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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 67. Berlin, 1. Dezember 1740.

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[Beginn Spaltensatz] zoge von Lothringen, bey der künftigen Kayser=Wahl
Vorschub zu thun. Eine gleiche Versicherung ist von
den meisten Churfürstlichen Höfen eingelaufen.

Beschluß der Nachricht, welche der französische Hof we-
gen der Abfarth seiner Escadren bekannt machen
lassen.

Damals ward dem Großbrittannischen Gesandten
im Namen des Königes hinterbracht, daß so groß auch
die Geduld Sr. Majestät bisher gewesen wäre, in der
Hofnung, daß man Jhnen wegen des harten Betragens
einiger englischen Officier Recht wiederfahren lassen
würde; so sollte man doch nicht glauben, daß der Kö-
nig die Unternehmungen der englischen Nation in Ame-
rica ruhig ansehen, noch dulden würde, daß sie sich in
dem spanischen Jndien fest setzte. Diese Erklärung ist
allen auswärtigen Ministern, welche sich zu Paris auf-
halten, bekannt gewesen, und sie ist wiederholet worden,
je mehr man gesehen, daß die Zurüstungen wieder Ame-
rica einen Entwurf zu erobern anzeigten. Da nun der
englische Gesandte über eine so wichtige Sache keine
Antwort gab, so hielt der König dafür, daß er nun
nicht länger zögern müßte, seine Schiffe auszurüsten,
damit er im Stande wäre, einer Gefahr zu begegnen,
die täglich grösser ward.

Endlich hat Engelland seine Absichten nicht mehr
verborgen, nachdem es geglaubt, daß es so gute An-
stallten gemacht, denen man sich nicht wiedersezen könn-
te. Man hat 8000 Mann regulirte Völker eingeschifft,
um sie mit denenjenigen zu vereinigen, welche bereits
in den dortigen Colonien geworben waren, und man
sähe die Eroberung von der Havana für gewiß an. Der
Admiral Vernon selbst, gab dem Commendanten der
französischen Parthey, auf der Jnsel St. Domino in
seinem Briefe vom 8 May dieses Jahres Nachricht,
daß er Ordre hätte, sich der Stadt Cartagena zu bemei-
stern, und das Manifest, welches der Lord Catheart in
America bekannt machen sollen, welches man nicht län-
ger geheim hielt, hat endlich deutlich gezeiget, wohin
diese großen Zurüstungen zielten, von welchen man noch
kein Exempel gesehen hatte.

Nunmehro bemerkte der König, daß man weiter
keinen Augenblick verliehren müste, sich einem Entwur-
fe entgegen zu setzen, dessen Ausführung alle Tractaten
und Bündnisse umstossen würde, welche sowohl zu Utrecht,
als auch nachdem, gemacht worden, das Gleichgewicht
von Europa zu erhalten. Se. Majestät haben also kei-
[Spaltenumbruch] ne andere Absicht, als eben diese Tractaten zu unterstü-
zen. Die Ordre, welche dem Marquis d'Antin erthei-
let worden, gehet bloß dahin, indem ihm von dem Kö-
nige ausdrücklich anbefohlen worden, die rechtmässige
Handlung der Engelländer in America nicht zu stöhren,
und allen Gouverneurs und Commendanten der franzö-
sischen Colonien zu erkennen zu geben, daß dieses des
Königes Meinung ist, und daß sie sich genau darnach
richten sollen.

Zu gleicher Zeit haben Se. Majestät bey der Stadt
Orient, und zu Dünkirchen einige Vorsicht gebraucht,
allem Uberfall der englischen Kaper zuvor zukommen, zu
mal, da die Beunruhigung welche die französischen Schiffe
zu der Zeit gelitten, als Frankreich noch ganz unpartheyisch
war, diese Vorsicht noch nöthiger machten.

Dieses ist nach der genauesten Wahrheit das Betra-
gen des Königes bis auf diesen Tag, ohne daß man et-
was dawieder anführen kann. Jnzwischen hat der
Hof zu Londen wegen der vergebenen Arbeit zu Dün-
kirchen, nicht geringe Bewegung merken lassen, als wenn
Frankreich den feyerlichen Verbindungen entgegen han-
delte, welche zu Utrecht festgesezt worden.

Man wird aus dieser Erklärung leicht urtheilen kön-
nen, auf welcher Seite man wieder die Tractaten handelt,
ob man Frankreich dessen beschuldigen kann, welches
sich begnügt hat 4. Batterien zu Dünkirchen aufzuwerfen,
ohne die Festungswerke anzurühren, oder einiges andere
Werk anzufangen, und daß sich erkläret, diese Batterien
wieder nieder zureissen, sobald die Ruhe wieder hergestel-
let seyn wird; oder ob der Hof zu Londen dieselben belei-
digt, welcher seinen Entwurf nicht länger versteckt, der
dahin gehet sich der ganzen Handlung in der neuen Welt
zu bemächtigen.

Haag, vom 23 November.

Ein Staatskundiger in Holland, hat über das Ma-
nifest, welches Frankreich wegen der Abfarth seiner
Escadren von Brest und Toulon bekannt gemacht hat,
folgendes kurze Urtheil gefällt: Die Schreibart ist
angenehm, und fällt ins Ohr. Allein, sie wird
vermuthlich noch andere Wirkungen hervorbringen.
Wenigstens siehet man, daß sich die Gemüther der
Holländer um ein merkliches von der Bewegung erhoh-
len, welche die Abfarth dieser Escadern bey ihnen ver-
ursachet hatte. Die jetzigen Verwickelungen der Eu-
ropäischen Staaten mußten auch die Holländer auf je-
dem Fall aufmerksam machen. Der Marquis von
Fenelon hat indessen den General=Staaten die aller-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] zoge von Lothringen, bey der künftigen Kayser=Wahl
Vorschub zu thun. Eine gleiche Versicherung ist von
den meisten Churfürstlichen Höfen eingelaufen.

