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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 52. Berlin, 27. Oktober 1740.

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[Beginn Spaltensatz] bleiben alle in den Händen des Cardinals von Tencin
Der Cardinal Zeverio Bischof von Veocelli, hat alle
erledigte geistliche Stellen in Piemont erhalten, wel-
ches kein geringer Vortheil ist. Der Pabst soll mit ei-
gener Hand an den König von Sardinien, und an den
Herzog von Ornan geschrieben haben, die Streitigkei-
ten zwischen ihnen aufzuheben. Man fügt hinzu, daß
der Cardinal von Rohan auf seiner Rückreise über Mo-
dena gehen soll, den jungen Prinzen des Herzogs da-
selbst, im Namen des Pabstes als Legatus a Latere zur
Taufe zu halten. Von Neapolis schreibet man, daß
sich der Hof bey dem Cardinal Fleury über den fran-
zösischen Gesandten in Constantinopel beschweret, weil
er dem Marquis de Finochiette unserm Minister ent-
gegen gewesen; hingegen soll der Cardinal=Minister wie-
der Ursache gehabt haben, sich über den Finochietti zu
beklagen. Jnzwischen hat man die Absendung der Ge-
schenke, welche für den Großsultan bestimmt sind, auf-
gehoben, bis man erst gesehen, was seine Vorstellungen
bey den Regierungen in der Barberey ausgewürkt.

Die Genueser sind in Aengsten, daß ihnen der Kö-
nig von Sardinien auf den Leib falle, weil sie erstlich
Völker bey ihm gesucht, die nach Corsica gehen sollen,
da sie sich nunmehro mit dem Käyserlichen Hofe darü-
ber eingelassen, dessen Leuten man aber nirgends einen
Durchzug verstatten will. Je mehr die Handlung im
Königreiche Neapolis zunimmt, je mehr fällt sie in Li-
vorno.

Paris, vom 10 October.

Die Stände von Bretagne eröfneten den 28 verwi-
chenen Monats ihre Versammlung. Den vierten dieses
laß der Herr du Guasclin einen Brief in derselben ab,
den er von dem Abt du Guasclin seinem Bruder erhal-
ten hatte. Dieser berichtete ihm, daß der Pabst auf
Anhalten des Cardinal von Tencin, auf die Vorstellung
der Stände, eine Antwort ertheilet, vermöge welcher man
wegen der geistlichen Beneficien in Bretagne sich künf-
tig nicht mehr zu Rom, sondern bey den Diocesen mel-
den solle Weil der Pfarrer von Boissy, und zehn an-
dere Privat=Leute den 1ten dieses nicht so viel Korn auf
den Markt gebracht, als von dem Jntendanten ange-
setzt war, so hat jeder 300 Livres Strafe geben müssen.
Der Herzog von Orleans, ist heute nach Fontainebleau
abgegangen, dem grossen Rathe daselbst beyzuwohnen,
welcher wie wir bereits gemeldet, in Gegenwart aller
Prinzen und aller Marschälle gehalten werden soll. Der
Lieutenant des Königes, welcher in Port=Louis com-
[Spaltenumbruch] mandirt, und die Directores von den Hafen, Brest und
Rouan, sind auf Befehl des Hofes eingezogen wor-
den Man weiß aber noch nicht was sie verbrochen ha-
ben. Die Officier haben Befehl erhalten, sich den 15
November auf ihren Posten zu befinden, und ihre Com-
pagnien vollständig zu machen. Man hat an den Kü-
sten unweit Dünkirchen einige Völker verlegt, allein
man läßt weder den Canal noch die Festungswerke
daselbst ausbessern, wie bishero versichert werden wol-
len. Der Hof hat befohlen alle Fremden aus diesem
Orte zu schaffen, und dieses mag vielleicht Gelegenheit
dazu gegeben haben. Von Bastia wird gemeldet, daß
ein deutscher Officier in Diensten der Republick Genua,
welcher den Posten la Podille mit 18 biß 20 Mann com-
mandirte, mit allen seinen Leuten, und selbst mit seinem
Gewehre davon gegangen wäre, und den Besitzer einer
Gondel, die sich eben am Ufer befunden, genöthiget hät-
te, ihn mit seiner Begleitung nach Porto Longone zu brin-
gen.

