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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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lichkeit werden. Bey diesem lezern
Schand-Laster schämen sie sich nicht,
sondern sind froh, daß sie den angebrüh-
ten Magen geleeret, und also wieder
frisch aufdammen können. Da währets
denn biß in die späte sinckende Nacht hin-
ein, daß sie denen Braut-Leuten, dem
Wirth und andern, welche ihre Ruhe
wünschen, höchst-verdrießlich fallen, wie
auch denen inwohnenden Nachbarn, nicht
anders vorkommen, als wie die Nacht-
Raben, die sich bey Tage schämen, nach
Hause zu gehen, damit ihre Truucken-
heit nicht jedermann kund und offenbar
werde.



Haben sich die Braut-Leute gegen die
Musicanten oder Spiel-Leute raisonable
zu bezeigen; so stehet solches nicht min-
der auch den Hochzeit-Gästen an: Denn
solcher gestalt werden sie beherzt zum Auf-
spielen, und dörfen nicht so offt auf der
hohen Quint das Geld her! Geld her!
knistern, noch sich vor der Zeit mit ih-
ren Jnstrumenten aus dem Staube ma-
chen, wie manche gethan, wenn sie das
Geld gezehlet, und gemercket, daß es

nicht

lichkeit werden. Bey dieſem lezern
Schand-Laſter ſchaͤmen ſie ſich nicht,
ſondern ſind froh, daß ſie den angebruͤh-
ten Magen geleeret, und alſo wieder
friſch aufdammen koͤnnen. Da waͤhrets
denn biß in die ſpaͤte ſinckende Nacht hin-
ein, daß ſie denen Braut-Leuten, dem
Wirth und andern, welche ihre Ruhe
wuͤnſchen, hoͤchſt-verdrießlich fallen, wie
auch denen inwohnenden Nachbarn, nicht
anders vorkommen, als wie die Nacht-
Raben, die ſich bey Tage ſchaͤmen, nach
Hauſe zu gehen, damit ihre Truucken-
heit nicht jedermann kund und offenbar
werde.



Haben ſich die Braut-Leute gegen die
Muſicanten oder Spiel-Leute raiſonable
zu bezeigen; ſo ſtehet ſolches nicht min-
der auch den Hochzeit-Gaͤſten an: Denn
ſolcher geſtalt werden ſie beherzt zum Auf-
ſpielen, und doͤrfen nicht ſo offt auf der
hohen Quint das Geld her! Geld her!
kniſtern, noch ſich vor der Zeit mit ih-
ren Jnſtrumenten aus dem Staube ma-
chen, wie manche gethan, wenn ſie das
Geld gezehlet, und gemercket, daß es

nicht
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[95/0101] lichkeit werden. Bey dieſem lezern Schand-Laſter ſchaͤmen ſie ſich nicht, ſondern ſind froh, daß ſie den angebruͤh- ten Magen geleeret, und alſo wieder friſch aufdammen koͤnnen. Da waͤhrets denn biß in die ſpaͤte ſinckende Nacht hin- ein, daß ſie denen Braut-Leuten, dem Wirth und andern, welche ihre Ruhe wuͤnſchen, hoͤchſt-verdrießlich fallen, wie auch denen inwohnenden Nachbarn, nicht anders vorkommen, als wie die Nacht- Raben, die ſich bey Tage ſchaͤmen, nach Hauſe zu gehen, damit ihre Truucken- heit nicht jedermann kund und offenbar werde. Haben ſich die Braut-Leute gegen die Muſicanten oder Spiel-Leute raiſonable zu bezeigen; ſo ſtehet ſolches nicht min- der auch den Hochzeit-Gaͤſten an: Denn ſolcher geſtalt werden ſie beherzt zum Auf- ſpielen, und doͤrfen nicht ſo offt auf der hohen Quint das Geld her! Geld her! kniſtern, noch ſich vor der Zeit mit ih- ren Jnſtrumenten aus dem Staube ma- chen, wie manche gethan, wenn ſie das Geld gezehlet, und gemercket, daß es nicht

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/101>, abgerufen am 04.12.2024.