschaften sind
für alle Länder, wann sie daselbst fortgepflanzt und un-
1. Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo.
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