Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 48. Berlin, 22. April 1741.[Beginn Spaltensatz]
poldischen Regiment gestandenen Hrn. Obristen Lissabon, vom 18. Merz. Vorigen Sonntag wurde der Herr Evora, gewe- Paris, vom 9. April. Den 27sten dieses wollen Se. Königl. Majestät Vor etlichen Tagen wurden 2. Fremde in der Brüssel, vom 10. April. Die Durchlauchtigste Ertz=Herzoginn, unsere gnä- [Beginn Spaltensatz]
poldischen Regiment gestandenen Hrn. Obristen Lissabon, vom 18. Merz. Vorigen Sonntag wurde der Herr Evora, gewe- Paris, vom 9. April. Den 27sten dieses wollen Se. Königl. Majestät Vor etlichen Tagen wurden 2. Fremde in der Brüssel, vom 10. April. Die Durchlauchtigste Ertz=Herzoginn, unsere gnä- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/> poldischen Regiment gestandenen Hrn. Obristen<lb/><hi rendition="#aq">du Moulin</hi> allergnädigst verliehen worden.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Lissabon, vom 18. Merz.</head><lb/> <p>Vorigen Sonntag wurde der Herr Evora, gewe-<lb/> sener Minister unsers Königs am Römischen Hofe,<lb/> und nunmehro ernennter Bischof von Porto, durch<lb/> unsern Cardinal Patriarchen öffentlich geweyhet.<lb/> Se. Königl. Majestät wohnten dieser Ceremonie in<lb/> eigener höchster Person bey, und damit Sie dem<lb/> neuen Prälaten eine ausnehmende Ehre erzeigen<lb/> möchten; so hatten Sie Befehl ertheilet, dessen Wey-<lb/> hung gantz allein, auch mit eben solchem Gepränge,<lb/> wie des Jnfanten und Ertz=Bischoffs zu Braga, Don<lb/> Josephs seine geschehen ist, zu verrichten. Ein Hol-<lb/> ländisches Krieges=Schiff, welches bishero in hiesi-<lb/> gem Hafen gelegen hat, ist letztens ausgelauffen,<lb/> um auf die Saleischen See=Räuber zu kreutzen</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Paris, vom 9. April.</head><lb/> <p>Den 27sten dieses wollen Se. Königl. Majestät<lb/> von Versailles nach Marly reisen, und sich daselbst<lb/> bis den Tag vor Pfingsten aufhalten. Unser Hof<lb/> scheinet jetzo gegen die Engländer ungemein erbittert<lb/> zu seyn; weil man die französische Nation in ver-<lb/> schiedenen zu Londen herausgekommenen Schrifften<lb/> gar zu scharf und ungebührlich angegriffen hat.<lb/> Nichts desto weniger muß man Sr. Eminentz, dem<lb/> Herrn Cardinal von Fleury, zum wohlverdienten<lb/> Ruhme nachsagen, daß Sie noch immer unermüdet<lb/> beflissen sind, das zwischen Spanien und England<lb/> entstandene Krieges=Feuer durch weise Mittel zu dämpf-<lb/> sen, und dem Ungewitter, welches die Ruhe von<lb/> Europa leicht völlig unterbrechen könnte, klüglich vor-<lb/> zubeugen. Als am verwichenen Dienstage 4. Offi-<lb/> ciers von Versailles nach hiesiger Stadt zurück fuh-<lb/> ren, ward ihre Carosse auf dem Wege von 6. Stras-<lb/> sen=Räubern angefallen. Die Officiers gewonnen in-<lb/> zwischen so viel Zeit, daß sie heraus springen und<lb/> ihre Pistolen frey gebrauchen kunnten. Sie setzten<lb/> den verwegenen Räubern damit dergestalt zu, daß<lb/> 2 derselben todt zur Erde stürtzten, 3 gefährlich<lb/> verwundete aber gefangen wurden, und nur ein ein-<lb/> ziger durch die Flucht entkam.