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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 67. Berlin, 1. Dezember 1740.

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[Beginn Spaltensatz] Gouverneurs, Woywoden, Secretairs, Unter=Be-
dienten und andern, Geld=Strafen dictiret, auch
einigen Particulair=Leuten, wegen zurückgehaltener
Cron=Gelder, Procente zu bezahlen auferlegt, im-
gleichen für die Anno 1730. und 1731. aus Einfalt,
ohne einigen boßhaften Vorsatz verabsäumde Hul-
digung unterschiedenen Priestern, Kirchen=Bedien-
ten und ihren Kindern, imgleichen denen Closter-
Knechten und andern Leuten von allerley Condition,
nicht allein Geld=sondern auch Leibes=Strafen, zu er-
kannt worden; jedennoch aber damit ihnen gleichwie
Unseren übrigen getreuen Unterthanen, Unsere Aller-
höchste Kayserliche Gnade zustatten kommen möge;
so befehlen Wir hiemit allergnädigst, alle obgenann-
te Straf=Gelder und Procente, welche bis dato noch
nicht eingetrieben worden, gänzlich aufzuheben, und
weder von ihnen noch von ihren Erben fernerhin zu
fordern, auch diejenigen, welche aus Einfalt ohne
einigen boshaften Vorsatz den Huldigungs=Eid nicht
abgeleget, mit der Leibes=Strafe zu verschonen, imglei-
chen die bisher fortgedauerte Revüe der Kirchen=Die-
ner abzustellen; wegen der Restantien aber in Unserm
Senat eine schleunige Untersuchung anzustellen, und
mit beygefügtem Gutachten, Unserm Cabinet zu un-
serer allergnädigsten Approbation zu unterlegen; da
Wir alsdenn denen Armen und Unvermögenden Un-
ser allerhöchste Kayserl. Gnade wollen angedeihen las-
sen.


Gelehrte Sachen.
Fortsetzung der Untersuchung, woher die zwölf
himmlischen Zeichen ihre Benennung
erhalten haben.

Wann die Sonne zum Sommer=Solstitio gekommen
ist, so höret sie auf, sich dem Polus zu nähern,
und sie fänget an rückwärts zum Aequatore zu laufen,
[Spaltenumbruch] und gleichsam auf demselben Wege wieder zurück zu
kehren. Daher glaubten die Egyptier, daß sie den Ster-
nen, unter welchen sich die Sonne sodann befindet, den
Namen des Krebses beylegen dürften. Jederman weis die
Gewohnheit dieses Thieres, und nichts war eigentlicher
gesagt, die Zurückkehrung der Sonne zu bezeichnen.

Bey der ausnehmenden Hitze, welche hierauf folgte,
sahe man die Sonne in ihrer höchsten Kraft, welche
man dadurch zu erkennen geben wolte, daß man der
Constellation, unter der sie sich sodann befindet, den
Namen des Löwen, als des fürchterlichsten Thieres bey-
legte.

Die Erndte, welche bald hierauf folget, gab zu Be-
nennung der sechsten Constellation Gelegenheit, und
man stellte dieselbe unter der Gestalt eines jungen Mäd-
chens vor, die mit der Erndte beschäftiget ist, und die
eine Aehre in der Hand hält. Das Symbolum
ist von den jungen Mädchen hergenommen, welche den
Schnittern nachlesen, und nichts konnte die Jahrs Zeit
besser ausdrucken, in der die Vorsehung den Reichen
und den Armen die nöthigen Lebens=Mittel mitthei-
let.

Die Jungfrau selbst erhielt den Namen der Sibil-
le, oder der Aehre, welche sie hält. Nichts ist deutli-
cher als dieser Name in seinem Ursprunge. Jn der
Folge kamen die Fabeln. Man wollte, daß diese Si-
bille von der Erde in den Himmel aufgenommen war.
Und zu weisen, auf welche Art sie diese Reise verrichtet
hätte, so legte man ihr in den Bildern, welche von ihr
verfertiget wurden, Flügel bey. Man setzte hinzu, daß
sie einen göttlichen Geist gehabt, und daß sie die Frucht-
barkeit oder den Mißwachs verkündiget hätte. Da-
her sind die verschiedenen Sibillen entstanden. Alle
Weiber oder Priesterinnen, welche sich mit dem Wahr-
sagen abgaben, oder welche sowohl die alten und
wahren, als die neuen und falschen Prophezeyungen
sammleten, hießen Sibillen.

Künftig folgt der Beschluß.


[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

Examen du Prince de Machiavel, avec des notes Historiques & Politiques a la Haye 1741 8tav.


Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amte ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] Gouverneurs, Woywoden, Secretairs, Unter=Be-
dienten und andern, Geld=Strafen dictiret, auch
einigen Particulair=Leuten, wegen zurückgehaltener
Cron=Gelder, Procente zu bezahlen auferlegt, im-
gleichen für die Anno 1730. und 1731. aus Einfalt,
ohne einigen boßhaften Vorsatz verabsäumde Hul-
digung unterschiedenen Priestern, Kirchen=Bedien-
ten und ihren Kindern, imgleichen denen Closter-
Knechten und andern Leuten von allerley Condition,
nicht allein Geld=sondern auch Leibes=Strafen, zu er-
kannt worden; jedennoch aber damit ihnen gleichwie
Unseren übrigen getreuen Unterthanen, Unsere Aller-
höchste Kayserliche Gnade zustatten kommen möge;
so befehlen Wir hiemit allergnädigst, alle obgenann-
te Straf=Gelder und Procente, welche bis dato noch
nicht eingetrieben worden, gänzlich aufzuheben, und
weder von ihnen noch von ihren Erben fernerhin zu
fordern, auch diejenigen, welche aus Einfalt ohne
einigen boshaften Vorsatz den Huldigungs=Eid nicht
abgeleget, mit der Leibes=Strafe zu verschonen, imglei-
chen die bisher fortgedauerte Revüe der Kirchen=Die-
ner abzustellen; wegen der Restantien aber in Unserm
Senat eine schleunige Untersuchung anzustellen, und
mit beygefügtem Gutachten, Unserm Cabinet zu un-
serer allergnädigsten Approbation zu unterlegen; da
Wir alsdenn denen Armen und Unvermögenden Un-
ser allerhöchste Kayserl. Gnade wollen angedeihen las-
sen.


Gelehrte Sachen.
Fortsetzung der Untersuchung, woher die zwölf
himmlischen Zeichen ihre Benennung
erhalten haben.

Wann die Sonne zum Sommer=Solstitio gekommen
ist, so höret sie auf, sich dem Polus zu nähern,
und sie fänget an rückwärts zum Aequatore zu laufen,
[Spaltenumbruch] und gleichsam auf demselben Wege wieder zurück zu
kehren. Daher glaubten die Egyptier, daß sie den Ster-
nen, unter welchen sich die Sonne sodann befindet, den
Namen des Krebses beylegen dürften. Jederman weis die
Gewohnheit dieses Thieres, und nichts war eigentlicher
gesagt, die Zurückkehrung der Sonne zu bezeichnen.

Bey der ausnehmenden Hitze, welche hierauf folgte,
sahe man die Sonne in ihrer höchsten Kraft, welche
man dadurch zu erkennen geben wolte, daß man der
Constellation, unter der sie sich sodann befindet, den
Namen des Löwen, als des fürchterlichsten Thieres bey-
legte.

Die Erndte, welche bald hierauf folget, gab zu Be-
nennung der sechsten Constellation Gelegenheit, und
man stellte dieselbe unter der Gestalt eines jungen Mäd-
chens vor, die mit der Erndte beschäftiget ist, und die
eine Aehre in der Hand hält. Das Symbolum
ist von den jungen Mädchen hergenommen, welche den
Schnittern nachlesen, und nichts konnte die Jahrs Zeit
besser ausdrucken, in der die Vorsehung den Reichen
und den Armen die nöthigen Lebens=Mittel mitthei-
let.

Die Jungfrau selbst erhielt den Namen der Sibil-
le, oder der Aehre, welche sie hält. Nichts ist deutli-
cher als dieser Name in seinem Ursprunge. Jn der
Folge kamen die Fabeln. Man wollte, daß diese Si-
bille von der Erde in den Himmel aufgenommen war.
Und zu weisen, auf welche Art sie diese Reise verrichtet
hätte, so legte man ihr in den Bildern, welche von ihr
verfertiget wurden, Flügel bey. Man setzte hinzu, daß
sie einen göttlichen Geist gehabt, und daß sie die Frucht-
barkeit oder den Mißwachs verkündiget hätte. Da-
her sind die verschiedenen Sibillen entstanden. Alle
Weiber oder Priesterinnen, welche sich mit dem Wahr-
sagen abgaben, oder welche sowohl die alten und
wahren, als die neuen und falschen Prophezeyungen
sammleten, hießen Sibillen.

Künftig folgt der Beschluß.


[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

Examen du Prince de Machiavel, avec des notes Hiſtoriques & Politiques à la Haye 1741 8tav.


Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amte ausgegeben.

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 67. Berlin, 1. Dezember 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin067_1740/4>, abgerufen am 23.11.2024.