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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 104. Berlin, 31. August 1741.

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[Beginn Spaltensatz] auf nichts anders, als bloß einem Kriege vorzu-
beugen. Se. Allerchristlichste Majestät haben sich
erkläret, daß Sie nichts zum Nachtheil der Königin
von Ungarn thun wolten, und daß kein eintziger Fürst
des Reichs sey, über den Sie sich dergestalt beschwe-
ren könnten, daß Sie genöthiget würden, deswegen
die Waffen zu ergreiffen. Dero Truppen, die über
den Rhein gegangen sind, und noch darüber gehen,
sollen demnach nur zu einer Observations=Armee die-
nen, und wieder niemand feindlich verfahren, wenn
niemand wieder den Frieden, und die gemeine Ruhe
des Reichs, Feindseligkeiten verübet. Aber, heist es,
inzwischen marschiret doch eine Armee nach Bayern.
Gesetzt, dieses geschiehet wircklich; wenn wird sie da
seyn? wenn wird sie agiren können? Die bequem-
ste Jahres=Zeit ist mehrentheils schon verstrichen.
Die erste Colonne gieng den 15ten Augusti über den
Rhein, und die letzte wird erst den 27sten Septem-
ber folgen. Diejenige Colonne, welche den kürtzesten
Weg durch das Würtembergische nimmt, hat we-
nigstens 60 Deutsche Meilen bis nach Passau. Das
ist, sie kann kaum vor der Mitte des Octobers da-
selbst eintreffen. Wenn werden nun die andern, die
durch Schwaben und Francken defiliren, dort anlan-
gen? Last uns hieraus den Schluß machen, daß es
genung ist, wenn diese Truppen im Reiche stehen,
und bey der Hand sind, um die Freyheit der Kay-
ser=Wahl in Franckfurt unterstützen zu helffen. Zu
solchem Zweck scheinet die Armee bestimmet zu seyn;
weil man einen Entwurf will entdeckt haben, krafft
dessen ein neuer Kayser auf eine der güldenen Bulle
wiederstrebende Weise solte erwehlet werden. Mich
dünckt, ich höre hier einige politische Geister gantz
sachte sprechen: Franckreich wird uns durch seine
friedsertigen Meinungen einen schönen Kayser ge-
ben! Wenn es nicht die Absicht ist, dem Churfür-
sten von Bayern Hülffe zu leisten, und folglich die
Pragmatische Sanction anzugreiffen; warum hat
denn dieser Printz die Feindseligkeiten durch die Bese-
tzung der Stadt Passau angefangen? Die Unterneh-
mung des Churfürsten kann vielleicht ihre gegründete
Entschuldigung finden, und darf eben nicht vor eine
Art von offenbaren Feindseligkeiten gehalten werden.
Nachdem Se. Churfürstl. Durchl. mit dem Wieneri-
schen Hofe einen langen Feder=Krieg geführet hat-
ten, wodurch Sie Dero Forderungen in ein helles
Licht zu setzen suchten, so ließ gemeldeter Hof seine in
[Spaltenumbruch] dem innersten Theil des Königreichs Ungarn und
Fürstenthums Siebenbürgen stehende Truppen eine
Bewegung machen, um an den Bayerischen Grän-
tzen eine Armee zusammen zu ziehen. Erlaubte nicht
das Recht der Billigkeit dem Churfürsten, auf Seine
Sicherheit zu gedencken, und eine Besatzung in einen
Platz zu werfen, der in der That der Schlüssel zu
Seinen Ländern ist, und wovon Er meinte, daß die
Oesterreicher sich dessen ohne Mühe bemeistern wür-
den, zumahl, da der Bischof ein solcher Fürst ist, der
Ursachen genung hat, dem Durchlauchtigsten Hause
Oesterreich beständig ergeben zu bleiben? Was die
übrigen Einwürfe wegen der anderen Armeen an der
Maas, und in Dauphine, betrifft, so beantwortet sel-
bige das bekannte Schreiben aus Versailles: Man
rüstet sich aus nöthiger Klugheit, zu einer sol-
chen Zeit, da gantz Europa in Bewegung ist.
Sonst wünscht man den Frieden. Jnzwischen
richtet Europa seine Augen auf die Art der bevor-
stehenden Kayser=Wahl, und auf die Maaßregeln,
welche die Churfürsten hierbey etwa nehmen möchten.
Diese Churfürsten sind patriotische Deutsche. Das
alte Deutsche Blut wallet noch in Jhren Adern, und
Sie haben noch nicht vergessen, daß Sie Grund-
Säulen eines freyen und von niemanden abhangen-
den Reichs sind.