Beschluß der Nachricht, welche der französische Hof we-
gen der Abfarth seiner Escadren bekannt machen
lassen.

Damals ward dem Großbrittannischen Gesandten
im Namen des Königes hinterbracht, daß so groß auch
die Geduld Sr. Majestät bisher gewesen wäre, in der
Hofnung, daß man Jhnen wegen des harten Betragens
einiger englischen Officier Recht wiederfahren lassen
würde; so sollte man doch nicht glauben, daß der Kö-
nig die Unternehmungen der englischen Nation in Ame-
rica ruhig ansehen, noch dulden würde, daß sie sich in
dem spanischen Jndien fest setzte. Diese Erklärung ist
allen auswärtigen Ministern, welche sich zu Paris auf-
halten, bekannt gewesen, und sie ist wiederholet worden,
je mehr man gesehen, daß die Zurüstungen wieder Ame-
rica einen Entwurf zu erobern anzeigten. Da nun der
englische Gesandte über eine so wichtige Sache keine
Antwort gab, so hielt der König dafür, daß er nun
nicht länger zögern müßte, seine Schiffe auszurüsten,
damit er im Stande wäre, einer Gefahr zu begegnen,
die täglich grösser ward.

Endlich hat Engelland seine Absichten nicht mehr
verborgen, nachdem es geglaubt, daß es so gute An-
stallten gemacht, denen man sich nicht wiedersezen könn-
te. Man hat 8000 Mann regulirte Völker eingeschifft,
um sie mit denenjenigen zu vereinigen, welche bereits
in den dortigen Colonien geworben waren, und man
sähe die Eroberung von der Havana für gewiß an. Der
Admiral Vernon selbst, gab dem Commendanten der
französischen Parthey, auf der Jnsel St. Domino in
seinem Briefe vom 8 May dieses Jahres Nachricht,
daß er Ordre hätte, sich der Stadt Cartagena zu bemei-
stern, und das Manifest, welches der Lord Catheart in
America bekannt machen sollen, welches man nicht län-
ger geheim hielt, hat endlich deutlich gezeiget, wohin
diese großen Zurüstungen zielten, von welchen man noch
kein Exempel gesehen hatte.

Nunmehro bemerkte der König, daß man weiter
keinen Augenblick verliehren müste, sich einem Entwur-
fe entgegen zu setzen, dessen Ausführung alle Tractaten
und Bündnisse umstossen würde, welche sowohl zu Utrecht,
als auch nachdem, gemacht worden, das Gleichgewicht
von Europa zu erhalten. Se. Majestät haben also kei-
[Spaltenumbruch] ne andere Absicht, als eben diese Tractaten zu unterstü-
zen. Die Ordre, welche dem Marquis d'Antin erthei-
let worden, gehet bloß dahin, indem ihm von dem Kö-
nige ausdrücklich anbefohlen worden, die rechtmässige
Handlung der Engelländer in America nicht zu stöhren,
und allen Gouverneurs und Commendanten der franzö-
sischen Colonien zu erkennen zu geben, daß dieses des
Königes Meinung ist, und daß sie sich genau darnach
richten sollen.

Zu gleicher Zeit haben Se. Majestät bey der Stadt
Orient, und zu Dünkirchen einige Vorsicht gebraucht,
allem Uberfall der englischen Kaper zuvor zukommen, zu
mal, da die Beunruhigung welche die französischen Schiffe
zu der Zeit gelitten, als Frankreich noch ganz unpartheyisch
war, diese Vorsicht noch nöthiger machten.

Dieses ist nach der genauesten Wahrheit das Betra-
gen des Königes bis auf diesen Tag, ohne daß man et-
was dawieder anführen kann. Jnzwischen hat der
Hof zu Londen wegen der vergebenen Arbeit zu Dün-
kirchen, nicht geringe Bewegung merken lassen, als wenn
Frankreich den feyerlichen Verbindungen entgegen han-
delte, welche zu Utrecht festgesezt worden.

Man wird aus dieser Erklärung leicht urtheilen kön-
nen, auf welcher Seite man wieder die Tractaten handelt,
ob man Frankreich dessen beschuldigen kann, welches
sich begnügt hat 4. Batterien zu Dünkirchen aufzuwerfen,
ohne die Festungswerke anzurühren, oder einiges andere
Werk anzufangen, und daß sich erkläret, diese Batterien
wieder nieder zureissen, sobald die Ruhe wieder hergestel-
let seyn wird; oder ob der Hof zu Londen dieselben belei-
digt, welcher seinen Entwurf nicht länger versteckt, der
dahin gehet sich der ganzen Handlung in der neuen Welt
zu bemächtigen.

Haag, vom 23 November.

Ein Staatskundiger in Holland, hat über das Ma-
nifest, welches Frankreich wegen der Abfarth seiner
Escadren von Brest und Toulon bekannt gemacht hat,
folgendes kurze Urtheil gefällt: Die Schreibart ist
angenehm, und fällt ins Ohr. Allein, sie wird
vermuthlich noch andere Wirkungen hervorbringen.
Wenigstens siehet man, daß sich die Gemüther der
Holländer um ein merkliches von der Bewegung erhoh-
len, welche die Abfarth dieser Escadern bey ihnen ver-
ursachet hatte. Die jetzigen Verwickelungen der Eu-
ropäischen Staaten mußten auch die Holländer auf je-
dem Fall aufmerksam machen. Der Marquis von
Fenelon hat indessen den General=Staaten die aller-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 67. Berlin, 1. Dezember 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin067_1740/2>, abgerufen am 21.11.2024.