Londen, vom 11 October.

Man bleibt hier noch immer bey dem festen Entschlusse,
den Krieg wieder Spanien mit allem Ernste fortzusetzen,
und man sagt, daß unser Hof dem französischen davon
Nachricht gegeben. Man hat auch Ursache zu glauben,
daß dieser Entschluß eyfrig ausgeführet werden wird, weil
gewisse Sachen entdeckt seyn sollen, welche nicht so leich-
te zulassen werden, die Waffen niederzulegen Der Rit-
ter Norris, hat den Herrn der Regierung Rechenschaft
geben müssen, warum er nicht den Canal sowohl ver-
lassen können, als die französischen Escadren, und er
hat sich so treflich verantwortet, daß man ihm noch für
sein Betragen gedankt. Der Ritter Robert Walpole hat
sich hierüber gefreuet, weil man ihn bisher in den Ver-
dacht gehalten, als wenn er mit den Winden ein Ver-
ständniß unterhielte. Verwichenen Donnerstag ward die
Proclamation bekant gemacht, welche das Parlament
auf den 29ten November zusammen ruft. Gestern war
die Admiralität versammlet, und als sie sich wieder trenn-
te, ward ein Expresser an den Commissarius, Herrn
Hughes nach Portsmouth abgefertiget. So ging auch
an eben diesem Tage ein Curier an den Lord Waldgra-
ve nach Paris ab Man sagt, daß ehestens ein Embar-
go auf alle Kauffardey=Schiffe gelegt, und daß man von
nun an keinem Kohlen=Schiffe, noch andern welche an
der Küste fahren, Freybriefe ertheilen wird. Verwiche-
nen Sonnabend kam der Admiral Steward von Spi-
tehead hier an. Er wird Morgen wieder nach Cha-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] bleiben alle in den Händen des Cardinals von Tencin
Der Cardinal Zeverio Bischof von Veocelli, hat alle
erledigte geistliche Stellen in Piemont erhalten, wel-
ches kein geringer Vortheil ist. Der Pabst soll mit ei-
gener Hand an den König von Sardinien, und an den
Herzog von Ornan geschrieben haben, die Streitigkei-
ten zwischen ihnen aufzuheben. Man fügt hinzu, daß
der Cardinal von Rohan auf seiner Rückreise über Mo-
dena gehen soll, den jungen Prinzen des Herzogs da-
selbst, im Namen des Pabstes als Legatus a Latere zur
Taufe zu halten. Von Neapolis schreibet man, daß
sich der Hof bey dem Cardinal Fleury über den fran-
zösischen Gesandten in Constantinopel beschweret, weil
er dem Marquis de Finochiette unserm Minister ent-
gegen gewesen; hingegen soll der Cardinal=Minister wie-
der Ursache gehabt haben, sich über den Finochietti zu
beklagen. Jnzwischen hat man die Absendung der Ge-
schenke, welche für den Großsultan bestimmt sind, auf-
gehoben, bis man erst gesehen, was seine Vorstellungen
bey den Regierungen in der Barberey ausgewürkt.

Die Genueser sind in Aengsten, daß ihnen der Kö-
nig von Sardinien auf den Leib falle, weil sie erstlich
Völker bey ihm gesucht, die nach Corsica gehen sollen,
da sie sich nunmehro mit dem Käyserlichen Hofe darü-
ber eingelassen, dessen Leuten man aber nirgends einen
Durchzug verstatten will. Je mehr die Handlung im
Königreiche Neapolis zunimmt, je mehr fällt sie in Li-
vorno.

Paris, vom 10 October.