Franckfurt am Mayn, vom 25. Augusti.

Es verlautet, als ob die Dänischen, Heßischen
und Hannöverischen Truppen ehestens ein Lager in
der Grafschaft Hanau errichten würden, um auf die
Bewegungen der Frantzosen, welche noch immer
über den Rhein gehen, ein wachsames Auge zu ha-
ben. Die beyden Städte Ulm und Augsburg sollen
zur Sicherheit mit einer Garnison von Schwäbischen
Creyß=Völckern belegt werden.

Düsseldorf, vom 23. Augusti.

Man hat bereits eine grosse Menge Fahrzeuge
zusammen gebracht, um davon eine Schif=Brücke über
den Rhein zu schlagen, und zwar eine Meile ober-
halb hiesiger Stadt, gerade gegen der Ebene von
Neuß über, woselbst auch vor die Frantzösischen
Truppen, welche man künftigen Monath in den Her-
tzogthümern Jülich und Bergen erwartet, ein Lager
ist abgestochen worden. Das Corps gemeldeter Trup-
pen wird aus folgenden Regimentern bestehen:
Jnfanterie. Champagne, Bourbounois, Marsau,
Lionnois, Dauphin, Montmorin, Limousin, la
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] auf nichts anders, als bloß einem Kriege vorzu-
beugen. Se. Allerchristlichste Majestät haben sich
erkläret, daß Sie nichts zum Nachtheil der Königin
von Ungarn thun wolten, und daß kein eintziger Fürst
des Reichs sey, über den Sie sich dergestalt beschwe-
ren könnten, daß Sie genöthiget würden, deswegen
die Waffen zu ergreiffen. Dero Truppen, die über
den Rhein gegangen sind, und noch darüber gehen,
sollen demnach nur zu einer Observations=Armee die-
nen, und wieder niemand feindlich verfahren, wenn
niemand wieder den Frieden, und die gemeine Ruhe
des Reichs, Feindseligkeiten verübet. Aber, heist es,
inzwischen marschiret doch eine Armee nach Bayern.
Gesetzt, dieses geschiehet wircklich; wenn wird sie da
seyn? wenn wird sie agiren können? Die bequem-
ste Jahres=Zeit ist mehrentheils schon verstrichen.
Die erste Colonne gieng den 15ten Augusti über den
Rhein, und die letzte wird erst den 27sten Septem-
ber folgen. Diejenige Colonne, welche den kürtzesten
Weg durch das Würtembergische nimmt, hat we-
nigstens 60 Deutsche Meilen bis nach Passau. Das
ist, sie kann kaum vor der Mitte des Octobers da-
selbst eintreffen. Wenn werden nun die andern, die
durch Schwaben und Francken defiliren, dort anlan-
gen? Last uns hieraus den Schluß machen, daß es
genung ist, wenn diese Truppen im Reiche stehen,
und bey der Hand sind, um die Freyheit der Kay-
ser=Wahl in Franckfurt unterstützen zu helffen. Zu
solchem Zweck scheinet die Armee bestimmet zu seyn;
weil man einen Entwurf will entdeckt haben, krafft
dessen ein neuer Kayser auf eine der güldenen Bulle
wiederstrebende Weise solte erwehlet werden. Mich
dünckt, ich höre hier einige politische Geister gantz
sachte sprechen: Franckreich wird uns durch seine
friedsertigen Meinungen einen schönen Kayser ge-
ben! Wenn es nicht die Absicht ist, dem Churfür-
sten von Bayern Hülffe zu leisten, und folglich die
Pragmatische Sanction anzugreiffen; warum hat
denn dieser Printz die Feindseligkeiten durch die Bese-
tzung der Stadt Passau angefangen? Die Unterneh-
mung des Churfürsten kann vielleicht ihre gegründete
Entschuldigung finden, und darf eben nicht vor eine
Art von offenbaren Feindseligkeiten gehalten werden.
Nachdem Se. Churfürstl. Durchl. mit dem Wieneri-
schen Hofe einen langen Feder=Krieg geführet hat-
ten, wodurch Sie Dero Forderungen in ein helles
Licht zu setzen suchten, so ließ gemeldeter Hof seine in
[Spaltenumbruch] dem innersten Theil des Königreichs Ungarn und
Fürstenthums Siebenbürgen stehende Truppen eine
Bewegung machen, um an den Bayerischen Grän-
tzen eine Armee zusammen zu ziehen. Erlaubte nicht
das Recht der Billigkeit dem Churfürsten, auf Seine
Sicherheit zu gedencken, und eine Besatzung in einen
Platz zu werfen, der in der That der Schlüssel zu
Seinen Ländern ist, und wovon Er meinte, daß die
Oesterreicher sich dessen ohne Mühe bemeistern wür-
den, zumahl, da der Bischof ein solcher Fürst ist, der
Ursachen genung hat, dem Durchlauchtigsten Hause
Oesterreich beständig ergeben zu bleiben? Was die
übrigen Einwürfe wegen der anderen Armeen an der
Maas, und in Dauphine, betrifft, so beantwortet sel-
bige das bekannte Schreiben aus Versailles: Man
rüstet sich aus nöthiger Klugheit, zu einer sol-
chen Zeit, da gantz Europa in Bewegung ist.
Sonst wünscht man den Frieden. Jnzwischen
richtet Europa seine Augen auf die Art der bevor-
stehenden Kayser=Wahl, und auf die Maaßregeln,
welche die Churfürsten hierbey etwa nehmen möchten.
Diese Churfürsten sind patriotische Deutsche. Das
alte Deutsche Blut wallet noch in Jhren Adern, und
Sie haben noch nicht vergessen, daß Sie Grund-
Säulen eines freyen und von niemanden abhangen-
den Reichs sind.

Franckfurt am Mayn, vom 25. Augusti.

Es verlautet, als ob die Dänischen, Heßischen
und Hannöverischen Truppen ehestens ein Lager in
der Grafschaft Hanau errichten würden, um auf die
Bewegungen der Frantzosen, welche noch immer
über den Rhein gehen, ein wachsames Auge zu ha-
ben. Die beyden Städte Ulm und Augsburg sollen
zur Sicherheit mit einer Garnison von Schwäbischen
Creyß=Völckern belegt werden.

Düsseldorf, vom 23. Augusti.

Man hat bereits eine grosse Menge Fahrzeuge
zusammen gebracht, um davon eine Schif=Brücke über
den Rhein zu schlagen, und zwar eine Meile ober-
halb hiesiger Stadt, gerade gegen der Ebene von
Neuß über, woselbst auch vor die Frantzösischen
Truppen, welche man künftigen Monath in den Her-
tzogthümern Jülich und Bergen erwartet, ein Lager
ist abgestochen worden. Das Corps gemeldeter Trup-
pen wird aus folgenden Regimentern bestehen:
Jnfanterie. Champagne, Bourbounois, Marsau,
Lionnois, Dauphin, Montmorin, Limousin, la
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 104. Berlin, 31. August 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin104_1741/2>, abgerufen am 31.10.2024.