Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 136. Berlin, 14. November 1741.[Beginn Spaltensatz]
Carosse, und begaben sich zu Pferde nach den hiesigen Praag, vom 2. November Die Frantzösischen und Bayerischen Truppen mar- Jngolstadt, vom 28 Octobr. Die Briefe von der Tyrolischen Gräntze melden, Abo in Finnland, vom 28. October. Vor etlichen Tagen wurde der General=Lieutenant Franckfurt am Mayn, vom 6. Novembr. Den 4ten dieses geschahe hier mit gewöhnlichen [Beginn Spaltensatz]
Carosse, und begaben sich zu Pferde nach den hiesigen Praag, vom 2. November Die Frantzösischen und Bayerischen Truppen mar- Jngolstadt, vom 28 Octobr. Die Briefe von der Tyrolischen Gräntze melden, Abo in Finnland, vom 28. October. Vor etlichen Tagen wurde der General=Lieutenant Franckfurt am Mayn, vom 6. Novembr. Den 4ten dieses geschahe hier mit gewöhnlichen <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003"/><cb type="start"/> Carosse, und begaben sich zu Pferde nach den hiesigen<lb/> Aussenwercken, besahen auch hernach die innere For-<lb/> tification, und bezeigten über beyde ein gantz ungemei-<lb/> nes Vergnügen. Als Dieselben die Königlichen und<lb/> Bürgerlichen Zeug= Häuser in hohen Angenschein ge-<lb/> nommen, und Mittags bey dem Grafen von Kheven-<lb/> hüller gespeiset hatten, kehreten Sie gegen 3 Uhr mit<lb/> Post= Pferden wieder nach Presburg zurück. Gemel-<lb/> deten Tages kamen 2 Curiers allhier an, einer aus<lb/> Jtalien, und der andere aus Böhmen. Von diesem<lb/> letztern versichert man, er habe die Nachricht über-<lb/> bracht, daß die bisher bey Amberg, in der Ober-<lb/> Pfaltz, gestandenen Frantzösischen Truppen in vollem<lb/> Marsch begriffen wären, um auf der Seite von Eger<lb/> und Budweißin, in Böhmen einzubrechen. Den 26.<lb/> und 27ten Octobr sind die hier neugebaueten Sai-<lb/> quen, etliche 20. an der Zahl, nachdem sie mit ge-<lb/> höriger Mannschafft besetzt und bewaffnet worden,<lb/> die Donau hinauf, zu den übrigen bey Thull lie-<lb/> genden, abgefahren. Der Obrist=Lieutenant von<lb/> Mantzel, der in Schlesien die Panduren Zeit wäh-<lb/> renden Arresis des Barons von Trenck commandirte,<lb/> und jetzo eine Frey= Parthey von einigen 100 Waras-<lb/> diner- Theisner und Maroscher= Hussaren anführet,<lb/> hat verwichene Woche, um Mitternacht, die feindlichen<lb/> Vorposten und Feld=Wachten bey Vilshofen ausgeho-<lb/> ben, und in unser Lager bey Sichardskirch, gebracht.<lb/> Se. Churfürstliche Durchl. von Bayern haben das<lb/> reiche Kloster Mölck, dessen Abt hieher geflüchtet ist,<lb/> auf 600000 Gulden brandschatzen lassen.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Praag, vom 2. November</head><lb/> <p>Die Frantzösischen und Bayerischen Truppen mar-<lb/> schieren nunmehro von allen Seiten in dieses König-<lb/> reich ein, und die Oesterreichischen Regimenter ziehen<lb/> sich bey ihrer Annäherung immer weiter zurück.<lb/> Die Garnison hiesiger Haupt=Stadt ist, in Betrach-<lb/> tung der Weitläuftigkeit derselben, viel zu schwach.<lb/> Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern haben durch<lb/> ein Patent, <hi rendition="#aq">de Dato</hi> Amberg, vom 25sten October,<lb/> öffentlich bekannt machen lassen, daß Sie nicht als<lb/> ein Feind, sondern als ein wahrer Vater des Vater-<lb/> landes, in das Königreich Böhmen kämen, und daß<lb/> die Einwohner Jhren und den Frantzösischen Hülfs-<lb/> Völckern die nöthigen Lebens=Mittel, sammt der<lb/> Fourage, ohne Weigerung liefern, auch sich nicht<lb/> etwa durch eine Wiedersetzung Ungelegenheit verur-<lb/> sachen möchten.</p><lb/> </div> <cb n="2"/> <div type="jArticle" n="2"> <head>Jngolstadt, vom 28 Octobr.</head><lb/> <p>Die Briefe von der Tyrolischen Gräntze melden,<lb/> daß die unsrigen sich der Stadt Füessen, am Flusse<lb/> Lech, wo die Passage nach Reuthen, und Ehrenberg, ge-<lb/> het, den 17ten dieses bemächtiget hätten, und daß<lb/> wir nunmehro wegen eines Einfals der Tyroler wei-<lb/> ter nichts besorgen dürften.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Abo in Finnland, vom 28. October.</head><lb/> <p>Vor etlichen Tagen wurde der General=Lieutenant<lb/> von Buddenbrock mit einer starcken Wache durch<lb/> hiesige Stadt gefangen nach Stockholm geführet.<lb/> Man beschuldiget ihn, er habe dem General=Major<lb/> von Wrangel in der Action bey Willmanstrand keine<lb/> Hülfe geleistet, da er doch von selbigem um schleuni-<lb/> gen Succurs inständigst sey ersucht worden.</p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Franckfurt am Mayn, vom 6. Novembr.</head><lb/> <p>Den 4ten dieses geschahe hier mit gewöhnlichen<lb/> Ceremonien die Eröfnung der Präliminair=Conferen-<lb/> tzen wegen der Kayser=Wahl. Tages vorher ließ<lb/> der Graf von Pappenheim, Erb=Marschall des Reichs,<lb/> durch einen seiner Räthe allen Churfürstlichen Am-<lb/> bassadeurs die Versammlung ansagen, welche sich<lb/> denn Vormittags um 10 Uhr auf dem hiesigen Rö-<lb/> mer, oder Rathhause, in einem besondern Saale ein-<lb/> fanden. Nachdem sie nun ihre Vollmachten einander<lb/> gezeiget hatten, schritten sie zur Berathschlagung, und<lb/> verfaßten 2 Conclusa. Das erste betraf die Sus-<lb/> pension der Activität des Chur=Böhmischen Voti bey<lb/> der bevorstehenden Kayser=Wahl, und das zweyte<lb/> die Aufhebung des Böhmischen Quartiers währen-<lb/> der jetzigen Wahl=Versammlungen. Beyde Conclusa<lb/> wurden noch selbigen Tages durch den Chur=Mayn-<lb/> tzischen Legations=Secretarium dem Herrn Baron<lb/> Hildebrand von Brandau, Ambassadeur der Köni-<lb/> gin von Ungarn, eingehändiget. Dieser Minister<lb/> räumete gleich des andern Morgens darauf den so<lb/> genannten Braunfels, welches Haus vor den Rö-<lb/> mischen König bestimmet ist, und reisete von hier<lb/> nach Hanau, um allda die fernern Verhaltungs-<lb/> Befehle von seiner Königin zu erwarten. Neulich<lb/> langete der Baron von Berchaim, Churfürstl. Bave-<lb/> rischer General= Krieges=und Proviant=Commissa-<lb/> rius, in hiesiger Stadt an. Aus München wird ge-<lb/> schrieben, daß heute die Bagage der Churfürstin von<lb/> Bayern von dannen abgehen solle; weil Jhro Chnr-<lb/> fürstl. Durchl. gesonnen wären, sich nächstens anhero<lb/> zu begeben.</p><lb/> </div> </div> <cb type="end"/> </body> </text> </TEI> [0003]
Carosse, und begaben sich zu Pferde nach den hiesigen
Aussenwercken, besahen auch hernach die innere For-
tification, und bezeigten über beyde ein gantz ungemei-
nes Vergnügen. Als Dieselben die Königlichen und
Bürgerlichen Zeug= Häuser in hohen Angenschein ge-
nommen, und Mittags bey dem Grafen von Kheven-
hüller gespeiset hatten, kehreten Sie gegen 3 Uhr mit
Post= Pferden wieder nach Presburg zurück. Gemel-
deten Tages kamen 2 Curiers allhier an, einer aus
Jtalien, und der andere aus Böhmen. Von diesem
letztern versichert man, er habe die Nachricht über-
bracht, daß die bisher bey Amberg, in der Ober-
Pfaltz, gestandenen Frantzösischen Truppen in vollem
Marsch begriffen wären, um auf der Seite von Eger
und Budweißin, in Böhmen einzubrechen. Den 26.
und 27ten Octobr sind die hier neugebaueten Sai-
quen, etliche 20. an der Zahl, nachdem sie mit ge-
höriger Mannschafft besetzt und bewaffnet worden,
die Donau hinauf, zu den übrigen bey Thull lie-
genden, abgefahren. Der Obrist=Lieutenant von
Mantzel, der in Schlesien die Panduren Zeit wäh-
renden Arresis des Barons von Trenck commandirte,
und jetzo eine Frey= Parthey von einigen 100 Waras-
diner- Theisner und Maroscher= Hussaren anführet,
hat verwichene Woche, um Mitternacht, die feindlichen
Vorposten und Feld=Wachten bey Vilshofen ausgeho-
ben, und in unser Lager bey Sichardskirch, gebracht.
Se. Churfürstliche Durchl. von Bayern haben das
reiche Kloster Mölck, dessen Abt hieher geflüchtet ist,
auf 600000 Gulden brandschatzen lassen.
Praag, vom 2. November
Die Frantzösischen und Bayerischen Truppen mar-
schieren nunmehro von allen Seiten in dieses König-
reich ein, und die Oesterreichischen Regimenter ziehen
sich bey ihrer Annäherung immer weiter zurück.
Die Garnison hiesiger Haupt=Stadt ist, in Betrach-
tung der Weitläuftigkeit derselben, viel zu schwach.
Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern haben durch
ein Patent, de Dato Amberg, vom 25sten October,
öffentlich bekannt machen lassen, daß Sie nicht als
ein Feind, sondern als ein wahrer Vater des Vater-
landes, in das Königreich Böhmen kämen, und daß
die Einwohner Jhren und den Frantzösischen Hülfs-
Völckern die nöthigen Lebens=Mittel, sammt der
Fourage, ohne Weigerung liefern, auch sich nicht
etwa durch eine Wiedersetzung Ungelegenheit verur-
sachen möchten.
Jngolstadt, vom 28 Octobr.
Die Briefe von der Tyrolischen Gräntze melden,
daß die unsrigen sich der Stadt Füessen, am Flusse
Lech, wo die Passage nach Reuthen, und Ehrenberg, ge-
het, den 17ten dieses bemächtiget hätten, und daß
wir nunmehro wegen eines Einfals der Tyroler wei-
ter nichts besorgen dürften.
Abo in Finnland, vom 28. October.
Vor etlichen Tagen wurde der General=Lieutenant
von Buddenbrock mit einer starcken Wache durch
hiesige Stadt gefangen nach Stockholm geführet.
Man beschuldiget ihn, er habe dem General=Major
von Wrangel in der Action bey Willmanstrand keine
Hülfe geleistet, da er doch von selbigem um schleuni-
gen Succurs inständigst sey ersucht worden.
Franckfurt am Mayn, vom 6. Novembr.
Den 4ten dieses geschahe hier mit gewöhnlichen
Ceremonien die Eröfnung der Präliminair=Conferen-
tzen wegen der Kayser=Wahl. Tages vorher ließ
der Graf von Pappenheim, Erb=Marschall des Reichs,
durch einen seiner Räthe allen Churfürstlichen Am-
bassadeurs die Versammlung ansagen, welche sich
denn Vormittags um 10 Uhr auf dem hiesigen Rö-
mer, oder Rathhause, in einem besondern Saale ein-
fanden. Nachdem sie nun ihre Vollmachten einander
gezeiget hatten, schritten sie zur Berathschlagung, und
verfaßten 2 Conclusa. Das erste betraf die Sus-
pension der Activität des Chur=Böhmischen Voti bey
der bevorstehenden Kayser=Wahl, und das zweyte
die Aufhebung des Böhmischen Quartiers währen-
der jetzigen Wahl=Versammlungen. Beyde Conclusa
wurden noch selbigen Tages durch den Chur=Mayn-
tzischen Legations=Secretarium dem Herrn Baron
Hildebrand von Brandau, Ambassadeur der Köni-
gin von Ungarn, eingehändiget. Dieser Minister
räumete gleich des andern Morgens darauf den so
genannten Braunfels, welches Haus vor den Rö-
mischen König bestimmet ist, und reisete von hier
nach Hanau, um allda die fernern Verhaltungs-
Befehle von seiner Königin zu erwarten. Neulich
langete der Baron von Berchaim, Churfürstl. Bave-
rischer General= Krieges=und Proviant=Commissa-
rius, in hiesiger Stadt an. Aus München wird ge-
schrieben, daß heute die Bagage der Churfürstin von
Bayern von dannen abgehen solle; weil Jhro Chnr-
fürstl. Durchl. gesonnen wären, sich nächstens anhero
zu begeben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |