Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 53. Berlin, 4. Mai 1741.[Beginn Spaltensatz]
Mylords und Edele, Jch bin völlig überzeuget, daß Jch nicht nöthig Gestern verfügten sich die Mittglieder des Ober- Allergnädigster König, Wir, Ewr. Königl. Maj. allergetreueste und ge- Wir können uns nicht entbrechen, unser Mißver- Ew. Königl. Maj. geruhen, gantz gewiß zu glau- Wir selbst finden uns verpflichtet, daß Bekännt- Gestern hat das Unter=Haus dem König ebenfalls Venedig, vom 16. April. Die Königin von Ungarn und Böhmen läst bey Petersburg, vom 20. April. Den 30sten des verwichenen Monaths langte ein [Beginn Spaltensatz]
Mylords und Edele, Jch bin völlig überzeuget, daß Jch nicht nöthig Gestern verfügten sich die Mittglieder des Ober- Allergnädigster König, Wir, Ewr. Königl. Maj. allergetreueste und ge- Wir können uns nicht entbrechen, unser Mißver- Ew. Königl. Maj. geruhen, gantz gewiß zu glau- Wir selbst finden uns verpflichtet, daß Bekännt- Gestern hat das Unter=Haus dem König ebenfalls Venedig, vom 16. April. Die Königin von Ungarn und Böhmen läst bey Petersburg, vom 20. April. Den 30sten des verwichenen Monaths langte ein <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <pb facs="#f0003"/> <cb type="start"/> <div type="jArticle" n="2"> <head>Mylords und Edele,</head><lb/> <p>Jch bin völlig überzeuget, daß Jch nicht nöthig<lb/> habe, noch etwas mehr zu sagen, um euch diese Be-<lb/> trachtungen, welche aus den jetzigen Umständen der<lb/> Sachen natürlicher weise entstehen müssen, nach-<lb/> drücklicher zu empfehlen. Jch will daher nur so viel<lb/> hinzu fügen, daß die Gelder, die man bey solcher<lb/> Gelegenheit gebrauchen dürffte, und wovon Jch dem<lb/> künfftigen Parlamente die Rechnung werde vorlegen<lb/> lassen, mit möglichster Sparsamkeit ausgegeben werden<lb/> sollen.</p><lb/> <p>Gestern verfügten sich die Mittglieder des Ober-<lb/> Hauses in den Pallast von S. James, und über-<lb/> reichten dem König ihre Dancksagungs=Addresse,<lb/> welche also lautet:</p><lb/> <p><space dim="horizontal"/> Allergnädigster König,</p><lb/> <p>Wir, Ewr. Königl. Maj. allergetreueste und ge-<lb/> horsamste Unterthanen, die im Parlament von Groß-<lb/> Brittannien versammelten Geist=und Weltlichen<lb/> Pairs, bitten demüthigst um Erlaubniß, Ewr. Maj.<lb/> vor die gnädige Anrede von Dero Throne, und vor<lb/> die Aufmercksamkeit und Sorge, welche Dieselben<lb/> vor die Erhaltung des Gleichgewichts, des Friedens<lb/> und der Freyheit von Europa, womit die Ruhe und<lb/> Sicherheit dieser Königreiche so genau verknüpft ist,<lb/> unermüdet tragen, den allerunterthänigsten Danck<lb/> abzustatten.</p><lb/> <p>Wir können uns nicht entbrechen, unser Mißver-<lb/> gnügen darüber zu bezeigen, daß der Krieg wircklich<lb/> angegangen, und in einen Theil von den Oestereichi-<lb/> schen Ländern gedrungen ist; wir sind aber auch zu-<lb/> gleich durch die Weisheit Ewr. Majest. und durch<lb/> Dero Entschließung, so Sie uns zu eröffnen geru-<lb/> het haben, daß Sie nehmlich die pragmatische San-<lb/> ction in ihrer Dauer erhalten, und der Königin von<lb/> Ungarn beystehen wollen, sehr gerühret worden.