Die Stände von Bretagne eröfneten den 28 verwi-
chenen Monats ihre Versammlung. Den vierten dieses
laß der Herr du Guasclin einen Brief in derselben ab,
den er von dem Abt du Guasclin seinem Bruder erhal-
ten hatte. Dieser berichtete ihm, daß der Pabst auf
Anhalten des Cardinal von Tencin, auf die Vorstellung
der Stände, eine Antwort ertheilet, vermöge welcher man
wegen der geistlichen Beneficien in Bretagne sich künf-
tig nicht mehr zu Rom, sondern bey den Diocesen mel-
den solle Weil der Pfarrer von Boissy, und zehn an-
dere Privat=Leute den 1ten dieses nicht so viel Korn auf
den Markt gebracht, als von dem Jntendanten ange-
setzt war, so hat jeder 300 Livres Strafe geben müssen.
Der Herzog von Orleans, ist heute nach Fontainebleau
abgegangen, dem grossen Rathe daselbst beyzuwohnen,
welcher wie wir bereits gemeldet, in Gegenwart aller
Prinzen und aller Marschälle gehalten werden soll. Der
Lieutenant des Königes, welcher in Port=Louis com-
[Spaltenumbruch] mandirt, und die Directores von den Hafen, Brest und
Rouan, sind auf Befehl des Hofes eingezogen wor-
den Man weiß aber noch nicht was sie verbrochen ha-
ben. Die Officier haben Befehl erhalten, sich den 15
November auf ihren Posten zu befinden, und ihre Com-
pagnien vollständig zu machen. Man hat an den Kü-
sten unweit Dünkirchen einige Völker verlegt, allein
man läßt weder den Canal noch die Festungswerke
daselbst ausbessern, wie bishero versichert werden wol-
len. Der Hof hat befohlen alle Fremden aus diesem
Orte zu schaffen, und dieses mag vielleicht Gelegenheit
dazu gegeben haben. Von Bastia wird gemeldet, daß
ein deutscher Officier in Diensten der Republick Genua,
welcher den Posten la Podille mit 18 biß 20 Mann com-
mandirte, mit allen seinen Leuten, und selbst mit seinem
Gewehre davon gegangen wäre, und den Besitzer einer
Gondel, die sich eben am Ufer befunden, genöthiget hät-
te, ihn mit seiner Begleitung nach Porto Longone zu brin-
gen.

Londen, vom 11 October.

Man bleibt hier noch immer bey dem festen Entschlusse,
den Krieg wieder Spanien mit allem Ernste fortzusetzen,
und man sagt, daß unser Hof dem französischen davon
Nachricht gegeben. Man hat auch Ursache zu glauben,
daß dieser Entschluß eyfrig ausgeführet werden wird, weil
gewisse Sachen entdeckt seyn sollen, welche nicht so leich-
te zulassen werden, die Waffen niederzulegen Der Rit-
ter Norris, hat den Herrn der Regierung Rechenschaft
geben müssen, warum er nicht den Canal sowohl ver-
lassen können, als die französischen Escadren, und er
hat sich so treflich verantwortet, daß man ihm noch für
sein Betragen gedankt. Der Ritter Robert Walpole hat
sich hierüber gefreuet, weil man ihn bisher in den Ver-
dacht gehalten, als wenn er mit den Winden ein Ver-
ständniß unterhielte. Verwichenen Donnerstag ward die
Proclamation bekant gemacht, welche das Parlament
auf den 29ten November zusammen ruft. Gestern war
die Admiralität versammlet, und als sie sich wieder trenn-
te, ward ein Expresser an den Commissarius, Herrn
Hughes nach Portsmouth abgefertiget. So ging auch
an eben diesem Tage ein Curier an den Lord Waldgra-
ve nach Paris ab Man sagt, daß ehestens ein Embar-
go auf alle Kauffardey=Schiffe gelegt, und daß man von
nun an keinem Kohlen=Schiffe, noch andern welche an
der Küste fahren, Freybriefe ertheilen wird. Verwiche-
nen Sonnabend kam der Admiral Steward von Spi-
tehead hier an. Er wird Morgen wieder nach Cha-
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 52. Berlin, 27. Oktober 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin052_1740/2>, abgerufen am 01.06.2024.