Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 18. Berlin, 9. Februar 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

man entdekket daß der Fiscal=Procurator zu Montrewill die-
sen Mord angestellet hat, man hat nicht allein ihn sondern
auch einen Pak=Träger zu Thionville gefänglich eingezogen,
welcher ein Teilhaber des Verbrechens, und zu diesem Meu-
chel=Morde von dem Fiscale erkauffet worden ist. Sie sind
bereits beide gegen einander vernomen, u. einander unter das
Gesicht gestellet worden, da der erstere den leztern vorgeworf-
fen haben soll, daß er ihn noch vierzig Pf. auf das versproche-
ne Geld wegen Begehung dieses Mordes schuldig wär. Jn-
gleichen hat der General=Lieutenant der Polizei einen neuen
Fund gethan, und in einem unbewohnten Pallaste einige
Ballen der allerschändlichsten und gottlosesten Bücher entde-
ket, welche teils allhier teils in einer andern bekannten
Stadt gedrukt seyn, und allezusammen durch den Henker ver-
brannt werden sollen. Ausser allen Zweifel, wird der unermü-
dete Fleiß und die scharffe Nachforschung des Herrn He-
rauld, die Drukker und Eigentümer offenbar machen, wel-
cher sich diese Sache um so viel angelegner seyn läst, weil der
König ausdrüklich verboten, keine dergleichen Schrifften
ans Tages=Licht kommen zu lassen, wodurch die Jugend auf
ewig verdorben wird. Nach einen hier herum gehenden
Gerüchte soll die Spanische Flotte nach Corsica geseegelt,
und wie man so gleich vernimmt der Pabst gestorben seyn.

Breßlau, den 26. Jan.

Am Montage gegen Abend erhob sich in hiesigen Gegen-
den plözlich ein so gewaltiger Sturm=Wind aus Norden, als
bey Menschen=Gedenken hier nicht gewesen, welcher die gan-
ze Nacht hindurch angehalten, und so wohl in der Stadt an
Brüken, Dächern, Fenstern und Gärten grossen Schaden
gethan, vornemlich aber auf dem Lande viel hundert Häu-
ser und Scheuern abgedekket, verschiedene von Grund aus
nieder gerissen, Menschen und Vieh erschlagen, auch viel
fruchtbare Bäume mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben,
und insonderheit in den Wäldern durch Wind=Brüche un-
säglichen Schaden verursachet hat. Uber dieses giebet die
beständig anhaltende Nässe wenig Hofnung zu einer guten
Erndte, vielmehr hält man die Winter=Saat vor gänzlich
verlohren, wie denn nicht ohne Ursache eine grosse Teurung
zu befürchten.

man entdekket daß der Fiscal=Procurator zu Montrewill die-
sen Mord angestellet hat, man hat nicht allein ihn sondern
auch einen Pak=Träger zu Thionville gefänglich eingezogen,
welcher ein Teilhaber des Verbrechens, und zu diesem Meu-
chel=Morde von dem Fiscale erkauffet worden ist. Sie sind
bereits beide gegen einander vernom̅en, u. einander unter das
Gesicht gestellet worden, da der erstere den leztern vorgeworf-
fen haben soll, daß er ihn noch vierzig Pf. auf das versproche-
ne Geld wegen Begehung dieses Mordes schuldig wär. Jn-
gleichen hat der General=Lieutenant der Polizei einen neuen
Fund gethan, und in einem unbewohnten Pallaste einige
Ballen der allerschändlichsten und gottlosesten Bücher entde-
ket, welche teils allhier teils in einer andern bekannten
Stadt gedrukt seyn, und allezusammen durch den Henker ver-
brannt werden sollen. Ausser allen Zweifel, wird der unermü-
dete Fleiß und die scharffe Nachforschung des Herrn He-
rauld, die Drukker und Eigentümer offenbar machen, wel-
cher sich diese Sache um so viel angelegner seyn läst, weil der
König ausdrüklich verboten, keine dergleichen Schrifften
ans Tages=Licht kommen zu lassen, wodurch die Jugend auf
ewig verdorben wird. Nach einen hier herum gehenden
Gerüchte soll die Spanische Flotte nach Corsica geseegelt,
und wie man so gleich vernimmt der Pabst gestorben seyn.

Breßlau, den 26. Jan.

Am Montage gegen Abend erhob sich in hiesigen Gegen-
den plözlich ein so gewaltiger Sturm=Wind aus Norden, als
bey Menschen=Gedenken hier nicht gewesen, welcher die gan-
ze Nacht hindurch angehalten, und so wohl in der Stadt an
Brüken, Dächern, Fenstern und Gärten grossen Schaden
gethan, vornemlich aber auf dem Lande viel hundert Häu-
ser und Scheuern abgedekket, verschiedene von Grund aus
nieder gerissen, Menschen und Vieh erschlagen, auch viel
fruchtbare Bäume mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben,
und insonderheit in den Wäldern durch Wind=Brüche un-
säglichen Schaden verursachet hat. Uber dieses giebet die
beständig anhaltende Nässe wenig Hofnung zu einer guten
Erndte, vielmehr hält man die Winter=Saat vor gänzlich
verlohren, wie denn nicht ohne Ursache eine grosse Teurung
zu befürchten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0005"/>
man entdekket daß der Fiscal=Procurator zu Montrewill die-<lb/>
sen Mord angestellet hat, man hat nicht allein ihn sondern<lb/>
auch einen Pak=Träger zu Thionville gefänglich eingezogen,<lb/>
welcher ein Teilhaber des Verbrechens, und zu diesem Meu-<lb/>
chel=Morde von dem Fiscale erkauffet worden ist. Sie sind<lb/>
bereits beide gegen einander vernom&#x0305;en, u. einander unter das<lb/>
Gesicht gestellet worden, da der erstere den leztern vorgeworf-<lb/>
fen haben soll, daß er ihn noch vierzig Pf. auf das versproche-<lb/>
ne Geld wegen Begehung dieses Mordes schuldig wär. Jn-<lb/>
gleichen hat der General=Lieutenant der Polizei einen neuen<lb/>
Fund gethan, und in einem unbewohnten Pallaste einige<lb/>
Ballen der allerschändlichsten und gottlosesten Bücher entde-<lb/>
ket, welche teils allhier teils in einer andern bekannten<lb/>
Stadt gedrukt seyn, und allezusammen durch den Henker ver-<lb/>
brannt werden sollen. Ausser allen Zweifel, wird der unermü-<lb/>
dete Fleiß und die scharffe Nachforschung des Herrn He-<lb/>
rauld, die Drukker und Eigentümer offenbar machen, wel-<lb/>
cher sich diese Sache um so viel angelegner seyn läst, weil der<lb/>
König ausdrüklich verboten, keine dergleichen Schrifften<lb/>
ans Tages=Licht kommen zu lassen, wodurch die Jugend auf<lb/>
ewig verdorben wird. Nach einen hier herum gehenden<lb/>
Gerüchte soll die Spanische Flotte nach Corsica geseegelt,<lb/>
und wie man so gleich vernimmt der Pabst gestorben seyn.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Breßlau, den 26. Jan.</head><lb/>
          <p>Am Montage gegen Abend erhob sich in hiesigen Gegen-<lb/>
den plözlich ein so gewaltiger Sturm=Wind aus Norden, als<lb/>
bey Menschen=Gedenken hier nicht gewesen, welcher die gan-<lb/>
ze Nacht hindurch angehalten, und so wohl in der Stadt an<lb/>
Brüken, Dächern, Fenstern und Gärten grossen Schaden<lb/>
gethan, vornemlich aber auf dem Lande viel hundert Häu-<lb/>
ser und Scheuern abgedekket, verschiedene von Grund aus<lb/>
nieder gerissen, Menschen und Vieh erschlagen, auch viel<lb/>
fruchtbare Bäume mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben,<lb/>
und insonderheit in den Wäldern durch Wind=Brüche un-<lb/>
säglichen Schaden verursachet hat. Uber dieses giebet die<lb/>
beständig anhaltende Nässe wenig Hofnung zu einer guten<lb/>
Erndte, vielmehr hält man die Winter=Saat vor gänzlich<lb/>
verlohren, wie denn nicht ohne Ursache eine grosse Teurung<lb/>
zu befürchten.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0005] man entdekket daß der Fiscal=Procurator zu Montrewill die- sen Mord angestellet hat, man hat nicht allein ihn sondern auch einen Pak=Träger zu Thionville gefänglich eingezogen, welcher ein Teilhaber des Verbrechens, und zu diesem Meu- chel=Morde von dem Fiscale erkauffet worden ist. Sie sind bereits beide gegen einander vernom̅en, u. einander unter das Gesicht gestellet worden, da der erstere den leztern vorgeworf- fen haben soll, daß er ihn noch vierzig Pf. auf das versproche- ne Geld wegen Begehung dieses Mordes schuldig wär. Jn- gleichen hat der General=Lieutenant der Polizei einen neuen Fund gethan, und in einem unbewohnten Pallaste einige Ballen der allerschändlichsten und gottlosesten Bücher entde- ket, welche teils allhier teils in einer andern bekannten Stadt gedrukt seyn, und allezusammen durch den Henker ver- brannt werden sollen. Ausser allen Zweifel, wird der unermü- dete Fleiß und die scharffe Nachforschung des Herrn He- rauld, die Drukker und Eigentümer offenbar machen, wel- cher sich diese Sache um so viel angelegner seyn läst, weil der König ausdrüklich verboten, keine dergleichen Schrifften ans Tages=Licht kommen zu lassen, wodurch die Jugend auf ewig verdorben wird. Nach einen hier herum gehenden Gerüchte soll die Spanische Flotte nach Corsica geseegelt, und wie man so gleich vernimmt der Pabst gestorben seyn. Breßlau, den 26. Jan. Am Montage gegen Abend erhob sich in hiesigen Gegen- den plözlich ein so gewaltiger Sturm=Wind aus Norden, als bey Menschen=Gedenken hier nicht gewesen, welcher die gan- ze Nacht hindurch angehalten, und so wohl in der Stadt an Brüken, Dächern, Fenstern und Gärten grossen Schaden gethan, vornemlich aber auf dem Lande viel hundert Häu- ser und Scheuern abgedekket, verschiedene von Grund aus nieder gerissen, Menschen und Vieh erschlagen, auch viel fruchtbare Bäume mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben, und insonderheit in den Wäldern durch Wind=Brüche un- säglichen Schaden verursachet hat. Uber dieses giebet die beständig anhaltende Nässe wenig Hofnung zu einer guten Erndte, vielmehr hält man die Winter=Saat vor gänzlich verlohren, wie denn nicht ohne Ursache eine grosse Teurung zu befürchten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz18_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz18_1737/5
Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 18. Berlin, 9. Februar 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz18_1737/5>, abgerufen am 21.11.2024.