</p><lb/> <p>Ew. Königl. Maj. geruhen, gantz gewiß zu glau-<lb/> ben, daß, wofern es die Nothwendigkeit unumgäng-<lb/> lich mit sich bringet, noch mehrere Kosten auf die<lb/> Ausführung einer so löblichen Sache zu verwenden,<lb/> Sie auf unsern Eyfer= und Liebes=vollen Beystand<lb/> sichere Rechnung machen können, indem wir niemals<lb/> ermangeln wollen, Ewr. Maj. mit allen denenjeni-<lb/> gen kräfftigst an die Hand zu gehen, was nur eini-<lb/> germassen dienlich scheinet, die Königin von Ungarn<lb/> zu unterstützen, und das Verderben des Hauses<lb/><cb n="2"/> Oesterreich, als eines alten und natürlichen Bundes-<lb/> Genossen der Crone Groß=Brittannien, durch billige<lb/> Mittel abzuwenden.</p><lb/> <p>Wir selbst finden uns verpflichtet, daß Bekännt-<lb/> niß unserer festen und unverbrüchlichen Treue bey<lb/> dieser Gelegenheit zu erneuern, und Ewr. Maj. die<lb/> allerstärcksten Versicherungen zu geben, daß wenn et-<lb/> wa ein Theil von Jhren Ländern, ob es gleich mit<lb/> der Cron Groß=Brittannien nicht verknüpft ist, von<lb/> einem Printzen, oder Staat, er sey auch wer er wolle,<lb/> möchte angegriffen, oder beunruhiget werden, und<lb/> zwar wegen der gerechten und nöthigen Entschlies-<lb/> sung, welche Ew. Maj. genommen haben, die prag-<lb/> matische Sanction unverletzt zu erhalten, wir in sol-<lb/> chem Fall unsere äusserste Kräffte gebrauchen werden,<lb/> die Länder Ewr. Maj. gegen dergleichen Angriffe,<lb/> und Beunruhigungen, nachdrücklichst zu vertheidigen.</p><lb/> <p>Gestern hat das Unter=Haus dem König ebenfalls<lb/> eine Addresse übergeben.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Venedig, vom 16. April.</head><lb/> <p>Die Königin von Ungarn und Böhmen läst bey<lb/> unserer Republick um den Vorschuß einer sehr star-<lb/> cken Summe Geldes Ansuchung thun, und will der-<lb/> selben zur Sicherheit die Einkünffte von Jstrien an-<lb/> weisen. Obgleich die Pforte ohnlängst behaupten<lb/> wollte, die Durchlauchtigste Republick dürffe sich we-<lb/> gen der Türckischen Truppen, welche nach Dalma-<lb/> tien marschiert sind, nicht die geringste Sorge ma-<lb/> chen; so zeigete doch die Aufführung des Bassa<lb/> gemeldeter Provintz gantz ein anders. Dieser hat<lb/> nicht allein vorgegeben, die Unterthanen des Veneti-<lb/> anischen Dalmatiens hätten die Pflichten guter Nach-<lb/> barn gegen die Unterthanen des Groß=Sultans sehr<lb/> schlecht beobachtet, sondern er ist auch so unver-<lb/> schämt gewesen, die erstern zu beschuldigen, es wäre<lb/> von ihnen auf den Gräntzen des Türckischen Dalma-<lb/> tiens viel Schade geschehen, und sollten sie demsel-<lb/> ben zur Ersetzung acht mahl hundert tausend Zechi-<lb/> nen bezahlen, oder gewärtig seyn, daß er ein Corps<lb/> Ottomannischer Truppen in das Venetianische Dalma-<lb/> tien einrücken lasse. Endlich hat man ihm nach<lb/> langem Weigern, zu Abwendung aller bedroheten<lb/> Gefahr, mit sechzig tausend Zechins befriedigen<lb/> müssen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Petersburg, vom 20. April.</head><lb/> <p>Den 30sten des verwichenen Monaths langte ein<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
Mylords und Edele,
Jch bin völlig überzeuget, daß Jch nicht nöthig
habe, noch etwas mehr zu sagen, um euch diese Be-
trachtungen, welche aus den jetzigen Umständen der
Sachen natürlicher weise entstehen müssen, nach-
drücklicher zu empfehlen. Jch will daher nur so viel
hinzu fügen, daß die Gelder, die man bey solcher
Gelegenheit gebrauchen dürffte, und wovon Jch dem
künfftigen Parlamente die Rechnung werde vorlegen
lassen, mit möglichster Sparsamkeit ausgegeben werden
sollen.