</p><lb/> <p>Vor etlichen Tagen wurden 2. Fremde in der<lb/> Vorstadt St. Germain in Verhafft genommen, man<lb/> weiß aber noch zur Zeit nicht, warum solches ge-<lb/> schehen ist. Vorgestern erklärte sich der König bey<lb/><cb n="2"/> der Mittags=Tafel, daß der bisherige Ruf, als ob<lb/> nehmlich zwischen den Escadern des Marquis von<lb/> Antin, und des Ritters, Chaloner Ogle, eine<lb/> Action vorgefallen sey, keinen Grund habe. Seit<lb/> dem hat der Herr Cardinal von Fleury einen Cu-<lb/> rier aus Nantes mit Briefen von grosser Wichtig-<lb/> keit empfangen, welche durch ein aus America ange-<lb/> langetes Advis=Schiff nach gemeldetem Nantes sind<lb/> überbracht worden; der Hof findet aber nicht vor<lb/> gut, von dem Jnnhalt derselben etwas öffentlich be-<lb/> kannt zu machen. Das Publicum ist inzwischen un-<lb/> gemein begierig, nur einige Nachricht hiervon zu er-<lb/> fahren, zumahl, da man sagt, es dürfften auf ausdrück-<lb/> lichen Befehl des Hofes die andern mitgekommenen<lb/> Briefe noch nicht gehörigen Orts überliefert wer-<lb/> den, und die Mannschafft müsse beständig auf dem<lb/> Schiffe bleiben, man wolle auch keinem Menschen<lb/> erlauben, an Bord erwehnten Schiffes zu gehen.<lb/> Jn der Nacht zwischen dem 4ten und 5ten dieses<lb/> starb allhier der Printz Victor Amadeus von Carig-<lb/> nan, aus dem Hause Savoyen, General=Lieutenant<lb/> der Königl. Armeen, und Obrist=Lieutenant des Re-<lb/> giments Royal Jtalien, im 51sten Jahre Seines<lb/> Alters. Seine hinterlassenen Schulden belauffen<lb/> sich, wie verlautet, auf 4. Millionen Pfund. Die<lb/> jüngsten Briefe von Bourdeaux berichten, daß allda<lb/> den 30sten des verwichenen Monaths der schöne Pal-<lb/> last des Parlaments=Präfidenten durch eine plötzliche<lb/> Feuers=Brunst völlig sey in die Asche geleget wor-<lb/> den, und schätze man den durch dieses Unglück ver-<lb/> ursachten Schaden auf 200000. Pfund. Unter an-<lb/> dern habe die Schwieger=Tochter erwehnten Präsi-<lb/> dentens ein Kästgen eingebüßt, worinnen vor mehr<lb/> als 30000 Pfund Juwelen gewesen wären. Zu<lb/> Nantes ist den 3ten des jetzigen Monaths eine Brü-<lb/> cke unvermuthet eingefallen, und sind dadurch 30.<lb/> bis 40. Personen ums Leben gekommen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Brüssel, vom 10. April.</head><lb/> <p>Die Durchlauchtigste Ertz=Herzoginn, unsere gnä-<lb/> digste Gouvernantin, ist noch immer sehr schwächlich.<lb/> Man sagt, Dieselbe wäre entschlossen, im bevorste-<lb/> henden Sommer eine Reise nach dem Lust=Schlosse<lb/> Marimont zu thun, und einige Zeit allda zu verblei-<lb/> ben, wofern es Jhr Gesundheits=Zustand erlauben<lb/> wolle. Den 7ten dieses erhielten Jhro Durchl.<lb/> einen Expressen aus Paris, über dessen mitgebrach-<lb/> te Briefschafften Sie ziemlich vergnügt schienen.<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
poldischen Regiment gestandenen Hrn. Obristen
du Moulin allergnädigst verliehen worden.
Lissabon, vom 18. Merz.
Vorigen Sonntag wurde der Herr Evora, gewe-
sener Minister unsers Königs am Römischen Hofe,
und nunmehro ernennter Bischof von Porto, durch
unsern Cardinal Patriarchen öffentlich geweyhet.
Se. Königl. Majestät wohnten dieser Ceremonie in
eigener höchster Person bey, und damit Sie dem
neuen Prälaten eine ausnehmende Ehre erzeigen
möchten; so hatten Sie Befehl ertheilet, dessen Wey-
hung gantz allein, auch mit eben solchem Gepränge,
wie des Jnfanten und Ertz=Bischoffs zu Braga, Don
Josephs seine geschehen ist, zu verrichten. Ein Hol-
ländisches Krieges=Schiff, welches bishero in hiesi-
gem Hafen gelegen hat, ist letztens ausgelauffen,
um auf die Saleischen See=Räuber zu kreutzen
Paris, vom 9. April.
Den 27sten dieses wollen Se. Königl. Majestät
von Versailles nach Marly reisen, und sich daselbst
bis den Tag vor Pfingsten aufhalten. Unser Hof
scheinet jetzo gegen die Engländer ungemein erbittert
zu seyn; weil man die französische Nation in ver-
schiedenen zu Londen herausgekommenen Schrifften
gar zu scharf und ungebührlich angegriffen hat.
Nichts desto weniger muß man Sr. Eminentz, dem
Herrn Cardinal von Fleury, zum wohlverdienten
Ruhme nachsagen, daß Sie noch immer unermüdet
beflissen sind, das zwischen Spanien und England
entstandene Krieges=Feuer durch weise Mittel zu dämpf-
sen, und dem Ungewitter, welches die Ruhe von
Europa leicht völlig unterbrechen könnte, klüglich vor-
zubeugen. Als am verwichenen Dienstage 4. Offi-
ciers von Versailles nach hiesiger Stadt zurück fuh-
ren, ward ihre Carosse auf dem Wege von 6. Stras-
sen=Räubern angefallen. Die Officiers gewonnen in-
zwischen so viel Zeit, daß sie heraus springen und
ihre Pistolen frey gebrauchen kunnten. Sie setzten
den verwegenen Räubern damit dergestalt zu, daß
2 derselben todt zur Erde stürtzten, 3 gefährlich
verwundete aber gefangen wurden, und nur ein ein-
ziger durch die Flucht entkam.
Vor etlichen Tagen wurden 2. Fremde in der
Vorstadt St. Germain in Verhafft genommen, man
weiß aber noch zur Zeit nicht, warum solches ge-
schehen ist. Vorgestern erklärte sich der König bey
der Mittags=Tafel, daß der bisherige Ruf, als ob
nehmlich zwischen den Escadern des Marquis von
Antin, und des Ritters, Chaloner Ogle, eine
Action vorgefallen sey, keinen Grund habe. Seit
dem hat der Herr Cardinal von Fleury einen Cu-
rier aus Nantes mit Briefen von grosser Wichtig-
keit empfangen, welche durch ein aus America ange-
langetes Advis=Schiff nach gemeldetem Nantes sind
überbracht worden; der Hof findet aber nicht vor
gut, von dem Jnnhalt derselben etwas öffentlich be-
kannt zu machen. Das Publicum ist inzwischen un-
gemein begierig, nur einige Nachricht hiervon zu er-
fahren, zumahl, da man sagt, es dürfften auf ausdrück-
lichen Befehl des Hofes die andern mitgekommenen
Briefe noch nicht gehörigen Orts überliefert wer-
den, und die Mannschafft müsse beständig auf dem
Schiffe bleiben, man wolle auch keinem Menschen
erlauben, an Bord erwehnten Schiffes zu gehen.
Jn der Nacht zwischen dem 4ten und 5ten dieses
starb allhier der Printz Victor Amadeus von Carig-
nan, aus dem Hause Savoyen, General=Lieutenant
der Königl. Armeen, und Obrist=Lieutenant des Re-
giments Royal Jtalien, im 51sten Jahre Seines
Alters. Seine hinterlassenen Schulden belauffen
sich, wie verlautet, auf 4. Millionen Pfund. Die
jüngsten Briefe von Bourdeaux berichten, daß allda
den 30sten des verwichenen Monaths der schöne Pal-
last des Parlaments=Präfidenten durch eine plötzliche
Feuers=Brunst völlig sey in die Asche geleget wor-
den, und schätze man den durch dieses Unglück ver-
ursachten Schaden auf 200000. Pfund. Unter an-
dern habe die Schwieger=Tochter erwehnten Präsi-
dentens ein Kästgen eingebüßt, worinnen vor mehr
als 30000 Pfund Juwelen gewesen wären. Zu
Nantes ist den 3ten des jetzigen Monaths eine Brü-
cke unvermuthet eingefallen, und sind dadurch 30.
bis 40. Personen ums Leben gekommen.
Brüssel, vom 10. April.
Die Durchlauchtigste Ertz=Herzoginn, unsere gnä-
digste Gouvernantin, ist noch immer sehr schwächlich.
Man sagt, Dieselbe wäre entschlossen, im bevorste-
henden Sommer eine Reise nach dem Lust=Schlosse
Marimont zu thun, und einige Zeit allda zu verblei-
ben, wofern es Jhr Gesundheits=Zustand erlauben
wolle. Den 7ten dieses erhielten Jhro Durchl.
einen Expressen aus Paris, über dessen mitgebrach-
te Briefschafften Sie ziemlich vergnügt schienen.
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