Gestern verfügten sich die Mittglieder des Ober-
Hauses in den Pallast von S. James, und über-
reichten dem König ihre Dancksagungs=Addresse,
welche also lautet:
Allergnädigster König,
Wir, Ewr. Königl. Maj. allergetreueste und ge-
horsamste Unterthanen, die im Parlament von Groß-
Brittannien versammelten Geist=und Weltlichen
Pairs, bitten demüthigst um Erlaubniß, Ewr. Maj.
vor die gnädige Anrede von Dero Throne, und vor
die Aufmercksamkeit und Sorge, welche Dieselben
vor die Erhaltung des Gleichgewichts, des Friedens
und der Freyheit von Europa, womit die Ruhe und
Sicherheit dieser Königreiche so genau verknüpft ist,
unermüdet tragen, den allerunterthänigsten Danck
abzustatten.
Wir können uns nicht entbrechen, unser Mißver-
gnügen darüber zu bezeigen, daß der Krieg wircklich
angegangen, und in einen Theil von den Oestereichi-
schen Ländern gedrungen ist; wir sind aber auch zu-
gleich durch die Weisheit Ewr. Majest. und durch
Dero Entschließung, so Sie uns zu eröffnen geru-
het haben, daß Sie nehmlich die pragmatische San-
ction in ihrer Dauer erhalten, und der Königin von
Ungarn beystehen wollen, sehr gerühret worden.
Ew. Königl. Maj. geruhen, gantz gewiß zu glau-
ben, daß, wofern es die Nothwendigkeit unumgäng-
lich mit sich bringet, noch mehrere Kosten auf die
Ausführung einer so löblichen Sache zu verwenden,
Sie auf unsern Eyfer= und Liebes=vollen Beystand
sichere Rechnung machen können, indem wir niemals
ermangeln wollen, Ewr. Maj. mit allen denenjeni-
gen kräfftigst an die Hand zu gehen, was nur eini-
germassen dienlich scheinet, die Königin von Ungarn
zu unterstützen, und das Verderben des Hauses
Oesterreich, als eines alten und natürlichen Bundes-
Genossen der Crone Groß=Brittannien, durch billige
Mittel abzuwenden.
Wir selbst finden uns verpflichtet, daß Bekännt-
niß unserer festen und unverbrüchlichen Treue bey
dieser Gelegenheit zu erneuern, und Ewr. Maj. die
allerstärcksten Versicherungen zu geben, daß wenn et-
wa ein Theil von Jhren Ländern, ob es gleich mit
der Cron Groß=Brittannien nicht verknüpft ist, von
einem Printzen, oder Staat, er sey auch wer er wolle,
möchte angegriffen, oder beunruhiget werden, und
zwar wegen der gerechten und nöthigen Entschlies-
sung, welche Ew. Maj. genommen haben, die prag-
matische Sanction unverletzt zu erhalten, wir in sol-
chem Fall unsere äusserste Kräffte gebrauchen werden,
die Länder Ewr. Maj. gegen dergleichen Angriffe,
und Beunruhigungen, nachdrücklichst zu vertheidigen.
Gestern hat das Unter=Haus dem König ebenfalls
eine Addresse übergeben.
Venedig, vom 16. April.
Die Königin von Ungarn und Böhmen läst bey
unserer Republick um den Vorschuß einer sehr star-
cken Summe Geldes Ansuchung thun, und will der-
selben zur Sicherheit die Einkünffte von Jstrien an-
weisen. Obgleich die Pforte ohnlängst behaupten
wollte, die Durchlauchtigste Republick dürffe sich we-
gen der Türckischen Truppen, welche nach Dalma-
tien marschiert sind, nicht die geringste Sorge ma-
chen; so zeigete doch die Aufführung des Bassa
gemeldeter Provintz gantz ein anders. Dieser hat
nicht allein vorgegeben, die Unterthanen des Veneti-
anischen Dalmatiens hätten die Pflichten guter Nach-
barn gegen die Unterthanen des Groß=Sultans sehr
schlecht beobachtet, sondern er ist auch so unver-
schämt gewesen, die erstern zu beschuldigen, es wäre
von ihnen auf den Gräntzen des Türckischen Dalma-
tiens viel Schade geschehen, und sollten sie demsel-
ben zur Ersetzung acht mahl hundert tausend Zechi-
nen bezahlen, oder gewärtig seyn, daß er ein Corps
Ottomannischer Truppen in das Venetianische Dalma-
tien einrücken lasse. Endlich hat man ihm nach
langem Weigern, zu Abwendung aller bedroheten
Gefahr, mit sechzig tausend Zechins befriedigen
müssen.
Petersburg, vom 20. April.
Den 30sten des verwichenen Monaths langte ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |